„Trump hat Netanjahu vergewaltigt und ihm den Waffenstillstand aufoktroyiert“

Trump und Netanjahu am 13. Oktober in Israel. Bild: Prime Minister of Israel

 

Du bist ja gerade aus England nach Israel zurückgekehrt und hast erlebt, dass der Krieg zu Ende war. Ob er nun wirklich zu Ende ist, ist eine andere Frage. Zumindest herrscht Waffenstillstand, es herrscht Ruhe. Hat sich denn in der Stimmung in Israel etwas verändert?

Moshe Zuckermann: Naja, in der Stimmung hat sich auf jeden Fall was verändert, weil ja wirklich für die Bevölkerung etwas sehr Positives passiert ist. Erst mal sind kurze Zeit nach dem Waffenstillstand die Geiseln, um die man gekämpft hat, befreit worden. Es geht jetzt noch um die toten Geiseln, die zurückgebracht werden sollen. Da gibt es Schwierigkeiten. Auf jeden Fall ist auch das Bombardement in Gaza zu Ende gegangen und hier gibt es keine Raketen mehr. Es sind auch 2000 Palästinenser befreit worden. Also, das war schon etwas anderes als in den vergangenen Jahren, als es beim Zurückkommen eine Katastrophe ausbrach.

Die Stimmung ist von daher schon viel besser. Allerdings ist das eine Stimmung, die damit zusammenhängt, dass wir in der letzten Woche erlebt haben, dass die Geiseln zurückgekommen sind. Der Krieg, wie du eben schon selber gesagt hast, ist bei weitem noch nicht zu Ende. Der Plan, der mit der Beendigung des Krieges einhergeht, also das 20-Punkte-Programm, davon ist noch lange nicht die Rede. Wir hatten ja zwischendurch auch den Donald Trump hier mit einem Karneval in der Knesset. Also das war ein Zirkus erster Klasse. Das gibt es gar nicht. Trump selbst war, glaube ich, sogar ein bisschen verlegen von dem, was er da erleben musste. Es gibt wirklich Momente, in denen sich die hohe Politik Israels ausnimmt wie eine Bananenrepublik aus. Ich meine die Art und Weise, wie man in der Knesset gejubelt, applaudiert und ihn hofiert hat. Ich muss sagen, das war eine Schleimscheißerei, das war wirklich peinlich.

Müsste man dann nicht sagen, dass der Beifall im Grunde bedeutet hat, dass die israelische Regierung es nicht geschafft hat, sondern dem Heilsbringer Trump den Sieg überlassen musste?

Moshe Zuckermann: Man kann auf jeden Fall sagen, die Geiseln sind nicht wegen Netanjahu oder wegen des Militärs oder wegen Israel freigekommen, sondern weil, wenn ich das mal ganz krass sagen darf, Trump Netanjahu vergewaltigt und gesagt hat, du machst das jetzt so und so. Trump hat Waffenstillstand aufoktroyiert. Wenn es nach Netanjahu und einem Großteil seiner Koalition, auch nach vielen Leuten in die Opposition gegangen wäre, wäre dieser Krieg noch nicht zu Ende gegangen. Das heißt also, im Moment ist der Krieg zu Ende gegangen, insofern jetzt nicht mehr geschossen wird. Geschafft hat das Trump, nicht Netanjahu und nicht alle anderen. Und ich glaube, von daher kann man sagen, dass gejubelt wurde, weil mehr oder wenig klar geworden ist, wie sehr Israel letztendlich von Amerika abhängig ist. Israel ist in der Welt in den letzten 2 Jahren zu einem Pariastaat verkommen. Israel hat sein Ansehen verloren und ist im Moment ein Land, das viele Menschen auf der Welt anekelt, weil es das angerichtet hat, was es im Gazastreifen angerichtet hat.

Die einzige Unterstützung, die Israel heute noch in der Welt hat, kommt von Trump. Er hat eine Schwäche für Israel  und für Netanjahu persönlich. Da haben sich zwei gefunden. Aber man muss auch auf der anderen Seite sagen, dass es Trump wirklich zu viel wurde, was sich Israel geleistet hat: die Akkumulation der humanitären Katastrophe im Gazastreifen. Und Israel ist zweimal Hybris-mäßig schon so weit gegangen, dass selbst Trump zu viel davon hatte. Das eine Mal war am Ende des 12-Tage-Krieges gegen Iran, als Israel noch mal einen Schlag machen wollte, aber Donald Trump die Flugzeuge im letzten Moment noch aus der Luft zurückbeordert hat. Was den endgültigen Ausschlag gegeben hatte, dass Trump verstanden hat, dass Israel zu eigenmächtig wurde, war die Bombardierung von Katar. Dort fanden ja diese Verhandlungen über die Befreiung der Geiseln statt. Ich habe auch nicht verstanden, was sie damit bezwecken wollten. Selbst wenn sie die Verhandlungen aufhalten wollten, dann bombardiert nicht ein Land, das im Moment der stärkste Verbündete von den U.S.A.  in dieser Region ist. Und da hat Trump gesagt, jetzt ist es aber wirklich genug, und hat dieses 20-Punkte-Programm aufgestellt, das zunächst mal zu einem Waffenstillstand geführt hat. Es was war höchste Zeit, dass der wirklich kommt.

Was mir auffällt, ist, dass ja Netanjahu immer davon geredet hat, dass die Hamas völlig eliminiert, völlig ausgeschaltet werden muss. Jetzt ist es aber so, dass bewaffnete Hamas-Kämpfer, und zwar Tausende, wieder ganz offen in den Straßen in Gaza patrouillieren, ganz offen. Erstaunlich, wie schnell sie die Kämpfer, die Waffen und  die Fahrzeuge beschaffen konnten. Wie kann Netanjahu nach seinen eigenen Ankündigungen und Versprechungen, auch wenn er von Trump vergewaltigt worden ist, wie du sagst, dies gegenüber seinen eigenen Regierungsmitgliedern und seinen Anhängern vertreten?

