
Was der Bürger so trinkt oder isst, sollte man ihm überlassen. Bemerkenswert aber, was er sich von Politik und Marktwirtschaft alles auftischen lässt.
Da kommt ja aktuell einiges zusammen und die Medien haben keine Hemmungen, die Zumutungen auszuposaunen. Die Meldungen darüber, wie das sauer verdiente Geld ständig weniger wert wird durch Inflation, steigende Mieten oder Abgaben, sind allgegenwärtig. Dennoch meint der Kanzler, der Bürger würde es sich zu bequem machen. Er müsse mehr arbeiten und seine Arbeitsministerin ist schon dabei, die Begrenzung bei der täglichen Arbeitszeit aufzuheben.
Obgleich das Geld weniger wert wird, werden Lohn und Gehalt von der Politik als der legendäre Selbstbedienungsladen gehandhabt, bei dem man nur zuzugreifen braucht: Die Steuerbelastung steigt automatisch mit dem nominellen Anstieg der Löhne; die Sozialabgaben werden erhöht, während die Leistungen sinken; und es ist auch immer wieder in der Diskussion, dass länger gearbeitet werden muss bis zum Erreichen der Rente. All das ist offenbar kein Grund zu Aufregung und Protest. Vielmehr wird eher nachgefragt – unter Anleitung eines verständnisvollen Journalismus –, was noch alles auf einen zukommt, und so signalisiert, dass man bereit ist, sich auf harte Zeiten einzustellen und das Beste draus zu machen.
Bei diesem Arrangement hat man also einiges zu schlucken, auch im buchstäblichen Sinne. Das Ganze geht nämlich auf Kosten der Gesundheit, die landläufig als das höchste Gut bezeichnet wird.
Das Zurechtkommen als Stress
Dass die Anstrengungen, mit all den Mühen des Alltags zurechtzukommen, die Gesundheit ruinieren, ist kein Geheimnis, sondern ganz banal an den Gesundheits- bzw. Krankheitsstatistiken abzulesen. Bei den Krankheits- wie Todeszahlen führen die sogenannten nicht übertragbaren Krankheiten, also solche, die nicht durch Viren oder Bakterien verursacht werden: „NCDs (nicht übertragbare Krankheiten) verursachen weltweit 70 Prozent aller Todesfälle, in Deutschland sogar über 90 Prozent. Die Ursachen sind komplex – oft hängen sie mit individuellem Verhalten, Lebensbedingungen und globalen Faktoren zusammen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, chronische Atemwegserkrankungen und Diabetes stehen im Vordergrund, eine wichtige Rolle spielen aber auch psychische Störungen und Suchterkrankungen.“
Sie werden daher auch Zivilisationskrankheiten genannt, was kein gutes Licht auf diese Sorte Zivilisation wirft, die krank macht. Spitzenreiter in der Tabelle sind Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Deren Ursache ist ebenfalls kein Geheimnis: Wenn der Mensch sich anstrengt – ob körperlich oder geistig –, dann steigen Puls und Blutdruck; das ist ein normaler körperlicher Anpassungsprozess. Wird der Mensch ständig beansprucht, dann hat er ständig hohen Blutdruck, was auf die Dauer die Gefäße ruiniert. Dort lagern sich dann Blutfette an und verstopfen die Blutversorgung von Organen wie die des Herzens – Herzinfarkt – oder des Gehirns – Schlaganfall.
Dass die Herz-Kreislauferkrankungen die Volkskrankheit Nr. 1 darstellen, zeigt, dass viele Menschen den Belastungen des Alltags durch Arbeit, Familie, Haushalt, Verkehr… nicht gewachsen sind und sich beim Versuch, mit diese Anforderungen zurechtzukommen, gesundheitlich ruinieren. All diese unterschiedlichen Anforderungen verbergen sich hinter dem Stichwort Stress, das den Zustand des körperlichen wie psychischen Angespanntseins kennzeichnet. Und an dem mangelt es nicht in der modernen „Zivilisation“.
Die Medizin kennt den Arbeitsstress, den Freizeitstress, den Stress durch Familien- und Haushaltspflichten. Schließlich muss immer mehr gearbeitet werden, um eine Familie durchzubringen. Deshalb braucht es dann Kita-Plätze und schulische Ganztagsbetreuung, weil die Familienzeit schrumpft und Profis sich um den Nachwuchs kümmern müssen. Das Angebot in den Supermärkten für Fertiggerichte signalisiert, dass kaum noch Zeit bleibt, zuhause zu kochen; es muss eben alles schnell gehen. Man kann ja beim Essen den Fernsehköchen zusehen.
