Wahrnehmungsvakuum der Realität

Bild: Kevin B/Pexels.com/CC0

Israel steht vor dem Abgrund. Das Land geht zugrunde. Aber es ist, als würden die Bürger den staatlichen Selbstmord begehen.

Eine der Nebenwirkungen des fortwährenden Desasters, in dem sich die israelische Gesellschaft seit dem 7. Oktober bewegt, betrifft den eklatanten Verfall der Fähigkeit, einen sachlich wahren Diskurs über die Realität des Landes zu führen. Das hat mit der im laufenden Kriegszustand selbstauferlegten Gleichschaltung der öffentlichen Medien zu tun, vor allem der des Rundfunks und des Fernsehens. Aber nicht nur. Die Medien sind selbstverständlich, wie überall, maßgeblich an der publiken Meinungsbildung und -prägung beteiligt. Zugleich erweisen sie sich aber auch als etablierte Sprachrohre ihrer Klientel – sie selbst sind durch die permanenten Inputs der in der Bevölkerung grassierenden Meinungen und Einstellungen dermaßen beeinflusst, dass sich die Permanentbeschallung der Talk-, Plauder- und sogenannten News-Sendungen wie widerhallende Reproduktion von Straßen- bzw. Gossengerede und platten Stammtischgedröhn (im israelischen Populärjargon “Parlamente” genannt ) ausnehmen.

Damit soll nicht gesagt sein, dass diese Erscheinungen neu seien. Die Auswirkungen dessen, was man über Jahrzehnte “Kulturindustrie” genannt und analysiert hat, sind reichlich bekannt; sie betreffen nicht nur Krisenzeiten, sondern sind im Gegenteil effektiver Teil der Normalisierungsmechanismen im kapitalistischen Konsumverhalten und der damit einhergehenden Entschärfung allen kritischen Denkens und Agierens.

Zweierlei kann als eine über dies Normale hinausgehende Besonderheit im gegenwärtigen israelischen Zustand angeführt werden. Zum einen erfordert gerade die akute Krise des Landes einen Diskurs, der zumindest eine Reflexion über Genese und Strukturen der anschwellenden Katastrophe anzubieten vermöchte.

Das Israel des Jahres 2023/24 steht vor dem Abgrund

Israel führt einen Krieg, den es offenbar nicht zu gewinnen vermag (die gesteckten Kriegsziele sind längst schon im öffentlichen Bewusstsein verblasst); seine Ökonomie ist bedrohlich erschüttert (nicht nur ist der Staat bedrohlich verschuldet, sondern ganze Wirtschaftszweige sind untergegangen, und viele professionelle Kräfte, die im Ausland gefragt sind, wandern ab); Israel entwickelt sich zunehmend zum Parialand in der Welt (die Vehemenz der militärischen Reaktion auf den 7. Oktober, die massive Tötung von palästinensischen Zivilisten, die übergreifende Verwüstung der Infrastruktur des Gazastreifens und die damit einhergehenden Kriegsverbrechen haben die Weltöffentlichkeit erschüttert und aufgerüttelt); die Stimmung in der Bevölkerung hat sich zutiefst verfinstert (der sonst enthusiastisch gefeierte Unabhängigkeitstag erweckte dieses Jahr eher das Gefühl eines depressiv-melancholischen Trauertages); die politische Klasse hat das Vertrauen eines Großteils der israelischen Bevölkerung verloren (zu eklatant hat sie am 7. Oktober versagt; zu dysfunktional, ja indifferent wirkt sie in der Lösung des zivilgesellschaftlich zentralen Problems des Krieges: der Befreiung bzw. Loslösung der in Hamas-Gefangenschaft gehaltenen entführten Geiseln – bzw. was von ihnen überhaupt noch am Leben geblieben ist).

