Tötete Israel einen iranischen Kommandeur, um einen größeren Krieg zu provozieren?

Undatiertes,  von Farsinews veröffentlichtes Foto, das Mousavi (li) neben Generalmajor Qassim Suleimani, der 2020 durch einen amerikanischen Anschlag in Bagdad getötet wurde. Die Islamischen Revolutionärgarden kündigen Rache an.

Ermordung von Razi Mousavi ging den US-Luftangriffen im Irak am frühen Dienstag voraus.

Der iranische Oberbefehlshaber in Syrien, Seyed Razi Mousavi, wurde am Sonntag durch einen israelischen Luftangriff in einem Damaszener Stadtviertel getötet. Dies berichteten die offizielle iranische Nachrichtenagentur IRNA und die in Großbritannien ansässige oppositionelle Kriegsbeobachtungsstelle Syrian Observatory for Human Rights.

Dies hat Teheran dazu veranlasst, Vergeltungsmaßnahmen zu fordern und die Befürchtung zu verstärken, dass dies der Funke sein könnte, durch den sich ein größerer Krieg im Nahen Osten entzündet.

Der syrische Nachrichtendienst gab keine Erklärung ab, und Israel lehnte eine Stellungnahme ab.

Israel hat Mousavi entweder als Warnung an den Iran getötet – angesichts der Unterstützung Teherans für die Angriffe der Houthis auf Schiffe im Roten Meer – oder als Provokation, um eine iranische Reaktion hervorzurufen, die Israel den Vorwand für eine Ausweitung des Krieges liefern würde, oder als vorbereitende Maßnahme, um den Krieg unabhängig von der iranischen Reaktion auszuweiten. Beides deutet auf Probleme hin.

Der Aktion waren US-Luftangriffe im Nordirak vorausgegangen, bei denen eine Reihe von schiitischen Kämpfern getötet wurden, die mit der schiitischen bewaffneten Gruppe Kataib Hisbollah und den ihr angeschlossenen Organisationen in Verbindung stehen, die vom Iran unterstützt werden sollen. Die von Biden angeordneten Luftschläge waren eine Vergeltung für einen Angriff auf die US-Truppen im Irak, bei dem nach Angaben des Pentagon drei amerikanische Soldaten verletzt wurden, von denen sich einer in kritischem Zustand befand.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Israel hinter der Ermordung von Mousavi steckt, da es die einzige Macht ist, die sowohl ein Motiv als auch die Fähigkeit hat, einen solchen Mord durchzuführen – ganz zu schweigen von der langen Geschichte der Ermordung iranischer Agenten. Die USA haben die Fähigkeit, aber nicht unbedingt das Motiv. Die folgende Analyse beruht auf der ziemlich sicheren Annahme, dass Mousavi von Israel ermordet wurde.

 

Die US-Geheimdienste gehen davon aus, dass der Iran aktiv an den Angriffen der Huthi-Bewegung auf Schiffe im Roten Meer beteiligt war, wodurch die Meerenge von Bab el-Mandeb für Israel faktisch geschlossen wurde und die israelische Wirtschaft Milliarden von Dollar verlor. Die Huthis bestehen darauf, dass sie die Angriffe – trotz der Androhung von Vergeltungsmaßnahmen durch die USA – fortsetzen werden, bis Israel seine Bombardierung des Gazastreifens beendet.

Israel weigert sich natürlich, und Biden ist nicht bereit, Israel zu einem Waffenstillstand zu drängen. Aus israelischer Sicht zahlt der Iran keinen Preis für seine angebliche Rolle bei den Angriffen am Roten Meer. Das Attentat könnte daher eine Warnung an den Iran sein, dass Israel in der Lage und bereit ist, vom Iran einen Preis zu verlangen – selbst in Gebieten, in denen sich die Iraner in Sicherheit wähnten.

In einem zweiten Szenario könnte das Attentat eine absichtliche Provokation sein, um eine iranische Reaktion hervorzurufen, die Israel den Vorwand für eine Ausweitung des Krieges böte. Während die Regierung Biden Israel grünes Licht für die Bombardierung des Gazastreifens gegeben hat, lehnt Biden eine Ausweitung des Krieges ab, da dies sehr wahrscheinlich die USA in den Krieg hineinziehen könnte.

Die Debatte innerhalb der israelischen Regierung tendiert zunehmend zu einer Ausweitung des Krieges. Sie haben bereits mehr als 300.000 Soldaten mobilisiert, und in Israel wächst die Überzeugung, dass es für Israel einfach unerträglich ist, neben der Hisbollah zu leben.

