Ukraine-Krieg: Kluft zwischen Bürgern und Regierenden in der EU wächst

Selenskij bei seiner Video-Ansprache auf dem von Macron organisierten Ukraine-Gipfel. Bild: Presidential Office of Ukraine/CC BY-NC-ND-4.0

An einen Sieg der Ukraine glauben immer weniger. In der Ukraine scheint die (verzweifelte?) Hoffnung noch groß zu sein, aber man sieht wachsende Kriegsmüdigkeit im Westen.

 

Im Augenblick überbieten sich westliche Regierungsmitglieder mit Zusagen für finanzielle und militärische Hilfen für die Ukraine, um zu verhindern, dass die Ukraine den Krieg verliert. Gesprochen wird sogar von Nato-Bodentruppen, die man entsenden könnte (Bodentruppen bringen endgültige Zeitenwende). Das haben dann bis auf Litauen die meisten Regierungen, auch die amerikanische, abgelehnt, weil man doch angeblich nicht im Krieg mit Russland sei. Allerdings ist  personelle Militärhilfe schon längst vor Ort. Ohne die westlichen Geheimdienste und Militärs und die von ihnen kommenden Daten über russische Truppenbewegungen und die entsprechenden Zielkoordinaten, hätte die Ukraine wohl nicht bislang so erfolgreich sein können. Nicht nur die Ukraine, sondern auch alle Nato-Staaten müssten aufgerüstet und kriegstüchtig gemacht werden. Und Macron sagte, was niemand bestritt: „Wir sind überzeugt, dass die Niederlage Russlands für die Sicherheit und Stabilität in Europa unverzichtbar ist.“

Aufgeboten wird, um die weitere Militarisierung zu rechtfertigen, dass mit einem Fall der Ukraine Russland gleich in Nato-Länder weitermarschieren würde, was einigermaßen absurd ist, wenn man die Schwierigkeiten betrachtet, die Russland schon in der Ukraine hat. Nach einer Insa-Umfrage für Bild, die am Wochenende veröffentlicht wurde, scheint das Ausmalen der Bedrohung zu wirken. Der Frage, ob sie Angst hätten, dass sich der Krieg in der Ukraine auf das Nato-Gebiet ausweiten könnte, stimmten 61 Prozent zu, 14 Prozent mehr als im Sommer 2023. Die Menschen im Westen haben mit 64 Prozent mehr Angst als die im Osten mit 51 Prozent.

Der russische Präsident Selenkij versuchte auf der von Macron organisierten Konferenz für die Ukraine, die russische Bedrohung auszubeuten, um die Unterstützung zu sichern: “Wir in der Ukraine wissen es wirklich zu schätzen, dass wir solche Freunde haben. Ich danke allen Staats- und Regierungschefs und allen Staaten, die uns in den zwei Jahren dieses schrecklichen Krieges geholfen haben. Gemeinsam haben wir bereits Millionen von Menschenleben gerettet. Und gemeinsam müssen wir sicherstellen, dass Putin unsere Errungenschaften nicht zerstören und seine Aggression nicht auf andere Nationen ausweiten kann.”

Auch wenn manches, was die ukrainische Führung sich wünscht, beispielsweise sehr viel mehr Patriot-Systeme und Munition, aber auch Kampfflugzeuge oder weitreichende Marschflugkörper wie Taurus, (noch) nicht geliefert wird oder geliefert werden kann, scheint es bei den Regierenden, sieht man von Ungarn und der Slowakei ab, keinerlei Kriegsmüdigkeit zu geben. Viel eher schon verzweifelte Durchhalteparolen, weil es gerade nicht gut aussieht, man sich überschätzt bzw. Russland unterschätzt hat und man auf das falsche Pferd gesetzt haben könnte, was die Verantwortung für die großen Verluste bei den ukrainischen Soldaten und die Schäden einschließt, die mit einem frühen Friedensschluss hätten verhindert werden können.

In der Bevölkerung teilt man die Haltung, die von den Regierungen ausgegeben wird, nicht mehrheitlich. In Deutschland glauben nach einer aktuellen Ipsos-Umfrage nur 25 Prozent noch daran, dass die Ukraine den Krieg gewinnen kann, 40 Prozent sehen das als nicht realistisch an. Bei den Grünen- und FDP-Anhängern glaubt man den Parolen der Regierung noch am meisten. 47 bzw. 45 Prozent halten noch einen Sieg der Ukraine für möglich, bei den SPD-Anhängern sind es mit 37 Prozent schon weniger. Eine Mehrheit von 43 Prozent spricht sich überdies gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine aus.

Wir hatten schon vom Ergebnis einer Umfrage in 12 EU-Ländern berichtet, die im Januar, also vor der Niederlage in Awdijiwka, durchgeführt wurde. Das Ergebnis ist auch nicht im Sinne der Regierenden, sondern zeigt, dass die Kluft zwischen den Bürgern und den Regierenden in der EU größer wird: Es glauben gerade noch einmal durchschnittlich 10 Prozent an einen Sieg der Ukraine. Ein höherer Anteil sieht einen russischen Sieg, in Deutschland 19 Prozent. Die meisten setzen jedoch mit 37 Prozent (in Deutschland 31%) auf ein Ende des Kriegs durch Verhandlungen, die einen Kompromiss erzielen. Also etwas, was die meisten Regierungen nicht unterstützen wollen.

