Ukraine sieht sich gegenüber Israel im Hintertreffen

Abschuss einer iranischen Drohne. Screenshot aus IDF-Video

Selenskij klagt über den den zweifachen Maßstab der Militärhilfe, John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates: „Verschiedene Konflikte, unterschiedlicher Luftraum, unterschiedliche Bedrohungslandschaft.“

Der ukrainische Präsident Selenskij ist natürlich besorgt über den iranischen Angriff auf Israel, der wieder einmal die Aufmerksamkeit von der Ukraine abzieht. Israel kündigte bereits einen Gegenanschlag an. Wahrscheinlich war Selenskij aber auch erzürnt über die Unterstützung, die Israel bei dem einmaligen Angriff, der offensichtlich nicht als Beginn eines Krieg gemeint war, erfahren hat. Das habe gezeigt, so sagte er gestern Abend, wie effektiv eine wirkliche Einheit bei der Verteidigung gegen den Terror sein können, „wenn sie auf ausreichenden politischen Willen begründet ist“. Eine derartige Einheit fordert Selenskij auch für die Ukraine.

Tatsächlich haben die USA mit Frankreich, Großbritannien, Jordanien, Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten ein Bündnis zur Abwehr geschlossen. Iran hatte Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten, vielleicht auch den USA selbst den Angriff bereits angekündigt, um einen regionalen Konflikt zu vermeiden. Teheran wollte keinen Krieg, sah sich aber genötigt, nach der Bombardierung des iranischen Konsulats in Damaskus, eine klare israelische Provokation, militärisch reagieren zu müssen. Da Israel militärisch nicht in anderen Ländern präsent ist, musste Israel angegriffen werden, ähnlich wie man Hamas im Gazastreifen angreifen muss und dabei sagt, dass Hamas sich hinter der Zivilbevölkerung versteckt. Dass der Angriff am Wochenende passieren würde, war klar. Vermutlich auch die genaue Zeit und die Dimension. Auch Israel war vorgewarnt.

Die arabischen Ländern öffneten den Luftraum für Kampflugzeuge, man tauschte Radarinformationen aus und setzte teils auch eigene Flugzeuge ein. Das sei ein Erfolg langfristiger Bemühungen der USA, so das Wall Street Journal, eine regionale Luftabwehrkooperation zwischen Israel und den arabischen Ländern angesichts des wachsenden iranischen Arsenals an Drohnen und Raketen zu bilden. Die Abraham-Abkommen waren eine entscheidende Maßnahme. Dazu gehörte auch, Israel aus dem European Command zum Centcom zu übertragen.

IDF-Propaganda

Trotzdem war der  vorangekündigte iranische Angriff ein Theaterstück, das nur dazu dienen sollte, militärische Stärke zu simulieren, ohne wirklichen Schaden anzurichten. So wurden die Drohnen und Raketen schon beobachtet, als sie im Iran gestartet wurden, während die Kampflugzeuge bereits einsatzbereit im Luftraum zwischen Iran und Israel waren, auch die Luftabwehr auf den Kriegsschiffen und auf Land und die israelische Luftabwehr erwarteten die Geschosse. Die langsam über Stunden fliegenden Drohnen waren sowieso keine Bedrohung. Zwar waren mitunter 100 iranische Raketen im Anflug, was bei einem Überraschungsangriff vielleicht die israelische Luftabwehr überwältigen könnte, aber mit der Vorbereitung konnten fast alle abgeschossen werden. Nur wenige landeten bei Luftwaffenstützpunkte in der Negev-Wüste, keine in dicht besiedelten Gebieten, die wahrscheinlich auch nicht Ziel waren.

Das ist alles mit der Situation in der Ukraine nicht vergleichbar, zumal Iran anders als Russland (noch) keine Atombomben besitzt und sowieso militärisch schwächer als Russland ist. Zudem sind Iran und Israel über 1200 km voneinander und durch den Luftraum von Irak und Jordanien entfernt – und bislang noch nicht in einen direkten Krieg verwickelt.

Verzweifelt bemühte sich Selenskij darum, eine Parallele zwischen Israel und der Ukraine zu ziehen, um moralischen Druck auszuüben. Israel sei doch auch wie die Ukraine kein Nato-Mitglied, daher sei auch die Auslösung von Artikel 5 nicht notwendig gewesen. Niemand sei in den Krieg gezogen worden, beteuert Selenskij, die Unterstützer hätten „einfach zum Schutz menschlichen Lebens beigetragen“.  Es muss natürlich erst einmal abgewartet werden, ob nicht die USA und andere Länder in einen Krieg hineingezogen werden, wenn Israel weiter eskaliert.

