Warum Pakistan nicht vor einem Bürgerkrieg steht

Imran Khan ist der mit Abstand beliebteste Politiker Pakistan. Bild: Gilbert Kolonko

Am Dienstag wurde der ehemalige Premierminister Imran Khan verhaftet. Die darauffolgenden Proteste im ganzen Land richten sich nun auch gegen die Armee. Auch der Supreme Court sieht die Verhaftung als unrechtmäßig an.

Am Dienstag wurde Imran Khan nach einer Anhörung im Obersten Gericht der Hauptstadt Islamabad von den paramilitärischen Rangers verhaftet. Der Vorwurf der  Veruntreuung von Geldern im Al Qadir Trust-Fall ist für die meisten Experten ein vorgeschobener Grund. Vor knapp einem Monat beschrieb ich im Artikel: Imran Khan: Gefängnis oder Premierminister, dass die aktuelle Regierung von Shehbaz Sharif ihren größten Kontrahenten vor den kommenden Wahlen aus dem Verkehr ziehen will. Der 70-jährige Khan ist mit weitem Abstand der beliebteste Politiker Pakistans.

So benutzte die Regierung dieses Mal die staatliche Behörde National Accountability Bureau (NAB), um eine Anklage gegen Imran Khan zusammenzuschustern. Dass dieses Prinzip in der pakistanischen Politik ein alter Hut ist, zeigte Badar Alam auf, ehemalige Redakteur der Zeitung Herald: „Solange nicht alle Institutionen sauber sind, werden die Verfahren gegen Imran Khan nichts weiter als eine Hexenjagd des National Accountability Bureau (NAB) sein, dessen Aufgabe seit seiner Gründung genau darin besteht, Hexenjagden gegen politische Rivalen durchzuführen.“

Das bedeutet nicht, das Imran Khan noch nie gegen Gesetze in Pakistan verstoßen hat. In mehr als einem Jahrzehnt habe ich nicht einen Menschen in Pakistan getroffen, dem dies gelungen ist – nicht gegen Gesetze zu verstoßen: Bei einem größeren Einkauf eine Rechnung zu verlangen und dann noch mit ausgewiesener Umsatzsteuer? „Dear Sir. Life is already difficult enough.“

Auch Frauen wie die Lehrerin Shahana setzten sich für mehr Bildung ein und prangerten die Korruption an. Sie verstarb diese Woche. Bild: Gilbert Kolonko

Auch Imran Khan hat seit dem Jahr 2013 die Korrupten der anderen politischen Parteien in seine Pakistan Tehreek-e-Insaf (PTI) aufgenommen, weil Wahlen in Pakistan nicht anders zu gewinnen sind. Beinahe alle ländlichen Regionen des Landes werden von einflussreichen Großgrundbesitzern in Feudalmanier regiert. Die Provinz Sindh ist quasi Familienbesitz der Bhuttos. Die bevölkerungsreichste Provinz Punjab ist in der Hand der Sharif-Familie. Nur diese beiden stellten bisher die „demokratisch“ gewählten Premierminister Pakistans – bis Imran Khan übernahm.

Damit Khan die Sharifs und Bhuttos ablösen konnte, musste er jedoch ein Bündnis mit dem einflussreichsten Spieler des Landes eingehen: der Armee. Dabei lag diese Armee 1971 am Boden, nachdem sie nicht nur einen Krieg gegen den Nachbarn Indien verloren hatte, sondern damit auch noch Ost-Pakistan, das heutige Bangladesch, aufgeben musste.

In der Provinz Sindh regieren die Bhuttos noch immer nach feudaler Manier. Bild: Gilbert Kolonko

Der unheilvolle Einfluss der USA

Als sich die pakistanische Armee acht Jahre später wieder an die Macht putschte, war der Widerstand der Bevölkerung enorm. Doch was dann folgte, kann nicht oft genug wiederholt werden: Die USA unterstützten den Armee-Diktator General Zia ul-Haq, damit sie Pakistan als Basis für den Kampf gegen die Sowjetunion in Afghanistan nutzen konnten. General Zia nutzte dies, um in Pakistan die Scharia einzuführen, das Land radikal zu islamisieren und mit dem Geheimdienst Inter-Services Intelligence (ISI) ein Monster zu schaffen, gegen das die Stasi wie ein Verein von Waisenknaben aussah.

