Spieglein, Spieglein an der Wand, wer verzapft den größten Kokolores im ganzen Land?

Screenshot vom im Text behandelten Spiegel-Artikel vom 27. Mai 2023

Ein Artikel im Spiegel als Beispiel für das “neue” Genre eines Geraune-Journalismus.

Der Beitrag unter dem Titel „Prof. Dr. Kokolores“ im Spiegel Nr. 22. vom 27. Mai 2023 ist nicht als Kommentar gekennzeichnet, ein Bericht oder anderes Genre stellt er aber nicht dar. Einen Autorennamen trägt der zweiseitige Text auch nicht, ungewöhnlich für das „Nachrichtenmagazin Spiegel“. Zu finden ist er in der Rubrik „Deutschland“ auf den Seiten 46 und 47 der besagten Ausgabe, nicht sehr prominent platziert und eigentlich auch kaum der Rede wert. Warum ich ihm dennoch Aufmerksamkeit schenke, hat mit Stilfragen zu tun – ein Stil, der zur Diskreditierung des Journalismus geeignet ist. Der anonyme Autor oder die Autorin bezieht darin Stellung zum behandelten Sachverhalt bzw. lässt Stellung beziehen durch die Aussagen anderer – Stellung konkret zu den ProfessorInnen Ulrike Guérot, Michael Meyen, Sucharit Bakhdi und Roland Wiesendanger.

Die Auseinandersetzung mit dem Inhalt der Schmähschrift könnte mit folgender Formulierung eingeleitet werden: „Der Kommentar befindet sich in einem Blatt, das die Lügenmärchen eines Claas Relotius federführend verbreitet hat…“ Diesen Stil der Beiordnung ungut aussehender Aspekte, die dazu geeignet sind, das betrachtete Subjekt zu diffamieren, betreibe ich hier natürlich nicht. Dieser Stil beschreibt jedoch bereits das Konstruktionsprinzip dieses Beitrags, der sich gegen einige unbequeme Akademiker richtet.

Meine Aversion, den Beitrag überhaupt zu lesen angesichts des suggestiven Titels, hat sich schnell bestätigt. Aufklärendes darf nicht erwartet werden, wenn man einem solchen Titel folgt. Die Assoziation mit T-Online, das sich in letzter Zeit zu einer Art ad-hominem Online-Denunziationsportal gegen missliebige Akteure aus Wissenschaft und Journalismus entwickelt, hat sich ebenfalls bestätigt.

Nun ist T-Online eine Art Liebhaberei des Werbeunternehmens Ströer, das sich experimentell eine Redaktion leistet, die gewissermaßen frei von ökonomischen Zwängen agieren könnte und es auch immer wieder mal im kritischen Sinne tat. Ich erwähne T-Online in meinem Lehrbuch „Medienanalyse“ als Journalismusexperiment. Im vierten Kapitel geht es um die Zukunftsfrage: „Wie lässt sich ein unabhängiger Journalismus nachhaltig finanzieren?“

Das verbreitete und von der EU propagierte neoliberale Konzept, Medien allein als Markt zu organisieren, bietet eben keine Garantie für Freiheit und Unabhängigkeit, schon gar nicht für Qualität im Journalismus. Aber „follow the money“ ist noch keine ausreichende Kategorie, um journalistische Qualität zu beurteilen. Leider greifen auch in wissenschaftlichen Debatten um Medienqualität immer wieder Medienanbieter-bezogene Glaubwürdigkeitsfragen durch und nicht die nach Qualitätsstandards, die an jeden einzelnen Beitrag anzulegen sind.

Der Spiegel war mal wer

Da der Spiegel immer noch vom Mythos des aufklärenden Leitmediums profitiert, ist es angesichts der Geeignetheit des Geraunes gegen mehrere öffentlichkeitswirksame ProfessorInnen in dem besagten Beitrag doch vonnöten, sich die auffälligsten Verstöße gegen journalistische Standards bzw. die Merkmale dieser Konstruktion anzuschauen, die die Redaktion und den Verfasser – auch jenseits des Ausblendens seines Namens – absichert beim Schmähen der Objekte der Betrachtung. Mich erinnert der Stil auch an Denunziationskampagnen in Blogs vor über 10 Jahren gegen mich und meine Forschung zum Islambild in den Medien, wo mit Behauptungen anderer und dem Ausblenden meiner eigenen Ausführungen Stimmung gemacht wurde. Wohlgemerkt, das waren rechtslastige Blogs, kein Medium im klassischen Sinne und schon gar kein renommiertes – und insofern ist die folgende Betrachtung als exemplarisch für dieses „neue“ Genre eines Geraune-Journalismus zu sehen.

Ich betreibe im Folgenden Cherry-Picking; also ungefähr das, was der anonyme Autor des Spiegel-Artikels auch tut: sich die auffälligen Stellen herauspicken, die die eigene These untermauern. Wobei meine Auswahl nicht so groß ist, ich orientiere mich streng an der Spiegel-Vorlage. Meine These lautet: Der Beitrag enthält Hinweise auf unseriöses journalistisches Arbeiten. Ich erstelle also eine Art Indiziensammlung, die meine These stützt. Um den Rest kümmere ich mich nicht. Und für genauere Definitionen muss ich auf mein Buch „Medienanalyse“ verweisen. Richtig erkannt, der letzte Satz ist ein Werbeblock.

Den einzelnen aufploppenden Sachverhalten gehe ich nur dort nach, wo ich mich inhaltlich auskenne; was zu einer gewissen Unwucht in Bezug auf die im Artikel abgearbeiteten Suggestionen und den en passant eingestreuten Spitzen führt. Ich fokussiere also primär das Konstruktionsprinzip von Geraune im Mäntelchen des Journalismus. Wer sich inhaltlich interessiert, kann den Hinweisen dann selbst nachgehen und die teils umgangenen Sachfragen – bis elephants in the room – anderweitig zu klären suchen. Mit Klärung ist natürlich nicht gemeint, sich die Bestätigung der eigenen Sicht irgendwo herzuholen, wo diese bedient wird; sondern eben die Sachverhalte zu prüfen. Dies gilt für Medienmachende, wie -Mediennutzende also gleichermaßen.

Das Prinzip der Beiordnung als Zuweisung

Besonders auffällig ist die Beiordnung ungünstiger Aussagen über die fokussierten Personen. Ich beschreibe das zugrunde liegende Wahrnehmungsprinzip der Verknüpfung separater Reize in meiner Doktorarbeit (Nomos/ERGON = zweiter Werbeblock) und dem Lehrbuch „Medienanalyse“ als Prinzip der (textuellen) „Sinn-Induktion“. Es hat den Vorteil für Autoren, dass man sich die genaue Begründung für die Montage unterschiedlichster, vielleicht nur schwer oder gar nicht zusammenpassender Aspekte, spart. Und es hat hier konkret den Vorteil, die Behauptungen nicht selbst gemacht zu haben. Durch die Berufung auf Aussagen anderer, sichert man sich aber nicht nur selbst gegen Strafverfolgung ab, es vermittelt auch den Ruch von Authentizität, wenn es ein Zitat gibt, das man quasi als Beleg einfügt.

Journalismus wäre natürlich, diese Aussagen auf ihren Gehalt hin zu überprüfen. Hier werden jedoch die Aussagen je nach Nützlichkeit verwendet, um daran eigene Thesen anzuschließen, auf die das Zitat sinn-induktiv abfärbt eben durch die Beiordnung. Das kann mit verschiedenen Mitteln geschehen, die einen Text ausmachen, etwa Zitate oder die Auflistung von bereits als problematisch markierten Personennamen.

Im Falle Michael Meyens sind das etwa „der Rechtsextreme Götz Kubitschek“ und ein Zitat von Anselm Lenz, dem Herausgeber der Protestzeitung „Demokratischer Widerstand“, für die Meyen anscheinend für zwei Ausgaben mitverantwortlich zeichnete. Was mag einen Spiegel-Redakteur bewogen haben, das Zitat Lenzens, der aus einem anonymen Forenbeitrag zitiert, abzunehmen? Die raumgreifende Textpassage hat Meyen doppelt nicht zu verantworten. Außerdem gehört noch eine Auflistung anderer Medien dazu, die bereits Vergleichbares über Meyen geschrieben haben. Während ein solches Zitat als seriöse Distanzierung wirken kann, kommt man nicht umhin hier Abschreib-Journalismus festzustellen.

Grundsätzlich gilt und deshalb sind Zitate beliebt, dass sie als „Distanzierungsmarker“ fungieren – wie ich im Lehrbuch schreibe – und den Autor des Beitrags von Verantwortung enthebt. So funktionieren auch die typografisch herausgehobenen Zitate gegen Meyen, die zumeist vor der Lektüre des Textes rezipiert werden und ein Leitsystem für die Wahrnehmung des Textes setzen: „Professor Meyen durchläuft seit mehreren Jahren einen Prozess der Radikalisierung.“ Der nicht genannte Autor hat es also nicht gesagt.

Zum Sinn-Induktionsprinzip gehören auch die Anschlüsse von Aussagen, etwa wenn die Zitate aus der Universität in München so angeordnet werden, dass man problemlos mit folgender Behauptung enden kann: „Kokolores mit einem wissenschaftlichen Anstrich zu versehen ist insbesondere für Lehrstuhlinhaber leicht.“ Auch diese Art von Fazit-Ziehen aus den Aussagen anderer – auch wenn diese das in ihrer Zusammenschau gar nicht hergeben – sichert ab.