In der Ukraine hat KIIS (Kiew Internationales Institut für Soziologie) nach der Niederlage in Awdijiwka eine Telefonumfrage zwischen dem 17. und 23. Februar auf dem von Kiew kontrollierten Gebiet durchgeführt. Wie immer geht man trotz der Kriegsbedingungen davon aus, dass das Ergebnis einigermaßen repräsentativ ist. Gefragt wurde, ob der Westen müde werde, die Ukraine noch länger zu unterstützen, und Druck ausüben werde, damit Konzessionen an Russland gemacht werden. Oder ob der Westen weiter so viel als möglich die unterstütze, um den Krieg zu Bedingungen zu beenden, die für die Ukraine akzeptabel sind. Noch im Dezember 2022 sahen nur 15 Prozent eine Kriegsmüdigkeit, im Oktober 2023 waren es schon 30 Prozent. Jetzt sind es bereits 44 Prozent. Allerdings setzt mit 49 Prozent weiter fast die Hälfte auf die fortgesetzte Hilfe. Im Süden und im Osten der Ukraine, also in der Nähe der Front, zweifeln doch schon 51 bzw. 48 Prozent an der weiteren Unterstützung. Der Kommentar zur Umfrage:

„Am 25. Februar 2024 stellte Präsident Selenskij auf dem Forum “Ukraine. Jahr 2024” fest, dass derzeit vier Brigaden die versprochene Ausrüstung (die für die Gegenoffensive im Jahr 2023 versprochen wurde) noch nicht erhalten haben. Daher fordern wir den Westen auf, von starken Worten zu starken Taten überzugehen. Die Ukraine und die Ukrainer haben weiterhin den Willen zum Sieg, die Ukraine und die Ukrainer sind bestrebt, dem Aggressor weiterhin Widerstand zu leisten. Die Ukraine und die Ukrainer verdienen hier und jetzt angemessene Unterstützung.“

Nach einer vom Soziologischen Dienst des Rasumkow-Zentrums vom 19. bis 25. Januar durchgeführten Umfrage glauben 85 Prozent, die Ukraine könne den Krieg gewinnen. Das ist sehr optimistisch, was wahrscheinlich der Stimmung vor der Niederlage in Awdijiwka und dem Vormarsch der russischen Truppen geschuldet war. 20 Prozent erwarten den Sieg 2024, 40 Prozent in ein oder zwei Jahren. Wie weit man einer solchen Umfrage in einem Land im Krieg trauen kann, ist fraglich. Wer eine Niederlage prophezeit, könnte als prorussisch gelten.

Was unter Sieg verstanden wird, ist aber ziemlich unterschiedlich. 38 Prozent Betrachten als Sieg, dass die russischen Truppen aus dem gesamten Territorium der Ukraine vertrieben und die Grenzen von Januar 2014 wiederhergestellt werden, also auch die Krim und die „Volksrepubliken“ im Donbass. 27 Prozent gehen noch weiter und sehen einen Sieg dann, wenn die russischen Armee zerstört und eine  Rebellion in Russland oder ein Zerfall von Russland geschieht. 13 Prozent finden schon die Wiederherstellung des Status quo vom 23. Februar 2022 als Sieg, 7 Prozent die Vertreibung der russischen Truppen aus dem gesamten Territorium der Ukraine mit Ausnahme der besetzten Krim und 4 Prozent das Ende des Krieges, auch wenn die russische Armee in den Gebieten bleibt, die nach dem 24. Februar 2022 erobert wurden.

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53 Kommentare

  1. “Der russische Präsident Selenkij versuchte auf der von Macron organisierten Konferenz für die Ukraine, die russische Bedrohung auszubeuten, um die Unterstützung zu sichern: „Wir in der Ukraine wissen es wirklich zu schätzen, dass wir solche Freunde haben. ”

    Ist Selenskij schon in Moskau einmarschiert? 🙂

    Macron hat such angedroht französische Soldaten in die Ukraine zu schicken

  2. Alle Kriege sind irgendwie Glaubenskriege. Man glaubt, dass der Gegner der Schwache und Böse ist, man glaubt, dass der eigene Gott hilft und dem Gegner schadet, man glaubt, dass man ethnisch höher gestellt ist als der Gegner. Und dieser Glauben wird von skrupellosen Mächten am Laufen gehalten. Aber das ist natürlich kein Rassismus, sondern es sind ehrenwerte Werte. Die Menschheit wacht nicht auf.

    1. Nö, alle Kriege sind irgendwie Geldkriege, wer kriegt am meisten Geld aus dem irrsinnigen Gemetzel, immer nur einige wenige, die sowieso schon das meiste Geld haben, aber selbst niemals an irgendwelchen Fronten kämpfen, dafür gibt es doch Kanonenfutter oder Söldner, Wiederum dreht sich alles um Geldmacherei!! Sogar bei Religionen geht es immer ums Geld, denn Geld regiert die Welt, darum steht man besser auf gutem Fuß mit dem schnöden Mammon, soll sogar Jesus mal gesagt haben, für eine Handvoll Silberlinge sind manche bereit alles zu tun bis hin zum fürchterlichsten Gemetzel.

  3. Na was soll man denn bitteschön davon halten?

    Ex-Kommandeur des “Aidar”: Wenn wir den Krieg gegen die Russen verlieren, werden wir Ungarn besetzen.

    Die Niederlage der Ukraine im Krieg würde für den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán fatale Folgen haben. Der ehemalige Kommandeur des Nazi-Verbandes “Aidar” der Streitkräfte der Ukraine , Jewgenij Dikiy, sagte dies in einem Interview im ukrainischen Fernsehsender Espresso.

    https://vk.com/video-66772954_456251119

    Zitat:

    „Wir erinnern uns sehr gut daran, dass am 25. Februar 2022 die ungarische Armee in Kampfformationen an der Grenze aufmarschiert war. Sie erzählten später Geschichten, dass sie eine große Flüchtlingswelle erwartet hätten, aber die Pontonbrücken wurden nicht dafür aufgestellt. Pontonbrücken wurden aufgestellt, um Panzern die Überquerung der Theiß zu ermöglichen. Ich denke, wenn Kiew damals gefallen wäre, wäre das ein Signal für sie gewesen, einzumarschieren. Dies würde dann auch unter dem Motto getan, dass man angeblich Transkarpatien vor Putin schützen wolle“, sagte Dikiy.

    „Jetzt träumt Orban wirklich davon, dass wir diesen Krieg verlieren, er ist sich sogar sicher, er lässt keine andere Option zu. Also müssen wir verstehen, dass selbst wenn wir ihn verlieren, wir eine millionenstarke, kampferprobte Armee auf dem Rückzug hätten. Und letztendlich würde die Frage aufkommen, wo ist die letzte Linie, hinter der wir uns zurückziehen müssten? Es scheint mir, dass in diesem Fall, wenn wir diesen Krieg verlieren, ein guter Plan wäre, Ungarn zu besetzen und 20 Millionen ukrainische Flüchtlinge dorthin zu bringen. Und ich würde gerne sehen, was Orbáns 30 Tausend Mann starke Armee, die noch nie einen Tag in ihrem Leben gekämpft hat, in dieser Situation tun würde“, sagt der Nazi.