Israel dachte, es könne die Bedrohung durch die Hamas in den Griff bekommen – und vermochte es nicht. Auch wenn es nicht die Hisbollah war, die Israel am 7. Oktober angegriffen hat, so lautet das israelische Argument, könnte es beim nächsten Mal die Hisbollah sein, so dass Israel keine andere Wahl habe, als den Krieg auszuweiten. Solange jedoch kein Angriff vom Iran oder von der Hisbollah selbst erfolgt, werden sich die USA einem solchen Schritt weiterhin widersetzen.

Doch die Ermordung Mousavis könnte den Iran dazu veranlassen, über die Hisbollah Vergeltung an Israel zu üben, so die Argumentation, und Israel kann dann die Aktion der Hisbollah als Vorwand nutzen, um den Krieg nicht nur auf den Libanon auszuweiten, sondern auch die USA zur Beteiligung zu zwingen.

Es gibt auch noch eine dritte Erklärung. Nach Angaben von Amwaj Media war Mousavi für die Erleichterung der Einreise der vom Iran angeführten Streitkräfte und der Waffenlieferungen an Syrien sowie an die libanesische Hisbollah-Bewegung verantwortlich. Wenn Israel beabsichtigt, den Libanon anzugreifen, könnte die Ermordung von Mousavi ein logischer erster Schritt sein, um die Bewaffnung der Hisbollah und ihre Nachschubwege zu unterbrechen. Somit könnte die Ermordung ein vorbereitender Schritt zur Ausweitung des Krieges sein, unabhängig davon, wie der Iran auf die Ermordung von Mousavi reagiert.

All diese Szenarien weisen auf eine unbestreitbare Realität hin: Solange Biden sich weigert, Druck auf Israel auszuüben, um einen Waffenstillstand im Gazastreifen zu akzeptieren, werden die Spannungen in der Region weiter zunehmen und der Nahe Osten wird sich auf einen regionalen Krieg zubewegen, der sehr wahrscheinlich auch die USA mit einbeziehen wird. Biden mag denken, dass er diese Ereignisse kontrollieren und Israel erlauben kann, die Menschen in Gaza abzuschlachten, während er das Eskalationsrisiko unter Kontrolle hält.

Wahrscheinlich irrt er sich – und das amerikanische Volk könnte sich aufgrund von Bidens strategischer Inkompetenz bald in einem weiteren unnötigen Krieg im Nahen Osten wiederfinden.

Der Artikel ist im Englischen Original auf Responsible Statecraft erschienen. Wir danken, eine Übersetzung veröffentlichen zu können.

Trita Parsi ist Mitbegründerin und geschäftsführende Vizepräsidentin des Quincy Institute for Responsible Statecraft.

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17 Kommentare

  1. Trita Parsi ist Mitbegründerin und geschäftsführende Vizepräsidentin des Quincy Institute for Responsible Statecraft.

    Hat Trita Parsi sich umbauen lassen oder werden hier einfach ohne weitere Checks iranische Artikel durchgereicht, ohne sich vorher auch nur eine Augenblick mit der Autorenschaft zu beschäftigen?

    Im Übrigen kann man den ganzen Artikel unter “hätte, hätte… Fahrradkette” zusammenfassen.

    phz

      1. “pro iranisch” sollte es natürlich heißen, oder einfach umgekehrt: anti-israelisch. Musst Dir nur mal ihren Twitter-Account ansehen.

        phz

      2. Für den Nazi sind alle, die seine Begeisterung für Faschismus, Terror und Genozid nicht teilen, “iranisch” oder “Putin”. Zu mehr reicht sein Hirn nicht.

    1. “Im Übrigen kann man den ganzen Artikel unter „hätte, hätte… Fahrradkette“ zusammenfassen.”

      Das Wort “hätte” kommt im gesamten Artikel nicht einmal vor. Lies den noch mal ordentlich, damit du auch was Vernünftiges dazu sagen kannst. Und bevor du mit den Fingern startest, bitte das Gehirn einschalten.

  2. Die Necons im Westen gehen immer davon aus, dass die Gegenseite so emotional reagiert wie sie selbst. Dabei hat sowohl der Iran als auch Russland in der Vergangenheit gezeigt, dass beide asymmetrisch reagieren. Wer weiß, vielleicht bekommen die Hisbollah oder die Huthis demnächst ein paar neue Raketen oder vielleicht passiert auch etwas anderes, was die Amerikaner bisher nicht vorhergesehen haben. Jedenfalls kann man sicher sein, dass die Reaktion auf diesen Anschlag sehr unangenehm für Israel wird und vermutlich auf eine Art erfolgen wird, bei der der Iran immer sagen kann, dass sie nichts mit ihm zu tun hat.
    Ich persönlich vermute, dass darauf ein weiterer Angriff auf die Wirtschaft Israels oder der USA folgen wird, denn das tut beiden Seiten am meisten weh und bewirkt am effektivsten ein Umdenken.

