Das Aussterben von Insekten zwingt Pflanzen zur schnellen Anpassung, die aber das Problem verschärft.
Es hat keineswegs nur mit der Erwärmung der Erde zu tun, dass das Artensterben massiv voranschreitet. Man spricht von dem sechsten, erstmals vom Menschen verursachten Massenaussterben. Das betrifft natürlich auch Insekten, die 75 Prozent aller Arten ausmachen sollen. Jeder, der offenen Auges durch die Welt geht, hat selbst beobachten können, dass deren Zahl und Vielfalt in den letzten Jahren drastisch geschwunden ist.
Wissenschaftler sprechen von einer Insektenapokalypse, die viele Folgen für die Umwelt und andere Lebewesen hat. Jährlich schrumpft die Insektenpopulation um 2 Prozent, Ursache ist die fortschreitende Umweltzerstörung, Entwaldung, Monokulturen, Pestizide, Versiegelung der Böden, künstliches Licht und natürlich auch die Klimaerwärmung. Nach einer Studie sind bereits 75 Prozent der Biomasse fliegender Insekten in geschützten Gebieten während der der letzten 30 Jahre verschwunden.
Insekten sind Ernährungsgrundlage für viele Tiere, die wiederum unten in der Nahrungskette stehen. Insekten halten aber auch die Welt der Pflanzen in Ordnung. Sie bestäuben 80 Prozent der Wildpflanzen, aber auch Dreiviertel der Nutzpflanzen – umsonst. Die Arbeit der Insekten kann nur sehr bedingt ersetzt werden.
Französische Wissenschaftler glauben nun herausgefunden zu haben, dass Pflanzen bereits auf die ausbleibenden Bestäuber reagiert haben. In ihrer Studie, die in der Zeitschrift New Phytologist veröffentlicht wurde, schreiben sie, dass sie auf insektenarmen, intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen in der Region Paris Wildpflanzen entdeckt haben, die aufgrund des Mangels von der Fremdbestäubung zur Selbstbestäubung übergegangen waren.
Die Wissenschaftler haben sich auf Acker-Stiefmütterchen (Viola arvensis) konzentriert und Pflanzen von heute mit solchen verglichen, die sie aus Samen wachsen ließen, die zwischen 1992 und 2001 eingesammelt wurden. Neben Genanalysen oder der Messung von Pflanzeneigenschaften testeten sie auch, welche Blumen Hummeln vorzogen. Die heutigen Acker-Stiefmütterchen sind nicht vollständig auf Selbstbestäubung (autonomous selfing) umgestiegen, aber sie weisen diese um 27 Prozent häufiger auf. Zudem sind sie 10 Prozent kleiner, erzeugen 20 Prozent weniger Nektar und ziehen Hummeln weniger an.
Die schnelle Anpassung an das Verschwinden der bestäubenden Insekten könnte die Hoffnung wecken, dass die Natur schnell evolutionär auf Veränderungen reagiert und diese ausgleichen kann. Selbstbestäubung ist hermaphroditen oder einhäusigen Pflanzen möglich, die ihre Blüten mit den eigenen Pollen bestäuben. Das ist eine bei Pflanzen angelegte Möglichkeit, die etwa dann auftritt, wenn Bestäuber wie in Wüsten fehlen. Aber es gibt auch Selbstbefruchter ohne Not, etwa Gerste oder die Bohne. Allerdings kann auch Wind die Bestäuber ersetzen, aber die Befruchtung ist dann schwieriger und seltener. Und es gibt die vegetative Fortpflanzung über Klone. Normalerweise wird aber Selbstbefruchtung verhindert oder erschwert, weil die Nachteile klar sind, da Inzucht genetische Variabilität reduziert und Krankheitsanfälligkeit vergrößert. Insekten als Bestäuber bringen Pollen von anderen Pflanzen, was für Pflanzen das Äquivalent zum Sex ist.