Bis heute ist der ISI in Pakistan der Schrecken jedes Bürgers: Sie können hohen Staatsbeamten gegenübersitzen, die sie bisher nur in einem Zustand pfauenartiger Aufgeblasenheit kannten. Doch sobald der „Pfau“ mitbekommt, dass sein Gegenüber in irgendeiner Form mit dem ISI zu tun hat, sitzt dort ein gerupftes Huhn, das nur noch ängstlich von ihnen fort will. Und das ist verständlich: Der ISI hat bis heute die Fähigkeiten und die Macht, jede Frau und jeden Mann in Pakistan aus dem Verkehr zu ziehen, und 99 Prozent der Bevölkerung würden sich nicht einmal trauen, den Mörder ihres Verwandten oder Freundes beim Namen zu nennen.

Diese Strukturen wurden in Pakistan zwischen 1978 und 1989 von der Armee aufgebaut und betoniert, unter Duldung der USA. Nicht dass deren Verantwortliche das beabsichtigt hätten, ihnen war es einfach egal: Hauptsache war, ihr Ziel in Afghanistan zu erreichen.

Auch im Jahr 2001 waren es wieder die USA, die das angeschlagene Regime von General Pervez Musharraf stützten. Wieder waren Demokratie und die angeblichen westlichen Werte drittranging, solange die USA Pakistan erneut als Stützpunkt für ihren Krieg in Afghanistan benutzen konnten.

In den westlichen Hauptmedien mag dies vergessen sein, so erinnerte der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishanka dieses Jahr in einem Interview mit der österreichischen Zeitung „Der Standard“ nochmal daran und begründete damit, warum Indien weiter von Russland Öl und Waffen kaufen wird. Indiens angeblich unmoralische Haltung ist ein weiteres Beispiel für die Vergesslichkeit der deutschen Hauptmedien und Politiker, wie für ihre eurozentrische Vorstellung der Abläufe auf dieser Erde.

Die pakistanische Armee hat sich verkalkuliert

Auf Vergesslichkeit braucht die pakistanische Armee auch im Fall von Imran Khan nicht zu setzen, sie baut auf Angst und Einschüchterung: Khans Verhaftung erfolgte einen Tag, nachdem er seine Anschuldigung wiederholt hatte, dass ein hoher Armeeangehöriger zweimal seine Ermordung geplant habe. Auch wenn Anschuldigungen von solcher Schwere von Khan mittlerweile inflationär geäußert und oft genug kurze Zeit später wieder zurückgenommen werden – es ist ein Fakt, dass erst im November 2022 ein Attentat auf Imran Khan verübt worden ist.

Die pakistanische Armee hat sich jedenfalls schon verkalkuliert, denn die Proteste der Anhänger Khans richten sich nun auch gegen sie. Dabei wurden sogar Häuser von Armeeangehörigen in Brand gesteckt. Bisher konnte die Armee seit 2008 alle Schuld auf die „demokratischen“ Parteien des Landes abwälzen und weiter im Hintergrund die Fäden ziehen. Nebenbei wurde sie der größte Grundstücksbesitzer des Landes und das größte Wirtschaftsunternehmen – steuerbefreit natürlich

Dass Khan ungewöhnliche harte Töne gegen Teile der Armee verlauten ließ, hat jedoch nichts mit Populismus zu tun, sondern zeigt erneut, dass er aus Fehlern lernt.

1999 hatte er den Putsch von General Musharraf zumindest verbal unterstützt – die Bhuttos und Sharifs hatten es mit ihrer Korruption auch für Khan zu weit getrieben. Doch schon 2002 war er einer der ersten, die Musharraf offen für seine Unterstützung der USA in deren Krieg in Afghanistan tadelteb. Später sagte Khan zu einem Besuch des Generals in Washington: „Musharraf sitzt da, und er leckt George Bushs Schuhe!“ 2007 wurde Khan von der Armee unter Hausarrest gestellt.