Diffamierende Sprachmittel

Zu den offen diffamierenden rhetorischen Mitteln gehört natürlich das umgangssprachliche Wort „Kokolores“, das ja bereits als Leseanreiz die Überschrift schmückt. Reichte das schriftsprachliche Synonym „Unfug“ nicht aus? Ich weiß nicht genau, wie der Spiegel arbeitet, aber gehe davon aus, dass auch hier die Redaktion für die Titelgebung verantwortlich zeichnet und nicht der Autor.

Auf das Konto des Autors geht hingegen die Bezeichnung „der Professor“, die zwei Mal im Text vorkommt. Zunächst ist dies ja eher ein honoriger Titel, was der Autor des Beitrags zu bedauern scheint, aber hier ist diese Nennung eher dem Bereich der abschätzigen Bemerkung zuzuordnen. Normalerweise kürzt man in Medientexten nach einer ersten ausführlichen Vorstellung ab mit „Prof. Meyen“ oder nur dem Nachnamen. In diesem Kontext jedoch wird mit „der Professor“ anscheinend ein Titelmissbrauch insinuiert oder auch an alte Mythen vom „zerstreuten Professor“ angeknüpft. Hier will ich nicht zu viel hineininterpretieren. Es gibt noch auffälligere Stellen und auch klare Aussagen – solche, die von mangelnder Recherche zeugen.

Verkürzte Wiedergabe von Aussagen und Inhalten

Was Meyens Aussage über Überwachung angeht, so würde ich zwar nicht unbedingt Printprodukte als Schutz vor Überwachung empfehlen, aber es ist was dran, dass dort nicht Insights über die Medien-Nutzung ausgelesen werden können. Und digitale Spuren ermöglichen es nun mal Nutzerverhalten zu identifizieren und zu analysieren.

Heuer jähren sich die Snowden-Enthüllungen zum 10. Mal und die Kompetenzen von NSA & Co. dürften seither eher mehr als weniger geworden sein. Erstaunlich ist doch, dass unsere Medien es versäumen bei der Skandalisierung von TikTok als möglichem Datenlieferanten an China, auch die Datenabflüsse in andere Richtungen und Geheimdienste zu erinnern. Es ist ja nicht so, als gäbe es keinen Max Schrems als Facebook-Case und keinen Rolf Gössner als Case des deutschen Inlandsgeheimdienstes. Ok, letzterer wurde Jahrzehnte lang ganz analog überwacht. Wer aber würde nun ernsthaft behaupten, dass es ein erhöhtes Überwachungspotential durch digitale Techniken nicht gibt? Netzplolitik.org oder der Chaos Computer Club hätten hier auf Anfrage sicher gerne kompetente Auskunft gegeben.

Die Aussage von Simon Pommersberger, dem Fachschaftsvertreter an der LMU München, zum Umgang mit Prof. Meyen und seiner Lehre – die in einem direkten und einem indirekten Redeteil wiedergegeben wird – stellt eine persönliche Interpretation dar, warum es an der Universität keine lautstarken Proteste von Studierendenseite gegen Meyen gegeben habe. Sie wirkt wie ein Fazit, das der Autor des Textes somit selbst nicht ziehen musste. Anstatt diese These zu prüfen, auf wie viele Studierende die genannte Motivlage zutrifft, ob sie wirklich aus diesen Gründen nicht protestieren und an Veranstaltungen Meyens teilnehmen oder ob es andere Motive dafür gibt, wird diese eine Sicht allen Studierenden quasi zugewiesen.

Während also die wirklichen Motive der Studierenden im Dunkeln bleiben, dürften die Motive des zitierten „Bündnisses gegen Antisemitismus München“ allerdings hinlänglich bekannt sein. Jedoch wurden diese im Artikel nicht erwähnt. Diesen (sog. „antideutschen“) Kampagnen von eigentlich antilinken Pressuregroups haben mein Coautor und ich ein ausführliches Kapitel im Buch „Antisemitismus und Islamophobie“ gewidmet (den medienkompetenten Lesenden fällt sicher sofort auf, hier handelt es sich um einen dritten Werbeblock). Und es gibt Journalisten, die sich mit den Hintergründen zu Antisemitismus-Vorwürfen beschäftigt haben, die unter die Kategorie „Haltet den Dieb!“ zu fassen und entsprechend zu entlarven sind. Insgesamt ist auffällig im Spiegel-Beitrag, dass aus den doch differenzierten Äußerungen von Universitäts-Angehörigen immer ein zuspitzendes Fazit gezogen wird.

Meyens Buch „Propagandamatrix“ habe ich nicht gelesen und kann dazu keine qualifizierte Aussage machen, weil ich eine Allergie gegen den Rubikon-Verlag entwickelt habe – weshalb ich auch seine stets denkanstößigen Beiträge auf seinem Hypothesis-Blog nicht mehr verfolgen kann, nachdem er Ende 2022 damit zur Rubikon-Website umgezogen ist. Auch wenn ich einiges bei „Hypotheses“ nicht teile, als Wissenschaftler ist man gehalten, die andere Perspektive einzunehmen und sich auf die Betrachtung einzulassen, um sie dann zu überprüfen. Was die Journalismusforschung anbelangt, so wird Meyen anscheinend für Dinge gesteinigt, die Autoren wie Ullrich Teusch, Uwe Krüger, Thomas Meyer, Ruß-Mohl oder Marlis Prinzing u.v.m. ebenso zu Tage fördern.

Was die Propagandaforschung anbelangt, ist es doch eine Binse, dass es mächtigere und weniger mächtige Diskursakteure gibt und massive Einflussnahmeversuche auf Medien. Auch wenn Meyen vielleicht meint, allein als Ostdeutscher einen differenzierten Blick auf die Themen zu haben, so stehen doch Kollegen wie Jörg Becker und auch meine Wenigkeit für die Beforschung und Auseinandersetzung mit Einflüssen der Fünften Gewalt auf die Vierte. Das gleichnamige Buch zum Lobbyismus-Einfluss „Die fünfte Gewalt“ stammt von dem leider viel zu früh verstorbenen SWR-Journalisten Thomas Leif und dem Politikwissenschaftler Rudolf Speth. Sicher sollte man also eher von Mächten, statt von einer „Macht“ sprechen, aber aus dem Spiegel-Artikel geht gar nicht klar hervor, wann und wo Meyen was genau gesagt haben soll. In „Medienanalyse“ widme ich dem Thema „PR-Strategien erkennen“ ein ganzes Kapitel. Es scheint besonders JournalistInnen zu empfehlen zu sein.

Prämissen und Framing

Mit Prämissen mogelt man sich nicht selten um genaue Definitionen und nachweisende – also geprüfte – Belege herum. In „Medienanalyse“ zeige ich an Beispielen, wie es gelingt, nicht-belegte Behauptungen, also Unterstellungen, etwa in Form von Suggestivfragen in den Diskurs zu schmuggeln oder als Nebensätze faktiziert erscheinen zu lassen.

Mit einem solchen Nebensatz beginnt bereits im Teaser das Framing – also das Anlegen eines Deutungsrahmens – für die bildlich via Foto auf derselben Seite sofort wahrnehmbaren Wissenschaftler. Dort heißt es: „Die Universitäten tun sich schwer mit Lehrenden, die Verschwörungstheorien anhängen oder inhaltlich abdriften.“ Nichts Genaues weiß man nicht. Jeder darf sich nun ausmalen, was mit Verschwörungstheorie genau gemeint sein könnte. Wahrscheinlicher ist, dass man einen Klärungsversuch unterlässt, weil das Stigmawort lediglich signalisiert, dass man sich mit einer Sache besser nicht befasse. Das ist insgesamt eine erstaunliche und bedenkliche Entwicklung im Journalismus, dass dieses Wording so leicht über die Feder geht. Denn ob eine Verschwörung oder nur eine Theorie vorliegt, weiß man ja erst nach einer Recherche. Wenn diese jedoch nicht stattfindet, handelt es sich streng genommen auch nicht um Journalismus.

Die Formulierung „mit Hang zum Verschwörertum“ greift die alte Unterstellung einfach erneut auf – weiterhin ohne Definition oder Beleg. Die eingangs präsentierten Zitatbruchstücke belegen, wie bereits erörtert, das Behauptete des Spiegel nicht. Übrigens auch die Zitate der Universitätsangehörigen geben das Behauptete über die Not der Universitäten kaum her.

„Ganz anders in Bonn“, nicht nur was den Studierendenprotest angeht, scheint der Autor mit den Reaktionen an der Universität Bonn zufrieden zu sein. Ulrike Guérot konnte gekündigt werden, sie hält die als Begründung angeführten Plagiatsvorwürfe für vorgeschoben. Das wird sich im Prozessverlauf klären, aber interessant ist natürlich, dass ein mögliches Plagiat etwas Greifbares darstellt, während ihre Aussagen zu Coronamaßnahmen, Europa und dem Ukraine-Krieg wahrscheinlicher von der Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit gedeckt sind.

