Ukrainischer GUR-Geheimdienstchef Budanow spricht von einem “Trupp Unsterblicher”

Der ukrainische Militärgeheimdienst veröffentlichte dieses Bild von Budanow im Kontext der Versicherung, dass er gesund und munter ist.

Propaganda-Kampf: In Russland werden Gerüchte verbreitet, dass der ukrainische Oberkommandierende Saluschni und Budanow verletzt oder getötet worden seien.

 

Nach den russischen Gerüchten, dass der ukrainische Oberkommandierende Valerie Saluschni Anfang Mai und Kirill Budanow am 29. Mai bei einem Raketenangriff auf Kiew, der Chef des Militärgeheimdienstes GUR, bei russischen Raketenangriffen schwer verletzt oder getötet worden wären, ploppen von ukrainischer Seite vermehrt Botschaften der beiden und widerlegende Artikel auf. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte gemeint, Saluschni könne sich im Ausland aufhalten, wofür es aber keine Anhaltspunkte gibt. Russische Medien spekulierten, ob Budanow in einem Krankenhaus der Bundeswehr in Berlin behandelt würde. Auch dafür gibt es keine Belege. Das gehört zum Geschäft der Verbreitung des Kriegsnebels. Budanow behauptete so auch immer wieder, Putin würde Doppelgänger auftreten lassen bzw. sei vielleicht schon tot und ersetzt durch einen Doppelgänger.

Am Montag soll Präsident Selenskij ein Treffen mit der militärischen Führung gehabt haben, an dem neben dem Kommandeur der Bodentruppen Oleksandr Sirskyi und dem Kommandeur der Tavria-Truppen Oleksandr Tarnavskyi auch Saluschni und Budanow teilgenommen haben sollen, wie ukrainische Medien berichten. Selenskij sagte allerdings nur, es habe Berichte der Kommandeure, des Oberkommandieren und des GUR-Chefs gegeben. Ein Foto von der Sitzung wurde auf der Website des Präsidialamts nicht veröffentlicht. Allerdings gab es am Montag ein Video mit Saluschni während einer Strategiebesprechung.

Am Montag hat sich angeblich Budanow in einem „exklusiven Kommentar“ in der Kyiv Post, der auch auf der Website des Geheimdienstes erschienen ist, lustig über die Spekulationen über seinen Tod oder seine Verletzung gemacht. Zuvor hatte er in einem Video als Kommentar zur Offensive 30 Sekunden lang bedeutungsschwer oder auch mit einer lächerlichen Pose des geheimnisvoll Drohenden geschwiegen. Das Video wurde am 11. Juni veröffentlicht. Das gilt seitens der Ukraine als Beleg dafür, dass die Gerüchte falsch sind, aus dem Video geht aber nicht hervor, wann es gemacht wurde. Behauptet wird etwa auch, dass die starre Pose leichter mit KI-Programmen gefakt werden könne. Die Möglichkeit von Deep Fakes gibt jetzt Skeptikern immer die Möglichkeit, den Verdacht zu hegen, Bilder oder Videos seien nicht authentisch.

Von GUR veröffentlichtes Bild von Budanow

Der „exklusive Kommentar“: „Jetzt wird in der Ukraine eine Sondereinheit unsterblicher Kommandeure gebildet – Valery Saluschni, ich selbst, Stepan Bandera, Symon Petliura, Ivan Mazepa. Daher werden die Russen und ihre Propagandisten in einem nervösen, hysterischen Umfeld noch viel zu tun haben.“ Das zeigt einmal, wie wichtig sich der junge GUR-Chef nimmt, der dafür bekannt und berüchtigt ist, keine moralischen Grenzen bei seinen Angriffs- und Anschlagsplänen zu kennen. So hat er sich auch zu den Anschlägen auf Zivilisten auf russischem Territorium bekannt.

