US-Regierung und die Ballons: Hysterische Supermacht

Einen solchen kleinen UFO-Ballon oder Pico Balloon dürfte von einer F-22 mit einer Sidewinder-Rakete abgeschossen worden sein. Bild: Rocky Mountain Ham Radio New Mexico (RMHAM-NM)

China macht sich lustig über die “absurde und hysterische” Jagd auf die UFOs, vermutlich wurde auch ein Mini-Ballon einer US-Schülergruppe abgeschossen

Der von einem US-Kampfflugzeug nach Tagen über amerikanischem Territorium fliegende chinesische Ballon war an der Küste von South-Carolina schließlich mit einer fast 400.000 US-Dollar teuren Sidewinder-Rakete am 4. Februar abgeschossen worden. Zunächst hatte das Pentagon nicht reagiert und dann erklärt, ein Abschuss sei über Land zu gefährlich. Schnell war es nur noch ein chinesischer Spionageballon, die republikanische Opposition kritisierte, US-Präsident Biden trete zu schwach gegen China auf. Obgleich auch unter Trump einige Ballons ohne großes Geschrei über die USA hinwegflogen, wurde schließlich der Befehl zum Abschuss gegeben und erklärte Biden, er habe dies von Anfang an angeordnet.

China hatte beteuert, es sei kein Spionageballon gewesen, sondern ein Wetterballon, der wegen starker Winde vom Weg abgekommen sei. Wang Yi, chinesischer Chefdiplomat, blieb auch auf der Sicherheitskonferenz bei der Version und bezeichnete das amerikanische Vorgehen als „absurd und hysterisch“ und einen Missbrauch militärischer Macht. Wegen des Vorfalls hatte US-Außenminister theatralisch eine vorgesehene Reise nach China abgeblasen. Wang sagte, die USA hätten sich damit schwach gezeigt. Es gäbe viele Ballons von verschiedenen Ländern am Himmel: „Wollen Sie jeden einzelnen von ihnen abschießen?“

Blinken traf sich kurz auf der Sicherheitskonferenz mit Wang und soll nach Ned Price, dem Sprecher des US-Außenministeriums, deutlich gemacht haben, “dass die Vereinigten Staaten keine Verletzung unserer Souveränität dulden werden”. Man habe Chinas Überwachungsballonprogramm “der Welt aufgedeckt”.

Tatsächlich herrschte nach dem Abschuss des einen Ballons hysterische Aufgeregtheit in den USA. Plötzlich waren alle hochfliegenden Ballons gefährlich und eine Bedrohung. Also wurden am 9.-, 10. Und 12. Februar gleich drei weitere hochfliegende Objekte oder UFOs mit jeweils einer Sidewinder-Rakete abgeschossen, was zumindest von den Kosten vergleichbar mit dem Schuss aus einer Kanone auf einen Spatzen ist.

Tatsächlich gestand Joe Biden ein, dass die abgeschossenen Flugobjekte nach Bewertung der Geheimdienste wahrscheinlich Ballons von Firmen, Amateurgruppen oder Wissenschaftlern seien, aber es hieß auch zunächst am 10. Februar von Brigadegeneral Pat Ryder, sie würden eine Gefährdung des Luftverkehrs darstellen und dass man im Pentagon vor dem Abschuss keine Ahnung hatten, woher die hochfliegenden Objekte kamen und welchen Zweck sie hatten. Man wollte dann Näheres der Öffentlichkeit berichten, wenn man die abgestürzten Reste geborgen und untersucht hat. Am 12. Februar berichtete das Pentagon ausführlich vom Abschuss des dritten Flugobjekts, von dem man auch nähere Kenntnis hatte, versicherte aber, man habe genau gewusst, dass der am 4. Februar abgeschossene Ballon ein Spionageballon gewesen sei.

Am 14. Februar musste Mark Milley einräumen, dass für den vierten Ballon über dem Lake Huron zwei Raketen notwendig waren. Die Rakete, die nicht traf, sei aber sicher in den See gestürzt, man habe aufgepasst, dass kein Luftverkehr unterwegs war. Damit hat die Aktion, wenn man allein die Kosten für die Raketen rechnet, an die 800.000 US-Dollar verschlungen – für den Abschuss eines Ballons, wie vielfach solche Flugobjekte von Ländern, Unternehmen und Organisationen weltweit durch die Lüfte fliegen. Manchmal tatsächlich auch, wie derzeit wohl in der Ukraine, um die Luftabwehr zu testen und Radar ausfindig zu machen.

