Warum die Deutsche Bahn in ihrem Netz den Zugang zu Overton gesperrt hat

Bild: troopa/cleanpng.com

Es werden fahrlässig und ohne Überprüfung Filtersperren von Firmen wie McAfee oder Sophos benutzt, die ihre wahrscheinlich automatisch erstellten Listen auch nicht überprüfen. 

Wir hatten berichtet, dass die Deutsche Bahn für den von ihr angebotenen Internetzugang einen Filter verwendet, der Overton-Magazin.de blockiert und damit ihre Kunden hindert, darauf zuzugreifen. Wir haben die Deutsche Bahn gebeten, uns zu erklären, warum Overton gesperrt wird. Die DB ist so transparent und kundenfreundlich, dass sie nicht geantwortet hat (Deutsche Bahn blockiert Overton-Magazin).

Wahrscheinlich wusste man auch nicht, was man dazu sagen soll, schließlich benutzt man doch nur ein Filterprogramm der amerikanischen Firma McAfee, um den Zugang zu angeblich gefährlichen Websites zu sperren, durch die sich die surfenden Bahnkunden Malware einhandeln können. Ist verständlich, der Konzern verlässt sich auf den Anbieter der Sicherheitssoftware, der schon wissen wird was er macht.

Wenn man nun optimistisch davon ausgeht, dass die von der DB verwendete URL-Filterdatenbank von McAfee Web Gateway keine inhaltlichen Sperren ausführt, kann es sich nur um Nachlässigkeit handeln, wenn der Internetnutzer beim Aufrufen von Overton-Magazin.de bis gestern die Fehlermeldung: „Die Website ist nicht erreichbar“ oder den Hinweis erhielt: „Die URL befindet sich in Kategorien, die vom Administrator derzeit nicht zugelassen werden.“ Eingestuft wurde das Overton Magazin unter „Malicious Sites, General News“ und als „High Risk“. Das würde bedeuten, dass Overton beispielsweise Malware verbreitet, was natürlich Unsinn ist, bestenfalls verbreiten wir unerwünschte Inhalte.

McAfee scheint auch nicht wirklich zu prüfen, welche Websites gesperrt werden. Da reiht sich eine Nachlässigkeit – also die der DB – an die nächste, allerdings mit der Folge, den Informationsraum zu beschneiden und den Zugang zu Informationen zu unterbinden, ohne ausdrücklich zu benennen, warum dies geschieht. Das ist ein fahrlässiger Umgang mit der Informationsfreiheit.

Ich habe mich an das McAfee URL Customer Response Team gewendet, die lobenswerter Weise ziemlich schnell die Einstufung in „General News“ und „Minimal Risk“ geändert haben, allerdings ohne sich zu entschuldigen. Damit ist die Blockade aufgehoben. Der DB scheint dies egal zu sein, sie hat ja auch Schwierigkeiten mit dem Ankommen.

Es sieht so aus, als ob es eine zentrale Liste gibt, derer sich die Firmen bedienen, die URL-Filterdatenbanken für die Firewalls anbieten. Leser haben uns auch andere Hinweise geschickt, die zeigen, wie fahrlässig die Informationsfreiheit eingeschränkt wird.

Da gibt es beispielsweise eine Stadtbibliothek in Rudolstadt, die für die Computer, die  Besucher benützen können,  UTM Web Protection der Firma Sophos nutzt. Wer hier Overton-Magazin.de aufrufen will, erhält die Nachricht: „Content blocked“. Als Grund wird wenig hilfreich gesagt, dass der Zugang wegen Surf Protection blockiert wird. Wenn man damit nicht einverstanden ist, solle man sich doch an den Administrator edv@rudolstadt wenden. Bislang herrscht hier auch Stille.

Auch KurzeLinks.de hatte „aus Sicherheitsgründen“ seine Dienste zur Herstellung von Kurz-ULRs für Overton-Links verweigert, das nach einer Anfrage aber schnell immerhin wieder verändert und sogar geantwortet. Warum die Sperre erfolgt ist, wurde allerdings auch nicht mitgeteilt, es könne halt sein, dass die Website durch „automatisierte Prozesse“ gesperrt werde, wofür dann wieder andere Datenbankbetreiber zuständig sind:

„Bitte beachten Sie, dass es unter Umständen passieren kann, dass die Webseite durch automatisierte Prozesse erneut gesperrt wird. Sollte dies der Fall sein, so überprüfen Sie bitte Faktoren, die die Reputation Ihrer Webseite negativ beeinflussen, insbesondere:

– Blacklist-Einträge in Anti-Spam und Anti-Phishing Datenbanken für Ihre (Sub-) Domain

– Blacklist-Einträge in Anti-Spam und Anti-Phishing Datenbanken für Ihre IP-Adresse(n)

– Blacklist-Einträge in Anti-Spam und Anti-Phishing Datenbanken für andere auf dem gleichen Host betriebene Webseiten.“

Man kommt sich hier ein wenig wie der Landvermesser K. in Kafkas „Schloss“ vor …

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28 Kommentare

    1. Unbefriedigend unklar bleibt leider, ob besagte Blockade im Netz der DB nur eine unbeabsichtigte Nebenwirkung des ebendort eingesetzten Schlangenöl war (der Umstand, in dem imho der eigentliche Skandal unausgesprochen trieft, welch offenbar gefährdender Mist für vermeintliche Sicherheit eingesetzt wird), und ob die geraunte Feststellung der “(V)erbreitung unerwünschte(r) Inhalte” nicht den Boden für die Annahme purer Absicht bereitet, als würde nun schon ausgewählte Netze gegen unterwünschte Informationen von eigens dafür Verantwortlichen gesalbt.

