Ukraine: SS-Division “Galizien” als Werbepartner der Armee-Mobilisierung

Vorbild für die ukrainische Armee. Bild: X
 
Auf großen Plakatwänden in Lwiw (Lemberg) wird mit einem Bild der SS-Division “Galizien” für den Eintritt in die ukrainische Armee geworben. Der dazu verkündete Slogan: “Gestern sie, heute Du”.
Das Bild stammt aus dem Mai 1943 und zeigt ursprünglich den SS-Führer Heinrich Himmler, der auf dem Truppenübungsplatz Neuhammer in Niederschlesien eine ukrainische Einheit inspiziert. Himmler selbst wird auf dem Plakat-Bild durch das Wappen der Division und die Aufschrift “80 Jahre Schlacht bei Brody” verdeckt. Bei der Stadt Brody nordöstlich von Lwiw fand im Juli 1944 eine Kesselschlacht statt, bei der tausende Angehörige der, so die offizielle Bezeichnung, “14. SS-Waffen-Grenadier-Division, galizische Nr. 1`”, den Tod fanden. Der Roten Armee unter Marschall Konew öffnete die Schlacht den Weg nach Lemberg und in das polnische Kernland.
Das für das Plakat verwendete Bild von ukrainischen Soldaten mit Heinrich Himmler.
Die Aufstellung einer wesentlich aus Ukrainern bestehenden Kampfeinheit in Divisionsstärke wurde von Hitler nach einigem Zögern im April 1943 genehmigt. Die Anwerbung ukrainischer Männer unmittelbar danach erfolgte in Kooperation von SS-Dienststellen mit dem SS-Distrikt-Kommandeur Galiziens, Wächter, an der Spitze und dem vom sog. Melnyk-Flügel der Faschisten-Organisation OUN dominierten “Ukrainischen Militäramt” in Krakau. Der Bandera-Flügel der OUN konzentrierte sich in dieser Zeit auf die Rekrutierung für die sog. “Ukrainische Aufstandsarmee” (UPA), war mit der SS-Division aber über Kontaktpersonen verbunden.
Nach polnischen Berichten folgten ca. 80.000 Ukrainer der Anwerbung. Einige tausend wurden ausgesucht und zur militärischen Ausbildung in Neuhammer zusammengezogen. Im Herbst 1943 umfasste die Division diverse Untereinheiten mit insgesamt rund 15.000 Soldaten. Befehlshaber im Stab und den unteren Einheiten waren deutsche SS-Angehörige und Wehrmachts-Offiziere. 3 Bataillone unterstanden Ukrainern. Die Division wurde bis zum Winter 1943/44 vor allem auf dem Balkan eingesetzt, danach zwecks Stärkung der Ostfront im Gebiet der heutigen Ukraine. Von polnischen Historikern wird die SS-Division schwerer Kriegsverbrechen in Wolhynien, Galizien und der polnischen Wojewodschaft Lublin beschuldigt. Bekannt und auch in deutschen Veröffentlichungen nicht bestritten wurde u. a. die “Pazifizierung” des polnischen 1000-Seelen-Dorfes Huta Piernacka 1944, bei der fast 90% der Einwohner ermordet wurden.
In Deutschland und den USA sind in Militaria-Verlagen mehrere Bücher über die SS-Division erschienen, u. a. ein Buch des Divisions-Kommandeurs von 1944,  Wolf-Dietrich Heike, mit dem Titel: “Sie wollten die Freiheit”. In der heutigen Ukraine, vor allem in ihrem westlichen Teil, haben die Angehörigen der SS-Division “Galizien” Heldenstatus. Im September 2020 hat das Oberste Gericht der Ukraine daher entschieden, dass das Wappen der Division keine Verbindung zum Nationalsozialismus aufweist und in öffentlichen Darstellungen verwendet werden darf.
Der Bezirk Lwiw gilt neben den 4 anderen Bezirken Galiziens und Wolhyniens als Heimatregion des ukrainischen Rechtsextremismus. Der Mer (Bürgermeister) von Lwiw, Sadowy, tritt regelmäßig als Förderer der radikalen Nationalisten auf. Nachdem in der Sylvesternacht 2023/24 das “Ehrenmuseum” des Holocaust-Täters Roman Schuchewytsch in Lwiw durch eine russische Drohne zerstört wurde – mehrere hundert Exponate waren zuvor entfernt worden -, bemüht sich Sadowy um einen raschen Wiederaufbau. In einem kurzfristig ausgeschriebenen Architekten-Wettbewerb wurde am 30.6. bereits der Preisträger, das bereits durch Entwürfe für nationalistische Monumentalbauten hervorgetretenen Büro “Guess line architects”, benannt.
Andererseits bemüht sich Sadowy um eine demokratische und liberale Fassade für seine Stadt. Seine letzte Errungenschaft hierbei ist eine im Mai diesen Jahres feierlich unterzeichnete Städtepartnerschaft mit Frankfurt am Main. Ältere Partnerschaften pflegt Lwiw mit Freiburg i. Br. und mit Würzburg. Über den großen Einfluss der Rechtsextremisten in Lwiw erfährt man aus den ortsansässigen Medien der deutschen Partnerstädte so gut wie nichts. Kennzeichnend ist ein längerer Artikel der “Frankfurter Rundschau” über Lwiw vom 14.5.2024 mit der Überschrift “Das ist Frankfurts neue Partnerstadt Lwiw”. Die Zeitung berichtet u. a. über die Kaffeehaus-Kultur in der Stadt, das “Lwiwsker-Bier” und den örtlichen Fußball-Club. Wer würde sich da noch für das Schuchewytsch-Museum oder das riesige Denkmal des Faschistenführers Bandera interessieren?

