Die „scheinbar unverändert andauernde Aktualität“ dieser pazifistischen Hauptschrift des Humanisten ist faszinierend und deprimierend zugleich.
Vorbemerkungen zu diesem Beitrag: Der antimilitaristische Schweizer Pfarrer, Theologe und religiöse Sozialist Rudolf Liechtenhan (1875-1947) veröffentlichte fünf Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg in banger Sorge um den Fortgang einer vom Gewalt-Aberglauben gelenkten „Zivilisation“ seine Übersetzung der pazifistischen Hauptschrift des Humanisten Erasmus von Rotterdam. Vertreter der christlichen Friedensbewegung haben unter Heranziehung dieser inzwischen gemeinfreien Übertragung eine Neuedition der „Querela Pacis“ (Klage des Friedens, 1517) vorgelegt, so dass seit kurzem erstmalig eine Fassung des „Klassikers“ für die deutschsprachige Leserschaft auch allgemein im Internet abgerufen werden kann: „Alle müssen sich gegen den Krieg verschwören und ihn gemeinsam verlästern“. Die Publikation ist zunächst als Digitalausgabe erschienen und kann jetzt auch in Buchform bezogen werden. Auf Bitte des Herausgebers hin hat Eugen Drewermann das nachfolgend dokumentierte Vorwort zu dieser Ausgabe verfasst. (Peter Bürger).
Vorwort zu „Erasmus von Rotterdam: Klage des Friedens“
Inmitten einer Welt des Krieges erhebt die Friedenssehnsucht unablässig ihre unerhörte Klage: Sie liegt in der Natur des Menschen, sie macht uns allererst zu Menschen, und sie entspricht dem Kern der Botschaft Jesu, meint Erasmus.[1] Jedoch: wo denn in der Geschichte der Menschheit fände je sich Frieden? Man hat ihn von der Welt verjagt, so gründlich, daß die Gewöhnung an das Grauen des Krieges längst schon „das Wahrnehmungsvermögen für das Böse“ beim auftragsgemäßen Ermorden von Menschen auf den Schlachtfeldern der Welt nahezu unempfindlich gemacht hat (Querela Pacis: Übersetzung Kai Brodersen, S. 34). Wie von Furien gehetzt, erkennen die Menschen in ihrem Unglück „die Schwere der eigenen Krankheit“ nicht mehr, Krieg und Kriegsbereitschaft sind „ein für allemal eine Art Ozean aller Übel, … die es überhaupt … gibt.“ (S. 28) Jeder weiß das. Dennoch gilt es „fast als Kapitalverbrechen“, wenn man von Frieden auch nur spricht (S. 61).
Was des Erasmus „Klage des Friedens“ wohl am meisten faszinierend, aber auch am meisten deprimierend macht, ist ihre scheinbar unverändert andauernde Aktualität. „Frieden braucht Verteidigung“ liest man derzeit (im Mai 24) auf den Werbeplakaten der Spitzenkandidatin der FDP für das EU-Parlament; vordem musste man sich kriegsertüchtigen, um die Freiheit zu verteidigen; jetzt, seit Beginn des „russischen Aggressionskriegs“ am 24. Februar 22 in der Ukraine, gilt in politischer Korrektheit als ein Kriegsbefürworter, wer noch, wie zum Beispiel Papst Franziskus, einen Verhandlungsfrieden fordert, statt einer ständigen Ausweitung und Verlängerung der Kampfhandlungen. Ein Gegner wie der russische „Diktator“ versteht nach Meinung des derzeitigen Außenministeriums der BRD allein die Sprache der Gewalt, und erst wenn er besiegt ist, darf man mit ihm reden.
Also: der einzige Weg zum Frieden ist ein gewonnener Krieg, und um ihn zu gewinnen, muss man so viele Menschen töten und soviel an Material zerstören wie nur möglich, bis dass der Gegner in Ermangelung an Mannschaft und an Nachschub zur Aufgabe gezwungen ist. Die Hunderttausende von Toten, die diesen Pfad zum Siegfrieden in ein Meer von Blut verwandeln, haben weder Skrupel noch Bedenken zu erregen, denn die Schuld daran trägt ausschließlich, wie stets, der Gegner, man selbst – versteht sich – tritt allein für Recht und Ordnung ein; man bekämpft das Böse als Verteidiger des Guten, denn wohlgemerkt: man schützt heroisch und entschlossen den Wert der Menschlichkeit gegen die Inhumanität von Willkür und Gewalt.
„… wie unchristlich wir unter dem Diktat der Mächtigen in Politik und Wirtschaft dahinleben“
Ist wirklich da Erasmus noch als „Humanist“ zu würdigen, wenn er genau ein solches Denken als einen eklatanten Widerspruch zu den Grundsätzen menschlicher Moral sowie den Mahnungen des Christentums erklärt? Fest steht: seine „Klage des Friedens“ ist eine kompakte Anklage gegen die als ganz normal geltende Friedlosigkeit der Welt. Sie macht bewusst, wie unnatürlich, unmoralisch und unchristlich wir unter dem Diktat der Mächtigen in Politik und Wirtschaft dahinleben, und fordert dazu auf, den allenthalben anzutreffenden Zustand staatlicher Handlungsweise und Verwaltung nicht länger hinzunehmen – im Namen unseres eigenen Gewissens und der Stimme Gottes, die uns sagt: Du sollst nicht töten. Vernunft und Frömmigkeit verlangen einmütig nach Frieden; die Tür zum Krieg hingegen ist die Torheit und ihr verführerischer Prunk die Perversion des Religiösen.
Die Torheit ist gepaart, ja ganz identisch mit Mitleidlosigkeit, Hartherzigkeit und Blindheit. – Wie kurz ist jedes Menschenleben und wie viel an Leid legt die Natur ihm auf? „Wie vielen Krankheiten, wie vielen Unglücksfällen ist es ausgesetzt!“ fragt rhetorisch Erasmus, um fortzufahren: „Obwohl es schon von sich aus mehr Übel mit sich bringt, als man ertragen kann, verursachen die Verrückten sich dennoch den größten Teil der Übel selbst. Eine solche Blindheit hat die Sinne der Menschen besetzt, dass sie nichts davon durchschauen … Sie kämpfen überall und ständig miteinander, und es gibt kein Maß und kein Ende. Es stößt Volk mit Volk zusammen, Stadt mit Stadt, … Fürst mit Fürst, und wegen der Dummheit oder wegen des Ehrgeizes zweier Menschlein, die bald wie Eintagsfliegen dahinsterben müssen, werden die menschlichen Dinge hinauf und hinab verwirrt.“ (S. 53)
Die „menschlichen Dinge“ – sie lehrten eigentlich uns Demut, Mitgefühl und Eintracht, hat doch die Natur selbst uns „wehrlos und gebrechlich“ hervorgebracht, so dass wir ohne den „Antrieb zur gegenseitigen Liebe“ gar nicht überleben könnten (S. 32; 33). Wer daher das Wort „Mensch“ vernimmt, der sollte glauben, es kündige dem Frieden eine Heimstatt an. Aber stattdessen: allerorten Streitigkeiten, Advokaten, Ringmauern und kaum ein Haus, in dem „wenigstens ein paar Tage lang Platz“ für den Frieden wäre (S. 35). Hat man die Staaten und Regierungen nicht eingerichtet, dass sie Frieden hüteten und Ordnung hielten? Jedoch gerade an den Fürstenhöfen erkennt man „nicht einmal den Schatten wahrer Eintracht … Alles … geschönt und erlogen, durch offene Parteiungen, geheime Intrigen und Rivalitäten vollständig zerrüttet … von hier (stammen) die Quellen und Keime aller Kriege.“ (S. 36) Denn ständig geht hinter der zelebrierten Maskerade eitler Freundlichkeit und Feierlichkeit erbarmungslos der Kampf um Geld und Geltung weiter.
