Warum Moshe Zuckermann von der Bundesregierung als Antisemit bezeichnet wurde

Moshe Zuckermann

Die VHS Heilbronn hatte vor einer Veranstaltung mit Moshe Zuckermann nach einem Hinweis der Deutsch-Jüdischen Gesellschaft beim Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland verunsichert nachgefragt und ist nach der Antwort als Veranstalter ausgestiegen, da damit gedroht wurde, dass mit “entsprechend intensiver Kritik gerechnet” werden müsse. Zuckermann sei wegen seiner Position zu Israel “stark umstritten”, habe einmal auf einer BDS-Veranstaltung gesprochen und würde behaupten, dass in Israel “grundsätzlich Apartheid gegenüber Nichtjuden” herrsche. Das müsse nach der von Deutschland übernommenen Definition des IHRA als “antisemitisch gewertet” werden.

Zuckermann: “Ich bin der Sohn von Holocaustüberlebenden, meine Eltern waren Auschwitzüberlebende, und dann muss ich mir von irgendwelchen deutschen Beauftragten sagen lassen, dass ich Antisemit sei, weil ich das Land, in dem ich lebe, kritisiere und als Bürger dieses Landes auch eine bürgerliche Verantwortung habe, dieses Land zu kritisieren. Kritikwürdig ist beispielsweise das 50 Jahre bestehende völkerrechtswidrige und entmenschlichende Okkupationsregime. Jeder anständige Mensch muss da kritisch werden, weil ein ganzes anderes Volk schikaniert wird. Allein die Tatsache, dass ich mir herausnehme, das als verantwortungsvoller Bürger hier zu machen, gilt für die Deutschen dann als Indiz dafür, dass ich Antisemit sein muss.”

Warum man besonders in Deutschland so gegen israelkritische Juden vorgeht, hängt für ihn natürlich auch mit der deutschen Geschichte und einem “latenten Antisemitismus” zusammen:

“Ich muss mich wirklich zusammennehmen, wenn ich jetzt Folgendes sage: Ich habe Ende der 1990er Jahre Martin Walser sehr heftig kritisiert, dass er von der Auschwitzkeule gesprochen hat. Mittlerweile frage ich mich, ob meine Kritik damals an Walser wirklich so berechtigt gewesen ist. Welche Gründe ihn auch bewogen haben mögen, so ist es mittlerweile in der Tat so geworden, das man jeden in Deutschland damit kaltstellen kann. Man hat einfach Angst. Warum hat die Volkshochschule zurückgesteckt, obwohl sie ursprünglich mit mir die Veranstaltung machen wollte? Weil sie Angst hat, als antisemitisch apostrophiert werde. Du kannst heute in Deutschland am besten Leute mundtot machen und einen Maulkorb aufsetzen, wenn du sagst: Ihr seid Antisemiten. Und dann ist es beliebig, wie du sie in den Antisemitismus hinein manipulierst.”

Er habe BDS immer kritisiert, halte aber daran fest, dass Israel in den völkerrechtswidrig seit 50 Jahren besetzten Gebieten ein Apartheidstaat ist: “Obwohl Israel sowohl das Westjordanland als auch das Kernland Israel beherrscht, gibt es zwei Justizsysteme. Das ist das bürgerliche Justizsystem in Israel und das andere ist das Militär-Justizsystem im Westjordanland. Bitteschön, zwei Justizsysteme. So was nennt man Apartheid.” Für die Siedler im Westjordanland gilt das bürgerliche Justizsystem, weil sie Bürger Israels sind.

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Das Gespräch wurde am Montag, den 18. Februar 2024, geführt. Eine vollständige Abschrift des Gesprächs kommt demnächst.

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47 Kommentare

  1. Wir bestimmen, wer Antisemit ist und wer nicht!!
    Schon Hermann Göring sagte einstmals “Wer Jude ist, bestimme ich!” Dieser Tradition sind wir halt verpflichtet.

    1. Der Spruch ist tatsächlich schon etwas älter und wurde vom fetten Oberjäger aber aufgegriffen. Zuvor ist schon bei einem Wiener Bürgermeister nachgewiesen. Ob er der “Schöpfer” ist, weiß ich aber nicht. Letztendlich trifft es den Kern: Das Selektieren ist so in Fleisch und Blut übergegangen, dass wir nur ungern davon ablassen. Nachdem man uns die Rampe richtig übelnahm, machen wir im Kleinen weiter und trennen nur noch gute von schlechten Juden, die wir dann auch noch leben lassen. Wir haben halt gelernt. Meine Fresse, was sind wir wieder für gute Menschen. Wir sind schon wieder die geilsten Guten überhaupt.