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52 Kommentare

  1. Die Ukrainer sind unschlagbar. Diese Vorlage werden die Russen den Ukrainern ins Tor knallen. Und vielleicht schießt die polnische Opposition ja mit. Denkbar dämlich, was auch für die doitschen Partnerstädte gilt. Besser kann man nicht desavouiert werden.

    1. Bei den in Thüringen gegenwärtig überall die Landschaft verunstaltenden Plakaten wird der Genosse Ramelow als „Christ.Sozialist.Ministerpräsident“ beworben. Jeglicher Bezug zu seiner Partei fehlt. Hat der Genosse Ramelow etwa Angst, mit der „Linke“ in Verbindung gebracht zu werden?

      1. Interessant daß die Linkspartei da mitspielt. Die haben wohl auch Angst die Wahl zu verlieren. Und gebrn sich dann als “CDU” aus? So sehen die Plakate doch aus. Das einzige, was der Ramelow auch sonst vorweisen kann ist nicht Höcke zu sein. Tolles Wahlangebot.

    2. Spätestens seit der Ernennung durch Genossin Merkel ist der aus meiner Sicht (bin kein Thüringer, kann also nur Nachrichten beurteilen) von einem Parteiapparatschik einer Ostdiktatur nicht in irgendeiner wesentlichen Weise verschieden.

      1. Nun, die „Ostapparatschiks“ dünkten sich zwar gelegentlich als etwas besseres als die normalen Menschen. Aber Hass auf ihre Untertanen konnte ihnen niemand vorwerfen.
        Beim Genossen Ramelow ist es so, das er jeden Thüringer hasst, der sich nicht bedingungslos den „Wessis“ andient…Noch sagen viele Thüringer zu Ramelow : „Geh mit Gott, aber geh!“. Das könnte sich aber bald ändern…

        1. Hass, nicht, Verachtung der Untertanen gabs aber durchaus. Das ist dann nicht mehr so arg verschieden, aber ich kann die Unterscheidung nachvollziehen. Der Ramelow ist schon ein besonders repräsentativer Westimport.

  2. Die Bürger müssen hier endlch aufstehen gegen rechts, sagt die Ampel, nur sind damit ihre Kriitker gemeint, die als rechtsextrem gebrandmarkt weren, nicht die strammen Nazis von Asow, die sich mittlerweile sogar noch hier tummeln dürfen. Die werden stattdessen mit Mrd überschüttet. Geld das inzwischen hier fehlt und unsere Wirtschaft gegen den Baum fahren lässt.
    Die Verarschung der Bürger hat mittlerweile Ausmaße erreicht, die einmalig sind seit 1945.

    1. Klappt doch alles bestens die dummen Menschen hier lassen sich von der Regierung allen ernstes einreden das Russland eine Gefahr für uns darstellt.Die größte Gefahr die auf uns zukommt ist die korrupte Ukraine und keiner glaubt es.Schluss mit der Unterstützung und den Waffen Lieferungen so beendet man keinen Krieg.Die sollen selber sehen wie sie fertig werden.

      1. Die sollen selber sehen wie sie fertig werden ist aber irgendwie auch gemein. Immerhin handeln sie (verrecken sie) vorrangig im Auftrag von GB/USA sowie all dem protofaschistoiden Gesindel, das sich auf deren Schleimspur bewegt. Und last not least sind auch die Ukronazis noch Mitmenschen, wenngleich auch völlig irregeleitete. Aber sie haben auch Eltern, Frauen, Kinder usw. für die ihr Tod genauso schmerzhaft ist wie der Tod von Angehörigen unsererseits. Kann man ruhig mal im Hinterkopf behalten.