Die Hektik morgens vor den Schulen bei der Anlieferung der Schüler durch die Mutti-Taxis spricht eine eigene Sprache. Schließlich dauert ja auch ein normaler Arbeitstag nicht acht Stunden, sondern bei einer tariflichen Arbeitszeit von 35 oder 39 Stunden haben viele eine Vielzahl von bezahlten und unbezahlten Überstunden abzuliefern. Hinzu kommt die Zeit der oft nicht eingehaltenen Pausen. Unter Freizeitstress fallen dann die Wegezeiten, die vielfach im Stau oder beim Warten verbracht werden, so dass die private Zeit für so entspannende Tätigkeiten wie Einkauf, Putzen etc. knapp ist. All das manifestiert sich dann in den Herz-Kreislauferkrankungen, die die Medizin nicht heilen, sondern nur begleiten kann. Dann schlucken die Betroffenen Blutdrucksenker und Betablocker gegen den Bluthochdruck, Statine, damit die Blutfette nicht die geschädigten Gefäße verstopfen, und Blutverflüssiger, damit auch bei verengten Gefäßen die Organe noch versorgt werden. Tja, so lässt sich dann leben, indem man sich mit den Verhältnissen arrangiert.
Leben in einer vergifteten Welt
Doch nicht nur Medikamente schlucken die Bürger, sondern auch viele andere Gifte durch die Luft oder die Nahrung. So finden sich nicht nur im Bier Glyphosat, sondern auch im Urin und im Blut. In der Leber und im Fettgewebe reichern sich Dioxine an. Die „Ewigkeitschemikalie“ PFAS, d.h. die Per-und polyfluorierten Alkylverbindungen sind in vielen Formen in Produkten wie Kleidung, Pfannen aber auch in der Luft oder im Boden zu finden und gelangen so in die Nahrungskette und ins Blut. Sie wirken sich auf den Hormonhaushalt und die Körperfette aus und gelten als krebserregend. Das Blut enthält nicht nur einen ganzen Cocktail an Chemikalien, sondern auch eine ständige Zufuhr von Nanoplastik, das sich in den Organen und im Gehirn ablagert.
Das sind nur einige wenige der Stoffe, die bis in die Zellkerne eindringen können und dort die DNA angreifen, so dass diese mutiert und bösartige Gewebeneubildungen entstehen – Krebs, die zweithäufigste Erkrankung und Todesursache. So heißt die fachliche Auskunft: „Sicher ist …, dass eine zunehmende Anhäufung von Schäden des Erbguts gesunder Zellen ein ungebremstes Zellwachstum auslösen kann.“ Doch nicht nur Gifte greifen die Zellkerne an, sondern auch Strahlungen. Und selbst wenn die Atomkraftwerke in der BRD (bei unseren Nachbarn in Belgien oder den Niederlanden aber noch lange nicht) abgeschaltet sind, strahlt der Müll weiter und ist bislang die ganze Entsorgungsfrage ungeklärt.
Die Hälfte der Bevölkerung wird im Laufe ihres Lebens von Krebs befallen. Schließlich gibt es nicht nur die oben angeführten Stoffe, die den Körper belasten, sondern eine Vielzahl weiterer problematischer Materialien. Von ca. 150 Millionen bekannten Chemikalien und chemischen Verbindungen sind nur wenige hinsichtlich ihrer Wirkung auf den menschlichen Körper untersucht worden. Und meist handelte es sich um Untersuchungen, die erst stattfanden, wenn Krankheiten oder Todesfälle in größerem Umfang bekannt wurden. Die EU verlangt erst seit einigen Jahren, dass bei Neueinführung einer chemischen Verbindung auf dem Markt Hersteller diese daraufhin zu überprüfen haben, welche Wirkung sie auf Erkrankungen des menschlichen Körpers hat. Dabei gilt folgendes Prinzip: „Das REACH-System (EU-Chemikalienverordnung) basiert auf dem Grundsatz der Eigenverantwortung der Industrie.“ Die EU hat also den Bock zum Gärtner gemacht.
