Slowakei: Janosiks Erben sorgen immer wieder für Ärger in Brüssel

Robert Fico. Screenshot von Video auf facebook.com/robertficosk

 

Ende letzter Woche kündigte Robert Fico, Ministerpräsident der Slowakei, an, dass er im nächsten Jahr an den Feierlichkeiten anlässlich des 80. Jahrestages des Kriegsendes in Moskau teilnehmen wird.

 

In Russland und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken wird traditionell am 9. Mai mit einem “Tag des Sieges” das Kriegsende 1945 gefeiert. In Moskau findet i. d. R. an diesem Tag auch eine große Militärparade statt.

Obwohl er nur ein 5-Millionen-Einwohner-Land repräsentiert, ist Fico inzwischen zu einem echten Troublemaker in der EU geworden, auch deshalb, weil in den von ausländischen Konzernen abhängigen und bei Einkommen und Löhnen nach hinkenden östlichen EU-Ländern stets “politische Ansteckungsgefahr” besteht.

Ficos politisches Leben begann 1987. Als 22-jähriger Jura-Student trat er der KP der damaligen CSSR bei. Dies wird von hiesigen Medien gern hervorgehoben, währenddessen man die weit bedeutsamere KP-Vergangenheit von Politikern mit politischer 180-Grad-Wendung, wie des ehemaligen polnischen Staatspräsidenten Kwasniewski, gern unter den Tisch fallen lässt. In den 90er Jahren wurde Fico als Abgeordneter der “Partei demokratischer Sozialisten” Mitglied des Nationalrats, des slowakischen Parlaments. 1999 gründete er mit politischen Freunden eine neue Partei, “Smer-SD”, zu deutsch “Die Richtung – Slowakische Sozialdemokratie”. Smer-SD wurde Mitglied der Sozialistischen Internationale, der auch die deutsche SPD angehört.

Fico und die Smer-SD

Smer-SD erlebte als “Partei gewöhnlicher Slowaken” in der ökonomisch und sozial unruhigen Transformationszeit einen raschen Aufstieg. 2006 wurde Fico erstmals Ministerpräsident einer Koalitionsregierung, in der neben Smer-SD zwei kleinere nationalistische Parteien vertreten waren. Nachdem die Koalition aufgrund sehr schlechter Ergebnisse der kleineren Partner bei den Nationalratswahlen 2010 ihre Mehrheit verloren hatte, erzielte Smer-SD bei den vorgezogenen Wahlen 2012 mit 44,4% Stimmenanteil einen überwältigenden Wahlsieg. Fico wurde wieder Ministerpräsident und kandidierte 2014, damals noch unterstützt von prominenten EU-Sozialdemokraten wie Francois Hollande und Martin Schulz, bei den Präsidentschaftswahlen, bei denen er allerdings gegen den Kandidaten sämtlicher Oppositionsparteien unterlag.

Nach der Nationalratswahl 2016 konnte Fico nochmals eine Koalitionsregierung bilden, die allerdings nach der Ermordung des Journalisten Jan Kuciak 2018 erheblich unter Druck geriet. Kuciak hatte über Verbindungen der italienischen Mafia in slowakische Regierungskreise und Verwaltungen recherchiert. Nach breiter Medienkampagne und Straßen-Protesten trat Fico zurück, ohne dass ihm irgendeine Verwicklung in die Affäre nachgewiesen werden konnte. Als Oppositionspolitiker profilierte sich Fico in den Folgejahren als Kritiker der EU. Smer-SD wehrte sich gegen die Stationierung von US-Raketen in der Slowakei und nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine gehörte Fico zu den ganz wenigen EU-Politikern, die den ukrainischen Nationalisten eine Mitschuld an der Entwicklung gaben.

Schon im Vorfeld der Nationalratswahlen im September 2023 versprach Fico den Slowaken, dass unter ihm als Regierungschef weder Waffen noch Munition aus der Slowakei in die Ukraine geliefert würden. Neben dem Ukraine-Krieg war der ausländische Einfluss in der slowakischen Wirtschaft und vor allem den Medien ein wichtiges Wahlkampfthema. Fico beklagte, dass die als Informationsquellen der Slowaken dominierenden TV-Sender, das öffentlich-rechtliche RTSV und die beiden großen Privatsender TV Markiza und TV Joj, die Smer-SD in ihrer Berichterstattung benachteiligen. Der Generaldirektor des im Besitz einer internationalen Investorengruppe befindlichen TV Markiza, der ehemals hochrangige RTL-Medienmanager Matthias Settele, verließ dann auch im Juli 2023 den Sender. Sein Nachfolger wurde ein Slowake.