So ähnlich läuft es auch dieses Mal. Während seiner Amtszeit zwischen 2018 und 2022 scheint Khan verstanden zu haben, dass ein Premierminister keine Kompromisse mit der Armee machen kann, sondern die Armee unter seiner Kontrolle haben muss. So weiß die Armeeführung, was ihr blühen würde, sollte Khan in diesem Jahr erneut das höchste Amt gewinnen.

Am Freitag entschied der Supreme Court zumindest schon einmal, dass Khans Verhaftung unrechtmäßig war, und stellte Khan unter eine Art Hausarrest.

Für Außenstehende mag es so wirken, als stehe Pakistan vor einem Bürgerkrieg, aber das tut es nicht. Es waren vielleicht ein paar 10.000 Menschen in ganz Pakistan, die trotz Ausgangssperre gegen die Festnahme ihres Idols protestierten. Im Jahr 2007, nach dem Sturm der Armee auf die Rote Moschee in Islamabad, waren ein paar zehntausend Islamisten über Jahre abgedreht. Darauf gab es pro Jahr bis zu 10.000 Tote durch Attentate und Bombenanschläge. Die Islamisten hatten sogar Flugplätze der Armee gestürmt und Flugzeuge gesprengt. Oder mit gerade mal 10 Männern einen öffentlichen Flughafen gestürmt, das Swat Valley eingenommen, in dem 2,3 Millionen Menschen leben, und die Scharia ausgerufen. Doch nicht einmal dies löste einen Bürgerkrieg in Pakistan aus.

Für die Masse der Menschen im täglichen Überlebenskampf waren das alltägliche Ärgernisse, wie die 20 Stunden Stromausfall pro Tag selbst in Großstädten. Bei zwei Hochwassern in den Jahren 2010 und 2011 wurden 18 bzw. 10 Millionen Menschen obdachlos. Dazu hatte das Land 6 Millionen Heroinabhängige. Und. Und. Und.

Die Masse der Menschen ist so durch Leiden gestählt (auch durch familiären und religiösen Druck wie Halt), dass sie den Besucher mit ihrer Liebenswürdigkeit fast erschlagen, aber auch mit ihrer Duldsamkeit zur Verzweiflung bringen können. Doch eins ist sicher: Sollte Imran Khan bei den Wahlen in diesem Jahr antreten können, werden die Menschen ihn wählen – wahrscheinlich sogar mit der absoluten Mehrheit. Dann wird Khan den gewaltigen Schritt gehen müssen und die Armee auf den Platz zurechtstutzen, auf den sie gehört – ein Werkzeug der Regierung zu sein. Aber so weit ist es noch lange nicht.

Die Masse der Pakistaner ist liebenswürdig und duldsam. Bild: Gilbert Kolonko

Die USA schauen genüsslich zu, wie China sich in Pakistan abstrampelt

Wie schon erwähnt, hatten die USA mit dem Sturz und auch der Verhaftung Khans nichts zu tun, auch wenn es ihnen in die Karten spielt – zu eindeutig hat Khan die USA kritisiert. Aber auch Khan hatte seine Anschuldigung zurückgezogen, dass die USA für seinen Sturz verantwortlich gewesen seien. Die Arbeit erledigten dieses Mal die Korrupten in Imran Khans PTI, die mal wieder die Seiten gewechselt hatten.

Zudem ist das Tischtuch zwischen den USA und der pakistanischen Armee zerrissen, seit den US-Verantwortlichen das Doppelspiel der pakistanischen Generäle bewusst geworden ist: Es waren die pakistanische Armee und der ISI, die die Taliban seit 20 Jahren weiter unterstützt und so erneut an die Macht gehievt haben.

Doch für den neuen großen Spieler in Pakistan läuft es deprimierend: China hat im Rahmen seiner Pläne der „Neuen Seidenstraße“ mehre Dutzend Milliarden US-Dollar in Pakistan investiert. Doch bis auf Kohlekraftwerke, die zumindest theoretisch die Stromsorgen des Landes lindern sollten, läuft das meiste andere schief. Pakistans Infrastruktur fällt auseinander, was für regelmäßige Blackouts der Stromversorgung sorgt. Dazu bricht die pakistanische Seite andauernd ihre Versprechungen, ihren kleinen Teil zu leisten, damit es im eigenen Land aufwärts geht.