Aber es ist gleichzeitig ein Bekenntnis zur politischen rechtsnationalistischen Tradition. Er stellt sich in eine Reihe mit dem Oberkommandierenden, aber auch mit dem Nationalhelden Stepan Bandera, der mit den Nazis kooperierte und an Pogromen an Juden und Polen beteiligt war. Symon Petljura war kurzzeitig (1919-1920) der Präsident der Ukrainischen Volksrepublik, die mit der Hilfe von deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen entstand und auch Gebiete in Russland (Kuban, Rostow) umfasste. In den rechtsnationalistischen Kreisen, zu denen Saluschni und Budanow gehören, sieht man im vom Westen unterstützten Krieg gegen Russland auch die Möglichkeit, die Ukrainische Volksrepublik wiederherzustellen. Petljura wird auch mit Pogromen an Juden verbunden, die die von ihm beefehligten Milizen während des Bürgerkriegs begangen haben. Ivan Mazepa (1639-1709) arbeitete zunächst mit dem russischen Zaren, war Hetman des Kosakenstaats der Ukraine östlich des Dnipr und führte dann, paktierend mit den Schweden, Kosaken mit schwedischen Soldaten gegen das Heer von Peter dem Großen, dem sich wesentlich mehr Kosaken angeschlossen hatten. In der Schlacht von Poltawa am 28. Juni 1709 wurden die Kosaken Mazepas und die Schweden besiegt. Für die Russen und auch in der Sowjetunion wurde Mazepa negativ gesehen. Seit der Unabhängigkeit der Ukraine wurde er auch zum ukrainischen Nationalhelden.

Der ukrainische Nationalismus trieft nicht erst seit dem Krieg 2022 vor Pathos. Dem schließt sich Budanow an: „Ein Trupp Unsterblicher wird mitten in der Nacht in die Träume der russischen Bürger kommen, die die Ukraine übernehmen wollten, und ihnen Alpträume bereiten.” Ob er sich schon als „Unsterblichen“ sieht, geht daraus nicht hervor, er kokettiert jedenfalls damit, als Nationalheld in die Geschichte einzugehen.

Gestern hat die japanische Botschaft ein Foto von ihm mit dem japanischen Botschafter Matsuda und der stellvertretenden Außenministerin der Ukraine, Emine Japarova, veröffentlicht. Budanow gehe es gut, teilt die japanische Botschaft mit. Es habe einen wertvollen Austausch von Ansichten mit ihm gegeben. Budanow schaut auf dem Foto wie immer todernst, präsentiert einen vor der eigenen Bedeutung völlig versteiften Körper  und mimt den Bedrohlichen. Das könnte der Beweis sein, dass die russischen Gerüchte nicht stimmen.

Heute soll er gesagt haben, wie ukrainische Medien berichten, dass die russische Truppeneinheit, die den Kachowka-Staudamm bewachten eine halbe Stunde vor der Explosion den Befehl über Funk erhalten hätten, ihre Sachen zusammenzupacken und abzuziehen. Gleichzeitig sei eine Spezialeinheit eingesetzt worden. Seltsam sei, so Budanow, dass die russischen Truppen in der Nähe des Staudamms von der Operation nichts gewusst hätten und überrascht worden wären.  Belege bietet er nicht an.

Update: Gestern trat Budanow live im Fernsehen auf.

Nach dem Economist wurde das Gebäude des Militärgeheimdienstes auf der Rybalsky-Insel in Kiew zweimal mit Raketen angegriffen. Das erste Mal im März 2022, das zweite Mal Ende Mai mit Raketen und Drohnen, woraufhin in russischen Medien behauptet wurde, Budanow sei verwundet worden. Angeblich aber soll das Gebäude knapp verfehlt und nicht einmal beschädigt worden sein. Budanow, so schwärmt der Economist, werde vom Kreml heftig gejagt, will sich aber nicht verstecken.

 

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22 Kommentare

  1. Auf dem unteren Bild sind Körper und Köpfe auf eigenartige Weise perspektivisch verschoben. Alle Köpfe sind im Verhältnis zum Körper zu groß. Photoshop?

    Bezüglich der Ukraine: Erst lief die Offensive der Ukraine schlecht, dann hat die Ukraine erklärt, dass die Soldaten eine Pause brauchen und die Offensive erstmal angehalten werden muss. Und nun haben die Russen noch eine Offensive gestartet…

    1. Die Köpfe passen, die Uniform ist nur zu eng geschnitten, daher wirkt das seltsam. Für etwas, was für den Kampf gemacht wurde, sieht es jedenfalls nicht aus.
      Und was die Frau trägt ist ein Totalausfall guten Geschmacks.

    2. Die Köpfe passen schon irgendwie, aber der Budanow sieht aus wie in das Bild
      hinein gebastelt. Im Original schien er in der rechten Hand etwas zu halten. Als
      wenn er auf den Autoschlüssel drückt um die Türen seines Autos zu öffnen.
      Er steht dem Japanischem Botschafter auch zu sehr auf der Pelle.
      Die Japarova sieht auch nicht gerade aus, als das sie für ein offizielles Foto posiert..
      Bei ihr sieht es eher wie ein steifes Urlaubsbild aus, auf dem sie in irgend einem Hafen
      in Süd Frankreich steht. Insgesamt 3 Personen in unterschiedlichen Situationen.