    Zugegebenermaßen, das würde mich auch interessieren. Und vor Allem wie Scholz, Baerbock und Co. auf den Überfall eines EU Staates durch von der EU bewaffneten ukrainischen Nazis reagieren würden…

    Gleichzeitig betonte er, dass NATO-Sicherheitsgarantien Orbán nicht helfen werden.


    „Und Artikel 5 der NATO wird nicht greifen. Weil sie selbst alles getan haben, um zu verhindern, dass die NATO ein wirksamer Mechanismus ist; alleine die Konsultationen dort werden 30 Tage andauern. Nun, entschuldigen Sie, 30 Stunden reichen uns. Deshalb würde ich an Orbáns Stelle sehr genau überlegen, ob dies eine gute Option für ihn ist, wenn die Ukraine diesen Krieg verliert“, schloss Dikiy.

    Genau! Und als nächstes mit Cäsars den Élysée-Palast und mit Leoparden den Reichstag in Schutt und Asche legen LoL…

    Tja, schaut her mit wem sich Scholz und Co. solidarisiert haben, wem sie Waffen und Geld in den Rachen warfen.
    Kann es da noch irgendwelche Zweifel an der Notwendigkeit der Denazifizierung der Ukraine geben?

    @PZH, Ottono, wollt ihr vielleicht kommentieren was eure Helden da in Erwägung ziehen?

    1. Tja, Panik allerorten.
      Das schlimmste wäre ja, das es im Westen wieder eine starke nicht zu ignorierende Friedensbewegung gibt.
      Mal noch eine kleine Anmerkung.
      Mir ist bewusst, das der Ruf nach der Abombe in russischen Foren recht populär ist.
      Sie ist allerdings egal von wem vorgebracht, recht sinnlos.
      Ein Atomkrieg ist, aufgrund seiner Begleiterscheinungen, nicht gewinnbar.
      Das mal nur zu Deinen Ausfälligkeiten, die recht konträr zu denn oft recht zutreffenden sonstigen Äusserungen von Dir stehen.
      Generell hat bisher jede, sowjetische und russische Führung, da ein großes Augenmaß bewiesen.
      Da sich die Qualitäten bei eurem Personal nicht kurzfristig massiv verschlechtert haben, sehe ich nicht, das sich das ändern wird.
      Es ist nun mal so, das da die Auswahlkriterien erheblich höher sind, als wenn man patriotischen Unsinn mit Kraftmeierei gepaart absondert. Ihr habt eben auch eure PHZs und Ottonos.

      1. Mir ist bewusst, das der Ruf nach der Abombe in russischen Foren recht populär ist.

        Wenn es denn nur die Foren wären…
        Meine Absicht besteht nur darin zu vermitteln, dass der Ruf nach Abombe mittlerweile in Russland ich würde jetzt nicht sagen bereits Konsens, aber doch eine ziemlich laute öffentliche Forderung ist, die auch im politischen Mainstream längst angekommen ist. Ich erkenne aber auch, dass im Westen anscheinend die Illusion vorherscht, dass Russland dazu die Entschlossenheit fehlte. Das halte ich eigentlich für besonders gefährlich. Dass sich eine Atommacht einfach so besiegen lässt wobei seine Existenz auf dem Spiel stehen würde ist natürlich völlig utopisch und man muss sich über solche Forderungen nicht wirklich wundern.

        Ich meine, wer hätte denn zu Zeiten des kalten Krieges daran gezweifelt, dass ein direkter militärischer Zusammenstoss mit der Sowjetunion unweigerlich einen allumfassenden Atomkrieg auslösen würde? Ich verstehe nicht, warum man im Westen denkt, dass es jetzt anders wäre und ernsthaft die Entsendung von Truppen in die Ukraine in erwägung zieht. Eine weitere fatale Fehleinschätzung ist, dass wenn Russland Atomwaffen einsetzen würde, dann nur im begrenzten Umfang in der Ukraine. Man begreift im Westen offenbar nicht, dass Russland aus seiner Sicht sich nicht im Krieg mit der Ukraine, sondern im Krieg mit dem Westen sieht. Weißt du wie ukrainische Soldaten von russischen Soldaten bezeichnet werden? “Немцы” also “Die Deutschen”. Sie assozieren die Ukrainische Armee also mit Deutschland.

        Unter Berücksichtigung der Stimmung in Russland und im Westen würde eine solche Eskalation (Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine) meiner Einschätzung nach die Apokalypse unvermeidbar machen. Von Russland kann man kaum erwarten, dass es im Zweifel sich einfach fertig machen ließe und auf einen Einsatz von Atomwaffen warum auch immer verzichten würde. Das Umdenken über die Eskalationsdynamik muss im Westen stattfinden, doch das ist leider offenbar nicht in Sicht, trotz der wachsenden Kluft zwischen öffentlicher Meinung und politischem Handeln im Westen. Man verharrt auf dem fatalen Kollisionskurs. Das ist doch absurd.

        Wir können eigentlich froh sein, dass Russland trotz allen Anstrengungen des Westens militärisch doch erfolgreich ist, wenn auch relativ schleppend. Auch wenn man es im Westen anders sieht, darauf kommt es aber nicht an. Solange Russland keine unmittelbare militärische Niederlage droht, können wir davon ausgehen, dass es nicht dazu kommt.

        1. ja. das ist das schlimme.
          Im Westen will es keiner einsehen, dass die Sache für Russland existenziell ist,
          man redet sich ein, es gehe Putin nur darum Land zu erobern.
          und meint die Russen würden das schon nicht machen, mit den A-bomben.
          Sie würden es dann einfach hinnehmen so richtig kleingemacht zu werden.

