Wer ist Radoslaw Sikorski?

 
Radoslaw Sikorski. Bild: Konrad Lawkowski7MSZ/CC BY-NC-2.0

Durch den  eng mit anglo-amerikanischen Interessen verbundenen Außenminister der Regierung Tusk ist Polen zu einem Schwergewicht der EU-Außenpolitik geworden.

Nach seiner Visite in Kiew, wo US-Außenminister Blinken im Beisein seines britischen Amtskollegen Lammy mit der ukrainischen Führung das weitere Vorgehen im Krieg gegen Russland besprach, reiste Blinken nach Warschau weiter. Berlin und Brüssel standen nicht auf seinem Reiseplan.

Polen ist heute zu einem wichtigen, wenn nicht wichtigsten Partner der US-Amerikaner in EU-Europa geworden. Und diese enge Partnerschaft gründet nicht nur in der geostrategischen Lage Polens als Nachbarland sowohl Russlands als auch Weißrusslands wie der Ukraine. Die besonderen Beziehungen USA – Polen haben seit dem Dezember 2023 wieder ein besonderes persönliches Fundament mit Radoslaw Sikorski, Polens Außenminister, der seit über 40 Jahren mit Grossbritannien und den USA aufs engste verbunden ist. Ein Blick in seine Biografie.

Radoslaw Tomasz Sikorski verließ als 18-Jähriger im Juni 1981 das von den Auseinandersetzungen zwischen der damaligen Volksrepublik-Regierung und der legalisierten Gewerkschaft Solidarnosc geprägte und von einer umfassenden Versorgungskrise geplagte Polen. Er ließ sich in Großbritannien nieder. Sikorski begann in Oxford ein Bachelor-Studium der Philosophie, der Politik- und Wirtschaftswissenschaften. Wahrscheinlich kam er in dieser Zeit in der Studentenvereinigung Bullingdon Club bereits mit den späteren britischen Premierministern Cameron und Johnson zusammen. Bereits nach 3 Jahren Aufenthalt erhielt Sikorski 1984 die britische Staatsbürgerschaft, was ungewöhnlich ist.

Nach Abschluss des Studiums war er ab 1985 für britische und US-amerikanische Medien, sowohl konservative wie liberale, im Auslandsdienst tätig. Spektakulär waren seine Bild-Berichte aus Afghanistan. Nur kurz nach der politischen Wende in Polen kehrte Sikorski im August 1989 in sein Geburtsland zurück. 1990 und 1991 arbeitete er als Warschauer Korrespondent des Sunday Telegraph und kam in dieser Funktion mit zahlreichen prominenten Interviewpartnern zusammen. 1992 heiratete Sikorski die bekannte US-Journalistin Anne Applebaum, die sich vor allem im Verhältnis zu Russland als außenpolitische Scharfmacherin betätigte.

1992 wurde Sikorski als stellvertretender Verteidigungsminister in die nationalistische Regierung von Jan Olszewski berufen, die allerdings nach 6 Monaten wieder auseinanderflog. Was Sikorski danach tat, ist nicht genau bekannt. Bekannt ist aber, dass der polnische Militär-Geheimdienst ziwschenzeitlich über ihn eine Akte unter dem Decknamen “Szpak” (Vogel Star) angelegt hatte, die bis 1995 geführt wurde. 1997 kandidierte Sikorski auf einer nationalistischen Liste erfolglos für den Sejm. Das hielt ihn aber nicht davon ab, 1998 als Vize-Außenminister in die liberale Regierung Buzek einzutreten, bis diese 2001 von einer Regierung des “Linksbündnisses SLD” abgelöst wurde.

Auch schon unter PiS-Regierung Minister

In den Folgejahren war Sikorski Mitarbeiter des “American Enterprise Institut” in Washington, wo er die Abteilung “New Atlantic Initiative” leitete. Wieder in Polen kandidierte er im September 2005 als Parteiloser über die Liste der nationalkonservativen PiS erfolgreich für die zweite polnische Parlamentskammer, den Senat. Im Oktober 2005 wurde er Verteidigungsminister in einer “bunten” Regierung von Nationalkonservativen und Links-Nationalisten unter Führung der PiS. Auf Drängen von Premier Jaroslaw Kaczynski gab Sikorski Ende 2006 seine britische Staatsangehörigkeit auf.

