
Wir leben in keinem Kirchen-Staat, sondern in einem säkularen Verfassungs-Staat. Gläubige, Andersgläubige und Ungläubige müssen miteinander auskommen. Der Staat selbst aber muss gottlos sein. Es gilt, die Grundsätze des säkularen Staates zu verteidigen.
Gleich vorweg: Ich bin gottlos glücklich! Schon als Siebzehnjähriger habe ich den Hort der „Heiligen Kirche“ auf schnellstem Weg verlassen. Zuviel kam da zusammen: die absurde Apfelgeschichte aus dem Paradies, die kruden Erzählungen von Gottes Leihmutter Maria, vom Heiligen Geist und einem doppelten Schöpfer, der aus Jesus und seinem Vater bestand; allerlei abstruse Auferstehungs- und Wundergeschichten, dazu die ständige Sünden-Drohung samt (freilich nicht mehr funktionierender) Erzeugung und Nutzbarmachung des schlechten Gewissens.
Ein schmales Buch begleitete mich damals bei der Flucht aus ”meiner“ Kirche: Bertrand Russells Textsammlung Warum ich kein Christ bin. Darin beschreibt der Philosoph, Mathematiker und Literatur-Nobelpreisträger geistreich und unterhaltsam die Geschichte des Christentums als eine von Grausamkeit, Machtpolitik und Unterdrückung. Für Russell ist die Lehre der christliche Gottesidee mit ihren Moralgeboten und Erlösungsversprechen „eines freien, selbstbestimmten Menschen unwürdig“. Für mich wurde die Lektüre zum atheistischen Erweckungserlebnis. Kurzum: ich wollte mein Leben nicht mehr unter der Schirmherrschaft von Jesus und seiner Kirche leben. Ich verabschiedete mich.
Von der Sehnsucht nach dem Garten Eden und anderen himmlischen Wohlfühl-Oasen
Über den Glauben wurde und wird immer gestritten. Wenn es um unser aller Anfang geht, um den Beginn des Lebens und um unser Ende, dann kommt der religiöse Glaube ins Spiel – unausrottbar wie Christopher Hitchens konstatiert, zumindest so lange, „wie wir unsere Angst vor dem Tod, vor der Dunkelheit, vor dem Unbekannten” nicht überwunden haben. Oft wird ja vermutet, Religion existiere allein, um das Diesseits und den Tod zu überwinden. Gott sei eine Projektion.
Der liebe Herrgott als Wegbegleiter, Hoffnungsträger und Sinnstifter. Eine schöne Vorstellung, vor allem für jene, die nicht gerne alleine unterwegs sind. Wer Gott neben sich wünscht, der sollte dazu bereit sein, den eigenen Verstand auszuknipsen. Zum Beispiel die ungelöste Grundfrage, warum es so viel Grausamkeit und Ungerechtigkeit, Barbarei und Elend auf der Welt gibt, wenn doch alles von einem liebenden und allmächtigen Gott geschaffen wurde. Selbst die intensiv Religiösen tun sich hier mit einer plausiblen Antwort schwer. Sie sind gezwungen, sich dümmer zu stellen, als ihr lieber Herrgott sie geschaffen hat.
Ja, der Glaube kann Menschen Trost, Halt, Erleichterung und Orientierung geben, ihnen sagen, wo´s lang geht in Richtung Himmelreich, dort wo ein Leben nach dem Leben auf ihn wartet. Die Sehnsucht nach den Götterboten, dem Garten Eden und anderen himmlischen Wohlfühl-Oasen, sie wird verlässlich und unablässig geliefert. Gott ist immer bei Dir. Er schenkt Dir ewiges Licht, das alles so hell, gut und warm macht. Den Glauben zu leben ist wie ein Märchen. Er schafft Sehnsüchte, um sie zu stillen. Seelenheil forever.