Auf ihre „jüngste[n] Veröffentlichung“ scheint sich die Formulierung „In der Buchankündigung ist die Rede von“ zu beziehen. Ich kann nur spekulieren, ob damit „Das Phänomen Guérot“ gemeint ist, das sie zusammen mit Matthias Burchardt verfasst hat. Das Buch kenne ich nicht. Die Gemeinschaftspublikation mit Hauke Ritz „Endspiel Europa“ habe ich mit Gewinn gelesen – auch um zu verstehen, wo Guérots starker Glauben an Europa (das Europa Jacques Delors‘) herkommt; was wiederum wichtig ist, um ihre Enttäuschung zu verstehen. Dazu weiter unten mehr, aber nun bleiben wir beim Spiegel. Dort ist das visuelle Framing rund um den Prozess interessant, den Guérot gegen die Entlassung durch die Universität angestrengt hat. Im Bild ist ein „pro-Guérot-Demonstrant“ mit einem übergroßen Solidaritätsplakat zu sehen und im Hintergrund mehrere „Gegendemonstranten“, wie die Bildunterschrift jeweils verrät.

Ob die visuell nahegelegten Zahlen – für Guérot ist einer, gegen Guérot viele – die Proportionen der Demonstrierenden widergeben, kann ich nicht beurteilen. Es obliegt den Kollegen Journalisten, das zu prüfen, und dem Publikum, das zu bemerken und zu dekonstruieren.

Personalisierung statt Fakten

Aus der Framing-Forschung ist bekannt, dass Medien dazu neigen, personalisierte Frames zu benutzen im Sinne ihres Storytelling – was als Kehrseite der Medaille bedeutet, dass strukturelle Konfliktfelder verstärkt als persönliches Problem wahrgenommen werden und man damit von Medienseite eigentlich seine genuine Aufgabe verfehlt: nämlich auf strukturelle Probleme hinzuweisen, die auf Machtkonstellationen und -gefälle hindeuten und auch nur an mächtiger Stelle gelöst werden können. Soweit, so groß.

Hier ist das Auffällige ganz klein. Es geht um den Professorentitel von Sucharit Bakhdi, der 2012 – also mit Mitte 60 – in den Ruhestand trat. Ob er emeritiert oder pensioniert wurde, erfahren wir im Artikel nicht. Dort heißt es personalisierend: „Professor darf er sich weiterhin nennen.“ Tja, das ist so im deutschen Hochschulgesetz und nicht nur dort, dass man den Titel lebenslang behält, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Bei Universitätsprofessuren ist das anders als an Fachhochschulen. Die Hochschulgesetze der Länder legen die Bedingungen fest, leicht nachzulesen in der Übersicht vom Hochschullehrerverband von 2021. Grob gesagt, greift die Regelung zur Weiterführung des Amtstitels zumeist nach einer gewissen Frist der Lehrtätigkeit. Ich darf nach dem Berliner Hochschulgesetz, das dafür fünf Jahre vorsieht, meinen Titel nun auch lebenslänglich führen. Laut Spiegel dürfte ich mich „also weiterhin so nennen“. Mit dem Framing einer persönlichen Marotte wird also hier ein Deutungsrahmen von Unseriösität gesetzt bei einem ganz normalen Vorgang.

Nicht selten sind die Wissenschaftler auch weit über ihre Hochschulzeit hinaus in ihren Bereichen tätig, dies trifft meines Wissens auch auf Bakhdi zu. Nicht selten arbeiten Emeriti noch in Hochschul-Büros und mit ihren Forschungsteams weiter, um Projekte abzuschließen. Das sind also allgemein gültige Hochschulregeln und -gesetze, weshalb ein Satz wie „ist gar nicht mehr als Professor tätig“ (was hier nicht im Text stand, aber oft in solchen Kontexten kursiert) meistens unsinnig ist; es sei denn, jemandem wurde aus gewichtigen Gründen der Titel aberkannt. Ich habe mich mit Bakhdi nicht weiter befasst. Mich hat die vorschnelle Verknüpfung von seiner anderen Gefahren-Einschätzung als die Politik beim Aufkommen der Corona-Krise und die Idee einer absichtsvollen Manipulation abgeschreckt, weshalb ich den Diskurs nicht weiter verfolgte – dazu weiter unten mehr.

Der ganze Spiegel-Beitrag stellt einen Framing-Versuch dar. Nun kann man ja nicht nicht framen! Denn unsere Sprache ist bereits stark vorstrukturiert. Aber die Anlage des Beitrags legt nahe, dass es sich hier um bewusstes strategisches Framing handelt – das wiederum ist ein Mittel der PR, nicht des Journalismus. Statt den Kontroversen unter Wissenschaftlern nachzugehen, was jeweils die beste Lösung für Probleme wäre, entscheiden sich nicht wenige Medien frühzeitig für eine Seite (s.u. Gesinnungsjournalismus).

Auch in der Wissenschaft gibt es diese Tendenz, obwohl man doch weiß, dass der Forschungsstand immer eine gewisse Vorläufigkeit bedeutet. Nun wäre es an der Zeit, die begangenen Fehler aufarbeiten. Jedoch ein solcher Beitrag, wie der hier untersuchte, ist dazu geeignet von einem solchen Vorgehen geradezu abzuschrecken. Da heißt es abschätzig über die sich an einem Corona-Ausschuss beteiligenden Wissenschaftler:  „… tauchen immer wieder Akademikerinnen und Akademiker als Interviewpartner auf. Dutzende Professoren und Promovierte beteiligen sich an Diskussionen über die ‘politischen Vergehen am Rechtsstaat der letzten zwei Jahre’.“ Ich kenne diesen Ausschuss nicht, aber eine solche Zahl von Beteiligten hätte auch Neugierde erwecken können, sich vielleicht doch mal mit den Inhalten auseinander zu setzen. Zumal ja inzwischen wissenschaftliche Studien und Gerichtsurteile vorliegen, die darauf hinweisen, dass zum Teil mit Kanonen auf Spatzen geschossen wurde und einige Maßnahmen nicht nur rechtswidrig waren, sondern auch nachhaltigen Schaden angerichtet haben. Man sollte doch dringend die Frage erlauben, ob Medien hier einen konstruktiveren Beitrag hätten leisten können bzw. jetzt leisten könnten.

Natürlich gibt es überall Spinner, auch unter Wissenschaftlern (natürlich auch unter Journalisten, von denen hier aber naturgemäß nicht die Rede ist), aber alle Anliegen mit einem Handschlag nach der pars-pro-toto Diffamierung von drei bis vier Akteuren wegzuputzen, zeugt von einer gewissen Chuzpe der Recherche-Verweigerung.

Fake-News und Verschwörungstheorien (im Spiegel)

Falschbehauptungen gibt es auch. So wird – ebenfalls durch Beiordnung – dem Hamburger „Nanowissenschaftler“ Roland Wiesendanger „Quatsch“ angedichtet. Dieser hat jedoch mit seiner frühen These zur sog. Laborleak-Theorie eine legitime Meinungsäußerung getätigt, ganz im Sinne der wissenschaftlichen Verantwortung. Bis heute ist der Ursprung des Sars-CoV-2-Virus nicht geklärt. Während aber die wissenschaftliche Debatte in den Peer-Review-Verfahren immer sehr differenziert diverse Aspekte und Möglichkeiten abwägte, die Zoonose ebenso erörtert wurde wie die Laborleak-These, bezogen die Medien frühzeitig Stellung.

Auch der Spiegel gehörte zu denen, die im Jahr 2020 noch Stellungnahmen jenseits der Zoonose-These als Verschwörungstheorie diffamierten, um dann im Sommer 2021 auf die Laborleak-These umzuschwenken, nachdem US-Präsident Biden die neue Richtung der CIA (sic!) verlautbart hatte. Nun war es also erlaubt bis geboten, der Laborleak-These nachzugehen und der Spiegel wandte gesichtswahrend einen Trick an, um sich nicht selbst in den eigenen, selbst konstruierten Ruch der „Verschwörungstheorie“ zu bringen. Er framte in seinem Artikel vom 2. Juli 2021 den Schwenk als Neuigkeit, dabei beruft sich das Text-Konstrukt jedoch auf (ältere) wissenschaftliche Quellen, die die Spiegel-Autoren im Jahr zuvor auch schon hätten recherchieren können. Wer das vertiefen möchte, dem seien die beiden Telepolis-Artikel zum Thema empfohlen, die auf einer Bachelorarbeit fußen: Teil 1 und Teil 2.

Als Zwitter zwischen Falschaussage und semantischer Vagheit würde ich folgende Formulierung fassen, weil die Aussage „[d]ie Universität Kiel zog ebenfalls wegen eines auffälligen Dozenten vor Gericht“ nicht ganz eindeutig behauptet, dass der Prozess von der Universität Kiel initiiert wurde. Erst der letzte Satzteil macht die Nahelegung perfekt: „konnte sich aber nicht durchsetzen“. Die Universität ist jedoch nicht das Subjekt der Klage, sondern das Subjekt der Entlassung des Journalisten Patrik Baab als Dozent an der Hochschule. Dieser hat nach seinem Rauswurf gegen die Universität geklagt, wie man selbst der Berichterstattung des Spiegel hätte entnehmen können. Die Klage Baabs verlief bisher erfolgreich, wie man auch im anonymen Kommentar aus „[d]er Streit geht auch hier vermutlich in die nächste Instanz“ herauslesen kann.

Die Kampagne gegen Baab, der mit dem Buch „Recherchieren“ eigentlich genau das vorgelegt hat, was beim Abfassen dieses Kommentars unterlassen wurde, geht auf T-Online zurück. Dort hatte man ihn als „Wahlbeobachter“ bei Scheinreferenden im Donbas ausgemacht. Die Mühe, die Wahlbeobachter-Liste zu prüfen, hat man sich dabei anscheinend nicht gemacht. Und nun wird es uns kaum überraschen, dass auch der Spiegel dies nicht weiter überprüfte.