Dies sind nur einige Faktoren der Katastrophensituation, in der sich der zionistische Staat befindet (die Liste ließe sich noch lange fortsetzen) – statt aber dass dies zum scharfen kritischen Diskurs in der Öffentlichkeit führt, sind die Grenzen, was gesagt wird bzw. gesagt werden darf, sorgfältig abgesteckt. Es gibt Demonstrationen im Land (gegen Netanjahu, für die Geiseln, gegen den desolaten Zustand der wegen des Krieges aus ihren Wohngegenden im Süden wie im Norden Evakuierten), aber sie wirken eher wie das Anbellen des Mondes – nicht nur weil sie kein Gehör finden, sondern weil sie auch nicht wirklich massiv, nicht wirklich grenzüberschreitend, nicht wirklich verzweifelt und wütend sind.

Es herrscht ja Krieg, es fallen täglich Soldaten, gegenüber den von der Armee angerichteten Verbrechen im Gazastreifen (die man erst gar nicht als solche wahrnimmt) ist man ohnehin empathielos und psychisch “immun”, und mit dem Elefanten im Raum, der Besatzungsbarbarei, hat man ohnehin nichts am Hut – und so weiß man wohl, dass man protestieren soll, zugleich aber auch, dass es verboten ist, den Rasen zu betreten.

Im Innern ist die israelische Gesellschaft zutiefst gespalten

Zum anderen beeinflussen aber auch objektive Strukturen den spezifischen Charakter der öffentlichen Reaktion auf die bedrohliche Krise, in der die israelische Bevölkerung lebt. Man kann die Krise zwar in sich schlüssig beschreiben, nicht aber davon ausgehen, dass “die Bevölkerung” auf sie homogen zu reagieren habe. Die israelische Bevölkerung ist nicht nur in dieser Hinsicht alles andere als homogen. Zwar weiß sich ihr jüdischer Teil einig und “vereint” gegen die “Araber”, die “Palästinenser”, die “Hamas” (und zuweilen auch “die Welt”); diese erfüllen die konsolidierende Kittfunktion “nach außen” hin.

Aber im Innern ist die israelische Gesellschaft zutiefst gespalten, und zwar so sehr, dass die Diskrepanzen zwischen ihren einzelnen Teilen und Sektoren als unüberbrückbar gelten dürfen. Das lässt sich an der Einstellung zum Krieg und zur Geiselbefreiung deutlich ablesen; man mag sich dabei der Konstellation der gegenwärtigen Regierungskoalition als Kriterium bedienen. Die beiden orthodoxen Parteien geben sich dem Krieg gegenüber nonchalant bzw. “unbeteiligt”, was insofern naheliegt, als ihre Wählerschaft ja keine Soldaten stellt – junge Männer aus dem orthodoxen Sektor sind vom Wehrdienst befreit. Die Loslösung der Geiseln müsste ihnen als religiöse Juden am Herzen liegen – gilt diese doch nach einer bestimmten orthodoxen Auffassung als das wichtigste Gebot im Judentum. In der Realität geben sie sich dazu indifferent, die Geiseln gehören ja nicht “zu uns”, wie sich einer ihrer Rabbiner geäußert hat. Gefragt, wo Gott am 7. Oktober gewesen sei, gab ein anderer zu Antwort, Gott sei dort gewesen, wo er gewollt wurde. Nicht nur solche Äußerungen versetzen einen Großteil der israelischen Bevölkerung in Rage.

Eines anderen Zugangs zum Krieg befleißigen sich die nationalreligiösen, messianisch beseelten faschistisch-kahanistischen Parteien von Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich: Sie wollen den Krieg “bis zum endgültigen Sieg” weiterführen, und zwar auch dann, wenn die Geiseln dies mit ihrem Leben bezahlen werden. Das Leben der Geiseln sei nicht so wichtig wie der militärische Sieg, sagt Smotrich, der einer Totalbesetzung des Gazastreifens und einer erneuten jüdischen Besiedlung des besetzten Gebietes das Wort redet. Sein Gesinnungsgenosse Itamar Ben-Gvir (Polizeiminister Israels, 13fach vorbestraft!) bzw. seine Anhänger sabotieren derweil die humanitäre Hilfe für die höchst bedürftige Gaza-Bevölkerung.