Höhere, gottgesalbte Moral
Religionsgeschichte ist eine Wahn- und Gewaltgeschichte. Ob der christliche Verweis auf einen von Paulus gefärbten Jesus, der vorgeblich kommt, um das Schwert zu bringen, das als Rechtfertigungsgrund gilt für Kreuzzüge, ob die Inquisition, ob die Religionskriege, ob die Bartholomäusnacht, ob die Hinrichtungen auf dem Scheiterhaufen, bis hinein in 20. Jahrhundert – eine Kontinuität der Barbarei. Der Religionskritiker Karlheinz Deschner hat diese über 2000 Jahre währende „Kriminalgeschichte des Christentums“ umfassend und profund dokumentiert. Da möchte Mohammads Gefolgschaft nicht nachstehen. Auf fast allen Seiten des Korans finden sich Hinweise und Aufforderungen, die Ungläubigen (und Andersgläubigen) samt deren Kultur und Zivilisation zu zerstören – im Namen eines barmherzigen Allahs. Und der jüdische Wahn vom auserwählten Volk? Dito. Moses, Paulus, Mohammed – ihre Biographen sind schauderhafte Belege für den rasenden religiösen Irrsinn. Für Gewalt, Missachtung, Bosheit, Hinterlist, Niedertracht, Perversion und Verbrechen – eifernd und gnadenlos im Namen ihres Gottes.
Wir dürfen festhalten: Die Geschichte der Religionen ist eine von flächendeckender körperlicher und seelischer Grausamkeit, von irdischer Machtpolitik und Unterdrückung. Und dass es kein Ende damit hat, zeigen die jüngsten Verbrechen weltweit verübten Missbrauchs von Priestern an Schutzbefohlenen. Die Kirche ein religiöses Schreckenshaus, in dem grässliche Dinge passiert sind und passieren.
Priester, Rabbiner und Imane – das eifernde Bodenpersonal Gottes
Und so werkeln und metzeln sich die Religionen weiter durch die Weltgeschichte. Priester, Rabbiner und Imame, das eifernde Bodenpersonal Gottes, führen diese Elends- und Wahngeschichte fort. Wir müssen nicht allzu weit in der Geschichte zurückgehen (dazu bräuchte es eine mehrbändige Enzyklopädie) – nein, nur in die achtziger Jahre, als das multi-ethische und multireligiöse Jugoslawien unter einer Hass-Lawine begraben wurde und mörderische Banden aus religiösen Eiferern und faschistoiden Vaterlandskämpfern sich gegenseitig massakrierten. „Säuberungen“, Vergewaltigungen und Massenmord in Namen des jeweiligen Gottes. Millionen, verloren und gaben dabei ihr Leben, fielen dem Religionswahn und den „ewigen Wahrheiten“ zum Opfer.
Trotz der monströsen Gräuel, die im Namen irgendwelcher Götter in aller Welt wiederholen und fortgesetzt werden, reklamieren alle Religionen und deren Vertreter noch immer einen Alleinvertretungsanspruch ethischen Handelns, eine höhere, gottgesalbte Moral – und ein erheblicher Teil der Islamisten scheut wegen angeblicher „Herabwürdigung des Korans oder des islamischen Propheten Mohammed“ nicht vor Gewalt und Terror zurück.
Hierzulande verzichten beseelte Glaubens-Advokaten und fanatische Gottes-Fans auf Gewalt (diese Zeiten liegen Jahrhunderte hinter uns…), aber auch sie geben sich nicht mit ihren Versprechungen und Verheißungen zufrieden; nein, sie versuchen, sich in das Leben Nichtgläubiger und Andersgläubiger einzumischen. Diese Einmischung wird dann besonders anmaßend und giftig, wenn sich der Staat zum Komplizen macht. Mittel und Wege sind dabei variabel, die Absicht konstant: Sie propagieren die Glückseligkeit im Jenseits, wollen aber die Macht im Diesseits. Dabei können die klerikalen Angstmacher mit vielfältiger Unterstützung irdischer Machtverwalter rechnen. Eine friedliche Koexistenz, eine gewinnbringende Komplizenschaft.