Neben zahlreichen tödlichen Anschlägen auf chinesische Arbeiter, die den Karakorum Highway erweitern oder Kraftwerke bauen, kommt nun eine weitere Gefahr für Chinesen in Pakistan dazu: Das Zauberwort Blasphemie, wie jede Art von Kritik am Propheten Mohammed genannt wird und auf die die Todesstrafe steht.

Mitte April diesen Jahres wurde einem chinesischen Ingenieur dieser Vorwurf zum Verhängnis, der beim Bau eines Wasserkraftwerkes in Dassu/Kohistan angestellt war.

Der Ingenieur wurde von pakistanischen Sicherheitskräften ausgeflogen, bevor ein aufgebrachter Mob ihn lynchen konnte. Wer schon einmal chinesische und pakistanische Straßenarbeiter zusammen während des Ramadans gesehen hat, wundert sich nicht, dass es da zu Konflikten kommt: Die einen arbeiten wie die Wahnsinnigen, und die anderen stützen sich meistens auf ihren Schaufeln ab – bei über 40 Grad im Schatten und 13 Stunden ohne Nahrung und Wasser ist das nicht verwunderlich.

Bei Stromausfällen im Sommer hilft nur der Stadtkanal. Bild: Gilbert Kolonko

Ob in der Provinz Belutschistan, in der ein bewaffneter Unabhängigkeits-Aufstand tobt, oder in unterentwickelten Regionen wie Kohistan, wo die religiösen Führer das Sagen haben: Für äußere Akteure ist es ein leichtes, den Chinesen das Leben in Pakistan schwer zu machen.

Dazu kommt, dass Pakistan aktuell mit dem Taliban-Regime in Afghanistan zum Teil auf dem Kriegsfuß steht: An der Grenze der beiden Länder kommt es regelmäßig zu Schießereien, dazu nutzen die pakistanischen Taliban und andere pakistanische Extremisten Afghanistan als Rückzugsgebiet – die Terroranschläge in Pakistan nehmen wieder zu.

Auch haben sich die Taliban wieder geweigert, die Durand-Linie anzuerkennen, die Grenze zwischen beiden Ländern, die 1893 von den Briten gezogen wurde.

Es gibt auch Positives in Pakistan

Der Masse der Bevölkerung ist es schon lange egal, ob chinesischer Kapitalismus oder US-amerikanischer: Hauptsache, ihre Lebensverhältnisse verbessern sich.

Dazu wächst auch in Pakistan eine Generation heran, die sich durch das Internet selbst aufklärt und nicht durch die Mullahs.

Ein weitere positive Sache lässt sich am besten an einem Punkt zeigen, der bei vielen Südasien-Laien für Kopfschütteln sorgte: Indiens Abstufung im Index der Pressefreiheit auf Platz 161 und damit hinter Pakistan, das auf Platz 150 rangiert: Beim Index der Pressefreiheit geht es nicht darum, ob Indien gefährlicher ist als Pakistan, denn das ist Indien auf jeden Fall nicht. Zudem stehen in Indien die Geheimdienste und die Armee unter der Kontrolle der jeweils gewählten Regierung.

Die Journalistin von The Dawn sind zwar desillusioniert, aber schreiben, was ist. Bild: Gilbert Kolonko

Im Index geht es darum, wie unabhängig Medien arbeiten können, und das geht in Pakistan immer noch eine Idee besser, das zeigt aktuell wieder The Dawn. Pakistans seriöseste und einflussreichste Tageszeitung hätte allen Grund, bei der Hexenjagd gegen Khan mitzumachen, da dieser der Zeitung mit Hilfe der Armee während seiner Regierungszeit das Leben schwer machte. Doch das tun die Journalisten von The Dawn nicht, sondern berichten, was ist.

