Welche Strategien verfolgt Putin?

Wladimir Putin als Oberbefehlshaber in Uniform bei einem Besuch eines Kommandopostens der Westgruppe am 20. November. Bild: Kreml/CC BY-SA-4.0

Mediale Debatten über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine werden aktuell von einer einfachen Argumentationslinie dominiert: Wladimir Putin sei ein gewalttätiger Schurke, Kriegsverbrecher, machthungriger Imperialist und demzufolge ein brutaler Aggressor. Sein Ziel sei nicht nur, die gesamte Ukraine in ein russisches Großreich zurückzuführen, sondern auch Europa und die Nato militärisch anzugreifen. Deutschen Geheimdiensten zufolge könne er in spätestens drei Jahren einen kriegerischen Angriff auf die Europäische Union und Nato beginnen.

Über die Charakterisierung Putins als völkerrechtswidriger Kriegsverbrecher besteht auf Grund seines Verhaltens kein Zweifel. Doch reichen kritische Zuschreibungen der Persönlichkeit aus, um daraus seine Pläne und Strategien für die Zukunft ableiten zu können? Wer kennt schon die wahren Absichten Putins? Ist es nicht möglich, dass über seine Kriegsbereitschaft hinaus weitere Motive und Strategien sein Handeln bestimmen? Was wäre, wenn sein Kalkül hinsichtlich der Ukraine und Europa komplexer ausfallen würde? Da Debatten über persönliche Motive und zukünftige Szenarien grundsätzlich in den Bereich der Spekulation fallen, ist die Frage berechtigt, ob nicht Putins Strategien in Bezug auf die Ukraine und Europa vielleicht Teil eines umfangreicheren Konzepts entsprächen.

Sich mit der Möglichkeit vielfältiger und langfristiger Anliegen Putins zu befassen, ist nicht trivial, denn eine umfassendere Analyse hat zur Folge, dass sich europäische Staaten und die Nato Gedanken über entsprechend unterschiedliche Reaktionen und Handlungsweisen machen müssten. Um die Konsequenzen dieses Ansatzes zu erläutern, lassen sich hinsichtlich Putins Beweggründe drei Dimensionen nennen, die ineinandergreifen und vielleicht ein angemesseneres Gesamtbild seiner langfristigen Strategien zeichnen. Eine derartig neutrale Erklärungsanalyse darf natürlich nicht mit einer Rechtfertigung oder gar Verteidigung der Handlungen Putins verwechselt werden.

Als erste Bezugsebene sei sein „nationales“ Bedürfnis genannt, einen Regimewechsel in der Ukraine herbeizuführen. Das Streben nach Regimewechsel und entsprechende Brüche des Völkerrechts sind keine Alleinstellungsmerkmale Putins, denn auch die USA und Europa bewiesen in jüngster Vergangenheit, dass sie sich nicht vor völkerrechtswidrigen Kriegseinsätzen scheuen. Im Falle der Ukraine bleibt noch unklar, in welchem Maße Putins Außenpolitik und aktuelle Kriegsführung mit einer vollkommenen Eingliederung in die russische Föderation einhergehen muss. Obwohl der Angriff auf die Ukraine einem expansiven Plan folgt, dient er gleichzeitig innenpolitischen Zwecken.

Wie viele Spitzenpolitiker und Autokraten, leidet Putin offensichtlich unter Eitelkeit und Selbstüberschätzung, wobei sein Streben nach Aufmerksamkeit und Anerkennung besonders ausgeprägt zu sein scheint. Gepaart mit seiner autokratischen Disposition würde er gerne als “großer Herrscher“ in die Geschichte Russlands eingehen. Als Vorbild dient zunehmend Stalin, der den aggressiven Angriffskrieg der Naziherrschaft abwehrte und aus diesem Grund heute noch in der Bevölkerung historische Bewunderung hervorruft. Putins propagandistischer Bezug zum Nationalsozialismus überrascht somit nicht, denn er weckt aus innenpolitischem Kalkül Vergleiche mit Stalin.

Destabilisierung Europas

Neben dem national gearteten Motiv, die Ukraine angreifen und erobern zu wollen, lässt sich Putins aggressive „Europapolitik“ als zweiten Aspekt einer breitgefächerten Strategie deuten. Wie der ehemalige Außenminister und heutige Kritiker Putins, Andrei Kosyrew, kürzlich in einem Interview bestätigte, geht es Putin nicht nur um Landgewinn in der Ukraine, sondern um die Destabilisierung Europas. Mit dem militärischen Großangriff auf die Ukraine in 2022 brachte er nicht nur Europa und die Nato in Bedrängnis, es begannen gleichzeitig verstärkte Einsätze „hybrider Kriegsführung“ auf europäische Einrichtungen. Aktuell haben wir es in Bezug auf europäische Mitgliedstaaten der Nato sowohl mit Cyberangriffen, Desinformation und Spionageaktivitäten als auch mit Provokationen mittels Luftraumverletzungen durch Drohnen und Kriegsflugzeuge zu tun.

Putins Reizpolitik scheint Früchte zu tragen, denn sie schürt allgemeine Verunsicherung in Staaten Europas, auf die politisch mit militärischem Aufrüsten und entsprechend höherer Staatverschuldung reagiert wird. Ein Problem für europäische Entscheidungsträger besteht somit darin, dass Drohungen Russlands nicht zwangsläufig mit einem zukünftigen Militärangriff einhergehen müssen. Nicht nur bezweifeln internationale Militärexperten, wie der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr Harald Kujat oder der österreichische Politologe Gerhard Mangott, die russische Fähigkeit und Sinnhaftigkeit einer kriegerischen Eskalation durch einen Angriff auf Natomitglieder, sondern zusätzlich könnte ein paradoxes Kalkül Putin davor abhalten: Ihm reichen womöglich die ängstlichen Reaktionen in Politik und Medien, etwa durch die reflexartigen Rufe nach „Kriegstüchtigkeit“, um in seinem Sinne für interne Unruhe und Spaltung zu sorgen. Putins Strategie, auf die politische Uneinigkeit sowie auf die fehlenden Entscheidungs- und Umsetzungsfähigkeiten der EU zu spekulieren, wäre nicht ganz abwegig.

