Wer ist überhaupt Julian Assange? Ein Überblick

Julian Assange bei der Landung in Australien. Scrennshot von Telesur-Video

 Assange ist frei. Das, was die großen Medien in den vergangenen Jahren zum Fall Assange veröffentlicht haben, war aber im Allgemeinen so dürftig, so lückenhaft und so versteckt platziert, dass viele Leute, wenn man ihnen heutzutage seinen Namen nennt, gar nichts damit anfangen können, sie haben von seinem Drama überhaupt nichts mitbekommen, und wenn doch, so haben sie zumeist nur eine vage Ahnung von seiner Person, vom Ablauf der Ereignisse und von ihren Hintergründen — ja, häufig haben sie völlig falsche Vorstellungen von alledem, denn in vielen journalistische Beiträgen wurden und werden auch weiterhin Ressentiments gegen den Wikileaks-Gründer geschürt und alte, längst widerlegte Vorwürfe ständig wiederholt. Erst das macht Gegendarstellungen wie diese notwendig.

 

1. Historischer Hintergrund, politische Situation

Der größte Irrtum, den man verbreitet hat, besteht schon darin, dass es bei all dem überhaupt je um Julian Assange gegangen wäre. Um seine Schuld, um seine Fehler oder Verbrechen, die er begangen haben soll und die man diskutieren müsse. Das ist aber nur der Fassadendiskurs. Was den Hintergrund des Prozesses gegen Assange abgibt, das ist ganz im Gegenteil eine schwere Schuld der USA, das sind Kriegsverbrechen der USA, die Assanges Plattform Wikileaks (auch „WikiLeaks“ geschrieben) publik gemacht hat, kriminelle Handlungen von Vertretern der amerikanischen Armee. Wie Nils Melzer, der mittlerweile ehemalige UN-Sonderbeauftragte für Folter, in einem Interview schlüssig dargelegt hat:

„Der Mann hat Beweise für systematische Folter veröffentlicht. Statt der Folterer wird nun aber er verfolgt. […] Stellen Sie sich einen dunklen Raum vor. Plötzlich richtet einer das Licht auf den Elefanten im Raum, auf Kriegs­verbrecher, auf Korruption. Assange ist der Mann mit dem Schein­werfer. Die Regierungen sind einen Moment lang schockiert. Dann drehen sie mit den Vergewaltigungs­vorwürfen den Lichtkegel um. Ein Klassiker in der Manipulation der öffentlichen Meinung. Der Elefant steht wieder im Dunkeln, hinter dem Spotlight. Stattdessen steht jetzt Assange im Fokus, und wir sprechen darüber, ob er in der Botschaft Rollbrett fährt, ob er seine Katze richtig füttert. Wir wissen plötzlich alle, dass er ein Vergewaltiger ist, ein Hacker, Spion und Narzisst. Und die von ihm enthüllten Missstände und Kriegs­verbrechen verblassen im Dunkeln.“ (1)

In seinem Buch „Der Fall Assange. Geschichte einer Verfolgung“ (in der Folge kurz „DFA“ genannt) holt Melzer noch weiter aus. Die Frage ist nämlich: Warum gibt es so etwas wie Wikileaks überhaupt, warum ist so etwas entstanden? Melzer ortet als tiefere Ursache eine allgemeine Krise der Demokratie, des Rechtsstaats, des traditionellen Journalismus, der seine Kontrollfunktion nicht mehr ausreichend wahrnimmt. Die Mächtigen verstehen es immer besser, ihr Tun vor der Öffentlichkeit zu verstecken und sich jeder demokratischen oder rechtsstaatlichen Kontrolle zu entziehen. Das Ergebnis ist ein „rechtsfreier Raum“, eine „Sphäre staatlichen Handelns, die sich komplett dem Wissen und der Kontrolle der Öffentlichkeit entzieht“ (DFA S. 42), mit dem Ergebnis, „dass Mörder, Folterer und Vergewaltiger straflos ausgehen“ (DFA S. 47).

In diese historische Situation platzt Wikileaks. Das Erscheinen einer solchen Organisation ist Ausdruck eines ungestillten Bedürfnisses. Die Plattform fungiert „als eine Art gesellschaftliches Überdruckventil“ (DFA S. 45). Sie gibt Leuten, die über Verbrechen und Missstände Kenntnis haben und woanders kein Gehör finden, die Gelegenheit, ihre Informationen weiterzugeben und sichert ihnen dabei zu, dass sie selbst anonym bleiben.

„Wie jedes Überdruckventil ist WikiLeaks nicht das Problem, sondern lediglich ein sichtbares Symptom für einen Missstand, der tiefer liegt: Das eigentliche Problem sind die Verbrechen — und nicht etwa die Tatsache, dass sie enthüllt werden. Doch genau diese im wörtlichen Sinne ‚verkehrte‘ Logik soll der Öffentlichkeit vermittelt werden. […] Vor nichts fürchten sich reformunwillige Regierungen mehr als vor jener Transparenz, wie sie ihnen durch WikiLeaks droht. Daher die Heftigkeit der Reaktion und die rabiate Verfolgung von Manning, Assange, Snowden und ihresgleichen. All dies geschieht nicht, weil diese Menschen wirklich großen Schaden angerichtet hätten. Niemand wurde ernsthaft gefährdet, kein Staatsvermögen vernichtet und kein Krieg verloren. Die einzige wirkliche Gefahr, die von Wikileaks ausgeht, ist der drohende Verlust der Straflosigkeit der Mächtigen. Um das zu verhindern, sollen potenzielle Nachahmer weltweit abgeschreckt und so ein zweites, drittes, hundertstes WikiLeaks verhindert werden. Deshalb wird in der Person Assange das System WikiLeaks verfolgt und bestraft.

Nicht länger die enthüllten Verbrechen stehen im Mittelpunkt. Alle Scheinwerfer sind nur noch auf den Überbringer der schlechten Nachrichten gerichtet. Er wird zum Vergewaltiger, Hacker, Spion und Narzisst erklärt, der sich der Justiz entziehen will und auf keinen Fall den Schutz der Pressefreiheit genießt. Und die Öffentlichkeit folgt gehorsam dem Lichtkegel des Scheinwerfers und diskutiert angeregt und frei – über Julian Assange, seine Katze und sein Skateboard. Für die einen ist er ein Held, für die anderen ein Schurke. Doch für die Mächtigen ist diese Frage völlig irrelevant. Für sie zählt nur eines: dass der wirkliche Elefant im Raum, ihre eigenen schmutzigen Geheimnisse, erfolgreich ausgeblendet wurde und wieder verschwunden ist im Dunkel der kollektiven Amnesie.“ (DFA S. 46/47)

2. Das Collateral Murder-Video

Wikileaks wurde 2006 gegründet und in der Folge nach und nach von den herrschenden Schichten als eine Bedrohung wahrgenommen.

„Enthüllt wurden beispielsweise die Korruption der kenianischen Regierung, das Giftmüll-Dumping des Trafigura-Konzerns in der Elfenbeinküste, die Methoden von Scientology, die Richtlinien der US-Armee für die Behandlung von Guantanamo-Häftlingen und die zweifelhaften Geschäftsgebaren der Schweizer Bank Julius Bär. Erste Coups, aber noch weit entfernt von der Wucht des Kommenden. Doch dann kam Collateral Murder – ein 18-minütiges Video, welches Julian Assange am 5. April 2010 im Washingtoner National Press Club der Weltöffentlichkeit präsentierte.“ (DFA S. 31/32)

Über viele Seiten seines Buches analysiert Melzer dieses Video, das einen Vorfall aus dem Jahr 2007 zeigt, bei dem im Irak stationierte US-Soldaten vom Hubschrauber aus eine Gruppe wehrloser Zivilisten niederschossen. Lässt sich das am Beginn der Aufnahme noch, wenn auch nur mit Mühe, lediglich als „leichtfertiger, unprofessioneller und menschenverachtender Fehler“ (DFA S. 37) deuten, so tritt im Verlauf des darin gezeigten Geschehens immer mehr eine pure Mordlust der Amerikaner zutage, die ihren schrecklichen Höhepunkt erreicht, als die Insassen eines zufällig vorbeikommenden zivilen Mini-Busses, der sich am Schulweg befindet, die Verwundeten auflesen wollen. Auch sie werden massakriert, während die zwei Kinder des Fahrers auf der Rückbank schwer verletzt überleben. „Selber schuld, wenn sie ihre Kinder mit zum Schlachtfeld bringen“, kommentieren das die US-Soldaten (DFA S. 34). Damit ist für sie die Sache erledigt.