        Auch frage ich mich, in welcher Position die Ukronazis heute wohl wären, hätte man 2014 nicht Janukovic aus dem Land gejagt.

  3. Das ist jetzt so fünf Jahre her. Da war ich in Deutschlands Ökohauptstadt Freiburg und sprach mit Vertretern der dort ansässigen Bionade-Bourgeoisie. Also durchaus politisch interessiert. Ich wollte wissen, ob sie denn nichts dagegen hätten, dass in ihrer Partnerstadt Lwiw nun ein 30 Meter hohes Bandera-Denkmal eingeweiht wurde, was die Stadt Freiburg zwar nicht direkt, wohl aber den davor liegenden Prospekt bezuschusst hatte. Es kam wie zu erwarten: wer ist Bandera? Warum kriegt der ein Denkmal? Und warum sollten wir etwas tun?
    Immerhin haben sie bis jetzt gewartet, bis sie offen mit der “Galizien”-Division werben. Sie wussten sehr gut, was das bedeutet. Mehr von dem, was schon bisher nicht geholfen hat. Das ganze Land stellen sie voll mit Museen über diese Kriegsverbrecher und benennen Plätze und Straßen nach ihnen. Echte Begeisterung können sie damit aber nicht auslösen. Schauen wir auf die Wahlergebnisse der faschistischen Partei Swoboda:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Allukrainische_Vereinigung_%E2%80%9ESwoboda%E2%80%9C#Wahlergebnisse

    Eine regelrechte Explosion der Wahlergebnisse nach 2006. Dann aber, ab 2014, als sie tatsächlich Faschismus hatten, der große Einbruch. Auf jetzt stark 2 Prozent. Diese 2 Prozent wollen diese Museen und Straßennamen, 98 Prozent wollen das nicht. Aber die 2 Prozent haben halt das Sagen. Die Nazibanden haben das Gewaltmonopol.

    1. Swoboda ist ja nur eine Partei. Die Banderafaschos haben sich überall im Staatsapparat eingenistet. Die brauchen keine politischen Parteien mehr um zu regieren. Deswegen ist Swoboda auch so eingebrochen. Eigentlich hatte das Volk ja Selendski mit d emVersprechen von Frieden gewählt, aber wer die Politik vorgibt sieht man ja. Selenski darf vorne herumturnen und den Landesvater mimen. Die Macht haben die Banderafreunde.

        1. es ist ja alles nicht verwunderlich, was in der Ukraine angestellt wird, aber wie in Deutschland damit umgegangen wird und wie sich Politiker und Teile der Bevölkerung desavouieren lassen, das mag mein Magen gar nicht.

    2. Wir sind ja nicht oft exakt der gleichen Meinung, diesmal aber schon. Vielen Dank für Deinen Beitrag. Leider glauben viele Mitmenschen kein Wort wenn man ihnen erklärt daß die Nazis dort eine viel direktere Form von Machtausübung bevorzugen als eine Anzahl Parlamentssitze. Dieses Ausmaß an Naivität finde ich … frustrierend.

    3. Immerhin haben sie bis jetzt gewartet, bis sie offen mit der “Galizien”-Division werben.

      Die haben auch früher schon ganz offen damit geworben. Interessierte nur in Deutschland Niemanden.

  4. Zu den bizarren Zügen des gerade laufenden Dritten Weltkriegs gehören sicherlich auch Imitationen und Travestien des Zweiten Weltkriegs.

  5. Tja, nachdem man in DE angesichts der AfD endlich verlautbart hat, dass alle SS-Angehörigen Verbrecher waren, ehrt man die UA-Angehörogen mit.
    Aber was soll’s in Suttgart steht eine Halle, die nach dieser Maßgabe, nach dem Verbrecher Schleyer benannt ist.

  6. Eigentlich wollte die 3. Sturmbrigade des ukrainischen Asow-Regiments in diesen Tagen auf Fantour in der EU neue Mitglieder und finanzielle Unterstützung einwerben.
    Von den vorgesehenen Städten sind inzwischen neben Rotterdam, Brüssel und Köln auch die Auftritte in Berlin und Hamburg ausgefallen – dank der Protestaktionen antifaschistischer Gruppen. Von Grünen, FDP oder SPD sind mir keine Kommentare bekannt.
    Auch von ukrainischen Gruppen und Initiativen gab es kaum kritische Stimmen. Allerdings wollte sich die 3. Sturmbrigade mit Ukrainern in den Veranstaltungsstädten zu treffen. Weiß jemand daüber Näheres?
    Die Termine in Prag und Vilnius kommende Woche sollen noch stattfinden.

    1. das ist ja erfreulich dass die Asow termine alle platzen.

      in einem Post auf focus habe ich das auch grad gesehen, dass der termin in Berlin abgesagt wurde.