Es gibt aber noch eine gewichtigere negative Folge, wenn Pflanzen von der Fremdbestäubung zur Selbstbefruchtung übergehen. Das ist eine Folge des Insektensterbens, verschärft dieses aber zugleich, wie die Wissenschaftler schreiben. Ihre Untersuchungen hätten gezeigt, „dass sich pflanzliche Paarungssysteme in natürlichen Populationen angesichts anhaltender Umweltveränderungen rasch weiterentwickeln können. Die rasche Entwicklung hin zu einem Selfing-Syndrom kann wiederum den Rückgang der Bestäuber weiter beschleunigen, was eine ökoevolutionäre Rückkopplungsschleife mit weitreichenden Auswirkungen auf natürliche Ökosysteme darstellt.“
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Wenn ich Insektensterben höre/lese, dann fällt mir schnell der Borkenkäfer ein, aber auch in anderen Teilbereichen ist die Lage nicht so apokalyptisch, z.B.
Also das “Stechmücken” nach einer “Blütenmahlzeit” suchen halte ich jetzt eher für unwahrscheinlich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Stechm%C3%BCcken
Der Borkenkäfer hält sich übrigens, aus nachvollziehbaren Gründen, vorwiegend in Monokulturwäldern auf. Er tut nur seine Arbeit. In Mischwäldern ist er nicht oft anzutreffen.
Wer die Naturgesetze mißachtet muß mit dererlei Ausfällen rechnen.
Deshalb steht in dem Zitat ja auch »Blutmahlzeit«. Das ist dann schon wesentlich wahrscheinlicher, wie ich Ihnen als passionierter Nordeuropa-Urlauber gerne versichere.
Ich weiß jetzt ehrlich gesagt auch nicht, warum ich statt “Blutmahlzeit”
“Blütenmahlzeit” gelesen habe ???
Danke für die Aufklärung
Da steht Blutmahlzeit und nicht Blütenmahlzeit, liebe Zauberfrei.
Der Borkenkäfer konnte sich erst durch die Monokultur in der Forstwirtschaft so ausbreiten.
Zumal diese Nutzholzwälder oft in Gebieten angelegt wurden, die eigentlich für diese Baumarten ungeeignet sind.
Zu trocken (auch ohne Klimawandel) zu warm (kommen natürlich in anderen Höhenlagen und Klimazonen vor).
Das wäre noch nicht das große Problem gewesen. So richtig Schaden hat der Einsatz von Insektiziden (Kontaktgifte, systemisch wirkenden Mittel gab`s wohl noch nicht) in den Sechzigern verursacht. Die haben sehr gut gegen die Nützlinge gewirkt, die sich dazu noch im Verhältnis zum Borkenkäfer recht langsam vermehren. Die Brut des Borkenkäfers war dagegen gut unter der Borke (eigentlich im Bastgewebe/Rinde und Borke, müßte eigentlich BorkenBastRindenkäfer heißen) geschützt. Viele Arten verlassen diesen schützenden Raum nicht mal groß zu Fortpflanzung solange der Baum lebt.
Das war der Zeitgeist und sie wußten es nicht besser. Selbst das hat noch nicht gereicht um die Bestände zu ruinieren.
Langanhaltende Trockenheit, heutzutage immer als Klimawandel bezeichnet, hat es den Bäumen erheblich erschwert Gegenmaßnahmen gegen den Befall zu ergreifen. Normalerweise wird massiv Harz gebildet und ein großer Teil der Larven wird so abgetötet. Solche Phasen der Trockenheit gab es auch früher immer mal wieder.
Generell ist es nun mal so, das Bäume wenn sie zu groß für die Wasserversorgung geworden sind einfach mal anfällig für alles Mögliche (beispielsweise Pilzbefall) werden. Es ist deshalb sinnvoll diese vor dem erreichen dieses Zeitpunktes zu schlagen. Da wird aufgrund von überzogenen Ertragserwartungen oft zu lange gewartet.
Es ist auch Unfug, das Holz von Bäumen, die vom Borkenkäfer befallen wurden nicht verwendbar ist.
Ganz anders als bei Splintholzkäfern.
Was richtig ist, das bei einem Massenbefall die Preise wegen des Überangebots in den Keller gehen.
Der eigentliche wirtschaftliche Schaden entsteht aus der Mischung an Mehraufwand und extrem schlechten Preisen.
Bei den Stechmücken ist es vermutlich genauso. Fängt man an da rumzupfuschen wird es nur schlimmer.
Zumal es ja durchaus sein kann, das wir in nächster Zeit wieder eine Abkühlung erleben.
Mücken treten ja auch oft zyklisch auf und dann hat man für Jahre wieder Ruhe.