      Apropos, ähnliches Thema: mag mir jemand technisch verklickern, warum ich von meiner Maschine über einen Allerweltprovider beim Aufruf von abendblatt.de eine nach Microsoft klingende Abweisung erhalte?

      403 ERROR
      The request could not be satisfied.
      Request blocked. We can’t connect to the server for this app or website at this time. There might be too much traffic or a configuration error. Try again later, or contact the app or website owner.
      If you provide content to customers through CloudFront, you can find steps to troubleshoot and help prevent this error by reviewing the CloudFront documentation.
      Generated by cloudfront (CloudFront)

      Pfft?! ;).

      1. Das Abendblatt hat offenbar einen Dienst vorgeschaltet, der bei hohem Verkehrsaufkommen oft Anfragen nicht schnell genug verarbeiten kann, weswegen es zu Server-Client-Fehlverbindungen kommt. Ein Refresh nach einigen Sekunden könnte das Problem beheben oder schlimmer machen. Einfach später nochmal probieren.

  1. Wie schon geschrieben: Auch Zscaler: “Der führende Anbieter im Bereich Cybersicherheit” blockiert. Willkürlich? Auftragsgemäß?
    Was veranlasst Zscaler, ein amerikanisches Cloud-basiertes Unternehmen für Informationssicherheit mit Hauptsitz in San José, Kalifornien, Overton zu sperren?
    Was hat das Overton-Magazin, was andere Websites ähnlichen Inhaltes offenbar nicht haben? Sollte Overton sich umbenennen? Oder wie RT_DE “Zugangsschlupflöcher” ermöglichen?

  2. Automatisierte Prozesse = künstliche “Intelligenz”
    Ein Schmalspur-Roboter hat ca. 6 Milliarden Dollar Börsenwert, weil er im Silicon Valley steht?

  3. Tun wir mal bitte alle nicht so naiv. Ich denke wir alle wissen ganz genau warum Amerikanische IT-Firmen Overtone gesperrt haben. Wenn sie glattgelutschte Staats,-/NATO,- und USA-Propaganda verbreiten würden wären sie eins zwei drei wieder in einem Deutsche Bahn Abteil erreichbar.

    Aber Nö, sie müssen sich ja quer stellen.

    1. Ja, so sieht es leider aus, wer hier so stur gegen den Strom schwimmt, wird von der KI rausgefischt. Deswegen bitte alle schön einreihen im künstlich generierten Meinungskorridor.

  4. Entsperrt ihr jetzt auch wieder die linksgrüne Panzerhaubitze und den rechtsblauen wischira? Oder bleiben die beiden auf ewig auf Eurer Unliebsame-Meinung-Blocklist?

    1. Woher kommt die “Erkenntnis”, dass Nazihaubitze “linksgrün” ist (ok. viele “Linksgrüne” sind ja Fans von Hakenkreuzfahnenschwenkern und Holocausthenkern, da lass ich das nochmal durchgehen 🙂 )?
      Wenn Nazihaubitze, im Unterschied zu seiner geschmeidigeren Hautonohälfte, gesperrt wurde, dann wohl, weil seine Trollerei die sehr liberalen Grenzen bei Overton überschritt. Vielleicht ist auch Sockenpuppenspiel gegen die Nutzungsbedingungen, woran man sich anders als bei Telepolis (“Karl Sten”) vielleicht auch hält. Allerdings habe ich ausser von einem bräunlichen Hetzer wie Dir keine Bestätigung, dass er/sie/div rausgeflogen ist. Nicht dass ich darüber trauere.

    2. Würden Sie nicht in derselben Art wie Ottono oder Haubitze trollen, wäre Ihr Einwand einen ausführlichen Artikel wert. In aller Kürze sei nur gesagt, dass es einen Unterschied macht, ob jeder Geistesriese in jedem Käseblatt einen Anspruch auf Veröffentlichung seiner Eingebungen hat (natürlich nicht), oder ob einem Leser der Zugang zu einem Medium seiner Wahl verwehrt wird. Anders gesagt: solange sich die Haubitzenmeinung bei der Nato-Pressestelle problemlos nachlesen lässt, kann ich prima damit leben, bei Overton nicht damit behelligt zu werden.