      Schon irre dass die hier einfach Soldaten für den Krieg anwerben dürfen.

  7. @ Jörg Krauß
    Ich kann meine Freude nicht verschleyern.
    @ venice12
    “Prag” ist im Übrigen eine sehr schöne Stadt. 😉

  8. Welche Kulturschaffende wurde vor Jahren auch als ehemalige Mitglieder der Waffen-SS entarnt, insbesondere Leute die in linken Kreisen populär waren, mir fällt da spontan der Name Grass ein ?
    Inwieweit kann man dann AfD Poliker verurteilen die gesagt haben sollen “… nicht alle Mitglieder der Waffen-SS waren Verbrecher …”.
    Habe übrigens mit der AfD und ähnlichen Gruppierungen “nichts am Hut” einschl. ausländischer Organisationen, in Ost und West, wie den BANDERA-/ den US-Army-Kriegsverbrechern usw.

    1. auf Wikipedia steht, dass der Militärgerichtshof 1945-46 die SS als verbrecherische Organisation.
      Somit wurde jedes Mitglied als Verbrecher betrachtet.
      Ausdrücklich ausgenommen wurden all die , die gezwungen wurden beizutreten.
      Das scheinen wohl einige gewesen zu sein, wie zb. Günter Grass, oder Hardy Krüger.

    2. Erstens ist Grass nicht “enttarnt” worden, sondern hat im Jahre 2006 selbst die Öffentlichkeit davon informiert, dass er im November 1944 als 17-Jähriger Mitglied der Waffen-SS geworden war.

      Zweitens verlief das Interview der italienischen Journalistin mit Herrn Krah doch ein wenig anders. Krah hatte zuvor erklärt, die Deutschen sollten stolz auf ihre Vorfahren sein. Daraufhin fragte sie nach: “Auch auf SS-Offiziere?” Offiziere!
      D.h. die Journalistin war schon so freundlich, Herrn Krah alles unterhalb des Rangs SS-Sturmführer “zu schenken” und fragte nach “stolz sein auf SS-Offiziere”.
      Hat aber nicht gereicht. Krah schlug sich dennoch “in die Büsche”, erklärte, dass ja nicht alle Mitglieder der Waffen-SS Verbrecher gewesen seien – wonach die Journalistin gar nicht gefragt hatte – usw. usf. “Denk doch an Grass, denk doch an die 17-Jährigen, 900.000 SS-Mitglieder können nicht alles Verbrecher gewesen sein …”
      Dabei war die Frage klar genug gestellt und Krah wollte sie ganz offenbar nicht beantworten.

      Und da Herr Hitler in keinem persönlichen Prozess verurteilt wurde ist vermutlich auch er Krah zufolge nicht als Verbrecher zu betrachten.

      1. Der 17jährige Grass hatte übrigens zu dem Zeitpunkt 11 Jahre Propaganda über sich ergehen lassen müssen. 1933 bei der Machtübernahme war dann wohl 6 Jahre alt. Man kann von einem Kind nicht erwarten, dass es genug geistige Fähigkeiten, Erkenntnisse und Erfahrungen besitzt, um sich gegen Propaganda zu wehren.

        Das schafft ja heute nicht mal ein Großteil der Erwachsenen.

  9. In der heutigen Ukraine, vor allem in ihrem westlichen Teil, haben die Angehörigen der SS-Division “Galizien” Heldenstatus. Im September 2020 hat das Oberste Gericht der Ukraine daher entschieden, dass das Wappen der Division keine Verbindung zum Nationalsozialismus aufweist und in öffentlichen Darstellungen verwendet werden darf.

    Herr Kallok tut weiterhin so, als würde der Nazi-Kult in der Ukraine ein “Ausdruck des Volkswillens” sein, welchem Kallok zufolge sich im Jahre 2020 sogar das Oberste Gericht habe beugen müssen. Das Gegenteil ist wahr!

    Als der “orangene” Präsident Juschtschenko, dessen Frau Kateryna Tschumatschenko dem national-faschistischen ukrainischen Exilantentum in den USA entstammte, im Jahre 2010 die Faschisten Bandera und Schuchewitsch zu ukrainischen Nationalhelden machte (was Janukowitsch nach seiner Wahl zum Präsidenten revidierte), da konnte er vielleicht auf Beifall aus Galizien setzen, aber nicht aus den restlichen 18 Provinzen des Landes. Und es hat ihn kein bischen gejuckt!
    Auch das quasi-staatliche “Ukrainische Institut für Nationale Erinnerung”, das die siegreichen “Orangen” im Jahre 2006 schufen, dient seither nicht dem Zweck, “Volkes Stimme” in der Erinnerungspolitik Gehör zu verschaffen, sondern im Gegenteil die Weltsicht und das Geschichtsverständnis der ukrainischen Bevölkerung antikommunistisch-nationalistisch zu formen.