Ein Nachbarland, wie Frankreich um 1517, als Erasmus seine Friedensklage formulierte, lebt zum Beispiel relativ in Glück und Wohlstand, – und was folgt? Eben seines Wohlstands wegen wird es angegriffen (S. 56)! Es droht stärker zu werden als man selbst! Neid, Konkurrenz und Missgunst bedingen einen steten Streit, um kleinliche Vorteile im Konkurrenzkampf zu erhaschen oder zu verteidigen. – Die Wehrlosigkeit unserer menschlichen Natur führt also gerade nicht, wie wünschenswert, zu Hilfsbereitschaft und Verständigung, – wenn sie das tut, dann allenfalls in Überlagerung der Angst vor der Gefahr, die ein Mensch einem anderen bedeutet. Sobald der eine sich an Machtmitteln als stärker zu erweisen droht als ein anderer, schließt man sich kriegsbereit in Bündnissen zusammen, um mit ihm gleichzuziehen, und vermehrt dadurch das Übel der Gewalt anstatt es zu verringern.
„So viel steht fest: Tiere zünden keine Wasserstoffbomben …“
Die Tiere möchte man unter diesen Umständen beneiden, dass sie mit Waffen ausgestattet sind, die ihnen im Rivalitätskampf und beim Beutefang behilflich sind; die Menschen, weil sie wehrlos auf die Welt gekommen sind, rüsten sich auf „mit höllischen Kriegsmaschinen … Wer mag … glauben,“ fragt fassungslos der Friede des Erasmus, „dass Kanonen eine Erfindung des Menschen sind?“ (S. 57) Bei Goethe bringt’s der Teufel auf den Punkt, wenn er dem Liebe und Wahrheit suchenden Faust den Irrsinn des menschlichen Treibens mit den Worten erklärt: „Er nennt’s Vernunft und braucht’s allein, um tierischer als jedes Tier zu sein.“
So viel steht fest: Tiere zünden keine Wasserstoffbomben, um Millionen Menschen auf einen Schlag zersprengen, verbrennen und verstrahlen zu können. Wie kann es überhaupt geschehen, dass man es als Heldentum hochpreist, wenn jemand sein Schwert schneller in die Eingeweide seines Gegners stößt, als dass ihm dieser seinen Kopf abschlagen könnte? Für so etwas mag man „junge Männer“ begeistern, „denen der Krieg so sehr gefällt, weil sie noch nicht erfahren haben, wie viel Übel er hat“. (S. 71) Den Worten nach sühnt man im Krieg eine Rechtsverletzung; doch welch eine Begründung wäre zu „geringfügig, daß sie nicht ein geeigneter Anlass für den Krieg zu sein scheint?“ (S. 58) „Ja, wo gar kein Grund vorhanden ist, denken sie (sc. die Regierenden, d. V.) sich selbst Gründe für Zerwürfnisse aus, indem sie die Ländernamen (sc. Nationalinteressen, d. V.) zum Schüren des Hasses missbrauchen.“ (S. 74)
Besonders „den profanen Namen ‚Vaterland‘“ führen sie „als gewichtigen Grund“ an, „warum ein Volk nach der Vernichtung eines anderen Volkes trachtet“. Als wäre nicht „diese Welt das gemeinsame Vaterland aller“! (S. 75). Und stimmt es denn überhaupt? Man bekämpft im Krieg das Verbrechen? Gerade darin besteht die zentrale Lüge aller Kriegsbegründer! Der Krieg selbst ist eine einzige Aneinanderreihung von Verbrechen, die man verüben muss, um über die vorgegebenen oder vermeintlichen „Verbrecher“ siegreich zu werden. „Wenn du Raubzüge verabscheust: Eben diese lehrt der Krieg. Wenn du Vatermord verfluchst: Den lernt man im Krieg. Wie sollte denn einer noch Hemmungen haben, im Affekt einen einzigen umzubringen, der, für ein kleines Handgeld gedungen, so viele Menschen absticht? … Der Krieg ist der Lehrmeister all dieser Dinge.“ (S. 78)
Der Krieg verhindert demnach absolut keine Verbrechen, er ist im Gegenteil die schlimmste Schule sämtlicher Verbrechen. Wenn es im Jahr 2024 in der BRD eine verfassungsfeindliche Beleidigung ist zu sagen: „Soldaten sind Mörder“, dann bezeichnete im Jahre 1517 schon Erasmus Soldaten als bezahlte Auftragsmörder, die „für ein paar Goldstücke zum Schlachten und Mord gedungen sind.“ (S. 62) In summa: Der Krieg ist „die allgemeine Krankheit des Erdkreises“. (S. 61) Oder anders ausgedrückt: Er ist in Vorbereitung, Durchführung und ideologischer Rechtfertigung die Geisteskrankheit, der Wahnsinn, die vollendete Verrücktheit des Politischen.
„Perversion der Botschaft Jesu in der unverschämten Kirchenlüge von der göttlichen Beauftragung des Staates“
Dringend benötigt würde also zur Durchsetzung der einfachsten Forderungen der Vernunft eine von Grund auf wirksame Therapie. Doch jetzt kommt alles noch schlimmer dadurch, dass man die einzige und beste Medizin gegen die paranoische Psychose des Politischen: das Christentum, gerade dieses, in eine Kriegsdroge für Süchtige verwandelt hat. Ärger als alle Amphetamine zum Aufputschen von Aggressionen wirkt die perfekte Perversion der Botschaft Jesu in der unverschämten Kirchenlüge von der göttlichen Beauftragung des Staates, mit dem „Schwert der Gerechtigkeit“ die Urteile Gottes im Himmel auf Erden zu vollziehen. „Schwertjustiz“, das heißt: Gewaltjustiz, das heißt Todesstrafe, das heißt: Krieg. Und es heißt, dass das Gottesbild eines vergebenden und gütigen, gerade nicht strafenden Hintergrundes dieser Welt, das Jesus uns zur Befriedung der Welt im Namen seines „Vaters im Himmel“ zu bringen kam, beiseite gestellt wird zugunsten der ideologischen Rechtfertigung einer Machtausübung im Stil und Vorbild altorientalischer Dynasten.
Was Erasmus davon abhält, den theologischen Verdrehungen der Botschaft Jesu in der kirchlichen Lehre und Praxis Glauben zu schenken, ist die Konkretion der Vorstellung. „Wie kannst du mit dem Mund den gemeinsamen Vater anrufen, wenn du in die Eingeweide deines Bruders das Schwert stößt?“ fragt er (S. 46). Wie soll man einen Papst wie Julius II., der schon in seinem Namen den römischen Feldherrn Gajus Julius Caesar sich zum Vorbild gesetzt hat, im Sinne des Friedensfürsten Jesus Christus tätig glauben! Doch es ist zu allen Zeiten das gleiche: die gesamte klerikale Entourage steht submissest zur Verfügung.