Moshe Zuckermann: Das kann er eben nicht. Die Kriegsziele, die sich Netanjahu gesetzt hatte, war erst einmal, Hamas außer Kraft zu setzen, militärisch und politisch zu liquidieren. Dieses Kriegsziel ist nicht erreicht worden. Hamas besteht noch, wie du gerade richtig gesagt hast. Selbst die Vorstellung, dass im Moment Hamas nicht mehr politisch bzw. in der Verwaltung anwesend sein darf, ist nicht erreicht worden. Das Sagen in Gaza hat Hamas.

Das zweite Kriegsziel war die Befreiung der Geiseln. Dieses Kriegsziel ist zwar erreicht worden, aber nicht wegen Netanjahu, der sie militärisch befreien wollte. Manche sagen heute nicht nur, dass Israel nicht gesiegt hat, sondern dass in gewisser Hinsicht sogar Hamas gesiegt, wenn man davon ausgeht, dass sie gesagt hat, dass sie gegenüber dem Rückschlag, den die Israelis nach dem 7. Oktober ausgeführt haben, nur bestehen müssen. Das haben sie auf jeden Fall es geschafft.

Natürlich ist eine Riesenkatastrophe passiert. Schau Dir nur an, wie der Gazastreifen aussieht. Schau dir an, wie viele Menschen umgekommen sind im Gazastreifen. Ich glaube, die Israelis machen sich auch nicht klar, woran sie noch später kauen werden müssen, dass wirklich ein Kriegsverbrechen nach dem anderen begangen wurde, auch wenn wir nicht von Genoziden reden wollen. Das will man unter den Teppich kehren, weil eben die große Freude  über die Rückkehr der Geiseln herrscht. Aber im Grunde genommen ist das ganz und gar nicht in dem Sinne gewesen wie die großen Kriegsführer, also Netanjahu und seine Combo, es gesagt haben. Man muss nicht nur wieder den ganzen Gazastreifen aufbauen, auch Israels Ökonomie und die Leute, die den Reservedienst über viele, viele Monate gemacht haben, ohne sich dagegen aufgebäumt haben, sind am Boden. Das hat alles seine Spuren hinterlassen. Wir erwarten in den kommenden Monaten, wenn nicht Jahren, eine riesige Wirtschaftskatastrophe. So ein Krieg kostet nicht nur ein Menschenleben und Infrastruktur, sondern bringt auch Kosten für die Wirtschaft mit sich, nachdem sich Israel irrsinnig verschuldet hat.

Gibt es denn Zahlen, wie hoch sich Israel mit dem Krieg verschuldet hat?

Moshe Zuckermann: Ich habe Zahlen gelesen, habe sie aber nicht gerade parat. Es sind auf jeden Fall viele, viele Dutzende von Milliarden. Israel muss sich umschauen, woher es Kredite bekommt, weil die Kreditwürdigkeit gesunken ist.

Ich sage das alles nur, um klarzumachen, weil du mich nach der Stimmung gefragt hast. Die Stimmung ist umgeschlagen, weil eben kein Krieg mehr ist und die Rückkehr der Geiseln jetzt abgehakt ist. Aber mit dem Verdauen dessen, was in den letzten zwei Jahren passiert ist, hat man noch gar nicht angefangen, weder im Betrauern noch im Verarbeiten.

Und man muss sagen, weil du es gerade schon angerissen hast, Netanjahu hat bei der letzten Umfrage die meisten Stimmen erhalten. Wir haben vor einem halben Jahr gesagt, der Mann ist erledigt. Ich glaube, auch ich habe dir mehrmals gesagt, der Mann ist erledigt. Der Mann ist noch lange nicht erledigt. Er hat jetzt schon angefangen, Wahlkampf zu machen. Die Folgen der sogenannten Justizreform, um die es ihm am meisten ging und die vor zwei Jahren mehr oder weniger ein Staatsstreich war, sind noch immer spürbar.

Ich gebe dir ein Beispiel. Es gab diese Knesset-Sitzung, auf der Trump seine Rede gehalten hat. Das war eine Staatssitzung, für die es ein Protokoll gibt. Nach dem Protokoll muss der Staatspräsident, der Premierminister und bestimmte Minister dabei sein. Es muss das der Oberste Gerichtshof mit dem vorsitzenden Richter und die Generalstaatsanwältin anwesend sein. Die beiden sind nicht eingeladen worden, in dem Sinne von, wir kennen euch nicht mehr an. Gleich nach dem Krieg geht es weiter mit dem Kampf. um die Justiz zu schwächen. Der Zustand hier ist wirklich im Großen und Ganzen ziemlich horrend. Der Zustand hier, und ich fürchte sogar sagen zu müssen, dass mir nicht ganz klar ist, ob er die nächste Wahl, wenn sie jetzt vorgezogen werden sollte, nicht gewinnen würde.

Trump hat ja in der Knesset gefordert, Netanjahu Amnestie zu gewähren. Es sei doch unbedeutend, was er gemacht hat. Es gab lauten Beifall.

Moshe Zuckermann: Das war ein tosender Beifall. Das war ein Zirkus. Im israelischen Parlament darf nicht applaudiert werden.

Hat denn die Opposition auch beim Applaudieren mitgemacht?

Moshe Zuckermann: Eine Opposition gibt es gar nicht. Das habe ich dir schon mal gesagt. Die Rede, die der Oppositionsführer Lapid gehalten hat, war nur eine Fortsetzung der Eingangsrede des Parlamentsvorsitzenden, der wirklich nur eine Schleimscheißerei gemacht hat – ich habe keinen anderen Ausdruck dafür – und der Rede von Netanjahu, die genauso schlimm war. Er hat im Grunde genommen nur nachgesetzt, also war das überhaupt keine Opposition. Zum Beispiel hat er nicht gefragt, warum der Oberste Gerichtshof und die Staatsanwälte nicht da sind.

„Die einzige Opposition ist, dass man gegen Netanjahu ist“

Ist das vielleicht auch der Grund, dass sich Netanjahu halten kann, weil eine Opposition fehlt und es keine Alternative gibt.