    Und die entschiedensten Exponenten dieses angestrebten antikommunistisch-nationalistischen Weltbildes, die zudem eine antirussische “Westausrichtung” (qua “Tradition”) der Ukraine garantieren, sind nun einmal die historischen ukrainischen Faschisten.

    Dass man damit in der gesamten Ukraine keine Wahlen gewinnen kann wusste auch der Demagoge Selenski. Deshalb sprach er sich während seiner Kandidatur zur Präsidentschaftswahl 2019 nicht nur für eine Beilegung des Bürgerkrieges (von Bürgerkrieg hat er natürlich nicht gesprochen) und einen Ausgleich mit Russland aus, sondern absolvierte einen erheblichen Teil seiner Wahlkampfauftritte auf Russisch und ließ sich unmittelbar nach seiner Wahl, am 9. Mai 2019, effektvoll am Grab seines Großvaters ablichten, eines Gardeleutnants der Roten Armee während des 2. Wk, der auf dem Grabstein zudem in Uniform abgebildet ist.
    https://www.youtube.com/watch?v=TKOV10nSwXo

    Zum Thema Bandera und Co verlautbarte Selenski während des Wahlkampfes, die Westukraine habe nunmal “ihre Helden”, so wie die Ostukraine die ihren. Was natürlich lächerlich ist, denn die faschistischen Helden “der Westukraine” wurden 2015 per Gesetz zu Helden der gesamten Ukraine ernannt (Gesetz „über den Rechtsstatus und das An-
    denken an die Teilnehmer am Kampf für die Unabhängigkeit der Ukraine im 20. Jahrhundert“ mit Strafandrohung bei Nichtbefolgung) und die verbliebenen Ehrenmäler für die Befreier der Roten Armee hat Selenski seitdem in der gesamten Ukraine planieren lassen (selbst in der Westukraine wurden einige Ehrenmäler von der Dorfbevölkerung regelrecht verteidigt).

    Der Tenor in der deutschen Presse lautet, dass Bandera und Co “umstrittene” Figuren seien. Damit will man wohl u.a. zum Ausdruck bringen, dass man sich ihrem Andenken nicht verpflichtet fühlt, “aber wenn die Ukrainer es nun einmal so wollen” könne man wenig dagegen tun. (So letztlich auch Kallok.)
    Dass das Gegenteil wahr ist dokumentiert vielleicht am besten der Münchener Waldfriedhof, auf dem zwei führende deutsch-ukrainische Kollaborateure ihre “letzte Ruhestätte” gefunden haben. Dort liegen Pawel Skoropadski, ein ukrainischstämmiger zaristischer General, der zwischen Ende April und Anfang November 1918 ein Marionettenregime (“Hetmanat”) von deutschen Gnaden in der Ukraine anführte und Stepan Bandera, dem die 23 Jahre später erneut in die Ukraine einmarschierten Deutschen solche Ehre zu seiner Verwunderung verweigerten.
    Beide Kollaboranten sind “Freiheitshelden”, Ausdruck der innigen deutsch-ukrainischen Freundschaft. So wie auch die SS-Division Galizien.

    1. Wichtiger Hinweis von @ Besdomny. Ergänzen möchte ich bloß, dass der von ihm skizzierte Versuch der Schaffung einer anti-kommunistischen, anti-russischen und nationalistischen (eher: galizo-parochialen oder galizo-faschistischen) Großgruppenidentität für die Ukraine natürlich weiter zurückreicht und von gewissen Kreisen der dortigen Herrscherkaste ab den frühen 1990ern aufgezogen worden ist (unter Bezugnahme auf älteres Gedankengut – Stichwort der von @ Besdomny erwähnte Skoropadski. Skoropadski, ein Typ, der im Übrigen auch „Adik“ beeinflusste (“Ukraine als deutsches Indien”), was mysteriöserweise nicht von der stets “topaktuellen” Wikipedia erwähnt wird, dafür aber noch von Historikern wie Fritz Fischer etc.). Richtig an Fahrt nahm das Projekt dann natürlich nach der 1. Maidaner Farbrevolution (2004) auf.

      Ansonsten möchte ich einfach diese Passage aus dem Artikel “No Moscow stooges: identity polarization and guerrilla movements in Donbass” von Anna Matwejewa beisteuern. Der restliche Artikel findet sich hier, ist aber (inzwischen?) hinter einer Bezahlschranke.