„Die ‚Shaheds‘ am Himmel über der Ukraine klingen genauso wie die über dem Nahen Osten. Die Auswirkungen ballistischer Raketen, wenn sie nicht abgefangen werden, sind überall gleich. Der europäische Luftraum hätte schon längst das gleiche Schutzniveau erhalten können, wenn die Ukraine von ihren Partnern beim Abfangen von Drohnen und Raketen ähnlich umfassend unterstützt worden wäre. Der Terror muss vollständig und überall besiegt werden, nicht an manchen Orten mehr und an anderen weniger.“

Aber es gibt eine Selektion. Der britische Außenminister David Cameron antwortete im LBC-Radio auf die Frage, warum die britische Luftwaffe  nicht wie für Israel auch für die Ukraine Drohnen abschießen könne, dass dies zu einer Eskalation führen könne: „Ich denke, die Schwierigkeit bei dem, was Sie vorschlagen, besteht darin, dass man, wenn man eine Eskalation im Sinne eines umfassenderen europäischen Krieges vermeiden will, meiner Meinung nach vermeiden muss, dass NATO-Truppen direkt gegen russische Truppen vorgehen. Das wäre eine Gefahr der Eskalation.“

John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, machte ebenfalls klar, dass man die Ukraine und Israel nicht vergleichen dürfe: „Verschiedene Konflikte, unterschiedlicher Luftraum, unterschiedliche Bedrohungslandschaft.“ Biden habe schon zu Beginn des Kriegs gesagt, dass die USA schon zu Beginn des Kriegs keine Kampfrolle einnehmen wolle.

Kritisiert wird ein zweifacher Maßstab. Hintergrund der unterschiedlichen Vorgehensweise ist, dass Israel als der angegriffene Staat über Atomwaffen verfügt, der Angreifer aber nicht. Allein dies dürfte weiter zum Antrieb werden, dass Staaten eben wie Israel, Pakistan, Indien und Nordkorea  sich Atomwaffen beschafft haben und andere wie Iran oder Saudi-Arabien diese haben wollen. Russland, aber auch Nordkorea mit seinen wenigen nuklearen Sprengköpfen und seinem Arsenal an Mittel- und Langstreckenraketen demonstrieren die Schutzfunktion von Atomwaffen. Wenn Russland keine Atomwaffen hätte, wären die Nato-Staaten bei der militärischen Unterstützung viel weiter gegangen als mit der Arbeitsteilung, die Waffen, die Ausbildung und das Geld zu liefern und die Ukrainer kämpfen zu lassen.

Podolyak, Berater von Selenskij, versucht, die Konsequenzen zugunsten der Unterstützung der Ukraine zu ziehen, indem er die Logik der Gewalt zuspitzt:

“Sowohl die Ukraine als auch der Nahe Osten haben die Schlüsselparameter eines effektiven Vergeltungsschlags erfasst, der die Überlebensfähigkeit der Justiz garantiert… 1. Obligatorische Reaktion mit harter Hand… 2. Obligatorische Aufgabe der Angst in der Zeit der Aggression (man kann weder beschwichtigen, noch die Verbrechen und die Zerstörung des internationalen Rechts tolerieren)… 3. Obligatorische Waffenparität. High-Tech-Waffen machen jede Prahlerei “zunichte”. Von iranischen oder russischen Aggressoren… 4. Obligatorische endgültige Bestrafung der Aggression. Keine “Verhandlungen”, kein “Einfrieren”, keine Bewahrung des “Status/quo”. Nur Vergeltung für die Aggression… Jedes andere Format – insbesondere Versuche, mit dem Aggressor zu flirten, indem man ihn nicht isoliert, mit ihm Handel treibt, auf seinen Märkten arbeitet, seine Mitgliedschaft in internationalen Institutionen nicht aussetzt – führt nur zu einer Ausweitung der Aggression und bietet dem Aggressor einen Anreiz, weitere Massenangriffe und Morde zu begehen.

‘Antworte oder stirb!’ – sollte die unmissverständliche Regel gegenüber denjenigen sein, die versuchen, die globale Stabilität zu zerstören.”