          1. Es ist glaube ich die bequemere Sichtweise. Historisch sind dir Sowjets ja ein paar Mal im letzten Moment zurückgeschreckt Kernwaffen einzusetzen. Kuba, in den 80ern Able Archer. Gab noch ein paar fast Atomkriege. Dir Sowjets haben da immer davon abgesehen. Vielleicht glauben die wohlstandsverwahrlosten Amerikaner, das würde immer so bleiben und es ist auch bequemer so, statt sich ernsthaft mit dem Feind auseinanderzusetzen. Die meisten Amis verstehen die russische Mentalität nicht, kennen keine Russen persönlich, haben nie mit ihnen gearbeitet. Den Feind einfach als letztlich feige und unterlegen zu sehen ist einfach bequemer für dir eigenen Ziele. Aber sie unterschätzen wie dickköpfig und durchhaltend Russen sind meiner Erfahrung nach. Und wie schon richtig gesagt weiter oben sieht man im Kreml die Situation in der Ukraine als existentielle Bedrohung. Und für Mütterchen Russland tun Russen wirklich alles. Deswegen ja auch zB die spontanen Demos zum Siegestag von Nachkommen von Veteranen des großen Vaterländischen. Dieser Patriotismus ist doch dem gemeinen Westler fremd heutzutage. Die Erinnerung an die Entbehrungen des Krieges sind noch sehr lebendig und werden dir Russen weitermachen lasse , wenn Westler schon das Handtuch werfen wollen.

        2. Mit dem Konfrontationskurs gebe ich Dir recht. Das sehen wir hier genauso.
          Ich sehe allerdings die Hauptgefahr darin, das es aufgrund der aufgeheizten Stimmung zu einem Atomkrieg ausversehen kommt.
          Das die Leute offenkundig nicht mehr realisieren welche Gefahren aus ABC Waffen erwachsen ist leider auch richtig. Die westlichen Entscheidungsträger sind teilweise zu jung und zu dumm um noch ein entsprechendes Problembewusstsein zu haben.
          Interessant finde ich, in Russland ähnliche Probleme bei der Wahrnehmung zu bestehen scheinen. Ich dachte immer, das die Leute das nicht richtig einschätzen können liegt daran, das sie die Möglichkeit haben, alle naturwissenschaftlichen Fächer abwählen zu können. Das kann ja nicht das Problem in Russland sein.

        3. “dass der Ruf nach Abombe mittlerweile in Russland ich würde jetzt nicht sagen bereits Konsens, aber doch eine ziemlich laute öffentliche Forderung ist, die auch im politischen Mainstream längst angekommen ist. ”
          Nun dann scheint aber ein größerer Teil der russischen Bevölkerung sich nicht mehr im Klaren zu sein, dass einem russischen Ersteinsatz untermittelbar ein NATO-Zweitschlag folgen dürfte?
          Oder glauben sich die unbestritten effektive Raktenabwehr könnte sämtlich US ICBMs abfangen?
          Die Führung in Russland hat sich bisher nicht als Hasardeure gezeigt.
          Insofern wird es auch bei einem Einsatz von NATO-Truppen keinen Automatismus geben, allerdings würde die Eskalationsspirale entfesselt, die dann binnen kurz Zeit tatsächlich bis zum Atomkrieg führen könnte.
          Persönlich glaube ich aber eher noch als letzte Warnung Russland an einen EMP-Atomschlag. Da würden ein paar wenige Atomsphärenzündung eh reichen um Westeuropa und ggf. auch die USA in die Steinzeit zu versetzen. Ganz ohne sichtbar Zerstörung und Verstrahlung, dafür aber mit einem totalen Zusammenbruch der Logistik und Kommunikation und damit als Folge die größte Hungersnot die es je in Europa und Nordamerika gab.
          Das schlimme ist, dass im Westen inzwischen fast nur noch spätpubertierende Inkompetenz herrscht.

          1. Nun dann scheint aber ein größerer Teil der russischen Bevölkerung sich nicht mehr im Klaren zu sein, dass einem russischen Ersteinsatz untermittelbar ein NATO-Zweitschlag folgen dürfte?

            doch klar, wir machen uns da keine Illusionen.

            Oder glauben sich die unbestritten effektive Raktenabwehr könnte sämtlich US ICBMs abfangen?

            Nein, so naiv sind wir auch nicht.

            Es ist nur so, wenn es zu einem offenen Krieg käme, wäre es ohne jeden Zweifel die Mutter aller Kriege. Es wäre ein totaler Vernichtungskrieg, indem Russland ohnehin nicht bestehen könnte. Schon alleine weil es 150 Millionen gegen fast eine Milliarde wären. Wir haben schon oft erlebt wozu Europäer fähig sind. Wenn es also soweit kommen sollte, würde Russland nicht lange zögern den Stecker zu ziehen und einen Punkt in der Geschichte der Menschheit setzen. Wenn wir schon drauf gehen, dann alle zusammen.

            1. Mit der Gewissheit untergehen, das man Sieger der Geschichte ist?
              Der Blödsinn stand schon in der nicht öffentlichen Version der Gefechtsdienstvorschrift der Warschauer Pakt Staaten.
              Etwas vergleichbares findet sich auch auf NATO Seite.
              Saublöde Idee, lieber ein schlechter Frieden als ein guter Krieg.
              Naja, dann kann die neue Großmacht Südafrika dann gegen die Zombiehorden auf der Nordhalbkugel kämpfen.

    2. Lieber Hacker, danke für diese Information!
      Die NATO ist eher uninteressant, aber von Interesse wäre, welcher Geheimdienst hinter dem ukrainischen Nazi steht. Denn Ansprüche auf Gebiete in der ‘Ukraine’ beschränkt sich nicht auf Ungarn. Aber ihre ungarische Haltung widerspricht dem ‘Befehl’ von oben.
      LG

  4. Der Ukraine Krieg war vom Westen (US den Geostrategen) so geplant. Der Schuss ging aber nach hinten los. Europas Wirtschaft schrumpft und der Abwanderungswille Richtung USA hält sich in Grenzen. Eigentlich wäre jetzt ein guter Zeitpunkt Putin um Verzeihung zu bitten und so schnell wie möglich Friedensverhandlungen zu starten. Vor Allem auch, damit unsere Industrie wieder mit billiger Energie versorgt wird. Wäre da nicht das Problem, dass Black Rock die halbe Ukraine bereits gehört und dass die US Waffenlobby mit den Toten prima verdient. 150 Milliarden steht die Ukraine bereits bei der Hochfinanz in der Kreide. Einen Betrag, den sie niemals zurückzahlen kann, außer wir zahlen dafür über eine EU Mitgliedschaft. Oder besser gesagt die EU Politik enteignet uns zu Gunsten der US Hochfinanz. Aber ich glaube die Karten stehen gut für Russland. Das Europäische Bruttosozialprodukt sinkt, jedes Jahr stürmen mehr als eine Million Menschen die Sozialunion, gleichzeitig werfen Politiker xxx Milliarden unseres Geldes der korrupten Ukraine in den Rachen. Die Waffen die der Westen liefert, werden selten richtig bedient und daher von den Russen bequem verschrottet.

