
Am Mittwoch kaperte die US-Küstenwache in der Karibik den Tanker Skipper, der auf dem Weg nach Kuba war. „Wir hatten für die Beschlagnahmung gute Gründe“, feierte US-Präsident Donald Trump und kündigte an, „dass wir das Öl wahrscheinlich behalten werden“. Die Regierung von Nicolás Maduro nannte die Operation einen „Akt der internationalen Piraterie“ und kündigte juristischen Widerstand an, den USA gehe es ausschließlich um die Aneignung der riesigen venezolanischen Erdöl-Vorkommen.
Die Eskalation in der Karibik scheint nach Plan zu verlaufen, und dieser Plan zielt nicht auf die Bekämpfung der Rauschgifthändler ab, wie das State Department behauptet. Gefangene werden nicht gemacht, die man verhören könnte, Beweise fehlen und sogar die Überlebenden, festgeklammert an der Bordwand, werden kaltblütig hingerichtet. Kriegsverbrechen pur, heißt es auch im US-Kongress. Insgesamt hat das Pentagon bisher 20 Boote vermeintlicher Narcos versenkt, 80 Menschen kamen dabei ums Leben.
Der Plan begann mit jahrelangen Sanktionen der Biden-Administration, denen Trump gezielte Attacken auf die Boote angeblicher Rauschgifthändler folgen ließ. Dann wurde der Friedensnobelpreis einer Person verliehen, die ausdrücklich militärische Angriffe auf ihr Land fordert. Es ist auch kaum ein Zufall, dass in dieser Woche eine UN-Menschenrechtskommission der Guardia Nacional Bolivariana in Caracas „willkürliche Verhaftungen, Folter und unmenschliche Aktionen“ vorwirft. Zu diesem Plan gehört die Übernahme des Öltankers durch die US-Marine, um den Export zu erschweren und der Wirtschaft zu schaden. Und schließlich – von der Weltöffentlichkeit kaum erwähnt – der von einem US-Bundesrichter erzwungene Verkauf der venezolanischen Tankstellenkette CITGO. Es fehlt nur noch die Invasion durch Bodentruppen. Die hat Trump nicht ausgeschlossen. Ein Preisgeld von 50 Millionen Dollar hat er auf den Kopf Maduros ausgesetzt, „seine Tage seien gezählt“, verkündete er. Wird er sich auf diese Art am Ende das Erdöl beschaffen können oder droht ihm, fast vor der Haustür, ein neues Vietnam?
Die US-Generalstaatsanwältin Pam Bondi erklärte, dass gegen den gekaperten Tanker wegen illegalen Transports von Öl und Unterstützung ausländischer Terroristen Sanktionen verhängt worden waren; ein US-Richter habe die Aktion angeordnet. Um welche „ausländischen Terroristen“ es sich handelte, verriet sie nicht; sie verschwieg auch, warum zur Durchsetzung einer richterlichen Anordnung das Militär in internationalen Gewässern eingesetzt wurde; ein Kriegsfall lag offensichtlich nicht vor, jedenfalls kein Angriff Venezuelas auf die Vereinigten Staaten. Bekannt wurde inzwischen, dass der Skipper, der unter der Fahne Guayanas unterwegs war, bei der dortigen Hafenbehörde nicht bekannt war, er war also irregulär, vermutlich, um den Sanktionen zu entgehen.
Skippers Ladung sollte nach Kuba gehen. Aber der wichtigste Abnehmer venezolanischen Öls ist die VR China. Sie schickt keine eigenen Schiffe, sondern kauft von Zwischenhändlern, die sich ihr Risiko bezahlen lassen. Die US-Regierung hat angekündigt, weitere Öltanker wie den Skipper unter ihre Kontrolle zu bringen. Am Dienstag drangen zwei Bomber der US Air Force in den Luftraum ein und überflogen den Golf von Venezuela bis zur Großstadt Maracaibo.