  2. Valerie Saluschni und Kirill Budanow sind Puppenmunter sieht man den beiden auch an, wenn’s bei allen Möglichkeiten nur noch Standbilder gibt.

    Meine Vermutung ist daß es innerhalb der Ukrainischen Machtgruppen zu Säuberungen und Standrecht kommt. Die Endphase ist damit eingeläutet und wird noch ein Menge Opfer unter den Ukrainer*Innen fordern.

  3. “Aber es ist gleichzeitig ein Bekenntnis zur politischen rechtsnationalistischen Tradition.”

    Herr Rötzer, ist das nicht ein wenig euphemistisch? Fürchten Sie, als Putin-Nachplapperer verunglimpft zu werden, wenn Sie faschistische Tradition faschistische Tradition nennen?

  4. Spielt es denn irgendeine Rolle, ob er lebt oder nicht? Diese Überlegungen, ob da gefaked wurde, egal von wem, ob gezielt Gerüchte gestreut wurden und was weiß ich, haben längst surreale Züge angenommen. Wenn dieser Scheißkrieg zuende geht, ohne uns am Ende atomar zu verdampfen, wird es einen Berg von Leichen geben, von deinen einige wenige ein Gesicht und einen Namen haben, der über den Kreis der hinterbliebenen Angehörigen hinaus bekannt ist. Was interessiert das, wenn du deinen eigenen Sohn, Bruder, Freund oder Vater begraben musstest?
    Vielleicht kannst du an einem Denkmal vorbeigehen, dass das Vaterland deinen Toten Kindern als Dank, oder sollte ich als Hohn schreiben, errichtete.
    Und in den Talkshows sitzen die ewig gleichen fiesen Gestalten, um dir alles zu erklären.

    Es fällt. Schwer, den Tag zu beginnen, ohne an den Ausspruch Liebermanns zu denken : Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen will.

    1. Zynismus on: Das muss die Freiheit des Plünderns durch den Westen und desselben Hegemonie doch schon wert sein. Frag doch mal den Gauck oer die StraZi. Also. Zynismus off.

  5. Diese Spekulationen kommen vor Allem daher, weil Beide vorher sehr Medienwirksam waren. Die spielten sich immer auf wie Promis und waren ständig omnipräsent in den ukrainischen Medien. Und dann plötzlich sind sie von der Bildfläche fast vollständig verschwunden. Es tauchen nur ab und zu so seltsame Bilder auf, die auch Archivbilder sein könnten, oder auch leicht zu fälschen wären. Einige sind auch als Fälschung entlarvt worden, was die Gerüchte nur verstärkte.

    1. Das ist der Hurra-Selfie-Starrschnitt (Pappkamerad) zum aufstellen für’s Shopping-Center oder ähnliche Cargo-Kult-Stätten!

        1. Das wäre alsolute Tirequälerei! Ein paar Aufsteller an die Griechesche
          und Italienische Küste und die Bootsflüchtlinge drehen sofort wieder um.
          Auch Banken könnte man damit sichern. In der Vorhalle mit den Geldautomaten
          aufgestellt und schräg mit Dämmerlicht beleuchtet, wird sofort der Sprengstoff
          für die Automaten Sprengung unbrauchbar. Nachteil: Bis die Täter wieder aus
          der Psychatrie raus sind, gibt es kein Bargeld mehr.

  6. “Symon Petljura war kurzzeitig (1919-1920) der Präsident der Ukrainischen Volksrepublik, die mit der Hilfe von deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen entstand und auch Gebiete in Russland (Kuban, Rostow) umfasste.”

    Naja, eigentlich hat die zwischen Januar und April 1918 durch deutsche und k.u.k. Truppen als Satellitenstaat geschaffene und anschließend von den Besatzungstruppen zugunsten eines Hetmanats aufgelöste Ukrainische Volksrepublik nie den Kuban umfasst. Die deutschen Truppen drangen nur bis Rostow vor.
    Und nach dem Abzug der Truppen der Mittelmächte ab November 1918, als also Petljura “Präsident der Ukrainischen Volksrepublik” wurde, existierte sie nur noch auf der Karte.

    1. Danke für diese Informationen. Während der Herrschaft Petljuras gab es eine Kampagne gegen den Juden und Bolschewiken (wörtlich), der nach unterschiedlichen Angaben bis zu 400.000 Menschen, die meisten davon Juden, zum Opfer fielen. Petljura wurde im Exil in Paris von einem Studenten erschossen, dessen gesamte jüdische Familie Opfer der Pogrome geworden war.

