SuperReturn versus Mieterinteressen

Demo gegen SuperReturn
Bündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn protestierte gegen SuperReturn und Immobilientag. Bild: Bizim Kiez

In Berlin treffen sich die Kapitalvertreter nicht mehr im Hinterzimmer, sondern offen im Hotel InterContinental und Tinyhäusern von Investmentgesellschaften, um den Profit zu steigern. Mieterorganisationen protestierten dagegen.

 „Kapitale des Kapitals“ „Hier trifft sich die Welt der globalen Märkte“, „The most GPs and LPs anywhere. More senior, more investment power, more opportunity“. So lauteten einige der Inschriften, die in der Budapester Straße in Berlin in unmittelbarer Nähe des S-Bahnhofs Zoologischer Garten auf einen besonderen Event hinweisen. Im Hotel InterContental traf sich vom 2. – 6. Juni der SuperReturn International. Dabei handelt es sich um ein Treffen von ca. 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von 800 internationalen Investmentfonds.

Die Teilnehmergebühr beträgt 6000 Euro pro Person. Das ist ein Taschengeld für Fondsmanager, die nach eigenen Angeben insgesamt ein Vermögen von 50 Billionen Dollar repräsentieren. Der Name des Finanzevents ist Programm. Als Super Return wird in der Welt der Investmentfonds ein Gewinn bezeichnet, der über den Erwartungen liegt. In den verschiedenen Panels wurde in den drei Tagen auch die Frage diskutiert, wie die privaten Unternehmen globale Märkte antreiben und wie sich die Gewinne in verschiedenen Branchen noch vermehren lassen.

Schnelle Profite versprechen sich die Mitarbeiter der Immobilienfonds im Pflege- und Gesundheitssektor, aber auch auf dem Wohnungsmarkt. Der Kongress und die zahlreichen Teilnehmer waren rund um das InterContinental-Hotel nicht zu übersehen. Zahlreiche Tinyhäuser standen vor dem Hotel und trugen die Namen verschiedener Immobilienfirmen, die dort Beratungen abhielten. Blackstone, Blue Owi, Oaktree, Silver Lake ist auf den Schildern zu lesen. Es sind die Namen von Investmentgesellschaften. Auch die Bigplayer der Branche, BlackRock und Goldman Sachs, waren auf dem SuperReturn vertreten.

Die Superreichen legen Wert auf Transparenz. Sie wickeln ihre Deals nicht klischeehaft in Hinterzimmern ab, sondern in den sehr transparenten Tinyhäusern. Ein Grund dafür liegt auch darin, dass das Kapital heute keinen großen Widerstand erwartet, wenn es in Berlin seinen Reichtum so offen zur Schau stellt.

Politics meet Real Estate

Ganz praktisch war, dass nur 5 Kilometer vom Hotel InterContental ein weiterer Event der Superreichen stattfand, der allerdings nur einen Tag dauerte. Am 4. Juni tagte im Berliner Friedrichstadtpalast ganz in der Nähe vom S-Bahnhof Friedrichstraße der Immobilientag, der alljährlich vom Zentralen Immobilienausschuss (ZIA), einer Spitzen-Lobbyvereinigung der Branche, organisiert wird. SuperReturn und Immobilientag haben eines gemeinsam. Ihnen geht es um besonders hohe und schnelle Profite.

Es gibt Menschen in Berlin, die diese Jagd nach Profiten als Gefahr sehen. Dazu gehören Berliner Mieteraktivisten, die seit Jahren für bezahlbare Wohnungen streiten. Sie haben vieles dafür unternommen. Sie haben auf der Straße demonstriert, Versammlungen einberufen, Gutachten verfasst, Unterschriften gesammelt. In den Jahren 2021/22 engagierten sich viele in der berlinweiten Initiative Deutsche Wohnen und Co. enteignen. Sie wollten also genau die Konzerne unter gesellschaftliche Kontrolle bringen, die auf dem SuperReturn und den Immobilientag für noch mehr Profite werben. Das Berliner Mieterecho, die Zeitung der Berliner Mietergemeinschaft, nennt den Event eine „Kriegserklärung an die Stadtgesellschaft“

Mietrebellen auf der Straße

Am Mittwochnachmittag hatte das Bündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn zu einer Demonstration gegen SuperReturn und den Tag der Immobilienwirtschaft aufgerufen. Das ist ein Stelldichein von Vertretern von Wohnkonzernen mit Politikern verschiedener Politiker unter dem Motto „Politics meet Real Estate“. Hier wird schon deutlich, dass die Interessen zwischen ihnen nicht unterschiedlicher sein könnten. Das wurde auch auf der Demonstration deutlich, die am Nachmittag des 4. Juni vom InterContinental zum Friedrichstadtpalast führte und so den SuperReturn mit den Immobilientag verbunden hat. Ca. 1400 Menschen zeigten ihren Widerstand gegen diese beiden Events der Reichen.