Aus einem temporären Massenaufkommen von Mücken (welche wichtig als Futterquelle für Vögel, Fische und Amphibien sind, was beispielsweise dazu führt, das das Ausbringen von Häutungshemmern sofort zum Rückgang bei genannten Gruppen führt) auf eine extreme Veränderung zu schließen ist sportlich.
Es gibt nach einer kurzen Zeit (bei einem intakten Ökosystem) auch sofort mehr Fressfeinde geben, die die Mücken auch wieder eindämmen.
Ansonsten ist das Insektensterben besorgniserregend.
Es gibt da aber auch keine monokausale Ursache. Nur so viel, die Blühstreifen werden das Insektensterben nicht aufhalten. Generell wäre auch chemischer Pflanzenschutz und der Erhalt der Vielfalt bei den Insekten möglich.
In der DDR wurde exzessiv Pflanzenschutz mit harten Mitteln und massive Düngung betrieben und die Artenvielfalt sowie die Menge der Insekten war höher als jetzt. Die Art der Bewirtschaftung war anders. Es gab auch keine transgenen Pflanzen, in die Häutungshemmer reingezüchtet (Mais, die Grundlage für Biogasanlagen) wurden. Der Kontakt mit dem Pollen dieser Pflanzen kann schon erhebliche Auswirkungen zeigen.
Die Frage ist was man für PSM verwendet und wann man die anwendet. Auch die Sortenwahl spielt eine Rolle und es ist immer ungut, wenn zwanzig Jahre auf einer Fläche die selben Kulturen angebaut werden.
Usw usw.
Der Kommentar ist ein wenig wie Äpfel mit Birnen vergleichen. Bei der Zählung der Insekten spielen Stechmücken kaum eine Rolle. Es geht meist um Bestäuber wie Bienen und Wespen u.ä. Und die haben radikal und echt beängstigend abgenommen. Also auf dem Land. In den Städten ist es weniger schlimm. Da ist es ganz klar, es liegt an uns Menschen.
Keine Pflanze denkt sich etwas.
Der Teil, der bisher ohne Insekten ausgekommen ist, überlebt.
Die Natur ist so schlau, Vielfalt zuzulassen.
Es geht nicht darum, wer sich etwas denkt, sondern um Anpassungsvorgänge, die in der Natur alltäglich sind. Hätte es sie nicht gegeben, wären die lebendigen Bewohner der Erde jeglicher Art nicht bei enorm vielfältigen Lebensweisen angelangt. Darwin-Unterstützer könnten fälschlicherweise diese Vorgänge für abgeschlossen halten, Lamarck-Unterstützer wohl eher nicht.
Die Antworten auf Bedingungsänderungen in Flora und Fauna könnten lange nicht so träge sein, wie sich das seit Darwin viele vorstellen. Man MUSS neue Kenntnisse als moderner Wissenschaftler auch nicht produktiv nutzen, um z. B. “Reisetomaten” herzustellen, die nur noch aus Fruchtfleisch bestehen und ihre induzierten Eigenschaften nicht vererben können.
Ob sich der Bewahrungsansatz der selbsterklärten wahren Naturfreunde als richtig erweist, wissen wir noch nicht, denn die Erde ist einer Vielfalt von Einflüssen, klimatischen, stofflichen, kosmischen … , ausgesetzt, die noch lange nicht erforscht sind. Kaum hat einer ein Wissenszipfelchen publiziert, geben gegenwärtig alle ihren Senf dazu mit Schwerpunkt auf der Fragestellung: Geht die Welt unter? Der Mensch? Der Kosmos? “Quem juckat” (Wen juckt´s?) wie wir Lateiner sagen. Im Vergleich zu politisch motivierten Massentötungen in Kriegen oder gesundheitlichen Schäden durch die Zwänge der abhängigen Arbeit interessiert mich das eher weniger.
“Es geht nicht darum, wer sich etwas denkt, sondern um Anpassungsvorgänge”
Wenn normalen Journalisten sowas unterläuft, finde ich das nicht sehr schlimm. Ich bin aber regelmäßig genervt, wenn Biologen in Populärwissesnchaftlichen Texten oder Sendungen mit genetisch denkenden Viren/Bakterien/Pflanzen/Tieren um die Ecke kommen.