Seine offensichtliche Feindseligkeit gegenüber Europa wirft unweigerlich die Frage auf, ob nicht Ereignisse und Faktoren aus der Vergangenheit zur ablehnenden Haltung seit seiner Amtsübernahme als Staatspräsident in Dezember 1999 beitrugen. Obwohl es für Vertreter von Politik, Medien und sogar der Wissenschaften unangenehm erscheinen mag, gilt für den Umgang mit Krisensituationen grundsätzlich die Notwendigkeit, eine umfangreiche Ursachenforschung vorzunehmen. Sollte Interesse an einer Untersuchung des Verhaltens Putins in Bezug auf seine Europapolitik herrschen, lassen sich neben der einfachen Charakterisierung seiner Bösartigkeit zwei weitere Erklärungsansätze nennen.

In internationalen Treffen und Sicherheitskonferenzen verwies Putin stets auf fehlendes Vertrauen ihm gegenüber seitens amerikanischer und europäischer Regierungen. Er beklagte das Ignorieren russischer Interessen, demonstriert durch die fortwährende Osterweitung Europas und der Nato. Hier kommt womöglich eskalierend die in 2014 geäußerte Provokation Barak Obamas ins Spiel, dass Russland nur einer Regionalmacht entspräche. Angesichts der Eitelkeit und Verletzlichkeit des Nationalisten Putins lässt sich sein Angriff auf die Ukraine somit unter anderem als Vergeltung oder Rache gegen die Missachtung und gefühlte Beleidigung der USA und europäischer Staaten ihm gegenüber deuten. Wiederum dient diese Begründung keineswegs einer Rechtfertigung.

Der zweite Impuls für Putins Animosität gegenüber europäischen Staaten ergibt sich aus seiner frühen Skepsis in Bezug auf die Leistungsfähigkeit und Werte der liberalen Demokratie, die sich scheinbar in eine vollkommene Abneigung verwandelte. Heute bezeichnet er diese Staatsform als individualistisch,  verweichlicht, sentimental-moralisch und funktionsunfähig. In der Umsetzung seiner Kriegsführung und Verunsicherungsstrategie kommt ihm daher die zunehmende Verbreitung autokratischen Gedankenguts in Europa zugute, die sich in einer Distanz zur Praxis der Demokratie und im Zulauf extremistischer Parteien niederschlägt. Auch wenn russische Propaganda zu dieser Entwicklung beiträgt, wächst der Zersplitterungsprozess der politischen Landschaft in der EU primär durch interne Probleme: Politische und bürokratische Entscheidungsträgheit, irrationale Kurzsichtigkeit und Unbeständigkeit in Europa sind zum Teil auf national kleingeistige Bestrebungen und womöglich auch auf die Kehrseiten des Pluralismus zurückzuführen.

Aus dieser Diagnose lässt sich ableiten, dass Putin nur geringfügige Maßnahmen der Destabilisierung benötige, da es die europäische Politik durch eigenhändiges Handeln  schaffen könne, in der Bevölkerung für Unsicherheit zu sorgen und Vertrauen zu verlieren. Bereits Winston Churchill bezeichnete kritisch die liberale Demokratie als beste aller schlechten Staatssysteme. Trotz täglicher Belege für politisches und behördliches Versagen finden differenzierte Debatten über die Schwächen der repräsentativen Demokratie als potentielles Motiv für Putins Strategien kaum statt. Im Gegenteil, europäische Politik vermittelt mit missionarischem Eifer den Eindruck moralischer Überlegenheit. Es gilt die undiplomatische Devise, andere Staatsführende zu kritisieren und sie nach eigenen Wertevorstellungen öffentlich zurechtzuweisen.

Geopolitische Machtverschiebungen

Der Aspekt politischer Großmannssucht bietet einen Übergang zur Annahme einer dritten Strategieebene Putins: Sein Beitrag zu „geopolitischen“ Machtverschiebungen. Bereits in 2006 gründeten sich die sogenannten BRIC-Staaten, zu denen neben Russland auch Brasilien, Indien und China zählten, um gemeinsam auf der internationalen Weltbühne aufzutreten und eine politische Gegenposition zu den westlichen G7-Staaten zu bilden. Danach sind mehrere Mitglieder des „globalen Südens“ dazugekommen und stellen nun eine beträchtliche Machtposition in Opposition zum „globalen Westen“ dar, die nicht mehr zu ignorieren ist. Nicht nur im Rahmen der BRICS- Vereinigung, sondern als Gründungsmitglieder spielen Xi Jinping aus China und der russische Putin eine führende Rolle in der UNO-unabhängigen „Shanghai Cooperation Organisation“.

Ebenso stellt die in 2022 von China mit gegründete „International Organization for Mediation“ eine neue Alternative zu vergleichbaren Institutionen des Westens dar und verfügt heute über 38 Mitgliedstaaten. Obwohl die politischen Positionen dieser Gemeinschaften durchaus heterogen ausfallen, verfügt Putin heute über ein geopolitisches Netzwerk, das seine Kriegsführung in der Ukraine und seine Antipathie gegenüber Europa entweder neutral oder positiv bewertet. Es ist diese breitgefächerte Kooperation mit Gleichgesinnten, die es Russland ermöglichte, mit Diversifizierung die Einbußen der westlichen Wirtschaftssanktionen deutlich abfedern zu können.

Mit dem Ende des Kalten Kriegs und dem Zusammenbruch der Sowjetunion herrschte in westlichen Demokratien eine Stimmung der Euphorie. Der Liberalismus in Form freier Marktwirtschaften und liberaler Demokratien habe sich global als die beste Ideologie bewährt. Das von Francis Fukuyama verkündete „Ende der Geschichte“ symbolisierte die allgemeine Stimmung, dass sich die liberalen Systeme des Westens weltweit durchsetzen würden. In politischen Kreisen der westlichen Demokratien führte diese Haltung zur Überschätzung der eigenen Kräfte und zu moralischem Übermut gegenüber Staaten mit anderen Werten und Staatsformen. Mit dem Fall der Mauer 1989 veränderte sich somit die westliche Außenpolitik von einer generell neutralen und interessengeleiteten Haltung, vertreten durch Henry Kissingers oder Willy Brandts diplomatische Entspannungspolitik, hin zu einer weitgehend wertegeleiteten Politik des Belehrens und Forderns. So ist zum Beispiel Obamas Beleidigung auf Kosten Russlands ein treffendes Beispiel für die unnötige Hybris amerikanischer Politik. Es verwundert nicht, dass heute aus Kreisen des globalen Südens und Russlands behauptet wird, die Zeiten der Demütigungen des Westens seien vorbei.