    2. Den hinweis auf Hermann Göring finde ich unpassend, denn mit dieser Aussage wollte Göring gewisse Juden, ausnahmsweise, in Schutz nehmen, während mit dem Vorwurf des Antisemitismus an Moshe Zuckermann, einen Sohn von Holocaust-Überlebenden, soll Zuckermann nur mundtot gemacht werden.

      1. Was ist an einem Hinweis unpassend, der daran erinnert, dass ein gemeinsam mit englischen Rassisten angestrebte Apartheid-Lösung durch Auswandern auf der Grundlage von Verhandlungen zwischen Zionisten und Nazis 1936 scheiterte? Rassisten unter sich halt. Vielleicht machten sich nach der Demonstration der Effizienz deutscher Flugzeuge 1936 und der Bombardierung von Guernica in Großbritannien doch Befürchtungen breit, dass Deutschland zu “mehr” fähig werden könnte.

    1. Weil er damals” Jehova” gesagt hatte wurde er damals auch in der veröffentlichten Meinung gesteinigt. Genauso wie Zuckermann offen das Unsagbare sagt, daß Israel kein Land der Heiligen und Engel ist. Dafür wird Mosche dann gesteinigt.

  2. Keine Frage, dass Antisemitismus abzulehnen ist und bekämpft werden muss, umso destruktiver erweist sich der bei jeder Gelegenheit inflationär erhobene Vorwurf von Antisemitismus, wie in diesem Beispiel an Moshe Zukermann.

    Einem Sohn von Holocaustüberlebenden Antisemitismus vorzuwerfen ist nicht nur absurd, es ist auch Wasser auf die Mühlen von echten Antisemiten und Relativierern von Nazi-Verbrechen.

    Außerdem ist der inflationär erhobene Vorwurf des Antisemitismus, ein Totschlag-Argument von Anhängern der israelischen Siedlungspolitik, mit dem sie vor einer Stellungnahme zu drücken versuchen.

    1. “Einem Sohn von Holocaustüberlebenden Antisemitismus vorzuwerfen ist nicht nur absurd …”

      Das ist eben nicht absurd, sondern nur naheliegend, wenn man sich
      die (absurde) IHRA-Defintion des Begriffs “Antisemitismus” zu eigen
      macht: Ex falso quodlibet!

      Gruß
      Sven

    2. das man es immer noch Antiseminismus nennt ist auch irreführend…

      Menschenrechte sind Rechte, die sich aus der Würde des Menschen herleiten und begründen lassen; Rechte, die unveräußerlich, unteilbar und unverzichtbar sind. Sie stehen allen Menschen zu, unabhängig davon, wo sie leben und unabhängig davon, wie sie leben.

  3. Ein Merkmal von Propaganda, es fehlt die innere Logik.

    “Warum man besonders in Deutschland so gegen israelkritische Juden vorgeht, hängt für ihn natürlich auch mit der deutschen Geschichte und einem „latenten Antisemitismus“ zusammen:”

    Nach 1945 wurde hier Israel Kritik zum Tabu erklärt. Das hat natürlich was mit der Vergangenheit zu tun.
    Allerdings wurde hier die blinde Ideologie von vor 45 gegen eine andere ersetzt. Selber Denken unerwünscht.
    Zusätzlich hats den Vorteil für Politker es ist schön einfach, da muss man auch nichts machen.
    Wenns da nicht das Völkerrecht noch geben würde.

    1. @Patient 0
      Die alten Nazis waren nach dem Krieg ja wieder am Ruder. Hat von denen sich einer bei der russischen Bevölkerung für die über 27 Millionen Toten entschuldigt?

      Der Russe war immer noech der alte und der neue Feind.

      Die Haltung zu Israel und den jüdischen Opfern war nicht mehr als ein Feigenblatt um von der westlichen Welt anerkannt zu werden. Die rassistische Ideologie wurde weiter vererbt, nur sieht man andere Länder und deren Menschen als minderwertig an.

      “Die Erinnerungskultur massiv geprägt
      Quelle: https://taz.de/Umgang-der-Bundespraesidenten-mit-NS-Zeit/!5962598/
      Heuss sei vielen Deutschen zwar voraus gewesen, indem er eine „Kollektivscham“ anmahnte oder bei der Eröffnung der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen zugab: „Wir haben von den Dingen gewusst.“ Er habe sich aber auch, wie all seine Amtsnachfolger bis 1994, für die Begnadigung verurteilter NS-Kriegsverbrecher eingesetzt, die rhetorisch als „Kriegsverurteilte“ verharmlost wurden”

