Verwirrende Berichte aus Bachmut

Prigoschin scheint mit seinen Wagner-Truppen in Bedrängnis zu sein

Asow und Prigoschin berichten fast dasselbe, im Lagebericht des ukrainischen Generalstabs wird die angeblich erfolgreiche Offensive nicht bestätigt.

 

Wollte Asow mit der Erklärung, die kürzlich formierte 3. Angriffsbrigade von Asow habe außerhalb von Bachmut eine russische Brigade in die Flucht geschlagen, nur Werbung für seine Freiwilligenverbände machen, in dem Fall für die 3. Angriffsbrigade? Angeblich dokumentiert das Video einen Vorstoß einer Einheit, ein anderes Video präsentierte angeblich 5 Kriegsgefangene. Anders als reguläre Truppen ist Asow bemüht, sich als angeblich leistungsstarke Elitetruppe darzustellen, um Spenden und Rekruten zu finden. Letztlich sind die ukrainischen Freiwilligenverbände, die die Offensive anführen sollen, nichts anderes als Söldnertruppen wie Prigoschins Wagner, nur dass sie stärker ideologisch und nationalistisch aufgeladen sind.

Zwar haben ukrainische Medien die Erfolgsmeldung von Asow publiziert (Asow meldet Erfolg in Bachmut), der ukrainische Generalstab bestätigte den angeblichen Vormarsch allerdings nicht, obgleich zuvor auch Prigoschin gerügt hatte, dass die 72. Brigade ihre Stellungen bei Bachmut aufgegeben habe und geflohen sei. Aber sagte auch, seine Truppen hätten die Lage gesichert. Im Lagebericht des Generalstabs, der heute um 18 Uhr veröffentlicht hatte, heißt es lediglich: „Der Feind konzentriert seine Hauptanstrengungen weiterhin auf die Gebiete Lyman, Bachmut, Avdiivka und Marin. Tagsüber führte der Feind mehr als 30 Angriffe auf die angegebenen Frontbereiche durch. Die heftigsten Kämpfe um die Städte Bachmut und Maryinka gehen weiter.“

Der Kommandeur der Bodentruppen der ukrainischen Streitkräfte Oleksandr Syrskyi schrieb jedoch auf Telegram, man habe erfolgreiche Gegenangriffe geführt. Die ukrainischen Truppen seien zwei Kilometer bei Bachmut vorgerückt, nachdem sie die Wagner-Truppen zum Rückzug zwangen. Sie seien durch „weniger gut vorbereitete Einheiten der russischen regulären Truppen“ ersetzt worden, die besiegt wurden und flüchteten. Man halte den Vormarsch der russischen Truppen auf, der Kampf um Bachmut gehe weiter.

Das ist entweder von Prigoschin abgeschrieben oder eine Bestätigung von dessen Schilderung, die er heute Nachmittag gab. Die Stadt sei weitgehend von Wagner eingenommen, aber die „Flanken“, die man russischen regulären Truppen überlassen musste, weil Wagner vom Verteidigungsministerium von der Versorgung mit Waffen, Munition und Kämpfern abgeschnitten wurde, seien am Einbrechen, was den Erfolg der Asow-Truppen bestätigen würde:

„3. Aus Angst vor interner Konkurrenz begann man, das PMC „Wagner“ in Bezug auf Personal, Waffen und Munition zu „austrocknen“, wodurch das Kampfpotenzial künstlich reduziert wurde;

  1. Die Wirksamkeit des „Bachmut-Fleischwolfs“ nahm im April-Mai 2023 ab, als sich die Streitkräfte der Ukraine zu einer Gegenoffensive versammelten;
  2. Aufgrund des Personalabbaus war PMC „Wagner“ gezwungen, die Flanken dem Militär zu übertragen;
  3. Aufgrund des Ausfalls der Flanken besteht die ernsthafte Gefahr einer Einkreisung des PMC „Wagner“ in Bachmut. Die Flanken brechen bereits und fallen durch;
  4. Ohne Munition wird der „Fleischwolf“ in die entgegengesetzte Richtung arbeiten: Die Streitkräfte der Ukraine werden das PMC „Wagner“ zerstören;
  5. Ich fordere Munition, um das Leben der Kämpfer zu retten und Bachmut „unter Druck zu setzen“, wo noch etwa 5 % vom Feind besetzt sind;
  6. Derzeit gibt es in der Stadt Bachmut nur Wagner PMC, es gibt keine anderen Einheiten. Außerhalb von Bachmut gibt es nur das Verteidigungsministerium der Russischen Föderation, PMC „Wagner“ ist nicht da.“