Moshe Zuckermann: Ich habe dir schon seit Monaten gesagt, die einzige Opposition ist, dass man gegen Netanjahu ist. Aber das ist keine Opposition in dem Sinn, dass man beispielsweise jetzt diese Möglichkeit, die es mit dem 20 Punkte Programm gibt, für einen Vorstoß zur Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikt nutzt. Da kannst du lange suchen. Der linke Zionist Yair Golan hütet sich im Moment, das zu sagen. Von Liebermann kann man nichts erwarten, von Benny Ganz in dieser Hinsicht auch nicht. Von daher kann man einfach vergessen, von einer Opposition zu sprechen.

Du hast ja gesagt, dass Netanjahu bei Umfragen am besten abgeschnitten hat. Das bedeutet, dass es in Israel, die Palästinenserfrage einmal beiseite gelassen, keine Alternative gibt.

Moshe Zuckermann: Ich möchte zwei Positionen unterscheiden. Das ist die Position, dass die Leute Netanjahu hassen und ihn lieber heute als morgen weghaben wollen. Aber das muss unterscheiden von dem, was eine Opposition zu leisten hätte, die ein Gegenprogramm zu Netanjahu hat. Diese Antithese gibt es nicht. Das heißt, Leute hassen Netanjahu, aber auf der anderen Seite haben sie gespurt während des Krieges. Es gab keine Demonstrationen und keine Gegenwehr. Die Leute hätten zu Hunderttausenden, zu einer Million auf der Straße sein müssen, damit jetzt eine Untersuchungskommission eingesetzt wird. Kannst du vergessen? Das große Problem besteht darin, dass der persönliche Hass gegen Netanjahu zwar da ist, aber dass sich das nicht übersetzt in eine Parlamentspolitik bzw. in ein politisches Kräfteverhältnis, was heute nicht nur zu einem Machtwechsel, sondern auch zu einem Sturz in der allgemeinen Politik Israels führen könnte. Es ist noch immer dasselbe Paradigma.

Ich sage immer wieder, das Kernproblem unseres politischen Daseins ist der Israel-Palästina-Konflikt, und damit auch immer die Okkupation und die Zwei-Staaten-Lösung, die jetzt auf der Weltbühne wieder erwähnt wird und zur Sprache gekommen ist. Aber in Israel findet man auch in der Opposition niemanden, der bereit wäre, auch nur den geringsten Vorstoß zu machen oder überhaupt ein Umdenken zu beginnen.

„Den Nationalreligiösen geht es in erster Linie um das Westjordanland“

In diesem Zusammenhang fällt auf, dass es zwar einen Plan für Gaza gibt, in dem eine Annexion ausgeschlossen wird, aber dass das Westjordanland ausgespart wurde, wo sich die Siedler weiter ausbreiten. Wie sieht es denn mit den rechten Siedlungsminister in der Regierungskoalition aus, also mit Ben-Gvir und Smotrich?

Moshe Zuckermann: Die sind ja noch immer in der Koalition. Deshalb können Sie Netanjahu erpressen und die Regierung stürzen. Wenn die aus der Koalition herausgehen, hat er keine Mehrheit mehr. Die große Frage ist, ob sie heute diese Erpressung auch so umsetzen können, dass sie etwas davon haben. Denn eine Sache ist vollkommen klar. Den Krieg wollten sie nicht beenden und sie müssen ihrer Basis irgendwie erklären, dass sie trotzdem noch in den Koalition bleiben, obwohl sie den Krieg nicht beenden wollten. Sie wollten ja auch die Annexion bzw. die Eroberung Gazas und die jüdische Neubesiedelung von Gaza. Das ist ja weg vom Fenster. Trump wird nicht zulassen, dass das passiert. Die Frage ist, was mit ihnen passieren wird, wenn es zu neuen Wahlen kommt, und ob es Netanjahu noch einmal schafft, wenn seine Partei als stärkste hervorgehen wird, sie noch mal zu rekrutieren. Oder sind die Faschisten, also die messianischen Nationalreligiösen, dann weg vom Fenster sind. Ich bin mir da nicht ganz sicher, ob das schon ausgestanden ist. Aber die beiden haben im Moment noch immer diesen Trumpf in der Hand, wenn es nicht zu einer Wiederaufnahme des Krieges kommt, was sie noch immer wollen. Dann wird es eventuell zum Regierungssturz kommen.

Die große Frage, die sich für mich stellt, ist: Was hat Netanjahu ihnen versprochen, damit sie in der Regierung bleiben. Deshalb hast du richtig gefragt. In Gaza ist die Annexion nicht mehr möglich. Aber im Westjordanland ist das mitnichten schon beschlossen. Man muss auch bedenken: Jede Woche passiert ein Pogrom im Westjordanland. Es sind so viele Palästinenser im Westjordanland umgekommen und es wurde auch eine ganze Menge verscheucht und verdrängt. Hier ist das Territorium, aus dem Modrich und Ben-Gvir noch etwas herausholen können. Ich glaube, in erster Linie geht es denen auch um das Westjordanland. Ob es zu einer Annexion des Westjordanlands kommt oder nicht, das muss man sehen. Bislang ist es nicht passiert, und das lässt zumindest dieses kleine Fensterchen der Hoffnung geöffnet, dass noch immer die Möglichkeit für politische Vorstöße da sind. Aber wie gesagt, ich weiß nicht, mit wem die im Moment stattfinden können.

Es ist ja auch auf der Palästinenserseite niemand da, der einen Vorstoß machen könnte.