Intuitiv möchte man hier vielleicht einwenden, dass es sich um einen „Einzelfall“ gehandelt haben könnte, um die berüchtigten „schwarzen Schafe“. Tatsächlich aber wurde das Verhalten der US-Soldaten von höchster Stelle gedeckt. Die interne Untersuchung der Armeeführung kam zu dem Schluss, dass die Einsatzkräfte das Kriegsvölkerrecht ausreichend respektiert hätten. Es kam weder zu einer Strafverfolgung noch zu Entschädigungszahlungen. Und:

Ginge es nach der US-Regierung, hätte die amerikanische Bevölkerung nie etwas von diesem Mord erfahren, denn das Video war dazu bestimmt, für immer im schwarzen Loch der Staatsgeheimnisse zu verschwinden.“ (DFA S. 39)

„All das darf Amerikas Öffentlichkeit nicht wissen, und die Weltöffentlichkeit schon gar nicht. Denn die strafrechtliche Verantwortungskette für diese Verbrechen endet nicht bei den unteren Rängen derjenigen, die die schmutzige Arbeit vollbringen, sondern führt in fein tapezierte Büros mit dicken Teppichen. Also wird die Öffentlichkeit schamlos angelogen. Es gehe um die ‚nationale Sicherheit‘ und den ‚Schutz anständiger Männer und Frauen in Uniform‘ und nicht um die Straflosigkeit von Mördern, Folterern, Vergewaltigern und – vor allem – ihrer Vorgesetzten. Die Whistleblower seien ‚Landesverräter‘ und nicht die Kriegsverbrecher und ihre Vorgesetzten. Die Enthüllungsjournalisten handelten ‚unverantwortlich‘ und nicht die verlogenen Behörden. […] Die Öffentlichkeit glaubt das alles gerne, denn die Wirklichkeit eines breiteren Systemversagens anzuerkennen wäre zu bedrohlich, zu verunsichernd, zu anstrengend.“ (DFA S. 39)

Zusätzliches Gewicht bekommt diese Argumentation, wenn man sich vor Augen hält, dass Verbrechen wie das hier geschilderte keineswegs eine besondere Ausnahme darstellen, sondern zur Tagesordnung gehören. Das Verdienst von Wikileaks war es, dass genau dieser brutale, schmutzige Kriegsalltag auf einmal an die breite Öffentlichkeit gebracht wurde und wir, fernab aller Propagandafloskeln, plötzlich ein realistisches Bild davon bekamen.

Ein besonderer Dorn im Auge muss es der US-Regierung gewesen sein, dass damals, im Jahr 2010, die großen Medienhäuser, allen voran die New York Times, der Guardian, der Spiegel, Le Monde und El País, starkes Interesse an der Arbeit von Wikileaks zeigten und mit Assange kooperierten. Dieser war so etwas wie ein Star geworden. Im Juli 2010 wurde das „Afghan War Diary“ mit 90 000 Feldberichten veröffentlicht. Weitere Veröffentlichungen waren geplant. Irgendwann muss man in den oberen Etagen den Entschluss gefasst haben, den Spieß umzudrehen. Der Aufdecker von Verbrechen muss selbst zum Verbrecher stigmatisiert werden. Um die Schuld der USA zu verdecken, muss es ab nun um seine Schuld gehen.

 

3. Assange, der Vergewaltiger, der Narzisst, der Hacker und Spion, der durch seine Enthüllungen Menschenleben gefährdet und seine Katze quält

Am Samstag, dem 21. August 2010, gegen 5 Uhr früh steht auf der Homepage der schwedischen Boulevard-Zeitung Expressen die Schlagzeile „WikiLeaks-Gründer gejagt wegen Vergewaltigung“. Kurz darauf ist die Nachricht um den ganzen Globus verbreitet. Unkritisch wird sie von den großen Massenmedien übernommen, ohne dass die Hintergründe der Meldung und ihr Wahrheitsgehalt näher recherchiert werden. Diese Arbeit wird sich erst viele Jahre später Melzer machen. Er wird dabei auf viele Ungereimtheiten, auf bizarre Rechtsbrüche und fragwürdige Einflussnahmen und sogar auf die Manipulation von Akten stoßen.

Am 27. September verlässt Assange Schweden, nachdem er sich wochenlang vergeblich darum bemüht hat, die Vorwürfe gegen ihn aufzuklären, nachdem er sich freiwillig für ein Verhör zur Verfügung gestellt hat, dabei aber von den Behörden immer wieder abgewiesen wurde, und nachdem er sich die Erlaubnis für seine Abreise eigens von der Staatsanwaltschaft eingeholt hat. Ja, — er muss das Land sogar verlassen, da ihm auf Druck der USA zwei Tage nach der Ankunft sämtliche Kreditkarten gesperrt wurden und er darum schon lange nicht mehr über Zugang zu eigenen finanziellen Mitteln verfügt. Trotz all dieser Umstände erlässt die Staatsanwältin Marianne Ny fast zeitgleich mit seinem Abflug einen Haftbefehl gegen ihn. Eine Falle, die ihm bewusst gestellt worden war. Denn damit ist aus dem „Vergewaltiger“ Assange noch mehr, ein „flüchtiger Vergewaltiger“, geworden. Und viele Jahre lang wird die Behauptung herumgeistern, Assange habe sich der schwedischen Justiz „entziehen“ wollen.

Es gibt zu denken, wie rasch in der Folge Assange von den Medien fallengelassen wird, gerade auch von solchen, die sehr gerne von ihm profitiert hatten, solange sein Ruf noch intakt gewesen war. Sie alle wenden sich von ihm ab. Vor allem aber: Die kritische Sicht auf die USA verschwindet aus den Beiträgen. Die Berichterstattung wird wieder US-treu, US-treuer denn je zuvor.

Melzer: „Wie die nächsten Monate immer deutlicher zeigen sollten, war damit aus Julian Assanges Erfolgsgeschichte tatsächlich die Geschichte einer politischen Verfolgung geworden. Die Staaten hatten den von WikiLeaks auf sie gerichteten Scheinwerfer erfolgreich herumgerissen und auf Assange fokussiert – nicht auf seine Organisation natürlich, denn das wäre zu offensichtlich gewesen, sondern auf Assange persönlich. Von nun an und bis heute werden Medien und Öffentlichkeit ihre Aufmerksamkeit ganz der Person und den vermeintlichen Missetaten und Charakterschwächen Assanges widmen. Vergessen sind die Kriegsverbrechen und Korruption der Mächtigen. Mission accomplished!“ (DFA S. 174)

Melzer weiß, wovon er spricht, denn er ist — wie er eingesteht — eine Zeit lang selbst auf dieses Ablenkungsmanöver hereingefallen. Was all die Narrative, die in der Folge der Ereignisse von 2010 über Assange in Umlauf gesetzt wurden, bewirkt hatten, konnte er an seiner eigenen Reaktion ablesen, als im Dezember 2018 die Anwälte des Wikileaks-Gründers, welcher inzwischen als Asylant in der ecuadorianischen Botschaft in London festsaß, an ihn herantraten und ihn um Unterstützung baten. Er wies sie zuerst einmal ab. Die Macht der allgegenwärtigen Vorurteile gegen Assange hatte auch ihn im Griff, — und das trotz jahrzehntelanger Erfahrung mit den Strategien politischer Verfolgung.