Es gibt keinen Verfassungsgott, der Staat muss gottlos sein
Wir leben in keinem Kirchen-Staat, sondern in einem säkularen Verfassungs-Staat. Es herrscht Glaubensfreiheit. Gläubige, Andersgläubige und Ungläubige müssen miteinander auskommen. Jeder Bürger darf seinen Gott, auch mehrere Götter haben. Jeder darf glauben, was er will, beten, zu wem er will. Jeder darf sich seinen Sehnsüchten und Paradiesträumen hingeben, wodurch er sein immerwährendes Seelenheil zu erlangen erhofft. Das private Illusionsglück steht unter staatlichem Schutz – solange es Privatsache bleibt. „In einer freien Gesellschaft gibt es keine Eintracht der Glaubensbekenntnisse. Die Glaubensfreiheit des einen endet, wo jene des anderen beginnt. Das ist das Prinzip der Religionsfreiheit.“
Der Staat selbst aber muss in Glaubensdingen – gewissermaßen zum Schutz der Menschen und ihrer Freiheit – neutral bleiben. Er muss gottlos sein. Doch genau daran hapert es. Obwohl die Kirchen hierzulande seit Jahrzehnten rapide an Mitgliedern verlieren und inzwischen weniger als die Hälfte der Bevölkerung Mitglied in einer der beiden christlichen Großkirchen ist, bestehen die Kirchen auf jahrhundertealten Privilegien. Und der Staat gewährt sie ihnen – in Form von Sonderrechten, zweifelhaften Subventionen und steuerlichen Vergünstigungen. Diese Komplizenschaft zwischen Staat und Kirche ist nicht mehr zeitgemäß. Das klerikale Kartell muss ein Ende haben. Die Errungenschaften der Aufklärung müssen verteidigt werden, damit Gott nicht in die Politik zurückkehrt.
Es geht um die allgegenwärtige Allianz von Staat und Kirche, um vielfältige und vielfache anachronistische Wirklichkeiten, um religiöse Privilegien und Vorteilsnahmen in unserem eigentlich doch säkular verfassten Gemeinwesen. Es geht um die andauernde Verletzung des Verfassungsgebots staatlicher Neutralität. Kirchliche Sonderrechte bleiben unangetastet, die religiöse Problemzonen werden weiterhin toleriert. Das sollte ein Ende haben.
Es gibt keinen Verfassungsgott – auch nicht in einem verdeckten Schrein unseres Grundgesetzes.
Gott mag für einige Menschen ein sinnhaftes Zukunftsversprechen sein, für andere eine attraktive Möglichkeit, die Gegenwart zu bewältigen. Der Staat selbst aber muss gottlos sein. Die Deutungsmacht über metaphysische Wahrheitsfragen gehört nicht in den Aufgabenkatalog des Staates. Religion ist Privatsache. Und was mich betrifft, halte ich es mit Blaise Pascal, der an Leute wie mich dachte, als er einem Brieffreund schrieb: „Ich bin so geschaffen, dass ich nicht glauben kann.”
Vorwort aus dem Buch von Helmut Ortner: DAS KLERIKALE KARTELL. Warum die Trennung von Staat und Kirche überfällig ist. Nomen Verlag, 274 Seiten, 24 Euro
Schon der erste Satz ist falsch. Deutschland ist ein römisch-katholischer Staat.
In fast jedem Klassenzimmer hängt ein Folterinstrument, das Kreuz, in manchen Ländern sogar per Gesetz.
Ich konnte nicht Pate werden weil ich nicht in der Kirche bin.
Der Staat als Dienstleister kassiert die Kirchensteuer ein.