Voller Empörung muss der „Friede“ des Erasmus feststellen: „Es schämen sich nicht die Theologen, die Lehrer christlichen Lebens, es schämen sich nicht die Bekenner (professores) der vollkommenen Religion, es schämen sich nicht die Bischöfe, es schämen sich nicht die Kardinäle und Stellvertreter Christi, Urheber und Brandstifter jener Sache zu sein, die Christus so sehr verachtet hat. Was hat die Mitra mit dem Helm gemein? Was der Krummstab mit dem Schwert? Was das Evangelienbuch mit dem Schild? Wie verträgt es sich, das Volk mit dem Friedenswunsch zu begrüßen und den Erdkreis zu den blutigsten Schlachten aufzuhetzen, mit der Zunge Frieden zu geben, tatsächlich aber Krieg zu entfesseln? Du lobst mit demselben Mund, mit dem du Christus als Friedensstifter predigst, den Krieg, und auf derselben Trompete besingst du Gott und Satan? Du stachelst beim Gottesdienst, in die heilige Kutte gehüllt, das einfache Volk zum Morden an, das aus deinem Mund die Lehre des Evangeliums erwartete?“ (S. 59)
„Mit immer ausgeklügelteren Mordgeräten … vorangetrieben mit den scheinheiligen Gebeten ihrer Militärgeistlichen“
Das Resultat solch einer unsäglichen Heuchelei und Verlogenheit ist ein „christliches“ Europa, in dem Jahrhundert um Jahrhundert Christen zu Hunderttausenden über Christen herfallen und sich mit technisch immer ausgeklügelteren Mordgeräten niedermachen, gesegnet und vorangetrieben mit den scheinheiligen Gebeten ihrer Militärgeistlichen, für die nicht mehr gilt, dass wir alle in Christus Brüder sind, sondern für die es ein neues Dogma geworden ist, es sei der „wahre“ Gott erst der der eigenen Konfession, dann der der eigenen Nation, so dass ein Christ einen anderen Christen zerstechen, zersprengen und vergasen muss, weil er selbst ein Deutscher, der andere aber ein Franzose, Brite, Italiener oder Russe ist. Sogar das Zeichen der Gemeinsamkeit und des Heiles, das Symbol des Kreuzes, ist zu einem Abzeichen militärischer Großtaten verkommen. Das Sakrament des Abendmahles, das man ins Kriegslager trägt, soll jetzt dazu ermutigen, dass derjenige, der es eben als Bild der größten Eintracht empfangen hat, „in die Schlachtenreihe rennt, das grässliche Eisen in die Eingeweide des Bruders stößt und für die allergrässlichste Tat, die den Höllengeistern höchstes Entzücken bereiten muss, Christus zum Zuschauer macht … Was schließlich das Allerabsurdeste ist: In beiden Feldlagern und an beiden Schlachtreihen … werden Gottesdienste abgehalten. Was ist das für eine Ungeheuerlichkeit: Es kämpft das Kreuz mit dem Kreuz, Christus führt gegen Christus Krieg! … Die Menschen sind nicht irgendeines Kreuzes würdig, sondern nur des wahren. Ich frage, wie kann ein Soldat in diesen Gottesdiensten das Vater unser (Mt 6, 9 ff.) beten?“ (S. 63)
Bekanntlich kann und tut er es, freilich derart theologisch betäubt in seinem Wahrheitsempfinden, dass er nicht mehr merkt, wie jedes Wort in seinem Munde das Gebet des Herrn in eine zynische Blasphemie verwandelt – man muss es nur durchgehen, wie Erasmus es tut: „Du harter Mund wagst es, ihn (sc. Gott, d. V.) Vater zu nennen, der du die Kehle deines Bruders durchschneiden willst? Geheiligt werde dein Name: Wie könnte der Name Gottes mehr geschändet werden als durch solches Getümmel unter euch? Dein Reich komme: So betest du, der du durch so großes Blutvergießen deine Tyrannis errichtest. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden: Jener (sc. Gott, d. V.) will den Frieden, und du rüstest zum Krieg. Das tägliche Brot erbittest du vom gemeinsamen Vater, der du die Saatfelder des Bruders verbrennst und lieber willst, dass sie auch für dich nutzlos werden, als dass sie ihm nützen? Mit welchem Mund wirst du jenes sagen: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern, der du zum Brudermord eilst? Du suchst durch Beten die Gefahr der Versuchung abzuwenden, der du unter deiner eigenen Gefahr den Bruder in die Gefahr hineinziehst. Du verlangst, vom Übel erlöst zu werden, durch dessen Einflüsterung du gegen den Bruder das schlimmste Übel ausheckst?“ (S. 63-64)
Eine Kirche, die, quer durch die Zeit, verstärkt sogar noch durch den politisch hoch aufgeladenen Konfessionsstreit, nicht müde wird, an allen Frontabschnitten mit Gebetsgottesdiensten ihre Gläubigen auf eine solch verlogene Weise „beten“ zu lehren, damit der Herr im Himmel bei dem bevorstehenden Menschenmassaker auf Erden den erfolgreichsten Schlächter als Sieger segne – eine solche Kirche müsste längst als Künderin des Gotteswortes diskreditiert sein. Es ist allein der nicht auszurottenden Friedenssehnsucht der Menschen zuzuschreiben, wenn immer noch die Hoffnung gehegt wird, die unverfälschte Haltung Jesu möge endlich – trotz oder wohl auch vermittels der Kirche – vor aller Augen in Erscheinung treten, denn sie ist ein klares und bedingungsloses Bekenntnis zum Frieden, ohne jedes Wenn und Aber. Sie allein bietet die Erlösung von der Furie des Krieges, indem sie im Falle eines ungerechtfertigten Angriffs den Angstreflex unterbindet, mit aller Macht zurückzuschlagen.
„Dynamik des Wahnsinns militärischer Gewalt … In Wahrheit schafft man … nur eine alles bedrohende Ausdehnung der Gefahrenlage“
Der gesamten Dynamik des Wahnsinns militärischer Gewalt unterliegt das Bestreben, die Angst vor dem potentiellen Angriff eines Gegners zu beantworten mit der Angst, die wir ihm durch die Drohkulisse des eigenen Gefahrenpotentials bereiten. Die militärische „Abschreckung“ wird damit zum Instrument der eigenen Sicherheit. Bis in die Gegenwart ist dieses Denken politisch in immer größer sich organisierenden Formationen vorherrschend. In Wahrheit aber schafft man auf diese Weise keine höhere Sicherheit, sondern nur eine alles bedrohende Ausdehnung der Gefahrenlage: Die Angstflucht in die Angstverbreitung zur Einschüchterung des Gegners kann nur zu dem Teufelskreis ständiger Aufrüstung und immer neuer Formen überraschender Möglichkeiten wechselseitiger Vernichtungsdrohungen führen. Statt Sicherheit Unsicherheit, statt Frieden Krieg, statt Versöhnung Dauerkonflikte um wechselnder Machtvorteile willen, – das ist die Bilanz dieses allerorten üblichen „Kampfs gegen das Böse“.
Dass Erasmus im 16. Jahrhundert nicht die Mittel psychologischer Erklärungsmöglichkeiten zur Verfügung standen, wie sie hernach in der Philosophie des 18. Jhs. entwickelt wurden, macht es zur Begründung einer christlichen Erlösungslehre (Soteriologie) erst recht unumgänglich, seine ebenso hellsichtige wie zentral zutreffende Akzentuierung auf die eine Aussage Jesu in der Thematik von Krieg und Frieden aufzugreifen und in ihren Konsequenzen zu Ende zu denken: „Leistet dem Bösen keinen Widerstand.“ (Mt 5, 39)
Erasmus stellt diese Aussage in den erweiterten Zusammenhang des Machtstrebens, das sich durchaus auch als Überkompensation eigener Minderwertigkeitsgefühle verstehen lässt, und schreibt: „Weil er (sc. Christus, d. V.) … wusste, dass dort kein Friede bestehen kann, wo um ein Staatsamt, um Ruhm, um Reichtum, um Vergeltung gestritten wird, wie riss er da mit Stumpf und Stiel derartige Leidenschaften aus dem Herzen der Seinen, verbot ihnen insgesamt, dem Bösen Widerstand zu leisten …, hieß sie, denen, die ihnen Übles tun, dies mit Gutem zu vergelten und, wenn sie könnten, denen Gutes zu wünschen, die ihnen Böses wünschen (Mt 5,44).“ (S. 47)
Jesus wollte das gesamte Gezänk um Geltung und Geld beendet sehen; doch als die Hauptursache der unablässigen Kriegsvorbereitungen und Kriegsdurchführungen suchte er die Illusion zu enden, man könne das Böse im Kampfmodus angehen und gewaltsam aus der Welt schaffen. Gerade die schlimmsten Formen des Bösen haben ihre je eigenen Ursachen, und nur wenn man diese in ihrer jeweiligen Eigenart bewusstmacht und durcharbeitet, wird es gelingen, die sich daraus ergebenden Symptombildungen zu erübrigen. Man muss die an sich berechtigten, aber bislang nur bekämpften Bedürfnisse hinter dem als böse in Erscheinung tretenden Begehren aufgreifen und durchgehen, um sie auf geordneten Bahnen zur Erfüllung zu führen. Es gilt daher, meint Jesus, auf das Böse mit Gutem zu antworten und es mit Güte zu verwandeln bzw., wie Paulus formuliert: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Röm 12,21)