Das ist doch ein Vergewaltiger, dachte er sich. Aber dann fand er heraus, dass es niemals eine dementsprechende Anklage gegeben hatte und dass die beiden Frauen, die zur Polizei gegangen waren, gar nicht beabsichtigt hatten, Assange wegen irgendeines Vergehens anzuzeigen. Gut, dann müsse er ein Hacker sein. Aber dann fand Melzer heraus, dass nicht die Rede davon sein könne, dass der Australier auch nur einen einzigen Computer gehackt hätte. Ein russischer Spion, der in die US-Wahlen eingegriffen hat? Auch das nicht, Wikileaks hatte bloß Informationen von öffentlichem Interesse verbreitet. Gut, aber dann war Assange doch sicher ein selbstsüchtiger Narzisst, der in der Botschaft Ecuadors wild Skateboard fährt, die Wände mit Kot beschmiert, seine Katze quält und allen auf die Nerven fällt? Die Recherchen Melzers ergaben indes ganz im Gegenteil, dass Assange lange Zeit in gutem Einvernehmen mit den Botschaftsangehörigen im Gebäude gehaust hatte — bis zur Wahl Lenín Morenos zum Präsidenten Ecuadors, der einen US-freundlichen Kurs einschlug. In der Folge erhielten sie die Anweisung, Assange auf alle erdenkliche Weise das Leben schwer zu machen und sich Dinge einfallen zu lassen, die dazu dienen könnten, den Wikileaks-Gründer zu verleumden.

So lösten sich nach und nach alle Vorwürfe in Luft auf. Und freilich wollte Melzer damit an die Öffentlichkeit gehen. Er bot die Geschichte dem Guardian, der Times, der Financial Times, dem Sydney Morning Herald, dem Australian, der Canberra Times, dem Telegraph, der New York Times, der Washington Post, der Thomson Reuters Foundation und Newsweek an. Von keinem dieser Nachrichtenorgane erhielt er eine positive Antwort. (2)

Wie hartnäckig die einmal gestreuten Verleumdungen aber immer noch die Szenerie beherrschen, lässt sich an einem äußerst ambivalenten Posting der Süddeutschen Zeitung auf X ersehen, das sogar die Freilassung des Wikileaks-Gründers nach 5 Jahren Folterhaft mit den Worten „Er brachte oft mehr Schaden als Aufklärung“ kommentiert und noch einmal mit der Bezeichnung „Egomane“ nachtritt.

Wenn aber von den amerikanischen Kriegsverbrechen, die Wikileaks aufgedeckt hat, die Rede ist, wird stets das abschwächende Adjektiv „mutmaßlich“ davorgestellt: „Mutmaßliche Kriegsverbrechen“ liest man auch nun, anlässlich der Freilassung Assanges, überall bloß. (3)

4. Das Auslieferungsverfahren

„Folterhaft“ – diese Bezeichnung erhält der Gefängnisaufenthalt Assanges übrigens völlig zu Recht. Auch darüber erfuhr man jedoch in den großen Medien kaum einmal etwas, darum hier ein paar Worte dazu. Nachdem Ecuador auf Druck der USA hin in einem Akt, welcher jeder Rechtsstaatlichkeit spottet, Assange ganz einfach Asyl und Staatsbürgerschaft entzogen und ihn aus der Botschaft ausgewiesen hatte, holte ihn die britische Polizei am 11. April 2019 dort ab. Schweden stellte jedoch das Verfahren gegen ihn ein, die Vergewaltigungsvorwürfe enthüllten sich als das, was sie immer waren, nämlich bloß ein Vehikel, um Assange zu dämonisieren und seiner habhaft zu werden. Dafür übergaben nun die USA Großbritannien ihr Auslieferungsgesuch.

Die Vereinigten Staaten hatten bereits in den Jahren davor alles getan, um Assanges Ruf zu ruinieren, ihre Vertreter hatten verbreitet, er sei ein „Terrorist“, eine „Gefahr für die nationale Sicherheit Amerikas“, und Wikileaks sei „keine Nachrichtenorganisation“, sondern „ein kriminelles Unternehmen“, ja, sogar die Ermordung des Australiers wurde gleich mehrfach ganz offen und ungeniert empfohlen, — schließlich führe er einen „Krieg gegen Amerika“. (DFA S. 225/226)

Insofern ist es nur konsequent, dass Assange in das Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh verfrachtet wurde, in welchem sonst nur Terroristen und gefährliche Mörder ihr Dasein fristen. Seine Haftbedingungen dort fielen unter das, was man als „Weiße Folter“ bezeichnet. 23 Stunden des Tages verbrachte er in vollständiger Isolation, eingepfercht auf einer Fläche von 3 x 2m. Und das, obwohl der Australier auf englischem Boden kein anderes Verbrechen begangen hatte, als gegen Kautionsauflagen zu verstoßen. Üblicherweise gibt es dafür nicht einmal eine Haftstrafe. Assange wurde hingegen zu 50 Wochen verurteilt. (Begründung des Richters: „You are a narcissist who cannot get beyond his own self-interest.” (4) Assange wäre ein Narzisst, der nur seine Eigeninteressen kenne.)

Nachdem diese Zeit vorüber war, wurde seine Inhaftierung als „Präventivhaft“ deklariert, also mit der Fluchtgefahr begründet. Melzer verglich dies mit der Präventivhaft, der der von den USA geförderte und für Massenmorde verantwortliche chilenische Diktator Augusto Pinochet zwischen 1998 und 2000 in Großbritannien unterstellt war: Dieser erhielt Hausarrest in einer komfortablen Villa, in der er unbegrenzt Besuch empfangen konnte, unter anderem auch den der ehemaligen Premierministerin Margaret Thatcher. Im Falle einer Auslieferung an die USA drohten Assange 175 Jahre Haft. Auch hier stellte Melzer einen Vergleich an: Die Hauptkriegsverbrecher des jugoslawischen Bürgerkriegs wurden zu 45 Jahren verurteilt.

Ähnlich absurd verlief der Prozess. Ja, das Verfahren war von Anfang an ohne Rechtsgrundlage. Der Europäische Haftbefehl, den Ny am 18. November 2010 ausgestellt hatte und der ursprünglich die Grundlage der internationalen Verfolgung Assanges gewesen war, dürfte gar nicht rechtsgültig gewesen sein, da er von einem Gericht ausgestellt hätte werden müssen, nicht von einer Staatsanwältin. Was aber das Auslieferungsgesuch der USA betrifft, so ist im englischen Recht eine Auslieferung für das hier kunstreich unterschobene Delikt, nämlich Spionage, eigentlich dezidiert ausgeschlossen. Nur mithilfe einfallsreicher juristischer Winkelzüge schafften es die britischen Gerichte, alle diese Hürden zu umgehen und wenigstens irgendwie den Anschein der Legalität zu wahren.

Eine ordentliche Prozessvorbereitung war Assange kaum möglich. Der Kontakt zu seinen Anwälten war ihm fast vollständig verwehrt, er konnte sich nicht mit ihnen beraten, er war von der Außenwelt beinahe vollständig abgeschnitten. Um 5 früh wurde er geweckt, mit Handschellen gefesselt, in eine Arrestzelle gesteckt, nackt ausgezogen und einer Röntgenuntersuchung unterzogen. Zur Verhandlung wurde er durch einen unterirdischen Gang in den Gerichtssaal gebracht, wo er in einem Panzerglaskasten im hintersten Teil des Raums Platz nehmen musste, abgeschirmt auch von seinen Verteidigern, mit denen er, falls überhaupt, nur durch einen Schlitz reden konnte. Aufgrund der schlechten Akustik tat er sich schwer, dem Verfahren zu folgen. Psychisch wie physisch verfiel er immer mehr.

Hinzu kam, dass der Prozess in „Old Bailey“, dem Zentralen Strafgerichtshof Londons, praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt wurde. Nicht einmal die großen Medienhäuser und NGOs hatten so ohne weiteres die Möglichkeit, das Verfahren direkt zu beobachten, so wenige Sitzplätze wurden zur Verfügung gestellt. Den Vertretern der US-Regierung wurden alle möglichen Freiheiten eingeräumt, zum Beispiel die Anklage kurzfristig vollkommen umzustrukturieren, den Anwälten Assanges aber wurden daraufhin gerade 30 Minuten gegeben, um sich auf die neuen Fragestellungen vorzubereiten, eine Vertagung wurde abgelehnt.