Dass Journalisten in Kriegsgebieten embedded unterwegs sind, ist seit dem Irakkrieg 2003 eigentlich bekannt. Dass es um des Überlebens willen gewisser Flankierung bedarf, um verdeckte Recherchen in gefährlichen Umgebungen zu realisieren, kann jeder verdeckte Ermittler und Kriegsreporter bestätigen. Dass es um eine Buchrecherche ging, wurde bekannt. Dass die Journalisten von T-Online gegenüber Baab nun ausgerechnet medienethische Grundsätze besonders hochhalten, während sie selbst diese medientethischen Standards in der Causa Baab nicht erfüllen, zeugt von Doppelmaß.

Zudem weder T-Online noch andere Medien kritisieren, dass jede Razzia-Berichterstattung embedded ist – und zwar ohne Gefahr für Leib und Leben, rein aus Sensationslust und als Bilderlieferant für Ermittlungsbehörden. Auch dies wäre ein Fall für die medienethische Prüfung. Alles in allem könnte es sich bei der Kampagne gegen Baab um ein Manöver handeln, wo man für einen vermeintlichen Platzvorteil im Konkurrenzgerangel einen hehren Grundsatz des Berufsstandes aufgibt – nämlich die Meinungskorridore weit offen zu halten für die Möglichkeit der kritischen Berichterstattung, die ja eigentlich immer dann gut ist, wenn sie gegenüber den Mächtigen unbequem ist. Michel Foucault lässt grüßen. Ja, ich riskiere es zu schreiben: Mächtige gibt es. Wer sich im Journalismus der Machtanalyse verweigert, läuft Gefahr, auf das Berichten von Missständen abzuzielen, die verallgemeinernd Minderheiten inkriminieren, und das vorherrschende Machtgefälle noch verstärken.

Baab labelt inzwischen zurück und bezeichnet derlei Journalisten (zunächst bei T-Online), die allein vom Schreibtisch aus arbeiten, als „Sitzredakteure“. Man möge prüfen, was an welcher Stelle genau Sache ist. Das wurde in diesem Beitrag des Spiegel nicht geleistet und es gibt noch weitere Stellen, die aufzeigen, wie man sich hinter Aussagen anderer verstecken und somit eine aufwändige Recherche umgehen kann, die Licht ins Dunkel der ausgeblendeten Fakten hätte bringen können. Ich nenne das Verfahren übrigens „Belegunwesen“, wenn auf andere referiert wird, ohne den Sachverhalt zu überprüfen – eine Unsitte, die nicht nur im Journalismus Einzug gehalten hat, sondern auch in der Wissenschaft.

Zeit für Selbstreflexion – bitte alle anderen, nur nicht ich

Wissenschaftsfreiheit, Pressefreiheit und Meinungsfreiheit sind drei sehr wichtige und durchaus unterschiedliche Rechtsgüter in unserer Demokratie. Während die Meinungsfreiheit ihre Grenzen im Strafgesetzbuch findet, müssen Wissenschaftsfreiheit und Pressefreiheit nicht nur als persönliches, sondern auch als gesellschaftliches Rechtsgut besonders geschützt werden. Von Galilei bis ganz aktuell Assange (sic!) geht es um die Möglichkeit, mit realistischen Informationen die Sicht auf die Welt zu hinterfragen und Möglichkeiten verantwortungsvollen Handelns auszuloten. Das braucht Streit im konstruktivsten Sinne, Streit um die beste aller Lösungen – dafür braucht es valide Analysen und vielfältige Kompetenzen, die in einer Person nie gebündelt sein können. Zu diesem Gemeinschaftswerk, das dem Gemeinwohl verpflichtet ist, müssten wir gelangen.

Wer dabei Haltungsjournalismus mit Gesinnungsjournalismus verwechselt, tut der Sache einen Bärendienst. Viel zu oft ist im Mediendiskurs von „Haltung“ die Rede, wenn eigentlich vor Gesinnung gewarnt werden muss. Wissenschaftler, die die wichtige Trennlinie zwischen Potential und Intention überschreiten, arbeiten ebenfalls am Bärendienst. Wenn etwas geeignet ist, in totalitäre Politik abzugleiten, dann ist das noch kein Beleg für absichtsvolles Handeln. Was also Potential und was Intention ist, gilt es genau zu unterscheiden.

Hier ging in den Warnungen vor Corona, wie auch in den Warnungen vor zu vielen staatlichen Eingriffen in die Persönlichkeitsrechte einiges durcheinander. Von dem Potential eines Ausnutzens der Krise durch die Pharmalobby bis hin zur Unterstellung, eine Pandemie erfunden zu haben, sind es ein paar weite Meter. Vergleichbares gilt für das Ausnutzen der Gelegenheit des russischen Angriffs auf die Ukraine, um von einer niedergehenden Wirtschaft auf eine Kriegswirtschaft umzustellen. Auch hier gilt es zwischen Potential und Intention zu unterscheiden.

Überinterpretationen gab und gibt es auf allen Seiten. Warum man sich aber für die Alarmisten der einen Seite als Hort der Wahrheit entschieden hat, während die Alarmisten der anderen Seite als „Verschwörungsideologen“ diffamiert wurden, wird zu klären sein. Hier sind Medien eine Aufarbeitung schuldig, wenn sie den Diskurs weiterführen und dabei ernst genommen werden wollen.

So berechtigt die Warnungen Guérots vor Demokratieabbau waren, dem schließen sich heute Juristen und auch einige Journalisten an, so wenig haben diese berechtigten Warnungen mit dem Ausgang der Corona-Krise zu tun. Denn damit ist noch nichts über das, was in Sachen Corona richtig oder falsch war, gesagt. Diese Trennung sollte man auch beibehalten und nicht die Richtigkeit des Kampfes für die Äußerungsfreiheit und Diskussionsmöglichkeit mit dem Rechtbehalten in Sachen Corona oder jetzt dem Kriegsverlauf vermischen. Denn auch wenn die Hypothesen sich als falsch herausstellen, wäre es immer noch berechtigt sie zu äußern. Das unterscheitet eben eine Demokratie von einer Autokratie.

Strategische Kommunikation und Medienlogik

Anders, als uns die Stabsstelle für strategische Kommunikation von EU und NATO „East StratCom Task Force“ Glauben machen will, gibt es keine von Russland gesteuerte „Desinformation“ in Sachen Corona – dort hat man die gleichen Fehler gemacht. Und da wir bis heute verschiedene Zusammenhänge nicht kennen: Wer will da zu welchem Zeitpunkt definieren, was „richtige“ und was „falsche“ Information ist? Und was über das Potential hinaus zudem noch absichtliche, also intentionale Falschinformation ist? Wo sich die Studienlage andauernd ändert und weiterhin ändern wird? Journalisten-Briefings durch die Pressesprecher interessengeleiteter PR-Stellen ersetzen keinen Fachjournalismus. Daran wird auch der Neologismus „Deep Journalism“ nichts ändern, wenn die Kritikfähigkeit bei der Quellenprüfung fehlt und der Sachverstand fehlt, um Behauptungen als solche zu erkennen.

Zur medialen Selbstinszenierung als Diskursmaschine im Sinne einer guten Macht – Demokratie vs. Autokratie – gehört die Beliebigkeit der Krise. Und im Glauben, selbst besser informiert zu sein als andere, sitzt der Keim von Doppelstandard und Elitendiskurs. Wer sich als Teil der Macht(eliten) gefällt, hilft Machthierarchien fortzusetzen und spielt als Akteur jenseits der Liga einer Vierten Gewalt. Das Bewusstsein über die eigene Macht durch Zeigen und Ausblenden sollte zur kritischen Selbstreflexion einladen. Denn Totschweigen von besonnenen Kritikern stärkt die Vermarktung des Schrillen. Das bringt Aufmerksamkeit und Aufregung, der Google-Algorithmus dankt es.

Die Markierten, die sich in dieser Medienlogik auch gerne mal zu weniger besonnenen Aussagen hinreißen lassen, werden dann zum Freiwild in einer Mobbing-Stimmung. Blödsinn kann man ignorieren. Wenn es aber eine kritische Auseinandersetzung mit Debattenbeiträgen sein soll, dann bitte mit fundierter Kritik und nicht nur zusammengeschriebenem Geraune.

Der Artikel endet mit dem Verweis auf „Medienkompetenz“. Ja, Medienkompetenz kann man der Redaktion des Spiegel nur wünschen! Und uns allen natürlich auch. Denn natürlich hätten wir ja alle alles vorher und gleich viel besser gewusst – nicht wahr?

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52 Kommentare

  1. Die deutsche Medienlandschaft ist m.E. nicht verbesserbar. Man kann sie nur noch austrocknen, indem man sie ignoriert und ihnen die finanzielle Basis entzieht. Ohne Publikum ist ein Medium nichts wert. Das gilt sowohl für die Printmedien als auch für die ÖR Medien, Rundfunk, Fernsehen etc.

    Es gibt genügend Alternativen im Netz, wo man sich umfassend und vor allem international mehr als ausreichend informieren kann. Gerade die Internationalität beschert nochmal einen besonderen Blickwinkel auf die Politik des eigenen Landes, denn wie wir aktuell an talentfreien und undiplomatischen Vertretern wie Frau Baerbock sehen können, stimmt die Eigenwahrnehmung nicht mit der Außenwahrnehmung überein. Da hilft ein gutes Auslandsmedium, die Perspektive geradezurücken – so man es denn hören will.

    Aber, wer nicht hören will, muss fühlen. Ein alter Erziehungssatz, mit dem man die Prügelstrafe rechtfertigte. Jedoch gilt heute, dass man nicht geschlagen werden muss, um Ablehnung / Widerstand zu fühlen.

    Es ist sicherlich mühsamer, als einfach nur den Fernsehknopf zu betätigen und betreutes Denken zu erfahren. Jedoch sind die vielen Aha-Momente es wert, sich diese Mühe zu machen. Auch unter den Alternativmedien gibt es gute und schlechte und es dauert eine Weile, bis man das Gefühl hat, einem Kanal trauen zu können.

  2. @So Gesehen sagt “Ohne Publikum ist ein Medium nichts wert. Das gilt sowohl für die Printmedien als auch für die ÖR Medien, Rundfunk, Fernsehen etc.”

    Dem kann ich zustimmen, dumm ist aber nur, dass man für die ÖR-Medien trotzdem bei der “Ganoven-Einzug-Zentrale” die Zwangsabgabe zahlen muss.

    1. Zwangsabgabe zahlen muss ????????
      Ich möchte an dieser Stelle klarstellen, das die Deutschen es FREIWILLIG zahlen !!!

      Die Rechtslage wurde schon auf verschiedenen Blogs für jeden verständlich dargestellt. Man zahlt trotz dem !!

      Eben so ist es eine KRANKHEIT der Deutschen alles und jedes Geschwätz für Gesetz zu bestimmen!

      Der größere Haufen an “Kokolores” entfällt auf das VOLK !!
      Diese Medien bedienen nur das Klientel .

      1. @Facherfahrener: Die Rechtslage ist so daß man
        1a. Zu wenig Einkommen (~ ALG2 Satz) und kein verwertbares Vermögen oder Eigentum hat. Dann kann man auf Antrag befreit werden.
        1b Zu wenig Einkommen (~ Pfändungsgrenze) und kein verwertbares Vermögen oder Eigentum hat. Dann kann man den Wunsch des ÖR nach Geld ignorieren, braucht aber ein Pfändungsschutzkonto und eine robuste Psyche für den Umgang mit einem idR erstmal unfreundlichen Gerichtsvollzieher.
        2. Wenn weder 1a. noch 1b. zutreffen wird man mit Staatsgewalt zur Zahlung gezwungen und landet ggf. im Knast wenn man sich der EV verweigert.

        Wo also siehst Du die behauptete Freiwilligkeit?
        Falls damit nur gemeint ist daß ein Teil der Beitragszahler freiwillig zahlen, das trifft sicher zu. Das ist mMn aber inzwischen eine Minderheit.

        Edit: Tippfehler berichtigt.

        1. arth- um Ihnen sachlich zu antworten fehlt ihnen bereits das Grundwissen. Aus der Fragestellung schon ersichtlich.
          Sie leiden offensichtlich auch an der von mir genannten Krankheit.
          MfG

          1. @Wenn ein “Unerfahrener” die Antwort auf eine Frage schuldig bleibt dann hat er keine überzeugenden Argumente.
            Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten!
            Vermutlich gehörst Du zu der unteren nicht zahlungspflichtigen Gruppe.

            arth´s Aussage stimmt und ist vollkommen richtig!
            Befreiung Für Empfänger von Sozialleistungen, Auszubildende, Blinde, Pflegebedürftige.
            Einige GEZ-Gegner versuchen darum, mit verschiedenen Strategien den Beitragsservice zu nerven. Doch die Zahlungspflicht ist in Paragraf 2 Absatz 1 des Rundfunkbeitragsstaatsvertrag (RBStV) gesetzlich verankert.
            “Gewisse Taktiken taugen in der Regel also höchstens, um die Zahlung hinauszuzögern. Im Zweifel wird es einfach nur teurer. Es gibt in Deutschland zwar grundsätzlich die Möglichkeit, gegen die Rundfunkgebühren Widerspruch einzulegen. Wer jedoch die Zahlung des Rundfunkbeitrags verweigert oder über einen längeren Zeitraum einfach nicht zahlt, dem drohen Geldstrafen oder sogar Haft, für ausstehende GEZ-Gebühren. Ein Mann in Münster wurde zu einer Haftstrafe verdonnert, weil er sich aus Protest geweigert hatte, Rundfunkbeiträge zu zahlen – und den Gläubigern, in diesem Fall dem Beitragsservice, jegliche Auskunft über sein Vermögen verweigerte.”

            1. Otto 0815
              Sie sind noch dümmer als die Polizei erlaubt.
              einen RBStV kann es in D nicht geben. Wenn sie Staatsrecht verstehen würden, würden sie sich die Frage auch selbst beantworten.
              Und wenn Sie auch noch so blöd sind den Fernsehsender Auskunft geben
              mit wem sie zusammenleben u.a. Privates – ja dann!!
              Und vor allem, wenn sie auch noch vom Vertragsrecht keine Ahnung haben, und die Anmeldung der ZDF/ARD- Senderkette anerkennen, dann
              gehören sie auch in den Knast.
              Und vor allem würden sie uns mit diesem “Kokolores” verschonen.

              1. So argumentieren nur Reichsbürger, Beschimpfungen und Beleidigungen statt Argumente! Ein plumper Versuch sich als besonders schlau darzustellen, mehr nicht!
                Praktikant Sie sind erkannt!
                Reichsbürger widersprechen meiner demokratischen Gesinnung!

                1. Sie wissen gar nicht was Demokratie ist, sonst würden sie nicht immer wieder hier “Spiegelweisheiten” u.a. von Soros/Gates bezahlten weitergeben.
                  Und was ein “Reichsbürger” ist – plappern sie auch
                  diesen Medien nach, die Sachlich nicht weiterkönnen
                  und die anderen nur diffamieren wollen.

              2. “Der Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien (kurz Rundfunkstaatsvertrag oder RStV) war im Recht der Bundesrepublik Deutschland ein Staatsvertrag zwischen allen 16 deutschen Bundesländern, der bundeseinheitliche Regelungen für das Rundfunkrecht schuf. Der Rundfunkstaatsvertrag wurde zuletzt mit Wirkung zum 1. Mai 2019 angepasst.[1] Zum 7. November 2020 wurde er durch den Medienstaatsvertrag abgelöst. ”

                https://de.wikipedia.org/wiki/Rundfunkstaatsvertrag

                Besser nicht so grosse Töne spucken und mit Beleidigungen um sich werfen. Man könnte sonst mal nachprüfen, wer da Kokolores verbreitet.

  3. “Das verbreitete und von der EU propagierte neoliberale Konzept, Medien allein als Markt zu organisieren, bietet eben keine Garantie für Freiheit und Unabhängigkeit, schon gar nicht für Qualität im Journalismus”
    Dann leisten sich viele EU Staaten ihren staatlichen Medien mit Zwangsabgaben und diese möchten die Beiträge erhöhen, um ein form gerechtes Narrativ verbreiten zu dürfen.
    Das alltägliche Geschwätz der Kasten ist so grausam, das man am besten all diejenigen in die Tonne tritt.

  4. Der Beitrag im Spiegel ist anonym (merkwürdig, früher waren Spiegel-Autoren noch stolz, einen Artikel mit ihrem Namen zu kennzeichnen). Geschrieben hat ihn Lisa Duhm. Der Hinweis findet sich in der Datenbank Nexis.

    1. Mittlerweile ist man bereits dazu übergegangen, Artikel via KI zu schreiben.
      Da wird es dann erst richtig gruselig.
      Von dem Thema Deepfake möchte ich erst gar nicht anfangen. Da gibt
      es mittlerweile auch genügend Beispiele für Manipulation.

      Das Schöne ist, man ist nicht verpflichtet sich diesen Schund anzutun.

      1. KI künstliche Intelligenz oder AI artificial intelligence, das bleibt bei jeder Sprache ein Ergebnis !
        Das diese Intelligenz nur über den Menschen angereichert werden kann. Der ‘deep fake’ besitzt seinen Ursprung in der Psychologie und bedeutet nichts anderes als Manipulation!

        1. So siehts aus und m.E. ist diese genau dafür gemacht worden.
          Das praktische dabei ist, man braucht die Arbeit via Recherche usw. nicht mehr selbst zu erledigen und ist somit auch nicht mehr verantwortlich für das Geschriebene.
          Es gibt mittlerweile bereits Jobangebote dafür. Die werden dann damit beworben,
          daß man diese Arbeit überall machen kann. Ein Notebook reicht.
          Schöne neue Welt.

    1. Also wenn das stimmt, dass Freiheit bedeutet unzweifelhafte Wahrheiten aussprechen zu dürfen, dann ist sie nichts wert. Dann verweist sie bloß auf eine Welt, in der die Wahrheit ständig bedroht ist, und zu ihrem Schutz ein staatliches Recht benötigt. Dumm auch wenn die Bedrohung der Wahrheit von dem ausgeht, der sie schützen soll.

      Es erinnert an die “Schutzgelder der Mafia”, die gegen Bezahlung vor einer Bedrohung schützen, die sie selbst darstellt.