Im Februar 2007 schied er dennoch aus der PiS-Regierung aus, offiziell wurde dies mit Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Präsident Lech Kaczynski sowie seinem Stellvertreter Macierewicz begründet. Spekuliert wurde aber auch, dass Premier Jaroslaw Kaczynski an der fortgesetzten Zusammenarbeit Sikorskis mit ausländischen Geheimdiensten Anstoß nahm. Die Bedeutung Sikorskis für die USA machte Zbig Brzezinski deutlich, der führende Geopolitiker der US-Demokraten. Nach Sikorskis Ausscheiden erkannte er die “Gefahr einer Selbstisolierung” Polens, denn Sikorski sei “die einzige Person in der Regierung, die in geostrategischen Fragen orientiert ist”.

Nach dem Auseinanderfallen der “bunten” PiS-Regierung tauchte Sikorski 2007 überraschend schnell als Außenminister der EU-freundlichen Regierung von Donald Tusk wieder auf. Sikorskis besonderes Bemühen in seiner bis 2014 währenden Amtszeit galt den post-sowjetischen Ländern. Im November 2010 stattete er gemeinsam mit dem deutschen Außenminister Westerwelle dem belorussischen Machthaber Lukaschenko in Minsk einen Besuch ab, offensichtlich um die Möglichkeiten einer engeren Kooperation von Weissrussland mit dem Westen zu sondieren. Unter Druck kam Sikorski, als im Sommer 2011 bekannt wurde, dass die für internationalen Austausch zuständige Abteilung der polnischen Generalstaatsanwaltschaft der Regierung in Minsk Kontodaten der belorussischen Oppositionellen Bialecka zur Verfügung gestellt hatte, was zu deren Verhaftung führte. In Georgien bemühte sich Sikorski schon vor der sich abzeichnenden Abwahl Saakaschwilis 2012 intensiv um Kontakte zu dessen Opposition.

Seine Rolle beim Scheitern der Minsk-Abkommen, an deren Aushandlung er neben dem deutschen und dem französischen Außenminister beteiligt war, ist bis heute unklar. In einem illegal abgehörten Gespräch mit Finanzminister Rostowski in einem Warschauer Restaurant hatte sich Sikorski 2014 dann kritisch über die USA geäußert. Der Tonband-Mitschnitt kam auf merkwürdige Weise an die Öffentlichkeit und sollte offenbar Sikorskis Distanz gegenüber den USA belegen. Zwischen 2014 und 2023, als er erneut das Außenministerium in einer Regierung Tusk übernahm, war Sikorski u. a. als Sejm-Präsident und Europa-Abgeordneter tätig.

Sikorski tritt immer wieder mit überraschenden Statements an die Öffentlichkeit

2014 behauptete er, Putin habe der polnischen Regierung die Aufteilung der Ukraine zwischen Russland und Polen vorgeschlagen. Nach heftigen Protesten vor allem aus der Ukraine sprach er von einem Missverständnis, um zuletzt einzuräumen, dass irgendwie die Phantasie mit ihm durchgegangen sei.

Nach der Sprengung der Nordstream-Pipeline twitterte er unverhohlen: “Thank you USA”. Erst als der Verdacht der Täterschaft auf eine ukrainische Tauchergruppe gelenkt wurde, relativierte er, dass die USA von den Anschlagsplänen vorab informiert gewesen seien. Im März diesen Jahres erklärte Sikorski, dass die Anwesenheit von Nato-Truppen in der Ukraine keineswegs undenkbar sei. Anfang September verkündete er, dass es die “Pflicht” der Nato-Länder in der Nachbarschaft der Ukraine sei, die in Richtung der eigenen Territorien fliegenden russischen Raketen abzuschießen. Am letzten Wochenende forderte Sikorski Deutschland auf, die Sozialleistungen für Kriegsdienst pflichtige ukrainische Männer zu streichen. Die Aufhebung der Beschränkungen beim Einsatz westlicher Raketen gegen Russland ist für Sikorski seit langem ein wichtiges Anliegen.

Vieles bei Sikorski, dessen Sohn Soldat der US-Army ist, mag als Geschwätzigkeit und Selbstdarstellungsdrang erscheinen. Das ändert aber nichts daran, dass er durch seine engen Verbindungen in die USA und angesichts des Umstands, dass die Außenministerien in vielen anderen EU-Ländern aktuell eher durch schwache Persönlichkeiten besetzt sind, zu einem der einflussreichsten Außenpolitiker der EU geworden ist.