Ganz so nebenbei, am Rande des Prozessgeschehens, kam zutage, dass die US-Geheimdienste ernsthaft erwogen hatten, Assange während seines Aufenthalts in der ecuadorianischen Botschaft nicht nur zu kidnappen, sondern auch vergiften zu lassen. (5)

5. Ein Exempel statuieren

Was war der Sinn dieses drakonischen Umgangs mit Assange? Der ehemalige CIA-Direktor Leon Panetta sprach dies einmal ganz ungeniert aus: „ein Exempel statuieren“ (6). Tatsächlich ging es bei alledem nie um Assange. Natürlich, er sollte unschädlich gemacht werden. Vor allem aber sollte sein Schicksal eine klare Warnung an alle sein, die es ihm gleichtun wollen. Jeder Journalist, ja überhaupt jeder Mensch auf der Welt, wird es sich nun gründlich überlegen, bevor er Material veröffentlicht, das die USA nicht veröffentlicht haben wollen. Er weiß nun, die Vereinigten Staaten können überall seiner habhaft werden, gleich, wo er das tut, und gleich, ob er amerikanischer Staatsbürger ist oder nicht, er weiß, es kann ihm dann ähnlich gehen wie Assange.

Assange ist frei. Das ist zuerst einmal ein Grund zur Freude. Die schlechte Nachricht ist aber die, dass seine Widersacher über weite Strecken mit ihrer Strategie erfolgreich waren. Das war im Grunde schon mit dem Urteil in erster Instanz vom 4. Januar 2021 besiegelt, welches die Richterin Vanessa Baraitser gefällt hatte. Zwar wies sie den Antrag der USA auf Auslieferung des Wikileaks-Gründers zurück. Dabei stimmte sie jedoch der Anklage in allen Punkten zu und schuf damit einen Präzedenzfall, welcher der Kriminalisierung und Verfolgung von US-kritischen Investigativjournalisten weltweit Tür und Tor öffnet. Der einzige Grund für die Ablehnung des Antrags war der schlechte gesundheitliche Zustand des Australiers.

Erinnert sei auch daran, dass Assange nicht das einzige Opfer dieses Kampfes der US-Regierung gegen Aufdeckung ist. Und von vielen kennt die breite Öffentlichkeit nicht einmal die Namen. Nicht jeder schafft es zu einer solchen Bekanntheit wie Julian Assange, Chelsea Manning oder Edward Snowden. Eine üble Rolle bei all dem spielt Barack Obama:

„Kein Präsident in der US-Geschichte hat so viele Whistleblowers [sic!] verfolgen lassen wie Obama, und keiner hat die Bestrafung systematischer Folter genauso entschieden verhindert wie die Klärung der Frage, wie denn ein legaler Weg aussehen könnte, solche Kriegsverbrechen zu enthüllen.“ (DFA S. 232)

Als beispielhaft kann hier der Fall des CIA-Agenten John Kiriakou gelten, der 2007 in einem Fernsehinterview detaillierte Auskunft über Foltermethoden gab, unter anderem über das sogenannte „Waterboarding“. Als ihm – und nicht etwa den Folterern – dafür 45 Jahre Haft drohten, entschied er sich für einen sogenannten Plea Bargain. Plea Bargain ist in den USA ein mittlerweile übliches, aber nichtsdestoweniger fragwürdiges juristisches Instrument. Es funktioniert folgendermaßen: Die Anklage baut zuerst einmal eine fürchterliche Drohkulisse auf und fordert eine absurd hohe Gefängnisstrafe, manchmal ist von mehreren Jahrhunderten die Rede, manchmal sogar von der Todesstrafe. Der Angeklagte wird dadurch so sehr eingeschüchtert, dass er nicht weiter auf seine Rechte pocht und sich gerne auf einen Deal einlässt, ja, unter Umständen sogar ein falsches Geständnis ablegt beziehungsweise sich zumindest teilweise schuldig bekennt, wenn er im Gegenzug dafür, wie Kiriakou, nur für 30 Monate ins Gefängnis gehen muss, anstatt der angedrohten 45 Jahre. „Damit war er ein verurteilter Straftäter, und Präsident Obama hatte sein Ziel, die Illegalität des Whistleblowing[s] zu konsolidieren, erreicht.“ (DFA S. 232)

6. Die Freilassung und ihre Hintergründe

Ein solcher Plea Bargain ist es auch, der zwischen den US-Anklägern und Assanges Verteidigern ausgehandelt wurde und seine Freilassung am 24. Juni 2024 ermöglichte. Der Wikileaks-Gründer bekannte sich schuldig in Bezug auf einen Punkt der Anklage, er gestand die Verschwörung zur Beschaffung und Weitergabe von als geheim eingestuften US-Dokumenten und räumte ein, damit gegen das US-Spionagegesetz verstoßen zu haben. Im Gegenzug wurde er statt der angedrohten 175 Jahre nur zu genau jenen 5 Jahren Haft verurteilt, welche er bereits inhaftiert gewesen war, und konnte nun als freier Mann in seine Heimat Australien zurückkehren.

Es braucht schon einiges an Niederträchtigkeit, um, so wie die Neue Züricher Zeitung dies umgehend getan hat, aus dieser Einigung zwischen Anklage und Verteidigung die Schlussfolgerung zu ziehen, dass an den Vorwürfen gegen den Australier also doch viel dran gewesen sein muss, und das Geschehen mit den Worten zu kommentieren: „Der Vergleich zeigt, dass Assange nicht unschuldig ist.“ (7) Das ist allen Ernstes die Reaktion eines sogenannten Qualitätsblatts darauf, dass ein Journalistenkollege, der seiner Veröffentlichungen wegen fünf Jahre in Folterhaft gehalten wurde, endlich freigelassen wird. Ohne Zweifel ein Tiefpunkt des Anti-Assange-Journalismus.

Warum Assange diesem schmutzigen Deal am Ende zugestimmt hat, liegt klar auf der Hand: Nicht weil er schuldig war, sondern weil es schlicht um sein Leben ging. Seine Gesundheit ist bereits jetzt schwerstens in Mitleidenschaft gezogen, und ihm blieb gar nichts anderes übrig als sich einverstanden zu erklären, es sei denn, er hätte unter den genannten Bedingungen verenden und einen ziemlich sinnlosen Märtyrertod erleiden wollen. Was auf Seiten der USA der entscheidende Beweggrund für diese plötzliche Nachgiebigkeit gewesen sein mag, darüber kann man hingegen nur Vermutungen anstellen, aber so viel lässt sich sicher sagen: Humanitäre Beweggründe waren es nicht, vielmehr spielten taktische Überlegungen eine Rolle.

Mit dem Fall Assange hatten die USA ihre Macht demonstriert, sich aber auch eine Bürde aufgehalst, und obwohl die Medien sich weitgehend amerikatreu verhielten, sorgte das Thema doch für Unruhe und für das, was man einen Imageschaden nennt. Die weltweiten Proteste haben sicherlich das Ihrige dazu beigetragen. Im Fall einer Auslieferung des Australiers hätte man noch vermehrt mit Widerstand rechnen müssen, da in den USA traditionell die Pressefreiheit – man denke an den ersten Verfassungszusatz — ein besonders hohes Gut darstellt und die Tätigkeit von Assange, anders als die von Manning oder Snowden, nicht so ohne weiteres einem „Whistleblowertum“ gleichgesetzt werden kann. Im Unterschied zu diesen Personen ist er kein Insider gewesen, der ausgeplaudert hat, er hat als Außenstehender nur das veröffentlicht, was ihm freiwillig übergeben worden war, er hat (auch wenn das die USA und ihre Anhänger bis jetzt bestreiten) nie etwas anderes als journalistische Arbeit getan.

Zusätzlich baute sich von Australien aus Druck auf die Amerikaner aus. Die derzeitige Labour-Regierung unter Premierminister Anthony Albanese war die erste Regierung von Assanges Heimatland, die sich in aller Deutlichkeit für ihn einsetzte. Die USA konnten kein Interesse haben, einen so wichtigen Verbündeten zu verprellen. Und überdies stehen in den Vereinigten Staaten Wahlen vor der Tür, was liegt näher, als gerade jetzt Pluspunkte zu sammeln, indem man sich menschlich zeigt?