      Sehr unterschiedlich sei in der Öffentlichkeit und den Medien auch bewertet worden, wie Walter Scheel (von 1974 bis 1979 Präsident) und Karl Carstens (von 1979 bis 1984 Präsident) beide einst ihre NSDAP-Mitgliedschaft „kleingeredet“ hätten, so Frei. Schon Scheel habe das Kriegsende am 8. Mai 1945 als „Befreiung“ bezeichnet. Doch erst Richard von Weizsäckers Rede zum 40. Jahrestag vor dem Bundestag habe so viel Beifall gefunden wie keine andere Rede eines Bundespräsidenten vor oder nach ihm. Dies habe aber an einer erinnerungspolitischen „Konjunktur“ gelegen, in die sich Weizsäcker (von 1984 bis 1994 Präsident) „geschmeidig“ eingefügt habe, so Frei.

      Wenig bekannt ist auch, dass Weizsäcker in letzter Minute aus seinem Manuskript streichen ließ, dass er sich ursprünglich für eine Begnadigung von Rudolf Heß einsetzen wollte – Hitlers ehemaligem Stellvertreter, der als Gefangener der Alliierten bis zu seinem Tod 1987 in Berlin-Spandau einsaß.

      Eine so große Resonanz habe Weizsäckers Rede vor allem gefunden, meint Frei, weil der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl kurz zuvor mit dem US-Präsidenten Ronald Reagan den Soldatenfriedhof in Bitburg besucht hatte, auf dem auch Angehörige der Waffen-SS begraben lagen. Im Kontrast zu diesem Skandal strahlten Weizsäckers Worte um so heller.”

      Der Russenhass blieb fest im Unterbewußtein verankert und tritt heute in seiner ganzen Brutalität zutage.

  4. Geschönte Fotos zu verwenden kann man Florian Rötzer nicht vorwerfen. Mannoman, das hat der gute Moshe Zuckermann wahrlich nicht verdient.

  5. Bei diversen Kommentaren, auch früheren, drängt sich mir stets die Frage auf, wer eigentlich DER Deutsche bzw. WIR ist!?
    Sollten sich hier Pressesprecher von XY befinden, dann wäre es selbsterklärend.

    Aber wenn dem nicht so sein sollte, dann bedeutete DER/WIR eine kollektive Assimilation zu Einem; inklusive identischem Verhalten und Denken.
    Dies würde nun wiederum im krassen Widerspruch zu der Annahme/Behauptung stehen, dass durch gewollte Individualisierung ein kollektiver Verfall erfolgt ist.
    Ein offensichtliches Paradoxon.
    Was soll es denn nun genau sein, und wer kann es mir erklären, denn weder bin ich ,noch Personen meines Umfeldes, DER oder WIR?!🤔

  6. Wie sagte einst 1945 ein bekannter Denker? Es ist nicht vorbei, das kommt wieder. Diesmal nicht in Stiefeln und Uniformen, sondern im Mantel des Antifaschismus.
    Darunter fällt schön sichtbar auch der sogenannte Antisemitismus, den man nur mastgerecht zurechtfeilen muss, damit auch Kritik an Israel hineinpasst.

        1. Dieser Figuren bedarf es gar nicht. Wenn man keine oberflächliche Vorstellung vom Faschismus pflegt, kommt man auf die Definition, dass Faschismus die offen terroristische Diktatur des aggressivsten, chauvinistischsten und am meisten imperialistischen Flügel des Finanzkapitals ist (Dimitroff). Und das beginnt nicht erst dann, wenn die offen faschistischen Parteien den Staat übernommen haben. Ist anhand von 1933 nachvollziehbar. Nach Schilderungen Anwesender änderte sich im Innenministerium nach der “Machtergreifung”nichts Wesentliches. Die Beamten erschienen wie immer zum Dienst, nur jetzt in braunen oder schwarzen Uniformen, und setzen ihre bisherige Arbeit an Gesetzen fort, neue waren nicht im Programm. Das heißt, die faschistische Gesetzgebung erfolgte bereits in der angeblichen Demokratie vorher.
          Die jetzige Entwicklung verläuft ersichtlich parallel. Aktueller Schwerpunkt ist dabei die Verhinderung von oppositionellen Meinungen vorerst in der Öffentlichkeit, jetzt schon bis hin zur Strafrechtlichkeit. Allgemein ist noch nicht möglich, aber in Arbeit. Es fehlen ausreichend KZ.

  7. Das ist ja mal wieder der Hammer. Wer Kritik an der Bundesregierung und deren Kriegspolitik übt ist ein Rechtsextremst, Wenn ein Israeli Kritik an der Regierung seines Landes übt ist er ein Antisemit.

    Ja, die machen es sich schön einfach und haben leider oftmals Erfolg damit.

    Mich gruselt es vor diesem Land, immer mehr.