Insgesamt traf Fukuyamas Prognose nur auf die Ausbreitung der liberalen Marktwirtschaft zu, nicht auf die Ausdehnung liberaler Staatsformen. Nicht nur Länder des globalen Südens und Mitglieder der BRICS-Gemeinschaft verfügen über Staatsformen mit autokratischen Strukturen, auch die USA und mehrere Staaten Europas zeigen zunehmend Veränderungen hin zu Formen illiberaler Demokratien. Diesbezüglich beschreiben die Journalistin Anne Applebaum1 oder die Politologen Steven Levitsky und Daniel Ziblatt2 einen schleichenden Wandel der westlichen Politik hin zu autokratischen Tendenzen. Machtspiele schlagen sich in einer Polarisierung der Gesellschaft nieder und beschädigen das Fundament der liberalen Demokratie. Auf den Punkt gebracht, argumentieren die Autoren: Demokratien scheitern nicht nur an der Stärke ihrer Feinde, sondern auch an der Schwäche ihrer Vertreter.

Ob es die liberalen Demokratien in Europa langfristig schaffen werden, die innenpolitisch selbstzerstörerischen Prozesse aufzuhalten, bleibt eine offene Frage. In jedem Falle dienen derartige Entwicklungen den Autokraten Putin, Xi oder Modi als Argument für die Schwäche und Doppelmoral des „Westens“. Alleine wegen der großen Bevölkerungsdichte und wirtschaftlichen Macht des „Südens“ wird ihr globaler Einfluss wahrscheinlich wachsen. Diese Entwicklung kann durchaus dazu führen, dass Europa langfristig seine internationale Machtbasis einbüßen wird und in außenpolitische Isolation gerät.

Stimmt man der These zu, dass Putins Strategien in Bezug auf die Ukraine und Europa vielschichtiger ausfällt als das einfache Argument seiner persönlichen Aggression, stellt sich die Frage, wie der Westen darauf zu antworten habe. Aus der multidimensionalen Perspektive unterschiedlicher Strategien, ergibt sich die erste Folgerung: Wie es aktuell Donald Trump vormacht, könne man sich etwas gelassener mit Putins Interessen auseinandersetzen. Dafür bedarf es in Europa und der Nato einer diplomatischen Dialogbereitschaft mit Russland und gleichgesinnten Staaten auf Augenhöhe. Es bedeutet, weniger fordern, mehr zuhören, andere Kulturen verstehen und eigene Interessen mit klaren Worten vortragen. Dieser außenpolitische Verhaltensmodus entspricht dem außenpolitischen Konzept einer „strategic empathy“. Zweitens braucht es mehr Demut und Bescheidenheit im Eingeständnis, dass Europa und die Nato zur aktuellen Konfliktsituation indirekt beigetragen haben. Nach Angaben des ukrainischen Politikers David Arakhamia, des ehemaligen Premierministers Israels Nafatli Bennett und der US-Staatsekretärin Victoria Nuland, die an den Friedensgesprächen im April 2022 teilnahmen, war es westlicher Druck, der Wolodymyr Selenskij damals davon abhielt, einem Friedensabkommen und der entsprechenden Waffenruhe zuzustimmen3.

Die Tatsache, dass Putin heute weltweit über die Unterstützung mächtiger Weggefährten verfügt, die meist ebenso eine Rechnung mit dem Westen offen haben, trägt zur Verlängerung des Konflikts bei. Die aktuell unberechenbare Politik Trumps sorgt in diesem Zusammenhang für zusätzliche Unsicherheiten und erfordert erst recht diplomatisches Geschick. Daher wäre es drittens ratsam, die globale Ausrichtung der Außenpolitik auf einen sachbezogenen Weg zu führen: Die Zeiten öffentlicher Beleidigungen und moralischer Belehrungen sollten enden, um einen vernünftigen Dialog mit Andersdenkenden führen zu können. Dies trifft erst Recht dann zu, wenn sich die Fordernden in einer strategischen Abhängigkeit befinden.

Europa stellt moralische Empörung vor Realismus und Pragmatismus

Was bedeutet dieser differenzierte Blick für die Möglichkeit eines Endes des Ukrainekonflikts? Zunächst muss hervorgehoben werden, dass dank des enormen Widerstands der Ukrainer mit Unterstützung der Nato die russische Armee nach drei Jahren „nur“ etwa zwanzig Prozent des Landes erobern konnte. Dieser Sachverhalt geht jedoch mit der brutalen Taktik einher, durch Luftangriffe für Zerstörung im ganzen Land zu  sorgen. Für ein Ende des Krieges sagte der Militärexperte Mangott in öffentlichen Kommentaren bereits kurz nach dem ursprünglich gescheiterten Angriff vorher, dass die Wahrscheinlichkeiten einer russischen Eroberung des gesamten Landes ebenso wie ein Rückdrängen der russischen Truppen durch die Ukraine äußerst gering ausfielen. Es hieß damals schon, der kriegerische Konflikt könne nur durch Verhandlungen gelöst werden.

Vor Kurzem scheinen daher einige von Trump eingeleitete Lösungsansätze etwas Hoffnungen zu wecken: Unabhängig davon, ob die Waffen vor einem neu verhandelten „Deal“ schweigen oder erst danach, ist nach aktuellem Stand vorauszusehen, dass Russland de facto eroberte Gebiete behalten und vielleicht eine Absage zur Mitgliedschaft der Ukraine in die Nato erhalten wird. Momentan lehnen Selenskij und europäische Regierungen diesen einseitigen Plan ab, denn er bestätige die „Macht des Stärkeren“. Obwohl diese Kritik berechtigt ist, beweist sie, dass seitens Europa moralische Empörung vor Realismus und Pragmatismus gestellt wird. Die aktuelle Situation wird nicht zielführend vom Ende her gedacht, denn Putin wird sich freiwillig nicht vollkommen zurückziehen wollen. Die Fortsetzung des Krieges durch europäische Unterstützung beruht somit auf der spekulativen Erwartung, das Ruder mit vereinten Kräften herumreißen zu  können, um einen gerechten „Frieden durch Stärke“ in der Ukraine zu erzwingen. Erfreulich, wie dieses optimistische Ergebnis wäre, birgt der notwendige Einsatz dafür ein Risiko. Sollte das wünschenswerte Szenario ausbleiben, würde die weitere Militärunterstützung gegenteilige Auswirkungen zur Folge haben. Eine Fortführung des Kriegsgeschehens könne die Zerstörung der Ukraine nicht aufhalten und würde das Leid der Soldaten und Bevölkerung verlängern.