„Setzt“, schlägt Erasmus vor, um diesem zentralen biblischen Standpunkt eine begreifbare Begründung zu geben, „gegen die Gefahr ein, was Versöhnlichkeit vermag, was Wohltätigkeit. Krieg wird aus Krieg gezeugt, Rache zieht Rache nach sich. Nun aber möge Wohlwollen Wohlwollen schaffen und Wohltat zu Wohltat einladen, und derjenige soll als königlichster gelten, der am weitesten auf seinen Rechtsanspruch verzichtet hat.“ (S. 88) Solche Herrscher werden „über fromme und glückliche Menschen gebieten, sodass sie mehr durch Gesetze als mithilfe der Waffen herrschen“. (S. 88-89) „Schließlich werdet ihr jeder für den anderen und alle für alle lieb und zugleich angenehm sein, vor allem aber Christus willkommen, dem zu gefallen das höchste Glück ist.“ (S. 89)
„Kriegsgötzen der militärischen Propaganda“: „Frieden als Ernteertrag von den Massenfriedhöfen der Weltgeschichte“
Eine derartige Befreiung von dem Angstreflex, auf Gewalt mit Gewalt zu antworten, sowie die bewusste Umkehrung dieser Fehleinstellung in die Gesinnung und Gestaltung eines aktiven Verstehens des ehedem feindlichen Standpunktes ist die wirkliche entscheidende Wendung zum Frieden. Man erntet nicht Trauben von den Dornen oder Feigen von den Disteln (Mt 7,16). Ebenso wenig wird man Frieden als Ernteertrag von den Massenfriedhöfen der Weltgeschichte in die Scheuer eines zivilisatorischen Fortschritts einfahren können. Dieses Urteil der Vernunft in sittlicher Absicht stimmt völlig überein mit dem Anliegen Jesu, die Menschheit durch Güte von der Logik der Gewalt zu erlösen. Was die Moral fordert, ermöglicht die Religion. Und man sieht: Frieden ist nicht ein beliebiges Anliegen unter anderen Agenden politischer Planung; Frieden ist das Richtmaß unseres gesamten Verhaltens im Sinne unserer Wesensbeauftragung – oder als dessen Verfehlung. Einzig im Frieden werden und bleiben wir Menschen. Krieg hingegen ist der Verlust eines wahren Vertrauens auf Gott und dessen Ersetzung durch die Idolatrie von Kriegsgötzen der militärischen Propaganda; Krieg ist, ineins damit, der gewollte Verlust unserer Menschlichkeit und deren Ersatz durch die verlogene Rhetorik „humanitärer Einsätze“. Ginge es darum – wie viel an Leid wäre zu lindern mit den inzwischen 900 Milliarden Dollar des jährlichen Militärhaushaltes allein der USA, und wie viel an Leid wird erzeugt, weil man statt Menschlichkeit Macht sich zum Ziel setzt! Irgendwann widerlegen die Lügen sich selber.
„Das bleibende Vermächtnis eines jesuanischen Pazifisten von prophetischer Sprachkraft“
Aber: Theologen sind listige Leute. Sie finden Anhaltspunkte genug für ihre Kriegstreiberei „in jenem … so blutrünstigen und unerbittlichen Gesetz des Moses“ (S. 59) und tun dann so, als hätten sie die Worte Jesu und Pauli nie vernommen. Statt dessen führen sie den „Gott der Heerscharen“ (Jes 1,24) und den „Gott der Rache“ (Ps 94,1) ins Feld (S. 42) und übersehen oder verleugnen die radikale Veränderung, die Jesus bewirkt hat, indem er, nach dem Vorbild des Jeremia, das Gottesbild aus seiner Ambivalenz in Angst und Abhängigkeit herauslöste und in die Eindeutigkeit eines väterlich-gütigen Vertrauens umformte. Wenn also „die blutigen Gemetzel, von denen die Bücher der Hebräer voll sind“, einen Sinn ergeben sollen, dann darf man sie, erklärt Erasmus, „nicht auf die Zerfleischung von Menschen beziehen …, sondern auf die Verjagung gottloser Leidenschaften aus der Brust“ der Menschen (S. 42), – symbolisch, nicht wörtlich muss man sie verstehen.
Dann aber leuchtet die innige Verknüpfung der Friedensbotschaft Jesu in seiner Gestalt und in seinen Worten nur um so heller hervor. Die Engel des Friedens (Lk 2,14) – „blasen sie etwa zum Angriff?” fragt Erasmus, „verheißen sie etwa Siege, Triumphe und Trophäen? … Sie verkündigen den Frieden in Übereinstimmung mit den Weissagungen der Propheten … jenen, die durch ihren guten Willen zur Eintracht geneigt sind.“ (S. 44) So war es beim Eintritt Jesu in diese Welt. Und was hinterließ er seinen Jüngern bei seinem Abschied? „Etwa Pferde, etwa Leibwachen, etwa ein Reich, etwa Truppen?“ (45) – heutigentags müssten wir sprechen von einem System weltraumgestützter atomarer Lenkwaffen, von vielfach vernetzten Geheimdiensten, von etwa 800 Militärstützpunkten allein der USA, von welchen aus jeder Punkt der Welt zu überwachen und nach Bedarf zu zerstören ist, von dem Anspruch globaler imperialer Machtausübung und von der Dauerpräsenz eigener Angriffs- und Gefechtsbereitschaft in Form von Waffenträgern zu Wasser, zu Lande und in der Luft …
Jesus hinterließ uns eben keine Welt, in der wir als die Gefangenen der eigenen Angst hinter den Stacheldrähten unserer Absperranlagen und Sicherheitszäune, gehorsam den militärischen Weisungen, unser Leben verhocken müssten, sondern er hinterließ uns einen Frieden, wie die Welt ihn nicht zu geben vermag, einen Frieden jenseits der Angst und der Furcht (Joh 14, 27). (S. 45)
Die „Klage des Friedens“ des Humanisten Erasmus fügt demnach nicht nur Vernunft und Frömmigkeit, Menschlichkeit und Religion in ihrer ursprünglich von Christus selbst intendierten Wesenseinheit wieder zusammen; ihr kommt das singuläre Verdienst zu, an entscheidender Stelle: am Thema des Friedens, die Perversionen der christlichen Theologie in ihrer ganzen Ungeheuerlichkeit ebenso aufgezeigt zu haben wie deren schamlose ideologische Ausnutzung in den Händen der Herrschenden. Dieses Manifest des Friedens ist selber ein Jungbrunnen zur Erneuerung des Daseins, eine geistige Wiedergeburt, wie Jesus sie im Gespräch mit dem Pharisäer Nikodemus für notwendig zum Eintritt in das Reich Gottes erklärte (Joh 3,3. 5). Sie ist das bleibende Vermächtnis und Beispiel eines jesuanischen Pazifisten von prophetischer Sprachkraft im Dienste einer unbestechlichen Wahrheitsliebe und Menschlichkeit. Und sein Appell gilt: „Wenn wir die Türken an die Religion Christi heranführen wollen, seien wir zuerst selbst Christen!“ (S. 83-84)
Die friedensbewegte Neuedition der pazifistischen Hauptschrift des Erasmus mit dem Vorwort von Eugen Drewermann: Erasmus von Rotterdam: Alle müssen den Krieg verlästern.
„Die Klage des Friedens“ 1517, übersetzt von Rudolf Liechtenhan – mit einem Vorwort von Eugen Drewermann (= edition pace, Band 21). Norderstedt: BoD 2024. (ISBN: 978-3-7583-8178-2; Paperback; 128 Seiten; 7,90 Euro). Inhaltsverzeichnis und Leseprobe hier beim Verlag:
[1] Erasmus von Rotterdam: Die Klage des Friedens. Querela Pacis. Zweisprachige Ausgabe von Kai Brodersen. Wiesbaden 2018, S. 87. – Die Ziffern bei den nachfolgenden Zitaten im Vorwort sind Seitenangaben zu dieser Ausgabe.
Dr. Eugen Drewermann, geboren 1940, Theologe, Psychoanalytiker und Schriftsteller mit internationaler Reichweite; einer der erfolgreichsten theologischen Autoren; Auszeichnungen für sein Friedensengagement u. a. mit dem Erich-Fromm-Preis, dem Albert-Schweitzer-Preis (2019) und dem Preis der internationalen Hermann-Hesse-Gesellschaft; er nimmt als Pazifist immer wieder Stellung zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen, ohne sich den ‚Vorgaben‘ des öffentlichen Militarisierungskurses zu beugen. – Bücher der letzten Jahre u. a.: Von Krieg zu Frieden. = Kapital und Christentum Band 3 (2017); Richtet nicht! Strafrecht und Christentum (drei Bände: 2020-2023); Nur durch Frieden bewahren wir uns selber: Die Bergpredigt als Zeitenwende (2023).