In Indien gibt es vergleichbaren Journalismus nur im kleinen Magazin The Wire und das auch nur online. Per Print gibt es nur noch das monatliche Magazin The Caravan, das unabhängigen, erstklassigen Journalismus anbietet, wie er in Deutschland nur noch auf Arte oder in der „Anstalt“ zu sehen ist. Doch hat The Caravan eine so geringe Auflage, dass es nur wenigen bekannt ist. Das ehemals auflagenstarke linke Magazin Frontline verschwand zuerst von den Bahnhofskiosken, dann wurde es inhaltlich ebenso kastriert wie die Zeitung The Hindu. In Indien finanzieren die Bundes- und die Landesregierung bis zu 80 Prozent der Werbeanzeigen in Zeitungen – alleine die Zentralregierung der BJP gibt pro Jahr etwa 140 Millionen US-Dollar für Medienanzeigen aus – das schließt unabhängigen Journalismus quasi aus.

In Pakistan sind die Journalistinnen und Journalisten von The Dawn nur desillusioniert, aber das waren sie auch schon vor 20 Jahren, und vielleicht schreiben sie gerade deshalb das, was ist! Denn natürlich gibt es für Pakistan und seine 240 Millionen Einwohner schon lange keine Hoffnung mehr, aber das Land hat nun mal Atomwaffen und wird deshalb nicht so schnell von der Landkarte verschwinden. Damit besteht zumindest auch die theoretische Möglichkeit, dass Khan eine zweite Chance bekommt – von allen schlechten politischen Optionen, die Pakistan hat, ist Khan nun mal mit Abstand die Beste, das kann auch desillusioniert geschrieben werden.

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8 Kommentare

  1. Informativ und sozusagen eine Impfung gegen den grassierenden Atemlos-Journalismus. Ganz überzeugt bin ich bezüglich Bürgerkrieg allerdings nicht. Immerhin gibt es zwei klare Unterschiede zu früheren Gelegenheiten. Da ist ein Hoffnungsträger für Viele, wann hat es das in Pakistan letztmals gegeben? Kahns Haltung in Religionsfragen und dem Westen gegenüber macht ihn auch für Gläubige attraktiv, zumindest diejenigen unter ihnen, die nicht der wahhabitisch finanzierten Radikalisierung anheimgefallen sind. Und dann ist da noch die Rolle, die die sogenannten sozialen Medien spielen, die es früher so nicht gab. Die Möglichkeiten, schnell Anhängermassen zu mobilisieren haben deutlich zugenommen und Kahns Partei scheint im Netz eindeutig die Nase vorn zu haben. Die Regierung reagierte mit Internet-Sperrung. Das ist einerseits in vielerlei Hinsicht disruptiv und macht sie gewiss nicht beliebter.

    Die aktuelle Regierung gibt sich wild entschlossen, Kahn so schnell wie möglich wieder zu verhaften und möchte ihn durch einen Schuldspruch aus dem politischen Verkehr ziehen. Die westliche Mainstream-Presse unterstützt das, z. B. indem sie immer mal wieder von Kahns früherem Kricket- und Playboy-Leben berichtet und das ominöse Wort Populismus verwendet. So wird signalisiert, dass man bereit ist, nicht so genau hinzuschauen. Handfester ist da noch der IWF… Der Westen hat viele Möglichkeiten, wie gehabt und im Artikel beschrieben, seinen unheilvollen Einfluss auszuüben.

    1. Der Autor ist baff, aber positiv! Nein, damit meint er nicht das Lob. Sondern weil er sich so das Verhältnis
      Autoren und Kommentatoren vorstellt, wenn am Thema interessierte Menschen Lücken füllen, die ein Artikel immer haben wird – auch dieser aktuelle Pakistan-Artikel in Überlänge. So haben sie Zack15 noch die Internetsperrungen erwähnt und einen weiteren wichtigen Hebel des Westens: Die Kredite des IWFs. Dazu weitergedacht: Was passiert, wenn Khan ermordet wird? Ja, auch das ist eine Möglichkeit.
      Übrigens ist es nicht der erste gute und sachbezogene Kommentar von ihnen zum Thema Südasien.
      Und nun mal ganz ehrlich: Auch mein Artikel ist nur ein kleiner Pubs in der Medienwelt, wie ihr Kommentar.
      Aber wenn es nicht mal das mehr geben würde? So auch mal ein Dank an Florian Rötzer, dass er Overton möglich gemacht hat.
      Ihnen und allen sachbezogenen Kommentatoren:
      Ein Sonniges Wochenende!
      Gilbert Kolonko
      P.S Der Autor hat einen ganzen Artikel um sich auszudrücken. Das Forum gehört den Kommentatoren (Frauen wie Männern).
      Kommentare von mir, werden eine Ausnahme bleiben.

