Was wirklich geschah: Russischer Raketenangriff auf ein Theater in der Stadt Tschernhiw

Ankündigung der Veranstaltung über Kriegsdrohnen

Präsident Selenskij stellt den Angriff auf das Zentrum der Stadt wieder als Terror dar. In dem Theater fand eine militärtechnische Veranstaltung statt, was in den westlichen Medien symptomatisch meist nicht erwähnt wird.

Die Nachrichten in den westlichen Medien über den Raketenangriff auf die Stadt Tschernhiw sind fast durchweg identisch. Man verlässt sich auf ukrainische Angaben, nach denen eine Iskanderrakete das Stadtzentrum getroffen, mindestens sieben Menschen getötet, darunter angeblich auch ein sechsjähriges Kind, und mehr als 100 verletzt hat. „Ein Marschflugkörper sei an einem zentral gelegenen Platz eingeschlagen, während Menschen aufgrund eines religiösen Feiertags auf dem Weg zur Kirche gewesen seien“, so berichtete die tagesschau mit denselben Worten wie etwa die New York Times und gibt damit wieder, wie das ukrainische Innenministerium den Vorfall darstellt. Kontext gibt es dazu keinen. Es heißt lediglich, dass nach den Behörden Massenveranstaltungen eingestellt werden sollen.

Bild: Ombudsman Ukraine

Präsdent Selenskij wird oft zitiert, der den Angriff nutzt, um Propaganda zu machen, was zu erwarten ist. Gedeutet wird der Angriff als Terror, weil angeblich zivile Gebäude und unschuldige Menschen getroffen wurden:

„Das ist es, was es bedeutet, neben einem terroristischen Staat zu leben. Das ist es, wogegen wir die ganze Welt vereinen.Heute schlug eine russische Rakete im Herzen von Tschernihiw ein. Ein Platz, eine Universität und ein Theater. Russland hat einen gewöhnlichen Samstag in einen Tag des Schmerzes und des Verlustes verwandelt. Es gibt Tote. Mein Beileid an alle, die einen geliebten Menschen verloren haben. Alle Dienste sind vor Ort im Einsatz. Rettungskräfte, Polizei, Ärzte. Ich fordere die Welt auf, dem russischen Terror die Stirn zu bieten. Geben Sie der Ukraine zusätzliche Mittel an die Hand, um Leben zu schützen. Wenn das Leben gewinnen soll, muss Russland diesen Krieg verlieren. – Wolodymyr Selenskij auf X (Twitter)

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Die US-Botschafterin Bridget Brink stimmt ein, ebenfalls ohne die Begleitumstände auch nur zu erwähnen, was der strategischen Kommunikation nicht dienlich wäre: „Schreckliche Nachrichten über den heutigen Beschuss des historischen Zentrums von Tschernihiw. Die unschuldigen Männer, Frauen und Kinder, die einen schönen Samstag – einen Feiertag in der Ukraine – genossen haben, hätten niemals getötet oder verwundet werden dürfen.“

In einigen Medien wie der Süddeutschen oder der Zeit wird zumindest kurz erwähnt, dass das Gebäude der polytechnischen Universität und eines Theaters beschädigt wurden, und dass in letzterem eine „Drohnenmesse“ oder eine „Ausstellung von Drohnen“ zum Zeitpunkt des Angriffs stattfand. Eine Drohnenausstellung in Kriegszeiten lässt vermuten, dass es sich um Kampfdrohnen und um eine militärische Angelegenheit handelte, für die ein Theater im Zentrum der Stadt genutzt wurde, die noch dazu im Norden der Ukraine nahe an der Grenze zu Belarus, aber auch zu Russland liegt.

Das russische Militär meldete, es sei „der Ort der Versammlung des Führungspersonals der Streitkräfte der Ukraine getroffen“ worden, das Gebäude sei „von ukrainischen Militärangehörigen benutzt“ worden. Vom Führungspersonal zu sprechen, ist weit übertrieben, aber sicher ist, dass es sich nicht um eine zivile Veranstaltung handelte. Vorneweg muss gesagt werden, dass ein Raketenangriff auf ein Gebäude in einem Stadtzentrum natürlich das Risiko in Kauf nimmt, dass Zivilisten, auch wenn das Ziel genau getroffen wird, im und um das Gebäude getötet und verletzt werden können, die nichts mit der Drohnenveranstaltung zu tun haben. Nach Videos ist die Rakete im Dach des Theaters eingeschlagen. Nach dem Innenministerium wurden neben dem Kind Polizisten und Sicherheitsleute getötet.

Eine militärische Veranstaltung in einem kulturellen Gebäude durchzuführen, ist allerdings auch ein Versuch, militärisch möglicherweise legitime Ziele dahinter zu verstecken, um einerseits die Sicherheit zu erhöhen und andererseits ein Kriegsverbrechen behaupten zu können. Die Veranstaltung und ihr Beginn unter dem Titel „Furious Birds Demo Day“ wurde mehrere Tage zuvor von Victory Drones angekündigt, der Ort aber erst wenige Stunden vor Beginn, was die Russen irgendwie erfahren haben. Die Teilnehmer wurden aufgefordert, in ziviler Kleidung zu kommen. Nach einem von Ria Novosti veröffentlichten Dokument hieß es, dass der Ort am Veranstaltungstag ab 6 Ugr bekannt gegeben würde. Wer teilnehmen wollte, musste ein Formular ausfüllen, wurde angeblich überprüft und erhielt eine persönliche Einladung.

Die prominente „Freiwillige“ Maria Berlinska, Maidan-Aktivistin, später Militante von Aidar im Donbass,  ab 2015 tätig mit Überwachungs- und jetzt Kampfdrohnen sowie der Ausbildung von Drohnenpiloten und Frauenrechtlerin beim Militär, hat zur Veranstaltung mit aufgerufen. Sie ist, wie Strana berichtet, auch Kandidatin für den Posten des Verteidigungsministers, da Resnikow nach dem Willen von Selenskij zurücktreten soll.

Kurz nach Beginn der Veranstaltung, an der etwa 200 Menschen, Techniker, Militärs und „Freiwillige“, teilnahmen, die Nationalhymne gesungen und eine Schweigeminute abgehalten haben, gab es einen Alarm, wer sich in die Luftschutzbunker begab, kam mit dem Schrecken davon, einige, die das Gebäude verließen, wurden verletzt.

In der Ukraine wird darüber gestritten, warum diese Veranstaltung zu Kampfdrohnen ausgerechnet im historischen Zentrum der Stadt nahe an der russischen Grenze durchgeführt wurde. Die örtliche Militärverwaltung hat die Veranstaltung genehmigt, der Stadtrat allerdings nicht. Ähnliche Treffen mit Vertretern des Militärs, Drohnenherstellern und Firmen hatte es bereits in anderen Städten wie Kiew, Lemberg oder Dnipro gegeben. Der Vorfall wird vom Geheimdienst SBU untersucht.