Koalitionschef Benjamin Netanjahu mischt sich nicht ein: Er hat nichts anderes im Sinn, als die möglichst lange Fortführung des Krieges, allerdings nicht aus ideologischen Gründen, auch nicht, weil er mit dem Krieg sachliche Ziele verfolgt – der Krieg dient in erster Linie seinem Privatinteresse des Machterhalts; solange der Krieg andauert, wird es keine Neuwahlen geben, auch keine Ausrufung einer staatlichen Untersuchungskommission des Fiaskos vom 7. Oktober (bis heute hat er sich zu seiner Verantwortung für das Unglück nicht bekannt). Und weil er die Fortsetzung des Krieges will, hat er schon mehrfach einen möglichen Deal mit der Hamas zu Geiselbefreiung unterminiert. Von selbst versteht sich, dass er dies nie zugeben würde. Er weiß dabei seine Anhänger in der Bevölkerung und das von ihm abhängige ministerielle Umfeld hinter sich.

Dies Wenige mag genügen, um zu veranschaulichen, warum der Diskurs über die in Israel vorwaltende Realität so schändlich begrenzt und ohnmächtig ist; es handelt sich um einen Diskurs unter Taubstummen, der sich seitens der politischen Klasse einzig dem einen Ziel widmet, nichts zuzulassen, was den geheiligten Machterhalt gefährden könnte. Daher werden die Demonstranten oft als “Anarchisten” bzw. als “linke Verräter” apostrophiert (eine Ministerin ließ es sich nicht nehmen, der Angehörigen einer Entführten in Gaza vorzuwerfen, durch ihre Protestaktionen den Staat Israel zu zerstören).

Aber auch die “Opposition”, ob im Parlament oder in den Demonstrationen auf der Straße, weiß genau, wo der Rasen liegt, dessen Betretung es zu verhindern gilt: So wie Netanjahu sich strikt weigert, eine Perspektive für Gaza “nach dem Krieg” zu formulieren, so finden sich unter den Demonstrierenden auf der Straße kaum Akteure, die die Beendigung der Okkupation und die politische Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts einklagen. Israel steht vor dem Abgrund – und seine Bürger starren ihn reglos an. Die allermeisten wissen nicht einmal, was sie da sehen.

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33 Kommentare

  1. Im Endeffekt wie bei uns, nur etwas dramatischer.
    Mit etwas Pech bekommen wir bald auch so ein Szenario.
    Politisches Personal welches sich komplett von der Realität abgekoppelt und kein Unrechtsbewusstsein hat, sich selbst allerdings für genial hält, ist hier wie dort die Ursache.

    1. Die Parallele zu uns ist mir auch aufgefallen:
      Was mich sprachlos macht, ist die totale Sprachlosigkeit.
      9 von 10 Bürgern lassen sich widerstandslos gleichschalten.
      Das hätte ich nicht für möglich gehalten.
      Und zu widersprechen ist genauso wirksam wie den Mond anbellen.

      1. Ich habe mich häufig gefragt, wie konnte es ab 1933 – und schon etwas eher – passieren, dass der Großteil der deutschen Bevölkerung einer faschistischen Figur so huldigt und ihm regelrecht zu Füssen liegt.
        Jetzt, wo Deutschland auf ähnliche Zustände zusteuert, weiß ich es. Corona war der Testballon. Der deutsche Untertan gehorcht.

      2. Ich empfinde ähnlich – wenn ich mich mit manchen Arbeitskollegen unterhalte, kann ich manchmal kaum glauben, wie sie die omnipräsenten Narrative wiederkäuen … ich denke dann an die Zeilen aus dem “Narrenschiff” von Reinhard Mey:

        “Der Ausguck ruft vom höchsten Mast: Endzeit in Sicht!
        Doch sie sind wie versteinert und sie hören ihn nicht
        Sie ziehen wie Lemminge in willenlosen Horden
        Es ist, als hätten alle den Verstand verloren
        Sich zum Niedergang und zum Verfall verschworen
        Und ein Irrlicht ist ihr Leuchtfeuer geworden”

      3. Viele Menschen versuchen ihre kleine Blase in der sie leben, nicht
        zu verlassen. Sie machen stoisch ihren Job, regen sich mal etwas über
        die hohen Preise auf, sind aber dann wieder rund um zufrieden, wenn
        sie mit dem günstig erworbenen Aldi Smoker abends herum brutzeln
        können. Israel, die Ukraine und selbst Berlin, solange man dort nicht
        gerade wohnt, ist weit weg. Sie haben Corona geglaubt und glauben
        auch, mit dem billigen Balkonkraftwerk ihren Strombedarf zu senken.
        Und wenn der Tagesschau Wetterbericht im Sommer erzählt, dass es
        am nächsten Tag schneit, dann stehen sie schon morgens um 5 Uhr
        vor der Haustür mit dem Schneeschieber herum. Ein Hinterfragen ihres
        Lebens gibt es nicht mehr.