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21 Kommentare

  1. Borell, Kallas, Baerbock und nun dieser Sikorski… OmG, das Personal der EU-“Diplomaten” ist wirklich unterirdisch (nach diplomatischen Maßstäben – von intellektuellen Maßstäben möchte/kann ich garnicht reden) und weist uns den Weg klar in Richtung Nieder- bzw. sogar Untergang!

  2. Die übliche antiamerikanische Schlagseite.
    BuzzFeed 2014:

    Radek Sikorski, generally viewed as a leading ally of the United States in Europe, said in a mysteriously-leaked recording Sunday that the alliance between the two countries is “not worth anything.”
    “The Polish-American alliance is not worth anything. It’s even damaging, because it creates a false sense of security in Poland,” Sikorski says on an excerpt of a longer conversation set to be published Monday morning in the magazine Wprost, which is reportedly between Sikorski and former finance minister Jacek Rostowski …
    After his interlocutor asks why he’s skeptical of the alliance, Sikorski continues that it is “bullshit.”
    “We are gonna conflict with both Russians and Germans, and we’re going to think that everything is great, because we gave the Americans a blowjob. Suckers. Total suckers”

    Sikorski ist während einer aufmunternden Rede in einem polnischen militärischen Ausbildungslager für künftige Maidan-Aktivisten aus dem Umkreis der faschistischen, westukrainischen UDAR fotographiert worden, das war im September 2013, wenn ich recht erinnere (die Internet-Spuren des polnischen Leaks sind sicherlich längst getilgt), und das fügt sich prächtig in die intimen Kontakte Sikorskis mit bekannten Hardlinern des britischen Militärs und des MI6, die John Helmer, gestützt auf E-mail-leaks, bekannt gemacht hat. In derselben Zeit reiste Sikorski zweimal nach Litauen, wo sich weitere Trainingskamps für Ukronazis, v.a. OUN-Nachwuchs befanden.
    Seit 2008 war Sikorski ständiger Gast beim Atlantic Council gewesen, das Frederick Kempe nach 2007 zu einer Art Politbüro der vereinten Kräfte der Neocons, Lib-Dems und britischer Militäraristokratie ausgestaltet hat.
    Sikorskis Ausbruch gegen “die Amerikaner” Mitte Juni hatte gewiß die erste Tagung des erst später so genannten “Normandie-Formates” (Merkel, Hollande, Poroschenko und Putin) in der Normandie am 6. Juni, anlässlich der Gedenkfeiern zum 70. Jahrestag der Alliierten-Landung, zum Anlaß. Ort und Zeit stellten klar, daß US-Präsident Obama verfügt hatte, die “Angelsachsen” hätten sich aus Bemühungen um Beilegung des hybriden antirussischen (Bürger-)Krieges in der Ukraine heraus zu halten. Eine gleichartige Verfügung dürfte das “Weimarer Dreieck” ermächtigt haben, die im Text erwähnte Übergangsregelung bis zu vorgezogenen Neuwahlen mit der ukrainischen Regierung und Maidan-Vertretern auszuhandeln, die Sikorski unterschrieben hatte, um sie umgehend von seinen Kumpels Jarosch, Parubiy und Turtschinow unter dem Blutopfer von 100 Maidan-Aktivisten zerreißen zu lassen, die von georgischen und britischen Scharfschützen hinterrücks abgeknallt worden sind.

    Der EU-Rat hatte sich obendrein geweigert, Sanktionen gegen Russland zu verhängen, die über symbolische Affronts hinaus gegangen wären, wie vom amerikanischen Außenministerium und der britischen Regierung gefordert.
    Ich gehe überdies davon aus, daß Sikorski von seinen britischen Kumpels zumindest global über den bevorstehenden militärischen Eingriff der NATO unterrichtet worden ist, der mit dem Abschuss von MH 17 durch zwei eigens clandestin nach Deutschland geflogene F-22 Jäger vollzogen worden ist, denn einen Tag vor erneuter Entscheidung des EU-Rates über einen angelsächsischen Antrag auf weitergehende Russland-Sanktionen, der abschlägig beschieden wurde (am 14. Juli, wenn ich recht erinnere), tönte Sikorski auf einer Pressekonferenz in Aserbaidschan, “Morgen wird sich das Schicksal Europas entscheiden”. Am 17. Juli fiel MH17 vom Himmel, am 20. oder 21. verhängte der EU-Rat in einer sonntäglichen Sondersitzung die geforderten Sanktionen.

    Kallok scheint zu wissen, daß Sikorski vom polnischen Geheimdienst als MI6-Agent geführt wurde.