Das kriegt immer sofort einen sozialdarwinistischen Touch, so als würde nur überleben, wer sich möglichst den Verhältnissen anpasst. Aber evolutionär sind es immer die Nachkommen, die die unbeabsichtigte(!) Anpassung vollziehen und dann ihrerseits wieder Vorteile bei der Vermehrung erlangen.
Auf tierische und menschliche Gesellschaften übersetzt, sind die evolutionär vorne, die möglichst viele Kinder kriegen. In allen entwickelten Gesellschaften sind das die, die nicht alles für den Beruf tun und nicht ihren mühsam erarbeiteten Klein-Wohlstand durch eher weniger oder gar keine Kinder beschützen.
“Aber evolutionär sind es immer die Nachkommen, die die unbeabsichtigte(!) Anpassung vollziehen und dann ihrerseits wieder Vorteile bei der Vermehrung erlangen.” Wer hat etwas anderes behauptet? Welche Berührungspunkte da manche sehen, ist deren Problem.
“In allen entwickelten Gesellschaften sind das die, die nicht alles für den Beruf tun und nicht ihren mühsam erarbeiteten Klein-Wohlstand durch eher weniger oder gar keine Kinder beschützen.” Man kann eine zeitliche Koinzidenz zwischen Geburtenkontrolle und wachsendem Wohlstand sehen. Welchen Nachweis für einen ursächlichen Zusammenhang gibt es? Mich erinnert das ein bisschen an Storchenflüge und Schwangerschaften.
Die häufigste Rede in dieser Frage, ist nach meiner Erfahrung ein Verweis darauf, dass die dummen Prolls, sich so vermehren, weil es dann mehr Arbeitslosengeld gibt, Hartz IV, oder Bürgergeld und man die Kohle verprassen kann, statt sich um den Nachwuchs zu kümmern., während der gebildete Europäer sich zu “schützen” weiß.
Es gibt Annahmen und “Pilot”- Studien in dieser Frage aus biologischer, medizinischer und soziologischer Sicht. Sollten dir Ergebnisse bekannt sein, die dein Urteil stützen, wäre ich für Hinweise (Links oder Literatur) dankbar.
Es kommt nicht auf die Menge an, sondern auf die Vielfalt.
Eine Monokultur ist bei jedem Fehler im Eimer.
Es sind nicht nur Wildblumen. Paradebeispiel Raps, speziell Industrieraps (Ölsaat):
wird auf riesigen Schlägen monokulturell angebaut. Betäubung erfolgt aber nur vom Rand aus – im Inneren sind die Felder i.w. insektenfrei, da ķeine Vermehrungsmöglichkeit vorhanden. Selbst wenn ein Wanderimker seine Bienenvölker dort aufstellt, stehen diese sicher am Feldrand, niemals im Inneren.
Da wegen der riesigen Überzahl der Blüten während der vergleichsweise kurzen Blütezeit und der demgegenüber kleinen Insekten/Bienenzahl fast nur am Feldrand Bestäubung erfolgt, KÖNNEN im Inneren des Feldes nur windbestäubte Blüten Samen ansetzen. Es erfolgt also harte Selektion auf Windbestäubung, da mit immer größeren Schlägen das Verhältnis Randpflanzen (insektenbestäubt) zu Innenpflanzen (windbestäubt) immer kleiner wird. Die Pflanzen selbst brauchen sich nicht verändern, nur der Anteil der Samen von denjenigen Varianten, die Windbestäubung schaffen, steigt jedes Jahr weiter an, soll inzwischen bei 80% liegen.
In Zukunft steht zu erwarten, daß die Rapspflanzen diejenigen Merkmale, die zur Insektenanlockung dienen (also Nektar, Duftstoffe, Verhinderung von Selbstbestäubung und große gelbe Blütenblätter) einfach abschaffen und statt dessen mehr und größere Samen ausbilden (Umlenkung von Stoffwechsel). Dies wiederum ist ein Prozess, der sehr viel länger dauert, da die Erbanlagen für diese Merkmale sehr stabil sind.