Bei den Wahlen erlebte die bis dahin regierende, EU-freundliche “Olano”-Sammlungsbewegung ein Desaster. Ihr Stimmanteil ging um rund 70% auf 8,9% zurück. Smer-SD wurde mit 22,9% stärkste Partei und konnte mit der gleichfalls sozialdemokratischen HLAS-SD (14,7%) und der nationalistischen SNS (5,6%) eine neue Koalitionsregierung bilden. Die Sozialistische Internationale reagierte auf das Wahlergebnis nur einen Tag nach der Regierungsbildung prompt mit dem Rausschmiss von Smer-SD und HLAS-SD.

Fico war klar, dass seine Regierung gegen die vereinte Opposition der mächtigen TV-Sender längerfristig keinen Erfolg haben kann. Um zumindest im öffentlich-rechtlichen TV und Radio Einfluss zu bekommen, verkündete er dessen Umbenennung und Umstrukturierung. Begleitet von heftigen Protesten der Opposition und aus den westlichen EU-Ländern wurde aus dem mittels Gebühren finanzierten RTVS am 1. Juli 2024 der staatlich finanzierte STVR und konnte damit der oppositionsnahe Generaldirektor Machaj abgesetzt werden. Fico erlebte dies als Rekonvaleszent, nachdem er am 15. Mai einen Mordanschlag nur knapp überlebt hatte. Außer an der verweigerten Ukraine-Unterstützung hatte der Attentäter sich nach eigenen Angaben vor allem an der geplanten Umgestaltung der öffentlich-rechtlichen Medien gestört.

Historisch-politisches Selbstverständnis

Ficos Agieren steht für das historisch-politische Selbstverständnis vieler Slowaken. Ein kurzer Blick in die Geschichte des Landes ist nützlich. Die Slowakei ist ein Gebirgsland und Gebirgsvölkern wird vielfach eine Neigung zum Rebellentum zugeschrieben. Die historische Symbolfigur dieses Rebellentums in der Slowakei ist Juraj Janosik, der Anführer slowakischer Bergbauern im 18. Jahrhundert, die gegen die, mal von Wien, mal von Budapest aus gesteuerte Habsburger-Herrschaft aufbegehrten.

Der Slowake Jan Kollar wurde  Anfang des 19. Jahrhunderts einer der Vordenker der panslawistischen Bewegung. Der Begriff Panslawismus wurde dann vom Slowaken Jan Herkel geprägt. Zunächst vor allem volkskundlich und sprachwissenschaftlich intendiert, gewann der Panslawismus für die Slawen im Habsburger Reich und im Osmanischen Reich schnell eine politische Dimension. Rudimente des Panslawismus sind bis heute die Farben der Bewegung – Weiß, Blau und Rot – in den Flaggen slawischer Länder.

Im 2. Weltkrieg organisierten Slowaken 1944 mit dem Slowakischen Nationalaufstand gegen eine klerikal-faschistische Kollaborationsregierung und deren deutsche Oberherrscher die bedeutendste Aufstandsbewegung gegen die NS-Herrschaft in Europa. Hätte der Aufstand Erfolg gehabt, wäre der Krieg durch ein schnelles Vorrücken der an den Karpatenpässen fest sitzenden Roten Armee wohl früher beendet worden. Weil Kommunisten in diesem Nationalaufstand eine maßgebliche Rolle spielten, verweigerten die bereits in Italien anwesenden westlichen Alliierten jedoch die Luft-Unterstützung.

In der Zeit des Sowjetimperiums wiederum gingen von der Slowakischen KP die entscheidenden Impulse für den sog. “Prager Frühling”  aus. Politische Reformer der Slowakei um Aleksander Dubcek standen seit 1963 gegen Hardcore-Stalinisten des tschechischen Landesteils. Schon bald nach der sog. Samtenen Revolution 1989 lebte in der Slowakei der Wunsch nach Loslösung von der tschechischen Bevormundung auf, 1993 wurde sie vollzogen, die Slowakei wurde ein unabhängiger Staat.