  3. Wird doch schon reagiert.
    Individuelle Absprachen mit großen Reedereien.
    Fährst du nicht Israel an, lassen wir deine Schiffe vor dem Jemen in Ruhe.
    Jeder kann sich ausrechnen, das Israel das bei geschlossenen Grenzen und eventuell Krieg mit allen Nachbarn nicht lange durchhält.
    Das ist praktisch eine Seeblockade durch die Hintertür.

    1. Ja. Israel hat die Huthis immer noch nicht richtig in ihrer Planung, da es seit Jahrzehnten darauf baut, dass keiner seiner Nachbarn ihm was kann.

      Die israelische Regierung sieht für mich eher aus, als würden Teile davon langsam mitkriegen, dass die Welt sie für ein Ungeheuer hält und als wüssten sie nicht, wie sie, ohne auch noch ziemlich trottelig auszusehen, aus Gaza wieder rauskommen.

      Nationalistische Koalitionspartner, denen das Vorstellungsvermögen fehlt, wie sie für Nicht-Zionisten aussehen, sind dabei wenig hilfreich und allenfalls für eine Flucht nach vorne zu gewinnen.

      Die USA haben inzwischen wohl schon gemerkt, dass sie gezwungen wurden, Schiffe in der Nähe das Persischen Golfs, des Roten Meers und im Mittelmeer als Drohkulisse aufzubauen, und dass alleine die Huthis mit ihren Drohnen, das Militärbudget arg belasten, weil jede 5000-Dollar-Drohne mit einer 1-4 Millionen-Dollar-Abfangrakete abgeschossen werden muss, um vor der Welt nicht als unfähig dazustehen.

  4. Israel bombardiert in Damaskus, US Truppen
    im Irak, dort bombardieren die USA, usw.

    Komme nicht so ganz nach: Ist das diese
    regelbasierte Wertesache, die ich nicht verstehe?
    So im Sinne von völkerrechtswidrig und
    Angriffskrieg?

      1. Genau. Sowohl Israels, als auch das Verhalten seiner Helfer ist vollkommen regelkonform auf der Basis der “regelbasierten Ordnung”.

        Völkerrechtlich sieht es wahrscheinlich anders aus – aber interessiert ja keinen Menschen.

  5. Seit bestehen der USA, glänzen sie durch Kriege, einige ausländische Politiker machten sich die Mühe, die Jahre aufzuzählen wo es kein Krieg gab. Es war wesentlich einfacher und kürzer, als die anderen permanenten Misserfolge aufzuzählen.
    Wir dürfen uns durch Misserfolge nicht täuschen lassen, da das KAPITAL immer gewann und entsprechend ihre Organisationen des ‘Terrors’ zu fördern.
    Terror ist ein Wort mittlerweile wie einkaufen gehen, alltäglich, überall und permanent erhältlich. Wen juckt das wirklich noch?, solange dieser nicht betroffen ist.
    Das wirklich ärgste in dieser Welt ist die ausnahmlose Hingabe zum Kapital, da dieses Kapital die Grundlage einer ‘Zweitausendjährigen’ Lüge ist und alle monotheistischen Religionen daran partizipieren.
    Heutzutage gibt es ein Entweder oder Oder, aber niemals Alternativen zum System.

  6. Es kann natürlich auch sein, dass die Israelis Erfolge vorzeigen wollen. Sie sind zwar im Gazastreifen drin, sind sich aber dort ihres Lebens nicht mehr sicher, wie die Videos der Hamas und anderer Kämpfer zeigen. Hinter jedem Trümmerhaufen und in jeder Hausruine könnte ein Angreifer stecken. Die berühmte Golani-Brigade hat sich nach herben Verlusten schon zurückgezogen, um sich neu zu strukturieren.

  7. Schon merkwürdig der iranische General wird genau von Raketen getroffen, Gazza wird mit Bomben umgepflügt ohne wirklichen Erfolg gegen die Terroristen aber dafür jede Menge Tote Zivilisten.

  8. war es nicht einer der amerikanischen Kriegstreiber, der vollmundig ankündigte, es gehe um die Destabilisierung des Nahen Ostens? Noch Fragen? Was zählt für diesen bellizistischen Schleim schon ein Menschenleben! Meine Emphatie ist bei den Opfern, nicht bei den Tätern!

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