    Wir können Moshe für seine Berichte dankbar sein und auch dazu beitragen dass die Welt etwas friedlicher wird und alle Menschen und Nationen friedlich zusammenleben können, egal welche Hautfarbe oder welche Religion sie haben.

    https://www.youtube.com/watch?v=x76Ay25Fcz8

    1. Ich bin aus “diesem Land” bereits 1989 nach Portugal emigriert – dort ist es zwar nicht viel besser als in BeeRDigen aber man wird nicht gleich diskriminiert wenn man nicht im Mainstream mitschwimmt.
      Aber, hier wurde auch zB. ein Ober-Rabi juristisch verfolgt weil er gegen viel Geld Abstammungsbescheinigungen ausgestellt hatte in denen behauptet wurde dass man von Sephardischen Juden abstamme und somit Ansprüche auf die portugiesische Staatsbürgerschaft hat – die Sache flog ua. deshalb auf weil viele Antragsteller russische Oligarchen waren die unter EU-Boykott standen.

  8. Das ganze ist nur noch komplett durchgeknallt…

    Vollkommen irre…

    Aber gut: Wenn sich jemand trauen würde mich einen Antisemiten zu nennen, kriegt der entsprechend verbal kontra… Der müsste sich sehr warm anziehen! Sehr sehr warm!

    1. Ach wirklich? Wie genau wollen Sie Kontra geben, wenn alle Qualitätsmedien Sie einhellig für antisemitisch erklären? Gegendarstellung einklagen?

  9. Moshe Zuckermann ist beileibe kein Revoluzzer, sondern ein bürgerlicher Wissenschaftler:

    weil ich das Land, in dem ich lebe, kritisiere und als Bürger dieses Landes auch eine bürgerliche Verantwortung habe

    Moshe Zuckermann hat nicht einmal eine sonderlich kritische Sicht auf das Kolonialregime Tel Avivs, wenn man überhaupt voraussetzen möchte, dass er dieses als solches erkannt hat:

    weil ein ganzes anderes Volk schikaniert wird

    Die Palästinenser werden nicht bloß „schikaniert“, sie sind Gegenstand fortgesetzter imperialer Landnahme, kolonialer Unterdrückung und – wie auch die beileibe nicht mehr sonderlich jungen „Neuen israelischen Historiker“ vor Jahrzehnten vorsichtig zu skizzieren begonnen haben – genozidaler Vertreibung. Durch den Westen und sein Vehikel / Außenposten Israel.

    Moshe Zuckermann grüßt vielmehr sogar oft die konfliktbezogenen Gesslerhüte:

    Er habe BDS immer kritisiert

    BDS, bestenfalls einer der „Stachel“, der im Schillerischen Sinne, „dem Schwachen auch gegeben“ ist. Oder eher ein Wattebausch.

    Moshe Zuckermann versteht auch bis heute nicht, dass 7/10 Teil eines inner-israelischen Formierungskampfes zwischen den Netanjahu-umgebenden Kapital- und Machtfraktionen (sowie ihren Unterstützern im Westen) und ihren Gegnern (und deren westlichen Unterstützern) war, der bis heute andauernd auf dem Rücken der einfachen Menschen (insbesondere den Millionen Verdammten in Gaza, aber auch auf den Rücken einiger als opferbar erachteten Israelis, wie etwa den in Tel Aviv nicht geschätzten Bewohnern der grenznahen Kibuzzim oder als Menschenmaterial betrachteten Soldaten) ausgetragen wird und aufgrund des Blutzolls von 7/10 erst enden kann, wenn er mit einer hohen sechsstelligen Zahl an palästinensischen Menschenopfern (tot, vertrieben, verstümmelt) abgewaschen worden ist. Was übrigens noch eine Zeit lang dauern kann, weil die Israelis ja bereits die Zahl von bisher > 30 000 Toten in Zweifel ziehen. Rafah auf jeden Fall muss ein großes Fanal werden und die Vorbereitungen laufen ja schon fleißig.

    Man könnte somit viel von linker Warte aus an den Positionen Moshe Zuckermanns kritisieren. Man kann es aber auch lassen, denn heute geht es weniger um seine Thesen als um jemanden, der sich im systemischen Diskurs zu äußern versucht.