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23 Kommentare

  1. Auffällig war die Ähnlichkeit der israelischen Kommentare mit denen der ukrainischen vor deren Gegenoffensive-Offenbarung: Wir haben alles abgefangen, bis auf die Raketen die irgendwas mit Kindern und Zivilisten trafen.

    Ich würde vermuten, dass die israelischen Militärs sich gegen ihre rechten Hardliner und den gegen die Justiz kämpfenden Bibi erwehren können und zukünftig kleinere Provokationsbrötchen gebacken werden.

    Der Übermacht-Druck über viele Jahre hat Gaza und das Westjordanland stark schrumpfen lassen. Die rechte Machtgier könnte auch in Israel zum Größenwahn wachsen und vieles von ihrem unrühmlichen Erfolg zerstören.

    1. Welch ein Unfug !

      “Auffällig war die Ähnlichkeit der israelischen Kommentare mit denen der ukrainischen vor deren Gegenoffensive-Offenbarung: Wir haben alles abgefangen, bis auf die Raketen die irgendwas mit Kindern und Zivilisten trafen.”

      Glauben sie wirklich wenn das iranische Kinderspielzeug wirklich etwas Ähnliches angerichtet hätte, wie das die Isarelis in Gaza täglich tun,…. dann gäbe es ein deustches Medium in dem das nicht die allererste Meldung und die allergrösste Schlagzeile wäre?

      Wunschdenken war noch nie besonders schlau… Das ist der Unterscheid: Selenski lügt, eine israelische Regierung hat solche Lügen gar nicht nötig…

  2. Irgendwann wird dem ukrainischen Volk klar werden, welche Rolle es in diesem Konflikt zu spielen hatte. Wenn es begreift, dass es niemals Zweck an sich war, sondern immer nur Mittel zum Zweck, wird es sich vom Westen verraten fühlen. Es könnte sein, dass dort dann Strömungen entstehen, die sich gegen den Westen richten. Bei den Unmengen leichter und schwerer Waffen, die in dieses Land inzwischen verbracht wurden, kann dem Westen sogar terroristisches Ungemach drohen. Na ja, vielleicht etwas übertrieben. Da aber die Ukraine “nicht verlieren darf”, wie uns erzählt wird, wird die Geschichte ohnehin anders enden. Am Ende könnten sich Bürger ganz Europas verraten fühlen.

  3. Das US-Repräsentantenhaus wird noch diese Woche über das von Biden gewünschte Ukraine-Hilfspaket abstimmen. Selenski bekommt dann viele weitere Waffen und darf viele weitere Soldaten in den Tod schicken. The show must go on.

    1. Russland und Iran unterstützen sich gegenseitig und da dürfte es, wenn es eng wird eine iranische Atomwaffe einsatzbereit stehen. Die russische Regierung hat die iranischen Attacken ausdrücklich nicht verurteilt. China genauso wenig. Selenskij muss aufpassen das er überlebt.

  4. Das ist in etwa so als ob sich 2 schwer kriminelle Schurken, um Ihr Saldi vom Padre streiten. Ich denke die 20000 Zivilistenmorde durch die ukrainischen Banderas waren schon schlimm. Aber mittlerweile bringt es der israelische Adolf in Spe auf 40000 ermordete palästinensische Zivilisten mit killing open end. Sollen sie doch alle zur Hölle fahren, diese Schurken ihre zionistischen Financiers, ihre dämlichen EU Vasallen und der imperialistische Westen.

  5. Für die USA hat der“Mohr“ Ukraine seine Schuldigkeit getan. Zu ihrem Pech sind sie Zelensky-Truppe derart von ihrem fanatischen Nationalismus geblendet,das sie nicht bemerken,das sie nur nützliche Idioten sind.

  6. Da sieht man mal wieder der Hetzer Selenskyj kriegt den Hals nicht voll.Dieser unsympathische Mann hat der EU schon genug gekostet macht endlich Schluss mit dieser unnötigen Unterstützung.

  7. Selenskij hat sich mit einem Israel-Vergleich schon mal in die Nesseln gesetzt. Vor ein oder zwei Jahren wies er mal darauf hin, dass beide Völker ein ähnliches Schicksal teilen würden. Er setzte Holocaust und Holodomor quasi gleich und stieß damit auf israelischer Seite auf wenig Verständnis, was die Ausladung von Selenskij zu einem wichtigen Termin zur Folge hatte. Israel und die Ukraine sind halt mehr Konkurrenten um die Gunst der Unterstützer, als Kämpfer für die gleiche Sache, zumal Terror als Begriff zuweilen recht willkürlich auslegt wird.