Nach Maria Berlinska, die hart kritisiert wurde, sei es eine „geschlossene Veranstaltung für Ingenieure, Militärs und Freiwillige zum Thema Militärtechnologien für die Front“ gewesen. Verantwortlich will sie nicht sein. Auch Victory Drones macht es sich einfach und leitet ein Posting von Molfar weiter: „Schuld sind die Russen. Es war dieser Mist, der das Tschernigow-Theater mit ballistischen Geschossen beschoss, wobei mehr als hundert Menschen verletzt und mindestens sieben getötet wurden. Es ist nicht die Schuld der Freiwilligen, die alles Mögliche und Unmögliche für den Sieg der Ukraine in dem von den Russen begonnenen Krieg tun.“ Kritik wird als pro-russisch abgetan.

Diesen gesamten Kontext über die militärische Veranstaltung und die Rolle der „Freiwilligen“, also der Milizen und Verbände, die meist nur pro forma in die reguläre Armee eingebunden sind, wegzulassen, erzeugt ein schiefes Bild für die Mediennutzer. Sie sollen offenbar nur sehen, dass Russland zivile Gebäude beschossen und Zivilisten getötet und verletzt hat. Darauf hinzuweisen, dass es sich um ein militärisches Ziel handelte und die Veranstaltung im Zentrum der Stadt in einem Theater stattfand, das womöglich als Schutz dienen sollte, rechtfertigt nicht den Raketenangriff, aber stellte den Vorfall in den vorhandenen Kontext, den die Mediennutzer kennen müssen, um sich ein Urteil zu bilden. Die Frage ist, ob Medien wie die tagesschau absichtlich diese Informationen zurückhalten, sie für unwesentlich halten oder nicht ausreichend recherchieren, muss dahingestellt sein.

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53 Kommentare

  1. Hat der Westen nicht all seinen high tech zur Verfügung gestellt, um das angestrebte Starwarprogram gegen seine virtuellen Feinde zu beschützen?
    Aber wo sind diese im Einsatz um sich gegen den ‚russischen Terror‘ zu verteidigen?
    Alles was der Westen erreichte ist, seine Lagerbestände zu entsorgen unter einem grünen Label, aber im Feld sieht es doch eher düster aus.
    Die Ukraine konnte niemals tiefer liegen als sie das schon war, aber ihre Förderer stellen sich ganz bewusst unter dem Standing von der Ukraine! Viel Spaß beim schaffen…, oder minimieren vom haben…!

  2. Der Autor schreibt :
    „Die Frage ist, ob Medien wie die tagesschau absichtlich diese Informationen zurückhalten, sie für unwesentlich halten oder nicht ausreichend recherchieren, muss dahingestellt sein.“

    Es ist immer dieselbe Taktik : Zum Lügen sind sich die Medienbeamten der ÖRR zu fein, sie begnügen sich damit, nur die halbe Wahrheit zu erzählen, und das reicht auch völlig aus, um die Deutschen MichelInnen auf Russenhass und Kriegskurs zu trimmen.

    1. Diese Taktik funktioniert sehr gut, mit jedem Angriff wird der Steuerzahler ärmer.
      Den Russen stört das nicht weiter, sie haben trotz dem Sanktionstegrime Deutschland im BIP überholt.
      Was macht dann die daher siegende G7?
      Sie positioniert sich in den zweistelligen Positionen…

    2. @umbhaki ∩ @Roman Ticker

      Das fand ich an Ulrich Teusch so genial, dass er mit seiner profunden Arbeit über die Hintertür darlegte, dass die von den MSM so lustvoll verunglimpften und in die Deppenecke gestellten Lügenpresse-Demonstranten zwar sehr verkürzt argumentier(t)en, aber unterm Strich vollkommen recht haben.

      Leider sind etliche seiner Blog-Texte, die ich gebookmarkt hatte, darunter auch ein toller Text zu RT-deutsch, nicht mehr online.

    3. Indem man die militärischen Ziele verschweigt, gewinnt der Medienkonsument unvermeidlich den Eindruck, die Russen beschössen nur zivile Ziele und töteten mehr oder minder absichtlich Zivilisten. Diese Schlussfolgerung braucht nicht ausdrücklich gezogen zu werden, denn sie entsteht durch die Unterlassung ganz von selbst im unkritischen Konsumenten. So was nennt sich, die hohe Kunst des Lügens.

  3. Der Millitary Summary Channel hat ein Video vom Theater nach dem Einschlag der Rakete gezeigt. Da sieht das Theater ziemlich unversehrt aus. Auf dem Platz liegen nur einige wenig Trümmerteile vom Einschlag der Rakete im Dach herum, die Fassaden des Theaters sehen aber unbeschadet aus.
    Hätten die Russen hier wirklich einen Terrorangriff mit Zielrichtung auch auf die Zivilbevölkerung machen wollen, dann wäre es sicher ein Leichtes gewesen die Iskander mit einem Sprengkopf zu bestücken, der das Theater einfach auseinandergesprengt hätte.

  4. Im Krieg leider nichts Neues. Konfliktparteien stationieren regelmäßig Artillerie, Luftabwehrbatterien, Panzer und anderes militärisches Gerät in zivilem Umfeld. Manchmal mag so etwas aufgrund bestimmter Erfodernisse nicht vermeidbar sein; oftmals erfolgt es natürlich auch zumindest mit dem Hintergedanken genau solche Bilder und Sprechblasen produzieren zu können, mit denen Selenskij und Brink jetzt hausieren gehen. Kiews Vorgehen ist somit nicht neu, was nichts daran ändert, dass es zutiefst unredlich und abstoßend ist.

    Es ist ja letztlich dieselbe Schiene wie sie mit den Schulen, Hotels oder Wohnsilos in frontnahen Orten wie Kramatorsk gefahren wird, die längst keine zivile Infrastruktur mehr sind, sondern beispielsweise zur Einquartierung von Soldaten und westlichen Söldnern oder als sichere Lager für Munition und Fahrzeuge umgewidmet wurden. Oder der Landstraßen und Autobahnen, die ähnlich wie zu Ende des Dritten Reichs, längst in Startbahnen für Kampfflugzeuge umfunktioniert wuden, weil die klassischen Rollbahnen zur Neige gehen. Sobald solche Orte dann Ziel russischer Raketen und Artillerie werden, wird medial von der „sinnlosen Zerstörung einer weiteren ukrainischen Schule“ oder Ähnlichem berichtet. Der Leser muss ja nicht wissen, für was das Gebäude oder die Straße inzwischen dient.

