“Wachhund”-Technik in chinesischen Drohnen

Chinesische Kampfdrohne Wing Loong II. Bild: Mztourist/CC BY-SA-4.0

Alle chinesische Überwachungs- und Kampfdrohnen sollen einen „elektronischen Geofence“ um Chinas Grenzen herum erkennen.

China soll in seine militärische Drohnen eine Technik einbauen, um zu verhindern, dass mit diesen China angegriffen werden kann. Das wäre auch ein Mittel, das der Westen in seine Waffensysteme einbauen könnte, um zu verhindern, dass diese gegen ihn verwendet werden können oder dass die Ukraine mit den ihr übergebenen Waffen russisches Territorium angreift, wenn man dies wirklich anstrebt.

Ein dem chinesischen Militär nahestehender Informant hat South China Morning Post zugesteckt, dass angeblich alle chinesische Überwachungs- und Kampfdrohnen mit einer versteckten „Wachhund“-Technik ausgestattet sind, die einen „elektronischen Geofence“ um Chinas Grenzen herum erkennen. Das soll verhindern, dass Gegner exportierte Drohnen nutzen können, um von außen China anzugreifen. Die Funktion, die in Teilen von Drohnen eingebaut ist, wurde von den Herstellern in ihren Benutzungshinweisen erklärt.

Aufgekommen ist dies bereits letztes Jahr, als Haluk Bayraktar, der CEO des türkischen Kampfdrohnenherstellers, der Eurasian Times erzählt hatte, dass chinesische Drohnen versteckte Restriktionen enthalten. Ein Kunde hätte ihm erzählt, die Drohnen würden an der Grenze nach China umdrehen. Das bezeichnete er als „inakzeptabel“, meinte aber auch, dass diese Restriktionen seiner Firma zugutekamen, weil Kunden lieber die türkischen Drohnen gekauft hätten. China würde auch ungern Drohnen an seine Nachbarn verkaufen, Bayraktar bietet aber genau dies an.

Nach dem chinesischen Militärexperten Li Jie seien solche Restriktionen angemessen, die nationale Sicherheit über den Profit stellen. Es wäre auch allgemein bekannt, dass solche „Wachhund“-Techniken in Produkte eingebaut würden, die ins Ausland verkauft werden. Geofencing ist keine subtile Technik, sondern kann mit der Verbindung zu GPS- oder BeiDou-Navigationssystemen leicht eingerichtet werden.

Chinesische zivile Drohnen haben wie Drohnen anderer Anbieter Geofencing-Restriktionen, die verhindern, dass sie in China oder im Ausland über bestimmten Orten wie militärischen Stützpunkten, Flughäfen, Kraftwerke und Gefängnisse fliegen können. Natürlich gibt es viele Anleitungen, wie man diese Funktion aushebeln kann. Ob das auch bei militärischen Drohnen möglich ist, wird unter Geheimhaltung stehen.

Nach Li ist das Geofencing aber verbunden mit dem Antrieb und den Waffensystemen, so dass die Drohnen bei Annäherung an die chinesische Grenze nicht nur nicht weiterfliegen, sondern auch keine Waffen abfeuern können. Manche Drohnen könnten sich auch selbst zerstören, wenn das „Wachhund“-System ausgebaut oder abgestellt wird. Nach Gerüchten würden DJI-Drohnen ein Geofencing-Funktion eingebaut haben, das verhindert, dass sie von Russen oder Ukrainern in der Ukraine benutzt werden können. Die chinesische Drohnenfirma verkauft seine Drohnen nach Beginn des Krieges auch nicht mehr in Russland oder in der Ukraine, aber sie kommen natürlich auf anderen Wegen in die Hände der Kriegsparteien.

Vernetzte Waffensysteme sollten eigentlich Waffenexporte verändern können. Wenn man angeblich keine Waffen in Länder, die völkerrechtswidrige Kriege führen, oder in Kriegsgebiete liefern will, könnten die exportierenden Länder und/oder die Rüstungsfirmen solche “Wachhund”-Funktionen einbauen, um zu verhindern, dass sie anders als unter festgelegten Bedingungen eingesetzt werden. Vermieden werden könnte so auch, dass sie von falschen Händen bedient werden, also beispielsweise von rechtsnationalistischen Freiwilligenverbänden. Allerdings werden dann Waffenlieferer attraktiv werden, die keine Vorschriften machen. Beispielsweise konnte die Türkei sich als Exporteur von Kampfdrohnen durchsetzen, weil diese an alle Interessierte ohne Einschränkungen verkauft werden. Die Türkei selbst wollte amerikanische Predator-Drohnen kaufen, was Washington aber nicht machen wollte. Deshalb stellte man dort selbst Kampfdrohnen her. Das zeigt, dass selbst dann, wenn Exportkontrollen in Kraft sind, diese umgangen werden können.