    1. Mal etwas präzisieren…

      “Es ist nicht unser (Europa) Krieg,
      es ist Bidens (USA) Krieg”
      Ergänzung:
      Dummerweise bekommt die europäische Führung direkt Anweisungen von der US-amerikanischen Administration, aber nicht von Biden… Der ist eher so einzustufen, dass er keinesfalls noch an der Regierungsarbeit beteiligt ist und besser im Altersheim aufgehoben wäre.

    2. Ich habe mehr und mehr den Eindruck, dass es doch viel mehr ein europäischer Krieg ist. In USA sieht man das ganze durchaus differenzierter. Da gibt es eine doch recht starke politische und auch mediale Opposition zum “Russland fertig machen, koste es was es wolle”. In Europa sehe ich das überhaupt nicht. Jedenfalls nicht auf der Entscheidungsschicht. Da herrscht in Europa darüber Konsens. Ich möchte wetten, selbst wenn USA sich ganz rausziehen würde, würde die EU auch ohne USA im Rücken weiter auf Kollisionskurs bleiben. Das ist in Europa schon eine völlig irrationale Obsession geworden.

      1. ich denke eher EU Krieg geworden, nachdem der Terroranschlag auf die Gasleitung NordStream verübt wurde… bzw NATO Krieg, weil die EU ist nur dazu da die NATO zu finanzieren…
        mir ist es während des Jugoslavien Krieges bewusst geworden, der ist nur deshalb orcherstriert worden um die einzelnen Länder in die NATO zu integrieren …
        http://www.ag-friedensforschung.de/themen/NATO-Krieg/wimmer-rupp.html
        und jetzt Finnland?
        Saana Marin “Schülerin” vom Schwab YoungGlobalLeader- Aufgabe erfüllt… Baerbock dtto…
        oder ist alles schon lange geplant worden?
        Churchill 1945: wir haben das falsche Schwein geschlachtet
        und
        https://www.nationalarchives.gov.uk/education/resources/cold-war-on-file/operation-unthinkable/
        man hat nur den “richtigen” Zeitpunkt mit den “richtigen” Politikern abgewartet….
        https://www.youtube.com/watch?v=tmmPHvlbdwI&t=79s

  5. passt auch hierzu.
    David Sacks sagt:

    A WAR OF LIES

    The war in Ukraine is based on lies — lies about how it started, how it’s going, and how it will end.

    We are told that Ukraine is winning when in fact it is losing. We are told that the war makes NATO stronger when in fact it is depleting it. We are told that Ukraine’s biggest problem is a lack of funds from the U.S. Congress when in fact the West can’t produce enough ammunition — a problem that will take years to fix. We are told that Russia is suffering greater casualties when in fact Ukraine is running out of soldiers — another problem money can’t fix.

    We are told that the world is with us when in fact the Global Majority believes U.S. policy is the height of folly. We are told that there is no opportunity to make peace when in fact we have rejected multiple opportunities for a negotiated settlement. We are told that if Ukraine keeps fighting, it will improve its negotiating position when in fact the terms will only get much worse than what was already available and rejected.

    Nevertheless the lies will succeed in dragging out the war. Congress will appropriate more funds. Russia will take more territory. Ukraine will mobilize more young men and women to feed into the meat grinder. Discontent will mount. Eventually there will be a crisis in Kiev and the Zelensky government will be toppled.

    And then, when the war is finally lost, when the whole country lays in smoldering ruins on a funeral pyre of their own making, the liars will say “well we tried.” Having prevented any alternative, having smeared anyone who told the truth as puppets for the enemy, the liars will say “We did our best. We stood up to Putin.”

    In fact, they will claim, we would have succeeded but for the fifth column of Putin apologists who stabbed the Ukrainians in the back. Then, having shifted blame and patted themselves on the back, they will blithely move on to the next war, as they moved onto Ukraine after their disasters in Afghanistan and Iraq.

    The lies are comprehensive — but they will work.

    https://twitter.com/DavidSacks/status/1758976951744897179

    1. Das Ziel der US Politik ist ja nicht der Ukraine zu helfen sondern Russland zu schaden. Dafür macjt man es richtig um den Krieg so lange zu machen wie möglich.

        1. Soweit denken Baerbocks,Scholze und Habecke nicht. Können es nicht, weil sie studiert haben, und sich zusätzlich kein Wissen angeeignet haben.

          1. “die” haben immer noch an die Aussage von Obama geglaubt:
            Obama verhöhnt Russland als Regionalmacht
            Deeskalation sieht anders aus: In der Krim-Krise verspottet US-Präsident Obama Russland – er nennt das größte Land der Welt eine Regionalmacht. Für Amerika gebe es schlimmere Bedrohungen, Kreml-Chef Putin agiere aus einer Position der Schwäche. (Spiegel 25.3.2014!!!)

    2. Ich fürchte, er hat recht. Leute, denen man erzählen kann, das größte Land der Welt (das auch noch unter Bevölkerungmangel leidet) sei darauf aus, Europa anzugreifen und zu beherrschen, Leute, deren Bedrohungsgefühl man nach Belieben an- und abschalten kann, diesen Leuten ist nicht mehr zu helfen. Solange das eine Mehrheit ist, besteht kein Grund zur Hoffnung; da muß wohl nur noch Einer schreien: “Wollt ihr den totalen Krieg?”

      Trotz alledem, machen wir weiter mit den Bemühungen um Aufklärung und Widerstand! Sonst heißt es wirklich bald: Schade! Diese Spezies war ein netter Versuch der Evolution.