    Hinzu kommen noch die zahllosen Videos und Bilder schlecht geschulter ukrainischer Flak- und Artillerie-Einheiten, die mit ihren Waffen nahegelegene Häuser treffen. Medial verkauft wird es in der Regel als „willkürlicher Beschuss ziviler Infrastruktur“ durch das dämonische Russland. Die Leitmedien würden ein wenig Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, wenn sie anfingen bei diesem Spiel nicht mitzugehen und ernsthafter berichteten. Aber es ist ein Propagandakampf; seriöse Informationen mag man nur in Alternativmedien bekommen oder durch anstrengendes Zwischen-den-Zeilen-lesen gewinnen.

    Abschließend – dass solche „Messen“ verstärkt in Oblasten wie Sumy oder Tschernigow stattfinden, ist womöglich nicht so überraschend. Von dort werden die meisten der Drohnen gestartet, die Moskau und andere Ziele tief in Russland angreifen sollen – und nicht etwa aus Lemberg oder Kiew. Dementsprechend ergibt es Sinn im frontnahen Raum verstärkt solche „Messen“ durchzuführen. Die Zielgruppe sind ja Militärs und Bedienpersonal und die will man beisammen halten und nicht noch öfter als nötig kreuz- und quer durchs Land verschicken.

  5. Kurz und klar: Eine russische Rakete hat in ein Gebäude eingeschlagen. Ein grosser Teil der Mainstream-Medien, darunter die ARD-TS, hat dennoch die ukrainische Lüge, sie habe auf einem Platz eingeschlagen übernommen, obwohl das mitgelieferte Bildmaterial das Gegenteil zeigt. Es wird nicht nur gelogen, es wird wirklich dumm gelogen.

    Es handelte sich zweifelsfrei um eine militärische Veranstaltung, daher ist der Angriff kein Verstoss gegen das Kriegsrecht.

    Die Russen behaupten, es seien nato-Vertreter aus Polen und den baltischen Staaten anwesend gewesen. Ob das stimmt, ist nicht verifizierbar. Das zivile Strukturen als Mäntelchen für militärische Aktivitäten herhalten müssen, ist in gewissem Sinn eine direkte Folge des Kriegsrechts. Recht und Krieg sind eigentlich wie Feuer und Wasser.

  6. Woher Herr Rötzer wissen will, dass die russischen Angaben über Führungspersonal „weit übertrieben“ sind, ist nicht klar. Die Russen geben die Zahl der Getöteten mit 57-60 an. Unter den Verletzten soll ein Krypto-Experte des BND mit Residenz in Vilnius sein, und auch weitere NATO-Offiziere und Spezialisten sollen unter den Opfern sein und wurden mit Hubschraubern Richtung Kiew ausgeflogen und zum Teil nach Polen gebracht.

    Die Behauptung eines Luftalarms klingt seltsam. Iskander-Raketen fliegen mit Mach 6,3. Weissrussland ist von Tschernigow 50-70km entfernt, Russland 90km, eine gestartete Iskander braucht also zwischen 24 und 50 Sekunden vom Start bis zum Einschlag, wenn sie direkt von der Grenze abgeschossen wird, und 1-2 Minuten, wenn etwas weiter weg. Für einen Luftalarm bleibt da wenig Zeit, und ein solcher vor dem Einschlag ist nirgends dokumentiert. Im Gegenteil gibt es ein Selfievideo von einer Ukrainerin, währenddessen die Rakete im hinter der Dame sichtbaren Theater einschlägt. Darauf sind auch Spaziergänger zu sehen.

    Interessant ist, dass hier eine Spezialversion der Iskander-Rakete eingesetzt wurde, mit einem Sprengkopf mit reduzierter Brisanz, die offenbar nicht, wie beim 800kg-Sprengkopf, den üblichen Krater von 20m Durchmesser sprengen, sondern nur die Teilnehmer der Veranstaltung ausser Gefecht setzen sollte. Es sieht auch so aus, dass 2 Ziele getroffen wurden, das Theater und ein Gebäude schräg gegenüber. Letzeres dürfte einer ukrainischen FLugabwehrrakete zum Opfer gefallen sein, wie auch die getöteten und verletzten Zivilisten, 3 Tote nach russischen Angaben.

    https://www.moonofalabama.org/2023/08/ukraine-sitrep-chernihiv-done-exphibition-russian-offensive.html
    (comment #68 Aug 19 2023 18:40 utc)

    1. „Die Russen geben die Zahl der Getöteten mit 57-60 an. Unter den Verletzten soll ein Krypto-Experte des BND mit Residenz in Vilnius sein, und auch weitere NATO-Offiziere und Spezialisten sollen unter den Opfern sein und wurden mit Hubschraubern Richtung Kiew ausgeflogen und zum Teil nach Polen gebracht.“

      Lieber aquadraht, woher sollen denn die Russen die Zahl der Getöteten kennen? Von ihren Spionen in den ukrainischen Strukturen? Gerade daran scheint’s doch aber zu mangeln, wenn man bedenkt, wie ungehindert der ukrainische GUR Anschläge in Russland ausführt oder wie überrascht die Russen von Angriffen auf die Krim-Brücke sind.

      Und was den „Krypto-Experten des BND“ betrifft, von dem man angeblich nicht nur weiß, dass er anwesend war, sondern auch verletzt ist: Die Russen habe schon so oft über ausländisches Militär- und Geheimdienstpersonal in der Ukraine gesprochen, „hochrangige Offiziere im eingeschlossenen Mariupol“ etc. Und wen haben sie in den letzten 18 Monaten tatsächlich vorgezeigt? Zwei britische Reservisten aus der Unterschicht, die beim ukrainischen Fußvolk angeheuert hatten.
      Oder die wochenlange Geschichte um den angeblich getöteten Budanow. Also wenn die Russen nicht genau bestimmen können, ob sie den Chef des gegnerischen Militärgeheimdienstes erwischt haben, dann werden sie nicht viele Spione in kenntnisreichen Positionen haben.

      Dass der normale Iskander-Sprengkopf schwerlich zu dem Ausmaß der Zerstörungen passt ist mir auch durch den Kopf gegangen.

      1. Ich weiss auch nur, was ich lese, und natürlich kann es sein, dass die Russen bloss prahlen.
        Aber: Die Einladungsdokumente, die veröffentlicht wurden, sehen ziemlich authentisch aus, und einige ukrainische Quellen bestätigen sie. Und die Russen wussten offenbar die Koordinaten der Veranstaltung, trotz Geheimhaltung.