7. Aufarbeitung

Für uns Bürger gilt aber, dass wir auf dieses Schmierentheater nicht hereinfallen sollten. Und nicht weniger als bei Corona geht es hier um Dinge, die man nicht vergessen sollte und die einer Aufarbeitung harren. Man sollte in Erinnerung behalten, was für eine erbärmliche, duckmäuserische Rolle insbesondere europäische Politiker und europäische Medien hierbei 5 Jahre lang gespielt haben.

Die deutschen Grünen etwa. Man denke an Annalena Baerbock, die kurz vor ihrem Amtsantritt als deutsche Außenministerin, Ende 2021, noch vollmundig hinausposaunt hat, sie fordere die „sofortige Freilassung von Julian Assange“ — kaum war sie aber in der Regierung, nichts und noch einmal nichts für ihn getan hat, ja, auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Sevim Dağdelen bloß floskelhaft ausrichten ließ, die Bundesregierung habe „keinen Zweifel daran, dass die britische Justiz rechtsstaatliche Prinzipien anwendet und die Menschenrechte achtet“.

Bekannt geworden ist auch ein Auftritt des grünen Spitzenpolitikers Robert Habeck, der im Januar 2021 auf die einfache Frage des Journalisten Tilo Jung, ob er die Freilassung von Assange fordere, massiv ins Stottern geriet. Fabio de Masi, Abgeordneter des BSW für das Europaparlament, kündigt nun via X sogar die Veröffentlichung von Belegen dafür an, dass das grün-geführte Auswärtige Amt die Verteidigung von Assange „faktisch hintertrieben hat“. (8)

In Österreich wiederum war es die Kanzlei des ebenfalls tief bei den Grünen verwurzelten Bundespräsidenten Alexander van der Bellen, welche im Februar 2020 auf einen an ihn gerichteten Offenen Brief (9), in dem er darum gebeten wurde, sich für die Freilassung Assanges einzusetzen, bloß mit Floskeln reagierte. Derartige „Veranlassungen oder Einflussnahmen“ seien dem Bundespräsidenten, „im Rahmen seines durch die Österreichische Bundesverfassung festgelegten Wirkungsbereichs“ verwehrt, wurde in dem Antwortschreiben, das mir vorliegt, kategorisch behauptet — scheinbar Ausdruck einer edlen diplomatischen Zurückhaltung, von der allerdings plötzlich nichts mehr zu spüren war, als beispielsweise drei Jahre später derselbe Bundespräsident lauthals und ganz ohne jede diplomatische Vorsicht, wie man sie vom obersten Repräsentanten eines neutralen Landes eigentlich erwarten sollte, verkündete, Österreich stehe „solidarisch und entschlossen an der Seite der Ukraine.” (Womit nicht die Ukrainer, sondern deren Präsident Wolodomir Selenskyj gemeint war.) (10)

Vergessen werden sollte auch nicht das ambivalente Spiel der Medien, die sich, wenn überhaupt, dann im Allgemeinen nur vage und halbherzig für Assange eingesetzt haben, und zumeist nicht, ohne gleichzeitig weiterhin die alten, sattsam bekannten und längst widerlegten Unwahrheiten über ihn zu verbreiten. Irgendwie und irgendwo muss beispielsweise immer noch der alte Vergewaltigungsvorwurf neu aufgewärmt werden.

Immer noch wird außerdem regelmäßig abgestritten, dass es sich bei Assanges Tätigkeiten überhaupt um Journalismus gehandelt hätte, und das, obwohl der Australier mehr Journalismus-Preise eingeheimst hat, als andere sich überhaupt vorstellen können. Augenblicklich wird er vom ORF als „Internetaktivist“ bezeichnet, dies also die derzeit dort gültige Sprachregelung. Weiterhin wird auch hartnäckig die Phrase gedroschen, Assange hätte „Menschenleben gefährdet“ und das, obwohl kein einziger Fall bekannt ist, in dem durch die Veröffentlichungen von Wikileaks Personen zu Schaden gekommen wären, eine Tatsache, die sogar in den USA im Prozess gegen Chelsea Manning offiziell bestätigt wurde. (11) In diesem Zusammenhang wird überdies fortwährend verbreitet, Assange hätte die Dokumente ohne weitere Überprüfung und Rücksicht auf die Folgen ins Netz gestellt – während ganz im Gegenteil auch durch Aussagen von Mitarbeitern belegt ist, wie sorgfältig Assange bei der Veröffentlichung vorgegangen ist und wie viel Zeit er sich für die Authentifizierung der Dokumente und für die Schwärzungen von Namen genommen hat. (12)

Außerordentlich perfid ist schließlich der unter den Meinungsmachern ganz besonders beliebte Vorwurf, der Australier hätte den US-Wahlkampf 2016 durch die Veröffentlichung der Clinton-Mails beeinflusst. Also hätte Assange unangenehmes Material über Hillary Clinton deswegen nicht veröffentlichen sollen, weil linksliberale Journalisten gerne Hillary Clinton als Präsidentin gesehen hätten? Wären sie gleichermaßen empört, wenn Wikileaks Belastendes zu Trump veröffentlicht hätte? Was bitte ist das für ein Verständnis von Journalismus?

Bei all diesen von Journalisten kommenden Vorwürfen muss man eins klarstellen: Assange hat eigentlich ihren Job getan, und er hat ihn besser getan, als sie ihn zumeist erledigt haben, er hat das getan, was richtige Journalisten immer tun sollten: den Mächtigen auf die Finger zu schauen und ganz heikle Dinge an die Oberfläche zu bringen, die sie nicht an die Oberfläche gebracht haben wollen. Möge er viele Nachahmer finden!

 

Nachweise:

  1. https://www.republik.ch/2020/01/31/nils-melzer-spricht-ueber-wikileaks-gruender-julian-assange
  2. https://medium.com/@njmelzer/demasking-the-torture-of-julian-assange-b252ffdcb768
  3. Eines von unzähligen Beispielen: https://www.tagesschau.de/ausland/europa/assange-chronologie-102.html
  4. Siehe (1)
  5. https://taz.de/CIA-Vorgehen-gegen-Julian-Assange/!5805103/
  6. https://www.wsws.org/de/articles/2020/09/21/assa-s21.html
  7. https://www.nzz.ch/meinung/assanges-schuldeingestaendnis-die-vereinbarung-mit-der-us-justiz-ist-ein-sieg-der-vernunft-ld.1836621
  8. https://www.nachdenkseiten.de/?p=117274, https://taz.de/Annalena-Baerbock-und-Julian-Assange/!5966758/
  9. https://diem25wien.wordpress.com/wp-content/uploads/2020/01/assange_von_diem25anuhbp-vdb_3gffplogosig.pdf
  10. https://kurier.at/politik/inland/bundespraesident-van-der-bellen-auf-solidaritaetsbesuch-in-ukraine/402312410
  11. https://www.theguardian.com/world/2013/jul/31/bradley-manning-sentencing-hearing-pentagon
  12. https://www.nachdenkseiten.de/?p=66459, https://www.nachdenkseiten.de/?p=68850, https://www.nachdenkseiten.de/?p=65910, https://www.jacobin.de/artikel/julien-assange-pressefreiheit-repression, https://oe1.orf.at/programm/20230511/719253/Kristinn-Hrafnsson-Der-Chefredakteur-von-WikiLeaks

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21 Kommentare

  1. Man darf auf die Veröffentlichung von Belegen durch Fabio de Masi gespannt sein! Könnte ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung sein! Wundern würde ich mich nicht wenn sich herausstellte dass insbesondere die Grünen den Fall Assange zu seinem schweren Nachteil hintertrieben hätten! Wollten sich etwa Habeck und Baerbock ganz nach Vasallenmanier den USA als ihrem Herren und Gebieter andienen!? Allein das hartnäckige Schweigen Baerbocks macht sie als Gesinnungstäterin verdächtig!

  2. Ein sehr guter und wichtiger Artikel, besten Dank! Dass dieses System immer noch Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte heucheln kann – wir sollten uns in der Tat jeden Tag an diese Ungeheuerlichkeit erinnern.