Es waren vor allem aktive Mieterinnen und Mieter der Hauptstadt, die berühmten Berliner Mietrebellen, die am Mittwoch ihren Unmut über die Treffen derer ausdrückten, die ganz unverhohlen verkünden, dass Superprofite ihr Ziel sind. Auf der Demonstration kamen die zu Wort, die darin eine Gefahr sehen. Es sind Mieter von Wohnkonzernen wie Heimstaden und Vonovia, die sich seit Jahren in ihren Häusern organisieren. Mal sind es falsche Abrechnungen von Betriebskosten, mal sind es Verdrängungsversuche von Mietern, die Gründe für die Organisation sind vielfältig.

Auf der Demonstration am Mittwoch sprachen sie darüber, warum sie sich gegen die Events der Reichen wehren. „Wir wollen bezahlbare Wohnungen und Gesundheit. Sie wollen ihren Super Return. Das passt nicht zusammen“, sagt Anna von „Stopp Heimstaden“. Eine engagierte Rede hielt ein Vertreter der Mietergewerkschaft, ein Zusammenschluss von Mieterinnen und Mietern. Er nannte SuperReturn und Immobilientag eine Kriegserklärung an die Mieter. „Unsere Antwort ist der Aufbau einer starken Gewerkschaft, die diesen Plänen Parole bietet“, erklärte der Sprecher der Mietergewerkschaft. Es gab viel Applaus von seinen Kolleginnen und Kollegen. Es ist nur ein kleiner Kreis von Menschen, die gegen die beiden Events auf die Straße gehen. Aber sie sind sehr entschlossen.

Peter Nowak

Peter Nowak ist freier Journalist für verschiedene Zeitungen und dokumentiert sie auf seiner Homepage. Mit Clemens Heni und Gerald Grüneklee gab er im Juni 2022 das Buch „Nie wieder Krieg ohne uns … Deutschland und die Ukraine“ im Critic Verlag heraus.
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11 Kommentare

  1. Die Menschen müssen einfach begreifen, dass Wohnen kein Grundrecht ist, sondern ein Extra ist, das man sich verdienen muss.
    Vergleichbar wie Heiraten und Kinder. Bereits 2006 hat eine Redakteurin der FAZ festgestellt, dass die Menschen begreifen müssen, dass das keine Grundrechte sind, sondern verdient sein müssen.

    1. „Die Menschen müssen einfach begreifen… ein Extra, das man sich verdienen muss.“

      So kommt’s eben, wenn jeder kleindrecksbürgerliche Habenichts glaubt, dass Freiheit für alle anderen gilt, aber nie für ihn selbst.

    2. Also ich würde sagen, dass selbst Leben kein Grundrecht ist, nicht wahr, notabene?
      Was machen Sie eigentlich so in Ihrer Freizeit? Obdachlose von Parkbänken vertreiben oder so was in der Art?

  2. Das ist schon wieder so moralisch aufgeladen, aber gut Herr Nowak ist mir noch von TP gut bekannt und mit seinen einseitigen linksextremen Ansichten und Darstellungen meist aufgestoßen.

    Es ist mir egal, ob jemand einen „super return“ mit seinen Häusern erwirtschaftet, problematisch wird das, wenn er lediglich Wohnbestand aufkauft und diesen dann auspresst. Zu einem Verkauf gehören aber immer zwei, ein Käufer und ein Verkäufer…

    Problematisch ist auch, wenn die Politik bestochen wird, diese etwa den bestehenden Wohnraum (Berlin hatte vor 20 Jahren noch eine Menge Leerstand, man konnte m.W. billig eine Wohnung sogar kaufen) dadurch auslastet, dass sie die Grenzen aufmacht, bis der Leerstand soweit gesunken ist, dass man beliebige Preise aufrufen kann, gleichzeitig bittet man die „reichen Deutschen“ auch noch zur Kasse, denn all die „GefIüchteten“ können die hohen Mieten natürlich nicht selbst aufbringen… komischerweise ist das dann ganz toll, obwohl alles Teil derselben Mafia (erinnert sich wer an das hier?:
    https://rp-online.de/panorama/fernsehen/jan-hofer-tagesschau-sprecher-spricht-ueber-immobilien-und-bitcoins_aid-45469571
    leider unklar, ob das nur ironisch war, aber Immos hat er wohl schon)
    Städte haben eben nur begrenzten Wohnraum, Länder haben nur begrenzten Wohnraum, das gilt besonders, wenn Bauland so knapp ausgewiesen wird, wie in Deutschland, damit sich die Kommunen damit sanieren können.