        Insofern mag es ja sein, dass die russische Aufklärung an einigen Stellen versagt, hier hat sie das eher nicht. Budanow hat allerdings selbst eine Verletzung eingeräumt, die er angeblich im Frontbereich erhalten hat und trotz schwerer Verwundung kilometerweit gerannt ist. Der Typ ist ein pathologischer Angeber. Offiziell haben die Russen nie den Tod Budanovs als Ergebnis „objektiver Kontrolle“ bestätigt. Dass er bei dem Angriff auf die GUR-Zentrale verwundet wurde, dafür gibt es etliche Indizien.

        1. Ich habe jetzt erst mitbekommen, dass Ihre Informationen vom Telegram-Kanal @nonetutto stammen, den nicht einmal die in sozialen Medien beschlagenen Forenten von ColonelCassad kennen. Insofern weiß man nicht einmal, ob es Russen sind, die da prahlen.

          Ich will Sie aber bei dieser Gelegenheit an einer Information teilhaben lassen, die mir letzte Woche untergekommen ist. Oleg Zarjow, der bis Februar 2014 für die Partei der Regionen in der Rada saß, anschließend als Präsidentschaftskandidat im April 2014 in Kiew fast gelyncht wurde und sich seitdem auf die Krim zurückgezogen hatte, hat in einem aktuellen längeren Video u.a. verlautbart, dass die russische Armee tatsächlich plante, Kiew innerhalb von drei Tagen einzunehmen.
          https://www.youtube.com/watch?v=-YSiiwdmUqk

          (Er selbst hielt sich in der Kolonne der vorrückenden Einheiten auf, da er anscheinend nach dem geplanten Machtwechsel für eine höhere Funktion vorgesehen war. Tatsächlich hatte sich Zarjow anfang März aus dem Raum Kiew per Telegram gemeldet; daran kann ich mich erinnern.)
          Die Mitteilung hat mich fast aus dem Stuhl geworfen. Derartigen Unsinn hätte ich nicht für möglich gehalten.

          Kurz darauf bin ich über einen (natürlich russischen) Artikel gestolpert, der schilderte, wie am 27.2.2022 _ein_ isolierter Zug russischer Spezialeinheiten (vier LKWs und drei Geländewagen) versucht hatte, die Millionenstadt Charkow „zu erobern“. Mehrere Smartphone-Aufnahmen, die Bewohner von Charkow von diesem Abenteuer gemacht hatte und ins Netz gestellt hatten, waren verlinkt. Der Text berief sich auf Aussagen zweier Speznaz-Soldaten, die entkommen waren.
          https://vk.com/@milinfolive-tigry-v-snegu-pechalnaya-istoriya-shturma-harkova-27-fevraly

          Die „spezielle Militäroperation“ erscheint mir nun mittlerweile auch in militärischer Hinsicht als Paradebeispiel für eine vollkommen verkorkste Invasion. Mal ganz abgesehen von ihrer politischen, moralischen oder völkerrechtlichen Einordung.

          Dass die Vorzeigeeinheit der russischen Streitkräfte eine Söldnertruppe ist, die ihrem Motto „wellcome to hell“ alle Ehre macht, indem sie unter Mißachtung der russischen Militärgerichtsbarkeit eine ganze Reihe von „Vergehen“ (Alkohol; Angst vorm Feind) per Exekution ahndet (und die von einem Nazi angeführt wird) ist wohl das Tüpfelchen auf dem i.

          1. quote Besdomny

            Ich habe jetzt erst mitbekommen, dass Ihre Informationen vom Telegram-Kanal @nonetutto stammen, den nicht einmal die in sozialen Medien beschlagenen Forenten von ColonelCassad kennen</b<. Insofern weiß man nicht einmal, ob es Russen sind, die da prahlen.

            Das kann so nicht zutreffen. Die Referenz stammt von
            https://colonelcassad.livejournal.com/8577633.html

            Die Übersetzung ist von Yandex, redigiert von mir (all errors if noone else guilty, are mine).

            OT: Ich mag den Nick. Ich zweifle, dass viele hier Bulgakow kennen, der übrigens auch auf der Liste der Kiewer Bücherverbrennungen steht.

            1. „Das kann so nicht zutreffen. Die Referenz stammt von
              https://colonelcassad.livejournal.com/8577633.html

              Dass Sie Ihre Informationen aus dem Artikel von ColonelCassad übernommen hatten ist mir schon klar. Aber im Kommentarbereich von ColonelCassad zum verlinkten Artikel wird eben von etlichen Forenten gerätselt, wer wohl @nonetutto ist und warum man ihm glauben soll.
              Anscheinend ist @nonetutto den dortigen Forenten bisher nicht untergekommen.

            2. Da musst du aufpassen. Hinter ColonelCassad steht der russische Kriegskorrespondent Boris Rozhin. Er ist ein Freiberufler, gehört also nicht zu den offiziellen Vertretern Russlands oder zu den russischen Medien.

              Seine eigene Arbeit, die er unter dem eigenem Namen veröffentlicht ist brillant. Aber auf seinem Blog und TG Kanal erwähnt er Alles was irgendwie interessant ist. Das sollte man nicht so verstehen: Hier ist die Wahrheit. Vielmehr so: schaut mal her was ein gewisser @nonetutto schreibt. Das heißt nicht, dass es auch unbedingt stimmen muss. Es ist einfach interessant.

              Wer @nonetutto ist weiß glaub ich keiner. Der Kanal ist anonym. War aber schon oft durch erstaunlich fundiertes Insider-wissen aus dem Dunstkreis der Ukrainischen Behörden und Militärs aufgefallen. Was er da berichtet klingt plausibel, muss aber nicht wahr sein. Das sollte man aber mit Vorsicht genießen. Könnte auch Gerüchte sein.

      2. Was mir in den letzten Tagen auffiel, das Meldungen kamen in dem die Ukraine volle Verantwortung übernahm für etwaige Anschläge. Darüber hinaus hatte der stellvertretende UN Botschafter der Russen, auch Andeutungen gemacht gegenüber plötzlich verstorbenen „Berstern“.

    2. Dass die Ukrainische Luftabwehr ziemliche Kollateralschäden anrichtet scheint mir plausibel.
      Man denke nur an den Einschlag einer Fla-Rakete in Polen. Nebenbei: Selenski log da selbst noch als es offensichtlich war von einer russischen Rakete. Nur seine Westfreunde hatten damals irgenwie noch keine Lust seinen Herzenswunsch die Welt in einen Weltkrieg zu zerren zu erfüllen. Weiter fällt mit das Video von der Patriot-Batterie ein, die in Sekunden ihren ganzen Raketenvorrat raushaut wegen einer anfliegenden Hyperschallrakete. Dabei sollte doch sicher eine Patriot.Rakete locker für den Abchuß von diesem Russenschrott 😉 reichen ? Jedenfalls ja, das die viele Kollateralschäden machen scheint plausibel.