    1. Das ist in der Tat auf den ersten Blick erstaunlich, wie sich die Mär der vom demokratischen, rechtsstaatlichen, friedensstiftenden Westen noch hält. Auf den 2. Blick aber doch recht nachvollziehbar.
      Zum Einen einfach der riesige Propaganda-Apparat der “freien” Westpresse mit sehr viel Autosugesstion. Zum Anderen, der größte Teil des Wahlvolkes der Westdemokratien ist politisch desinteressiert bis naiv oder indoktriniert. Ein erheblicher Teil lässt sich außerdem durch den relativen Wohlstand und die hedonistische Freiheit des riesigen Betriebes der Spaßgesellschaft gerne kaufen. Das Leben besteht aus Party, Reisen immer und sofort und überall hin, billig. Alles Tonangebenden sind gefühlt irgendwie Influencer, Aktivisten, Menschenrechtler,machen was mit Medien, haben irgendwelche Projekte, die sie in angesagten Kaffees diskutieren….
      Das Fußvolk wird mit seichter Unterhaltung bespaßt, die als wichtigen Bestandteil Schadenfreude über Leute die noch dümmer und ärmer als man selbst sind beinhaltet….
      Das in etwa ist die Melange die sicher einen Teil des Erfolges und der Persistenz des westlichen Systems erklärt.
      Vom saufenden Assi auf Ballerman bis zur Aktivistin, die meisten mit Peter Pan Syndrom, das Leben als Abenteuer, Dauerspaß, nur nicht erwachsen werden.

      1. @Grottenolm
        Ein bißchen komplexer ist es wohl schon und ich mag auch nicht alle über einen Kamm scheren, aber so richtig widersprechen kann ich Ihnen auch nicht…
        Man könnte noch ergänzen (obwohl sich das wohl alles unter “nicht erwachsen werden” subsummieren ließe) :
        – sich jeden Scheiss einreden lassen unter Missachtung jeglicher eigenen Erfahrung und Wahrnehmung
        – Konflikte/Meinungsdifferenzen gar nicht erst zulassen; und wenn sich diese nicht vermeiden lassen, keinerlei inhaltliche Auseinandersetzung aufkommen lassen, sondern möglichst direkt und möglichst aggressiv sein Gegenüber niederbrüllen
        – i.d.R. am besten jeglichem Druck nachgeben; kein Selbstbewußtsein entwickeln, nichts infrage stellen, hübsch autoritätsgläubig und obrigkeitshörig bleiben
        – sich am besten jeden Morgen das Mantra vorbeten : “Da kann man nichts machen !”
        Die Liste liesse sich noch beliebig fortsetzen. Fertig ist der “Werte-Westen”.

    2. Das Verhaltensschema der Großmedien ist immer wieder das gleiche: Rechtsstaatlichkeit, westliche Werte, Demokratie etc. hochhalten.
      Dann kommt ein Big Player, der andere Interessen hat.
      Weil im Kapitalismus die wirtschaftliche Existenz Basis für alles andere ist, schwenken die professionellen Kämpfer für alles Gute und Edle im Eiltempo ein und machen sich zu den Kraftlinien der Macht kompatibel.

      Einzelne, wie in dem Fall Nils Melzer oder in anderen häufig Verrentete wie Gabriele Krone-Schmalz, die keinen Karrierebruch fürchten müssen, beharren länger.

  3. 1. Es ging nicht um “Verbrechen” und “Schuld”, sondern die *Fortsetzung* des staatsterroristischen Kriegsprogammes der Neocons und Lib-Dems, denn Wikileaks hatte eine Menge Dokumente gesammelt, die nach dem Zugriff auf Assange unveröffentlicht blieben, um das Leben Assanges und zahlreicher anderer Leute zu schützen.

    2. Nicht “erstmals Nils Melzer” hat Vorgänge und Story debunked – absolut widerwärtig solche Lügen für ein paar Euronen Bucheinnahmen etx. – sondern dutzende, wenn nicht hunderte journalistische Freelancer, bereits in den ersten Wochen nach Ausstellung des schwedischen Haftbefehls, darunter der Unterzeichnende, dessen Name unaussprechlich gemacht wurde, und Leute wie b. von MoA, und etwas später der prominente John Pilger, auf den Melzer sich zu Beginn seiner “Mission” wesentlich berufen hat. Aber der ist halt tot, gelle …

    3. Der einzige Whistle-Blower, den Barack Obama verfolgt hat, und auch den Tötungsbefehl gab, war Anwar al – Awlaki, und Obama ließ Kinder und Enkel Awlakis töten, die als Nachfolger hätten in Frage kommen können, einschließlich eines siebenjährigen Mädchens, dazu noch etliche Mitglieder seiner Sippe.
    Denn selbstverständlich sah sich auch dieser Präsident berufen, die Geheimnisse von 9/11 zu wahren – um des Bestandes der Föderation willen.
    Ansonsten ist das eigenartig deplaziert wirkende Obama-Bashing – aber ich habe ehrlich keinen Schimmer, welche Nachtigal da trappst (Trump-Wahlwerbung??)- schlicht gelogen. Auf den Kiriakou – Prozess hatte Obama keinen Einfluß, aber er unterband in seiner Amtszeit die Ausstellung eines Haftbefehls auf der Basis des Grand-Jury – Prozesses gegen Assange, den er freilich nicht verbieten konnte.

    Ansonsten wäre noch viel mehr zu der Eloge zu sagen, bzw. zu ihrer ideologischen Überhöhung – aber darauf verzichte ich, ist nicht so wichtig.

    1. Zu 1.: Und Reps? Der US-Imperialismus ist Dauerprogramm – egal welche etablierte Partei an der Macht ist.

      Zu 2.: Als UN-Sonderberichterstatter hat Melzer zu der Zeit – kurz vor und nach der Verhaftung – einen wichtigen Beitrag geleistet und seine Autorität hat der Forderung nach Julian’s Freiheit noch mehr Gewicht verliehen und in einem entscheidenen Moment geholfen, das Blatt ein wenig mehr zu wenden – und er musste deswegen auch einstecken. Diesen “Wettbewerb” um den größten Assange-Aktivismus auszurufen, hilft doch niemandem. Es wurde ständig betont, wie froh man über jeden, der sich für Assange’s Freiheit zu Wort gemeldet hat. Und darum geht es doch. Um die Sache. Neben dem Buch waren es außerdem noch Besuche in Ministerien, in Belmarsh selbst, Medienauftritte, Redebeiträgen bei mehreren Webinaren und Vorlesungen… und das schmälert den Aktivistmus der anderen in keinster Weise. Durch seine Position als UN-Sonderberichterstatter hatte er einfach noch andere Mittel. Und die UN-Expertengruppe, die sich 2016 für seine Freiheit ausgesprochen hat, hat ja leider auch nicht genug Wind machen können.

      zu 3.: Das liest sich ja wie PR-Sprech!? Nein, ich habe mehrere Webinare von den Freiheits-Kampagnen für Julian Assange gesehen. Ein Satz, der sich immer wiederholte: Unter Obama hat die Verfolgung von Whistleblowern stark zugenommen – vor seiner Amtszeit wurden noch nie so viele Whistleblower verfolgt wie während seiner Amtszeit”. Und diese Leute müssen es wissen, denn es sind Journalisten, selber Whistleblower sowie Friedens- und Pressefreiheitsaktivisten, Politiker usw., die sich mit dem Thema besser auskennen. Darum schlage ich vor, die Quellen ein bisschen zu diversifizieren. Konkreter Vorschlag: “International Festival of Dissent, Whistleblowing and Accountability” vom 08.05.2021 (Consortium News)
      Und während Obama’s Zeit wurde die Anklage gegen Julian Assange einerseits im Hintergrund vorbereitet, andererseits sah seine Adminsitration vordergründig von einer Verfolgung ab, wegen des “New York Times-Problems” – würde man WikiLeaks strafrechtlich belangen, müsste man das auch mit der NYT tun, denn diese Zeitung (u.v.m.) haben mit WikiLeaks kooperiert. Unter Trump und Biden wurde die Verfolgung von Julian und Kriminalisierung von WikiLeaks fortgesetzt. Das war sicher eine sehr gute “Wahlwerbung” für BEIDE Parteien.