        1. Der Homo Sapiens sitzt eben gerne an einer offenen Feuerstelle und grillt sein Buschfleisch, obwohl er sich dabei auch massenhaft Verbrennungsgase hinter die Kiemen zieht. Intelligenz sieht anders aus.

          Was die diese Balkonkraftdinger betrifft, ist das ok, wenn man im Winter nicht heizen muss, sondern mittels der 5 daran angeschlossenen LKW-Akkumulatoren lediglich eine Weihnachtsbeleuchtung daran betreibt und hierdurch auf die Nachzucht von Zitteraalen verzichten kann. Etwas anders sieht es aus, wenn man in der ganzen Wohnung großvolumige, isolierte Wassertanks aufstellt und diese während der warmen Jahreszeit mitt Solarenergie auf 90° aufheizt. Dann hat man im Winter dazwischen zwar wenig Platz, erfreut sich aber immer noch behaglicher Wärmeentwicklung. Vom Chinamann gibt es auch so kleine Wärmetauscher aus Edelstahl, die du mittels Schnellkupplung in den nächsten Wassertank einstecken kannst, falls mal einer erkaltet ist. Worauf du bei dieser Methode allerdings achten solltest, ist die zulässige Belastungsgrenze der Geschossdecke zum Untergeschoss. 20 t pro Geschossdecke sind hierbei auch in statisch sicher konstruierten Bauwerken meist die Obergrenze.

          Zur Befüllung der Tanks kannst du im Winter selbstverständlich oft auch Schnee oder Eiszapfen nutzen aber auch den musst du die erforderlichen hohen Kapazitäten gerfrorenen Wassers natürlich zuerst mal von draußen mit dem Aufzug in die Wohnung bekommen und wenn du im 19. Stock wohnst, kann das einige Zeit dauern, nicht zu reden von dem Ärger, wenn der Aufzug stecken bleibt und massenhaft Wasser entweicht.

          In Überflutungsgebieten bietet sich außerdem an, das Wasser einfach mit Solarstrom hochzupumpen aber in der Regel kannst du diesen dann nicht gleichzeitig nutzen, um dieses zu erwärmen, da die Leistung deines Balkonkraftwerkes das eventuell nicht hergibt. Da hilft nur ein größeres Balkonkraftwerk.

      4. “…widerstandslos gleichschalten…”
        Mich erstaunt eher, dass es noch immer so eng gedachte (nationale) Grenzen gibt!
        Denn die Frage ist: WO funktioniert/e es NICHT perfekt?!

        Außer bei noch unentdeckten Sippen/Stämmen im Amazonas*, war und bleibt es “zivilisatorisch” stets gleich. Eigentlich ist es ein unabänderliches Naturgesetz; mit marginalen, aber nicht bedeutenden Unterschieden.

        * diese werden aber auch bald fällig. Entweder als Kollateralschaden oder durch “Erziehung”, denn auch heute sind religiöse, also echte Missionare auf “Fischfang” in noch unerschlossenen Gegenden! 😇

      1. Nur dass man da gar nicht zensieren muss – die tun das freiwillig. Das ist der feine Unterschied und die Raffinesse dabei.

  2. Die Wirklichkeit ist manchmal, ganz einfach einfach Schneller.

    MASZ fordert laut einer Meldung im Radio 06:00 die Mobilisierung aller 900000 Reservisten.

    Good Morning Germanistan

      1. Es ist für sie existenziell. Sie haben sich eine Welt zusammengeträumt und kennen keine Alternative.
        Also werden sie untergehen und uns mitreißen, wenn wir uns nicht vorher abkoppeln.