      1. Was passiert wenn Khan stirbt? Er kommt in das Alter (kann auch sein daß ers noch 20 Jahre macht).
        Hat er nen Nachfolger aufgebaut oder ist er ne 1-Personen-Geschichte?

        Ansonsten: Das Raj ist verloren, speziell wenn man globale Erwärmung dazu nimmt.

        PS: Überschriften sollten nicht mit “Warum” anfangen. Das ist so Yello Press.

    2. Für mich ist Pakistan ähnlich wie Afghanistan ein Beispiel, wie viel zu viel Dollar radikale Religiöse groß machen, was dann die unterentwickelten Länder auf Jahrzehnte von einer gedeihlichen Entwicklung abhält.

      In Ländern, wo der Dollar die jeweilige Kultur weniger korrumpiert hat, haben es die Chinesen deutlich leichter wichtige Infrastruktur einzupflanzen. Diese ehemaligen kolonisierten Länder, die nach Jahrzehnten immer noch bspw. die von den Kolonialherren zur Ausbeutung des Landes gebauten Eisenbahnen notdürftig betreiben, wissen wie wichtig diese Einrichtungen für die Entwicklung eines Landes sind, und sie sind den Chinesen sehr dankbar, dass sie diese Investitionen ohne politische Diktate vornehmen.

      Das sehen natürlich auch die USA, die in China immer noch versuchten, die religiösen Fanatiker in den ländlichen Regionen in Uigurien und die Kassachen zu unterstützen. China entschärfte das Islamisten-Problem, indem es große Anstrengungen zur Anbindung der ländlichen Regionen an den im Land wachsenden Wohlstand unternahm, Bildung vorantrieb und der Bevölkerung Möglichkeiten schuf, dem Hirtendasein zu entkommen und Anschluss ans moderne Leben zu finden.

      China holte damit Millionen Menschen aus der Armut.

      Die Antwort der USA war Adrian Zenz, der die sehr erfolgreichen Bildungs-/Wohlstandsinitiativen und die Inhaftierung etlichen Islamisten zusammenmixte und daraus die Erzählung der Millionen inhaftierten und umerzogenen Uiguren erschuf.

      Diese interessengeleiteten Umerzählungen des Westen fruchten nicht nur im Westen, sondern gerade in Ländern wo die USA und die (noch US-zugewandten) Golfstaaten schon vor Jahrzehnten mit viel Dollar für starke islamistische Strömungen gesorgt haben, um stets einen Hebel für Probleme in den Händen zu haben.

      Ich wünschte, die Indien-Artikel des Autors wären ähnlich realistisch, was die unterschiedlichen Machtströmungen und gesellschaftlichen Interessen dort angeht. Die Medien in Indien gehören den eingesessenen Reichen, die ihre Medien nicht als Aufklärungs-, sondern als Machtausübungsorgan für ihre Interessen verstehen. Sehr ähnlich wie bei uns.

      Dass westliche Länder bei den Presse-Hitparaden so gut wegkommen, liegt nur daran, dass die Ersteller selbst in dieses Machtgefüge integriert sind. Die Hitparaden messen deshalb auch keine journalistischen Faktoren, sondern beschreiben nur, wie ungehindert die Verlagsbesitzer und ihre Angestellten ihre Arbeit tun können.

      Wenn die Machtverhältnisse zu Gunsten der westorientierten Medienbesitzer geklärt sind und keine “lästige” Nebenbuhler (bei uns bspw. Querdenker) aktiv sind, steht eine positiven Einstufung nichts im Weg.