Man habe immer noch keinen Nachschub an Munition erhalten, aber halte noch die Stellungen:

„14. PMC „Wagner“ setzt die Offensive in Bachmut fort und wartet auf eine Entscheidung über die Ausgabe von Munition und Waffen in der erforderlichen Menge.“

Der ukrainische Präsidentenberater Podolyak freute sich, dass Wagner nun nicht mehr vorrücken könne, weil dort die ukrainischen Truppen stünden, und nicht abziehen könne, weil die russische Armee sie vernichte, weil man Wagner dann Hochverrat vorwerfen würde, was Prigoschin kürzlich sagte. Stillstand bedeute ebenfalls Eliminierung. Die Frage ist tatsächlich, was zwischen Prigoschin und der Armeeführung sich abspielt. Will man einen Konkurrenten loswerden, auch zum Preis von ukrainischen Erfolgen, oder gibt es schlicht logistische Probleme.

Kreml-Sprecher Peskow gibt sich jedenfalls bedeckt und erklärte, man habe Prigoschins Video vom 9. Mai, in dem er sich beklagte, immer noch keine Munition erhalten zu haben, wegen der Feierlichkeiten nicht mitgekriegt. Prigoschin sprach von Intrigen und sagte, hätten die Wagner-Truppen alles bekommen, was sie wollten, wären sie schon längst auf Slawjansk, Ugledar und Kramatorsk vorgerückt.

Generalleutnant Igor Konaschenkow, Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, ging auf den angeblichen Vorstoß nicht und reklamierte seinerseits, dass die russischen Truppen weiter in den westlichen und nordwestlichen Bezirken von Bachmut vorrücken und durch Luftangriffe „den Feind an den Flanken immobilisieren“ würden. Der Asow-Vorstoß soll an der südwestlichen Flanke erfolgt sein.

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24 Kommentare

  1. Das prahlerische Geraune über die jetzt-aber-wirklich-ganz-bald-bevorstehende ukrainische Frühjahrsoffensive erinnert doch stark an Comical Ali 2003…

  2. Ihr wißt schon wer als erster in diesem Krieg gefallen ist? Kein Mensch, die Wahrheit, die durch Lüge ersetzt wurde, und zwar von beiden Seiten….Kriegspropaganda eben…..darin sind sich Russen und Ukrainer einig in diesem Krieg…..wenigstens darin….und das sollte jeder Journalist bedenken…..in diesen Zeiten….

    Zynische Grüße
    Bernie

  3. Was für ein Tohuwabohu.
    Das ist bestimmt diese Kriegspropaganda von der alle erzählen.

    Die ARD hat wieder kein Geld für
    Panzerfahrzeuge um da mal etwas Klarheit reinzubringen.
    Die Einnahmen aus den Rundfunkgebühren betragen ja bloß 8000 Millionen pro Jahr.
    Die Korrespondenten der BBC besitzen Panzerwagen für die Kriegsberichterstattung.

    In Deutschland fahren die Intendanten der ARD in Panzerwagen herum, für den Fall, dass die Gebührenzahler eines Tages wach werden.

    1. „Die Korrespondenten der BBC besitzen Panzerwagen für die Kriegsberichterstattung.“

      Ja? Der Kollege aus Frankreich (Arman Soldin) hätten einen gebrauchen können! RIP.

        1. Auf dem Gebiet kenne ich mich nicht mehr aus. Ich lebe seit Herbst 2015 fernsehfrei.

          (Spricht M. Bator noch? Den Namen fand ich immer sehr lustig!)

          1. Ich lebe seit über 10 Jahren fernsehfrei, fast 15.

            Ich sehe die alle Monate mal versehentlich bei YT stufenweise altern.
            Vor Anne Will habe ich mich schon erschrocken, nachdem ich herausfand, dass sie das ist.

            Die optische Angleichung der Nachrichten, mit Designerklamotten und Digitalsperenzchen an die Privaten ist sehr auffällig.
            Die Nachrichten sind da nicht mehr so wichtig , wie und wo sie herkommen. siehe AFP-Mann.

            1. Der Satz mit Anne W. könnte so von mir stammen! Ich habe mich beim Betrachten eines YT-Clips ebenfalls gefragt, wer denn diese Moderatorin ist.