  6. “Nach einer Insa-Umfrage für Bild, die am Wochenende veröffentlicht wurde, scheint das Ausmalen der Bedrohung zu wirken. Der Frage, ob sie Angst hätten, dass sich der Krieg in der Ukraine auf das Nato-Gebiet ausweiten könnte, stimmten 61 Prozent zu,…”

    Ich hätte auch zugestimmt, obwohl die westliche Propaganda schon seit 9 Jahren keinerlei Wirkung mehr auf mich hat. Es ist nicht die Angst vor den Russen, sondern vor den westlichen Regierungen, die mich mit “Ja” antworten lassen hätte. Schließlich läuft die Diskussion über die Endsendung von Bodentruppen in die Ukraine schon seit Wochen und auch die Waffenlieferungen der letzten 1,5 Jahre erscheinen nicht sonderlich sinnvoll, wenn der Westen diesen Schritt nicht gehen möchte!

  7. “… es einigermaßen absurd ist, wenn man die Schwierigkeiten betrachtet, die Russland schon in der Ukraine hat. ”
    Er hat es immer noch nicht begriffen, was”an der Front ” passiert. Wie üblich viele Zivilisten, sieht er nur das aktuelle Geschehen und folgert, dass Russland so schwach wäre, wie es den Anschein hat. Man erkennt nicht, dass Russland nur die Kräfte unmittelbar einsetzt, die ausreichen, die Ukraine langsam zurück zu drängen, also quasi auf ukrainischen militärischen recht niedrigem Niveau. Es sind hauptsächlich (mäßig verstärkte) Territoriakkräfte im Einsatz, quasi eine Art Nationalgarde. Die strategischen Hauptkräfte mit moderner Ausrüstung und überlegenen Potential auch in taktischer Hinsicht bleiben bisher bewusst zurück gehalten, um sie nicht zu verschleißen. Die angeblichen Abwehrerfolge der Ukraine sind Resultat der zurückgehaltenden russischen Taktik und nicht deren Stärke.
    Diese Zurückhaltung ist der westlichen Zielsetzung gedacht, die Kampfkraft der russischen Armee realer zu testen und eventuell zu schwächen. Das ist der militärische Hintergrund, warum der Westen immer wieder noch eine Schippe draufzulegen und die Eskalation voran zu treiben.

  8. Nun ja, wohl ist es so, dass alles daran gesetzt wird, wenigstens einen Regime-Change hinzukriegen,
    und dann am besten nochmal einen Jelzin zu installieren. Da hängen schon Interessen dran.
    https://www.derstandard.de/story/3000000208086/snyder-nur-niederlage-im-ukrainekrieg-kann-das-russische-regime-brechen
    Die haben das grosse Flattern, wenn der Donald nochmal ans Ruder kommt.
    Also wenn z.B. Abomben zu adressieren wären, dann auch die richtigen Kriegstreiber erwischen.
    ;-\

    für uns bleibt dann nur: rette sich wer kann
    https://www.youtube.com/watch?v=9kum37s7qus

    1. Hi jane otto, das grosse flattern erhalten die Insassen, die das alles zu tragen haben in Form der Enteignung.
      Diejenigen die die Verantwortung tragen, reichen die Rechnungen durch, egal ob biden oder trump!

      Der verhasste Amerikaner bzw. besser der ‘Staat’ Amerika, ist ein Konstrukt der Europäer. Wer tatsächlich nach Ursachen sucht, fängt am besten dort an. Das ‘britische Commonwealth’ ist flächenmässig immer noch das grösste auf dieser Welt, die Franzosen halten immernoch eine üppige Anzahl an ‘Departements’ und die Spanier oder Portugiesen werden kaum erwähnt mit ‘ihren privaten Verträgen’, genauso wenig wie die Niederlande, oder Österreich oder oder oder…

      1. Was bleibt denn da?
        Einfach funky music rauf und runter hören, fette Riffs, guten Sound.
        Jeden Tag diesen ganzen medialen Schrott hören, sehen oder lesen müssen,
        welcher von den Idioten sich wieder was neues Infames ausgedacht hat-
        das hälste doch im Kopp nich aus…
        Und, ja, so ein bißchen Party ist nicht schlecht.

  9. grad auf focus gelesen.
    Die Fregatte Hessen ist doch grad im Roten Meer
    jetzt kam raus: ein Teil der Munition ist nciht mehr nachproduzierbar, weil keine industriellen kapazitäten mehr vorhanden.

    Pffffff….

    1. Die tägliche Peinlichkeit über die aktuelle Regierung in Deutschland hat ein neues Ausmaß erreicht.

      Deutsche Botschaft London @GermanEmbassy – 15:24 UTC · 28. Februar 2024
      Die deutsche Fregatte FGS Hessen, Teil der EU-geführten defensiven maritimen Sicherheitsoperation EUNAVFOR Aspides im Roten Meer, hat gestern zwei Drohnen abgeschossen.
      Bild: FGS Hessen


      Disclose.tv @disclosetv – 16:34 UTC · 28. Februar 2024
      JUST IN – Die deutsche Fregatte „Hessen“ hat am Montag versehentlich auf eine US-amerikanische MQ-9-Reaper-Drohne über dem Roten Meer geschossen; Beide Raketen versagten und fielen ins Meer – BILD

      Dies geschieht mit den eigenen Verteidigungskräften, wenn aufeinanderfolgende Regierungen der Unterstützung imperialer Abenteuer auf der anderen Seite des Planeten Vorrang vor ernsthaften territorialen Selbstverteidigungsfähigkeiten geben.
      https://www.moonofalabama.org/

      ohne Worte….!

  10. Neue US Strategie für die Ukraine “hold and build” soll die ukrainische Armee wieder erstarken lassen, so dass sie, (in 10 Jahren vielleicht?) wieder offensive Kampfhandlungen durchführen kann.
    Bis dahin geben die europäischen Nato Staaten “Garantien”, dass es auch funktionieren soll, das “hold”.