Die Kinderfickermafia hat ihre eigene Justiz die ihre Verbrechen eher kaschiert als aufklärt.
uvm.
und die Justiz liefert den Rechtsstaat aus an die tausendjährigen Rechteverweigerer.
https://www.n-tv.de/panorama/Chefarzt-scheitert-mit-Klage-gegen-katholischen-Kliniktraeger-article25953797.html
In welchem Deutschland sind Sie denn gewesen? In keinem Klassenzimmer staatlicher in dem ich jemals war oder meine Kinder oder die Kindergärten hatten irgendwo ein Kreuz hängen. Selbst bei Kindergärten die von Caritas oder Diakonie betrieben wurden. Waren Sie vielleicht in Bayern?
Wenn überhaupt ist die BRD protestantisch-preußisch geprägt. Katholisch ja eben gerade nicht, weil Bismarck für die kleindeutsche Lösung optierte um das konkurrierende katholische Wien draußen zu halten. Ändert aber auch nichts am den unverdienten Sonderrechten der beiden großen Kirchen, die gestrichen gehören.
Deutschland ist kein wirklich säkularer Staat. Die Kirchen werden immer noch vom Staat, also auch von Atheisten oder Andersgläubigen, bezahlt und gefördert… Überall findet man den Gottesbezug und wehe es wird kritisiert!
Der Einfluss der Kirche auf die Erziehung von Kindern ist auch in fast jeder Grundschule/Kindergarten zu finden, wo die sich eigentlich heraushalten sollten.
ich habe schon als kleines Kind nicht verstanden, warum ich zu etwas beten sollte, das doch offensichtlich gar nicht existierte. Ich durfte mich dann quasi zwangskonfirmieren lassen und habe dann auch später die erste Gelegenheit genutzt, diesem zweifelhaften Verein endgültig den Rücken zu zu kehren. Ich habe es nie bereut.
“ Die Kirche tut so viel Gutes !“
Tut sie nicht ! Sie knüppelt freie
Träger sozialer Dienstleistungen
wirtschaftlich gnadenlos nieder.
Die Kirche konkurriert durch Preisdrückerei andere Anbieter
der Jugendhilfe, Altenhilfe, Wohnungslosenhilfe usw. aus
dem Rennen, weil sie durch
staatliche Zuschüsse, Kirchensteuern, Sondererlaubnisse
die Preise ihrer Angebote unter
denen der Konkurrenz anbieten
kann. Die Kirche ist ein marktwirtschaftliches Monopol,
das die sinkende Qualität ihrer
sozialen Dienstleistungen bestimmen darf.
Konfessionslosen Konkurrenten bleibt die Lohndrückerei um
nicht vom Markt zu verschwinden, mit der Folge, dass eine Berufsflucht aus sozialen Berufen stattfindet und immer weniger Schulabgänger überhaupt erst den Einstieg suchen. Wenig Geld kann man schließlich auch woanders verdienen. Kein Schwein geht fürs Seelenheil arbeiten.
Die Kirche selbst bekommt kaum noch Personal. Das ist ihrer früheren Großkotzigkeit geschuldet, nur überzeugte Gotteskrieger einstellen zu wollen und der Dummheit, alles tun zu müssen um ihrem Ruf zu schaden. Ein Streikrecht verbieten die Kirchentarife.
So gehet hin, tuet Gutes und lecket mich am Arsche !
P.S.
Wer an höhere Wesen glaubt, die einen auf Schritt und Tritt beobachten, muss sich über Stimmen im Kopf nicht wundern.
„Ein Streikrecht verbieten die Kirchentarife.“
Das stimmt zwar genauso wie die Kirchen gegen Betriebsräte vorgehen, aber es ist doch die eigene Schuld der Angestellten, wenn sie nicht ihre Rechte einfordern. Einfach mal Betriebsrat gründen und streiken. Aber dem durchschnittlichen Sozialbereichmenschen fehlt da leider der Mumm und sie lassen sich Honig ums Maul schmieren von ihrem Arbeitgeber. Christliche Nächstenliebe blabla. Habe ich selbst mehrfach miterlebt wie Kondergärtnerinnen ausgenutzt wurden von Caritas und Diakonie. Lustigerweise wenn man mit Anwalt und Klage winkt, sind sie ganz schnell mit hohen Abfindungen. Die wissen, daß das nicht so ganz rechtens ist was sie da tun.