    1. Die meisten haben doch bereits eine vor-traumatische Belastungsstörung und sind damit zum großen Teil einsatzunfähig.
      Und eine Neuauflage “Bagration” werden sich die Wenigsten zumuten wollen.
      Und weil Maulhelden und Kreisch-Vipern gewisse Geräuschkulissen absondern, springt noch nicht lange jeder deutsche Michel ins Glied.

      Wobei so mancher Michel im Extremfall zu wissen weiß, eigentlich eine Michaela zu sein, um sich damit etwas Frontferne verschaffen zu können.
      Verheizen lassen sich immer weniger. Und im Notfall werden vielleicht die Einheizer und Hetzer verheizt.

      1. Das die Einheizer und Hetzer verheizt werden, wird leider nur ein
        Traum bleiben. Zu gern würde ich Hofreiter, Wüst, Kiesewetter oder
        gar Flack-Zimmerknall an der Front sehen. Aber Dum-Dum Geschosse
        sind ja leider (in diesem Fall) völkerrechtlich verboten.

    2. @A.F. @andreas h
      Das schlimmste ist das, der Öffentlich-Rechtliche-Rundfunk hier eine absolutisische Meinungsmache einfach so weiterverarbeitet. Der Gesetzgeber hat auch für die besten Politikerinnen einen Demokratischen Weg vorgeschrieben.

      Siehe hier :
      erst der Spannungsfall
      https://de.m.wikipedia.org/wiki/Spannungsfall
      dann der Verteidigungsfall
      https://de.m.wikipedia.org/wiki/Verteidigungsfall_(Deutschland)
      oder nach einem Nuklearkrieg wenn die Regierung im ersten Atomblitz verdampft ist
      https://de.m.wikipedia.org/wiki/Notstandsgesetze_(Deutschland)

    3. Wie ich es mitbekam sprach sie in unfreiwilliger Komik, die ihr wahrscheinlich überhaupt nicht bewusst war, davon es sollen 900.000 Reservisten aktiviert werden.
      Das sollte zu schaffen sein. Wahrscheinlich wird sie es hinbekommen, das weite Teile der Bevölkerung, des Landes aktiviert werden.

  3. Bitte nicht vergessen, dass unsere Regierung und unsere Mainstream Medien es als deutsche Staatsraison definiert, diese israelische Regierung maximal in allem zu unterstützen und dass jede Kritik daran als Extremismus, Judenfeindlichkeit und Antisemitismus gebrandmarkt und verurteilt wird. Eine faktenbasierte, offene Auseinandersetzung mit der Problematik oder eine unabhängige, umfassende Meinungsbildung in deutschen Medien sind in Deutschland derzeit nicht möglich.

    1. >>Eine faktenbasierte, offene Auseinandersetzung mit der Problematik oder eine unabhängige, umfassende Meinungsbildung in deutschen Medien sind in Deutschland derzeit nicht möglich.<<

      Es stellt sich aus dieser zutreffenden Annahme durchaus die Frage, was es ausmachen würde, wenn eine unabhängige, umfassende Meinungsbildung in deutschen Medien in Deutschland möglich wäre. Das ist sie aber nicht und daher bietet sich eben nur die gewalttätige Lösung des Konfliktes an, die lediglich auf die möglichst vollständige Vernichtung des jeweiligen Feindes abzielt. Das ist völlig normal und entspricht dem, was tagtäglich von der Ostfront berichtet wird – einfach erst mal alles töten, was zwei Beine hat und sich auf dem Terretorium des Feindes befindet und derart die Population des Feindes gezielt ausdünnen, um die eroberten Gebiete wenig später mit den eigenen (natürlich den guten) Nationalfundamentalisten zu besiedeln. Das macht Homo Sapiens eben seit den Anfängen der Menschheit so, nur haben sich die Mittel in 10000enden Jahren deutlich verfeinert. Anfänglich schlugen sie sich mit Baumwurzeln und Tierknochen die Schädel ein und heutzutage mit Präzisionsbomben.

      Und je umfassender die jeweiligen Bevölkerungen verblödet und verblendet werden, funktioniert auch das Anzetteln von Kriegen und ihre Durchführung mittels möglichst großem Vernichtungspotential der Rüstungsminister und ihrer Rüstungsindustrien immer besser.