Zusammenfassend bergen aktuelle Verhandlungslösungen des Konflikts ein moralisches Dilemma: Gerechtigkeit versus Einhalt des Tötens. Zur Handhabe dieser Zwangslage bedarf es in erster Linie nüchterner Einschätzungen von Wahrscheinlichkeiten. Daraus ergeben sich folgende Fragen: Wie lange kann Putin die russischen Angriffe wirtschaftlich und militärisch weiterführen, wenn demnächst eine Lösung ausbleibt? Wie funktionsfähig und verlässlich ist die Koalition der Willigen in Europa? Wie lange ist Europa bereit, mit militärischer Unterstützung der Ukraine das Risiko einzugehen, den zerstörerischen Krieg zu verlängern und gegebenenfalls zu eskalieren? Wäre ein nachhaltiger „Interessensausgleich“ möglich? Ist Präsident Trump in der Lage, eine Einigung zu erzielen, auch wenn sie wegen Landverlusten der Ukraine ungerecht ausfällt, im Rahmen einer Einigung jedoch die Angriffe stoppt? Sicherheitsgarantien stellen für die Ukraine eine notwendige Bedingung für die Lösung des Konflikts dar und werfen die Frage auf, in welchem Ausmaß Europa diese Aufgabe übernehmen könnte. Um den Bogen weiter zu spannen, wie weit sind europäische Regierungen willens und bereit, sich auf der Weltbühne einer nachhaltigen Diplomatie der Kooperation und Konfliktbeseitigung mit dem globalen Süden zu verschreiben, die langfristig ausgerichtet ist und geopolitische Realitäten berücksichtigt? Da sich aktuell die deutsche Politik und Medienlandschaft fast ausschließlich aus moralischen Gründen auf die Aggression Putins konzentriert, erscheint es umso wichtiger, realistische und lösungsorientierte Debatten über seine Strategien zu führen. In letzter Instanz geht es nicht nur um die Ukraine, sondern allgemein um die zukünftige Rolle Europas in einer zunehmend multipolaren und konfrontativen Welt.

 

Literatur

  1. Applebaum, Anne (2020): „Twilight of Democracy: The seductive Lure of Authoritarianism“, Doubleday, 2020
  2. Levitsky, Steven und Daniel Ziblatt (2018): „How Democracies Die”, Crown, 2018; deutsche Ausgabe: „Wie Demokratien sterben: Und was wir dagegen tun können“, DVA, 2018
  3. Episkopos, Mark (2024): “Nuland fuels theory that Western powers killed 2022 peace deal”, Responsible Statecraft, Sep 10, 2024
Christoph Noebel

Christoph Noebel studierte an der London School of Economics bei Nobelpreisträgern Amartya Sen, George Akerlof, der US Finanzministerin Janet Yellen sowie u.a. Richard Layard und Tony Atkinson. Er arbeitete als Ökonom und Finanzanalyst in London und gastierte als Dozent an der University of Exeter. Über sechzehn Jahre lang betätigte er sich als Aktivist in der britischen Friedens- und Umweltbewegung. Seit 2007 betreibt er eine Produzentengalerie, in der er regelmäßig lokale Philosophiegespräche moderiert.
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42 Kommentare

    1. Wie oft möchtest du mit dem Scheiß eigentlich kommen hm?
      Soll ich hier mal den Hofreiter im Februar 22 posten, der käme wirklich gut.
      Der Putin ist ein kluger Mann, den n ohne ihn, wären wir schon im 3.Weltkrieg. 
      Den 🐟 nicht vergessen!

      1. Ziel des Trolls ist es schließlich, Unruhe zu stiften. Werden Troll-Beiträge ignoriert, fehlt die erwünschte Aufmerksamkeit und sie verschwinden ganz von alleine wieder.

        „Don’t feed the troll“ bedeutet,
        provokative Online-Beiträge zu ignorieren, anstatt auf sie zu reagieren, da „Trolle“ – Personen, die absichtlich Streit suchen, um andere zu ärgern – durch eine Reaktion nur noch mehr Aufmerksamkeit erhalten.
        Nur mal so als kleiner Tip 😎

        P.S.: Ich schließe jetzt einfach mal aus, daß Ihr beiden zusammenarbeitet um dieses Forum
        zuzumüllen.

    2. Wer den Unterschied zwischen einer Sezession und einer Annexion nicht kennt, sollte sich erstmals darauf konzentrieren, dies zu lernen.
      Kapiert, Milchbubi?

      1. Hier im Trottelforum der Nation scheitern 93% an dass und das. Kommst du Lellek da auch mit semantischen Spitzfindigkeiten um die Ecke?

  1. „Der zweite Impuls für Putins Animosität gegenüber europäischen Staaten ergibt sich aus seiner frühen Skepsis in Bezug auf die Leistungsfähigkeit und Werte der liberalen Demokratie, die sich scheinbar in eine vollkommene Abneigung verwandelte. Heute bezeichnet er diese Staatsform als individualistisch, verweichlicht, sentimental-moralisch und funktionsunfähig.“

    Der Schicklgruber war der selben Meinung, aber wenn Putins Staatssystem geiler wäre die Ukraine sicherlich von alleine heim ins Reich gekommen.

    Es ist schon ziemlich erbärmlich das Putin es in einem Vierteljahrhundert mit der ganzen Kohle aus Rohstoffen es nicht geschafft hat eine signifikante Wirtschaft und Industrie außerhalb von Rohstoffen aufzubauen.

    1. Dummes Gelaber, alles Lügen.
      Putin wollte die Ukronazis nämlich gar nicht haben, weil er eben nicht doof ist.
      🐟  🐟  🐟  🐟

  2. Egal wie man zu Russland und Putin steht, eine erfolgreiche Strategie.
    Punkt. Da hilft kein Jammern und Klagen.
    Ein bisschen Selbstreflektion und weniger wünsch dir was würde den Entscheidern auf der westlichen Seite gut tun. Politik sollte sich an realen Gegebenheiten ausrichten und nicht an ideologischen Zielen oder Wunschvorstellungen wie die Welt sein könnte, würden alle nach der eigenen Pfeife tanzen.