      Anmerkung: Matwejewa ist eine bürgerliche Wissenschaftlerin (LSE), gilt aber als pöse Renegatin in Donbass- / Ukrainefragen, da sie – ähnlich Richard Sakwa, Ivan Katchanovski oder Kimitaka Matsuzato – nicht auf Linie schreibt. Somit stehen ihre Artikel sinnbildlich für die „besten Analysen“, die man im Westen zu dem Thema noch bekommen kann. Was das wiederum bedeutet, kann jeder für sich selbst entscheiden…

      Omnipresence of ‘Russianness’ continued after 1991. Independence did not bring a great deal of separatedness, as few barriers in society existed to penetration of the modern Russian culture. The use of Russian language in everyday interaction, cinema and pop culture, open borders, ease of travel and education, business ties, mutually understandable life strategies and prominence of Russian TV channels meant that Russian cultural influence was in abundance throughout independence period and the society was readily absorbing it. As fewer news programmes were available in Russian on Ukrainian TV, it was natural for Russian-speaking citizens of Ukraine to watch channels from Russia until they were banned in 2014. Even political ‘West’ of Ukraine did not considerably detach from Russia due to high labour migration.

      Role of western Ukrainians in cultural identity-building was significant because they had a culture distinct from the Russian/Soviet one. All post-Soviet ministers of culture originated from Western Ukraine. Thus, a regional culture got promoted as a national to provide a legitimization to the nationhood, but as it was based on pastoral roots of Western Ukraine, it found little resonance in big Russian-speaking industrial cities, socially distant from it. While most of the mainstream society unconsciously went along with closeness to Russia, the minds of politicized intelligentsia were dominated by a sense of cultural vulnerability and artificiality of the new nationhood vis-à-vis the Russian colossus. As Kolstoe predicted already in 1995 (Kolstoe, 180).

      Culturally, … authorities may carry out a linguistic and educational ukrainisation process which proceeds so fast, or goes so deep, that the Russians begin to fear for their cultural identity. This danger is emanating primarily from certain sections of the cultural intelligentsia … who are bent on turning the political liberalisation of Ukraine into a cultural triumph for ethnic Ukrainians at the expense of other groups.

      This was the process taking place over some 20 years, and an attitude towards Russia has become the main identity marker in politicized circles. Holman warned (Holman 1994, 95) that ‘ultimate challenge to Ukrainian sovereignty may be neither military, political or economic. Rather, it seems likely to be cultural, spiritual, and psychological. … Does their [Ukrainians] contaminated legacy truly divide them from the Russians?’

    2. P.S.
      Ganz vergessen:
      Jaroslaw Stezko, Banderas Stellvertreter, liegt natürlich ebenfalls auf dem Münchener Waldfriedhof (+1986). Irgendwie kommt der Mann immer zu kurz.
      Und es sich sicher kein Wunder, dass sich um die Ecke der von Gehlen gegründete westdeutsche Geheimdienst befand.

    3. In der Ukraine ist der Heldenstatus von Bandera, Schuchewytsch und “Galizien” nicht Ausdruck eines breiten Volkswillens. Da haben Sie völlig recht. Vielleicht hätte ich daher vom “offiziellen Heldenstatus” schreiben sollen. Ich gehe aufgrund von Beobachtungen und Gesprächen bei mehreren Besuchen in der West-Ukraine in den Nuller-Jahren sogar davon aus, dass selbst dort eine Mehrheit der Bevölkerung sowohl die vorbehaltlose Heroisierung dieser Gestalten wie die schroffe Konfrontationspolitik gegenüber Russland ablehnen, wenn auch letzteres heute vielleicht nicht mehr so intensiv wie vor 15 Jahren. In meinem Artikel vom 19.5. (“Morgen endet die Amtszeit Selenskijs”) habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass das mit 5,5 % katastrophale Ergebnis des amtierenden Präsidenten Juschtschenko im 1. Wahlgang der Präsidentschaftswahl 2010 vor allem auch auf seine Konfrontationspolitik, innergesellschaftlich wie gegenüber Russland, zurückzuführen ist.

      Aber der Westen der Ukraine ist eben doch der Hort des ukrainischen Nationalismus, der ukrainischen Sprache und Volkskultur. Der radikale ukrainische Nationalismus (OUN) hat sich vor allem im Kampf gegen die polnische Herrschaft in Galizien und Wolhynien organisiert und dort seine massgebenden Führungsfiguren (Konovalec, Bandera, Schuchewytsch) hervor gebracht. Das ist bis heute identitätsstiftend, zumal radikale Nationalisten dort nicht nur nicht nur in der Politik – letztens vor allem in Poroschenkos “Europäischer Solidarität” – sondern auch in den Medien und den Kultureinrichtungen tonangebend sind. Die aktuelle Kiewer Politik wie der Westen sind bemüht, die radikalen Nationalisten einzubinden, vor allem durch die bekannte Geschichts- und Sprachenpolitik.