    Spekuliert wurde aber auch, dass Premier Jaroslaw Kaczynski an der fortgesetzten Zusammenarbeit Sikorskis mit ausländischen Geheimdiensten Anstoß nahm.

    Es scheint nur ein Motiv dafür zu geben, daß er das unterschlägt: Er will Sikorski als CIA-Agenten hinstellen.
    Das heißt übrigens nicht, daß Sikorski das nicht auch gewesen ist!
    Vielleicht erinnern sich noch einige Leute an den ehemaligen Chef des militärischen Geheim- und Abwehrdienstes des Pentagon, General Flynn, den Donald Trump als erste Amtshandlung zu seinem Sicherheitsberater gemacht hatte, weil der 2012 die Korruption der in zwei unabhängig von einander operierende Teile zerlegten CIA offen gelegt hatte, von der ein Teil in Zusammenarbeit mit dem türkischen und saudischen Geheimdienst die ISIS steuerte, während ein anderer Teil sie vergeblich zu bekämpfen suchte. Eine der führenden Figuren der ersteren Abteilung war der ehemalige Botschafter in Syrien, Robert Stephen Ford, der ab 2012 in Zusammenarbeit mit dem türkischen MIT in der Türkei operierte, wo er Trainingslager für türkisch-syrische Terrorgruppen leiten half. Auch er war regelmäßiger Gast und Kolumnist beim Atlantic Council und bezog dort angeblich auch ein Gehalt.

    1. Sikorski ist während einer aufmunternden Rede in einem polnischen militärischen Ausbildungslager für künftige Maidan-Aktivisten aus dem Umkreis der faschistischen, westukrainischen UDAR fotographiert worden, das war im September 2013, wenn ich recht erinnere (die Internet-Spuren des polnischen Leaks sind sicherlich längst getilgt), und das fügt sich prächtig in die intimen Kontakte Sikorskis mit bekannten Hardlinern des britischen Militärs und des MI6, die John Helmer, gestützt auf E-mail-leaks, bekannt gemacht hat. In derselben Zeit reiste er zweimal nach Litauen, wo sich weitere Trainingskamps für Ukronazis, v.a. OUN-Nachwuchs befanden.

      Ja, das liest sich wirklich interessant (Belege wären super!), denn es paßt perfekt ins Bild vom geplanten und von außen gesteuerten Putsch in der Ukraine. Denn laut offizieller Erzählung ist der Majdan (in den Augen vieler auch “Euromajdan”) ja erst im November 2013 “spontan” entstanden, und zwar aus Protest gegen die Ablehnung des ukrainischen Präsidenten Janukowitsch, das EU-Assoziierungsabkommen zu unterzeichnen. Vorher war nix!

      Daß schon zwei Monate vorher die Vorbereitungen dazu liefen, wäre der Beweis, daß hier etwas völlig anderes ablief. Und nicht etwa nur die Ukronazis den Majdan gekapert hatten.
      Die Ukraine hatte ja auch vorher schon mal die “Orangene Revolution” mit Juschtschenko und Timoschneko als Gallionsfiguren.

      1. Sikorski ist während einer aufmunternden Rede in einem polnischen militärischen Ausbildungslager für künftige Maidan-Aktivisten aus dem Umkreis der faschistischen, westukrainischen UDAR fotographiert worden, das war im September 2013, wenn ich recht erinnere (die Internet-Spuren des polnischen Leaks sind sicherlich längst getilgt), und das fügt sich prächtig in die intimen Kontakte Sikorskis mit bekannten Hardlinern des britischen Militärs und des MI6,

        Ja, das liest sich wirklich interessant (Belege wären super!), denn es paßt perfekt ins Bild vom geplanten und von außen gesteuerten Putsch in der Ukraine. Denn laut offizieller Erzählung ist der Majdan (in den Augen vieler auch “Euromajdan”) ja erst im November 2013 “spontan” entstanden, und zwar aus Protest gegen die Ablehnung des ukrainischen Präsidenten Janukowitsch, das EU-Assoziierungsabkommen zu unterzeichnen.

        Bitte schön, der Videobeleg:
        https://www.youtube.com/watch?v=rNY4y6-JuvQ

        Nur war’s nicht im September 2013, sondern im August 2012,
        nicht in Polen, sondern in der westukrainischen Oblast Ternopil,
        nicht der Pole Sikorski, sondern der Ukrainer Naliwaitschenko (2006-2010 SBU-Chef, 2014-2015 SBU-Chef),
        hielt eine aufmunternde Rede,
        nicht an UDAR gewandt, sondern an Jaroschs Faschisten von “Trizub imeni Bandera”.