Moshe Zuckermann: Wer soll es denn auch sein? Israel hat sich geschworen, dass die Hamas nicht mehr darf. Israel hat die PLO, die Fatah, auch unter den Palästinensern im Westjordanland über Jahre geschwächt. Das war ja die Politik von Netanjahu, dass man sich in der Tat jetzt fragen kann: Wer soll das machen? Wenn man auf der anderen Seite davon redet, dass der Gazastreifen neu verwaltet werden soll, dann ist die Frage, ob die Palästinenser mit dabei sind oder nicht. Wird das wieder eine Kolonialmacht, die beschließt, wie die Palästinenser zu leben haben und wie sie verwaltet werden sollen? Das ist im Moment eine Sackgasse, weil man die möglichen palästinensischen Kräfte geschwächt hat. Die Hamas ist sowieso jetzt nicht wirklich aktionsfähig und die PLO hat man sowieso an den Rand gedrängt, dass nicht zu erwarten ist, dass sie jetzt in den Gazastreifen einmarschieren und dort die Verwaltung übernehmen könnten. Sollten Sie das machen, würde es mit der Hamas auch große Schwierigkeiten geben.

Es ist ja angedacht, eine technische Regierung, wie sie genannt wird, für den Gazastreifen einzurichten. Da sucht man dann wahrscheinlich auch irgendwelche Palästinenser, auch Exilpalästinenser, die dort wahrscheinlich eher als Symbol fungieren sollen. Auf was könnte sich denn eine solche Regierung stützen? Es soll ja auch eine internationale Truppe in den Gazastreifen kommen. Siehst du überhaupt eine Chance, dass so etwas funktionieren kann.

Moshe Zuckermann: Es wäre wohl eine Truppe unter UN-Mandat. Man hat ja gesehen, was die UN-Truppen im Südlibanon geschafft haben, nämlich gar nichts. In dem Moment, wo die Hisbollah oder andere Gruppen dort tätig waren, hatten die UN-Truppen nichts mehr zu bestellen gehabt. Jetzt sind im Gazastreifen nicht nur Hamas, sondern auch andere Widerstandsgruppen der Palästinenser noch bewaffnet. Die Entwaffnung war ja auch eine der Forderungen von Smotrich und Netanjahu. Von daher muss man sich fragen, was eine solche internationale Truppe soll. Du hast auch darüber gesprochen, ob an der Übergangsregierung Palästinenser beteiligt sein werden. Es sieht im Augenblick so aus, dass an ihr keine Palästinenser beteiligt sein werden. Wenn es Araber sein sollten. Dann werden es Menschen aus Katar, Saudi-Arabien oder Dubai sein.

Bei dem Sharm el Sheikh-Treffen waren übrigens Saudi-Arabien und Dubai nicht dabei. Man muss auch bedenken, dass es unter den Kräften, die Israel kritisch bzw. antiisraelisch im Nahen Osten sind, Spannungen gibt. Saudi-Arabien und Iran können nicht miteinander, auch Erdogan und Saudi-Arabien kämpfen im Augenblick darum, wer die Hegemonie hat. Wer sich in letzter Zeit sehr stark gemacht hat, waren die Ägypter, die mit Katar zusammen gearbeitet und dabei Saudi-Arabien an die Seite gedrängt haben. Auch diese Machtkämpfe muss man mit bedenken, wenn man sich überlegt, wer jetzt diese Übergangsregierung stellen soll. Wenn Tony Blair genannt wird, dann vergisst man, welche Rolle er seinerzeit beim Irakkrieg gespielt hat, wo er gelogen und behauptet hatte, Hussein besitze Nuklearwaffen. Dass dieser Mann jetzt eingesetzt werden soll, ist eine sarkastische Ironie der Geschicht‘.

„Likud und die ganze Regierungskoalition sind von Trump vergewaltigt worden“

Bei dem Treffen in Scharm el Scheikh waren, um das abzuschließen, auch Israel und die Hamas nicht anwesend.

Moshe Zuckermann: Ja, Netanjahu ist gebeten worden, aber er kam nicht. Offiziell hat er gesagt, er sei wegen des Laubhüttenfestes, also wegen des Feiertags nicht kommen konnte. Die große Spekulation im Moment ist, ob es Ben-Gvir und Smotrich ihm gesagt haben, wenn du Abu Mazen (Mahmud Abbas) oder Erdogan die Hand reichst, dann wirst du es mit uns zu tun bekommen. Nach der anderen Konspirationstheorie habe er zuerst zugesagt und dann habe ihm seine Frau bzw. sein Sohn gesagt: Du fährst da nicht hin, begib dich nicht in Gefahr. Das war jedenfalls ein Riesenversäumnis, denn wenn es wirklich darum geht, einen politischen Vorstoß zu machen, dann wäre seine Anwesenheit genau das Richtige gewesen. Das hätte er als Ministerpräsident, als Staatsoberhaupt machen müssen. Aber wir wissen ja, mit wem wir es zu tun haben. Netanjahu ist, so sehr er sich stark gibt, in Schwächling und von allen Seiten erpressbar. Man kann davon ausgehen, glaube ich, wenn Ben-Gvir und Modrich gesagt haben, du fährst da nicht hin, dass er dann auch nicht teilgenommen hat.

Ich habe zumindest bislang noch nichts von Netanjahu oder seiner Umgebung gehört, welche politischen Lösungen man für den Gazastreifen hat. Heute sprach er davon, dass er weiter kämpfen wird für den vollständigen Sieg. Was meint er denn mit dem vollständigen Sieg?

Moshe Zuckermann: Likud und die ganze Regierungskoalition sind derzeit in Verlegenheit. Sie sind ja von Trump vergewaltigt worden. Entschuldige, wenn ich diesen Begriff aus der Sexualkriminalität verwende. Sie wussten gar nicht, wie ihnen geschah.  Vor 2-3 Wochen hat Modrich noch von einer Immobilienbonanza geredet, die es im Gazastreifen geben wird. Das ist alles weg. Und deshalb sind sie im Moment in großer Verlegenheit, müssen sich aber vor ihrer Basis präsentieren. Deshalb schwadroniert Netanjahu auch mit der Wiederaufnahme des Kampfes. Im Moment versuchen sie, das zu instrumentalisieren, dass nicht alle toten Geiseln zurückgebracht worden ist. Deswegen sagt Netanjahu, die Hamas hätten den Vertrag gebrochen, das heißt.

Wir können weitermachen also.