Interessanter Text, als Vorwort zu einem interessanten Buch, aber ich sehe es so, dass Eugen Drewermann eben aus seiner Sozialisation als Ex-Priester, und christlicher Theologe schreibt.
Schade, dass es keinen Karlheinz Deschner mehr gibt, der aus ex-theologischer, und agnostischer Sicht, ebenso für den Frieden plädieren würde, wie Eugen Drewermann – mit dem Unterschied, dass er, wie in seinem Buch “Abermals krähte der Hahn” mit dem Märchen des pazifistischen Jesus aufräumen würde.
Nur mal so gefragt, warum gelten die biblischen 10 Gebote nur für Christen, aber gegenüber “Heiden” und “Konfessionsgegnern” und “Gottlose” ist jede Schandtat – entgegen den 10. Geboten des Christentums – erlaubt?
Und warum waren Jesus Jünger um Garten Ghetsemane mit (zufällig?) Schwertern bewaffnet?
Pazifisten?
Oder haben da die christlichen Evangelienschreiber eine Stelle falsch übersetzt?
Und warum droht Jesus “Ungläubigen” mit Ewigen Höllenqualen und Ewiger Folter in der “Hölle”?
Auch eine Evangelie die falsch übersetzt wurde?
Trotz aller Ungläubigkeit und Skepsis, gegenüber streng bibelgläubigen Christen, schätze ich Drewermanns Worte sehr, auch weil es eben keinen von seinem Schlage mehr – als echt Friedensbewegten und Pazifisten – aus der religionskritischen Szene – mehr gibt.
Deschner, siehe oben, wäre so jemand gewesen, aber der ist ja schon seit Jahren tot, und dem bleibt somit diese Zeit erspart in der wir, als Religionskritiker, Agnostiker, Atheisten, kritische Christen und Muslime etc. usf. durch müssen.
Nur mal so auf den Koran bezogen, aber ebenso gültig für die Bibel – Altes und Neues Testament sind gemeint, die sogenannten Heiligen Schriften sind für jeden x-beliebig auslegbar – für fanatische Gotteskrieger ebenso wie für Pazifisten…..und gerade da liegt der Hase des Zweifels begraben…..dazu kommt noch, dass Jesus Worte erst ca. 100 Jahre nach seinem (vermutlichen) Kreuzestod von den “Evangelisten” auf Papyros, und später in Buchform, gegossen wurden, d.h. wer weis schon was eine (fiktive) Person namens Jesus Christus (von der es nicht einen fälschungssicheren Beweis, bis dato, gibt, dass die je existiert haben könnte, wirklich von sich gegeben hat?
Fragen eines Religionskritikers, der einmal römisch-katholischer Christ war, als Jungspund……und tatsächlich schmerzlich eine Aufklärung 2.0 vermißt, die eben den Worten eines Eugen Drewermanns nahe kommt…..
Gab mal solche Geistesgrößen auch im religionskritischen Spektrum, aber leider sind die, in unserem Deutschland, schon längst vergessen, tot und begraben 🙁
Traurige Grüße
Bernie
PS: Ich empfehle den Buchklassiker “Krieg dem Kriege” des anarchistischem Pazifisten Ernst Friedrich – ein Buch das dem Krieg führen selbst den Krieg erklärt hat 😉
Ich hatte auch einen Beitrag geschrieben, der in diese Richtung ging mit vielen Links, aber das ging wohl zu weit aus Sicht des Mods, was vielleicht Religion – und den Ex-Pfarrer betraf.
Wenn man sich mit dem Kern der Lehre beschäftigt, die Bibel liest, mit der Hölle, der Kreuzigung und der Wiederauferstehung, dann kann es sehr interessant werden.
Bspw. die Kreuzigung war ein Opfer von Gott für die Sünden der Anhänger. Aber die Wiederauferstehung macht das Opfer rückgängig? Was ist das dann für ein Opfer?
Oder der perfekte Gott schafft imperfekte Menschen und braucht dann noch die Hölle, um die Menschen für die Fehler, die sie in ihrem kurzen Leben gemacht haben, zu foltern auf Ewig. Das Design ist doch allzu menschlich, von einem fiesen Psychopathen gemacht.
Der Drewermann pickt sich auch einfach nur die “romantischen” Stellen raus. Ich finde das verlogen. Soll er doch seine eigene Bibel schreiben.
Mir gefällt das auch nicht, dass Christen Pazifismus quasi für sich beanspruchen, wenn sie mit der Bibel argumentieren und da Zeugs rein interpretieren, was gar nicht darin steht. Jeder Nicht-Christ oder andere christlichen Sekten sind dann ausgeschlossen. Bei hunderttausenden Kirchenaustritten jedes Jahr und seit Jahrzehnten weit verbreitet leeren Kirchen brauchen die sich nicht wundern, wenn sie kein Gehör finden.
Mir kommt auch der Verdacht, dass es vielleicht gar nicht um Pazifismus geht, sondern um das Predigen der christlichen Lehre. Das ist so wie wenn Pfarrer Kranke und Sterbende besuchen, die plötzlich fromm werden oder fromm sind. Ich empfand fromme Menschen schon immer als extrem verlogen und habe sie so erleben müssen. Ich habe viele fromme Menschen erlebt, die sich komplett selbst bloßgestellt haben als bigotte Heuchler.
Bei Drewermann fällt das nicht so auf, weil er als Außenseiter gilt und als Theologie ein guter Redner ist.
In USA gibt es den Cornel West. Der ist so ähnlich. Redet sehr viel, schmückt das endlos aus, zweifellos auch sehr belesen und intellektuell. Trotzdem, wenn man sich mal die Mühe macht die Reden zu analysieren – kommt erstaunlich wenig bei rum für die Menge an Worten. Der wirkt nur bei Leuten, die sich von großen Reden mit viel Pathos beeindrucken lassen. Den kann man auch eindeutig als Salonlinken definieren, auch wenn er immer so daherkommt als würde er wie ein Löwe für die kleinen Leute kämpfen wollen. Leider kommt immer was dazwischen … und dann ist ja schon wieder die nächste große Rede fällig. Den kann man auch als Redner buchen. Wenn er wirklich so revolutionär wäre, wäre er schon längst aus Harvard gefeuert worden, so wie die Leute, die gegen den Genozid in Gaza demonstrieren und dafür ihren Job an der Uni verlieren.
Sie sagen es Garry, aber ich würde jetzt nicht so weit gehen einen Friedensmenschen wie Eugen Drewermann restlos abzuschreiben – mir geht’s nur um die Einseitigkeit der christlichen Lehre, die er vertritt, sehr wahrscheinlich weil er eben einmal Priester, und Theologe, war. Er scheint ja auch ein Zeitgenosse des Agnostikers Karlheinz Deschner gewesen zu sein, und schade, dass Deschner eben nicht mehr lebt – schon vor Jahren verstorben. Wäre mal interessant zu hören was diese agnostische Größe zu Drewermann sagen würde. Was die Atheisten, Religionskritiker und Agnostiker angeht, da habe ich – als Religionskritiker und Atheist – derzeit auch ein gespaltenes Verhältnis dazu, aber das ist ein anderes Thema.
Ist doch mehr als bedenklich wenn niemand aus dieser “Szene” sich “lumpenpazifistisch” zu Wort meldet, man konzentriert sich da eher auch die Kritik an Religion(en), den Humanismus und die Lobhudelei sogenannter “neuer Atheisten” wie Richard Dawkins & Co. Wäre ich jetzt gemein würde ich die organisierte religionskritische Szene auch als Sekte bezeichnen – nur eben keine “gottesnahe” sondern eine “gottesferne”. Keine Sorge werde nicht gleich zurück zur Religion konvertiert, aber es ist schon auffällig, und leider mehr als bedenklich, dass, zumindest was die organisierte Szene des Humanismus, Freidenkertums und Atheismus/Agnostizismus zur Kriegstreiberei der Grünen, oder der neuen woken Religion (auch der Klimawandelreligion) schweigt – wenn dann doch bitte alle Religionen – auch weltliche Religionen – kritisieren, und die Kriegstreibei der “Eliten” gleich mit – sonst sieht’s – trotz aller zu begrüßenden Schritte was die Kirchenaustritte angeht zappenduster für die Humanisten/Religionskritiker und Freidenker…..