      Was die Nato Berater angeht, vermutlich wimmelt es da von denen. Ob mal welche getroffen werden ?
      Wer die Muße hätte mal alle Todesanzeigen in westlichen Blättern zu sichten, würde vielleicht was rausfinden.

      1. Weiter fällt mit das Video von der Patriot-Batterie ein, die in Sekunden ihren ganzen Raketenvorrat raushaut wegen einer anfliegenden Hyperschallrakete. Dabei sollte doch sicher eine Patriot.Rakete locker für den Abchuß von diesem Russenschrott 😉 reichen ?

        Wohl kaum da bei einer anfliegenden Rakete immer damit gerechnet werden muss, das diese nicht mit einer einzigen Abfangrakete getroffen wird. Schon allein da Täuschkörper abgesondert werden könnten. Da die Ukrainer oder wer immer das Gerät bedient hat. Die Munition offensichtlich nicht bezahlen muß, sind auf die Weise mal locker Millionenwerte verschossen worden.

        Bis das System nachgeladen war hätte Russland alles mögliche ausschalten können. Wer so mit einem Abwehrsystem umgeht, zeugt nicht von großen taktischen Vorgehen. Dann wird noch ein Gefechtskopf präsentiert, der mit einer Kinschal keine Ähnlichkeit hat. Mal wieder miese Propaganda. https://www.youtube.com/shorts/F20m2vcT3GU

        1. Für den schnellen Verbrauch des Raketenvorrats der Patriot Stellung gibts ggf. noch ein anderes, rationaleres Motiv: Die Dinger waren alle sehr nahe (mMn zu nahe) an wertvollen Zielen stationiert. Ein LKW trägt, je nach Waffenart, 4 bis 16 Raketen mit 3.6 bis 5 Tonnen Gewicht (der Raketen). Das meiste davon ist Treibstoff, jede Rakete trägt auch einen HE-Splitter Gefechtskopf von 70 .. 90 kg. Es ist bei einem Angriff nicht auszuschließen daß ein solches Raketenfahrzeug das Ziel einer russischen Rakete ist. Ohne Munition ist das nur ein LKW, mit Munition eine sehr wirksame Verstärkung des einzelnen anreisenden Sprengkopfs.

    3. Lieber A² da schiebst du
      „Unter den Verletzten soll ein Krypto-Experte des BND mit Residenz in Vilnius sein, und auch weitere NATO-Offiziere und Spezialisten sollen unter den Opfern sein und wurden mit Hubschraubern Richtung Kiew ausgeflogen und zum Teil nach Polen gebracht.“

      Fantastisch wie alle westlichen Medien und Politiker solche Tatsachen verschweigen!
      Wer solche Fakten verdrängt, dem kann überhaupt keine Aussage zu XYZ geglaubt werden.

  7. Sagt mal Leute, als die Amis in Vietnam die Hütten der Bauern niederbrannten und Babies mit Napalm besprühten, haben sich die Leute hier auch so aufgeregt?
    Als die Amis die Mutter ihrer Bomben über Bagdad und Afghanistan abwarfen, wen hat dies hier interessiert?
    Guantanamo fanden die Leute Scheiße, aber egal, die Chinesen bauen noch größere Scheiße…
    ….das war jetzt Satire, was heutzutage auch leicht mißverstanden wird

    Na ja, der Westen hat eben seine Werte und die tollste Demokratie aller Zeiten!

  8. Ganz gewiss ist es nicht so, dass die MSM nicht wissen, was da passiert ist. Ist es verboten, darauf hinzuweisen, wie wir falsch informiert und angelogen werden? Mir würden da auch bessere Überschriften einfallen. Man muss auch nicht immer darauf hinweisen, dass Russland angegriffen hat. Die Ukraine hat Russland acht Jahrelang herausgefordert, und daran gearbeitet, einen Krieg zwischen NATO und Russland anzuzetteln. Das haben sie jetzt, und sie sollen nun auch schauen, wie sie damit zurecht kommen. So ist es nun mal, so ein Kampf ist schmerzhaft und es gibt am Ende einen Verlierer. Leider sind wir nicht nur Publikum, sondern müssen auch darunter leiden.

  9. Erstaunlich wie genau das Gebäude getroffen wurde.
    Nach den Videos und Bildern wurde von oben das Dach durchschlagen und die äußeren Mauern sehen fast unbeschädigt aus. Auf dem Platz sind kaum Schäden auszumachen.
    Würde mich nicht wundern, wenn der Sprengkopf eine angepasste, verringerte Ladung hatte.
    Eventuell ist das eine Drohung an ukrainische Führungskräfte, wir können euch selektiv aus der Bevölkerung rauspicken.

  10. Die Elektronik einer alten Waschmaschiene war in der Rakete auf
    jeden Fall nicht eingebaut. Im Mainstream und besonder in den Kommentaren
    dort, wird immer über die veraltete Technik der Russen gelästert. Dies war der
    ziemlich deutliche Beweis, dass die Russen absolute Spitzentechnik im Progamm
    haben. Deswegen wird auch in den Nachrichten gelogen was das Zeug hält und
    auch wenn auf den, im Hintergrund zu sehenden Bildern etwas ganz Anderes
    zu sehen ist. Es gab mit Sicherheit genaue Informationen über die Veranstaltung
    in diesem Gebäude. Die ukrainische Führung ist so groß kotzig, dass sie den
    ausländischen Vertretern gerne prunkvolle Räume zur Verfügung stellt. Das hat
    man auch schon bei den unzähligen Besuchen unserer Politikerschleimer gesehen.
    Ich denke unsere und auch andere Besucher, die vor haben in die Ukraine zu reisen,
    werden jetzt etwas vorsichtigen werden. Aber für einen war das mit Sicherheit eine
    Warnung: für Selenski!

  11. Bei gezielten Angriffen der ukrainischen Armee (insbesondere des neonazistischen Asow-Bataillons) auf Wohngebiete und zivile Infrastruktur in der Ostukraine herrscht in unseren Medien seit 2014 hingegen zumeist das große Schweigen.

    1. Nicht meist, sondern immer. Und wenn einmal von einem Angriff auf Dörfer berichtet wird, waren das die Russen, selbst wenn in diesen Dörfern überwiegend Russen leben.

      1. Das Wörtchen „meist“ habe ich für den Fall eingebaut, dass irgendwer mit einer Meldung auf Seite 13 um die Ecke kommt, in der in einem verharmlosenden Dreizeiler über einen von der Ukraine zu verantwortenden „Kollateralschaden“ bei der ostukrainischen Bevölkerung berichtet wird, der dann letztlich doch noch mit irgendeinem Kniff mindestens hälftig Russland in die Schuhe geschoben wird.