Moshe Zuckermann: Ich glaube nicht, dass Trump das jetzt zulassen würde. Dann würde natürlich sofort alles zerfallen, was er versucht hat anzustreben. Trump will unbedingt, Narzisst, der er ist,  den Nobelpreis haben, weil ihn Obama, übrigens ungerechtfertigter Weise, gekriegt hat und er noch nicht. Das bereitet ihm wirklich schlaflose Nächte. Wenn er hier einen Frieden angeleiert hat, der nach zwei Wochen zerfällt, weil ihm Netanjahu einen Strich durch die Rechnung macht, wird er nicht dulden.

Aber was kann Netanjahu im Moment machen? Er versucht, glaube ich, der gesamten Opposition und der sogenannte Linken die Schuld für alles zuzuschreiben, was in den letzten Tagen passiert. Und das ist eine Umschreibung des Narrativs. Damit hängt zusammen, dass man wieder begonnen hat, die Justiz zu schwächen usw. Das können die im Moment machen. Eine Wiederaufnahme der Kampfhandlungen ist aber nicht drin.

Es ist absehbar, dass Hamas die Waffen nicht niederlegen wird oder höchstens nur teilweise als Geste. Aber im Grunde genommen wollen sie die Macht behalten. Was wird Trump machen, wenn er merkt, dass Hamas praktisch seinen Friedensplan unterläuft.

Moshe Zuckermann: Ich glaube nicht, dass die Frage ist, was Trump machen würde, sondern was die anderen arabischen Verbündeten machen würden. Wie würde Erdogan oder Saudi-Arabien reagieren? Wie werden die Emirate und vor allem wie wird Ägypten reagieren? Die Hamas ist nicht mehr eigenständig. Sie hat den symbolischen Sieg davongetragen, dass sie noch nicht entwaffnet sind, dass sie noch immer ihre Leute haben und dass sie mittlerweile auch irgendwie auf den Straßen rumballern und bestimmen, wo es langgeht. Aber die Hamas ist keine regierungsfähige Macht mehr. Die Tatsache, dass sie noch Waffen haben, ist im Moment nicht ausschlaggebend, sondern nur auf der symbolischen Ebene bedeutsam, weil Netanjahu nicht das erreicht hat, was er erreichen wollte.

Die Golfstaaten sind wichtig, weil sie, wenn es zum Wiederaufbau kommen soll,  die Hauptzahler sein werden. Auch Europa und Amerika werden zahlen müssen, aber hauptsächlich werden das Dubai, die Emirate, Katar und Saudi-Arabien sein. Wenn Hamas sagt, dass sie weiterkämpfen wollen, dann sie das nicht. Sie haben noch  Kalaschnikows und vielleicht ein paar Raketen, aber Hamas ist keine militärische Macht mehr.

Eine wirkliche militärische Macht waren sie ja vorher auch nicht.

Moshe Zuckermann: Wir wollen jetzt das, was am 7. Oktober 2.023 passiert ist, nicht unterbewerten. Das war ein Hammer. An einem Tag wurden 2000 Raketen auf Israel abgeschossen, ohne dass Hisbollah mitgemacht hat. Wenn die am 7. Oktober mitgemacht hätten, hätte der Verlauf ganz anders ausgesehen. Abgesehen davon, was für ein Pogrom und Massaker angerichtet haben, hatten sie sich schwer bewaffnet. Übrigens hat das Netanjahu verschuldet, weil er die katarischen Gelder an die Hamas fließen ließ, um die PLO zu schwächen und Hamas zu stärken. Hamas hat sich gestärkt, hat die ganzen Tunnels gebaut und riesige Kontingente an Raketen, auch Lang- und Mittelstreckenraketen, aus Iran angehäuft. Also, man sollte Hamas nicht unterbewerten. Aber im Moment sind sie wirklich total geschwächt und nicht fähig, heute noch groß als kämpferische Macht aufzutreten.

Die Golfstaaten werden auch kaum Hamas, die mit Iran verbunden sind,  unterstützen wollen.

Moshe Zuckermann: Die Tatsache, dass Iran natürlich seine eigenen Interessen in der Region hat, ist ganz ohne Zweifel eine zentrale Frage Aber man muss bedenken, dass der Iran im Moment auch durch die israelische Operation geschwächt ist. Ich glaube, der Iran wird sich jetzt hüten. Der Feuerring, den sie aufgebaut haben, ist ja zerfallen. Auch aus dem Jemen ist in den letzten zwei Wochen nichts mehr gekommen. Von daher ist die zentrale Frage für mich nicht, was Hamas militärisch machen wird, sondern wie die Staaten darauf reagieren werden, die an dem 20-Punkte-Programm beteiligt sind und es abgesegnet haben.

Aber du bist nicht sehr optimistisch, merke ich.

Moshe Zuckermann: Ich muss zweierlei sagen, damit ich nicht immer dastehe, als würde ich nur wie ein Idiot sagen, Wolf, Wolf usw. und die Wölfe kommen nicht, bis sie eines Tages dann doch kommen. Zunächst mal ist etwas Positives passiert, dass der Krieg beendet worden ist. Das hätte gar nicht so ein Krieg sein dürfen, obwohl Israel auf den 7. Oktober reagieren musste. Aber er ist jetzt beendet worden. Andererseits wurden in dem  20-Punkte-Programm, das noch vollkommen irreal ist und im Unbestimmten bleibt, bestimmte Punkte angerissen, die tabu waren.

Da sehe ich die Möglichkeit, dass man überhaupt wieder angefangen hat, in der Welt von einer 2-Staaten-Lösung zu reden, von der ich im Moment allerdings nicht weiß, wie sie verwirklicht werden könnte. Netanjahu will das nicht, aber wenn jetzt wieder darüber gesprochen wird, ist für mich zumindest ein Fensterchen geöffnet worden. So ganz pessimistisch wie vor einem Jahr, bin ich im Moment nicht. Allerdings bin ich realistisch genug, um zu wissen, mit wem wir es zu tun haben, vor allem in Israel.

Das Gespräch wurde am 16. Oktober geführt.