    Und da ist Moshe Zuckermann bloß ein weiteres Beispiel dafür, dass man selbst als Reformist und bürgerlich-geprägter Denker in diesem System keinen Stich machen kann, wenn man nicht zu allem Ja und Amen sagt und innerhalb der gesetzten Kanäle schwimmt. Ob das jetzt Wortmeldungen zum Thema Nahost, zu Russland, Impfung, Klima, Gender, Migration, Schulden, S21, Armut oder was auch immer sind – wer die herrschenden Narrative auch nur eine Unze hinterfragt, hat’s schwer und wird zum Ziel gouvernemental-exekutierter systemischer Hiebe. Ob die von Antisemitismus-Keulen, Rassismus-Keulen, Nazi-Keulen, Linksextremisten-Keulen, Fiese-Masku-Keulen, Fortschrittsverweigerer-Keulen oder welchen Keulen auch immer stammen, ist nebensächlich. Die Perfidie der Hetze gegen einen Nachkommen von Shoa-Opfern kommt natürlich noch obendrauf.

    Die wahren Antisemiten, Rassisten und Nazis bleiben derweil die Herrschenden selbst, die mit ihrem imperialen Mordbrennertum vor der eigenen Haustür wie überall auf dem Globus koloniale und sonstige verbrecherische Schandtaten aktiv vorantreiben oder zumindest wohlwollend unterstützen. Gerade die deutsche Sektion hat nichts aus der Vergangenheit gelernt (warum sollte sie auch?), außer vielleicht wie man Krokodilstränen verdrückt und Kapital aus der Historie daraus schlägt („Erinnerungspolitik“, „Yolocaust“).

    Das heutige Vierte Reich ist nicht nur rechtsidentisch mit dem Dritten. Es setzt auch dessen imperiale und sonstige Politiken munter fort, bloß streng darauf bedacht, dass alles demokratisch aussieht und edle Masken die Fratzen des Bösen verbergen.

    1. Ein sehr guter Kommentar!

      Was viele Menschen hier in Deutschland auch nicht auf dem Schirm haben, ist, dass es zum Beispiel bei den Protesten gegen Netanjahu immer nur um innenpolitische Scharmützel gehandelt hat. Diese Proteste waren nicht gegen einen Einsatz des Militärs gegen Palästinenser, auch nicht gegen den Massenmord, der stattfindet. Nein es ging immer nur um innenpolitische Themen. Stattdessen werden Palästinenser in nazistischer Tradition israelischen Fernsehen noch verhöhnt. Und das Morden wird gefeiert!

      https://www.youtube.com/shorts/o0E-J56uK0I

      Palästinenser?!?
      Sie sind scheinbar für 80-90% der jüdischen Israelis nur nerviges Anhängsel und Menschen zweiter Klasse.

    2. >> Moshe Zuckermann hat nicht einmal eine sonderlich kritische Sicht auf das Kolonialregime Tel Avivs, <<

      Moshe Zuckermann kritisiert viel stärker, als es ein harmloser "Altlandrebell" verstehen kann:

      Zuckermann beweist den Apartheid-Charakter des Staates Israel.

      Auf genau dasselbe Argument stützt sich Südafrika in seiner Klage vor dem Weltgerichtshof. Südafrika argumentiert nicht mit Kolonialismus, sondern mit Apartheid und Völkermord.

      Zuckermanns Kritik der Apartheid ist 1000 x mehr wert als irgendwelche moralischen, woken Vorwürfe über "Kolonialismus", wie der “Altlandrebell” sie erhebt. Diese zahnlosen "Kolonialismus"-Vorwürfe bleiben letztlich im Rahmen der USA – oder etwa nicht?
      Was tragen sie aus?

      Zufolge der UNO handelt es sich um eine Besatzung.
      Hat eine Besatzungsmacht "Selbstverteidigungsrecht" gegen die Bevölkerung des besetzten Staates? Darf sie im Rahmen ihres Besatzungsregimes eine Hamas fördern und finanzieren?
      Durfte die Besatzungsmacht USA in Deutschland z. B. die Stadt Frankfurt bombardieren, weil ein Werwolf aufgetaucht ist?

      Aber was soll das Geschwätz von der "Kolonie"? Geht es um die Ausbeutung von Bodenschätzen im Gaza-Streifen??
      Wer über "Kolonialismus" redet, lenkt ab von Apartheid, Besatzung und Völkermord.