      1. Aber ist die Welt nicht so, dass die Freiheit ständig bedroht ist? Ist das nicht die Realität, jenseits aller Träume von einer freien Welt ? Wenn man sich die Menscheitsgeschichte anschaut, ist das einer der roten Fäden… das “Normale” ist eigentlich, dass man unzweifelhafte Wahrheiten nicht aussprechen darf. Durfte Galilei ungestraft… Sie wissen schon; auch wenn diese Wahrheit damals noch zweifelhaft war. Durfte man sagen, dass die Nazis Verbrecher und Schlächter sind? Durfte man unter Stalin sagen, dass Millionen Menschen in Lagern verschwinden und sie dort systematisch umgebracht werden? Darf man heute in einigen afrikanischen Ländern sagen, dass Homosexuelle gleichwertige Menschen sind? Was als Wahrheit genannt werden darf, bestimmen auch heute noch die Mächtigen.
        Mit ihrem Mafia-Vergleich gebe ich Ihnen aber recht.

        1. “Aber ist die Welt nicht so, dass die Freiheit ständig bedroht ist?” Schon. Nur was ist der Schluss daraus? Zur Auswahl stehen zwei Alternativen: 1. Stelle ich mich gegen die Bedrohung? oder 2. Fordere ich Freiheit?

          Ich bin für Nr.1. Den Widerspruch von Nr. 2 habe ich genannt. Man fordert die Garantie eines Rechts ausgerechnet von dem einzigen Subjekt, das die Freiheit die Wahrheit zu sagen systematisch unterdrücken kann. Oder anders: Man überantwortet die Selbstverständlichkeit die Wahrheit zu sagen, einer anderen Instanz, die das garantieren soll, gibt also diese Selbstverständlichkeit aus der Hand, damit man das Wahrheit sagen weiter praktizieren kann. Das halte ich für einen Widerspruch. Ein Grund für Gegnerschaft, die Wahrheit wird unterdrückt, wird durch diesen Trick in Gefolgschaft verwandelt.

    2. Also der Artikel ist wahrlich genial.

      “Anders, als uns die Stabsstelle für strategische Kommunikation von EU und NATO „East StratCom Task Force“ Glauben machen will, gibt es keine von Russland gesteuerte „Desinformation“ in Sachen Corona – dort hat man die gleichen Fehler gemacht. Und da wir bis heute verschiedene Zusammenhänge nicht kennen: Wer will da zu welchem Zeitpunkt definieren, was „richtige“ und was „falsche“ Information ist? ”

      Ozeanien gewinnt! Aber wir leben (noch) in Eurasien und daß bitte nicht vergessen !!!

  5. “..als Wissenschaftler ist man gehalten, die andere Perspektive einzunehmen und sich auf die Betrachtung einzulassen, um sie dann zu überprüfen.”

    Dies gilt für Wissenschaftler und Journalisten gleichermaßen.
    Dies nur als Appell, insbesondere an die Autoren der “alternativer Medien”, die ihr handwerkliches Unvermögen oft mit kreativer Freiheit verwechseln.
    Journalisten sind Handwerker, sonst nichts.
    Für sie gelten Handwerksregeln,
    wie für den Maurer, Schweißer und Bäcker.
    Wenn euch Stilfragen nicht kümmern, seid ihr schneller weg vom Fenster, als ihr die Gardine beiseite schieben könnt.

    Eigentlich hattet ihr doch mehr vor, oder ?

  6. Leseabbruch wegen Sprachverunstaltung,
    auch als sogenanntes “Gendern” bekannt.
    Das ist kein Deutsch. Bitte korrigieren, danke.

    Dann kann ich Overton weiter guten Gewissens
    unterstützen und weiter lesen.

  7. Der Spiegel war mal wer, das ist richtig. Deswegen habe ich vor 20-25 Jahren aufgehört ihn zu lesen. Weshalb man ihn heute noch öfter als im Wartezimmer zur Hand nehmen soll, entzieht sich meinem Verständnis. Mit Journalismus hat er längstens nichts mehr zu tun, auch nicht mit Unterhaltung. Vielleicht taugt der Spiegel was für denkarme Leute, die doch vor allem Besserwisser sein wollen und irgendeine Form von Bestätigung benötigen.
    Was für den Spiegel gilt, gilt allerdings inzwischen für die meisten Medien einschließlich der ÖR Fernsehprogramme. Journalistisch haben sie abgewirtschaftet. Immerhin gibt es noch die eine oder andere politikfreie Dokumentation, die man sich genehmigen kann, ohne vor Ärger Kopf- oder Leibschmerzen zu bekommen. Wer gar nichts mehr davon zu sich nimmt, lebt länger und gesünder.

    1. Geht mir auch so, beim abendlichen Propaganda-Vermeidungs-Slalom durch die Fernsehprogramme… einfach der seelischen Gesundheit wegen.

  8. Der zweite Text hintereinander, der sich mit fragwürdigen Spiegelartikeln beschäftigt. Im Gegensatz zum ersten, bei Telepolis erschienen, von Suchsland verfassten, ist dieser hier aber viel zu lang und setzt eine Vertrautheit mit Propagandaanalyse und ideologiekritisch gefärbter Auseinandersetzung mit in sogenannten Leitmedien publizierten Texten voraus, die wohl bei den wenigsten Rezipienten gegeben ist. Overton ist kein Fachorgan und ist für Texte, wie derjenige von Schiffer nicht geeignet. Ich bezweifle, dass viele Leser bis zum Schluss durchhalten. Denn wie gesagt, er ist viel zu lang, ermüdet durch viel zu viel personalisiertem Background, der für das Verständnis seiner Stossrichtung nicht von Belang ist. Vita brevis, muss man Schiffer zurufen, das Leben ist kurz, die Flut publizierter Texte überwältigend.

    Und ja, der Spiegel arbeitet höchst unsauber und mit sprachlich unlauteren, manipulativen Mitteln. Nicht anders als andere deutsche MSMs, die einen nachgerade verzweifelten Überlebenskampf gegen die im Krisenstrudel drohende Überwältigung des staatstragenden politischen just milieu führen. Mit anderen Worten – mehr Adlerperspektive wäre nötig, um über den Einzelfall hinaus, den Gesamtzusammenhang zu sehen und zu analysieren. Eine These dazu; im Laufe der Durchsetzung des bürgerlich-kapitalistischen Regimes wurde zur Legitimierung oft und gerne mit moralischen Argumenten gefochten, was inzwischen dem Publikum in Mark und Blut eingegangen ist. Jetzt – wie immer schon – geht es um Macht und Kontrolle, man kommt aber nicht umhin dies zu verschleiern und die eignen Beweggründe moralisch zu verschleiern.

    1. Der “Spiegel”, ist schon lange kein “Nachrichten-Magazin” mehr, sondern ein “Hinrichtungs-Protokoll moralisch verwerflicher Subjekte”, deren Vergehen eine kritische Denkweise ist. Ein alter Freund von mir, seit 30 Jahren Abonnent und heute 82 Lenze zählend, leistet sich den perversen Luxus nur, der naturwissenschaftlichen Beiträge wegen.

      Offenbar rutscht der “Spiegel” für diese Zielgruppe als ein unabdingbares Medium ab, dass derlei “Orchideen-Fächer” nur als Sukkus zu bedienen scheint. Ein paar Spalten über Archäologie, Anthropologie und anderen unverfänglichen Themen, zusammengetragen aus anderen Medien – in denen man sicher mehr dazu erfahren könnte.

      Der “Spiegel”, war einmal ein etwas kritisches Blatt, dessen Linie aber massiv “korrigiert” wurde. Und wenn man sich die Richtlinien ansieht, die der redaktionelle Jungspund zu erfüllen hat, um sich Meriten zu erwerben: Ich hätte immer schon heftig daruf – geschissen! Bedingungslose Solidarität mit Israel, ist noch das Geringste, was man den ambitionierten Mitarbeitern abverlangt.

      Wer also den “Spiegel” aus politischen Gründen als Info-Quelle heranziehen möchte, hat selbstständig eigenes Denken aufgegeben.

  9. Ich muss gestehen, dass ich zu der erwähnten Kathegorie gehöre, die spätestens in der Mitte des Artikels mit dem Lesen aufhören musste. Für ein Studium bin ich echt zu alt. Ausserdem bekam ich wegen der beschriebenen Zustände und den Zukunftperspektiven einen Brechreitz.
    Weil ich mir spätestens nach dem Jugoslawienkrieg meine eingenen Gedanken über die Zunft der “Arschkriecher” gemacht habe war ich nicht überrascht, fühlte aber eine gewisse Bestätigung 🙂

  10. Die Ausweisung dieses „Spiegel“-Textes als Schmähschrift und Geraunefabrikat ist von Frau Schiffer nachvollziehbar dargelegt, von daher Zustimmung dazu.

    Einige Anmerkungen:
    In der Analyse des Textes bedarf es keines Kommentars zur eigenen Stellung gegenüber den im Text Geschmähten. Um wen es sich bei den Geschmähten handelt, ist dafür irrelevant, Sympathie/Antipathie ist keine Legitimation für diese Art der Herabwürdigung und Diffamierung von Personen, die diesem „Magazin“ missliebig sind.
    Man muss z. B. Meyens Werke nicht gelesen haben, um erkennen zu können, dass der „Spiegel“ ihn willentlich diffamiert. Man sollte seine Werke jedoch gelesen haben, wenn man sich selbst ihm gegenüber positionieren will.