  12. Bei den Geschwindigkeiten und dem Gewicht dieses Flugkörpers reicht die kinetische Energiefreisetzung beim Aufschlag, um eine begrenzte und einschätzbare Wirkung sicherzustellen. Wieder ist die tatsächliche Zielsetzung der russischen Aktion unbekannt, von „Eure Geheimhaltung taugt nix“ über „Wir könnten, wenn wir wollten“ bis hin zu „Schon doof, wenn man keine Luftabwehr hat“ kann man eine beliebige Aussage vermuten, sofern man diesen Angriff in Richtung (letzte?) Warnung deutet. Auf jeden Fall wurde hier der geringstmögliche Schaden verursacht und das unterstellte Ziel, die Teilnehmer umfassend zu erwischen einer möglichst geringen Kollateralwirkung erkennbar untergeordnet. Bei jeder Steilfeuerwaffe, sei es rein ballistische Rakete, Artilleriegeschütz o.Ä. wäre der Angriff billiger aber weit unpräziser gewesen. Soweit meine bisherigen Überlegungen anhand der bisher verfügbaren (des)informationen.

  13. Ist Herr Rötzer naiv oder dumm ? Jede Armee der Welt wird so eine Veranstaltung ins Visier nehmen. Dass hiesige Medien seit Kriegsbeginn die Wahrheit
    verschweigen und nichts als Lügen bringen, ist mehr als
    offensichtlich.

    1. ein wenig Klugscheißerei zum Artikel:

      „Kiew im Januar 1918: Die Hauptstadt der kürzlich gegründeten Ukrainischen Volksrepublik wird von den Bolschewiki angriffen. Da die Republik noch keine eigene Armee hat, liegt die Verteidigung in den Händen studentischer Freiwilligenbataillons. Eine dieser Einheiten wird nach Nordosten geschickt und trifft beim Dorf Kruti auf die Rote Armee.
      Dutzende junge Männer sterben in der hoffnungslosen Schlacht, die später als Ukrainische Thermopylen in die nationale Mythologie eingehen wird.“

      Der NZZ-Autor Fabian Baumann übernimmt hier 1:1 die ukrainische Mythologisierung der Kämpfe um Kruti.

      1. Der Angriff erfolgte nicht durch „die Bolschewiki“, sondern durch die Truppen Revolutionsregierungen in Petrograd und Charkow (!). In Charkow war nämlich am 25. Dezember 1917 die Sowjetukraine ausgerufen worden.
      Beide Revolutionsregierungen stützten sich damals noch auf Koalitionen aus Bolschewiki, der Partei der linken Sozialrevolutionäre und Anarchisten. Der Kommandierende des Angriffs auf Kiew war der linke Sozialrevolutionär Murawjow.
      2. Eine „Armee“ hatten beide Seiten nicht. Die Rote Armee wurde erst am 23. Februar gegründet, weil die bis dahin existierenden „Roten Garden“ aus Arbeitern, Soldaten und Matrosen dem beginnenden Bürgerkrieg (und den deutschen Interventen) nicht gewachsen waren.
      3. Die Verteidigung der Ukrainischen Volksrepublik lag keineswegs „in den Händen studentischer Freiwilligenbataillons“. Der ukrainische Militärhistoriker Tinchenko schlüsselt die am Scharmützel um Kruti beteiligten Kiewer Kräfte folgendermaßen auf: 250 Offiziere und Junker (Offiziersanwärter), 118 Studenten und Gymnasiasten, 50 Kosacken. Gestorben sind laut Tinchenko wirklich nur „dutzende“; die Kiewer Truppen ergriffen angesichts der gegnerischen Übermacht einfach die Flucht.

      4. Am selben Tag (!), an dem das Scharmützel um Kruti stattfand – 29. Januar 1918 nach neuer Zeitrechnung, begann in Kiew der Januaraufstand bzw. die Kiewer Arsenalwerk-Revolte gegen die Kiewer Rada. Um diese Erhebung niederzuschlagen setze die Rada das fünffache der Truppestärke von Kruti ein, und zwar keine „Gymnasiasten“. Diese Kämpfe dauerten tatsächlich über Tage an und waren zig mal so blutig (insgesamt etwa 750 Tote und 1300 Verletzte).

      Diese Erhebung wird zunehmend tabuisiert, weil sie der Absicht widerspricht, die Geschehnisse des Jahres 1918 als ukrainisch-russischen Konflikt darzustellen. (Noch kurioser ist die Variante „bolschewistisch-ukrainischer Krieg“, wo also die eine Kriegspartei „das ukrainische Volk“ sein soll und die andere Kriegspartei eine politische Kraft, eben die Bolschewiki. Und wenn’s letztere auch unter den Ukrainern gab, dann gehörten sie eben nicht zum „ukrainischen Volk“.)

      „Unter ihnen ist auch Wolodimir Schulhin, ein dreiundzwanzigjähriger Student der Kiewer Universität. Zurück in der Hauptstadt, erhält Schulhin ein Staatsbegräbnis. Die Rotgardisten erobern am 9. Februar 1918 Kiew und beherrschen einen Grossteil der östlichen Ukraine.
      Am Ende desselben Jahres, 1918, steht wieder eine Armee vor den Toren Kiews. Dieses Mal sind es die Truppen des ukrainischen Nationalistenführers Simon Petljura, der die Ukrainische Volksrepublik wiederbeleben möchte. Kiew liegt inzwischen in den Händen des konservativen Generals Pawlo Skoropadski, eines Anhängers des gestürzten Zarenreichs, den die deutschen Besatzungstruppen als Machthaber installiert haben, um den Bolschewiken einen abhängigen ukrainischen Pufferstaat entgegenzusetzen.“

      „Pufferstaat“ ist gut. Die deutschen Besatzer haben Skoropadski natürlich als Marionette eingesetzt, um ungestört Nahrungsmittel in der von ihnen – im Einklag mit dem (Raub-)Frieden von Brest-Litowsk – besetzten Ukraine für die hungernde Heimatfront requirieren zu können. Die russischen linken Sozialrevolutionäre wollten dem nicht länger untätig zusehen und putschten deshalb am 6. Juli 1918 gegen den Rat der Volkskommissare, um ihn zum Eingreifen zu zwingen.
      Am 30. Juli 1918 sprengte eine Gruppe von Sozialrevolutionären in Kiew den deutschen Befehlshaber Feldmarschall Eichhorn in die Luft.

      Michail Bulgakow hat die turbulente Situation von 1918 in Kiew in seinem Roman „Die weiße Garde“ beschrieben. Er war Augenzeuge der Ereignisse.

      P.S.
      Ich sehe gerade, dass der Autor Fabian Baumann ein echter Osteuropahistoriker ist. Um so schlimmer.

      1. „ein echter Osteuropahistoriker ist“ – nicht vielleicht eher zu einem echten gemacht wurde?
        Ansonsten Dank für die Fakten. Auch wegen sowas komm ich hierher.