Übrigens, mal so ein ketzerischer Gedanke von mir – wer war eigentlich ein Freund des Kriegstreibers Friedrich des Großen (des “Alten Fritz”) – nicht einer der Koryphäen der modernen Aufklärung? Voltaire? EIn Geburtsfehler der Aufklärung? Wissen wir es? Noch so ein Punkt der mir, als aufgeklärtem Menschen zu denken gibt…..
Sahra Wagenknecht (BSW) ist auch Atheistin, aber leider hängt die es nicht groß heraus – so wie Drewermann das (angeblich) gute Christentum heraushängt – die Bibel – ganz ohne den religiösen Kitsch – das Alte und Neue Testament sind nämlich alles andere als kritiklos zu empfehlen. Wie schon gesagt, die läßt sich, wie jede religiöse Schrift für gute, ebenso wie für böse, Zwecke anwenden…….”in- und outgroup” eben…..;-)
“Christen essen ja Menschenfleisch (“Leib Christi”) und trinken Menschenblut (“Dies ist mein Blut….) – ja, man soll es nicht wörtlich nehmen, wird einem immer wieder gepredigt, es wär ja nur die Hostie und der Wein, aber das kommt wohl daher, dass die Sache denn doch etwas erklärungsbedürftig sein gewesen dürfte, im Lauf der Menschheitsgeschichte seit Beginn des Christentums 😉
Wär mal interessant zu erfahren wie christliche Missionare genau diese Bibelstelle echten Menschenfressern (= Kannibalen) erklärt haben bevor die im Topf gelandet sind, die Missionare *Sarkasmus*
“So viel steht fest: Tiere zünden keine Wasserstoffbomben, um Millionen Menschen auf einen Schlag zersprengen, verbrennen und verstrahlen zu können.”
Moment mal!
Sind wir hier in der Sonntagsschule? Zuerst die übliche notorisch-wohlfeile Bahnschelte und jetzt nimmt uns auch noch mein Lieblingspfarrer Pater Drewermann ins Gebet.
Zwar dürften Hobbes-Fans hier ihr Hosianna finden.
Aber wo bleiben die OT-Breaking-News??? Warum dieser Schlendrian?
Konfizius sagt:
Müßiggang ist aller Laster Anfang.
Dabei hat die Polizei die Helme abgesetzt! Vor diesem Gebäude ist keine Polizei mehr! Und Trump ist in Berlin!
RDL, übernehmen Sie!
Jetzt haben Sie mich endgültig!
Ein “Pfaffe” beschwert sich über die Litanei eines anderen. 😉DAS sind Wendezeiten..sorry Zeitenwunden.
Aber im Nachgang zu vorgestern noch zwei kleine Anmerkungen.
Die Huhn-Ei-Frage zu stellen, legt die Vermutung nahe, dass Personen, die dieses “narratives Totschlagargument” bemühen, bereits gut assimiliert sind.😳
Zumal erst vor Kurzem, also in der Antike (philosophisch) “erdacht”, als der Glaube darin gipfelte, dass Alles dem ‘Chaos’, alternativ dem ‘Urei’, entsprang.
Faktisch stellte sich diese “Frage” jedoch nie wirklich, da sowohl Huhn oder Ei unnütz ohne Hahn wären, Ergebnis das NICHTS wäre.
Neuzeitlicher Ersatz für ‘was war zuerst da’: Wasser oder Wolken?!
Das gleiche gilt übrigens für “Das Sein bestimmt das Bewusstsein.”
Nur “technisch,abstrakt”, aber lediglich halb gedacht, bestimmt ebenfalls “das Bewusstsein das Sein”. Es beruht auf Wechselseitigkeit und -wirkung.
Es mag Ihre Meinung nicht stützen, aber anders wird es trotzdem NICHT.
ABER, und das niemals vergessen, erst der Mensch (Plural) baut sich ein “Haus”(Konstrukt), nicht das Haus sich selber für Menschen.
Erfreulicherweise sind wir zwei jedoch einen beachtlichen Schritt weiter gekommen. 👏
Wir sind uns einig – uns nicht einig zu sein.😁
P.S. Wenn es Ihre Zeit erlaubt, könnten Sie eventuell die allgemeinen Aussagen des von Ihnen stets und inflationär erwähnten Hobbes KURZ zusammenfassen? Dann muss ich mir nicht selber erlesen, worauf ich offenbar meine Schlussfolgerungen gründe?!
P.S. Ich weiß, dass Ihr Vorname nicht Ernst ist. Sondern Peter.
(Lustig).
Darum, in Analogie zum kweergestreiften Ernie mal eine ernste und pädagogisch wertvolle Kinderbespaßung, die zwar bereits 10 Jahre alt ist, aber an Aktualität nur gewonnen hat. 😱 Guggst du.
https://youtu.be/cCYS_kmxyAc?feature=shared
Hatte doch geschrieben, dass ich heute meinen freien Nachmittag habe. Denn Trump ist in Berlin.
Auf meine sachlich sehr stichhaltigen Einwände hatten Sie vorgestern nicht inhaltlich reagiert, sondern sich allein auf die Glaubenskongregation berufen.
Deshalb möchte ich nochmal nachlegen: Warum mahnen und warnen Sie denn hier fortgesetzt, wenn nach Ihrer Meinung die Wolfsnatur des Menschen (von mir aus auch: die Menschennatur des Menschen) doch ohnehin unumstößlich feststeht? Wenn alles unausweichlich ist? Wer soll Ihr Adressat sein? Was wollen Sie denn erreichen? Und bei wem?
Ist doch dann verschwendete Lebenszeit. Oder folgen Sie da nur Ihrer Natur?
Dazu auch eine philosophische Spezialfrage: Ist Ihr Meckern an der Rastenburger Wolfsschanze nun auch nichts weiter als metaphysisches (Rasen-)Mähen? Oder ist es erkenntnisheoretisches Muhen?
Den ollen Hobbes betreffend, wollen Sie Pfarrer Nolte als Vorbeter einspannen. Aber Pfarrer Nolte ist weder Muezzin noch Schlafschaf.
Denn Konfuzius sagt:
Eigener Herdentrieb ist Goldes wert!
Konfuzius sagt auch:
Von der Stirne heiß
Rinnen muss der Schweiß
Damit es klingelt
Daher gibt Pfarrer Nolte Ihnen als Beicht- und Bußübung das Studium der Hobbes-Leseprobe auf Deutsch auf:
https://www.uni-trier.de/fileadmin/fb1/PHI/Dr._Dieter_Huening/Leseprobe_Hobbes_De_cive.pdf
Sobald Sie Witterung aufgenommen, den Braten gerochen haben, sollte es hier komplett und zweisprachig weitergehen
https://www.reclam.de/detail/978-3-15-018601-5/Hobbes__Thomas/De_cive___Vom_Buerger
Wenn das geschafft ist, findet sich Pfarrer Nolte wieder zum uneinigen Fachsimpeln ein.
Bis dahin bleibt nur Konfuzius’ Aphorimus zur Lebensweisheit:
Lieber Pater Drewermann als Vater Abraham
“Warum mahnen und warnen Sie denn hier fortgesetzt, …”
Zwischen Mahnung und Warnung gibt es einen erheblichen Unterschied, wobei letzteres in Kombination mit fortgesetzt eines quantitativen, aber kaum erbringbaren Nachweises bedürfte.
“Wenn alles unausweichlich ist? ..”
Schrieb zwar stets von Wiederholung der Geschichte, aber schließe mich nunmehr Ihrer Überzeugung an, da dieser Weg offenkundig zu priorisieren ist. Die Lösung von Problemen erreicht man nur, wenn eine Konstante nicht, unter keinen Umständen, Teil der Fragestellung ist oder mitgedacht werden darf/kann/muss. Problem zwar nicht gelöst, aber immerhin abgehakt – fertig.