      Das war schon in der Steinzeit so und wird sich erst ändern, nachdem sich die Menschheit selbst mit Nuklearwaffen und weiterer futuristischer Waffentechnik, die jedwede Volkswirtschaft ohnehin in den Ruin treibt, vollständig ausgerottet hat, was ihr zumindest in den Augen ihrer herrschenden Eliten völlig zurecht geschieht, in deren Augen die Menscheit einfach nur unwürdig ist, den genialsten Diktatoren der jeweiligen Wirtschaftsimperien in Tod zu folgen, aber nehmen wir mal an, dass zumindest eine oberflächliche Auseinandersetzung mit der Problematik möglich gewesen wäre. Wäre das dem Existenzrecht einer gescheiterten Spezies geschuldet gewesen?

      1. Das begann in meinen Augen erst mit der sesshaft Werdung und Eigentum, jenseits was man tragen kann. Also dem Ackerbau und Domestizieren von Tieren. Erst so richtig seit dem Buch bzw. Zeitungsdruck. Depeschen.

        “Und je umfassender die jeweiligen Bevölkerungen verblödet und verblendet werden, funktioniert auch das Anzetteln von Kriegen und ihre Durchführung mittels möglichst großem Vernichtungspotential der Rüstungsminister und ihrer Rüstungsindustrien immer besser” ZE

        Das waren dann die Folgen.
        Scheinbar ist der Sapiens nur was für ein Nomadenleben, fast ohne Technik. Wir sind eine evolutionäre Fehlentwicklung, paradoxerweise zu sehen, je mehr Technologie und Gruppenorganisation wir entwickeln.
        Wirklich düster.

  4. Von außen gesehen (und ohne nähere Kenntnisse der innenpolitischen Kräfte des Landes) könnte man den Eindruk gewinnen, was dieses Land von (grob eingeteilt) einerseits eher liberalen, anderseits orthodoxen Juden überhaupt noch zusammenhält, sei der Haß auf die Palästinenser. Solange das Ziel, sie komplett zu vertreiben, enteignen, umzubringen verfolgt wird, hält es das Land zusammen. Was um Himmels willen machen sie, wenn es keine Palästinenser mit Anspruch auf Land/einen Staat/gleiche Rechte mehr gibt? Muß dieser “Krieg” endlos weitergeführt werden, weil sonst das Land auseinanderbricht?

    1. Was ist, wenn es wirklich Krieg mit der Hisbollah und dem Iran und vielleicht auch Teilen arabischer Staaten geben sollte?
      Wenn das eigene Geschäftsmodell nur mit eigener Privilegierung der unterschuedlichsten Arten funktioniert, sollte man sich fragen, ob es nicht besser wäre, sich diese Unart mal abzugewöhnen und mit dem Training dafür anzufangen.

    2. Von außen gesehen (und ohne nähere Kenntnisse der innenpolitischen Kräfte des Landes) könnte man den Eindruck gewinnen, was dieses Land von (grob eingeteilt) einerseits eher liberalen, anderseits orthodoxen Juden

      Ein seit Jahren in Israel lebender kanadischer-jüdischer Journalist namens David Sheen hat mehrfach Vorträge über die innenpolitischen Verhältnisse und die verschiedenen Fraktionen gehalten, die für mich jedenfalls sehr aufschlussreich waren und eine grundlegende Übersicht schafften.
      “Israeli Politics Decoded” von 2018
      https://www.youtube.com/watch?v=r9h1xoOY63Q

      und
      “Kahanistan” von 2022, mit einem Schwerpunkt auf den Faschisten, die bei der letzten Wahl in die Knesset einzogen
      https://www.youtube.com/watch?v=YMlt9Si9Ti8

  5. Traurige Realität, die Moshe Zuckermann beschreibt.
    Er gehört zu denen, die “Rufer in der Wüste” sind.
    Seit Jahr und Tag warnt er vor der Selbstzerstörungspolitik Israels.