    Übrigens: Interessante Diskussion mit Harald Kujat bei Talk im Hangar 7, Servus TV
    https://www.servustv.com/aktuelles/v/aa764g400qhyc3x50xaq/

    1. Am besten war ja diese Ukrainerin, die irgendwelche Tauben und Fledermäuse gehört haben will. Aber halt keine richtigen Argumente, wie so oft “Russland will alles erobern und uns alle vernichten”. Wer Kujat einige Male verfolgt hat, der weiss, warum vieles davon richtiger Unsinn ist. Finde es sehr zynisch, dass solche Leute mehr oder weniger immer mehr wollen, aber halt nicht an der Front sind, trotzdem meinen, dass sie für alle sprechen.

  11. Gesprochen wird sogar von Nato-Bodentruppen, die man entsenden könnte

    Ne, gesprochen wurde über offizielle Truppenkontingente. Die anderen sind ja schon vor Ort. Und nicht erst seit gestern oder erst seit 2022. Das CIA-Blatt NYT hat unlängst die Relotius-Nebelkerze von der zehnjährigen Präsenz der Firma in der Ukraine in den Raum geschmissen. Fakt ist: westliche Geheimdienste – ob CIA, MI6, BND oder Oma Hilde vom Fenster gegenüber – sind seit Jahrzehnten im Land. Massiert zum ersten Mal nach Maidan No. 1 (2004 – nicht zu verwechseln mit Mambo No. 5, 1999), wenn auch in der Zeit danach mit gewissen Brüchen und Unterbrechungen (Janukowitsch). Auf die US-Geheimdienste ging 2014 freilich der völlig bekloppte Vorschlag zurück als Befriedungsstrategie im Angesicht der Demonstrationen in der Südostukraine das Konzept der feind-zentrierten Aufstandsbekämpfung (FZA) anzuwenden. So etwa hat man u.a. in Lateinamerika gerne eingesetzt und es funktioniert ja auch durchaus. Aber nur, wenn die Demonstranten / Aufständischen nicht von einem signifikanten Teil der Bevölkerung unterstützt werden. Dementsprechend hoffnungslos war das ganze Unterfangen im Donbass, wo es eben diesen Anteil gab (siehe Link unten). Vermutlich wären die Proteste sogar ziemlich schnell abgeflaut, zumal auch der Kreml nichts tat, sondern im Gegenteil sogar einige Türme aktiv versuchten Girkin und seine 51 Gefährten von ihrem Reise-Unterfangen abzubringen. Doch die westangeleitete FZA wirkte eben wie der Versuch brennendes Fett mit Wasser zu löschen (nicht nachmachen, liebe Kinder!). Und – zack! – sahen sich der Westen wie Russland dem Donbass-Konflikt gegenüber.

    BTT: Denn neben den agencies sind eben auch ihre Freunde (eher: Rivalen) aus dem Feld vor Ort. Vielleicht erinnert sich jemand noch an die deutschen „OSZE-Beobachter“, die im Donbass herumfuhren oder die „Blackwater-Söldner“, über die damals selbst der SPIEGEL zu berichten wusste (wenn auch natürlich abwiegelnd). Natürlich gab es bereits 2014 schon militärische Kuratoren, Ausbilder und Kampfgruppen in der Ukraine. Die Geheimdienste mögen Informationen beschafft und – wenn sie einen guten Tag hatten – weitergegeben haben, aber militärische Spezialeinheiten und urlaubende West-Legionäre waren ebenfalls vom Anfang an im Spiel. Zumal es eben die aktive Militär-Kooperation mit der Ukraine schon in den frühen 00er Jahren gab (Stichwort: Irak-Kontigent Kiews). In den Jahren nach 2014 – und speziell seit 2022 – hat man das Engagement natürlich massiv hochgefahren. Es ist vollkommen klar, dass zahlreiche Panzer, Luftabwehreinheiten und Artillerielafetten von „urlaubenden Westlern“ bedient werden. Reisner hat ja an der Diplomatischen Akademie in Wien mal launig darauf hingewiesen, wie man in nullkommanix vom Bundesheer- / Royal Army- / Bundeswehr-Angehörigen zum Söldner werden kann (Uniform ablegen, hinfahren, Vertrag unterschreiben und gut). Und die vielen beim Bergsteigen verunglückten Militär-Pensionäre oder „zivilen Helfer“, die beim „humanitären Einsatz“ in Cherson oder sonstigen Frontrückräumen plötzlich umkommen, sprechen auch ihre Sprache. Und es ist ja auch ein humanitärer Einsatz – die sind leiblich vor Ort, noch stehen keine geeigneten Roboter-Modelle zur Verfügung.

    Wir haben es somit mit einer militärischen wie nachrichtendienstlichen Durchdringung der Ukraine durch den Westen zu tun, weswegen es gerechtfertigt ist das Land als Vasallen desselbigen (nicht nur der USA!!) zu bewerten. Das heißt aber nicht, dass die Westler allesamt harmonisch miteinander arbeiteten. Vielmehr haben wir zum einen ein paar rivalisierende Rottweiler (Pentagon, US-Nachrichten- und sonstige Dienste) und zum anderen ein paar um sie herumspringende deutsche Dackel, französische Pudel und britische Bulldoggen zu betrachten. Die von Fall zu Fall und Interesse zu Interesse Allianzen bilden oder sich wiederum anjaulen und gegenseitig ans Bein pissen (MH 17, Nord Stream Sprengungen, sabotierte Istanbuler Verhandlungen etc.). Übrigens auch die Dackel, Pudel und Co. untereinander. Das liegt daran, dass innerhalb der herrschenden nationalen Bourgeoisien im Westen verschiedene Kapitalfraktionen existieren, die in Konkurrenz zueinanderstehen. Das beste Beispiel ist die hiesige Bundesregierung, in der die anti-fossile, hyperdigitale und anti-russische Kapitalfraktion sowie die pro-fossile, großindustrielle und Russland-ambivalente Strömung gleichermaßen vertreten sind. Nach außen bilden die westlichen Köter freilich eine große kläffende Meute. Das mag eine Kynologen hier im Forum dann zur irrigen Annahme verleiten der Westen sei eine homogene Masse mit einer (von Rottweiler Sam) vorgegeben Richtung.