“Wenn das geschafft ist, findet sich Pfarrer Nolte wieder zum uneinigen Fachsimpeln ein.”
Zum Simpeln gehören mindestens zwei. Funktioniert aber nicht, wenn ausschließlich einer Recht und die Weisheit (als Essenz) gepachtet hat.
Dann eignen sich Selbstgespräche besser oder der Vorsitz im selbst initiierten Fanclub.
“Daher gibt Pfarrer Nolte Ihnen als Beicht- und Bußübung.. . ”
Beichten werden geübt? OK! Muss man schließlich wissen. Aber Buße, wofür? Ah, Widerworte und anderer Meinung sein. Verstehe. Schande über mich.
Die Erkenntnis eines (Ihres) guten Freundes für künftig und unterwegs sowie für alle Lebenslagen:
Logik gab es schon immer, aber nicht immer in einer logischen Form.”
Karl Marx
👋
Der Konfuzius-Fanclub sagt:
Lieber Neues aus Uhlenbusch als Löwenzahn
Leider aber ist die (un-)christliche Kirche römischer Sitte eine der intolerantesten Ausprägungen institutioneller Religion überhaupt, die gewaltsame Missionierung, selbst noch der eigenen Glaubensbrüder, hat eine inzwischen gut 1000jährige Tradition. Dies dürfte selbst in den aktuellen Konflikten immer noch eine nicht unbedeutende Tiefenströmung sein – siehe zB den ‘Kirchenkampf’ in der Ukraine – auch wenn es heute offiziell eher um Liberalismus und ‘Demokratie’ geht. Insofern ist die zunächst etwas überraschende Mahnung am Ende des Artikels vielleicht die bedeutendste.
@renard
Deschner wies schon zu Lebzeiten darauf hin, dass der Krieg gegen Russland (= die UDSSR damals) auch eine religiöse Komponente hatte – es ging um den Krieg der römisch-katholischen Kirche gegen die russisch-orthodoxe Kirche bzw. was von ihr übrig geblieben ist – am Beispiel der serbisch-orthodoxen Kirche, und eines von Franziskanern geleiteten kroatisch-ustastischen Vernichtungslagers namens “Jasenovac” zeigte Karlheinz Deschner dies sogar sehr genau auf in einem anderen seiner Werke.
Übrigens, die ukrainische Kirche, die sich als orthodox ausgibt, aber es nicht ist, orieniert sich an der römisch-katholischen Kirche – so wird aus dem aktuellen Kirchenkonflikt zwischen der russisch-orthodoxen Kirche, und der ukrainisch- (angeblich) orthodoxen Kirche (ein Fake, da sich die eben schon immer an Rom orientiert hat, wie bereits oben erwähnt) ein Schuh draus – einziger Unterschied der Papst im 2. Weltkrieg unterstütze die Juden- und Orthoxen- bzw. Kommunistenmörder hochoffiziell – Papst Franziskus nein, da er eben anders gestrickt ist, da dient sich ihm die ukrainisch-orthodoxe Kirche, inkl. der ukrainischen “Eliten” von selber an…..ganz ohne sein Zutun, die Erinnerung prägt eben auch die ukrainisch(angeblich)-orthodoxe Kirche, und so bekommt der Begriff “eingefrorener Konflikt” schon wieder einen ganz neuen aktuellen Sinn…..es ist eben auch ein alter Konflikt unterschiedlicher Konfessionen – aus den Zeiten des 2. Weltkrieges.
Zynische Grüße
Bernie
PS: Deschner schrieb ähnliches auch über den 1. Weltkrieg – rein auf Kirchenkritik bezogen, die sein Lebenswerk war – auch damals ging es eben um den uralten Konflikt zwischen römisch-katholischer Konfession und der orthdoxen Kirche – der 2. Weltkrieg hatte eben, neben vielen anderen, auch hier eine Kontinuität zum 1. Weltkrieg, die nie aufgearbeitet wurde – Kirchenkritik ist, und war, eben nie für breite gesellschaftliche Kreise ein Thema…..Deschner grub eben tiefer……was nicht erwünscht war….
Man kann wie gesagt noch viel tiefer graben – und landet beim Schisma von 1054. Zum einen setzt sich das als solches noch immer fort, zum anderen auch in der abstrakten Form, im Namen und zur Durchsetzung angeblich ‘universeller Werte’ Gewalt anwenden zu dürfen, wenn nicht sogar zu müssen.
Zu ergänzen wäre aber, dass auch die evangelische Kirche sowohl im WK I als auch im WK II maßgeblich den Krieg gegen den Feind pseudo-christlich sanktionierte. Gerade deren Fixierung auf den Summus Episcopus, dem weltlichen Fürsten als höchstem Vertreter der Kirche und kleinem “Ersatzpapst”, machte und macht sie m.E. noch anfälliger für blinde Obrigkeitshörigkeit als die römisch-katholische Kirche. Das ist auch heute wieder zu beobachten. Empirisch kann ich es nicht belegen, aber Cancel Culture und Diskursverengung, also im Wesentlichen das Verbot von Kritik und Kritikern am (göttlich legitimierten) Regierungskurs, scheint mir stark vom Nachwirken des protestantisch-preussischen Denkens bestimmt zu sein.
@AeaP
Stimmt, das habe ich vergessen, sorry bin ja nur ex-römisch-katholisch sozialisiert worden, und Deschner hat sich in seinen Werken nur auf die römisch-katholische Kirche konzentriert – eigenen Worten nach sah er dies aber auch bei jeder anderen Konfession, und Religion so, aber die Kriminalgeschichte dieser Konfessionen und Religionen sollten andere schreiben, seinen Worten nach würde er sich auf die Kriminalgeschichte der römisch-katholischen Kirche, als sein Lebenswerk, beschränken.
Übrigens, die evangelische Kirche bzw. sogenannte Gustav-Adolf-Institute haben ihre Fortexistenz ja einem längst vergangenen schwedischen Königsgeschlecht, und deren “Sieg” im 30jährigen Krieg zu verdanken – ergo wo ist da der angebliche Pazifismus der evangelischen Kirche, und Luther selbst war ja auch kein Pazifist wie sein Werk gegen die Bauernkrieger beweist, deren Ausrottung er empfahl, und – so ein Heuchler – dies hinterher bedauerte……die Sache wird noch schlimmer wenn man erfährt, dass die NS-Kriegsverbrecher sich in Nürnberg auf eine Schrift Martin Luthers bezogen, und meinten er würde auch vor Gericht stehen, da er ja ein ganzes Buch “Wider die Juden….” geschrieben hätte – gäb noch anderes, sehr Negatives, über die Protestanten, und deren Konfessionen, zu schreiben, aber da halte ich es wie der “selige” Deschner…..das sollen andere tun….
Gruß
Bernie
Die Gewalt beginnt nicht erst im Krieg. Sie ist Teil unseres politischen Systems.
Ich warte hier auf einen Artikel zum Mordanschlag auf Donald Trump.
Vielleicht wollen Lapuente und Rötzer keine Schnellschüsse rausballern und warten bis sich der Pulverdampf verzogen hat.
Amnesty International macht Deutschland schwere Vorwürfe
Zunehmende Repression gegen friedliche Proteste, Stigmatisierung abweichender Meinungen, Schüren rassistischer Ressentiments.
https://www.infosperber.ch/freiheit-recht/amnesty-international-macht-deutschland-schwere-vorwuerfe/
Oder von der UN, auch den Israelis selbst, gibt es unzählige Berichte wie die IDF in den besetzten Gebieten wütet, tausende Stunden Video usw.
– kommt auch nie hier bei dein Pressistutes im Mainstream.
Neutrale Berichte von den Klagen von Südafrika und Nicaragua gegen Israel und Deutschland? Auch Fehlanzeige – könnte ja sein, dass es wen aus der Regierung oder den Behörden trifft.
Edward Snowden:
Orgasmus von Rotterdam: Ich komme im Frieden.
Schöner Text, “faszinierend und deprimierend zugleich”, wie wahr!
Faszinierend, weil die Lösung so einfach ist, deprimierend, weil wohl etliche in Deutschland und auf der nicht über ihren eigenen Schatten heraus zu kommen wagt. Die Saat des ‘Satans’ ist über die Jahrhunderte soweit ausgesät, das die wenigsten ihre satanischen ‘Verse’ selber erkennen.