        Aber von diesen Kleinigkeiten abgesehen hat der niedersächsische Hochstapler diese Begebenheit völlig richtig wiedergegeben. Es fand eine Ansprache in einem Trainingscamp statt.

        P.S.
        Solche paramilitärischen Trainingslager gab’s in der Westukraine seit der Gründung der faschistischen UNA-UNSO, also seit etwa 1992.

        1. Quatschkopf, Blödmann.

          Was im August 2012 geschah, hatte NULL Verbindung zum “Euromaidan”:
          https://de.wikipedia.org/wiki/Assoziierungsabkommen_zwischen_der_Europ%C3%A4ischen_Union_und_der_Ukraine#Vorgeschichte
          Die EU-Kommission hatte die Verhandlungen über Text und endgültige Form des Abkommens erstmal bis zu den Wahlen im Oktober 2012 ausgesetzt und wollte danach neu entscheiden.

          Die Originalquelle des von mir erwähnten Fotos und des zugehörigen Berichtes kenne ich nicht, weil die m. W. nicht im Internet erschienen ist, sondern auf Papier. Ein anarchistisches polnisches Untergrundblättle. Aber eine Lokalzeitung hat das aufgegriffen und ich habe mich darauf verlassen, daß deren Redakteur nachrecherchiert hat, um sich abzusichern.
          Die offizielle Reaktion darauf: Es habe sich um ein “Pfadfindercamp” gehandelt, Sikorski sei ein Fan solcher “Freizeitaktivitäten”, und falls im betreffenden Camp Udar-Nachwuchs zugange gewesen sei, so habe Sikorski davon nichts gewußt.

          Vor Trainingscamps für militante Aktivisten in der Westukraine, die auf einem kommenden “Maidan” eingesetzt werden sollten, hat Oleg Tsaryov etwa im Frühsommer 2013 im ukrainischen Parlament gewarnt.

          PS.: Ich erinnere mich, daß im Frühjahr 2014 in der polnischen Presse einiges Aufhebens von den Ausbildungscamps gemacht wurde, an denen auch Armeeangehörige beteiligt waren. Ich kann polnisch nicht lesen und weiß das nur aus Sekundärquellen, auch von den litauischen Camps.
          Ich habe stets allein gearbeitet und 2014 hatte mein Tag zwar noch etwa 36 Stunden, aber auch das ist eine begrenzte Zeit.

          1. In Deutschland war in den 70ern die Wehrsportgruppe Hoffmann jedem bekannt. In den 90ern wurde die Gladio und ihre False-Flag-Anschläge in Italien bekannt. Der Wikipedia-Artikel macht ziemlich deutlich, dass ähnliche Organisationen im ganzen der Nato und CIA zugänglichen Europa bestehen.

            Der Maidan wäre nicht durch den Winter 2013/14 gekommen, wenn nicht die harten Mannen der rechten Organisationen die Stellung gehalten hätten und die Westmedien moralische Unterstützung durch tägliche Berichterstattung geleistet hätten.

    2. @all

      Ich habe nicht den Ehrgeiz, irgend eine meiner Mitteilungen zu “belegen”, erstens, weil nach der Formierung der demokratischen Öffentlichkeit nach 9/11 nicht geht und zweitens auch nichts taugte. Denn:

      a) Eine “Wahrheit” in historischen Geschehnissen liegt nicht in den Geschehnissen selbst, sondern ihrem Zusammenhang, und dieser Zusammenhang ist in den einzelnen Geschehnissen nicht auffindbar.
      Dafür ist die Sikorski-Geschichte ein gutes Beispiel, denn die Zwecke und Ziele seiner Bemühungen und die seiner Peers und höherrangigen Ratgeber sind nicht aufgegangen. Sie sind vielmehr eingegangen in eine viel breitere Bewegung, die wiederum Gründe, Zwecke und Motive vereinigt, von denen Sikorski seinerzeit nichts wissen wollte, und sicherlich bis heute noch nichts wissen will.

      b) Die “Wahrheit” über solche Bewegung aber, die liegt, um die X-files zu zitieren, nicht “irgendwo da draußen”, sondern “drinnen”, in Köpfen, die sie erarbeiten wollen oder – wenn sie dazu weder Zeit noch Mittel haben – wenigstens ihre Umrisse wahr nehmen wollen und können.