    Jemand mit regelmässigem Einkommen tut gut daran, sich eine Immobilie zu bauen oder zu kaufen (irgendwo, wo es noch bezahlbar ist), wenn er von der Willkür anderer unabhängig sein will, in vielen Ländern ist das Standard, Deutschland ist komischerweise ein Mieterland:
    https://wohnglueck.de/artikel/wohneigentumsquote-deutschland-27738

    Ich habe sicher nichts dagegen, Fonds an die Kandarre zu nehmen, wenn es um deren Verpflichtungen gegenüber den Mietern geht, aber der ehemals gut funktionierende Markt, wurde u.a. unter dem klatschenden Beifall der Linken zerstört, die Grünen haben mit Bauvorschriften und Zuwanderung usw. nochmal ordentlich draufgelegt. Mittlerweile muss der Staat doch die Füße von Investoren küssen, damit überhaupt noch jemand baut. Immerhin: er könnte es ja auch selbst tun, macht er aber nicht (zumindest nicht ausreichend).

    Ich bin sicher, dass Mietpreisbremsen und „Enteignungen“ (die nach deutschem Recht übrigens entschädigt werden müssen, die „Deutsche Wohnen“ ist übrigens eine Aktiengesellschaft, man könnte sie auch einfach aufkaufen) das Problem nicht lösen werden, weil die Ursachen der Wohnungsknappheit natürlich tabuisiert sind, wie sich das in einer linksliberalen Gesellschaft halt so gehört…

    1. Wohnen hat ebenso wie Gesundheit, ÖPNV, Infrastruktur etc. nichts, aber auch gar nichts in profitorientierten, privatwirtschaftlichen Händen zu suchen, so einfach ist das. Punkt. Aus!
      Da können Sie sich dann auch eine Menge ihres marktwirtschaftlich-devoten Gelabers ersparen.

  3. jo, macht den ganze Irrsinn perfekt.
    An CO₂-Bepreisung bei Kriegstreiberei und Rüstungswahn hat das Brüsseler Mobilmachungskommando nicht gedacht?

  4. Leider haben auch grad die Linken ! mit dafür gesorgt das die städtischen Wohungen an die Immobilien Gesellschaften verkauft worden.

    Jetzt will man mit sehr viel mehr Geld das Zeug zurückkaufen.
    „Deutsche Wohnen und Co. enteignen.“ ist eine Hoax , da es nicht um Enteignung sondern um Rückkauf zum Marktpteis geht.

    Der nächste Unsinn ist das man auf den Gesellschaften rumkloppt. Die Wahrheit ist es wurden trotz dauernder Ankündigung viel zu wenig Wohnungen gebaut. Und die die noch verfügbar waren wurden zu weit über Marktpreisen für Immigranten gemietet, teils zum mehrfachen ! Preis. Da muss man sich nicht wundern das die Mieten steigen.

    Das ist die eigentliche Wahrheit, die fehlt im Mainstream aber leider auch im Artikel.
    Es ist aktuelle Politik die Schuld anderen in die Schuhe zu schieben, statt den Rechten sinds hier die Immo Haie.

  5. @ Patient 0
    „Leider haben auch grad die Linken mit dafür gesorgt das die städtischen Wohungen an die Immobilien Gesellschaften verkauft worden.“
    Mit Verlaub, bei aller Kritik an der Linken, das greift doch entschieden zu kurz, aber kein Wunder, bei der Art und Weise, wie das Thema hier abgehandelt wird

    „Heuschrecken hereinspaziert
    Merke: Solange beim Geldauspressen der kleinen Leute die Profite sprudeln, ist alles prima. Aber sobald es einmal hakt, wittern die Absahner Betrug. Dabei ist das Treiben von Finanzinvestoren seit jeher nichts weniger als „kriminell“, nicht im juristischen Sinne, denn die Regeln und Gesetze besorgt die Finanzlobby. Und wenn doch gegen Recht und Ordnung verstoßen wird, wie es häufig und systematisch geschieht, versagt die Strafverfolgung. Vor ziemlich genau 20 Jahren hatte Franz Müntefering als damaliger SPD-Vorsitzender die Verheerungen durch Private Equity mit denen durch „Heuschrecken“ verglichen – und lag damit sehr richtig. Dass die Diskussion rasch ausklang und nicht einmal nach der globalen Finanzkrise 2008 wieder auflebte, mag die Einflussmacht der Branche verdeutlichen und die Willfährigkeit, mit der die Politik den Akteuren noch jede Tür zu praktisch allen Sphären der Gesellschaft aufgesperrt hat….“
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=134046

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