  3. @Christoph Noebel
    Sie sind desorientiert!
    Das beweist nicht nur ihr absurder Text, auf den einzugehen es sich nicht lohnt, sondern auch die Tatsache, dass sie ihre Propagandaschrift hier veröffentlichen.

    Mit der Forderung nach mehr Bescheidenheit und Diplomatie westlicher Politik haben sie allerdings Recht.

    P.S.: Wenn sie Putin interpretieren wollen, dann sollte sie russische Autoren lesen. Apfelbaum und Nuland sind dafür wohl nicht die richtigen Quellen.

  4. Nach der Durchsicht des Berichtes, vorher musste ich mal schnell wieder den Trog in Schach halten, muss ich leider feststellen, wer „Anne Applebaum“ oder gar „Nuland“ als Quellen nennt ist eben einfach ein Günstling libertärem Gedankengutes und hat hier auch nichts zu suchen.

    1. motonomer
      „Nach der Durchsicht des Berichtes, vorher musste ich mal schnell wieder den Trog in Schach halten,“

      Ich habe eher den Eindruck, den Trog mit Futter zu füllen. Bei entsprechendem Nachschub leert der sich nicht. 😉

    2. Den Trog in Schach halten 😁…Junge, du bist die personifizierte Null- und Lachnummer, ein Nichtsnutz, der hier mal sein Maul ausreißen kann, weil er es im real life 24/7/52 gestopft bekommt.

  5. Ab hier (Zitat:) „Über die Charakterisierung Putins als völkerrechtswidriger Kriegsverbrecher besteht auf Grund seines Verhaltens kein Zweifel.“ habe ich mir den Rest – und damit vergeudete Lebenszeit- gespart. Dieser Text (Applebaum als Quelle, ernsthaft?) ist sehr enttäuschend für dieses Medium, das ansonsten oft sehr gute und lesenswerte Artikel veröffentlicht.

      1. An dieser Stelle mußte ich abbrechen und mich erbrechen. Das hat auch mit Meinungsfreiheit nichts zu tun. Propaganda für intellektuell Maximallimitierte, wie Europas Staatenlenker es repräsentieren.

  6. „Russischer Angriffkrieg“ – „Über die Charakterisierung Putins als völkerrechtswidriger Kriegsverbrecher besteht auf Grund seines Verhaltens kein Zweifel.“ – was bitte soll es bringen mit solchen dummdreisten Lügen und moralischen Übermenschappitude diskutieren zu wollen ? der Autor ist ein gehirngewaschener Faschist, mehr nicht. Genau diese Leute sind es, die bekämpft werden müssen.

  7. „Über die Charakterisierung Putins als völkerrechtswidriger Kriegsverbrecher besteht auf Grund seines Verhaltens kein Zweifel.“

    Armer Irrer. Mit intelllektueller Minderleistung sind solche Pgrasen nicht erklärbar. Da wird einer bezahlt, für hirnentkernten verbalen Unrat.

  8. Putin wird als tragische Figur in die Geschichte Russlands eingehen, als einer, „der das Gute wollte und das Böse schuf“.
    Alles was er wollte, oder vorgab zu wollen, hat sich in sein Gegenteil verkehrt.
    Warum ist das so?
    Ein russischer Präsident muss respektiert und gefürchtet werden. Das Überschreiten der von ihm gezogenen roten Linien muss einer Selbstvernichtung gleich kommen.
    Stattdessen kann heute jeder Hinterbänkler eines beliebigen Zwergenstaates ihn beleidigen, beschimpfen, verbal auf ihn pissen.
    Man stelle sich vor, man hätte das mit Stalin oder Breshnew getan.
    Allerdings kann man das heutige Russland auch nicht mit der Sowjetunion vergleichen. Die Sowjetunion war ein völlig autarker Staat mit bis in die 80er Jahre hinein funktionierenden staatlichen Institutionen, mit vielen Verbindungen in alle Welt, ein Vorbild für alle, die das westliche Gesellschaftsmodell satt hatten.
    Das heutige Russland hat/ ist nichts von dem.

  9. Es ist kein „russischer Angriffskrieg“, verdammt nochmal!
    Es gibt seit 2022 eine russische Invasion, das ist richtig! Aber die erfolgte innerhalb des von der Ukraine 2014 begonnenen Krieges!

    Wieso wird hier das kriegsschreierische NATO-Wording übernommen?

  10. Habe den Artikel nach dem ersten Satz weggeklickt, mich dann aber besonnen und durch die folgenden 6 Absätze gequält, aber dann war Schluss. Dieser Artikel ist ja pure intellektuelle Umweltverschmutzung, egal bei welchem Wirtschaftspapst der Autor die Dias geschoben hat. An dumpfen Plattheiten kaum zu überbieten. Liebe Overton Leute, Meinungsvielfalt muss sein, aber wichtig ist ebenso ein rigoroses Qualitätsmanagement, damit so ein Schrott nicht unter die Leute gebracht wird.

  11. Also meiner Meinung nach bietet der Artikel einen perfekten Blick auf und in die Matrix der Sprachrohre und ihrer Herren. In ihrer Matrix, träumen „Sie“ auch immer noch davon, dass Fell des russischen Bären zu erlegen, so abartig absurd es auch erscheinen mag

    Im Film „Matrix“ ist die Matrix eine riesige Computersimulation, die von intelligenten Maschinen erschaffen wurde. Die Maschinen haben die Kontrolle über die Erde übernommen und benutzen die Menschen als Energiequelle; die Menschen liegen dabei regungslos in Tanks und werden über viele Kabel am Leben erhalten.

    ​Die Matrix selbst arbeitet als künstliche, digitale Realität: Alles, was die Menschen erleben – Arbeit, Freizeit, Essen, sogar Wetter und Alltag – ist nur ein Bild, das direkt ins Gehirn eingespeist wird. Die Menschen merken nicht, dass sie in Wahrheit schlafend von Maschinen „geerntet“ werden und ihr echtes Leben künstlich stattfindet.

    Die tatsächliche Realität im Film ist eine zerstörte, dunkle Welt, in der nur wenige Menschen außerhalb der Matrix – zum Beispiel Neo, Morpheus und Trinity – frei sind.