  4. Oleksiy Titarenko, Chefberater in Selenskis Stab, wurde liquidiert. Er war der Hauptberater der Direktion für Innenpolitik. Zelenskis Büro bestätigt seinen Tod, aber Einzelheiten der Liquidierung wurden nicht bekannt gegeben. Berichten zufolge wurde er bei einem Raketenangriff auf das Gebiet Chasov Yar getötet, wo sich hochrangige Offiziere und mehrere Politiker des Kiewer Regimes aufhielten.

  5. Ich denke, wir beobachten hier das erste Knospen von Zerfallserscheinungen der militärischen Ordnung der RF/ISIS. Der Plan geht anscheinend auf.

    phz

    1. „Wir“ beobachten hier nur belustigt, wie Panzerhaubitze 2000 seit geraumer Zeit besorgt die Hände ringt ob des bevorstehenden Schiksals seines geliebten faschistoiden Regimes in Kiew.

    2. Ich gehe davon aus, dass die Russen ein wenig trollen, um der werte-westlichen Öffentlichkeit vorzugaukeln, dass die Russen zur Zeit schlecht performen und so der Druck auf die Ukrainer steigt, nun endlich ihre Frühjahrsoffensive zu „liefern“.

      Mit anderen Worten: das ist so eine Art Einladung zum letzten Gefecht am West-Rand Bachmuts.

      Bei den Kriegsverstehern des US-„Institute for the Study of War“ ist übrigens auf der Karte von gestern (10.5.) nichts von UA-Geländegewinnen zu sehen.
      https://understandingwar.org/sites/default/files/Bakhmut%20Battle%20Map%20Draft%20May%2010%2C2023.png
      Die wären ja die ersten, die begeistert herum heulen würden. Vielleicht steht etwas darüber im klein Gedruckten, aber den Müll lese ich nicht.

      PS: Bitte den Link von Hand zusammen setzen, der Editor dieser Website bricht ihn immer automatisch um.

  6. Unser Entertainer hat sich wieder mit einem neuen rant gemeldet:
    „Those territories, which were taken with the blood and lives of our fighting comrades for many months, every day – walking tens or hundreds of meters – today are abandoned almost without a fight by those who should hold our flanks“
    Das schmerzt.

    Außerdem wurde der erste T-55 incl. „Vogelkäfig“ als Kampfwertsteigerung im Kampfgebiet fotografiert.
    Das schmerzt.

    phz (2000)

  7. Die Russen geben ehemals besetztes Gebiet nicht frei, sondern verminen es im Rückwärtsgang und bauen Sperranlagen.
    Das wird eine traurige und verlustreiche „Offensive“ der Ukrainer.

    Kann mal jemand dem Pickelhauben-Heiner den Strom abstellen. Der Bot ist kaputt. Kopp kaputt.

    1. Prigoschin so einfach „den Strom abstellen“ ist so banal nicht möglich. Er besitzt eine große Fanbase unter seinen Leuten und der Community der russischen Militärblogger. Der Fenstersturz als klassischer, politischer Mord – wobei man darüber streitet, ob ein solcher nicht als natürliche Todesursache in der RF zu betrachten und zu behandeln ist – kommt in diesem Fall nicht infrage. Auch Vergiften nicht. Im Donbass würde beides zu deplaziert, zu „unnatürlich“ wirken und großen Unmut auslösen. Säße ich im Kreml und wäre mit der Causa befasst, ich würde einen FSB Beamten zu einem Vertrauten Prigoschins schicken, und Verrat in Form von Übermittlung des Aufenthaltsort „erbitten“ lassen. Solgleich die Koordinaten an die AFU übermittelt mit Bitte um prompte Zustellung einer ATACMS-Rakete, und des Kochs Ambitionen hätten sich in Luft aufgelöst.
      Leider trägt diese Variante den Samen des Chaos in sich. Von Auflösung der Frontlinie über massenhafte Fahnenflucht bis unmittelbarer Angriff er AFU auf die dann führerlosen Musiker ist alles möglich. Wird also nicht passieren. Also, nein. Den Koch in der Flasche wird Putin nicht mehr so leicht los. Das kommt davon, wenn man Konkurrenz zu staatlichen Strukturen aufbaut. Die Privatwirtschaft arbeitet ja bekanntlich oft effektiver und rücksichtsloser.

      phz

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