Mit Grenzwerten für Stoffe, deren Schädlichkeit bekannt ist, soll der Schaden in der Bevölkerung begrenzt werden, schließlich wird diese in ihren verschiedenen Funktionen als Arbeitskraft, Polizist, Lehrer oder Unternehmer noch gebraucht. Wie aber der Name schon sagt, begrenzen Grenzwerte nur den Schaden, schließen ihn nicht aus. Bei der Bestimmung der Grenzwerte orientieren sich Gesundheitspolitiker weitgehend an den Grenzen, die für eine akute Vergiftung ausschlaggebend sind. Viele Gifte wie Dioxin oder PFAS lagern sich aber im Körper an und entwickeln so ihre Wirkung im Laufe des Lebens, weswegen Krebs auch als Alterserkrankung gilt, obgleich er genau so junge Menschen bis hin zu Kindern trifft. Hinzu kommt, dass die Gifte einzeln auf ihre Wirkung im menschlichen Körper untersucht werden, die Menschen sind aber immer einem ganzen Cocktail von Giften ausgesetzt.
Zu den Giften, die über die Nahrung aufgenommen werden, kommen noch viele Schadstoffe aus Kleidung, Raumtextilien, Farben etc. Schließlich orientiert sich die kapitalistische Produktion nicht einfach am Gebrauchswert eines Gutes, seine wahre Qualität besteht vielmehr darin, mit dem Verkauf einen Gewinn zu erzielen. Um dem eigenen Produkt eine hochwertige („Premium“-)Qualität zu verleihen, wird viel technischer und chemischer Aufwand betrieben, damit es sich von anderen Produkten unterscheidet und möglichst eine zahlungskräftige Kundschaft anzieht. Die ist aber begrenzt, daher findet eben auch die Konkurrenz um die Kundschaft über den Preis statt. Für die Massen müssen daher Produkte hergestellt werden, die wenig kosten. Auch da kann Technik und Chemie viel beitragen, damit die Produkte auch dann noch gut aussehen, wenn sie minderer Qualität sind.
Mittels Chemie kann die Produktion zudem vielfach vereinfacht und das Produkt haltbarer gemacht werden. Für die im Produktionsprozess anfallenden Gifte gibt es in vielen Fällen die kostengünstige Entsorgung über die Luft, in den Boden oder ins Wasser der Flüsse. „Dioxine entweichen aus Anlagen der Metallindustrie, aus Müllverbrennungsanlagen und privaten Kaminen in die Luft.“ Auch wenn viele Hochöfen inzwischen stillgelegt und in Müllverbrennungsanlagen bessere Filter eingebaut wurden, ist die Umwelt umfassend vergiftet und wird auch weiter vergiftet. Die Resultate finden sich daher im menschlichen Körper wieder. Und gemessen wird dort nur das, was man sucht. Nach vielen Schadstoffen wird aber gar nicht gesucht. Schließlich lässt sich das Resultat auch anders erfassen. Dafür gibt es das Robert-Koch Institut (RKI), das die Erkrankungen und Todesfälle in der Bevölkerung statistisch erfasst und die Politik über den Stand der Gesundheitsschädigung der Bevölkerung auf dem Laufenden hält. So geht eben die Sorge um die Gesundheit der Untertanen.
Geistige Vergiftung
Für die umfassende Ruinierung der Gesundheit gibt es eine seltsame Erklärung, die der Bürger erst einmal schlucken muss: „Einige der wichtigsten Risikofaktoren und Hauptursachen für das Entstehen von Volkskrankheiten sind: Ungesunde Ernährung… Bewegungsmangel… Rauchen und Alkoholkonsum… Stress.“ Auffällig ist zunächst, dass es die gleichen Mittel sind, die gegen ganz unterschiedliche Krankheiten helfen sollen. Verwiesen wird dabei auf Risikofaktoren wie auf Ursachen – was aber einen großen Unterschied macht. Während Ursachen auf biochemische oder physikalische Gründe verweisen, wie z.B. die Wirkung von Giften auf den Zellkern, sind Risikofaktoren statistisch ermittelt und können auf sinnvolle Zusammenhänge hinweisen sowie unsinnige suggerieren.