      Ich bin jedes Mal ein bisschen erschrocken, wenn in Blogs unkritisch auf so was wie Pressefreiheitsindex verwiesen wird, ohne zu reflektieren, dass bspw. bei unseren Talkrunden seit Jahrzehnten immer nur die selben Figuren auftreten und Personen mit Off-Mainstream-Meinung, – wenn überhaupt – als Einzelpersonen eingeladen werden, und wie bei Lanz dann von der Nato- oder der neoliberalen Horde plus Moderator zerfleischt werden – bzw. wie im Fall von Frau Wagenknecht, sich erfolglos abarbeiten.

      Auf so einen Pressefreiheits-Index ist gesch*ssen.

  2. Ein hervorragender Artikel Herr Kolonko, der sehr viel Klarheit in
    eine vermeintlich total verworrene Geschichte bringt und die Hintergründe gut beleuchtet.
    Der Kommentar von Zack 15 ist dann noch das Sahnehäubchen.
    Wünche ebenfalls ein sonniges Wochenende, wobei die Sonne sich hier in Bayern noch
    etwas schwer tut durch die dichte Wolkendecke zu dringen.

    1. “Der unheilvolle Einfluss der USA” hat doch bisher noch jedes Land getroffen, in das diese Großmacht ihre Füße gesetzt oder das sie ‘unter ihre Fittiche’ genommen hat: Pakistan, Ukraine, Irak, Syrien, Afghanistan, Libyen usw usf. Jüngstes Beispiel: Deutschland. Natürlich benutzt sie dafür nicht immer Colts und Kanonen, sondern heute in erster Linie gekaufte Landesverräter, das unappetitlichste Mittel von allen.

      Viele mögen Pakistan nicht, wegen seiner scheinbar chaotischen Verhältnisse. Ich sehe das Land vor allem als Opfer, eines der traurigsten Opfer US-imperialistischer Politik.

  3. Das Empire, heute grossbritanien genannt, hat sehr viel Unheil angerichtet.
    Dazu ein Beitrag von Helmer
    https://johnhelmer.net/indian-empire-guide-to-english-ammunition-depleting-from-start-to-finish/

    Der Beitrag Helmers ist natürlich historisch aktuell, aber vor allem im Nachbarland Pakistan von Bedeutung, ob Bangladesch oder Kashmir.
    Die neue “Seidenstraße” erfährt in vielen Ländern eine Sinophobie, wie diese auch im Artikel beschrieben wurde. Ein Land weiter im Osten ist Myanmar, das ähnliche Strukturen aufweist, aber wesentlich mehr abgekapselt wurde.
    Wie auch immer, Asien wird die Zukunft gestalten und ich wünsche allen, das diese aus alten repressionen zu mehr stärke in ihren Kulturen finden.

  4. Danke für die spannende Zusammenfassung.
    Ich teile die These, dass kein Bürgerkrieg zu befürchten ist.
    Ich sehe da neben mehrere Gründe… Für viele Menschen spielt die Kernfamilie die entscheidende Rolle im Leben. Andauernde Krisenakkumulationen führen zu Abstumpfung und somit ist ein Politikproblem für einen großen Teil vermutlich keine entscheidende Reizgeneralisierung.
    Auch der Hinweis in den Kommentaren zur Möglichkeit von sozialen Medien zur (informellen) Bildung sehe ich different – in der Vergangenheit haben soziale Medien eher mit der Destabilisierung von Demokratien geglänzt.
    Letztlich kratzt noch ein sehr großer Teil der Bevölkerung am unteren Teil der maslowschen Bedürfnispyramide und bei denen, die oben angekommen sind greift sicherlich oft genug die Verlustaversion, sodass diese schön die Füße still halten. Ich meine, es wird ja noch nicht einmal die „Brot & Spiele“ – Strategie gefahren. Viele sind einfach nur richtig arm dran. Auch so arm, dass ihnen auch die Mobilität fehlt, um ernsthaft aufzustehen und an Demonstrationen teilzunehmen.
    Am Ende sind 10 000 Menschen in Pakistan objektiv nur ein leises Rauschen…

    Ach, es wäre schön, wenn Khan dem Militär den Kopf abschlagen würde aber es wäre dann doch eben eine Hydra und rasch wären zwei neue gewachsen.
    Den Menschen in Pakistan drücke ich weiterhin die Daumen.

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