    So sollte man „die Realität“ eines Christoph Noebel sehen, Vergleiche sind beabsichtigt

    „Man“ muss es erstmal schaffen, einen solch langen Artikel – wo nahezu jeder Satz eine Lüge, Unterlassung, Propaganda oder das fälschen historischer Wahrheiten ist – zu schreiben. Da sieht man mal wie Orwell zum perfekten Wahrsager wurde

  12. 1. Der Autor verwendet die NATO- Propaganda als Realität. Dann verwendet er Versatzstücke aus den Machwerken der fanatischen Russenhasserin Applebaum, um die „Realität“ zu beschreiben…
    2. Der Autor hat keine Ahnung von Russlands Machtstrukturen. Er nimmt die westliche Propaganda über den „Diktator“ Putin als Realität. Daher ist er nicht in der Lage, die wahren Beweggründe des Handelns der russischen Führung zu begreifen.
    3. Der Autor hat keinen blassen Schimmer der Geschehnisse der letzten Jahrzehnte.
    4. Der Autor begreift nicht, das die NATO kein Pfadfinderverein ist, sondern ein aggressiver, antirussischer Militärblock. Und das hat sich seit 1949 nicht geändert…
    5. Wenn der Autor vom „Heranrücken Europas an Russlands Grenzen“ schreibt, dann übernimmt er die rassistische Definition der Nazis. Denn für die war und ist Russland „Asien und Barbarei“….offenbar hat er Geographie in der Schule abgewählt.
    6. Der Autor ist offenbar nicht in der Lage, die Reden des russischen Präsidenten zu lesen. Die von 2001 vor dem Bundestag. Oder die von 2007 auf der Münchner Sicherheitskonferenz…Und von dem Vorschlag einer „Freihandelszone von Lissabon bis Wladiwostok“ , in Russland auch als „ Großes Europa“ bezeichnet.
    Ich fühle mich beleidigt von diesem Machwerk. Geistiger Müll, aus Propagandamedien abgeschrieben.
    Die Note „Ungenügend“ dafür ist noch zu gut ….bestensfalls für die „taz“ geeignet.

  13. Peinliche NAFO-Propaganda, keine dumme und hasserfüllte Phrase der Neocons wird ausgelassen. Kein Wunder, dass sich auf solcher Scheisse die fette Schmeissfliege Trog mit ihren Trollbeiträgen niederlässt.

  14. Leck mich a. A.. In diesem Artikel sind alle Basic Items der Hetze des aggressiven Westens (Nato) enthalten. Dazu gehören:
    Jeden gewählten Präsidenten als Autokraten zu bezeichnen, der sich der Herrschaft der Globokonzerne nicht unterwirft.
    Sämtliche gewählten Präsidenten als narzisstisch zu bezeichnen und ihre Taten als narzisstisch motiviert zu diffamieren, handle es sich um Kriege oder Friedenschlüsse.
    Allen Präsidenten von Präsidialsystemen zu unterstellen, sie strebten eine illegale Wiederwahl an und die Errichtung eines Imperiums.
    Als nach der Einigung auf Einstellung der Maidan-Unruhen und Neuwahlen im September 2014 zwischen den Lagern, repräsentiert durch den unter internationaler Kontrolle rechtmäßig gewählten Janukowitsch und Jazenjuk als Vertreter der Rebellen, mitunterzeichnet durch Steinmeier, der rechte Sektor Janukowitsch vertrieb, fragte ich einen Russen, wie lange Russland diesen Angriff auf die russische Bevölkerung der Ukraine toleriere. Er meinte, ich solle abwarten, Putin mache bestimmt das Richtige. Tatsächlich verhinderte Putin unverzüglich das Schlimmste und versuchte mit Engelsgeduld eine friedliche Lösung herbeizuführen. Die Separatisten Republiken anerkannte er erst zu Beginn des aktuellen Krieges. Aber der Westen hatte mit der Destabilisierung der Nachbarn Russlands begonnen und führte Krieg gegen die Volksrepubliken. Schließlich sah sich Russland zum Krieg gezwungen. Dass dieser Entschluss autokratisch von Putin alleine gefasst wurde, halte ich für unmöglich.
    Die Weltherrschaft streben die Globokonzerne mit ihren westlichen Marionetten an. Sie führen einen Krieg nach dem anderen, ob provoziert oder unprovoziert. Dabei geht es eher um die Zerstörung, als um die Eroberung von Staaten.

  15. Wie immer öfter bei Overton-Artikeln habe ich nur die zwei ersten Absätze gelesen und dann den Abspann mit der Vita dieses komischen Vogels. Click Bait – dafür ist mir meine Zeit zu schade. Und tschüss….

  16. „Wladimir Putin sei ein gewalttätiger Schurke, Kriegsverbrecher, machthungriger Imperialist und demzufolge ein brutaler Aggressor. Sein Ziel sei nicht nur, die gesamte Ukraine in ein russisches Großreich zurückzuführen, sondern auch Europa und die Nato militärisch anzugreifen. Deutschen Geheimdiensten zufolge könne er in spätestens drei Jahren einen kriegerischen Angriff auf die Europäische Union und Nato beginnen.“

    Dass dies billigstes Propaganda-Geschwurbel der NATO ist, steht ja schon allein aufgrund realer Fakten außer Zweifel. Natürlich stehen auch die USA im Hintergrund, bzw. der MIK, der mit den „dummen Europäern“ wieder mal glänzende Geschäfte macht. Hat sich ja seit den 30ern des letzten Jahrhunderts bis heute in kontinuierlicher Fortschreibung sehr gut bewährt. Kriege und Konflikte möglichst auf anderen Kontinenten schüren und initiieren, schon rollt der Dollar.
    Und:
    eine gute wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Russland und allen voran Deutschland zu verhindern. Das primäre außenpolitische Ziel der USA seit über 100 Jahren. Gut, mittlerweile dürfte die Eindämmung der chinesischen Wirtschaftsmacht das primäre Ziel sein, dann ist halt das deutsch-russische Thema auf Platz 2 gewandert. Aber das hat ja auch sehr gut geklappt mit den Marionetten der „Grünen“, der CDU und SPD, indem man sich brav nach dem Willen Washingtons von der günstigen, konkurrenzfähigen russischen Energie selbst abschnitt und somit die europäische Industrie, allen voran die deutsche Auto- und Chemieindustrie schwer geschädigt hat.
    Natürlich will Putin kein Europa, geschweige denn einen NATO-Staat angreifen, so einen Unfug kann nur ein lupenreiner Schwachkopf behaupten, der zu blöde ist, nicht in die Hose zu urinieren.
    Was Putin wollte, erklärte er recht offensichtlich in seiner Rede im deutschen Bundestag im Jahr 2000, kurz nach seiner Wahl zum Präsidenten. Und das wiederholte er sogar noch mehrmals. Da war von einem gemeinsamen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen „Haus“ die Rede, zu aller Vorteil und sogar ein NATO-Beitritt Russlands bot Putin an.
    Was will Putin heute?
    Ganz einfach: dass man sein Land und seine wirtschaftlichen Beziehungen mit seinen Nachbarn in Ruhe lässt, die für die russische Wirtschaft von existentieller Bedeutung sind.
    Die Ukraine hätte ohne Probleme gleichzeitig mit Russland und mit der EU gute Beziehungen haben können, wenn es nach Putin und Janukowitsch gegangen wäre. Wer daraus zuerst einen Bürgerkrieg und dann einen Krieg machte, weiß man. Putin blieb nur nichts anderes mehr übrig, als Russlands Sicherheit mit dem Einmarsch zu gewährleisten.