  5. Ich halte es für überhaupt keinen Zufall, dass Overton blockiert wird. Dahinter steckt m.E. ursächlich auch keine seelenlose KI. Ich denke, dass ist eine ganz bewusste Entscheidung. Nicht der DB (die das sicherlich mindestens billigend in Kauf nimmt). Auch nicht die der diversen Security-Firmen. Sondern von Personen und auch staatlichen Institutionen, einschlägigen Diensten und Organisationen – wissen schon -, die diese Filter-/Blocklisten mit bestücken. Immerhin ist einer der Hauptredakteure dieses Magazins schon zu Telepoliszeiten als Russischer Influenzer bei STRATCOM/NATO unangenehm aufgefallen… https://stratcomcoe.org/publications/information-laundering-in-germany/23 (dort mal auf der Seite mit Strg+F nach dem Namen suchen).

    1. Daß es kein Zufall war halte ich für sehr gut möglich. Die Propaganda der NATO Seite sollte man aber nicht wörtlich nehmen, das ist nur versuchte Diskreditierung eines lästigen Journalisten mit zu wenig (aus Stratcom Perspektive) Haltung. Aus meiner Sicht ist das ein Kompliment, wenn auch kein nützliches.

  6. McAfee und Sophos sind nicht die Einzigen die unliebsame Seiten und Domains blockieren. Auch NORTON blockiert neuerdings Websites wie Anderwelt oder Politikstube….. Andere Websites wie RT oder Pars to Day werden orange oder rot als nicht vertrauenswürdig gekennzeichnet
    Das ist wohl der gewünsche Effekt des s.g. EU Service Acts…..

  7. Bei meinem öffentlichen Arbeitgeber ist Overton noch nicht blockiert. Allerdings ist die Webseite Geld und mehr von Norbert Häring seit mindestens einem Monat ein Sicherheitsrisiko und wird kann nicht mehr aufgerufen werden.

    1. Auch diese ist wie alle anderen hier genannten Seiten für mich problemlos abrufbar (ob sich das lohnt, ist eine ganz andere Frage).

      Allerdings rufe ich Internetseiten, die ich aus persönlichen Gründen besuchen will, auch privat und auf eigene Kosten auf, nicht von einem Arbeitgeber aus.

  8. “Das würde bedeuten, dass Overton beispielsweise Malware verbreitet, was natürlich Unsinn ist, bestenfalls verbreiten wir unerwünschte Inhalte.”
    Ich bin mir sicher, dass es staatliche Stellen gibt, die Letzteres als Malware einstufen.

  9. Ich glaube weil es gute Medien wie das Overtone Magazin gibt, die weder russophob sind noch das Genocid in Gaza durch Nethanjahu und co. hofieren.. Medien die die jüngere Geschichte noch ernst nehmen und keine populistische Theaterveranstaltung daraus machen. Medien mit denen die NS, damals sowie die deutsche Politik von heute keine Freude hat bzw
    hätte.

  10. Da war meine Vermutung bzgl irrtümlich ja richtig. Gut das man das so leicht aus dem Weg schaffen konnte.
    Diese Schlangenölverkäufer wie manche sie auch nennen haben eine immer größere Macht der Kontrolle. Als Kunde hast du oft auch wenig Einfluss, allein aufgrund der Masse an URLs die da gefiltert wird.

    Trotzdem ist der Kunde natürlich verantwortlich und damit auch haftbar, grad wenn man seinen Zugang der Allgemeinheit zur Verfügung stellt.

  11. Kann man denn nicht dagegen klagen?
    Es widerspricht doch eindeutig dem Grundgesetz: Art. 3 und 5.
    Auch Privatanbieter sind an diese Gesetze gebunden.
    „Grüne werden hier nicht bedient“ geht beispielsweise auch nicht. Kommt sofort die Polizei.

  12. Overton Magazin ist ja auch auf YouTube erhältlich – noch.

    Mir ist bei anderen YouTube-Kanälen nämlich ein fieser Trick aufgefallen, wo man Infos die eigentlich normal sind, aber vom falschen Kanal, oder mit angeblich “falschen Inhalt” widernatürlich als FSK18 – somit mit Anmeldepflicht bei YouTube, was ich tunlichst vermeiden will, da ich anonym bleiben will – eingestuft.

    Kein Witz – der Kanal den dies früher, noch nicht so lange her, war der Kanal “Infrarot” – dort wurde ein YouTube-Kommentar über das Attentat in Moskau, zunächst frei erhältlich, auf einmal von YouTube auf FSK18 – mit oben erwähnter Anmeldepflicht – umgestellt – da ich, wie gerade erwähnt, die Möglichkeit hatte, diesen Kommentar von Iwan Rodjonow, vorher noch anzusehen ist mir bis heute rätselhaft was daran FSK18 gewesen sein soll – auch eine Form der Zensur…..

    Sarkastische Grüße
    Bernie

    PS: Wie oben mehrfach erwähnt, der “Trick” ist mir schon bei anderen zeitkritischen YouTube-Kanälen aufgefallen, aber Overton wurde ja bisher davon verschon….noch…..;-)

    1. Hab’s gerade mal selbst überprüft in mehreren unterschiedlichen Browsern (allerdings nicht in Chrome, da ich so etwas nie benutzen würde) und über mehrere Verbindungen: Das Zertifikat ist sauber (und selbstverständlich gültig).

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