      Für solche Umrisse sind Mitteilungen von der Art, wie ich sie oben gemacht habe, eine Hilfestellung (oder könnten es zumindest werden), aber kein notwendiger Bestandteil derselben.
      Was heißt, selbst wenn sie platt falsch wären, könnten sie zu einem korrekten Bild von Zusammenhängen beitragen, das sich durch andere Geschehnisse, Beispiele und deren Untersuchung ergibt.

      Ich beanspruche im gegebenen Zusammenhang, ein authentischer Zeitzeuge zu sein, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wenn einer meine Beobachtungen und Mitteilungen für “ideologiegeleitet” halten will – und der Verdacht ist ja insofern “berechtigt”, als mich ein Bündel von Vorstellungen und Schlüssen dazu gebracht hat, auf bestimmte Vorgänge zu achten und sie mir genauer anzusehen* – der muß halt so oder so selbst recherchieren und nachschauen, was “da dran” ist.
      Oder er läßt es, und bleibt dann ggf so borniert, wie er vorher war.

      * Von Sikorskis Pressekonferenz in Aserbaidschan weiß ich nur, weil ich gezielt danach gesucht habe, was er im Vorfeld des Abschusses von MH17 von sich gegeben hat. Und das habe ich aufgrund der Berichte über seine Beteiligung an der praktischen Vorbereitung des Maidan-Putsches getan.

    3. Was für eine Schlagseite hätten se gern anstatt?

      Nur anti-US(!)amerikanische Schlagseite ist eine gesunde, selbsterhaltende, anständige, souveräne Schlagseite.

  3. Polen Schwergewicht in der EU-Außenpolitik…

    Ich habe erst gedacht, das sei wieder ein Artikel vom Quincy Institute for Responsible Statecraft – also von der erlaubten Opposition (limited hang out), aber habe ich wohl geirrt?

    Sikorski – natürlich ganz wichtiger polnischer Außenpolitiker von Polen und der EU. Zeigt auch der Artikel etwas. Dass er mit Anne Applebaum verheiratet ist, war nicht erwähnenswert? Das ist ja auch ein Familienunternehmen, wenn Vater, Mutter und mindestens ein Sohn beim Imperium angestellt sind. Kann man auch mal auf weitere Verwandte und Vorfahren schauen.

    Der Artikel ist sicherlich ein Anfang. Danke für die Infos.

  4. Das ist doch nicht nur Sikorsky, der einen Weg bestreitet, wie etliche anderen auch und dem Volk wird dann etwas über demokratische Verhältnisse eingehämmert. Sehr viele politischen Grössen zeichnen sich durch illegales Verhalten aus und nicht eine Justiz ist da, dagegen etwas zu tun.
    Die jetzige polnische Regierung kam ja wie gerufen, für die anstehende US Wahl. Der Sikorsky könnte am Ende für einen Staat politisch aktiv sein, der im Bericht nicht genannt wurde, Deutschland.
    Irgendwie sind manche mediale Verlautbarungen merkwürdig, da hat ein Lord vom Oberhaus ein Interview gegeben, er sagte in etwa: Deutschland könnte jederzeit den Krieg in der Ukraine beenden.
    Vor Wochen sagte Thierry Todd (der Name könnte falsch geschrieben sein), das gleiche.
    Der Scholz sagte, man sollte über Frieden nachdenken. Ein witziges Trio von GB zu Frankreich über Deutschland und sind nicht diese drei Staaten mit ein Grund gewesen für die Annektierung vom amerikanische Boden, natürlich kamen auch noch genügend andere Opportunisten hinzu.
    Eines zeichnet den Westen aus, ihr gelebter ‘Faschismus’ herrlich fein eingekleidet im Zwirn der Demokratie.

  5. Ich bin für jeden außenpolitischen Artikel dankbar, der sich zur Abwechslung einmal nicht mit us-amerikanischer Innenpolitik, dem Ukrainekrieg, Putin oder Macron befasst und dem nach meinem Eindruck äußerst durchtriebenen Sikorski einen solchen zu widmen macht durchaus Sinn. (Von unserem Nachbarland Tschechien erfährt man praktisch überhaupt nichts.)
    Nur hat der Artikel jenseits der biografischen Angaben für meinen Geschmack zu wenig “Fleisch”. Sikorskis Rolle innerhalb der verschiedenen Fraktionen der polnischen Politik verstehe ich dadurch kaum besser.