Ähnliche Beiträge:

6 Kommentare

  1. Ja was will die Welt!
    Auf der einen Seite heißt es, der Markt regelt alles, auf der anderen Seite wird es verpöhnt!
    Als ‘NATO’s darf man alles, nur andere dürfen das nicht! Demokratische Simulationen at it’s best!
    China wie jeder andere Staat, hat das Recht auf seiner Seite.
    So hat auch die EZB erkannt, daß politische Interessen schädlich sind für ihre eigene Währung sind!
    Die konzertierte Aktion nimmt seinen Lauf.

  2. Alter Hut sogar die Exocet hatten sowas schon 1982 in Falklandkrieg eingebaut. Margaret Thatcher hat sogar bei den Franzosen und US Amerikaner mit dem Einsatz von Atomwaffen gegen Argentinien interveniert um an die Codes der Exocet zu kommen.

  3. Hmm, wie man die “Wachhund”-Techniken austricksen kann, wird vor allem daran liegen, wie diese nun umgesetzt wurden (also nur Software oder auch mit “Hardware”-Komponente(n), d.h. “Chips”). In jedem Falle wird es nicht unmöglich sein, diese Techniken zu deaktiveren, zu überlisten oder zu entfernen.

    Bei den mutmaßlichen chinesischen Drohnen mit “Wachhund”-Funktion stellen sich mir übrigens als erstes die folgenden Fragen:
    1. Sind die ins Ausland verkauften (chinesischen) Drohnen baugleich (und mit gleicher Software/Firmware ausgestattet) wie die in China ans Militär verkauften oder nicht?
    2. Wie würde eine ins Ausland verkaufte Drohne wohl reagieren, wenn die Drohne beim Grenzübergang ausgeschaltet ist, d.h. die Drohne erst einige Kilometer innerhalb der chinesischen Grenzen aktiviert wurde?
    3. Wie die Drohnen wohl reagieren würden, wenn diese nicht mehr mit GPS (oder BeiDou) ihre Position bestimmen können?
    4. Wie teuer ist wohl das “Umrüsten” der Drohnen, wobei mit Umrüsten hier, der Austausch von ein paar Hardware-Komponenten (oder auch nur das aufspielen einer anderen Software oder Austausch von ein paar Chips) gemeint ist?

    Die “Wachhund”-Technik schließt sonst erstmal nur aus, dass solche Drohnen innerhalb gewisser Gebiete eingesetzt werden (bzw. außerhalb gewisser Gebiete), aber eine “Wachhund”-Funktion, welche z.B. verhindert, dass Drohnen nun – im erlaubten Einsatzgebiet – auf die “falschen Ziele” schießen (bzw. gegen die falschen Ziele eingesetzt werden, vor allem wenn es sich um sogenannte “Moving Targets” handelt), ist dann doch schon schwieriger umzusetzen.

    ps. Auch bei (militäreischen) Drohnen mit “Wachhund”-Technik aus anderen Ländern, würden mir analoge Fragen als erstes einfallen und an meinem Kommentar würde sich ansonsten auch wenig ändern.

  4. Ja, die Techniken sind präziser geworden.
    Früher hat man Sollbruchstellen eingebaut – z.B. Pistolen für Chiang Kai-shek – , wichtige Komponenten verändert, eben 3.Wahl geliefert.

    Als im ersten Irakkrieg die USA Patriotsysteme an Israel geliefert hat, wollte Deutschland seine zwei Systeme an Israel verschenken. Die Israelis haben dankend abgelehnt 🙂
    Auf 3.Wahl konnten die verzichten. Blöd nur, dass wir 1.Wahl bezahlt haben. Bis dato war die BW auch voll der Überzeugung, dass das Zeug auch funzt.

  5. “Das soll verhindern, dass Gegner exportierte Drohnen nicht nutzen können, um von außen China anzugreifen.”
    ??? Etwas unlogisch, da doppelte Verneinung. Diese Funktion soll ja gerade verhindern, dass Gegner die Drohnen nutzen können, um China von außen anzugreifen.

  6. Ohne diese Technik wird das Kriegsgerät der Zukunft – z.B. Roboter mit KI – nur schwer beherrschbar sein. Das wissen alle Seiten und experimentieren schon längst.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert