Strikte Befolgung der Anti-Wokeness-Politik Trumps an Hochschulen wäre schlecht für Männer

Abschlussfeier an der Brown University Commencement 2025.
Abschlussfeier an der Brown University Commencement 2025. Bild: Kenneth C. Zirkel/CC BY-SA-4.0

Donald Trump ist seine zweite Amtszeit angetreten mit dem Kampf gegen Programme zur Gleichstellung, Diversität, Inklusion und Förderung von Minderheiten (DEI – Diversity, equity and inclusion). Das soll der Inbegriff von Wokeness sein. Die Ideologie der herrschenden Klasse ist hingegen , unter sich bleiben zu wollen und Chancengleichheit zu verhindern. Zählen soll angeblich nur Leistung ohne Ansehen der Person und jeden Kontext. DEI-Programme werden in Umkehrung als „illegal diskriminierend“ bezeichnet.

An den amerikanischen Universitäten wurden DEI-Programme eingeführt und lange Zeit praktiziert, um Angehörige von unterprivilegierten ethnischen und sozialen Gruppen Zugang zum Studium und zu Stipendien zu gewähren – auf Kosten der privilegierten weißen Schicht. Das geschah auch auf mit Blick auf Gleichstellung der Frauen.

Die Trump-Regierung will staatliche Förderungen daran binden, dass solche Ungerechtigkeiten ausgleichende Maßnahmen unterbunden werden. Dargestellt wird dies in einer Vorlage für die Universitäten so, als ob damit unfähige Personen kompetenten vorgezogen würden: „Die Behandlung bestimmter Gruppen als kategorisch unfähig, Leistungen zu erbringen – und daher einer Vorzugsbehandlung bedürftig –, perpetuiert ein gefährliches Stigma der Minderwertigkeit, zerstört das Selbstvertrauen und trägt in keiner Weise dazu bei, die dringendsten Herausforderungen für aufstrebende junge Menschen zu identifizieren oder zu lösen. Daher dürfen Faktoren wie Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Rasse, Nationalität, politische Ansichten, sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität, religiöse Zugehörigkeit oder Stellvertreter für einen dieser Faktoren weder explizit noch implizit bei Entscheidungen über die Zulassung von Studierenden oder Doktoranden oder über finanzielle Unterstützung berücksichtigt werden.“

Verlangt wird ein offener, d.h. dem Kapitalismus ähnlicher „Marktplatz“ von Ideen, auf dem keine Ideologie vorherrschend sein soll. Hinzugefügt wird allerdings, ohne das näher zu konkretisieren, dass „institutionelle Einheiten, die konservative Ideen gezielt bestrafen, herabsetzen und sogar Gewalt gegen sie auslösen“, verboten werden müssten. Der Schutz der eigenen Ideologie soll offenbar für linke Ideen nicht gelten. Zudem soll auf dem Campus Ruhe herrschen, alle Universitätsangestellten müssen Neutralität wahren. Die Gleichstellung von Frauen erschöpft sich darin, „geschlechtergetrennte Räume, wie Toiletten und Umkleideräume, sowie fairen Wettbewerb, beispielsweise im Sport“, zu garantieren. In der Vereinbarung, die die Trump-Regierung mit den Universitäten Brown, Columbia und Northwestern durchsetzen konnte, geht es nicht nur um die Bekämpfung des Antisemitismus, sondern auch um die Beurteilung der sich bewerbenden Studenten ausschließlich nach Leistung, nicht nach „Rasse und Geschlecht“. Im Vordergrund steht allerdings die Abschaffung von „rassenbasierten Präferenzen“.

Aber es gibt ein Problem, dass seit Jahren Frauen besser in der Schule abschneiden und daher ihr Anteil an den Universitäten schon seit Jahrzehnten, genauer seit 1980, höher liegt als der der Männer. Es schließen auch mehr Frauen die Universität mit einem Abschluss ab als Männer. Das ist nicht nur in den USA, sondern in allen Industrieländern.  47 % der US-amerikanischen Frauen im Alter von 25 bis 34 Jahren haben, berichtet Pew Research, einen Bachelor-Abschluss, aber nur 37 % der Männer. Das heißt noch nicht, dass eine Mehrheit an Studentinnen sich auch niederschlägt etwa in einer Mehrheit von Professorenstellen oder dass Akademikerinnen dasselbe wie Akademiker verdienen. Aber es entsteht Druck auf die Männer, die in der Bildung schlechter abschneiden und deswegen in Universitäten und bei Universitätsabschlüssen auch geringer vertreten sind. Universitäten haben versucht, mehr Männer anzuziehen, indem beispielsweise mehr Sport angeboten wurde. Das hat allerdings den Trend nicht umkehren können, dass Männer als das kognitiv schwächere Geschlecht erscheinen. Manche Universitäten haben trotzdem dann Männer bevorzugt angenommen, so dass am Beginn des Studiums etwa gleich viele Männer und Frauen  waren. Das müsste sich nach Trumps Politik ändern.

Männer, vor allem weiße Männer, sind allerdings ein wichtiger Teil der Wählerschaft von Trump. Das Vorgehen gegen Hochschulen, Bildung, Wissenschaft (Vance: „Die Professoren sind die Feinde, die Universitäten feindliche Institutionen“) der von weißen Männern dominierten Mannschaft im Weißen Haus mitsamt dem kultivierten Bild vom Soldaten als Killermaschine mit „höchsten Männlichkeitsmaßstäben“ (Der Kriegsminister und seine Killerarmee) könnte man als Reaktion auf die Erosion der Männerdominanz im Zeitalter der digitalen Technik sehen.

Bislang vermisst man einen Aufschrei der Anti-Wokeness-Politiker über die systematische Vorzugsbehandlung von Männern an den privaten Top-Universitäten, die eigentlich nach den Vorgaben von Trump beendet werden müsste. Die staatlichen Hochschulen selektieren nicht nach Geschlecht, dort studieren daher mehr Frauen.

Der Hechinger Report berichtet etwa, dass sich 2024 50.000 junge Menschen für die 1700 Erstsemesterplätze an der Brown University beworben haben. Das ist eine teure  Ivy League-Universität in Providence, Rhode Island, wo ein Jahr an Studiengebühren 71.000 US.Dollar kostet und die eine Vereinbarung mit der Trump-Regierung eingegangen ist, in der u.a. eine „leistungsbasierte Zulassung“ gefordert wird. Die aber findet nicht statt: „Die Universität nahm fast gleich viele männliche und weibliche Studienanfänger auf, obwohl sie, wie einige andere Hochschulen auch, fast doppelt so viele weibliche Bewerber hatte. Das bedeutete, dass es für männliche Studenten einfacher war, einen Studienplatz zu bekommen – 7 Prozent der männlichen Bewerber wurden zugelassen, gegenüber 4,4 Prozent der weiblichen Bewerber, wie Daten der Universität zeigen.“ Ähnlich ist das an anderen Privatuniversiäten. Und das, obwohl die Männer sich mit schlechteren Noten als die Frauen bewerben. Wenn man die Bevorzugung von Männern beenden würde, wären an den privaten Universitäten auf einen Schlag deutlich mehr Frauen.

Das Anliegen, dies zu vermeiden, geht nicht allein auf die mögliche Reaktion Trumps zurück, dem sowieso Widersprüche relativ egal sind, sondern erst einmal auf kommerzielle Gründe und solche des Image. Der Hechinger Report: „Hochschulen, die einen höheren Anteil an Männern aufnehmen, versuchen, ein Marketingproblem zu vermeiden, das ihrer Meinung nach entstehen würde, wenn ihre Campusse zu weiblich würden, sagte Madeleine Rhyneer, die Leiterin der Zulassungsstellen an vier privaten Universitäten und Hochschulen war und heute Vizepräsidentin für Beratungsdienstleistungen und Dekanin für Immatrikulationsmanagement bei der Bildungsberatungsfirma EAB ist. Hochschulen befürchten: ‚Werden Männer das sehen und denken: Das ist im Grunde eine Frauenhochschule, und ich möchte dort nicht studieren?‘“ Das heißt letztlich aber, dass die teuren Privatuniversitäten meinen, Rücksicht auf Männer nehmen zu müssen, die finanziell und politisch weiter dominant sind.

Florian Rötzer

Florian Rötzer, geboren 1953, hat nach dem Studium der Philosophie als freier Autor und Publizist mit dem Schwerpunkt Medientheorie und -ästhetik in München und als Organisator zahlreicher internationaler Symposien gearbeitet. Von 1996 bis 2020 war er Chefredakteur des Online-Magazins Telepolis. Von ihm erschienen sind u.a. „Denken, das an der Zeit ist“ (Suhrkamp 1988), „Die Telepolis“ (1995), „Vom Wildwerden der Städte“ (Birkhäuser 2006), „Smart Cities im Cyberwar“ (Westend 2015), „Sein und Wohnen“ (Westend 2020) oder „Lesen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz“ (Bielefeld 2023)
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7 Kommentare

  1. Ein bisschen sehr pauschal, man müsste hier nach Studiengängen unterscheiden. Schließlich kriegt man nur sehr schwer Frauen für Lehrpositionen in Naturwissenschaften, meines Wissens nach werden es sogar konstant weniger. Also stellen viele Unis in Geistes- und Gesellschaftswissenschaften fast nur Frauen ein, um eine vorzeigbare Gesamtquote zu erreichen. In erster Linie unschön für die betroffenen Frauen, die immer mit der Unsicherheit leben müssen, ihre Stelle vielleicht nur des Geschlechts wegen bekommen zu haben, Männer versuchen eine Karriere in diesen Disziplinen entsprechend immer seltener. Mag sein, dass diese Aufteilung auch mehr oder weniger mit Mehr- und Minderleistern zusammenfällt, aber wie will man das bei so ungleichem Bewerbungsverhalten stichhaltig vergleichen? Richtig schwierig wird es auf jeden Fall, wenn wir uns die Nturwissenschaften anschauen. Seit Jahren ist der Druck massiv gestiegen ist, auch hier so viele Frauen wie möglich einzustellen. Da ist es meiner Erfahrung nach inzwischen allgemein üblich geworden, dass deutlich schlechtere Bewerberinnen den Zuschlag erhalten. Ich kenne leider keine Untersuchung zu dieser Frage, sehr wohl aber viele Uni-Dozentinnen, die sich als bevorzugt wahrnehmen und sich damit schlecht fühlen.

  2. Der Rötzer hat ganz offensichtlich gar nicht verstanden was „DEI“ Programme gerade an den Hochschulen bedeuten.
    Das soll nämlich jedem, egal seiner Rasse oder Herkunft und „Qualifikation“, zu ermöglichen, einen Hochschulabschluss zu machen.
    Diese Gleichmacherei führt dazu, das niemand mehr anhand seiner intellektuellen Möglichkeiten gefördert wird, sondern jeder Idiot alles studieren kann, und bevorzugt Genderstudies betrieben werden und somit das allgemeine Bildungsniveau der Studenten in den Keller geht.

  3. Es gibt Menschen, die für gerecht halten, was ihnen nützt (was ganz offensichtlich ein Gerechtigkeitssinn auf Kindergarten-Niveau ist) und es gibt Menschen, die es für gerecht halten, wenn Unterschiede objektiv zu rechtfertigen sind, z.B. eine strikte Orientierung am Leistungsgedanken.

    Gerecht ist in meinen Augen Gleiches gleich und Ungleiches ungleich zu behandeln.

    Gerecht ist Chancengleichheit, nicht Ergebnisgleichheit.

    Noten sind objektivierbar, messbare Ergebnisse. Wenn man an den Chancen von Minderheiten (in genannten Fall Männern) etwas verbessern möchte, dann darf man nicht den leichten Weg gehen und einfach das Ergebnis frisieren, weil das ungerecht gegenüber Frauen ist, die benachteiligt werden, obwohl sie bessere Noten haben.

    Genauso ist das aber auch bei der Frauenquote. Wer Frauen fördern will, der muss sie auch fördern und zwar bei den Chancen, nicht bei den Ergebnissen. Es ist sehr viel mühsamer, z.B. kleinere Klassen zu finanzieren, um aus möglich jedem Kind, in dem Fall Mädchen, das maximale Potential herauszuholen. Faule, knauserige Politiker ohne jeden Sinn für Fairness (in allen möglichen Bereichen zu bewundern) haben sich aber lieber Quotenregelungen ausgedacht, um eine Scheingerechtigkeit herzustellen, die individuelle Personen bevorzugt oder benachteiligt. Daumen hoch, Daumen runter. Wie man das in einer Demokratie und einem Rechtstaat halt so macht (Ironie off).

    Es geht nicht um Gerechtigkeit. Es geht darum, Gott zu spielen, davon bin absolut überzeugt. Quotenregelungen sind in meinen Augen völliger Schwachsinn und jeder vernünftige Mensch mit einem echten Gefühl für Fairness muss sie ablehnen, es sei denn, man lässt sich korrumpieren, weil die Quote einem selbst nützt (was ich ausgesprochen erbärmlich finde, noch dazu bei denen, die ständig über Moral reden. Aber das vielleicht wie mit dem Sex: Wer besonders viel darüber redet, hat häufig keinen).

    Es muss in meinen Augen IMMER um das Individuum gehen. Individuelle Männer dürfen nicht für individuelle Frauen benachteiligt werden, genauso wie im genannten Fall umgekehrt.

    Und ob das von Trump oder dem Mann aus dem Mond oder Lieschen Müller veranlasst wird, das ist egal!