    Ich versuch’s mal mit zwei Fragen an den Autor:
    1. Kann es sein, dass Sikorski bei der PiS-Anhängerschaft tatsächlich in letzter Zeit als “kreml-nah” verschrien ist? Der vor zwei Jahren veröffentlichte Film “Pan z Chobielina” soll dergleichen nahegelegt haben.
    2. Verdankt sich der zwischenzeitliche Aufstieg der PiS einer vorhergehenden Verarmung des Landes bzw. zumindest erheblicher Teile der Bevölkerung (durch “Reformen” nach 1990)? Ist also die PiS über ein Jahrzehnt lang als “sozialere” Alternative zu den Liberalen und liberalisierten Postkommunisten gewählt worden?

    Danke.

    1. 1. Den Film kenne ich nicht. Aber für die PiS stehen zunächst mal alle Politiker ausserhalb ihres eigenen Spektrums im Verdacht, mit Moskau zu kungeln. Viel sollte man darauf nicht geben. Die PiS sucht eben auch in der Aussenpolitik Abgrenzungs- bzw. Profilierungsmöglichkeiten. Weil das bei Tusk & Co mit dem “Moskau-nah” in der Bevölkerung kaum angenommen wird, hat man zu diesem Zweck, speziell auch im Wahlkampf 2023, bevorzugt die anti-deutsche Karte gezogen.
      2. Der Aufstieg der PiS speist sich sicher aus verschiedenen gesellschaftlichen Entwicklungen. Ihr grosser Wahlsieg 2015, dann 2019 wiederholt, war nicht Ergebnis eines allgemeinen Verarmungsprozesses. Es gab im Gegenteil, nur durch die Finanzmarktkrise etwas abgeschwächt, in Polen seit dem EU-Beitritt eine bemerkenswerte ökonomische Entwicklung. Die Arbeitslosequote – auf dem Höhepunkt der Transformationskrise 20 % – war deutlich gesunken. Allerdings hatten viele Polen den Eindruck, dass ihr Land von aussen gesteuert wird und die Früchte des Aufholprozesses in den Portemonnais nicht-polnischer Akteure landen. Der Morawiecki-Plan mit Stärkung der Binnen-Kraufkraft durch deutliche Erhöhung von Kindergeld, Renten, Mindestlohn war dann die Antwort auf diese Stimmung.

      1. Herzlichen Dank für die Antwort.

        Es gab im Gegenteil, nur durch die Finanzmarktkrise etwas abgeschwächt, in Polen seit dem EU-Beitritt eine bemerkenswerte ökonomische Entwicklung.

        Gut, einerseits ist das verständlich angesichts der – bis heute andauernden – EU-Finanzspritzen für Polen. Aber andererseits ist doch ebenfalls bekannt, dass ziemlich viele Polen nach dem EU-Beitritt (oder bereits zuvor?) zur Arbeit nach Westeuropa zogen. Gehandelt werden immerhin 2,5 bis 3 Millionen zwischenzeitlich im westeurop. Ausland lebende Polen und man erinnert sich vielleicht, dass im Rahmen der Pro-Brexit-Propaganda auch der sinnbildliche “polnische Klempner in London” eine Rolle spielte. Daher rührte meine Frage.
        (Ich selbst verfolge gelegentlich den Youtube-Kanal eines linken Polen, der seit Jahren aus vor allem wirtschaftlichen Gründen als Bauarbeiter in Frankreich lebt und arbeitet).

        MfG Besdomny

        P.S.
        Vielleicht erlauben Sie, als Polen-Kenner, noch eine Frage: Was ist eigentlich aus den polnischen Bauern geworden?
        Was meine ich damit? In Volkspolen wurde die Kollektivierungskampagne bekanntlich durch Gomulka Mitte der 1950-er Jahre gestoppt. Die Ergebnisse dessen konnte man vor 1989 selbst vom Zug aus sehen, wenn man durchs Land fuhr: Die “Handtuchfelder” der Einzelbauern waren mit bloßem Auge zu erkennen.

        Ich war mir nach 1990 sicher, dass viele der kleinen Einzelbauern-Betriebe unter den Bedingungen des kap. Marktes nicht würden überleben können, dass also ein Prozess des “fressen oder gefressen werden” einsetzen müsste, eine “Marktbereinigung”. Aber mir sind in Deutschland nirgendwo Berichte dazu über den Weg gelaufen.
        Dass sich in der polnischen Landwirtschaft aber evtl. eine spezielle Situation ergeben hatte konnte man indirekt daraus ableiten, dass dort bereits 1992 eine eigene Kleinbauernpartei gegründet wurde, die auch noch den kämpferischen Namen “Samooborona” trug.
        Könnten Sie dazu vielleicht etwas sagen?