      1. Offensichtlich kennen Sie Kolonialismus nur im Sinne von so woken wie wirren „Postkolonialismus-Thesen“. Auch unterschiedliche Kolonialismus-Formen sind Ihnen kein Begriff. Im Falle Israels liegt der Fall eines sogenannten minoritären Siedlerregimes vor, wie Sie selbst bei bürgerlichen Wissenschaftlern lesen können. Ein solches ist eine Kolonie, in der „eine politisch dominante Siedlerminderheit – in der Regel mit Hilfe des kolonialen Staates – eine traditionell bereits ackerbautreibende einheimische Bevölkerungsmehrheit zwar vom besetzten Land vertreiben kann, aber auf ihre Arbeitsleistung angewiesen bleibt und in ständiger Konkurrenz mit ihr (…) steht“ (Osterhammel & Jansen 2017: 12). Dieses quasi perpetuierte antagonistische Spannungsverhältnis zwischen Kolonisten und Kolonisierten als Hauptcharakteristikum dieses Kolonietypus entlädt sich in regelmäßigen Erhebungen letzterer sowie ausgeprägten Repressalien ersterer. Der so geschaffene Konflikt endet in der Regel nur durch Herausnahme einer seiner Triebkräfte – die Isolierung oder Extinktion der Urbevölkerung (Model: Indianer in den Vereinigten Staaten) oder die Rückwanderung, beziehungsweise Vertreibung der Siedler (Model: Franzosen in Algerien). Gaza ist ein eindeutig ein Extinktionsversuch.

        Zuckermann beweist den Apartheid-Charakter des Staates Israel.

        Und? Seit wann sind Apartheid, Völkermord und Zweiklassenjustiz bitteschön keine Merkmale von Kolonialregimes? Haben Sie sich mal mit der deutschen Kolonialgeschichte auseinandergesetzt? Waren ja Aufbauprojekte; Eisenbahnbau und Brunnenbohren, nicht wahr? Mitunter haben die „Neger“ eben aufgemuckt, da musste dann „der Rasen gemäht“ werden. Schauen Sie sich mal „Deutsch-Ostafrika“ an; da werden Sie viele Elemente von Völkermord und Apartheid wiederentdecken.

        Südafrika argumentiert nicht mit Kolonialismus, sondern mit Apartheid und Völkermord.

        Ach, tut es das? Zitat:

        It is clear that Israel’s illegal occupation is also being administered in breach of the crime of apartheid… It is indistinguishable from settler colonialism. Israel’s apartheid must end,” said [Ambassador of the Republic of South Africa to the Netherlands Vusimuzi] Madonsela.

        Davon abgesehen hat Südafrika eine international sehr defensive, bürgerliche Regierung. Sie könnte und müsste noch weitaus öfter und weitaus schärferes Vokabular auffahren.

        Diese zahnlosen “Kolonialismus”-Vorwürfe bleiben letztlich im Rahmen der USA – oder etwa nicht?

        Genau: etwa nicht. Seit wann ist Kolonialismus bitte ein harmloser Vorwurf?! Im Grunde ist es ja wohl umgekehrt, denn der Begriff „Apartheid“, allein verwendet, ist viel zu harmlos, um zu beschreiben, was in Palästina geschieht. Auch „Genozid“ ist heutzutage ein ubiquitärer, abgedroschener Vorwurf. Indem Zuckermann wie andere nicht aussprechen was ist, schleichen sie vielmehr wie die Katze um den heißen Brei und tragen bloß zur Stabilisierung des Regimes und des bourgeoisen Systems bei.

        Kolonialismus beschreibt die politische, wirtschaftliche und kulturelle Unterdrückung und Ausbeutung eines Landes oder eines Volkes durch eine externe Macht. Dies trifft exakt auf die Situation in Palästina zu, wo weiterhin die einheimische Bevölkerung von einer kolonialen (Siedler)macht kontrolliert und unterdrückt wird. Durch die Verwendung des Begriffs nennt man ergo schlicht Ross und Reiter.

        Wer von Kolonialismus spricht, betont die strukturelle und institutionelle Natur jenes Unterdrückungssystems. Er verweist auf die langfristigen Auswirkungen und Strukturen kolonialer Herrschaft, die oft noch lange nach der offiziellen „Unabhängigkeit“ der Kolonisierten oder dem offiziellen Ende von Regimes wie „Apartheid“ fortbestehen. In Palästina haben sie ohnehin real nie geendet. Durch die Verwendung des Begriffs wird somit die anhaltende Unterdrückung und Ausbeutung als Teil eines breiteren systemischen Kontextes zum Ausdruck gebracht. Im Gegensatz dazu konzentriert sich der Begriff “Apartheid” hauptsächlich auf das südafrikanische Regime der Rassentrennung und vernachlässigt die breiteren historischen, globalen und strukturellen Dimensionen der Unterdrückung.

        Darf sie im Rahmen ihres Besatzungsregimes eine Hamas fördern und finanzieren?

        Es ist absolut typisch für minoritäre Siedlerregimes im Rahmen von divide et impera-Strategien die Urbevölkerung weiter aufzuteilen und / oder gegeneinander in Stellung zu bringen.

        Durfte die Besatzungsmacht USA in Deutschland z. B. die Stadt Frankfurt bombardieren, weil ein Werwolf aufgetaucht ist?