    Fragwürdig:
    Frau Schiffer schreibt: „Ich habe mich mit Bakhdi nicht weiter befasst“ … [seine] „vorschnelle Verknüpfung“ – Wenn man sich mit ihm nicht befasst hat, ist es unzulässig, eine „vorschnelle Verknüpfung“ zu behaupten.

    Mehr noch:
    „die vorschnelle Verknüpfung von seiner anderen Gefahren-Einschätzung als die Politik beim Aufkommen der Corona-Krise“
    Wenn das heißen soll, dass „die Politik“ nicht vorschnell war, sondern auf Basis langer Überlegungen gehandelt hat – das könnte so sein, wird vielfach jedoch als „Verschwörungstheorie“ abgetan. Da Bhakdi jedoch erst Stellung bezog, als „die Politik“ längst gehandelt hatte: Wer war da „vorschnell“?

    Sucharit Bhakdi war nach Eintritt in seinen „Ruhestand“ noch bis 2020 an Forschungsprojekten beteiligt. Während seiner Berufslaufbahn bildete er tausende Mediziner/innen aus und erhielt für seine Arbeiten mehr als 10 Preise. Er ist also ein ausgezeichneter Mikrobiologe, Immunologe und Infektologe.
    Bezüglich der „Antisemitismus-Frage“: „Thais kennen keinen Antisemitismus“
    https://juedischerundschau.de/article.2019-05.die-thais-kennen-keinen-antisemitismus.html
    Vollkommen absurd, Bhakdi als Antisemiten zu bezeichnen.

    Die meisten Corona-Fans und Pandemie-Jubler haben ein Goldfisch-Gedächtnis. Deshalb erinnere ich nur die aufmerksamen Leserinnen und Leser an die Youtube-Videos von 2020, in denen sich Bhakdi mit ausgesuchter Höflichkeit und wohl gewählten Worten an die damalige Kanzlerin wandte. Nach Veröffentlichung dieser Videos benötigte die Propagandapresse mehrere Wochen, bis sie einen Weg fand, ihn niederzumachen und zu verleumden. Auf Wodarg waren sie wohl vorbereitet, der wurde gleich zu (noch vor?) Beginn „der Maßnahmen“ angegangen, auf Bhakdi nicht.

    Frau Schiffer schreibt: „Mich hat die vorschnelle Verknüpfung von seiner anderen Gefahren-Einschätzung als die Politik beim Aufkommen der Corona-Krise und die Idee einer absichtsvollen Manipulation abgeschreckt“

    Was ist die Funktion von „Schreck“? Augen zu und durch? Flucht? Ausblendung? Der Schreck sollte dazu führen, das man dem auslösenden Moment seine volle Aufmerksamkeit widmet, versucht, den Gefahrenherd ausfindig zu machen, um eine geeignete Handlungsstrategie zu entwickeln. „Wegducken“ kann kurzzeitig hilfreich sein, Unterwerfung ist vollkommen fehl am Platz. Aufgrund eines Schreckempfindens bezüglich einer Ansichtsäußerung im Rahmen eines öffentlichen Diskurses sich abzuwenden, nicht zuzuhören, nicht nachzudenken, kommt der Unterwerfung unter irgendeine Machtinstanz gleich.

    Die hier von Frau Schiffer analysierte Schmähschrift reiht sich ein in diese ganze Flut von Propagandamüll, die unser schönes Land seit Ausrufung der sogenannten „Corona-Pandemie“ überschwemmt hat.
    Da muss man nicht „Potential vs. Intention“ setzen. Das seinerzeitige „Panik-Papier“ belegt die Intention: Das Volk einzuschüchtern, zu schikanieren und sämtliche Kritik daran niederzubrüllen.

    Da einmal gelungen – noch heute sieht man Leute mit Masken auf der Straße! (meinethalben könnten die auch in Gummihosen und mit Papiertüten auf dem Kopf rumlaufen, freie Mode für alle!) – geht es „munter“ weiter. 46 Biowaffenlabore pflegen die USA in der Ukraine, in der sie 2014 einen „Regime change“ herbeigeführt hatten, ließen die Zivilbevölkerung der Ostukraine beschießen und die Nordstream-Pipelines sprengen – aber „die Russen“ seien die Bösen. Und auch die nächsten „munteren“ Themen sind schon alle aufgereiht: Totales Fracking als Beleg für totalen Klimaschutz, Wärmepumpenfestival, um auch den Besitzer der letzten kleinsten Hütte zu ruinieren, Kampf der Verschlüsselung, weil sonst böse Menschen per E-Mail kommunizieren könnten. And so on.

    Die reichen Medien betreiben schon lange keinen Journalismus mehr, sondern ausschließlich Propaganda, vorwiegend üble, ausschließlich gegen das Volk gerichtet, im Dienste ihrer Finanziers. Die reichste Anstalt ist jedoch der Staatsfunk, der lässt sich seine Pöbeleien mit: 8,3 Milliarden von den Beschimpften und Niedergemachten selbst zwangsweise bezahlen. Gute Drähte zur Regierung zahlen sich halt aus.

  11. Hans Magnus Enzensberger kritisierte bereits 1967 die “Sprache des Spiegel”. Zehn Jahre später hat`s wenigstens einen Studie gegeben, der den immer am Montag erscheinenden “Spiegel” Bild am Montag (BaM) nannte …

    1. OT
      Mit „BAM“ assoziiere ich meine namentliche Lieblingsbehörde:
      Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung.
      BAM – Präsident ist Herr Panne. Ein Fan von SALSA.
      Träger des Nutella-, äh, Fresenius-Preises.

  12. Der Zustand , den die Autorin beschreibt, ist grauenvoll und ich bin sehr sicher, dass er sich nicht mehr ändern, jedenfalls nicht mehr bessern wird. Ich weiß nur nicht, ob das etwas Neues ist.
    Als ich 90 Bundesbürger wurde und Monate zuvor schon Zugang zu den legendären Presseerzeugnissen der freien Gesellschaft hatte, war ich wie vermutlich wie viele von uns, fasziniert. Schon weil man das dröge Parteideutsch los wurde, das wirklich quälend war. Und ich schreibe nicht über den Inhalt und die Anmaßung, die Rezipienten erziehen zu wollen.
    Da schien mit Spiegel, taz, Zeit und Süddeutscher, die ich damals las und sogar abonniert hatte, anderes am Start zu sein. Die neue Liebe hat nicht lange gehalten. Das, was die Autorin analysiert und was ich als Arroganz und Gehässigkeit vereinfache, weil das die Aspekte waren, die mir entschieden auf die Ketten gingen, war damals im Umgang mit uns Zonis absolut dominant. Also jenseits des Revolutions-Bürgerbewegungs -Wende- Kitsches.
    Sie konnten damals alles schreiben was sie wollten. Über Einrichtungen, Zustände und Personen. Keine Aussicht, Einspruch zu erheben. Wie schon geschrieben, mir scheint, was die Autorin vorträgt, haben sie damals schon mit “uns” gemacht.

    Ich habe eine Episode in Erinnerung. Im Spiegel erschien ein Artikel über die Einrichtung, in der meine Frau damals arbeitete. Klar, dass man der Einrichtung, der Leitung und den Mitarbeitern jegliche Kompetenz absprach. Klar auch, dass der Text vor Gehässigkeit triefte. Könnte ich noch viel anfügen und manches würde wie aus dem vorliegenden Artikel klingen. Aber unabhängig davon, dass meine Frau auf der Palme war und die umgehende Kündigung vorschlug – ich hätte schon damals auf sie hören sollen – war der Artikel jenseits der negativen Wertungen, voll von sachlichen Fehlern. Namen stimmten nicht, Strukturen wurden falsch beschrieben, Standorte auch. Eigentlich alles. Der Artikel wimmelte von Fehlern. Da war gar nichts recherchiert, da wurde was zusammengeschrieben, was zur Tendenz passte, was die Redaktion so haben wollte und was sicher die traditionelle Leserschaft erfreute. Nein, Relotius war nicht der erste Märchenerzähler im Dienste der “guten Sache” . Und eher glaube ich an die Jungfrauengeburt als daran, dass die Redakteure nicht wussten , was sie da publizieren ließen. Damals, bei Relotius und aktuell sowieso

    1. Danke zunächst für die differenzierte Analyse!
      Mir stößt der ‘auseinandergenommene’ Sensationsjounalismus natürlich auch auf. Ich erinnere mich noch an den Begriff ‘Schmierenjournalismus’ der das analysierte Phänomen recht treffend benannt hat, wer schmiert da wen und vor allem von wem ab!? Letztlich allerdings wohl auch, und auch das sollte erwähnt werden, weil es DEN/DIE Bildzeitungsleser/in gibt und ohne die damit einhergehende dümmliche Sensationslust, hätte auch der nivellierte Spiegeljournalismus keine Chance wahrgenommen zu werden!

    2. Ich habe vor Jahren den Spiegelreporter Jan Fleischhauer bei einem Streitgespräch mit einem Blogger aus der Energieszene – ich meine, er kam aus Dresden – erleben dürfen. Schon damals ging es um Unabhängigkeit vom russischen Erdgas und Fleischhauer hat getitelt: Fracking für die Freiheit.

      Der Blogger begann sachlich seine Argumente vorzutragen – da ist kein Gas, höchstens für 10 komplette Jahre – , dann kam Fleischhauer und mir fiel förmlich der Unterkiefer runter und ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus..
      Kein Gegenargument, statt dessen das Geständnis, man sei ja Romanist(?) und insofern kein Fachmann und anschließend wurde das Publikum beschimpft nach dem Motto: alles zimperlicher Jungfrauen, fangen gleich an zu heulen, dass man Mutter Erde den dicken Sauger reinstecken will. Fachlich und menschlich unterirdisch.