Der Sprecher des Weißen Hauses, John Kirby, versuchte die Entscheidung des Präsidenten so zu erklären: „Versetzen Sie sich in seine Lage, vor allem in Anbetracht des chinesischen Spionageballons und der sehr realen, sicherlich sehr großen und greifbaren Sicherheitsbedrohung – der Überwachungsbedrohung für die Vereinigten Staaten -, die sich daraus ergeben hat.“ Das Pentagon habe die Luftüberwachung scharf gestellt und diese drei unbekannten Flugobjekte „im souveränen US-Luftraum“ entdeckt. Das Militär habe dem Präsidenten empfohlen, die Luftobjekte, die es nicht identifizieren konnte, aus Sicherheitsgründen und als Vorsichtsmaßnahme abzuschießen. Also ist das Militär letztlich dafür verantwortlich. Und es würden neue Regeln für den Umgang mit solchen Flugobjekten aufgestellt, weswegen wohl erst einmal keine mehr abgeschossen werden. Kirby macht auch klar, dass die Chancen schlecht stünden, die drei abgeschossenen Ballons einzusammeln und zu untersuchen. Karine Jean-Pierre, Sprecherin des Weißen Hauses, schloss auf jeden Fall schon mal „Außerirdische oder extraterrestrische Aktivitäten“ aus, was ja doch wenigstens interessanter gewesen wäre.

Eine Hobbygruppe von Schülern, die sich Northern Illinois Bottlecap Balloon Brigade, gab bekannt, dass ihr kleiner Wetterballon K9YO-15 mit einem Durchmesser von etwa 80 cm  im Wert von etwa 100 US-Dollar über dem Yukon-Gebiet am 11. Februar abgeschossen worden sein könnte. Der Ballon, der in 123 Tagen fast siebenmal die Erde umrundet hat, sei plötzlich verschwunden, zuletzt war er am 10. Februar in einer Höhe von 12 km über der Westküste von Alaska und sollte nach dem Vorhersagetool der NOAA am nächsten Tag über das Yukon-Gebiet fliegen. Diese kleinen Wetterballons sind extra so gemacht, dass sie dem Luftverkehr nicht gefährlich werden können. Sie transportieren zwei papierdünne Mini-Solarzellen und einen Mini-Computer, einem GPS-Sender und einem Transmitter in der Größe einer Visitenkarte und mit einem Gewicht von 16 Gramm.

Hat also ein Kampfflugzeug mit einer Hightech-Rakete einen kleinen Wetterballon, den das Pentagon als „hochfliegendes Luftobjekt“ bezeichnete, abgeschossen? Und weil es so klein war, einmal daneben gezielt? Dafür wurden zwei F-22-Kampfflugzeuge vom Pentagon eingesetzt, denen sich kanadische Kampflugzeuge angeschlossen haben sollen. Also viel Aufwand für ein bisschen Stoff und ziemlich peinlich für eine Supermacht, die vor solchen UFOs in die Knie geht. Dazu passt, dass man die Geschichte wohl gerne schnell vergessen würde. Schwierige Gelände- und Wetterbedingungen würden das Finden und die Bergung behindern. Im Lake Huron waren Schiffe der Küstenwache auf der Suche, die aber am Freitag eingestellt wurde. An der Küste von Nordalaska suchten Militärmaschinen ergebnislos nach dem abgeschossenen UFO.

Das FBI hat nicht viel erhalten, um zu beweisen, dass es sich um einen Spionagesatelliten handelt. Bild: FBI

Wahrscheinlich also wird nichts gefunden und man kann es im Ungefähren lassen. Ob bei dem chinesischen Ballon tatsächlich bestätigt werden kann, dass es sich um ein Spionageballon handelt, darf auch bezweifelt werden. Taucher der Navy haben Reste an der Küste von South Carolina herausgefischt und dem FBI zur weiteren Analyse übergeben. Viel zu erwarten ist nicht, wie das FBI sagt: “Die bisher geborgenen Beweise beschränken sich auf Oberflächenfunde, darunter der Ballon (oder die Kabinenhaube selbst), einige Kabel und eine winzige Menge an Elektronik – aber nur ein kleiner Teil der Nutzlast.” Was die ganze Aktion gekostet hat, wollte das Pentagon lieber nicht verraten, sondern redete sich wenig überzeugend damit heraus, dass ein Großteil der vergeblichen Bergungsflüge durch schon geplante Flugzeiten abgedeckt worden sei.

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12 Kommentare

  1. Sogar die New York Times hat zugegeben, dass der chinesische Ballon, wie vom Moon of Alabama-Blog schon frühzeitig und mit Belegen unterfüttert gemeldet, aufgrund sehr spezieller Wetterbedingungen weit vom Kurs abkam und da ab gewissen Windgeschwindigkeiten überhaupt nicht mehr (auch sonst nur indirekt) manövrierfähig eben tagelang über u.s.-Gebiet flog. Das war keinesfalls vorgesehen. Auch wenn Spionage wirklich zu den Aufgaben des Ballons gehört hat, wäre diese selbstverständlich weit diskreter ausgeführt worden.