  17. Punktlandung, die sich daran zeigt, dass Putins 3-Schekel-Nutten der geneigten Öffentlichkeit synchron ihren Hirnfraß im Endstadium präsentieren.

  18. „Debatten über den russischen Angriffskrieg werden von einer einfachen Argumentationslinie dominiert: Putin sei ein gewalttätiger Schurke, Kriegsverbrecher, machthungriger Imperialist und demzufolge ein brutaler Aggressor. Doch reichen kritische Zuschreibungen der Persönlichkeit aus, um daraus seine Pläne und Strategien für die Zukunft ableiten zu können?“

    Sorry, wenn man so anfängt kann nicht wirklich etwas Sinnvolles dabei herauskommen. Das sind keine kritischen Zuschreibungen, das ist klassische Kriegspropaganda die man wortwörtlich so auch gegenüber Präsident Trump oder Biden machen könnte. Um die Interessenkonflikte der Parteien zu erkennen taugt das natürlich nicht. Dann geht es gerade so weiter.

    „Wie viele Spitzenpolitiker und Autokraten, leidet Putin offensichtlich unter Eitelkeit und Selbstüberschätzung, wobei sein Streben nach Aufmerksamkeit und Anerkennung besonders ausgeprägt zu sein scheint.“

    Als ob wir so etwas nicht zu genüge beim EU-eigenen Personal hätten, sei es Bärbock, Kallas, Merz, von Leyen usw. Dann weiter:

    „Seine offensichtliche Feindseligkeit gegenüber Europa wirft unweigerlich die Frage auf, ob nicht Ereignisse und Faktoren aus der Vergangenheit zur ablehnenden Haltung seit seiner Amtsübernahme als Staatspräsident in Dezember 1999 beitrugen.“

    Die Feindseligkeit ist wohl eher die Frage nach der Henne und dem Ei. Die Ursache, gesetz dem Fall, man macht sich diese Behauptung zeigen, liegt wohl eher im Verhalten der EU- und Nato-Elite. Bei der Rede Putins im Bundestag im Jahr 2005 war von dieser Feindseligkeit nichts zu spüren. Es ist müßig alle Verdrehungen in diesem Artikel einzeln aufzulisten. Wie hier schon an anderer Stelle gesagt wurde ist eine Berufung auf Applebaum und Nuland auch nicht gerade das , was die Argumentationslinie stichhaltiger macht. Ein paar pseudokritische Einwendungen retten dieses Pamphlet nicht. Alles in allem ist das Lesen dieses Artikels eher Zeitverschwendung. Ein halbwegs informierter Zeitgenosse muss Putins agieren nicht billigen, nachvollziehbar ist es und, dass die Sichtweise der westlichen Allianz sehr weit von der Realität entfernt ist, dürfte auch klar sein.

  19. Sehr lustig wie billig die Nahtod/MIK Lakaien ihre Propaganda unterjubeln wollen.
    Das wirft ein Schlaglicht auf deren realitätsfremde Sicht auf die deutsche Bevölkerung: In den ÖRR- und sonstigen Verblödungsmedien klappt das vielleicht, auch kadavergehorsame Politiker fahren darauf ab.
    Aber der Großteil der Bevölkerung schüttelt ob dieser hohlen Phrasen nur noch ungläubig den Kopf.

    F*** you, London School of Econimices warmonger!

  20. Dekontextualisierender Bullshit. Der Autor weiss genau, was vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine geschah, unterschlägt es aber, um Putins Verhalten anders, in seinem Sinn, framen zu können.

    Auch über Tronalds Verhalten kann man sich klar werden. Wer einen Schimmer Verstand hat, weiss, dass in der usa China als der eigentliche Feind angesehen wird. Die Kombination China-Russland ist praktisch unbesiegbar, wurde aufgrund der NekCon-Politik aber mutwillig herbeigeführt. Um eine Chance auf eine Lockerung zu haben, muss erst der Krieg in der Ukraine beigelegt, der Wirtschaftskrieg, aka Sanktionen, beendet oder zumindest zurückgefahren werden. Nur so können sich die u.s.-russischen Beziehungen wieder verbessern. Tronald handelt entsprechend, trifft dabei aber auf den, in Deutschland offensichtlich revanchistischen, europäischen Russenhass. Auf Europäer, die die usa in einen Krieg gegen Russland hineinziehen wollen, bei dem die usa nichts gewinnen kann. Und so laviert er eben und versucht es regelmässig aufs Neue.

    Die Ukraine, bzw. die ukrainische Bevölkerung, spielt dabei keine Rolle. Die Europäer gedenken sie weiterhin als Drohnenfutter zu verheizen und wollen die Lage so weit treiben, dass sie direkt eingreifen können, um dann auch die usa vollends hineinzuziehen. Diese Leute sind Zyniker, denen der Tod Hunderttausender, perspektivisch von Millionen am Arsch vorbeigeht.

  21. @Trog 15:37

    Putin sagt da 2008, die Frage der Zugehörigkeit der Krim sei lange entschieden, die Probleme, die es zwischen Krimtartaren, ukrainischer und russischer Bevölkerung gebe, seien Angelegenheit der Ukraine.