      Und als Präsident, der aus dem Amt geht, kann man durchaus noch nachträglich begnadigen – was Obama für Kiriakou hätte machen können und nicht gemacht hat, und was jetzt eine Forderung für Julian Assange ist. Laut John Kiriakou läuft das im korrupten Washington aber nur über Bestechungen. Ich weiß auch nicht, ob das wirklich stimmt, mit der Aussage, dass Obama keinen Einfluss gehabt hätte – ein Gespräch mit dem DOJ wäre doch jederzeit drin gewesen. Wäre eine Recherchefrage, wie direkt der US-Präsident intervenieren darf – theoretisch wie praktisch.

      1. Kein PR-Sprech.

        Was aus dem Umkreis bürgerlich Friedensbewegter und anderer mild Dissidenter aus den USA zu Obama kommt, fügt sich perfekt zum Hass der Neocons und Reps, der ja schon deshalb logisch ist, weil auch Obama mit einem Putsch an die Macht kam – dem GegenPutsch der Wall Street, der unter dem Namen “Finanzkrise” in die Geschichte einging.
        Meine Opposition dagegen hat gewiss eine subjektive Färbung, denn Obama ist nicht nur smart, er hat tatsächlich einigen Grips, das mag ich halt.
        Aber die Textur ist erstens der Widerwille gegen den enttäuschten Idealismus von Leuten, die Obama einst mehr oder minder zujubelten, jedenfalls aber mächtig Hoffnung in ihn setzten. Und zweitens, wesentlich wichtiger und entscheidender, wenn man Obamas Regierungszeit ein wenig gründlicher studiert, kommt sehr viel darüber zu Tage, was das Oval Office ist, was sein Büroleiter vermag und nicht vermag.
        In das DOS direkt hinein zu regieren, hat Obama klugerweise nicht erst versucht, abgesehen davon, daß ihm bis 2012 allein schon durch die Personalie Killary die Hände gebunden waren, und das DOS steuerte das Vorgehen gegen Assange, zusammen mit den dem DOS unterstellten Abteilungen der CIA. Stattdessen hat er DOS mit WH-“Sonderbotschaftern” umgangen
        Über Obama und DOJ weiß ich nichts, muß ich zugeben.
        Aber ich weiß, daß er bis ins Micromanagement versucht hat, in das Pentagon hinein zu regieren und weiß “ein wenig” – das ist punktuelle Übertreibung UND Untertreibung – über die Erfolge und Mißerfolge dieses Unterfangens.
        Summe: Mein Einwurf ist zu großen Teilen zahnlose Beckmesserei mit Zorn auf die Leute, die einerseits jederzeit das Urteil unterschreiben, der US-Präsident sei bloß eine Marionette entweder des MIC oder Big Business, ihn andererseits gern bei Gelegenheit persönlich für alles verantwortlich machen, was in der Zeit seiner Administration geschah und unternommen wurde.
        Um noch den vielleicht wichtigsten Punkt konkret zu nennen: Obama war vollständig, absolut machtlos gegen die Verschwörung zum Libyenkrieg mit Übergang zum Syrienkrieg, schon deshalb, weil die damals mächtigsten NATO-Generäle daran an vorderster Front beteiligt waren, Stavridis und Mattis, die, zusätzlich zu anderen Motiven – die Operationen waren lange vor Beginn der Amtszeit Obama in Vorbereitung – den “Rückzug aus Irak” rächen wollten, den sie obendrein in beträchtlichem Umfang sabotiert haben.

      2. Hallo Yves, diese Frage nach den Quellen für die Behauptung, ob oder daß unter Obama die Verfolgung von Whistleblowern stark zugenommen habe, ist wichtig. Ich weiß nicht, ob es in den USA ein Register von Anlageerhebungen oder Urteilen gibt. das man anschauen kann. Oder im Kongress Fragen von Abgeordneten dazu. Bei uns fragen ja ParlamentarierInnen von Die Linke, jetzt BSW, häufiger nach Zahlen und Fakten zu politischen Prozessen. Auf den Veranstaltungen der Assangeunterstützer wurde referiert, aber es kann ja sein, dass die Referenten die Info aus einer einzigen Quelle haben, und selbst nicht weiter recherchiert haben. Oder aus einem geschlossenen Kreis zitiert haben. Mir wäre das beinahe auch passiert. Und wenn dann jemand meine Beiträge liest…

    2. Hallo bekannt, danke sehr für den Hinweis mit der Zurückhaltung von Dokumenten zum Schutz der WikiLeaks-Leute. Das Plea Agreement sieht, meine ich mich zu erinnern, vor, dass Julian WikiLeaks anweisen sollte, Dateien, die noch nicht veröffentlicht wurden, zu vernichten. Seither wird gerätselt, um welche Dateien es sich handelt. das wird nämlich nicht in dem Schriftstück erläutert. Sind das die, die Sie meinen?

      Ich habe festgestellt, dass es mindestens 2 Gruppen von AssangeunterstützerInnen gibt: die, die seit Anfang dabei sind, aus der Pionierzeit des Internet, Netzaktivisten und Leute aus der internationalen Hackercommunity, und seit etwa fünf, sechs Jahren eine Szene, die mit ersterer überhaupt nichts zu tun hat. Die kommen aus einer ganz anderen Ecke und wissen oft noch nicht mal, dass die Piraten sich ebenfalls für Julian eingesetzt haben. d.h.die kennen in der Regel auch nicht aus eigenem Wissen die Vorgeschichte, sondern erst einen Teil der Geschichte seit den Irak und Afghanistan war Logs und dann seinen Aufenthalt in der Botschaft und in Belmarsh. Für die war Nils Melzers Buch wie eine Geschichtsstunden. Melzer schreibt übrigens nicht, dass er der erste sei..

      Danke auch für den Hinweis auf die Kollegen, die sich schon seit 2010 mit WikiLeaks in positivem Sinne befasst haben. Ich war in den 2000er Jahren
      aktiv im Bemühen um die Informationsfreiheit für die Allgemeinheit und war daher absolut fasziniert von WikiLeaks. Aber spätestens seit Julian in die Botschaft floh, verlor ich den Durchblick durch dieses juristische Hickhack . Außerdem verfingen die Vorwürfe gegen ihn bei mir leider genauso wie bei Nils Melzer, bis Freunde von mir mich plötzlich vor 2,3 Jahren zu ihren Mahnwachen einluden. Seitdem habe ich mich intensiv mit Assange befasst und für seine Freilassung gekämpft, aber die älteren Vorgänge habe ich leider nur noch unvollständig. Würden Sie mit mir Kontakt aufnehmen? mit freundlichen Grüßen

  4. Diesel Fall,neben etlichen anderen ist eine Farce für alle selbst deklarierten Demokratien.
    Seit seiner ‘Freilassung’ ist der Herr wie abgetaucht, so die Skripal, MH017/300…
    Selbst der terroristische Anschlag auf NS wird politisch wie medial gemieden bzw. für nicht existent erklärt…
    Wikilieaks hat den Sumpf offenbart, aber niemand damals wie heute mit den XXX anderen Fällen wurde weder polizeilich, gerichtlich und politisch neutral aufgearbeitet. Hinzu kommen noch zig andere Fälle in anderen Staaten, die einfach unter dem Teppich gekehrt werden.
    Der kollektive Westen ist unbestritten der Weltmeister der nicht Aufarbeitung!, weder damals noch heute.
    Irgendwie signalisiert das eine allgemeine Verschwörung durch einige gegen den Rest der Welt.
    Aber warum sind Staaten außerhalb des Westens, so zugeknöpft?
    Russland, China, Indien, Indonesien, Brasilien und zig andere sprechen nicht offen aus was der Westen betreibt, stattdessen geben diese alle Staaten dem Westen Zeit sich zu ernüchtern, während der Westen jegliche gesetzte rote Linie missachtet!
    Das was Assange ins Rollen gebracht hatte, ist komplett verlaufen im Dunst der Wüste, stattdessen wird der amerikanische fail state in den Medien breit diskutiert wer nun Oberschauspieler in der simulierten Demokratie darstellen soll.
    Meinungsbildung oder selbst bedingte Lehren sind bzw stehen komplett aussen vor!, ein Diktat der Idioten manifestiert durch die idiotische Bevölkerung der Gehirnwäsche.