    Und um was es Macron geht ist neben dem Testballon abschicken (an die Bevölkerung draußen) wie dem Bäumchen-Markieren (an die übrigen Köter) der Hinweis an Moskau, dass dieses eben nur gewisse Schichten der ukrainischen Torte abbekommen darf. Sobald die Schotten brechen und die Ukrainer den Donbass (und anderes linksufiges Gebiet wie Charkow / Sloboda Ukraine) räumen müssen, wird es spannend. Gibt es den umgekehrten „Vorstoß nach Priština“ – diesmal eben mit Westlern nach Odessa und Dnipropetrowsk? Oder beschränkt man sich im Westen auf die rechtsufige Ukraine, Kiew und die agrarischen Oblaste? Die Entwicklungen in und um Transnistrien zeichnen den weiteren Weg vor.

    Wie immer geht man trotz der Kriegsbedingungen davon aus, dass das Ergebnis einigermaßen repräsentativ ist.

    Ähem. Ja, wer geht davon aus? Die KIIS-Leute? Nun, die wollen wohl auch von etwas leben. Jeder halbwegs seriös arbeiten wollende Forscher lässt von Umfragen in Kriegsgebieten die Finger (und von Umfragen, die zu anderen „heiklen“ Zeitpunkten erhoben wurden, ebenso), da man weiß, dass solche Lagen mit massiven Verzerrungen einhergehen. Staatlicherseits ausgelösten (Zensur, Notstand), persönlichen (emotionale Aufregung), vom Ausland hervorgerufenen und und und. Diese Umfragen kann man frisch gedruckt in die Tonne kloppen. Schon die „gewöhnlichen“ stellen allenfalls eine näherungsweise Abbildung selektiv gewählter Realität dar. Die unter Kriegsbedingungen ermittelten leisten nicht einmal das. Ivan Katchanovski, Dozent an der Uni Ottawa, riet von ihrem Gebrauch wiederholt ab. Der Mann muss es wissen – war er doch einer der letzten der vor Beginn des Krieges im Frühjahr 2014 beim KIIS eine Umfrage u.a. zur Sezessionsneigung des Donbass in Auftrag gab. Schon damals wies er auf Einschränkungen hin (Maidan / Post-Maidan / Odessa). Seither kannste die ukrainischen „surveys“ vergessen…

    Und wie auf’s Stichwort:

    Nach einer vom Soziologischen Dienst des Rasumkow-Zentrums vom 19. bis 25. Januar durchgeführten Umfrage glauben 85 Prozent, die Ukraine könne den Krieg gewinnen.

    Wer möchte denn auch unter den Bedingungen des Post-Maidan-Regimes eine andere Meinung äußern? Hat doch kaum jemand Lust die Kettenhunde vor der Haustür stehen zu haben, die einen an die Front karren oder direkt über den Jordan befördern.

    Was unter Sieg verstanden wird, ist aber ziemlich unterschiedlich.

    Ich glaube der größte „Sieg“ für die Ukraine wäre, wenn das Post-Maidan-Regime gestürzt, die westlichen Legionäre, Spione und Kuratoren vertrieben und Friede, Freiheit und Fortschritt für alle im Land lebenden Menschen ermöglicht würden. Ist allerdings so wahrscheinlich wie der CL-Titel für die Offenbacher Kickers.

    1. Schade, dass tomguard hier nicht mehr schreibt. Der hat zwar teilweise derart um die Ecke gedacht, dass er sich selbst begegnet ist, aber die Aufdroeselung der unterschiedlichen (Kapital- und politischen) Fraktionen fand ich immer spannend. Und hilfreich zur Beurteilung der jeweiligen Entwicklung. Ähnlich ja in diesem Beitrag.

  12. Kleiner Einwand meinerseits:
    “Aufgeboten wird, um die weitere Militarisierung zu rechtfertigen, dass mit einem Fall der Ukraine Russland gleich in Nato-Länder weitermarschieren würde, was einigermaßen absurd ist, wenn man die Schwierigkeiten betrachtet, die Russland schon in der Ukraine hat.”

    Absurd ist es nicht wegen angeblicher Schwierigkeiten, die Russland in der Ukraine hat (welche genau?), denn wenn Russland es darauf anlegte, wäre Kiew längst in russischer Hand und das Regime gestürzt, sowie ein russlandfreundliches Marionettenregime installiert.
    Bis jetzt sieht doch die strategische Lage eher so aus, dass alles nach Plan für Russland läuft: der “Wertewesten” mit seiner NATO soll sich ruhig am Krieg gegen Russland mit der Ukraine als Stellvertreter überheben und dafür sorgen, dass die unipolare Weltherrschaft der USA zu Ende geht, weil der globale Süden und fast ganz Asien mittlerweile von den “Werten” gestrichen die Nase voll hat.
    Auch dass Russland jemals vorgehabt hätte, in weitere Länder einzumarschieren ist natürlich dümmlichste NATO-Propaganda, aber das wird ja im Artikel bereits auch so beschrieben. Die NATO ist der Aggressor und schreit “haltet den Dieb!”.

  13. Das sollte man alles nicht so überbewerten.
    Erstens werden, egal wie der Wähler wählt, die Mächtigen immer eine Regierung aus dem Strauß der Blockparteien zusammenstellen, der ihre Interessen durchsetzt. Koalitionsverhandlungen lautet der Tarnbegriff dafür, der dem einen demokratischen Anschein geben soll.
    Zum Zweiten.
    Man sollte auch die Rationalität, kognitiven Fähigkeiten und das Langzeitgedächtnis der Wahlbevölkerung nicht überschätzen. Nach Jahrzehnten geschicktester Propaganda, kombiniert mit hedonistischer Dauerbespaßung, Verblödung durch die omnipräsenten Medien und der Verwöhnung mit nie gekanntem materiellen Wohlstand für viele (für die anderen reichten die ersteren Dinge voll aus)
    Wie ich schon mal schrieb. Ich denke es gibt nur noch Restpopulationen geistig und emotional gesunder Menschen. Auf jeden Fall wahrscheinlich nicht genug um den Wahnsinn zu stoppen.

  14. “Kluft zwischen Bürgern und Regierenden in der EU wächst”
    wäre der bessere Titel gewesen, denn da gibt es sehr viel mehr Punkte als nur die Ukraine, welche hier offenbar inzwischen zum inflationären Lieblingsthema geworden ist.

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