    Die Tendenz zur Selbstzerstörung ist inzwischen ja auch hierzulande nicht mehr zu übersehen.
    Mit Kriegstüchtigkeit, Kriegswirtschaft und einem Vorschlag der FDP für ein “Zentrum für psychologische Kriegsführung” naht der Untergang.

    1. Gewiss, der FDP ist da kein Vorschlag zu steil, der die heimische Rüstungsindustrie ankurbelt. Es ist eben die Selbstauffassung der FDP, die (Rüstungs)Wirtschaft nach freiem Ermessen frei und liberal schalten und walten zu lassen und nach bestem Wissen und Gewissen zu förden, wofür unserer zukünftigen Rüstungsministerin, Frau Strack-Irgendwas gewiss das Bundesverdienstkreuz zu verleihen ist, sofern sie es noch nicht besitzt und alle Kriegstreiber:Innen des Planeten diesem Putin erst mal ordentlich den Hintern versohlen. DAS ist psycholgische Kriegführung.

  6. “ein auserwähltes Volk” wird letztendlich sich als ‘Mensch’ wiederfinden, um zu erlernen, das die gepriesene Demokratie eine Camouflage vom ‘Faschismus’ ist.
    Willkommen in der zu erfahrenen Ohnmacht, “wie konnte das passieren”?
    Für die Menschen, die diese Ohnmacht erfahren, bleibt die Erkenntnis :
    Demokratien leben von der aktiven Teilhabe des Demos und bedarf eben eine konsequente Teilnahme.
    Ich denke das viele Menschen sich selbst verändern müssen, um sich tatsächlich in einer demokratischen Situation gerecht zu werden oder wieder zu finden.
    Der vergangene Nihilismus, andere werden dafür schon sorgen, ist nicht mehr tragbar.

  7. “Polizeiminister Israels, 13fach vorbestraft”

    Ein demokratischer Rechtsstaat sollte sich dadurch auszeichnen, dass ein 13fach Vorbestrafter weder Polizist werden (oder bleiben) kann noch Polizei- (oder Innen-)minister. Er würde wohl noch nicht mal als Pförtner den Einlass ins Polizeiministerium kontrollieren dürfen.
    Aber ein Palästinenser wird wohl noch nicht mal in ein israelisches Ministerium eingelassen, um dort die Klos zu putzen – es könnte ein Straf- oder Attentäter sein…

    Ist Israel wirklich “die einzige Demokratie im Nahen Osten”? Oder ist der Satz als Saire gemeint?

  8. @”So wie Netanjahu sich strikt weigert, eine Perspektive für Gaza “nach dem Krieg” zu formulieren, so finden sich unter den Demonstrierenden auf der Straße kaum Akteure, die die Beendigung der Okkupation und die politische Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts einklagen. Israel steht vor dem Abgrund – und seine Bürger starren ihn reglos an. Die allermeisten wissen nicht einmal, was sie da sehen.”

    Das ist wohl nicht nur in Israel so.

    Gleiches kann man in Hinsicht auf den Ukrainekonflikt auch über die Rolle deutscher Politiker und der deutschen dötschigen Bevölkerung sagen!

    Wir stehen auch am Abgrund und fast alle wollen mit hinabstürzen!

  9. die selbstvergessende scham mit der sich die deutschen nach 45 über die politschen bühnen gebracht hatten ist der exakt gleiche abwehrmechanismus wie nach ca. 3 jahrhunderten praktizierten kapitalismus mit lokalen revoltären humanistischen weichstellen hier und da gemessen in jahrzehnten, z.,b. die sozialdemokratischen 60er/70er und teile der 80er. man hat einfach gewütet wie die wildsau im feld mit der psychischen verfassung eines leicht dümmlich harmlosen bürgers, der sich keinerlei schuld bewusst ist. berühmt wie beliebt ist nachwievor das Motto “wenn wirs nicht machen machens die anderen” als lebensmaxime.
    tja damit is wohl fertich..
    die frage ist nur noch, ob und wie die letzten Generationen damit umgehen.