      In den guten Wahlergebnissen der anti-russischen, pro-westlichen Politiker in der West-Ukraine drückt sich aber nicht nur das spezifische politisch-historische Selbstverständnis vieler Menschen dieser Regionen aus. Die Hoffnungen im Hinblick auf einen baldigen Anschluss an die EU sind dort wohl weit stärker als in anderen Landesteilen verbreitet, weil die ökonomische und soziale Entwicklung in den vielfach gut bekannten, benachbarten EU-Ländern als günstiger eingeschätzt wird wie die im eigenen Land und man sich auch für die eigene Lebensführung entscheidende Vorteile vom EU-Anschluss verspricht.

      1. Aber man sollte auch nicht außer Acht lassen, dass seit der Machtergreifung inzwischen mehr als 10 Jahre vergangen sind und die Nationalisten diese Zeit zu nutzen wussten. Es findet durchaus ein reger politischer Austausch zwischen Russen und Ukrainern in sozialen Netzwerken statt und ich verfolge diese “battles” auf Tiktok gerne schonmal. Dabei fällt schon auf, dass die galizische Weltanschauung unter den “einfachen Ukrainern” mittlerweile doch breit Wurzeln geschlagen hat. Typischerweise gehen diese Diskussion in etwa so, dass Bandera von der russischen Seite zur Sprache gebracht wird und die Argumentation der Ukrainer geht in etwa so: Ja was habe denn Bandera denn so Schlimmes getan. Sie wissen es wirklich nicht.
        Man muss sich auch nicht wirklich wundern, wenn man nur mal ein ukrainisches Geschichtsbuch für 5. oder 6. Klasse aufschlägt. Bandera, Schuchecych und Melnyk werden darin ausschließlich im positiven Licht dargestellt und deren “Verleumdung” als “russische Propaganda” gekennzeichnet. Ja die Gehirnwäsche funktioniert.
        Bezeichnend dabei ist, dass die galizische Gehirnwäsche inzwischen sogar bis tief in den östlichen Regionen sich breit gemacht hat. Ich erinnere mich etwa an eine Dokumentation in welcher ukrainische Jugendliche (so 12-15 Jahre) in den von Russland kontrollierten Gebieten über Bandera gefragt werden, und selbst die sind völlig verblüfft wenn man ihnen erzählt was er Alles getan hatte und sagen, dass sie nichts davon gewusst hätten. Das wäre vor 2014 in Cherson und Charkiv undenkbar gewesen.

  10. Das SS-Wappen der Division Galizien zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Ukraine seit 2014. Schon lange bevor “Freiwilligenverbände” wie ASOW mit SS-Runen, “schwarzen Sonnen” und anderen Nazi-Symbolen auf den Plan traten, war das Wappen präsent.

    So wurde beim Putsch in Kiew das Parlament während der Sitzung, in der (verfassungswidrig) der gewählte Präsident Janukowitsch für abgesetzt erklärt, und die russische Sprache als regionale Amtssprache verboten wurde, von bewaffneten “Kämpfern des Majdan” umstellt, die eben dieses SS-Wappen am Ärmel trugen!
    Und wenige Wochen später fand in Lwiw eine Art “Frühlingsfest der Jugend” statt, bei welchem junge Frauen und Männer mit blumengeschmücktem Haar die Straßen entlangzogen. Sie trugen Papptafeln mit dem Wappen der SS-Division Galizien.

    Und nein, Ausreden wie “das sei doch nur der galizische Löwe”, ziehen hier nicht. Dieses Wappentier wird in aller Regel schreitend auf allen 4 Pfoten abgebildet. Die Darstellung als stehender Löwe mit den drei Kronen hat historisch nur eine Entsprechung. Und die ist eindeutig:

    https://de.wikipedia.org/wiki/14._Waffen-Grenadier-Division_der_SS_(galizische_Nr._1)

    Es gibt übrigens in Kanada auch Denkmäler für diese SS-Einheit. Zur Tarnung wird die Division hier aber in aller Regel “1. ukrainische Armee” genannt. Ein Name, den die SS-Division in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges annahm.

    https://bloximages.chicago2.vip.townnews.com/thestar.com/content/tncms/assets/v3/editorial/1/23/1233d215-31ec-52dd-867a-ead71354f0e1/651b0d56bdaf4.image.jpg?resize=1200%2C794