        Tja und da entlarven Sie sich mit Ihrer kultischen Darstellung des imperialistischen Aggressorstaats und Menschenvernichtervereins „Deutschland“ als dem armen Opfer der Weltkriege und des „Bombenholocausts“ (den echten hat’s ja nicht gegeben, ne?Irving und Co. haben da mal was ausgerechnet, nicht wahr?). Gingen dem “Bombardement Frankfurts” nicht zufällig ein paar Ereignisse voraus? Oder war alles durch die “angelsäschisch-jüdische Intelligenz” und die “Zinsjuden an der Wallstreet” angeleitet?

        Ne, danke für nix.

        Aber was soll das Geschwätz von der “Kolonie”? Geht es um die Ausbeutung von Bodenschätzen im Gaza-Streifen??

        Wenn Sie sich mit Kolonialismus und Imperialismus umfänglicher auseinandersetzen würden, wüssten Sie, mit welchen Formen der Ausbeutung, Landnahme und Vertreibung Kolonialismus in der Regel einhergeht. Da muss es beileibe nicht um Bodenschätze gehen, wobei erst mal zu definieren wäre, was darunter überhaupt verstanden wird. Gaza ist aus vielen Gründen reizvoll, wohl beispielsweise auch aus diesem hier.

        Wer über “Kolonialismus” redet, lenkt ab von Apartheid, Besatzung und Völkermord.

        Wer Kolonialismus nicht als solchen benennt und seine Signaturen wie Besatzung und Völkermord nur isoliert skizziert, ist derjenige, der ablenkt. Wer bloß von „Apartheid“ oder „Besatzungen“ spricht, verschleiert den Charakter des so imperialen wie kolonialen Westens und des minoritären Siedlerregimes Israel.

      2. Zuckermanns Kritik der Apartheid ist 1000 x mehr wert als irgendwelche moralischen, woken Vorwürfe über “Kolonialismus”, wie der „Altlandrebell“ sie erhebt.

        Da haben Sie womöglich etwas in den falschen Hals bekommen. “Kolonialismus” – bzw. genauer Kolonisierung – ist kein “moralischer, woker Vorwurf”, sondern ein Ausdruck, den die zionistische Bewegung selbst von Anbeginn für ihr – beansichtigtes – Tun verwendete. Lesen Sie Herzls “Der Judenstaat”; dort ist an mehreren Stellen von “Colonisten” die Rede, zu denen die Juden werden sollten. Diese Kolonisierung der “Heimstätte für das Judentum” sollte dem von Herzl in seinem Buch vorgelegten Programm zufolge von einer “Jewish Company” organisiert werden, die auf dem zweiten Zionistischen Kongress unter dem Namen “Jewish Colonial Trust” (Jüdische Kolonialbank) gegründet wurde.

        “Kolonist” ist abgeleitet vom lateinischen “Colonus”, was ins Deutsche u.a. als “Siedler” übersetzt wird. Die weiterhin im Westjordanland (und demnächst wohl wieder in Gaza) laufende Landnahme ist so verstanden eine Kolonisierung.

        Wer über “Kolonialismus” redet, lenkt ab von Apartheid, Besatzung und Völkermord.

        Für den Vorwurf des Völkermords können Sie sich aber nicht auf Zuckermann berufen. Der hat das Massaker in seinen Artikeln in viele unterschiedliche Ausdrücke gefasst, es beispielsweise euphemistisch als “unverhältnismäßig rabiate israelische Gewaltreaktion auf die Hamas-Barbarei” bezeichnet, aber ausdrücklich den Vorwurf des Völkermords zurückgewiesen:
        “Israel betreibt keinen Genozid, das ist schon auch an dieser Stelle gesagt worden; es ist schon schlimm genug, was Israel derzeit in Gaza anrichtet, man braucht dafür nicht den Begriff des Völkermords zu bemühen”
        https://overton-magazin.de/top-story/israel-und-der-voelkermord/

        1. Ja schon seltsam, wenn aus der Regierung diese Absicht verkündet wird. Will Zuckermann an einen Funken Gutes in der derzeitigen israelischen Regierung glauben?

  10. Ein jüdischer Sohn Holocaustüberlebender wird von Deutschen als Antisemit bezeichnet. An anderer Stelle wurde er auch schon als “Alibijude” oder so ähnlich tituliert.

    Es ist nur noch unfassbar, was hierzulande abgeht, das treibt einem die Schamesröte ins Gesicht!