Florian Rötzer

Florian Rötzer, geboren 1953, hat nach dem Studium der Philosophie als freier Autor und Publizist mit dem Schwerpunkt Medientheorie und -ästhetik in München und als Organisator zahlreicher internationaler Symposien gearbeitet. Von 1996 bis 2020 war er Chefredakteur des Online-Magazins Telepolis. Von ihm erschienen sind u.a. „Denken, das an der Zeit ist“ (Suhrkamp 1988), „Die Telepolis“ (1995), „Vom Wildwerden der Städte“ (Birkhäuser 2006), „Smart Cities im Cyberwar“ (Westend 2015), „Sein und Wohnen“ (Westend 2020) oder „Lesen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz“ (Bielefeld 2023)
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21 Kommentare

  1. „Trump hat Netanjahu vergewaltigt und ihm den Waffenstillstand aufoktroyiert“

    Ich glaube eher es handelt sich um ein grandioses Theaterstück von Trump und Netanjahhu um von den neuen Kriegsvorbereitungen abzulenken.

    1. Aber die Formulierung bringt den Wahnsinn schön auf den Punkt.
      Der ARME Bibi. Wurde einfach beim fröhlichen Massenmorden gestört – schon nach wenigen Jahren. WAS für eine Vergewaltigung! Nie hat ein Mensch so leiden müssen!!1

  2. Was mir in all den Scheinartikulation auffällt, daß der ‚Westen‘ über Sachen entscheidet, obwohl der ‚Westen‘ gerne von freien Demokratien fabuliert.
    Hier liegt genau die fortgeführte Simulation statt.
    Der Rest vom Gelabere ist nicht wichtig, da kein Staat in diesem ‚kapitalen‘ System jemals frei und souverän sein kann.
    Das ist die zur Schau gestellte Version von Trump von Freiheit.

    Der schiesst angeblich ein Drogen U-Boot ab, das von Venezuela stammen sollte…
    Nein, offiziell beklagt Trump Maduro,aber bekämpft seine eigenen US Strukturen.
    Das wird wohl auch in Israel geschehen, natürlich für die andere Kapitale Interessen.
    Weil, daß Kapital immer gewinnen wird, in unserem System der Vernichtung.

  3. Echten Frieden wird es leider erst geben, wenn die Hamas tatsächlich entwaffnet wurde und jüdische Exremisten, die Gesetzesverstöße begehen, juristisch dafür belangt werden.
    In westlichen Ländern wird das Phänomen religiösen Wahns und der angemessene Umgang damit immer noch nicht verstanden.
    Je lockerer der Umgang mit Mördern, desto mehr nehmen sich religiöse Irre raus.

    Die Hamas ist zudem eine Mafiaorganisation, die den Palästinensern extrem schadet. Es wäre im Interesse der Bevölkerung, wenn diese schwerstkriminelle Mafia komplett zerschlagen wird.
    Solange die Hamas-Mafia von völlig realitätsfremden Spinnern im Westen schöngeredet wird, kann es keinen dauerhaften Frieden geben.
    Am endlosen Krieg sind diejenigen mitschuld, die immer nur eine Seite sehen wollen.

    Die Friedenssicherung müsste jetzt schnellstmöglich durchgesetzt werden, bevor es wieder eskaliert: Statt Hamas-Terroristen müssen endlich UN-Soldaten patroullieren, die Hamas Terroristen entwaffnen.

    1. Ob man die Hamas-Bewegung hasst oder nicht, ist völlig unwichtig und die hier gewählten Ausdrücke für diese Bewegung reflektieren lediglich die europäische Überheblichkeit. Letztlich ist sie -leider- die einzige Bewegung, die dem zionistischen Pseudo-Kreuzzug ein klein wenig Paroli bietet, auch wenn ihre Philosophie einem nicht behagt. Wäre sie im Westjordanland so stark wie ehedem in Gaza, hätten die zotteligen Orthodoxen einen ernst zu nehmenden Feind und könnten nicht so barbarisch vorgehen. Diese Totschläger sind ja ausschließlich auf die intensive Hilfe der IDF angewiesen, sonst würden sie vor Angst und Feigheit übers Mittelmeer bis in die USA flüchten, von wo anscheinend eine ganze Menge herkommt (Brooklyn).

    2. Wie Zuckermann erwähnt hat, sind die Hamskämpfer wieder zu tausenden und sogar mit
      Fahrzeugen in Gaza unterwegs. Ohne die Unterstützung aus Israel, wahrscheinlich durch
      den Mossad, wäre so etwas nicht möglich. Das Bekämpfen der Hamas ist nur Fake. Der
      wahre Grund Gaza platt zu machen ist die komerzielle Ausbeutung des Gebietes. Ich habe
      gerade gelesen, dass sich unter der Westbank ein riesiges Grundwasser Vorkommen befindet.
      Israel hat seine Vorkommen nahezu ausgeschöpft und benötigt dringend Nachschub.
      Der Krieg wir durch ein von Netanjahu hergezauberten Grund, wahrscheinlich in Bezug
      auf die noch fehlenden toten Geiseln, bald weitergehen. Sollte Netanjahu wirklich weiter
      vom Staatsanwalt verklagt werden, muß er weiter Krieg machen, oder mit seinem ges. Clan
      in die USA auswandern. Mal sehen wie weit die Freundschaft mit Trump geht.

  4. Welchen „Waffenstillstand“?

    Meines Wissens schießt die IDF immer noch! Und sie hat sich auch nur auf eine Art „Demarkationslinie“ zurückgezogen, die innerhalb des Gaza-Streifens liegt! Defacto hält man also die Hälfte des Gazastreifens besetzt und den Rest im Würgegriff, denn auch die angeblich freigegebenen Lebensmitteltransporte tröpfeln nur.

    Und apropos „freigegeben“ – die Kriegspartei CDU setzt sich bereits für eine Wiederaufnahme der Waffenlieferungen im bekannten Umfang ein. Für die Terroristen der IDF, wohlgemerkt.

    Wo soll da Frieden entstehen?