  5. Früher haben die USA und die Europäer genau die Schweinerein gemacht, die sie heute immer noch machen. Aber früher hat man sich hohntriefend zu seinen “Schweinehunden” bekannt – hießen sie nun Noriega, Somoza, Bin Laden, Saddam usw. – heute spielt man die ehrenwerten Herren mit den weißen Anzügen. Wir sind die Guten. Mit so einer Strategie kann man, wenn derartige Schandtaten auffliegen, nicht umgehen und sattelt flugs einen drauf, indem man den Spieß umdreht.

    Die Narrative funktionieren wesentlich dadurch, dass sich die Masse nicht für Politik interessiert und die Medien die Realität unter den Tisch fallen lassen. Wenn die Medien sich wie im Fall Assange positioniert haben, müssen sie später diese Version gesichtswahrend bestätigen. Demnach wurde Assange kein Unrecht angetan, sondern er wurde gewissermaßen begnadigt.

    Heute sitzen wahrscheinlich immer noch Journalisten in westlichen Gefängnissen, denen man nichts vorgeworfen hat. Ich weiß von mindestens einem, der in Polen festgehalten wird. Pablo Gonzalez.

    PS: Baerbock findet neuerdings Journalismus sei kein Verbrechen – aber das gilt natürlich in schlichter Denkweise nur für einen gewissen Gerschkowitz. Geht ja auch nicht anders für eine grüne Vassalin.

  6. Dank an den Autor für diesen reichhaltigen Text, der alles Wesentliche, was es zu dieser unsäglichen, aber typisch westlichen Geschichte zu sagen gibt, zusammenfasst.

  7. @Pro Mein Freund Muammar war die einzige mir bekannte Gestalt in führender Position, der sich immerhin klar zweideutig zu 9/11 geäußert hat.
    Dann guckt doch mal nach, was aus der FAMILIE Gaddafi geworden ist.
    Die Entstaatlichung Libyens hatte viele und disparate Gründe, die nur widerwillig gestoppte Ausrottung der Familie Gaddafi – im Juni 2011 hagelte es tief empörte Leserbriefe bei WaPo und NYT wg der zerfetzten Enkel – hatte nur einen; wie im anderwärts erwähnten Fall Awlaki.

    Putin hat 9/11 zu einer wahren “bromance” mit George Dabbelju genutzt.

    Es gab einen malaysischen Premier, der sich sehr despektierlich und aufmüpfig geäußert hat. Der war 2014 zwar frisch abgelöst, aber die Sache mag trotzdem eine Rolle bei der Entscheidung gespielt haben, wo man welchen Flieger verschwinden läßt – jedenfalls nehmen etliche Malaysier das an, und das sollen sie halt auch …

    Und MH 17 sollte verdammt niemand in den Mund nehmen, der nicht mitzuteilen weiß, und es tut, daß die Maschine von zwei F-22 der amerikanischen NATO-Armee unter Führung von General Breedlove abgeschossen worden ist.
    Denn dann sollte jedem sonnenklar sein, warum kein staatlicher oder semistaatlicher Akteur öffentlich einen Mucks macht, der merkt, daß die offizielle Story nicht mal durch das zurecht gebastelte Wrackbild gedeckt ist.

    Just being alive.

    1. @ Bekannt

      Es ist keineswegs so, dass “die Entstaatlichung Libyens viele und disparate Gründe” hatte. Für den Sturz Gaddafis gab es für den Westen nur einen Grund, nämlich seine Weigerung sich dem Westen unterzuordnen, deshalb ergriff der Westen die sich bietende Gelegenheit und machte Libyen zu einem Chaos-Staat.
      Es ist das immer wiederkehrende Muster insbesondere der USA, dass sie nicht willfährige Staaten ins Chaos stürzen – wenn sie sich nicht unterordnen wollen.

      Im Übrigen zeigt sich hier in Ihren wirren Texten das selbe Muster: Verwirrung und Chaos erzeugen. Hier herrschen ja auch Meinungen vor, die sich dem westlichen Duktus nicht unterordnen.

  8. Was auch immer hinten runter fällt:

    Julian Assange ist von zwei unabhängig voneinander agierenden Medizinern eindeutig als sogenannter ASPERGER-AUTIST diagnostiziert worden. Diese Form des Autismus (“Autismusspektrumstörung hochfunktional”) gilt z.B. in Deutschland als anerkannte Behinderung. Nach deutschen Maßstäben wurde durch die bekannte Behandlung/Freiheitsberaubung also tatsächlich auch ein Mensch mit Behinderung schwerst diskriminiert, gefoltert und sollte obendrein gar umgebracht werden dafür, dass er auf seine ihm geniale Weise eine wichtige Wahrheit ans Licht der Weltöffentlichkeit brachte.

    Eine angemessene Bewertung oder Einordnung der Person Assange und dessen Wirken ohne Kenntnis und Beachtung dieser besonderen Umstände wird stets lückenhaft bleiben. Außerdem kommen seine Peiniger, die all dies wussten (die Diagnosen wurden jeweils in Belmarsh gestellt), auch diesbezüglich ungeschoren davon.

    1. Autismus ist weder eine Behinderung noch eine Krankheit, o.ä., sondern eine bestimmte Form der Wahrnehmung.
      Warum muss man immer alles, was man nicht versteht, pathologisieren ? Ich glaube, daß viel zu viele Menschen beim Begriff ‘Autismus’ automatisch an ‘Rain man’, Savages u.ä. denken, ohne sich mit diesem Themenfeld näher auseinandergesetzt zu haben.
      Braucht es bei dem, was Herrn Assange angetan wurde, wirklich noch einen Hinweis auf eine angebliche ‘Behinderung’/’Krankheit’ ? Nein, denn all das, was ihm von Justiz, Politik, Medien, etc. ‘zuteil’ wurde, war so oder so schon in allerhöchstem Maße niederträchtig, kriminell, unmenschlich und noch so vieles mehr, was sich gar nicht in Worte fassen lässt.
      Wenn man sich zu sehr mit einem Teilaspekt des Wesens eines Menschen beschäftigt, besteht die Gefahr, daß sein Werk in den Hintergrund gerät. Und genau das wurde ja von den oben genannten Protagonisten mit den erstunkenen und erlogenen Vorwürfen vorexerziert. Man pickt sich etwas heraus und setzt ein Verhalten, eine Eigenheit oder sonstiges mit dem ganzen Menschen gleich und fertig ist die Schublade.
      Kann man so machen. Ist mir nur zu eindimensional und unterkomplex.

    1. Indem Ardin generalisiert, zeigt sie ihre Voreingenommenheit und übertriebene Verletzlichkeit.
      Als ob Sex immer ein Streichelzoo wäre, bei dem alles gewissen Feinheiten untergeordnet würde.
      Man braucht nur die anderen Sexpartner dieser Frau befragen, um zu einem eindeutigen Urteil zu gelangen.
      Indem sie sich instrumentalisieren lässt, um Assange ans Bein zu pinkeln, offenbart sich deren Charakter von Selbstbezogenheit und relativer Empathielosigkeit.

    2. Das kenne ich. Nils Melzer hat mit dieser Frau auch lange diskutiert und hat sich von ihr dabei viel vorwerfen lassen müssen. Das ist halt der Punkt, dass Leute oft nachträglich ihre Perspektive ändern und auch ihre Erinnerung. Aber Melzer ist dabei geblieben: Anhand der Dokumente ist klar, dass der Ablauf anders war, als diese Frau es nachträglich darstellt. Wobei sie dann die Perspektive übernommen hat, auf die Behörden und Medien sie erst umgelenkt haben. Melzer war sich auch sehr bewusst, wie heikel diese Debatte in #MeToo-Zeiten ist.

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