Der zunächst wichtigste slowakische Politiker, der erste Ministerpräsident Vladimir Meciar, forderte für sein Land statt der uneingeschränkten West-Integration einen “Dritten Weg”. Bis heute sind die Slowaken stolz darauf, dass die Trennung von Tschechien geregelt und völlig friedlich verlief und man weiter oder wieder ein gutes Verhältnis zu den Tschechen hat. Warum kann das in der Ukraine nicht gelingen, fragen sich viele.

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33 Kommentare

    1. Ich denke, das hat weniger mit gesellschaftlichen Strukturen zu tun – Chauvis und Nazis gibt es überall -, sondern damit, dass die USA in der Ukraine ein starkes imperiales Interesse hat und die Chauvis und Nazis dort mit Milliarden Dollar aufgepäppelt hat. Seit 2014 wird das Land mit immer noch mehr Milliarden und Waffen geradezu zugeschüttet.

      Je ärmer Länder sind, für die sich die USA interessieren, umso weniger Dollars sind nötig, um die Stimmung im Land völlig nach den Wünschen der USA auszurichten, das heißt, dass wenn kein kompletter Regimechange gelingt, das Land auf Jahrzehnte mit bitterer Feindschaft im Chaos versinkt: Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien, Ukraine…

      Im Februar 2014 wurde der Ukraine mit dem Putsch die politische Souveränität genommen. Der Süden und Osten sträubte sich. Mit dem Minsker Abkommen keimte 2015 etwas Hoffnung auf. Betrug erstickte sie. Bei den Istanbul-Verhandlungen 2022, von denen die Öffentlichkeit erst nachträglich erfuhr, wieder. Der Kurzbesuch von Boris Johnson, bügelte Selenskis Souveränitätsversuch mit weitere ‘Unterstützungsversprechen’ nieder.

      Die Unterstützung ist gerade so hilfreich, dass die Ukraine weitere Provinzen verliert und einer Kapitulation entgegendriftet.

      Der Keil, der zwischen Westeuropa und Russland getrieben wurde, sitzt erst mal wieder auf Jahrzehnte und der Frust in Westeuropa über den verlorenen Krieg wird ihn noch tiefer verankern.

      Die USA muss sich nicht beklagen. Wäre Russland an den Finanzsanktionen gescheitert, wäre das das bevorzugte Szenario gewesen. Nun ist es das zweitbeste geworden.

  1. Robert Fico (die Aussprache ist Fitso, nicht Fiko) ist ein bemerkenswerter Staatsmann, einer der wenigen echten Hoffnungsträger in EU-Europa, der in vielen wichtigen Bereichen wie dem Krieg gegen Russland oder die Aufarbeitung der Coronamaßnahmenpolitik eine eigenständige und rationale Politik verfolgt und deshalb vom EU-Establishment und den ihm angeschlossenen slowakischen und internationalen Medien erbarmungslos bekämpft wurde und wird.

    Durch Zufall bekam ich seine erste Stellungnahme nach dem Attentat zu hören (auf Slowakisch mit englischen Untertiteln) und war sehr beeindruckt:

    https://www.facebook.com/robertficosk/videos/1620239408774269/?ref=embed_video&t=843

  2. Wie immer stellt Herr Kallock alle historischen Analogien auf den Kopf.

    Die Ukraine und Russland trennten sich 1991 friedlich – ebenso wie Tschechien und die Slowakei; unter Anerkennung der bestehenden Grenzen (die ebenso “willkürlich” gezogen wurden wie im Falle der RSFSR und der Ukrainischen SSR).

    Die Tatsache, dass zwischen Bratislava und Prag (trotz außenpolitischer Differenzen) immer noch Frieden herrscht, ist nicht nur das Verdienst von Bratislava, sondern auch von Prag – was sich NICHT mit Blödsinn wie ” im Jahre 1726 gehörte diese Region zur Tschechien”, “warum brauchen sie ihre slowakische Sprache, man muss überall immer noch tschechische Sprache benutzten – wie es von 1993 war!”, “alle Verträge, die Bratislava unterzeichnen will, müssen zuerst von Prag genehmigt werden – wie es vor 1993 war!” und “im Allgemeinen, eure Slowakei hat historisch niemals existiert, sie war immer tschechisches Land!“ Bratislava schikaniert.
    Anders als Moskau…

    Auf der anderen Seite ist die ganze Geschichte des Sudetenlandes, des sudetendeutschen Freikorps und der Besetzung der Rest-Tschechoslowakei fast eine vollständige Analogie zu dem, was Russland jetzt mit der Ukraine macht. Der einzige Unterschied ist, dass die Sudeten-deutschen tatsächlich seit Jahrhunderten dort leben, im Gegensatz zu den Russen im Donbass und auf der Krim – viele von ihnen sind bestenfalls vor einigen Jahrzehnten dorthin gezogen.

    Damals, in Jahr 1938 dachten einige westliche Politiker auch, dass die erzwungene Kapitulation des tschechoslowakischen Territoriums wäre der beste Weg, um einen Krieg zu vermeiden. Wie es auch Putinversteher (inklusiv Fico) in Falle russische Agression gegen Ukraine behaupten.

    “Wir haben Frieden für unsere Zeit gebracht”, sagte Chamberlain, als er nach dem Münchner Abkommen nach London zurückkehrte.

    “Sie haben die Wahl zwischen Schande und Krieg. Sie haben sich für die Schande entschieden und Sie werden den Krieg bekommen!” – entgegnete Churchill ihm.

    Und Sie wissen schon, wer von beiden Herren Recht hatte…

    1. Auf der anderen Seite ist die ganze Geschichte des Sudetenlandes, des sudetendeutschen Freikorps und der Besetzung der Rest-Tschechoslowakei fast eine vollständige Analogie zu dem, was Russland jetzt mit der Ukraine macht.

      Ich wüsste nicht, dass die Sudetendeutschen über viele Jahre hinweg von der tschechischen Armee terrorisiert worden wären, oder dass man ihnen verbieten wollte die deutsche Sprache zu sprechen oder dass die damalige tschechische Regierung ihnen nahe legte gefälligst das Land zu verlassen weil dies das Beste für ihre Kinder sei.

      Der einzige Unterschied ist, dass die Sudeten-deutschen tatsächlich seit Jahrhunderten dort leben, im Gegensatz zu den Russen im Donbass und auf der Krim – viele von ihnen sind bestenfalls vor einigen Jahrzehnten dorthin gezogen.

      Sie blamieren sich wieder bis auf die Knochen. Nennen Sie doch bitte wenigstens eine Stadt im Donbass oder auf der Krim, welche von Ukrainern gegründet wurde…
      Oder wann überstieg bitteschön der Anteil der Ukrainer auf der Krim jemals 12%?
      Krim war schon immer russisch. Schon als es Ukraine und Ukrainer noch gar nicht existierten.
      Den gesamten Südosten der Ukraine von Odessa bis Donezk schenkte Lenin der Ukraine im Jahr 1922. Und die Krim hat Chrustschev im Jahr 1954 geschenkt. Da gab es zu keinem Zeitpunkt eine Mehrheit von Ukrainern.

      1. > «Ich wüsste nicht, dass die Sudetendeutschen über viele Jahre hinweg von der tschechischen Armee terrorisiert worden wären, oder dass man ihnen verbieten wollte die deutsche Sprache zu sprechen oder dass die damalige tschechische Regierung ihnen nahe legte gefälligst das Land zu verlassen weil dies das Beste für ihre Kinder sei.»

        Genau so klangen die Anschuldigungen Nazi-Deutschlands richtung Prag (nachdem Berlin Angriffe des “Sudetenkorps” auf tschechische Beamte und Verwaltungsgebäude organisiert hatte – und Tschechoslowakei quasi “Anti-Terror-Operation” gegen “Sudetenkorps” angefangen hat).

        Ebenso warfen die Nazis den Tschechen vor, “Deutsche zu diskriminieren” und “den Gebrauch der deutschen Sprache zu verbieten” (obwolh können die Deutschen in der Tschechoslowakei/ sowie Russen in der Ukraine ihre Sprachen frei verwenden – zumindest vor dem Krieg).