    Und so war auch die Ehrung eines Offiziers dieser SS-Einheit vor dem kanadischen Parlament 2023 kein “Betriebsunfall”. Und niemand konnte sich darauf herausreden, nicht gewußt zu haben, wer dieser Jaroslaw Hunko war:

    https://www.voltairenet.org/article219740.html

    Was einen angesichts dieser offensichtlichen Tatsachen leider immer wieder sprachlos macht, ist das Verhalten der deutschen Massenmedien. Nicht nur, daß sie diese offene Naziverehrung in der Ukraine und Kanada kritiklos hinnehmen, meist ignorieren oder aber für “russische Desinformation” erklären, nein, sie lassen Selenski, nicht mal eine Woche nach den Ereignissen in Kanada eine ekelhafte Propagandashow in Babyn Jar abziehen. Dem Ort eines unfaßbaren Verbrechens (eines unter vielen damals) deutscher “Polizeieinheiten”, unterstützt von eben diesen ukrainischen Nationalisten um Hunko, Bandera und Schuchewitsch, in deren Tradition das Land heute politisch steht!

    1. Scott Ritter berichtet davon, dass es solche Friedhöfe auch in den USA gäbe samt jährlichen feierlichen Veranstaltungen.

      Dieser Mr. Demjanjuk kam nicht aus dem Weltall.

  11. Der Artikel ist wie ein Déjà-vu damals wie heute. Damals war ich nicht existent, aber viele Berichte zeugen davon.
    Dieses Déjà-vu von heute, erscheint mir, wie ein bewusstes Transkript, nicht des politischen Willens (wohl auch ganz bestimmt) aber um etliche Menschen im Aberglauben zu korrigieren.
    Eine Transformation wie sehr häufig angekündigt, benötigt auch eine korrektive in der Erzählung der. Geschichte.
    Leider wird man selbst nur mit Mutmaßungen sich selbst überlassen und keine definitive Aussage über Ursache und Wirkung.

  12. Wer in seiner Geschichte auf solche “Helden” zurückgreift, zeigt ziemlich eindeutig, von welchen Werten er beseelt ist. Wenn das keine Kapitulationsurkunde gegenüber Mindestanforderungen von Anstand ist: was dann?

    Warum der Russenhass vieler Polen größer zu sein scheint als ihre Verantwortung gegenüber den Opfern des 11. Juli 1943, dürfte zu bestimmten Fragen und Rückschlüssen Anlass geben.
    Dabei ist der heutige russische Staat weder mit dem Zarenreich, noch mit der Sowjetunion identisch.
    Aber vielleicht bemerkt man dies durch die Brille des speziell polnischen Nationalismus’ nicht.

  13. Schon wirklich krass dieses Foto , beim dem Himmler die Truppe inspiziert, und das verwendet die Ukraine heute zu Anwerbezwecken.

  14. Ist ja nicht so, das die vergleichbares nicht schon vorher gemacht haben.
    Ich erinnere nur an Frau Atai, die vor SS Symbolen posierten hatte und behauptete, davon nichts mitbekommen zu haben. Eine richtige Distanzierung ist ja nie nicht erfolgt. Die Frau hatte einen Preis bekommen und ist auf Tauchstation gegangen.
    Der Unterschied, damals war das noch ein Aufreger.
    Heutzutage kommt irgendein Faktenchecker und stellt klar, das man da keine nationalsozialistischen Symbole sieht, sondern native ukrainische Volkskunst, die nur zufällig so ähnlich ausieht.
    Quasi haben die deutschen Nationalsozialisten sich die ukrainische Volkskunst kulturell angeeignet.
    Immerhin stammen die Gallier ja auch von den Ukrainern ab. Die sollen aus Galizien kommen.
    Sarkasmus und Ironie sollten erkennbar sein.

  15. Wie promoten es die Spitzenpolitiker in DE und EU: “In der Ukraine verteidigen wir unsere Werte!” Ich zähle diese “Werte” mal auf:
    – Förderung des Andenkens an die SS-Mörder
    – Diktatur ohne verfassungsgemässe Legitimation
    – Verbot von Parteien, Verfolgung und Ermordung von Oppositionellen Personen, Verbot kritischer Presse
    – Korruption durch alle Systemebenen
    – aggressive Bettelei mit Reparationserpressung
    – Einsatz verbotener Waffen gegen Zivilisten
    – Falseflage Operationen mit toten und scheintoten Zivilisten zur Diskreditierung des Gegners
    – Verstoß gegen die Vorschriften zur Entwicklung, Besitz und Einsatz von biologischen Waffen

    Oh Mann, beim aufzählen bekomme ich irgendwie ein flaues Gefühl….

  16. Die NS ist in Europa nie ausgestorben. Sie sind nur untergetaucht, um in Deuschland und der EU wieder wie Phönix aus der Asche, aufzuerstehen.

    Mich wundert ja, wo die populistischen historischen Schönwetter-Mahner alle geblieben sind. 😂

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