      Nur am Rande: Der “Mowa”-Wahn war damals noch nicht so verbreitet. Petljura nannte sich, und so lautete auch seine Geburtsurkunde, Semjon Wassiljowitsch, nicht Symon dingens. Aber heute sind alle Wikipedia- und andere Webeinträge treulich ukronazistisch arisiert.

  7. Unsterblichtkeit??? Ist doch wieder nichts anderes als das Geschwafel von Heldentum und Patriotismus.
    Nicht das Leben auf Erden wird gepriesen sondern ein Leben nach dem Tod um die Opferbereitschaft zu fördern.

    Die, die das propagieren liegen derweil in weichen Federbetten und lassen es sich gut gehen, egal ob in Berlin, London oder Washington.

  8. Das russische Verteidigungsministerium scheint die ukrainischen Pläne als sehr viel ernster einzuschätzen.
    Gestern zitierte die Tass Shoigu:
    „”According to our data, the leadership of the Ukrainian armed forces is planning to deliver strikes on the territory of the Russian Federation, including Crimea, with HIMARS [rockets] and Storm Shadow missiles,” he said.
    The top military official stressed that the use of these weapons outside of the special military operation zone would trigger immediate strikes by Russia on decision-making centers in Ukraine and would imply the full-fledged involvement of the US and UK in the conflict.“
    https://tass.com/defense/1635325

    Demnach kann sich der Ukraine-Krieg schon bald dramatisch ausweiten.

  9. Angeblich hat ja die japanische Botschaft beflissen dieses Bild getwittert. Es fragt sich. was ein Geheimdienstchef bei einem solchen “Photoshooting” zu suchen hat, abgesehen davon, dass das Bild, jedenfalls der Budanow darin, extrem unecht aussieht. Ohnehin sind professionelle Leiter von Geheimdiensten keine PR-Fuzzis. Markus Wolf hat jahrzehntelang kein Bild von sich veröffentlichen lassen.

    Übrigens ist Herrn Rötzers “der junge Geheimdienstchef” ausgesprochen peinlich, müssen solche Huldigungen sein? Budanow ist so jung nicht mehr, und war mit seinen Auftritten bislang schlicht ein verblödeter Fascho. Ob tot oder nicht, sein Nichtauftreten hat die Qualität der Medienlandschaft eher verbessert.

    Immerhin ist das Verschwinden und geisterhafte Wiedererscheinen von Saluschny und Budanow schon auffällig. Und das Geschwafel von den “Unsterblichen”, nunja. Petljura wurde von einem Verwandten der von seinen Horden abgeschlachteten Menschen abgeknallt, Bandera in München gepopelt, Schuchtjewitsch erschossen, achja, Konowalez gab es ja auch noch .. sic semper tyrannis. Die Ukronazis sollte das nachdenklich machen.

  10. Was hat denn der Chef des Militärgeheimdienstes in der japanischen Botschaft zu suchen? Das deutet auf das hin, was ich schon länger beobachte: er ist der Regierungschef. Er bildet zusammen mit Zalushny eine Militärdiktatur, sehr ähnlich der im Ersten Weltkrieg bestehend aus Hindenburg und Ludendorff. Zalushny war eine Zeitlang verschwunden, dann gab es ein Video, auf dem er aber erkennbar nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Budanow hat dann wohl übernommen und in diese Zeit fallen die hochriskanten Angriffsversuche im Süden, die dann mit großen Verlusten an Leoparden und Bradleys endeten. Das ist die Handschrift Budanows.

    Ein Hardcore-Nazi, der mehrfach und eindeutig die Aufforderung Banderas, die “Moskowiter”, also die ethnischen Russen, einfach zu vernichten, in vollem Umfang nachkommen will. Da bleibt kein Spielraum für Interpretation.

    Nun wurden ja zwei Bilder “veröffentlicht” (unter diesem Link). Sie wurden zu verschiedenen Zeiten aufgenommen, Japarowas Handhaltung ist anders. Budanow hingegen hat exakt dieselbe Kopf- und Handhaltung und schaut im zweiten Foto nicht in die Kamera. Also es entsteht der Eindruck, das sei eine Wachspuppe. Außerdem kommt ihm Japarowa im zweiten Bild auffallend nahe. Ich muss hier eine deutliche Warnung aussprechen: der echte Budanow könnte sexistisch sein.

    Und warum das Ganze in der japanischen Botschaft? Nun, dort fällt eine Wachspuppe am wenigsten auf.

    Was bin ich heut’ wieder böse.

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