Die Donroe-Doktrin
Trump hat gerade eine neue strategische Sicherheitsdoktrin verkündet, die sich zum einen gegen Europa richtet und zum anderen die Monroe-Doktrin von 1823 wiederbeleben will. Damals wollten die USA jeglichen europäischen Einfluss auf dem amerikanischen Kontinent unterbinden. Das neue Dogma wird „Donroe“-Doktrin genannt, in Anspielung auf seinen Vornamen. Trump mischte sich erst im Oktober in den argentinischen Wahlkampf ein und drohte mit harten Maßnahmen, sollte sein bevorzugter Kandidat Javier Milei an den Urnen verlieren. In Ecuador versuchte er – vergeblich – eine Volksabstimmung über die Einrichtung einer US-Militärbasis zu beeinflussen. Er will seinen Hinterhof zurück, in dem sich die Chinesen breit gemacht haben. Den kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro beschimpfte er als „Drogenbaron“, und den Brasilianer Lula da Silva bestrafte er mit astronomischen Strafzöllen wegen der Verurteilung des früheren rechten Präsidenten Jair Bolsonaro.
Maduro bat in der vergangenen Woche die Mitgliedsstaaten der erdölexportierenden Länder (OPEC) um Hilfe gegen die „illegalen Drohungen“ des US-Präsidenten. Aber die warten erst mal ab. Auch bei Wladimir Putin hat er angeklopft, und der soll ihm, so Maduro, „umfänglich und auf lange Sicht“ Solidarität zugesagt haben. Wie diese aussehen soll, wurde nicht konkretisiert, die gewünschten Raketen scheinen jedoch nicht geliefert worden sein. Auch Putin wartet ab. Erst vor einem Monat ist ein russisches Schiff auf dem Weg nach Venezuela von der US-Marine abgefangen worden und musste sich in Kuba in Sicherheit bringen, hatte die Agentur Bloomberg berichtet. Es hatte Benzin geladen sowie große Mengen von Chemikalien für die Verarbeitung von Rohöl.
Immerhin kam der Dialog mit Brasilien wieder in Gang. Lula hatte Maduro aufgefordert, nachdem die Vorwürfe über dessen Wahlbetrug öffentlich geworden waren, die Unterlagen der Wahlbehörden vorzulegen, und sollte sich nach der Überprüfung herausstellen, dass sie gefälscht seien, habe er zu gehen. Maduro weigerte sich, und Lula verhinderte daraufhin auf dem BRICS-Gipfel im russischen Kazan die Aufnahme Venezuelas in das Staatenbündnis. Seitdem hatten die beiden keinen Kontakt mehr, seit über einem Jahr. Doch die Brasilianer wollen auf jeden Fall ein militärisches Eingreifen auf südamerikanischem Boden vermeiden, sie werden dabei von Kolumbien und Mexico unterstützt. Das Gespräch Lula-Maduro sei „kurz und herzlich“ gewesen, hieß es, und Lula habe danach Trump angerufen.
Citgo zwangsversteigert
Ende November verfügte ein US-Bundesrichter aus Delaware, der Heimat von Ex-Präsident Joe Biden, den Verkauf von Aktien der venezolanischen Muttergesellschaft von Citgo Petroleum an Elliott Investment Management. Citgo mit Sitz in Houston ist eine 100-%-Tochter der staatlichen venezolanischen PDVSA und produziert Benzin, Schmierstoffe und Petrochemikalien. Es unterhält in den USA 6.500 Tankstellen – ein Störenfried für die US-Erdölindustrie und eine vielversprechende Beute für den Hedge Fund des weltweit berüchtigten Investors Paul Singer.
Singer hat auf diesem Gebiet Erfahrungen und weiß, wie er die US-Justiz für seine Interessen einspannen kann. Nach der Insolvenz Argentiniens (2001) hatte er Staatsobligationen des Landes billig eingekauft und weigerte sich, sich im Rahmen der späteren Restrukturierung der Staatsschulden mit Abschlägen abfinden zu lassen. Er verklagte erfolgreich das Land vor US-Gerichten und versuchte, dessen Vermögenswerte im Ausland beschlagnahmen zu lassen. 2016 einigte sich seine „Elliot Management Corporation“ mit der Macri-Regierung auf einen Vergleich in Höhe von 2,4 Milliarden Dollar. Auch im Falle Venezuelas erlaubte das Gericht in Delaware, die US-Muttergesellschaft von Citgo für die Verpflichtungen Venezuelas zur Rechenschaft zu ziehen, um die Gläubiger, darunter Singer, ConocoPhillips, die Minengesellschaften Crystallex und Rusoro Mining sowie O-I Glass und Koch, mit einer Auktion auszuzahlen.