    1. Im Libanon heißt es ja auch „Waffenstillstand“.

      October 9, 2025: In not quite one year since the ceasefire deal in Lebanon, Israel has broken the ceasefire 4,600 times

      (Craig Murray)

      Wo soll da Frieden entstehen?

      Soll natürlich nirgends. Sollte noch nie. Wie alle genau wissen.

  5. Erstens: Der Krieg ist nicht beendet worden. Die beiden Konfliktparteien haben nichts vereinbart.
    Zweitens: Das Morden geht weiter. Nur gelang es Trump, Netanyahu die Motivation zu nehem und die IDF aus Gaza rauszuziehen. Das Trümmerfeld Gaza ist zunächst den Muslimen überlassen.
    Drittens: Der Trump-Zirkus hat alle vergewaltigt und ihnen den Waffenstillstand oktroyiert, an den sie sich nicht halten müssen. Keine Seite der Konfliktparteien ist vertraglich zu weiteren Schritten verpflichtet.
    Es war eine Show. Und das wissen alle, außer Trump, Merz und Wadenpfuhl.

  6. Rötzer will einfach nicht auf seinen israelischen Freund hören, weil Rötzer proisraelisch eingestellt ist. Deshalb widerspricht ihn Moshe mehrmals.
    Es ist schlimm mit dieser proisraelischen deutschen Minderheit, für die die Palästinenser als Menschen nicht existieren!
    Das nenne ich eurozentristischen Rassismus!,
    Shame on you!,
    Der Rötzer will nicht kapieren, das es KEINE Opposition in Israel gibt, das Land ist nationalistische gleichgeschaltet.
    Ich denke an die TET-Offensive des Vietcong/FNL. Diese schneiderte fürchterlich blutig. Der Sieg kam mit den Fall von Saigon am 30. April 1975…

  7. Der Trump hat gesagt dass die Amerikaner die Waffen geliefert und die Juden sie richtig eingesetzt haben. Obwohl die Juden am meisten die Frauen und Kinder umgebracht haben.
    Was soll man mit einem Redakteur der nicht mal eine Zusammenfassung der Rede vor der Knesset hinkriegt? Mit wem sollen die Palästinenser denn sonst reden wenn die Kriegslieferanten ihnen die Waffen nicht liefern?

    Es herrscht auch nicht Ruhe.
    Es werden Tote nach Hause gebracht die erhängt wurden, deren Hände zusammengebunden waren und die erschossen wurden und Zeichen von Verstümmelungen und Misshandlungen haben. Die Leichen haben Einschusslöcher im Kopf und in der Brust. Die Namen der Gefangenen werden den Palästinenser nicht mitgeteilt.

    „…dass bewaffnete Hamas-Kämpfer, und zwar Tausende, wieder ganz offen in den Straßen in Gaza patrouillieren, ganz offen… “ Dazu würde ich gerne wissen woher er das her hat.

    Die Banden die mit Hilfe der Juden Essenslieferungen ausgeraubt haben werden verfolgt. Was den Amerikanern nicht passt. Die Palästinenser kriegen ihre Menschenrechte nur wenn die Menschen mit den Juden nicht reden.

  8. Ich habe ein Mitgefühl mit Moshe Zuckermann, dem die Anklagen, die ich an anderer Stelle erhoben hat, keinen Abbruch tut. Denn es muß einer schon spezifisch geistig / seelisch zerfallen, um zu leisten, was Zuckermann hier tut – das hat mit Senilität oder dergleichen allenfalls randständig zu tun.

    Also erstens und übergreifend:
    Wie kann Moshe sich hinsetzen, und „Vergewaltigung“ sagen, wenn er selbst anschließend hinreichend, wenn auch unzureichend, begründet, daß und warum Trump zur rechten Zeit das rechte tat, der Militäraristokratie Israels und ihren nachgeordneten Instituten, einschließlich der Affen in der Knesset, einen Ausweg aus einem Labyrinth zu öffnen, das diese Leutz selbst geschaffen hatten, und aus dem sie selbst keinen Ausweg zu schaffen wußten oder vermochten?
    Boff!

    Wie kann ein Moshe sich hinsetzen und behaupten, die Befreiung der israelischen (und auswärtigen) Geiseln sei ein „zweites Kriegsziel“ gewesen, nachdem er das in dutzenden Artikeln zuvor mit hinreichenden Gründen bestritten hat, und nachdem sehr offenkundig die Mehrzahl der getöteten Geiseln … der IDF zum Opfer gefallen ist?
    Das Geschehen beweist schließlich, daß die Geiseln eben Geiseln waren und blieben – obwohl einzelne Abteilungen der Kombattanten einige vielleicht anders behandelt haben – nicht etwas Kriegsgefangene, die von ihren Haltern / Wächtern nach Belieben getötet werden konnten / worden sind.
    „Geiselbefreiung“ war der operative Zweck einiger Unternehmungen der IDF, aber nicht „Kriegsziel“.
    Boff!

    Wie kann ein Moshe sich hinsetzen, und sich dümmer stellen, als die IDF und ihre Dienste intern erlauben – von dem Donald, dem Schlawiner, zu schweigen?

    Lapuente: Wie kann Netanjahu nach seinen eigenen Ankündigungen und Versprechungen [den Fortbestand der HAMAS] gegenüber seinen eigenen Regierungsmitgliedern und seinen Anhängern vertreten?

    Moshe Zuckermann: Das kann er eben nicht. Die Kriegsziele, die sich Netanjahu gesetzt hatte, war erst einmal, Hamas außer Kraft zu setzen, militärisch und politisch zu liquidieren. Dieses Kriegsziel ist nicht erreicht worden. Hamas besteht noch, wie du gerade richtig gesagt hast. Selbst die Vorstellung, dass im Moment Hamas nicht mehr politisch bzw. in der Verwaltung anwesend sein darf, ist nicht erreicht worden. Das Sagen in Gaza hat Hamas.