    Wichtiges Dokument!
    Allerdings nur, wenn einer auch die sehr zentrale journalistische Fragestunde vom 4. März 2014 zur Kenntnis nimmt.
    Ein Transkript ist übrigens immer noch beim EU-Parlament gehostet:
    https://www.europarl.europa.eu/meetdocs/2009_2014/documents/d-ru/dv/dru_20140312_08_/dru_20140312_08_en.pdf
    Das ist viel Text, aber den solltet ihr lesen. Zwei Ausschnitte will ich geben:

    QUESTION: How do you see the future of Crimea? Do you consider the possibility of it joining
    Russia?
    VLADIMIR PUTIN: No, we do not. Generally, I believe that only residents of a given country who
    have the freedom of will and are in complete safety can and should determine their future. If this
    right was granted to the Albanians in Kosovo, if this was made possible in many different parts of
    the world, then nobody has ruled out the right of nations to self-determination, which, as far as I
    know, is fixed by several UN documents. However, we will in no way provoke any such decision
    and will not breed such sentiments.
    I would like to stress that I believe only the people living in a given territory have the right to
    determine their own future.

    Am 16. März gab es das Anschlussreferendum auf der Krim, am 18. März verabschiedete die Staatsduma das Akzept des Anschlussbegehrens, und am 21. ratifizierte Putin es.
    Wer jetzt glauben will, Putin habe am 4. März „gewußt“ oder auch nur „abgesehen“, was da unterwegs gewesen ist, und sich dennoch gegenüber der westlichen (!) Öffentlichkeit geäußert, wie zitiert, dem kann und braucht niemand zu helfen, der braucht keine Fakten und keine Wirklichkeit, der wird von der Wiki bedient:

    Im März 2014 besetzten russische Truppen völkerrechtswidrig die ukrainische Halbinsel. Am 16. März wurde ein „Referendum“ über den Status der Krim abgehalten und durch Russland am 18. März 2014 eine Annexion erzwungen.

    Zugleich wurden Putin Fragen nach der Möglichkeit und Bedingungen einer russischen Intervention in der Ukraine gestellt. Seine deutlichste Antwort:

    QUESTION: What about the first question? Are you concerned that a war could break out?
    VLADIMIR PUTIN: I am not concerned, because we do not plan and we will not fight with the
    Ukrainian people.
    QUESTION: But there are Ukrainian troops, there is the Ukrainian army.
    VLADIMIR PUTIN: Listen carefully. I want you to understand me clearly: if we make that
    decision, it will only be to protect Ukrainian citizens. And let’s see those troops try to shoot their
    own people, with us behind them – not in the front, but behind. Let them just try to shoot at
    women and children! I would like to see those who would give that order in Ukraine.

    Ich kann mich nicht an das Datum erinnern, da die ersten ukrainischen Panzertruppen und motorisierte Infanterie im Rahmen der „ATO“, der „Antiterroroperation“ in den Donbass vorrückten, um den Aufstand niederzuschlagen, der mit der Besetzung lokaler Ämter und Rathäuser begonnen hatte, aber das kann höchstens wenige Tage später gewesen sein. Der „Witz“ war nur: Ein beträchtlicher Teil der Besatzungen desertierte auf diesem Zug, und nicht wenige schlossen sich mit Waffen und gerät direkt den Aufständischen an.
    Letzteres galt auch für einen Löwenanteil der von der Krim abziehenden ukrainischen Armeeeinheiten. Angeblich waren es zwei Drittel, 15.000 Mann, die entweder sofort in den Donbass desertierten, oder später – unter Mitnahme ihrer Familien; denn diese Truppen standen „daheim“ unter Hochverratsanklage, weil sie gemäß einer Vereinbarung mit Vertretern der in Sewastopol stationierten russischen Einheiten kampflos und unter Mitnahme ihrer Waffen und ihres Gerätes von der Krim abgezogen waren.

    Ich habe an anderer Stelle gesagt, Putin sei verrückt geworden, und das was ich hier gepostet habe, dokumentiert einen kleinen Teil der Geschichte dieses Wahnsinns. Putin ist bis mindestens 2018 mental und politisch nicht der Nationalist gewesen, als der er später auftrat, und als der er allerdings plichtschuldigst 2014 die Entscheidung der Duma zur Annexion der Krim mit einer flammenden Rede mitgetragen hat.
    Putin war Geheimdienstoffizier und Pragmatiker, aber er hat, wie so gut wie jeder von euch, eine nationale Ehre gepflegt und für sich in Anspruch genommen. Niemand Geringeres, als „Mutti“ Merkel pflegt das bis heute beständig in den Vordergrund zu rücken, indem sie den grundsätzlichen Dissens zwischen ihr und ihrem Duzpartner Putin darin charakterisiert, daß Putin die „Wende“ in der SU eine „nationale Katastrophe“ geheißen hat, während Merkel sie ihm als „historische Chance“ hat verkaufen wollen.
    Putin hat dennoch, zusammen mit Merkel, auf diese „historische Chance“ gesetzt – nämlich hinsichtlich Eingliederung in den Weltmarkt. Bis 2012, bis zum Abschied Killary Clintons vom Amt der Außenministerin, hat er „darauf warten“ müssen, daß die USA ihren Widerstand gegen einen russischen WTO-Beitritt aufgaben. Direkt danach dürfte Vic Nuland im Auftrag der Lib-Dems das „go“ für die Putschpläne in der Ukraine gegeben haben.
    Das ist nicht alles, was dazu zu sagen ist, aber alles, was es für jemanden zu wissen braucht, um über die Verläufe schematische Klarheit zu erwerben.

  22. Der Friedensaktivist Noebel fordert, etwas Fundierteres gegen das Dämonisierungs-Getöse des Wertewestens zu stellen: „erscheint es umso wichtiger, realistische und lösungsorientierte Debatten über seine [gemeint: Präsident Putin] Strategien zu führen“.
    Sein alternatives Angebot firmiert dann unter Stichworten wie „völkerrechtswidriger Kriegsverbrecher“, „Eitelkeit und Selbstüberschätzung“, „autokratischen Disposition“, „Feindseligkeit“, „politische Großmannssucht“, etc. etc. Er bietet also die alten Propagandafloskeln noch einmal an als sachliche strategische Analyse. In der aktuell verfahrenen Situation will er das bewährte Feindbild noch einmal affirmativ beleuchten und daraus Lösungsansätze entwickeln.
    Für wie blöd hält einen diese Person eigentlich? Oder ist das das vollumfängliche intellektuelle Potential dieses politischen Denkers? Es ist eindrucksvoll zu sehen, welche Verheerungen Kriege auch in den Gehirnen von Studierten anrichten. Ich schlage ihn jedenfalls für den Nuland-Appelbaum-Preis für kritische Reflexion und Analyse vor…

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