Das Verfahren war kompliziert. Bereits 2016 hatte Maduro 100 % der Citgo-Aktien als Sicherheit für Kredite verpfändet; 49,9 % gingen an den russischen Konzern Rosneft und 50,1 % verblieben bei PDVSA. Eigentlich hätte er sich dies von der Nationalversammlung genehmigen lassen müssen, was aber unterblieb. Diese wurde ab Januar 2019 vom oppositionellen Juan Guaidó geleitet, der sich selbst zum Interimspräsidenten ernannte. Die USA erkannten ihn als legitimen Staatschef an – und damit als Herrscher über die Erdölgesellschaft PDVSA und weitere venezolanische Vermögenswerte im Ausland. Noch im selben Jahr verhängte die US-Regierung Sanktionen gegen PDVSA, fror deren Vermögenswerte ein und stellte Geschäfte mit dem Unternehmen unter Strafe. Sie übertrug die Kontrolle über Citgo an die Übergangsregierung Guaidós und begründete dies mit Wahlfälschung, die Maduro eine weitere Amtszeit beschert hatte.
In dem Verfahren in Delaware schätzte Richter Leonard Stark 2023 den Wert von Citgo auf zwischen 32 und 40 Milliarden US-Dollar, im folgenden Jahr begann die Versteigerung, um die Gläubiger auszuzahlen. Die Auktion endete im November 2025 mit der richterlichen Entscheidung, Amber Energy, eine Tochtergesellschaft des Investmentfonds Elliott Investment Management, die Muttergesellschaft von Citgo für nur 5,9 Milliarden US-Dollar zu kaufen. In Caracas sprach Vizepräsident und Erdölminister Delcy Rodriguez von einem „betrügerischen und erzwungenen Verkauf“.
Die russische Regierung, der knapp die Hälfte der Aktien als Bürgschaft überlassen worden waren, hat sich zu dieser Entscheidung bisher nicht geäußert. Auch China hält sich zurück. Geht Trumps Rechnung auf und wird er sich die venezolanischen Ölreserven einverleiben können oder riskiert er einen bewaffneten Konflikt direkt vor seiner Haustür? Schon seit Chávez´ Zeiten sind kubanische Milizen im Land, in den Armenvierteln mangelt es nicht an Waffen. Das State Department hat die demokratische Opposition, die es in Venezuela sehr wohl gibt, weitgehend ignoriert und stattdessen auf rechte Politiker, die der Oligarchie angehören, gesetzt. Doch Leute wie Guaidó und María Corina Machado sind wenig in der Bevölkerung verankert und spalten eher die Opposition durch ihre Unterwürfigkeit den USA gegenüber. Die normalen Leute wünschen sich alles andere als eine US-Invasion.
Die lateinamerikanischen Nachbarländer, von Argentinien, Panama und Ecuador abgesehen, stehen zwar der Maduro-Regierung kritisch gegenüber, verbitten sich aber eine Einmischung oder gar einen Einmarsch in Lateinamerika. Brasilien hat demonstrativ an die Grenze nach Venezuela Truppen geschickt. Kolumbien hat trotz aller US-Warnungen wieder direkte Flüge nach Caracas aufgenommen. Und ob das BRICS und seine Mitglieder – allen voran China – tatenlos zuschauen werden, dass sich die USA laut ihrer neuen Donroe-Doktrin die Rohstoffe eines anderen Landes mit Gewalt einverleiben, darf bezweifelt werden.
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„Watt hatt sich der liebe Herjott eijentlich dabei jedacht, unser schönes (us)-amerikanisches Erdöl in Venezuela zu vergraben?“
Frei nach Volker Pispers
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Mango Mussollini möchte von seinen veritablen innenpolitischen Problemen ablenken. Macht man halt mal Krieg oder so. Das hat er mit anderen Autokraten wie Putain, dem Regionalfürsten gemein.
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Als Nahziel könnte im Süden der Vasall El Loco Milei und im Norden La Loca Machado von Don Trumps Gnaden residieren.
Wie dichtete schon Pablo Neruda a.D. über die Gringos und deren Leitmotto: Das Gesetz des unerbittlichen Betrugs.
https://test.rtde.xyz/amerika/264679-trump-kuendigt-bodeneinsaetze-gegen-drogenhandel-an/
„Regelbasierte Weltordnung“, soso.
Diese Schwätzer.
Die ganze Welt hat für diese westliche Bigotterie
nur noch Verachtung über.
Ach, warum denn so bescheiden? Minimum noch der ganze Mars und die ganze Venus.