    Erstens ist das stumpf und brutal gelogen: Netanyahu hat eben deshalb die Fortsetzung des Krieges angekündigt.
    Zweitens ist nach dem Blutzoll, insbesondere auch unter den Häuptlingen, ganz unklar, was „Hamas“ in Zukunft sein und werden wird, ob die Leute, die da aktuell mit den einschlägigen Insignien auftreten, nun ursprünglich „Hamas“ gewesen sind, oder andere Kombattanten. Oder auch noch keine Kombattanten. Auf diesen Umstand setzt – zumindest nominell – Trump, und setzen vielleicht auch einige Profis der IDF und der „Dienste“, wenn sie noch anderes, als Matsch inne Birne haben. Die Unterwerfung feindlicher Kombattanten und ihres Dienstpersonals ist seit ca. 2500 Jahren das uniforme Kriegsziel von Klassengesellschaften (von seltenen Ausnahmen, wie dem NS-Regime, abgesehen), physische Vernichtung, flächendeckende Vertreibung, oder gar Ausweidung des weiblichen und männlichen Nachwuchses sind … naja, ältere Traditionen.

    Den Rest lese ich gar nicht erst, es reicht!

  9. Damit bin ich weitgehend einverstanden. Richtig ist die Erewähnung der 2000 Raketen auf Israel gleich am 7. Oktober. Wenn nun Hisbollah, Huthis und Iran gleichzeitig losgeschlagen hätten, wäre Israel ohne Chance gewesen. Adolf Hitlers Werk wäre zu Ende geführt geworden, was manche natürlich prima fänden. Ich nicht. Dass Israel unter diesen Umständen das Recht hatte, denen eins auf die Fresse zu geben, dürfte einleuchten. Sinwar selbst hat ein koordiniertes Vorgehen angestrebt, aber er selbst ist vorgeprescht. Wohl, um das Abraham-Abkommen Israel-Saudi-Arabien zu verhindern. Was gelang. Und zweitens, weil er fürchtete, dass Israel demnächst einen Iron Beam, eine Laserwaffe haben würde, mit der seine Raketen billig abzuschießen sind. Da hatte er recht, diese Waffe ist seit Frühjahr 2024 im Einsatz und funktioniert.

    Richtig auch die Beobachtung, dass die UNO immer nur als Schuhputzer der Hamas und der Hisbollah agiert. Die Hamas fährt nun mit Fahrzeugen herum, die vom Typ und der Farbe her genau dieselben wie die von der UNO sind. Die UNO liefert der Hamas die Autos. Immer verlässlich auf der Seite der Terroristen. Vielleicht eine Erklärung, warum ich neulich nicht so begeistert war von dieser Francesca Albanese. Das nämlich ist ihre Politik.

    Ich lese ja bei den Zionisten und die sind der Meinung, die Hamas werde sich jetzt vom Iran abwenden und die Türkei werde die Führungsrolle übernehmen. Das wäre gar nicht schlecht, man könnte dann mit Erdogan eine Einigung erzielen.
    Wenn der mitspielt. Aber viel Spielraum hat er da nicht.

    Kann es sein, dass die Hamas nun auch gegen die iran-gesteuerten Truppen vorgeht? Habe die KI gefragt und die sagt:

    „Ja, es gibt Hinweise darauf, dass die Hamas im Gazastreifen aktuell gewaltsam gegen rivalisierende Gruppen wie den Islamischen Dschihad vorgeht. Laut aktuellen Berichten aus dem Oktober 2025 kommt es im Gazastreifen zu brutalen Machtkämpfen, bei denen die Hamas gezielt gegen Mitglieder rivalisierender Clans und Gruppen vorgeht – darunter auch der Islamische Dschihad.“

    Darauf läuft es wohl hinaus.

    1. „Kann es sein, dass die Hamas nun auch gegen die iran-gesteuerten Truppen vorgeht? Habe die KI gefragt und die sagt:“

      Ihre KI erwähnt mit keinem Wort den Iran.
      Der Iran mag Kontakte haben aber der „Islamische Dschihad“ wurde und wird keineswegs vom Iran gesteuert.
      Waffenlieferungen ja aber ansonsten Sunniten unterstützen eher nein, dafür sind
      dann doch die Saudis und die Türkei zuständig. Ausserdem haben USA und EU doch gerade die grössten Dschihadisten in Damaskus auf den Thron gesetzt und ganz nebenbei hat der Islamische Dschihad ein Büro in Damaskus, im Iran wohl eher nicht.

  10. Die Zionisten bomben doch schon wieder! Diesen Leuten darf man nicht trauen!

    Außerdem finanziert und bewaffnet Israel jetzt islamistische Gruppen in Gaza als Gegenmacht gegen die Hamas. Diese israelabhängigen Islamisten – das Modell ist typisch westlich – leben sehr gut und horten Lebensmittel. So jedenfalls berichtet das nicht sehr palästinafreundliche russische rt……wenn die das schon sagen dann Scheintodes zu stimmen.

  11. https://jacobin.de/artikel/sumud-flotilla-gaza-judith-scheytt-israel-palaestina-genozid-idf-voelkerrecht-bundesregierung

    Hier spricht Judith Scheytt, die jüngste Teilnehmerin von achtzehn Jahren (!) an der Global Sumud Flotilla, über Ihre Teilnahme daran und die Behandlung im israelischen Hochsicherheitsgefängnis.

    Zitat:
    „Zum Beispiel wurde vor unseren Zellen ein großes Foto aufgehängt: ein zerstörtes Viertel in Gaza, überall Trümmer. Darüber stand: »The New Gaza«. An den Wänden hingen Fernseher, auf denen ununterbrochen Bilder vom 7. Oktober liefen, mit dramatischer Musik und auf voller Lautstärke. Solche Dinge zermürben einen im Grunde mehr als Schläge.“

    Unbedingt lesenswert!

  12. Jetzt muss Trump nur noch Selenskyj und die Ukranazis vergewaltigen, damit er in der Ukraine nicht als Verlierer da steht, sondern als Friedensfürst.. Vielleicht kann er die im Video vorgeführte neue Waffe einsetzen.

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