Von dem Eifer und dem Sendungsbewusstsein vieler Atheisten könnten sich so einige Gläubige eine Scheibe abschneiden. Ironie off.
Ehrlich: Diese festen Gewissheiten gläubiger Atheisten stossen mich jedesmal ab, wenn ich sie lese. Agnostiker sagen, sie können nicht wissen, ob es Gott gibt. Gläubige glauben, aber wissen nicht.
Atheisten hingegen sind wie die Taliban oder andere religiöse oder ideologische Extremisten: Sie sind überzeugt, zu wissen. Die einen, dass es Gott nicht gibt, die anderen, dass er existiert.
Mit der Forderung nach einem säkularen Staat gehe ich allerdings konform, soweit es nicht die Menschenrechte betrifft, die sich übrigens aus einem Naturrecht ableiten, das sich explizit aus dem christlichen Menschenbild speist.
Hitler, Stalin, Mao, Pol Pot usw. usf.: DAS ist übrigens die von vielen Atheisten halluzinierte Gewaltlosigkeit ohne Gott! Als ob es an den Religionen liegen würde, dass Menschen anderen Menschen sehr phantasievoll Grausamkeiten zufügen. Aber das wird von Atheisten immer schön unter den Teppich gekehrt, weil man ja auf die Religionen fokussiert ist, die angeblich alles Übel der Welt hervorgebracht haben. So einfach kann man sich die Welt machen: Aber dafür sind Ideologen aller Couleur ja bekannt: Die Welt/Wahrheit/Realität einfacher machen zu wollen, als sie ist (auch der Kapitalismus ist übrigens eine Ideologie) und damit überall massiven Schaden anzurichten und zwar ganz ohne Religion!
“ Die festen Gewissheiten von
Atheisten stoßen mich ab “
Seite 3
„Was verstehen wir unter Idealismus, Materialismus ?“ ( .pdf )
https://www.sdaj.org/wp-content/uploads/2019/07/sdaj_grundlagenschule.pdf
Das sind schon schöne Schädel.
In einem abstürzenden Flugzeug sitzen keine Atheisten.
Woraus sich die Schlussfolgerung ergibt, dass Gläubige auf festem Boden von der steten Wahnvorstellung befallen sind, sich in einem abstürzenden Flugzeug zu befinden.
Herzlichen Glückwunsch.
Nein, das ist nicht die Schlussfolgerung.
Zu kritisieren ist meiner Ansicht nach zunächst, dass Helmut Ortner seine Religionskritik ausschließlich auf die abrahamitischen Vertreter bezieht. Als wenn es anderswo nicht auch noch autoritäre und gewaltbereite Religionen gäbe, gerne gewürzt mit einer gehörigen Prise Rassismus, beispielsweise in Tibet.
Religiöser Glaube hat der Menschheit mal bei der Bewältigung ihres Lebens geholfen. Zu diesem Zweck hat man sich „Götter“ vorgestellt, weil man sich anders nicht die eigene Machtlosigkeit gegenüber allerlei Naturphänomenen erklären konnte – einschließlich Götter, die für intensive Gefühle wie Liebe oder Hass/Rache zuständig sind.
Die monotheistischen Religionen, die einen einzigen Gott als Obermotzer setzen, entstanden parallel zu den entsprechenden Gesellschaftsformen. Es ist kein Zufall, dass die christliche Vorstellung des einen Gottes weitgehend identisch ist mit der weltlichen Ausprägung einer Monarchie: So wie der irdische König ein Heer befehligt, so hat auch der göttliche Herrscher seine himmlischen Heerscharen zur Verfügung, beide hocken auf ’nem Thron, beide geben ihre Macht an Nachkommen weiter usw.