    Ich beobachte diese schreckliche Menschelei, bei denen nach dem Nasenprinzip bewertet wird, in allen möglichen Bereichen und es kotzt mich an! Wichtig ist bei diesem ätzenden Menschenl z.B. nicht, was gesagt wird, sondern wer etwas sagt. Wichtig ist auch nicht, was jemand objektiv tut. Nein, die Antifa kann Nazi-Methoden anwenden und politische Gegner bedrohen, während andere, die objektiv gesehen nichts getan haben, als böse Nazis gelten und darum gar nichts richtig machen können. Nein, es ist inzwischen sogar so absurd, dass als rechtsextrem gilt, wer Frieden mit Russland will oder nicht möchte, dass Gaza planiert wird. Man muss sich mal diesen Wahnsinn vorstellen.

    Es soll die einen geben, die alles tun und sagen dürfen, weil sie die Guten sind und wenn die Handlungen und Reden noch so schlimm sind, während die anderen nichts tun und nichts sagen dürfen, weil sie als Böse stigmatisiert werden und darum angeblich nie recht haben können. Das ist vollkommen irre.

    Aber das Ergebnis soll halt sein: Die USA können nie was falsch machen. Israel kann nie was falsch machen. Die EU ist super. Russland macht alles falsch. China macht alles falsch. Ungarn auch.

    Ich bin überzeugt, dass die in meinen Augen schwachsinnige Quote mit die Ursache dafür ist, dass nicht mehr messbare Kriterien gelten, sondern bei vielen (leider insbesondere bei denen, die als „links“ gelten, was sie eigentlich nicht sind) nur noch dumpfes Rudeldenken herrscht, bei der das eigene Rudel tun kann, was es will und das andere absolut gar nichts richtig machen kann. Die dumme AfD findet ja z.B. gar nichts dabei, dass deutsche Rentner mit skandalös niedrigen 48% Rente abgespeist werden. Nein, da trötet man lieber gegen Merz und möchte selbst das noch unterbieten.

    Weil es nur noch um primitivste Rudelzugehörigkeiten geht.

    Wir müssen zu Objektivität zurück. Ich hoffe da fast ein bisschen auf die KI. Ich glaube sogar, dass die KI eine gerechtere Justiz ermöglichen könnte, weil es schwierig sein dürfte, einer Maschine das Nasenprinzip beizubringen, nach dem – davon bin ich überzeugt – sehr viele Richter entscheiden, ob ihnen z.B. ein Angeklagter sympathisch ist oder nicht.

    Die Menschheit war schonmal weniger doof. Es wäre schön, wenn wir dahin zurückfinden könnten. Hilfreich ist da vielleicht der Gedanke, dass ein übergeordnetes Gefühl für Fairness (ein Individuum wird gegenüber dem anderen Individuum nicht aufgrund nicht objektivierbarer Kriterien bevorzugt oder benachteiligt) letztlich FÜR ALLE ein Gewinn ist. Eine Frau bekommt nicht aufgrund der Frauen-Quote eine Stelle, aber eben z.B. aufgrund besserer Noten einen Studienplatz usw.

    1. Ich glaube, die kognitive Dissonanz ist eher bei den Linken zu verorten.
      Aber ein bisschen Trump Bashing geht immer.
      Ihr Linken werdet euch noch ziemlich umschauen, in naher Zukunft.
      Weil dann müßt Ihr wieder richtig arbeiten für euer Geld.
      Früher mußte man noch Lehrgeld und Schulgeld bezahlen.
      Das war auch gut so und man hätte heute nicht die Verhältnisse die wir haben.
      Heute wissen Menschen nicht mal mehr ob sie Männlein, Weiblein oder wahlweise ein Zebra sind.
      Die studieren dann irgendwas mit Gender, treiben sich in irgendwelchen NGOs rum und
      verprassen die Steuergelder von hart arbeitenden Menschen.

      Unter dem Motto „America First“ und „Frieden durch Stärke“ legt US-Präsident Donald Trump jetzt eine Strategie vor, die den klarsten Bruch mit der außen- und sicherheitspolitischen Linie der vergangenen Jahrzehnte markiert und vor allem in Europa zu erheblichen Verwerfungen führen dürfte.

      Das können Sie sich mal in Ruhe durchlesen, wenn Sie möchten. Nur damit schon mal klar ist, was da so auf uns
      zukommen könnte. Vielleicht bleibt Ihnen ja ihr, noch schnippisches Trump Bashing, im Hals stecken. 😎

      https://www.whitehouse.gov/wp-content/uploads/2025/12/2025-National-Security-Strategy.pdf

  4. Wo ist das Problem? Wenn Frauenhirnchen zugänglicher für akademische Bildung sind, sollten Frauen in einer Leistungsgesellschaft dann natürlich auch die Mehrheit der Studenten stellen. Eigentlich wäre es gesellschaftlich am besten, wenn jeder machen würde, was er am besten kann. Davon sind wir praktisch endlos weit entfernt!

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