Kleines Rechenbeispiel dazu:
Auf einem Rapsfeld von 1 qkm stehen ungefähr 400 Mio Pflanzen, von denen jede wiederum 300 Samenkörner produziert. Jedes 300ste Korn wird zur Aussaat im nächsten Jahr benutzt. Angenommen, eine einzige Pflanze mutiert, reduziert die Blütenblätter und kann dadurch 600 Samenkörner mit dem eigenen Erbgut erzeugen (doppelt so viele wie unmutierte Pflanzen). Im ersten Jahr ist der Anteil dieser Samenkörner bei 50 ppb (parts per billion, also Milliardstel), verdoppelt sich aber jedes Jahr (exponentiell in der ersten Zeit). dann würden nach etwa 23 Jahren (23 Generationen) 50% aller Pflanzen dieses Erbmerkmal besitzen.
Um das mal mit der Herausbildung der Windbestäubbarkeit in Relation zu setzen: die Variante von Raps, die nicht windbestäubt werden kann und deshalb nur am Rand des Feldes zur Vermehrung kommt, verschwindet viel schneller, da das Verhältnis der Samenzahl (gemittelt über die Anbaufläche!) nicht bei 1:2, sondern eher zwischen 1:50 und 1:100 liegen dürfte.
Diesen Zeitraum kann man jetzt als biologisch lang (gemessen an der Lebensspanne einer Pflanze) oder als paläobiologisch extrem kurz (gemessen an historischen Zeiträumen) bewerten. Aber da er innerhalb der Lebensspanne eines Menschen liegt, erscheint er uns als sehr gut beobachtbar, und das kann Menschen schon erschrecken.
” das kann Menschen schon erschrecken. ”
Da stell ich mich jetzt ganz dumm und beziehe es auf einen menschlichen Zeitraum, z. B. die Jahre von der Geschlechtsreife bis zum Tod. Man wird ja auch in beobachtbaren Zeiträumen wieder gesund (und möglicherweise sogar immun) wenn einen etwas “angeflogen” hat. Manchmal auch nicht. Mit zunehmendem Alter immer öfter “nicht”. Das muss einen doch nicht erschrecken, wenn man die Vorstellung vom ewigen Leben nicht internalisiert hat. Nichts ist ewig, die Welt nicht und die lebendigen Wesen auch nicht. Vielleicht muss man die Menschen sogar bedauern, weil sie ich so einem gedanklichen Konstrukt unterwerfen.
Ja, wenn etwas als unveränderlich (oder zumindest als wünschenswerterweise unveränderlich) Betrachtetes, wie menschliche Gesundheit oder der Zustand einer gesunden Umwelt oder nur eines gesunden Biotops, sich vor den eigenen Augen beobachtbar zum Schlechteren verändert, dann erschreckt dieser Vorgang, oder macht zumindest besorgt, auch wenn man scheinbar noch nicht selbst betroffen ist. Das hängt natürlich von den Kenntnissen und Maßstäben des Beobachters ab. Die meisten Bewohner kümmern sich schlicht nicht um den Zustand ihrer biologischen Umwelt, KÖNNEN auch gar nicht bewerten, was sie da sehen, und schon gar nicht die Folgen abschätzen.
Die Wenigen, die es können, sind die “einsamen Rufer in der Wüste” (siehe auch weiter unten der Post von Zweifler hoch zehn). Sie können so wenig verändern, daß das System erst zusammenbrechen muss, bevor es zu Veränderungen in der öffentlichen Mehrheits-Meinung kommt. Wie teuer diese Zusammenbrüche werden, hängt vom System und der Geschwindigkeit ab. Wenn ein Deich in Hamburg bricht und nur Dutzende ertrinken, wird ganz schnell ein höherer Deich gebaut. Wenn der Meeresspiegel pro Jahr um 1 mm steigt und in 100 Jahren 500 Mio Menschen vor den Fluten ins Landesinnere flüchten müssen, zucken alle nur mit den Schultern, “vielleicht wird es ja nicht so schlimm…, vielleicht haben sie bis dahin irgendeine Lösung…”.
Es sind schöne Gedankenspiele. Wenn da mal nichts dazwischen kommt.
Und es kommt immer etwas dazwischen und ist nicht bedacht worden.
Deshalb muss man nicht erschrecken. Das nennt sich Leben.
Guter Artikel mit einem schweren Fehler: “und natürlich auch die Klimaerwärmung.” Gibt es in warmen und tropischen Weltregionen etwa weniger Insekten als in kühlen Regionen? Im Gegenteil! Warum schreibt Herr Rötzer so einen konformistischen Unsinn?