    Wenn ich mir die deutschen Mehrheitsjugendlichen und Nachwuchsproleten so ansehe(n muss), dann ist da weder Scham noch Reue noch sonstwas, intellektuelle Verarbeitung Fehlanzeige. Es herrscht blankes Endgamebewusstsein, daß der Kapitalismus nicht sterben darf, weil er längst zur Religion verkommen ist und zur Simulation – seiner eigenen geschaffenen Realitäten: Neofaschismus, Neokolonialismus, Antislawismus und Antisemitismus, Kriegs- und Waffenwahn, Neonationalwahn und verkommener Pseudojournalismus.
    Man ist ohne jede Prüfung bereit an nie existenten Massaker an Babys seitens des “Arabers” zu glauben, aber verbirgt die vom IDF Verbrannten und im Schlaf massakrierten Kinder im Gebirge schwachsinnigster Statements i n den Laberbuden der TV-Republik Deutschland.
    Holywood: der selbstgerechte Angriff aufs Indianercamp in der Nacht ohne Gnade.
    “Die Menschheit”, also der Westen aus der Selbstsicht, ist so tief gesunken, wie bisher noch nicht.
    Der “Kitt” hält. Fast hätt ich gesagt das Problem ist nicht Israel, sodnern “die Welt”, wie sich der Westen gerne selber nennt.

    1. guter Beitrag, habe ich mir abgespeichert.
      Kleine Kritik: wenn andere Völkerschaften nicht so wüten ist es oft eher Mangel an Möglichkeiten als dass sie bessere Menschen wären.
      Das wahnwitzige Toben der Menschheit, das wir euphemistisch Zivilisation nennen ist im Prinzip global.

  10. Das Bild Israels, das sich aus einer in dieser Woche von der britischen Zeitung The Guardian und der israelischen Website +972 Magazine und ihrer Schwesterseite Local Call veröffentlichten Untersuchung ergibt, gleicht dem der Cosa Nostra.
    Ein Staat, dessen Geheimdienste zu den Kampfhunden von Don Netanjahu umfunktioniert worden sind. Dem Bericht zufolge leitete der damalige Mossad-Chef Yossi Cohen als inoffizieller Abgesandter von Premierminister Benjamin Netanjahu eine Operation, die darauf abzielte, eine frühere Untersuchung Israels vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu stören, indem er angeblich versuchte, die damalige ICC-Chefanklägerin Fatou Bensouda zu bedrohen und zu erpressen.

    Berichten zufolge wandte sich Cohen zwischen 2017 und 2020 mehrmals persönlich an sie und übermittelte Drohbotschaften, um sie von Ermittlungen gegen Israel abzuhalten.

    Dem Bericht zufolge übte Cohen wiederholt Druck auf Bensouda aus, um sie von ihren Ermittlungen abzubringen. „Du solltest uns helfen und uns um dich kümmern lassen. Sie wollen doch nicht in Dinge verwickelt werden, die Ihre Sicherheit oder die Ihrer Familie gefährden könnten”, soll er ihr gesagt haben. Bei einer Gelegenheit soll Cohen ihr Fotos von ihrem Mann Philip gezeigt haben, die heimlich aufgenommen wurden, als das Paar London besuchte. In dem Bericht wird behauptet, dass Israel Sprachaufnahmen von peinlichen Gesprächen ihres Mannes verwendet hat.
    Die Ergebnisse der Untersuchung sind erschütternd. Die Untersuchung behauptet, dass Israel jahrelang, auch in den letzten Monaten, Bensoudas Nachfolger am IStGH, Karim Khan, ausspioniert hat, der vor 10 Tagen Haftbefehle gegen Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Yoav Gallant beantragt hat. Israel ist unter Netanjahu aus den Fugen geraten. Es hat vergessen, was es bedeutet, ein Staat zu sein. Das hat der ehemalige Mossad-Chef Tamir Pardo in einem Interview mit Yossi Melman gut beschrieben. „Wenn so etwas passiert, sägen wir nicht nur den Ast ab, auf dem wir sitzen, sondern den ganzen Baumstamm“, sagte Pardo.”
    https://antikrieg.com/aktuell/2024_06_02_innetanjahus.htm
    Wobei auch hier so argumentiert wird, als habe es diese Methoden nicht auch schon vor Netanjahu gegeben und sie werden nach ihm wohl auch nicht enden.

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