    Aber diese schnöden Tatsachen interessieren die u.s.-China-Fresser natürlich nicht, ihnen kam der Überflug gerade recht, um die angekündigte Kommunikation mit den Chinesen wieder abblasen zu können. Denn das Ziel der im weissen Haus tonangebenden NeoCons-Viererbande ist Eskalation. China soll zu einem Militäreinsatz verleitet werden, worauf man dann selbst fein raus zu sein glaubt und angeblich legitimiert eingreifen kann.

    Dass das u.s.-Militär überlegen sei, wird keine Sekunde in Frage gestellt, obwohl daran mehr als gezweifelt werden muss. Der ganze sündhafte teure, hochgeüchtete Schrott – etwa der F-35 – ist extrem pannenanfällig. Die Bundeswehr ist längst nicht die einzige Armee, bei der permanent ein sehr beträchtlicher Teil der Wehrtechnik nicht einsatzfähig ist, das ist im gesamten Westen so. Insofern Technik wichtig ist, können die Chinesen durchaus mithalten, ebenso wichtig ist aber nach wie vor die kämpfende Truppe, qualitativ und quantitativ. Und China ist vier Mal bevölkerungsreicher. Diese Überlegungen gelten natürlich nur unter der Annahme, dass keine der beiden Seite zur Überwaffe greift. Wenn doch heisst es dann Tilt für alle.

  2. Ach was, dass alles ist doch nur eine PR-Aktion für die neueste Tour des milllonenbesitzenden neuerdings seit Corona “umstrittenen” Superpopstars Nena – ich würde da mal direkt nachfragen wenn ich das FBI/CIA wäre um diesen “seltsamen Zufall” zu klären….

    Wollte eigentlich nicht mehr kommentieren. sondern vorerst nur mitlesen, aber das hier ist doch zu offensichtlich, und dazu noch in englischer Sprache, daher melde ich mich hier noch einmal:

    “[…]21 Januar 2023 – Happy Birthday, my dearest 99 Luftballons […]”

    Link zur Website:

    https://www.nena.de/de/news

    Sarkastisch-zynische Grüße
    Bernie

  3. Off Grid,
    bei der Bildauswahl hab ihr ja richtigen Humor bewiesen!

    So’ne ReichsOpa™ mit eine Metallische-Ballon, beachten Sie die Stromführenden Koboldspeicher im Bildhintergrund, 🦄 🦄 🦄 daß Netz ist der Speicher!

  4. Diese Tagesschaumeldung:
    “Weißes Haus zu Flugobjekten: Keine Hinweise auf Außerirdische” (14.02.2023)
    geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Meinen sie tatsächlich es sei wichtig uns darüber aufzuklären?
    Die Tagesschau ernst zu nehmen, fällt eh schon schwer – wie sie ihre Meldungen formulieren oder wichtige Informationen am besten gleich verschweigen.

    In Anbetracht, dass Außerirdische wohl unsere letzte Rettung wären, ist diese Meldung vielleicht doch wichtig …

  5. Mir tut diese Schülergruppe namens „Northern Illinois Bottlecap Balloon Brigade“ leid. Seit 123 Tagen betreuen die ein Schüler-Forschungsprojekt, lernen dabei vermutlich eine ganze Menge und haben sicherlich noch etwas vor mit ihrem Projekt.

    Dann kommt Uncle Sam mit gleich mehreren Düsenjägern angebrettert und ballert das Forschungsojekt in Stücke.

    Das muss diese Bildungsoffensive sein, von der doch auch in den USA bisweilen die Rede ist. Aber keine Illusion: In Deutschland sehen Bildungsoffensiven so ähnlich aus.

  6. 1983, als die NATO umfangreiche Manöver vorbereitete, war die UdSSR auch sehr nervös und überwachte ihren Luftraum besonders intensiv. Das führte zum Abschuss einer koreanischen Linienmaschine, die Kamschatka zu nahe gekommen war und hätte fast zu nuklearen Gegenschlägen wegen eines Fehlalarms geführt. Dass die Gegenschläge nicht erfolgten, ist der Besonnenheit eines roten Obetstleutnants, der dafür geschasst wurde, zu verdanken.
    Sind die USA jetzt so nervös, weil sie einen nuklearen Schlagabtausch wegen der Ukraine einkalkulieren?

  7. Ich dachte schon daran, dass möglichst viele Leute große Luftballons (mind. 2m Durchmesser) aufsteigen lassen sollten. Vielleicht kann man damit US-Hysterie besser behandeln als mit Pillen und guten Worten.

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