Da gehe ich seit ein paar Jahren in eine Kirchengemeinde und bin selbst immer wieder überrascht mit welcher gespaltenen Zunge einige nach der ‘Predigt’handeln und agieren. Spreche ich den einen oder anderen daraufhin an, erhalte ich die klassischen Selbstreflexe in Form einer Mauer. Die Mauer dient der gespaltenen Zunge als egoistischer Schutzwall. Das sind die Opfer der modernen Psychologie.
Nun war die Christenheit ja durchaus eine Zeitlang so, wie es sich Erasmus gewünscht hatte. Konsequent pazifistisch, wie es das Neue Testament vorschreibt. Gleichzeitig aber auch eine Zeit massiver Verfolgung. Wohl eben drum. Das waren Wehrkraftzersetzer und die konnte das Römische Reich nicht gebrauchen.
Erst im Jahr 312 dann die Wende. Kaiser Konstantin hatte eine Vision, die ihm versprach, er werde im Zeichen des Kreuzes die entscheidende Schlacht gewinnen (in hoc signo vinces). Ab da war dann Schluss mit Pazifismus. Die Christen wurden ab da nicht mehr den Löwen zum Fraß vorgeworfen, sondern waren ab sofort Staatsreligion. Wobei sie es vermieden, sich die Hände schmutzig zu machen, sie stellten nie den Regierungschef. Wohl aber saßen sie den Herrschenden intensiv im Nacken. Sie konnten Heinrich IV. nach Canossa zwingen und um Vergebung bitten lassen.
Was ja äußerst praktisch war. Kriege wurden jetzt nicht mehr geführt, um dem Gegner Land, Schätze und Frauen zu rauben. Was schon im Altertum äußerst kritisch gesehen wurde. Nein, war war nun über das Christentum moralisch legitimiert. Krieg mussten eben sein, um den Barbaren ebenfalls die Menschlichkeit beizubringen.
Was sich bis heute in voller Blüte erhalten hat. Barbaren sagt man nicht mehr, dafür Autokraten. Aber gemeint ist dasselbe.
Ja, die Religion gibt schöne Rechtfertigungen für Krieg und nicht nur bei den Christen wie wir auch in Gaza sehen an dem Genozid der IDF dort für einen ethnoreligiösen Staat.
Das Frühchristentum kann man auch erklären, warum die so aufgetreten sind. Sie waren ja in einer großen Konkurrenz zu vielen andern Kulten und mussten sich absetzen, bzw. irgendwie mehr Anhänger rekrutieren. Da war es z.B. hilfreich, wenn man auch nicht-jüdische Heiden aufnahm – nach einer Taufe.
Es lohnt sich sicher Deschner oder kritische Historiker zu lesen, denn je näher es natürlich an Jesus geht und an die Evangelisten, umso dichter wird der Nebel und umso mehr wird mystifiziert in Texten, sonst klappt der Übergang nicht zu einer Religion. Die Autoren der Bibel haben diese Texte bewusst so geschrieben, um ihre Anhänger damit zu manipulieren.
Mittlerweile gibt es auch wieder Mystizisten, die davon ausgehen, dass es Jesus eher nicht gab, wie z.B. Richard Carrier und die stoßen natürlich auf institutionellen Widerstand:
THIS Is The Problem With Honesty in Biblical Studies ft. Dr. Richard Carrier
https://www.youtube.com/watch?v=QpIo1qQk84k
Für seine Forschung müsste man seine Bücher lesen oder zumindest Vorträge darüber hören, wovon es auch Viele auf YT gibt und er hat auch einen Blog.
Oder die Thesen von Dennis MacDonald finde ich auch interessant:
Solid Evidence The New Testament Is Imitating Homers Odyssey!
https://www.youtube.com/watch?v=pMf40mX9w_k
Allerdings auch noch kein Buch gelesen. Macdonald hat aber absolut Recht, wenn er sagt, wenn man sich von dem ganzen institutionellen Ballast der Religion freimacht, die Bibel so liest, wie man z.B. die Odyssee liest, dann kann das durchaus Spaß machen.
Wobei noch zu erwähnen ist, dass den legendären “Christenverfolgungen” durch römische Kaiser “Heidenverfolgungen” folgten, die jegliche (angebliche) “Christenverfolgung” weit in den Schatten stellten, und von denen es – im Gegensatz zu den (angeblichen) “Christenverfolgungen” zahlreiche archäologische Beweise – nicht nur im Gebiet des ehemaligen antiken Rom, sondern überall im ehemaligen römischen Reich, gibt.
Filmtipp “Agora – die Säulen des Himmels” – die christlichen Mönche, auch “Parabalani” genannt waren eben auch nichts anders als frühzeitliche Taliban des untergehenden, antiken Römischen Imperiums – neben den (angeblichen) Barbareneinfallen, und der (angeblichen) Dekadenz und dem Verfall des antiken Roms gibt es mehr als einen geschichtlichen, und archäologischen, Beweis, dass in Wahrheit das Christentum dem ruhmreichen, antiken Rom (und seinen großartigen heidnischen Tempeln) den Todesstoß versetzt hat……von christlichen Antisemitismus ganz zu schweigen, dem jahrhundertelang – bis zur Shoa, und darüber hinaus – jüdische Mitbürger zum Opfer fielen…..
Zynische Grüße
Bernie
Ist mit bewusst. In Griechenland haben die Christen dann gleich als erstes Olympia zerstört und in Alexandria die Bibliothek angezündet.
Und die “Heiden” sogar massenhaft getötet sollten die sich nicht zum christlichen Gott bekehren……siehe “Agora – die Pforten des Himmels” – hier zerreißen die Parabalani Hypathia – eine römisch-griechische Philosophin mit bloßen Handen…..und steinigen die Juden Alexandrias….die Überlebenden flüchten aus der Stadt…..schöner Film, auf DVD erhältlich, und mit weniger Gewalt als im echten Leben – sonst wäre der mit FSK18 noch unterbewertet worden…..
Zynische Grüße
Bernie
Nun ja, in den Beschreibungen des Jüngsten Tages geht es auch nicht eben friedlich zu, aber gut, das ist vielleicht nicht die christliche Botschaft im engeren Sinn. Aber die Erde soll man sich untertan machen und sich vermehren, klingt halbwegs harmlos, namentlich zweiteres, ist aber das Gegenteil davon. Der Anspruch, über alles Nicht-Menschliche zu herrschen ist, was vom Christentum bleibt, wenn er von seiner metaphysischen Hülle befreit, säkularisiert ist. Und das Resultat kann man nun allenthalben besichtigen.
Und noch eine kleine Bemerkung: “Das Resultat solch einer unsäglichen Heuchelei und Verlogenheit ist ein „christliches“ Europa, in dem Jahrhundert um Jahrhundert Christen zu Hunderttausenden über Christen herfallen…” Wie wenns besser wär, wenn diejenigen, über die hergefallen sind, keine Christen sind. Hier schimmert die Monotheismus-typische Intoleranz durch.
Infantiles Gut-Menschen Gewäsch…
Nichts nervt so sehr wie Leute die keinerlei Interesse an der real existierenden Welt haben.
Kleiner Witz:
Ich “Gottloser” glaub ja nicht an Wiedergeburt, aber fällt nur mir die Ähnlichkeit des Porträts von Erasmus von Rotterdam und Eugen Drewermann auf? 😉 *grins*
Dem Normalbürger ist dieses Ausmaß an Friedensbereitschaft inzwischen vielleicht wieder so unheimlich, dass er sein Heil im totalen Kriege sucht. Wenn er ideologisch entsprechend konditioniert wurde und das unbedingt will, ist er (bzw. sie) kaum noch davon abzubringen – es sei den durch massive Flächenbombardements. Schließlich wird die Menschheit im Atombombenhagel jedoch verwundert feststellen, dass man Geld nicht essen kann.
Was wir jetzt also zunächst brauchen, ist eine ordentliche Apokalypse. Danach wird die Menschheit insofern zur Besinnung kommen, als sie nicht mehr existiert.