          1. Danke für die Rückmeldung. Gelegentlich kann ich mich nämlich des Eindrucks kaum erwehren, öffentliche Selbstgespräche zu führen.

            Ist hier leider so, da hier die Kommentatoren lieber auf einander eindreschen. Da fallen manche Kommentare nicht mehr so auf. Außerdem ist die Kommentarfunktion hier nicht die allerbeste. Gegenüber anderen Portalen fehlt eine entsprechende Benachrichtigungsfunktion. Blockfunktion von Person die nur pöbeln… Laß Dich nicht unterkriegen, es gibt anscheinend noch genug die an Informationen zum Thema interessiert sind.

          2. „Danke für die Rückmeldung. Gelegentlich kann ich mich nämlich des Eindrucks kaum erwehren, öffentliche Selbstgespräche zu führen.“
            Man muss ja nicht alles um des Kommentierens wilen kommentieren.
            Also führen Sie diese Selbstgespräche ruhig weiter …. ein paar hören immer zu ….

  14. Der NZZ-Artikel ist lesenswert, aber natürlich tendenziös. Es fällt auf, dass die „ukrainische Nationalbewegung“ ein Kind des letzten Viertels des 19. Jahrhunderts ist und im liberalen und sozialistischen Oppositionsumfeld gegen den Zarismus beheimatet ist. Der faschistische OUN-Nationalismus ist ein Spätkömmling, eine extreemistische Bewegung im Zuge des Aufschwungs europäischer Faschismen, mit ihren Kernideologien Antikommunismus und Antisemitismus, bei den ukrainischen Faschisten auch Antipolonismus.

    Der Säulenheilige der ukrainischen „mowa“ ist Taras Shewtschenko. Er hat Gedichte im „kleinrussischen“ Dialekt der Kiewer Oblast, wo er geboren ist, verfasst und popularisiert. Sein Werk ist in ganz Russland (und war in der UdSSR) hoch angesehen, Orte, Berge, Seen und unzählige Strassen sind nach ihm benannt, Statuen von ihm gibt es in Russland und allen GUS-Staaten, anders als bei den ukrainischen Nazibarbaren werden sie nicht angetastet.

    Schewstschenko war kein ukrainischer Nationalist, er stand dem Panslawismus nahe. Und seine gesamte Prosa wie seine Tagebücher sind auf Russisch verfasst. Er genoss den Schutz und die Förderung russischer Literaten und liberaler Aristokraten seiner Zeit.

    Was die ukrainische Sprache, die „ridne mowa“ angeht, ist sie ein Kunstprodukt, das praktisch nirgends in der Ukraine gesprochen wird. Das Galizische ist dem verhassten Polnischen nahe, und schon in Volyn schwer verständlich, noch weniger in der Kiewer Oblast. Das süd- und ostukrainische „Südliche Kleinrussisch“, wie es Linguisten zur Zarenzeit bezeichneten, ist für Westukrainer schwerer verständlich als für Russen. Wobei angemerkt werden muss, dass mit etwas Konzentration alle slawischen Sprachen untereinander einigermassen verständlich sind, und das ukrainische vom „Hochrussischen“ linguistisch weniger fern ist als das ostfriesische oder mecklenburgische vom bayrischen.

    Die „ukrainischen Republiken“ nach dem 1. Weltkrieg waren Konstrukte der jeweiligen Besatzungsmächte bzw. der antibolschewistischen Kräfte. Petljura mit seiner Soldateska hat allein fast eine halbe Million Juden ermordet. Dazu hat er Galizien und Volyn an die polnischen Nationalisten verschachert.

    Die grössten Anstrengungen, eine einheitliche ukrainische Kultur und Sprache zu schaffen, haben die Bolschwisten unternommen. Dazu gehörte eine Standardisierung des Ukrainischen, Unterrichtswerke in Ukrainisch, Förderung von Literatur. Die Zahl jährlicher Publikationen in Ukrainisch in der UdSSR lag ein Mehrfaches über der der „nationalischen“ Ukraine von heute, in der es auch Konflikte um die „ridne mowa“ zeischen Einheimischen und remigrierten Nazis gab und gibt. Und trotz aller Bemühungen mangelt es dem Ukrainischen im technisch-wissenschaftlichen Bereich, sind die von Remigranten eingeschleppten Anglizimen und Polonismen nicht in die Umgangssprache integriert, beschimpfen Galizier Ost- und selbst Zentralukrainer, sie würden Russisch sprechen, wenn diese ihr lokales Ukrainisch oder die Umgangssprache Surtschik, eine Mischung aus Ukrainisch und Russisch, benutzen. Die Nationalsprache, die „ridne mowa“, spaltet das Land mehr, als dass sie es eint.

  15. von David Rovics

    Am Ende des Dritten Weltkriegs, inmitten von Blitz und Donner
    Diejenigen, die am Leben bleiben, werden sich wundern, solange sie leben
    Hätte man etwas tun können?
    Bevor der nukleare Winter die Sonne blockierte
    Nachdem die Erde, die wir einst kannten, auseinandergerissen wurde

    Am Ende des Dritten Weltkriegs alle Experten, die noch zu finden sind
    Es wird hitzige Debatten darüber geben, wie das Ende zustande kam
    War es die Schwarzmeerblockade?
    Als der Ansturm auf die Endzeit erfolgte
    Oder das Brechen von versprochenen Versprechen, als die Mauer fiel

    Am Ende des Dritten Weltkriegs, als die Menschen nach sauberem Trinkwasser suchten
    Sie träumen von der Zeit, als sie noch ein Spülbecken hatten
    Ich wünschte, sie könnten es noch einmal versuchen
    Mit kriegerischen Männern reden
    Damals, als wir noch am Abgrund standen

    Am Ende des Dritten Weltkriegs, wenn alle den gleichen Gedanken haben
    Ist es das, was die imperiale Unnachgiebigkeit bewirkt hat?
    Leben unter Besatzung
    Oder das Ende der Schöpfung
    Entscheidungen, die jahrzehntelange verpasste Chancen mit sich brachten

    Am Ende des Dritten Weltkriegs, mit Milliarden Toten oder Sterbenden
    Es spielt keine Rolle, wer Recht hatte oder wer gelogen hat
    Wenn die Zivilisation zu Ende ist
    Als der letzte Sprengkopf niederging
    Nur dann wird niemand mehr leugnen

    Am Ende des Dritten Weltkriegs, als die wenigen noch am Leben waren
    Untersuchen Sie die verbleibenden Trümmer und fragen Sie sich, wie lange sie überleben werden
    Zu spät, um die Geschichte in Frage zu stellen
    Von Expansion oder Eroberung oder Ruhm
    Keine Zeit, vom Datum der Ankunft von Armageddon zurückzuspulen
    Am Ende des 3. Weltkrieges

  16. Bevor man Scholz diese Worte zuschreibt, sollte man vielleicht erst einmal klären, ob sie von ihm oder seinem Redenschreiber stammen?