        Und die tschechische Regierung “drohte” nicht nur damit, die Deutschen mit Gewalt aus der Tschechoslowakei zu vertreiben – sie tat es tatsächlich (sie vertrieb praktisch alle ethnischen Deutschen nach dem Krieg -es wahr glaube ich etwa 20-25% der tschechoslowakische Bevölkerung).

        > “Nennen Sie doch bitte wenigstens eine Stadt im Donbass oder auf der Krim, welche von Ukrainern gegründet wurde…”

        Und welche Stadt im Donbass / auf der Krim wurde von den Russen gegründet? (Eroberung /Umbenannung – zählt nicht).

        Sicherlich Donezk, historisch Hughesowka (wegen Gründer – John Hughes aus Großbritanien)?

        Was bedeutet “Qirim” auf Russisch?

        Der Berg-Kloster in Nahe von Slowjansk wurde schon seit 1526 in schriftliche Quellen erwähnt, die Russische Reich hat erstmal paar Jahrhundert später erstanden (und erstmal danach die ukrainische Länder erobert).

        Und ja – wer hat bitte schön Moskau gegründet? Soweit ich weiß, dies wird Juri Dolgoruki, dem Sohn des Kiewer Fürsten Wladimir Monomach, zugeschrieben. Und was bedeutet das jetzt?

        > „Den gesamten Südosten der Ukraine von Odessa bis Donezk schenkte Lenin der Ukraine”

        Und woher hat Lenin diesen “Südosten”? Hat Lenin es mit Ihren eigenen Händen aus Ton geformt? Oder aus eigene Tasche rausgezogen?

        Oder hat er eine gewöhnliche Verwaltungsreform durchgeführt, eine von Tausenden in der Geschichte?

    2. “Auf der anderen Seite ist die ganze Geschichte des Sudetenlandes, des sudetendeutschen Freikorps und der Besetzung der Rest-Tschechoslowakei fast eine vollständige Analogie zu dem, was Russland jetzt mit der Ukraine macht. Der einzige Unterschied ist, dass die Sudeten-deutschen tatsächlich seit Jahrhunderten dort leben, im Gegensatz zu den Russen im Donbass und auf der Krim – viele von ihnen sind bestenfalls vor einigen Jahrzehnten dorthin gezogen.”
      Welche Geschichtsklitterung. Die Russen sind seit den Krimikriegen dort die Mehrheit und sie haben die anderen Völker nicht diskriminiert, deren Sprache und Kultur wurden gefördert, im Gegensatz zur jetzigen Kiewer Junta mit der russischen Bevölkerung, die mit der von Moskau gewollten Industrialisierung dorthin kam und seit dem die Mehrheit ausmacht.
      Die “russische Aggression” wurde erst notwendig, als die “Antiterror”-Operation der Kiewer Putschisten eine Katastrophe ankündigte. Bis dahin hielt sich Moskau zurück. Wo ist hier eine Aggression? In der Inanspruchnahme als Garantiemacht von Minsk 2? Russland ist nicht Vertragspartner, sondern Garant, also für die Durchsetzung des Vertrages zuständig. Damit bewegt es sich im Rahmen des internationalen Rechts und nicht gemäß der westlichen konstruierten Auslegung. Den Krieg aus der russischen Operation, die ein Warnzeichen und keine Eroberung der Ukraine war, hat Kiew, von USA, EU und NATO nach vorheriger Planung und Vorbereitung angeschoben, gemacht. Vielleicht war Moskau zu blauäugig. Aber im Sinne der Kriegsvermeidung verständlich.
      Der Vergleich mit den Sudetendeutschen ist lächerlich, zusammengepfriemelt. Nebenbei, kaum ein Sudetendeutscher hielt es für nötig,, auch nur Bruchstücke der tschechischen Sprache sich anzueignen. Die CSR war ihnen ein Geschichtsunfall, sie fühlten sich zu Österreich/Wien, bis auf eine Minderheit nicht zum “Reich”. gehörend. Meine ganze Sippschaft war so programmiert, bis auf meinen Vater, der extra tschechisch lernte, weil alle seine Freunde Tschechen waren. Er war eine Ausnahme. Ich kenne auch sonst keinen Sudetendeutschen, der tschechisch spricht. Daher ist der Verweis auf die Jahrhunderte lange Besiedlung sehr konstruiert und inhaltslos. Die Deutschen haben sich durch ihr Verhalten größtenteils ihre Aussiedlung selbst “verdient”. Meine Familie machte das freiwillig gegen die Bitte der Freunde aus der sozialistischen Bewegung, sie nicht mit den damaligen tschechischen Anführern allein zu lassen: Da alle Deutschen raus sollen, gehen wir auch.
      Die Vertreibung von ca 1 Mio Tschechen nach 1938 war der (überzogene) Anlass zu Rache. Die einheimischen Deutschen haben dabei kräftig mitgemacht und profitiert , wie auch bei den Judenverfolgungen.
      Die Klagen über die Vertreibung sind heuchlerisch.