Himmelherrgott, das wird UNTER ANDEREM angeführt, vor allem ist es die Vernichtung von Lebensraum, die riesigen Monokulturen, der massive Einsatz von Pestiziden, die Zerstörung der Böden und DAZU kommt der Klimawandel.
Und wenn ich mir anschaue, wie selbst in privaten Gärten der tägliche Rasenroboter die letzte bodennahen Insekten zerschreddert und die Gärten mit irgendwelchen fremden Pflanzen vollgestellt werden und jedes Wildkräutlein entfernt, vernichtet wird, dann sehe ich, dass nicht einmal diese Gärten Refugien für Insekten sind. Und mit den Insekten verschwinden Vögel (selbst Körnerfresser brauchen die zur Jungenaufzucht), Fledermäuse, Kleintiere, Frösche, eben alle Insektenfresser.
Ja, am besten einfach Augen und Ohren zuhalten, dann wird man auch nicht ins Grübeln und Zweifeln kommen, ob wir wirklich so weiter machen können.
Die anderen Punkte habe ich *nicht* kritisiert, aber “Klimawandel” ist schlicht *falsch*, daran ändert ihr Kommentar absolut *nichts*.
Frank Luntz lässt grüßen:
https://www.youtube.com/watch?v=-b1GCZWQF-M
Bei der Aufzählung der Gründe für das Insektensterben fehlt wie immer ein ziemlich wichtiger, der übrigens die meisten von uns betrifft. Sofern man einen Garten hat oder Landwirt ist oder im Gartenbau arbeitet. Tatsächlich hat der Rückgang der Insekten schon vor Jahrzehnten begonnen. Denn die Insektizide waren ja dafür geschaffen worden, um die verheerenden Missernten zu verhindern. Die Brummer und Krabbler haben sich dann aber in Randgebiete zurückgezogen. Wie z.B. Straßenränder. Die Älteren werden sich noch an die vielen lästigen Insektenleichen auf den Autoscheiben und Kühlerhauben erinnern.. Das änderte sich in den 1990er Jahren. Genau ab da wird auch der extreme Rückgang der Insekten gemessen. Und genau da wurde eine neue Mahtechnik eingeführt. Wo früher geschnitten wurde, wurde nun geschreddert. Diese Mulchmähtechnik ist schnell und praktisch. Leider erwischt man dabei auch so manchen Igel, Bodenbrüter, Eidechse oder ähnliches. Und vor allem Insrkten, Man merkt das kaum, denn zurück bleibt nur kleingehäckselter Fleischsalat. Das ist von den Langarmunimogmahern der Straßenmeistereien über die Wiesenmaat der Landwirte und den Kleintraktomäher der Gartenbaufirmen oder Kommunen überall gleich. Und natürlich auch unser aller geliebte und gepriesene Motorsense. So wird fast jedes Fleckchen Grünland bearbeitet. Sogar Waldwegränder. Wie sollen das Insekten überleben? Oder ihre Brut. Raupen. Eigelege. Übrigens ist das Insektensterben in Ländern, in denen diese Technik noch nicht angewandt wird, garnicht akut. Rumänien etwa oder so. Kommt aber sicher bald. Es sei denn, wir kapieren endlich was wir da anrichten. Ich schreibe schon seit 15 Jahre darüber. Als Zweifler auch an mir selbst ist das manchmal schwer. Aber es gibt seit einiger Zeit auch vereinzelt Berichte in Fachzeitschriften darüber. Ich schreibe es bloß hier nochmal. Wer das Offensichtliche einsieht kann’s ja weitersagen oder gar was dagegen tun. Eine Insektenschonende Mähtechnik muß her. Ging doch früher auch.
Nicht zu vergessen die grässlichen Mähroboter, die gerne mal täglich laufen gelassen werden, z.B. in meiner Nachbarschaft. Selbst in den privaten Gärten überlebt nichts mehr.
Ja, die Technik und ihre Anwendung spielen eine wichtige Rolle bei dem Dilemma.
Auch das pflügen mithilfe des GPS hat dazu geführt, das Restflächen genutzt wurden, die früher nicht bearbeitbar waren. Auch das wegspritzen des Unterwuchses mit Herbiziden verschlechtert massiv das Futterangebot für viele Tiere.