  8. Der Friedensnobelpreisträger beklagt sich über die doppelte Moral oder doppelten Standards, der hätte mal besser Geschichte studiert, anstatt die Komödie!
    Die Welt hatte so gut wie kein Land, das nicht durch den Westen ‘verarscht’ wurde mit hunderten Millionen Opfern.
    Diese Erkenntnis müssen nicht nur die Ukrainer wahrnehmen, sondern vor allem auch die breite Masse im Westen.

  9. Soweit ich mitbekommen habe befinden sich Russland und Ukraine nicht im Krieg. Die haben sich nicht den Krieg erklärt. Früher war man ja mal so vornehm und hat das gemacht.
    Aber offensichtlich macht man das nicht mehr. Gibt wahrscheinlich offensichtliche Gründe.
    Die sogenannte „KI“ konnte es mir nicht erklären.

  10. Selenski versucht nachvollziehbarer Weise auf seine Mühle zu reden. Dass sein Vergleich schwer hinkt, versteht sich von selbst und auch, dass er weiter keinen Effekt haben wird.

    Bemerkenswerter ist vielmehr der Umstand, dass der Iran mit seinem Angriff den Beweis erbracht hat, dass auch der Besitz von Atomwaffen nicht davor schützt, militärisch angegriffen zu werden. Am Sonntag ist MAD widerlegt worden.

  11. “Das ist alles mit der Situation in der Ukraine nicht vergleichbar,” vergleichbar ist, dass die Angreifer mit vergleichsweise preiswerten Material aus der Massenproduktion angreifen und die Verteidiger sich mit vergleichsweise teuren Material aus der Einzelfertigung zur Wehr setzen.
    Dieser Angriff hat Israel wahrscheinlich deutlich mehr gekostet als den Iran, auch was die Möglichkeiten in der Zukunft betrifft. Auf die Dauer funktioniert das nicht.

    1. stimmt. und deshalb wird Israel ein aar Kampfjets schicken, so wie bei dem irakischen Reaktor Osirak, und ein iranisches Atomforschungszentrum versenken. das geht sehr schnell, wird vorher kurz mit den uSA und den “verbündeten” arabischen Staaten abgesprochen und eh sich jemand versieht sind die Maschinen auch schon wieder zuhause.

      1. Seit dem letzten israelischen Lufteinsatz sind nicht nur ein paar Jahre vergangen sondern auch nennenswerte Luftabwehrsysteme im Iran nachgerüstet worden.
        Selbst bei einer eventuellen Aktion mit den überteuerten F35 ist ein erfolgreicher Einsatz deutlich unwahrscheinlicher geworden. Das mit den (technisch) fast 50 Jahre alten F16 deutlich aktuellere S300 Abwehrsysteme umgangen werden können ist eher fragwürdig, der vergangene Einsatz gelang hauptsächlich deshalb weil der Iran damals keine nennenswerte Luftabwehr hatte.
        Soll das Killerpingpong jetzt so lange gespielt werden bis noch mehr Zivilisten erwischt werden, das Pulverfass Nahost endgültig eskaliert oder reichts auch mal?

        Der fragwürdige “Erfolg” der aktuellen Aktionen bemisst sich am jeweiligen Kostenaufwand der beteiligten Nationen. Menschen sind bei sowas auch nur ein nachgeordneter bilanzieller Faktor, das war entgegen sämtlichen blumigen Worten noch nie anders, egal bei welcher Konfliktpartei.

  12. Eigentlich sollte es nun langsam auch dem hinterwäldlerischsten Ukrainer dämmern, dass die Rolle der Ukraine darin besteht, im geopolitischen Konflikt des Westens gegen Russland aufgebraucht zu werden. Sie ist also ein klassisches Verbrauchsgut, während Israel ein Investitionsgut ist. Durch diese Sichtweise wird alles erklärbar.

  13. Selenskij verspielt sämtliche Sympathien. Er weis das er das alles nicht überleben wird. Darum werden seine Auftritte immer peinlicher und das besondere dabei inzwischen will man in den USA das Problem Ukraine los werden. Auch für die US Armee ist ein Krieg gegen Russland, China und Nordkorea nicht gewinnbar.

  14. Selensky kultiviert ja seine jüdische Abstammung.
    Ariernachweis mal andersrum.
    Da ist es nur konsequent, fett in die Opferolympiade mit Netanyahustan einzusteigen…

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