    Das war mal wieder so eine sehr faule Kolumne. Es ist doch völlig egal, was so eine Marionette sagt?
    Worüber soll man da ernsthaft diskutieren? Ach so, es ist ja eine Kolumne, die gar nicht Ernst gemeint ist und Sommerloch ist ja auch … Überhaupt Artikel über die SPD oder einen „Spitzen“politiker schreiben. Kann man machen, aber dazu bräuchte man Substanz von woanders, warum ist das immer noch nicht klar?

    Diese Verleugnung mit wem wir es zu tun haben, die ist doch das Problem. Weiter oben schrieb einer „DPA = gate keeper“ Darüber könnte man was schreiben oder mal über den Redenschreiber von Scholz, die die im Dunkeln agieren. Aber dann müsste man dafür ja recherchieren statt einer Kolumne schreiben …

    1. Bist Du eventuell im verkehrten Thread gelandet?

      Zum Inhalt: Niemand weiss, wer den „talking heads“ (frei übersetzt Quatschköppen) an der Staatsspitze die Reden schreibt. Aber wenn sie nicht Baerbock heissen (die hat vermutlich nen Knopf im Ohr, der ihr alles vorsagt), sollten sie zumindest lesen, was ihnen als ihre Worte unterschoben wird. Ob ein Artikel flüssig oder überflüssig verfasst ist, liegt im Auge und Kopf des Lesers. Wie auch bei meinem Kommentar hier.

      1. Von manchen weiss man es

        „Hans-Gerhart „Joscha“ Schmierer (* 1. April 1942 in Stuttgart) war von 1973 bis 1982 Sekretär des Zentralkomitees des KBW. Seitdem ist er publizistisch und politikberatend tätig, 1999 bis 2007 Mitarbeiter im Planungsstab des Auswärtigen Amts unter Bundesaußenminister Joschka Fischer sowie dessen Nachfolger Frank-Walter Steinmeier, dort u. a. zuständig für Grundsatzfragen der Europapolitik.
        Als Publizist – zum Beispiel in der taz, aber auch in bürgerlich-konservativ orientierten Zeitungen wie der Welt und der FAZ – wie auch als Referent der Denkfabrik des Außenministeriums hat er sich in den letzten Jahren mit einer dezidiert realpolitischen Position profiliert. So befürwortete er unter anderem die westlichen Militäreinsätze im Irak 1991, Serbien/Kosovo (seit 1999) und Afghanistan (seit 2001), plädierte für eine pragmatische Zusammenarbeit der EU mit den USA, aber auch mit Russland und äußerte während des Irakkriegs 2003 Verständnis für George W. Bushs Außenpolitik als „konsequente Weltinnenpolitik“ und bezeichnete dessen „extensive Auslegung des Selbstverteidigungsrechts“ als Konsequenz aus einem Versagen der Vereinten Nationen.[5] Von diesem Konzept einer „Weltinnenpolitik“ rückte er später offensichtlich wieder ab.[6]“

        https://de.wikipedia.org/wiki/Joscha_Schmierer

  17. Ich lese jeden Morgen auf Telegramm die Tagesberichte des russischen Militärkanals Rybar. Innerhalb der letzten Woche ist mit aufgefallen, dass sich die Schwerpunkte der Berichterstattung verschoben haben. Wurde seit Beginn der ukr. Gegenoffensive noch ausführlich über die Kämpfe in den Sektoren Kupyansk, Orikhiv, Soledar, Svatove-Kreminna und Vremivka berichtet, so gehen diese Nachrichten mittlerweile unter „Ferner liefen…“ durch, also beiläufig, am Ende des Tagesberichts und noch nicht einmal vollständig. In den Fokus der Berichterstattung rücken mehr und mehr die Angriffe mit Drohnen und Raketen, und zwar von beiden Seiten.

    Es könnte also durchaus sein, dass in der letzten Woche eine neue Phase des Kriegs begonnen hat. Sollte sich das bewahrheiten, so ist zu befürchten, dass Deutschland seine Taurus-Raketen doch noch freigibt.

  18. @aquadraht Ja, da waren sie plötzlich alle Nationalisten und wollten einen eigenen Staat. Das Volk dazu muß erstmal hergestellt werden bzw zur Reinheit destilliert. Insofern ist Ukraine ein Kunststaat im Nachgang von WK1,
    ähnlich wie die Tschechoslowakei. Je später desto virulenter der Nationalismus, das Eigene, das Reine.
    Das ist Deutschen, Juden und jetzt Lembergern so passiert.
    Merkwürdigerweise wird nie Nestor Machno erwähnt.
    Die Banderisten claimen für die ganze Ukraine zu sprechen (der Donbass wird als russisch ausgebürgert, dh das Gebiet möcht man behalten aber die Leut dort sollen gefälligst Ukrainer werden).
    Sie beharren auf „Recht“. Auf dem Grabstein steht: „Er hat Vorfahrt gehabt“. Klug ist das nicht.

  19. Wie jetzt – ?, die Raketen sind doch den Russen schon vor Jahren ausgegangen laut der westlichen Presse und National Sozialistischen Amerikanischen Terror Organisation und jetzt soll Russland ein Museum mit einer Kinschal angegriffen haben. So ein Blödsinn – mit Steinen oder was?

    Als muss das G7-Monster lügen, dass sich die Balken biegen. Ich schätze mal die Ukrainer haben sich mit ihren selbst gebastelten S200 und S300 „Angriffs“-Raketen selbst angegriffen – so wie die Russen das täglich tun – und haben arme unschuldige Kinder abgeschlachtet damit sie neue Organe am Schwarzmarkt verkaufen können die NS-Teufel.
    Wie heißt es so schön du sollst nicht „ständig“ lügen – sonst glaubt dir keiner mehr 🙂

  20. Die Russen haben vermutlich wieder eine Waschmaschine gefunden.
    Ich vermute ja inzwischen, das die Chips nach ca 100 Waschgängen einfach besser werden.
    Es müsste noch untersucht werden, ob rechts oder links drehendes Schleudern besser für die Metamorphose der Chips, hin von einer simplen Steuerung zu einem erwachsenen Chip zu Lenkung einer Rakete ist.

    1. Waschmaschinen pflegen beim Schleudervorgang die Richtung zu wechseln, um die Wäsche aufzulockern. Natürlich nicht im Schweinsgalopp…insofern spielt es für die Qualität der Chips keine Rolle. Entschuldigung…™

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