      Seitdem halte ich vom Spiegel nichts mehr. Wie kann so ein Banause einen Posten einer wichtigen Zeitschrift ergattern? Und später war er ja noch beim Focus. Aber von denen habe ich nie was gehalten.

  13. In diesem Zusammenhang noch eine Literaturempfehlung:
    Lillian Hellmann, Die Zeit der Schurken
    Passt heute wieder.

    Kurzer Auszug:
    „Die Senatoren McCarthy und McCarran, die Abgeordneten Nixon, Walter und Wood – sie alle waren, was sie waren: Männer, die, wenn nötig, Unwahrheiten erfanden, und die verleumdeten, selbst wenn es nicht nötig war. Ich glaube nicht, dass sie viel von dem glaubten, was sie sagten. Höchstens glaubten sie daran, dass die Zeit reif sei für eine neue Welle in Amerika, und sie ergriffen ihre politische Chance, das Land nach ihrem Gutdünken am Gängelband zu führen und dabei alles und jeden, der in Sicht kam, mit ihren gekauten Papierkügelchen zu bespucken.

    Es war nicht das erste Mal in der Geschichte, dass die Verwirrung ehrlicher Leute mutwillig von niederträchtigen Leuten aufgegriffen wurde, die aus den Takten einer volkstümlichen Melodie eine Oper allgemeiner Unordnung komponierten, inszeniert und gesungen, wie ein großer Teil der Zeugenaussagen im Kongress bezeugt, auf den Stationen eines Irrenhauses.

    Ein schlichtes Motiv wird dabei immer wieder eingesetzt, um die Unwissenden zu verwirren. So wurde auch hier das altbekannte Lied von den bösen Roten aus der Mottenkiste gezogen, nicht nur aus Angst vor dem Sozialismus, sondern hauptsächlich, glaube ich, um das zu vernichten, was von Roosevelt und seinem in Ansätzen fortschrittlichen Werk übriggeblieben war. Die McCarthy-Gruppe – eine ungenaue Bezeichnung für all die Jungs, Lobbyisten, Abgeordneten, Bürokraten, Mitglieder des Außenministeriums, CIA-Agenten – setzte auf die Furcht vor den Roten aus Zynismus. In dem berauschten Gesicht von McCarthy blitzte oftmals eine Art boshafter Schadenfreude auf, als mache er sich lustig über diejenigen, die ihn ernst nahmen.

    Ich habe auch schon früher geschrieben, dass ich vielmehr über diejenigen schockiert und zornig war, die ich für Menschen meiner Welt gehalten hatte, wenn ich natürlich auch in vielen Fällen die Männer und Frauen dieser Welt häufig nur dem Namen nach kannte. Bis in die späten vierziger Jahre hatte ich geglaubt, dass die Gebildeten, die Intellektuellen nach dem lebten, woran sie zu glauben behaupteten: Freiheit der Gedanken und der Rede, das Recht eines jeden Menschen auf seine eigenen Überzeugungen und das darin mehr als nur stillschweigend eingeschlossene Versprechen, denen zu helfen, die verfolgt werden. Doch nur sehr wenige hoben auch nur einen Finger, als McCarthy und seine Gefolgsleute auf der Bildfläche erschienen. So trugen fast alle durch das, was sie taten oder unterließen, zu der McCarthy-Welle bei. Sie rannten hinter einer erfolgreichen politischen Bewegung wie hinter einem fahrenden Zug her, der nicht stehengeblieben war, um sie einsteigen zu lassen.“

    https://arsfemina.de/die-zeit-der-schurken/absatz-1-bis-5

  14. Danke zunächst für die differenzierte Analyse!
    Mir stößt der ‘auseinandegenommene’ Sensationsjounalismus natürlich auch auf. Ich erinnere mich noch an den Begriff ‘Schmierenjournalismus’ der das analysierte Phänomen recht treffend benannt hat, wer schmiert da wen und vor allem von wem ab!? Letztlich allerdings wohl auch, und auch das sollte erwähnt werden, weil es DEN/DIE Bildzeitungsleser/in gibt und ohne die damit einhergehende dümmliche Sensationslust, hätte auch der nivellierte Spiegeljournalismus keine Chance wahrgenommen zu werden!

  15. Wer freiwillig immer noch das “ehemalige Nachrichtenmagazin Spiegel” liest, ist eine arme Sau…
    Mit ehem. BILD-Chefreakteur an der Spitze – brauchts Jemand noch mehr “Info”?

  16. Was ich beim “Qualitätsjournalismus” insgesamt am meisten vermisse, ist Qualität. Das einstige kritische Nachrichtenmagazin “Spiegel” ist dafür ein Beispiel. Damals habe ich gerne mein Geld dafür hingelegt, auch zu der Zeit, als mein Studentenbudget mich zwang, mir jede Mark, die ich ausgab, genau zu überlegen. Heute lohnt es sich nicht mal, die kostenlosen Umsonst-Artikel übers Internet aufzurufen.
    Moraliserende Belehrungs-Artikel lieferte früher die maoistische Presse, heute scheint das die Fakten zu ersetzen. Ging es damals gegen den “Sozialfaschismus”, geht es heute um die Woke-Kultur und deren Korridor an zulässigen Meinungen. Dass derlei sektiererischer Eifer der Wahrheitsfindung und dem demkoratischen Diskurs (so wie ich ihn verstehe) im Wege steht, ist heute keine Reflexion mehr wert. Und so was ist heute Standard der Mainstream-Presse, für das man Geld ausgeben soll (inkl. GEZ).
    Ich mag mir diese Sch**** nicht mehr antun, verkleistert nur die Hirnwindungen, kostet nur Zeit und der Informationsgewinn ist gleich null.
    Klar, ich pauschalisiere. Es gibt noch qualitativ gute Informationen und echten Jounalismus, auch im “Qualitätsjournalismus”. Man muss nur lange genug danach suchen.

  17. Das Problem “Spiegel” ließe sich sehr elegant lösen: Das Zauberwort heißt Kaufboykott. Leider ist der Links- Meinungsmachedrall bei dem Magazin in den letzten Jahren unerträglich geworden, was ja auch in vielen Kommentaren auf deutlich wird. Warum, Leute, kauft Ihr eigentlich noch den Spiegel?
    Der Schreiber dieser Zeilen hat dem Spiegel Jahrzehnte die Treue gehalten, selbst im Ausland hat der keine Ausgabe versäumt. Aber: Das ist vorbei, ich kaufe ihn einfach nicht mehr, deshalb brauche ich mich auch nicht jeden Samstag zu ärgern. Zur Nachahmung empfohlen!

    1. das waren noch Spiegel Zeiten unter Rudolf Augstein… da hat auch das Schweergewicht FJS gezittert
      der neue Spiegel wird BILD für Abiturienten genannt

  18. Ein beliebtes Argument, mangels intellektueller Fähigkeiten, ist kongruent zum Märchen, daß alles was teurer ist auch automatisch besser, das noch viel drastischere Ammenmärchen im Kapitalismus hätte derjenige Recht, der mehr Geld macht/hat/verdient. Das monetarisierte Führerprinzip, bzw Führerwahn: Geld = Adolf.

  19. Der Journalistenberuf ist – bislang – rechtlich nicht geschützt.
    Jede/r kann sich so nennen und ohne jede Eignungsprüfung diesen beruflichen Weg einschlagen.
    Diese recht laxe Praxis könnte durchaus mal geändert werden.
    Eignungsprüfung, obligatorische Mitgliedschaft in einer Berufskammer u.a.

    1. Damit garantiert ist, daß auch wirklich absolut jeder Journalist auf Linie ist? Zumal Journalisten letztlich die Redefreiheit , die jedem zusteht, zu ihren Beruf gemacht haben. Wie sollte man ein Grundrecht über eine Innung, Gilde, Kammer oder ähnliche Institution und Berufsprüfungen einschränken? Obwohl in der Realität man für eine Anstellung in den Medienfirmen man den richtigen Stallgeruch von Journalistenschulen und/oder Vitamin B braucht.

  20. Eine kleine Anmerkung noch:
    „Im Journalismus ist Neugier das größte Verbrechen.“
    Merkte Tucker Carlson letztens ironisch an.
    Ob man ihn mag oder nicht mag, ist egal. Treffend ausgedrückt hat er das.

    Imho ebenso treffend für die hiesigen Propagandamüllmedien, ob zwangsfinanzierter Staatsfunk oder von Milliardären und ihren „NGO“ finanzierter Privatfunk.

    „NGO“ – Abkürzung für NoGo.
    „PPP“ – Abkürzung für „Piss-on-Public“-Partnership. Privatized-Public-Piracy?

  21. “Die Auseinandersetzung mit dem Inhalt der Schmähschrift könnte mit folgender Formulierung eingeleitet werden: „Der Kommentar befindet sich in einem Blatt, das die Lügenmärchen eines Claas Relotius federführend verbreitet hat…“ Diesen Stil der Beiordnung ungut aussehender Aspekte, die dazu geeignet sind, das betrachtete Subjekt zu diffamieren, betreibe ich hier natürlich nicht. ”

    Nette rhetorische Volte. Es steht natürlich üverhaupt nicht im Raum und ist garnicht beigeordnet.Nein, überhaupt nicht. Smile.

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