        1. Dazu gibt es einen ausführlichen, älteren Artikel im “Gegenstandpunkt”, von dem ich nur die praktische Quintessenz zur Kenntnis genommen habe: Das polnische Staatswesen verzichtet ungewöhnlich weitgehend darauf, die Landwirtschaft zur Reichtumsquelle zu nehmen und verschont namentlich die neben- bis freizeitgewerbliche Kleinproduktion und -Vermarktung mit Vorschriften, bzw. deren Durchsetzung, und von steuergesetzlicher Verfolgung.

  6. Meine Herren,
    das ist ein hervorragender Stoff für einen Agentenkrimi oder eine Politsoap mit einem realen Hintergrund. Die Story um Sikorsky noch bisschen ausgeschmückt mit ein paar Leichen, die bestimmt irgendwo vergraben sind, ein guter Regisseur und fertig.
    Die tollsten Geschichten schreib das Leben.

  7. Sikorskis Frau Anne Applebaum veröffentlichte schon Ende 2018, also vor dem berühmten SPIEGEL-Titel über Merkels düsteren Blick in die Zukunft und vor ihrem Zitteranfall an Selenskijs Seite, auf Deutsch einen erstaunlichen Artikel über die “neue Zeit”, auf die Merkel uns nicht vorbereitet hat, die wir aber heute erleben dürfen:
    https://www.anneapplebaum.com/2018/12/09/angela-merkel-hat-die-deutschen-nicht-auf-die-neue-zeit-vorbereitet/

  8. Wenn Deutschland nicht von intellektuell anspruchslosen Sockenpuppen regiert würde, wäre Sikorski auf jeden Fall schon lange als persona non grata deklariert, denn wer sich für einen Terroranschlag gegen eine der wichtigsten deutschen Infrastrukturprojekte bedankt, macht sich mit Terroristen gemein und das ist mindestens einmal einen Eintrag im Register derjenigen Personen wert, die beim betreten deutschen Bodens sofort hinter Gittern verschwinden.
    Im übrigen war Polen schon seit über 100 Jahren das trojanische Pferd der “Angelsachsen” und deren Interessen auf dem europäischen Kontinent, üblicherweise immer in feindseligem Verhalten seinen direkten Nachbarn gegenüber. Daher eignet sich Polen für die USA auch hervorragend als Saboteur guter innereuropäischen Beziehungen, vor allem des westlichen Kontinentaleuropas mit Russland, was unweigerlich in einer für alle Seiten sehr positiven wirtschaftlichen und kulturellen Hochkonjunktur münden würde.

  9. Schwergewicht… 🙂

    Polen und seine Politiker sind völlig unwichtig. Das einzig interessante an Polen ist seine frische, gut instrumentalisierbare Aggresssivität gegen Rußland (und gegen Deutschland!). An seinen westlichen und östlichen Nachbarn kann Polen sehen, was es bringt, amerikanische Stiefel zu lecken. 🙂

    Schon 1939 kam sich Polen sehr wichtig vor. Dann wälzte sich der Krieg durch das Land, gleich 2x, einmal hin, einmal zurück. Der Preis der Wichtigkeit.

  10. Prima Artikel, der anhand des Werdegangs zeigt, wer dieser Mensch ist:
    Im Wesentlichen ein transatlantischer “Diplomat”, der als Schachfigur auf
    dem europäischen Festland eingesetzt wird. Anhand der bislang
    bekannt gewordenen Äußerungen ließ sich das schon gut vermuten.

    Man wünscht sich sehnlich, dass die Familie sich in Zukunft
    auch persönlich in der Ukraine bei den selbst befeuerten Konflikten
    auszeichnen darf.

  11. “Die Aufhebung der Beschränkungen beim Einsatz westlicher Raketen gegen Russland …”

    Nochmal: es geht nicht um die Aufhebung einer angeblich auferlegten Beschränkung. Nein, es geht um die direkte Kriegsbeteiligung des Westens, indem Satellitendaten und Programmierung der Zielsteuerung von NATO-Soldaten geliefert und geleistet wird – denn das haben und können die Urkrainer nicht.

    Hört doch auf hier solche offensichtlich blöden, zur Verdummung geschaffenen Narrative zu verbreiten.

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