Ursprünge dieser Art von Religion sind im ollen Ägypten zu suchen, wo dereinst der Pharao ein Gottkaiser war, also weltlicher und himmlischer Herrscher in Personalunion. Die ungefähr vergleichbare Verehrung des Regenten ist bis ins deutsche Kaiserreich sichtbar (siehe Heinrich Manns Roman Der Untertan).
Und genau hier müssten wir die Wurzeln für so allerhand Missstände der Jetztzeit suchen: Wir sind immer noch obrigkeitshörig, zwar nicht mehr einem Kaiser gegenüber, aber seine Büttel haben überlebt. Jetzt ist es halt der Staat, der eben nicht uns als Souverän hat, sondern den wir als Autorität erleben, die uns ihren Willen aufzwingt. Der Kaiser wurde formal abgeschafft, seine Minister und Büttel blieben. Höchst jetzige Gestalten wie Trump, Leyen, Merz übrigens versuchen zunehmend absolutistisch zu herrschen – mit beachtlichem Erfolg.
Selbstverständlich teile ich Ortners Kritik, dass „unser“ Staat sich bis heute nicht vollständig säkularisiert hat. Es ist aber zu beachten, dass man diesen Missstand seinen Bürgern anlasten muss: religiöse Fanatiker unterschiedlicher Geschmacksrichtungen sitzen in unseren Parlamenten, weil wir sie da hinein gewählt haben. Und sie sind überall unter uns.
Man muss nicht mehr an einen Gott glauben, um autoritätshörig zu sein
Das war doch beispielhaft rund um die Schmierenkomödie betreffend die Richterin Brosius-Gersdorf ganz wunderbar zu sehen: Es war die Einheitsfront von AfD, dem AfD-Flügel von CDU und CSU, gewissen Kirchenkreisen und entsprechenden Journalisten (wie beispielsweise De Lapuente), die in einem gewaltigen Scheißesturm über diese Frau haltlose Lügen verbreiteten, und zwar dermaßen intensiv, dass weite Teile der Bevölkerung die Lügen für die Wahrheit hielten. So lange, bis eine seriös und einvernehmlich getroffene Entscheidung nicht mehr umsetzbar war – die Lügen der Fanatiker waren stärker. Der Glaube hat mal wieder ’nen Berg versetzt.
(Und hier machen sich immer noch Leute über die Trump-hörigen Nordamerikaner lustig …)
Die Brosius Gersdorf meinte die Würde des Menschen beginne erst ab der Geburt. Darüber gibt es sehr unterschiedliche Ansichten.
Des Weiteren war sie der Auffassung, daß die AFD verboten werden soll und sie fand es schade, daß man die Wählerschaft der AFD nicht gleich mit beseitigen könne.
Und sie war für eine allgemeine Impfpflicht in Sachen Covidie. Auf die Frage warum das der Fall war, sagte sie: weil die Mehrheit der Bevölkerung das so wollte……
Das hat nicht allen geschmeckt. Mir auch nicht. Ich möchte kein politisiertes Bundesverfassungsgericht. Ich finde eine Verfassungsrichterin hat kein Parteibuch zu haben. Mir ist schon der Harbarth maximal auf die Nerven gegangen.
Auch der Ungläubige hat seinen Glauben, anders lässt es sich gar nicht denken.
Ich zum Beispiel glaube, dass ein Pfund Rindfleisch eine gute Suppe gibt.
Und dennoch leben wir in einer christlich geprägten Kultur.
Unsere Gesetze basieren auf den 10 Geboten und unser Zusammenleben sollte inspiriert sein von den Grundsätzen des Sozialrevolutionärs Jesus Christus. Ist es meistens nicht, aber, gut….
Ein kleines Gebet hier und da schadet niemandem.