So ist zum Beispiel Stress ein Zustand der Anspannung und kein Grund. Die Gründe für den Stress liegen in der Überbeanspruchung durch das Arbeitsleben, im Zeitmangel, der auch das private Leben belastet und Erholung kaum zulässt, so dass die berühmte Work-Life-Balance überhaupt in Frage gestellt wird. Verzicht auf Alkohol und Rauchen kann Krebs durch Nanoplastik nicht verhindern. Zudem stellt sich die Frage, warum Menschen, die keine Berge besteigen oder Marathon laufen wollen, sich ständig bewegen und trainieren sollen. Offenbar verlangt der kapitalistische Alltag einen auf Hochleistung trainierten Körper, um die ständige Überlastung halbwegs zu ertragen.
Ferner ist es für den Normalkonsumenten schwierig, gesunde von ungesunder Ernährung zu unterscheiden. Picken doch auch Bio-Hühner Dioxine auf, so dass sich der Stoff in den Eiern findet. Glyphosat bleibt auch nicht nur dort, wo es gespritzt wird, sondern weht auf andere Felder. Deshalb wehren sich Bio-Bauern gegen strengere Grenzwerte bei ihren Produkten, denn auch sie können der umfassenden Vergiftung der Umwelt nicht entgegenwirken. Deshalb wird zwischen vermeidbaren und nicht vermeidbaren Risikofaktoren unterschieden – und damit letztendlich die Ursache den Betroffenen zugeschoben. Deren Rauchen, Alkoholgenuss, Essen und Trägheit ist vermeidbarer Grund für all die Volkskrankheiten, während die umfassenden Schädigungen durch Industrie und Handel unvermeidbar sind, weil für den Geschäftserfolg der Nation notwendig. Und an dem will ja keiner rütteln, also muss man das Ganze schlucken.
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Und nu? Daheim sitzen und nix mehr essen und trinken? Hört sich auch nicht gesund an.
Selten dämlicher Artikel…
@Dan: Ich glaube, Sie haben Artikel mit Ihrem Kommentar verwechselt.
Sind sie sicher, den Artikel gelesen zu haben?
Der Artikel benennt viele Wahrheiten – wo er recht hat, hat er recht – aber Herr Cechura ist ganz offensichtlich weder willens, noch in der Lage, gangbare Alternativen für die Gesamtbevölkerung aufzuzeigen. Was sehr viel über unsere Gesellschaft und noch viel mehr über selbsternannte „Kritiker“ wie Herrn Cechura aussagt…..
Bloß keine Namen nennen, bloß keine individuelle Verantwortung der Akteure einfordern, sonst bräuchte man ja mehr als einen sauberen Bademantel!
Glyphosat befindet sich also nicht nur im Bier. Nein auch im Blut und im Urin.
Also ihr Vampire und Eigenurinschlucker, auch ihr lebt nicht mehr gesund!!
Ich bleibe aber trotzdem beim Bierchen. Das schmeckt wenigstens und Flecke
bekommt man im Gegensatz zu Blut besser aus den Klamotten.
Zusatzfrage: Wie kommt Dioxin in das Abgas/ den Rauch eines Kamins?
Nimmt das Holz beim Wachsen Dioxin auf? Warum fallen bei den Osterfeuern
eigentlich die Menschen nicht schon tot um? Dann müßten ja auch aus den Biogasanlagen
massenweise Dioxin austreten. Wie konnten die Menschen, die heute über 80 werden
nur Bleirohre, Kohle und Ölheizungen, die alten Spanplatten und Eternitfensterbänke,
überleben. Dann haben viele auch noch in den Kneipen öfter ein schönes Dioxin Bier
und ´nen Snaps getrunken und ein paar Zigarretten geraucht. Zu Mittag gab es Schweinshaxen
mit fettiger Soße. Auf die Stullen kam ´ne ordentliche Schicht Butter und eine dicke Scheibe
Käse. Wiso sind die nicht schon mit 45 Jahren krepiert. In der Siedlung in der ich aufgewachsen
bin sind viele Männer, die nie graucht hatten und immer fit schienen, mit Anfang 50 ins Jenseits
übergetreten. Alle mit Herzkasper oder Schlaganfällen. Ich glaube man sollte einfach das Leben
genießen und auch essen was man mag. Es gibt immer irgendwas, was unser Leben beendet.
Aber warum muß man ständig daran denken was es denn sein könnte?