  11. Irgendwie passt dann doch alles wieder. Etwa wenn in Europa mittlerweile gewisse Rechtsaussenparteien sich vor Zionistenfreundlichkeit überkugeln – sie haben ja jetzt Ersatz in den Moslems – und in Israel Rechtsextreme die Regierung bilden. Da ist es nicht inkonsequent, einen wie Zuckermann in den antisemitischen Orkus zu befördern. Jedenfalls seitens der deutschen Regierung nicht, die traditionell nur in Deutschland selbst ganz fest gegen Rechts ist, während z. B. in Südamerika Regierungen kaum zu rechts sein können, um nicht mit deutscher Unterstützung rechnen zu können. Im Fall Israel ist es noch einfacher, da Staatsraison. Da spielt es wirklich keine Rolle, wenn denjenigen am Drücker längst geistige Oberlippenbärtchen gewachsen sind und sie die ethnische Waschmaschine im Dauerlauf betätigen.

  12. Tja, alles Nazis außer Mutti.
    Die spinnen, die Römer.

    Man kann das eigentlich nicht mehr ernsthaft kommentieren.
    Es geht nur noch um die Diskreditierung Andersdenkender.

  13. “Der neue Faschismus wird nicht kommen und sagen: “Ich bin der Faschismus!”
    Nein, er wird kommen und sagen: “Ich bin der Antifaschismus!” ”

    Ignazio Silone

    Einfach ein super Zitat.

  14. In D ist man ja stolz auf seine Vergangenheitsbewältigung, wägt sich als geläutert und suhlt sich in Selbstmitleid, dass doch bitte von niemandem gestört werden darf. Das ist bequem: Man ist einerseits Experte für die Auslegung, was Antisemitismus ist und andererseits blind. Und wer es wagt Kritik am ehemaligen Opfer zu üben gefährdet das Selbstbild, in dem sich D so wohl fühlt. Das verunmöglicht natürlich jede vernünftige Diskussion, was z.B in Israel los ist. Man ist ja lieber mit sich selbst beschäftigt, und meint seiner historischen Verantwortung, von der so gern geredet wird genüge zu tun. Das ist eine Doppelmoral, die an für sich schon ein Kriterium für Antisemitismus wäre.

  15. das ist doch nichts neues, daß “der deutsche” dem rest der welt erklärt, wer antisemit ist und wer nicht. das wär ja noch schöner, wenn das “die juden” selber machen. am end´ kommen die noch auf den trichter, daß die deutschen antisemiten seien.
    *sarkasmus ende
    zvi rix´ “die deutschen werden den juden auschwitz nie verzeihen” ist an schärfe und verdichtung nicht mehr überbietbar.

  16. Offener Antisemitismus ist ehrlicher als jener in Gesellschaften – wie der unsrigen – die neoliberal verschleiert, sich anti – antisemitisch gerierend, den Rechtspopolismus hervorbringt.

    1. Ich verstehe, was Sie sagen wollen. Genau deshalb konnte ich den Foristen im Bahnhofsklo nicht als den Antisemiten beschimpfen, der er zweifellos ist. Womöglich hätte er gar geglaubt, sich in guter Gesellschaft mit Moshe Zuckermann (und vielen anderen Zeitgenossen) zu befinden, der ja von der neoliberalen Mischpoke mit dem gleichen Etikett stigmatisiert wird. Im Übrigen fürchte ich, dass es schlimmer steht als Sie annehmen: Die Olivgrünen, beispielsweise, sind längst nicht mehr „nur“ ein Förderverein des Rechtspopulismus, sie naschen bereits mit dem ganz großen Löffel am Faschismus. Die Regierungsdemos „gegen Rechts“ sollen nur den Umstand übertünchen, dass sie die AfD längst rechts überholt haben.

  17. Leider findet das alles nicht nur in Deutschland statt (Chomsky, Finkelstein). Und wenn man irgendwo im Westen einen unbequemen Politiker loswerden will – Antisemitismusvorwurf genügt (Corbyn). Es ist DAS Totschlagargument schlechthin geworden.

    Aber außer “Ermahnungen” fällt den politisch Verantwortlichen im Westen hierzu nichts ein:

    https://original.antiwar.com/cook/2024/03/17/torture-executions-babies-left-to-die-sexual-abuse-these-are-israels-crimes/

    Ob sich das jemals ändern wird? Wo sind die Gerichte, wenn man sie braucht?

  18. Auf den Knaller in diesem Interview ist bisher kein Forist eingegangen:

    Obwohl Israel sowohl das Westjordanland als auch das Kernland Israel beherrscht, gibt es zwei Justizsysteme. Das ist das bürgerliche Justizsystem in Israel und das andere ist das Militär-Justizsystem im Westjordanland. Bitteschön, zwei Justizsysteme. So was nennt man Apartheid.
    Für die Siedler im Westjordanland gilt das bürgerliche Justizsystem, weil sie Bürger Israels sind.

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