      1. Auf keinen Fall.

        Ich zeige lediglich, daß die sogenannten “russische Argumente” eine Kopie derselben falschen Argumente sind, mit denen die Nationalsozialisten ihre verbrecherischen Aggressionen angewandt haben.

        Das Problem ist, dass die Menschen in Deutschland gehört haben, dass die Nazi-Propaganda eine eklatante Lüge war (und das war es auch ohne Zweifel) – aber sie wissen nicht genau, was es gewesen.
        Sie denken, es alles sei “etwas anderes” damals gewesen.

        Nein, die russische und prorussische Propaganda wiederholt es nur die selbe Thesen über “Präventive Verteidigung / Schutz von Landsleute / Geopolitische Emansipazion gegen Anglo-Saxische Dominanz”. Und es gibt leider Menschen, die daran glauben.

  3. “Im 2. Weltkrieg organisierten Slowaken 1944 mit dem Slowakischen Nationalaufstand gegen eine klerikal-faschistische Kollaborationsregierung und deren deutsche Oberherrscher die bedeutendste Aufstandsbewegung gegen die NS-Herrschaft in Europa.”
    Das dürfte nicht ganz korrekt sein, die Inspiratoren, Organisatoren und Führer des Aufstandes waren deutsche Kommunisten aus dem Adlergebirge. Aus ideologischen Gründen wurde das auch in der kommunistischen Geschichtsschreibung, verständlich, geflissentlich übersehen.
    Nur 1 Artikel in der “Militärgeschichte” erwähnte das nebenbei. Nicht erfasst hingegen wurde der 1938 vorbereitete Aufstand Deutscher in der tschechischen Armee durch sozialdemokratische Jungsozialisten im Falle des Münchner Abkommens. Dieser blieb aus, weil der Führer Wenzel Jaksch, der als einziger alle Fäden in der Hand hatte, zum vereinbarten Termin nicht erschien und wie vom Erdboden verschluckt war. Nach 14 Tagen meldete er sich mit einer Erklärung zu seiner Emigration über Radio London, aber ohne den Verrat zu erwähnen. Die Armee der CSR war zu dieser Zeit die bestbewaffnete, modernste und schlagkräftigste Armee Mitteleuropas, gegen die die Wehrmacht keine Chance gehabt hätte. Zudem existierte ein befestigtes Verteidigungssystem etwa der Maginot-Linie entsprechend.
    Das Schicksal, nicht in die Geschichtsschreibung einzugehen, widerfuhr noch anderen Ereignissen.
    14 Tage vor dem Überfall auf Polen drang gemäß der Planung 1 Kompanie der Division Brandenburg ca 20 km in Süd-Polen ein und besetzte das Gebiet. Sie hatten aufgrund gestörter Nachrichtenverbindung keine Kenntnis über die Terminverschiebung. Auch hier nur 1 Artikel ebenda.
    Der Warschauer Aufstand der AK war nach dem polnischen Vernehmungsprotokoll des SD-Leiters von Warschau, v. dem Bach-Zelewski von ihm ausgelöst worden, als Maßnahme gegen die Rote Armee, über seine Agenten im Stab von Bor-Komarowski, also nicht gegen die Wehrmacht gerichtet. Er sagte außerdem aus, dass er jederzeit über die Planung der AK informiert gewesen sei, alle Waffendepots kannte wie auch die Aufenthaltsorte der Kommandeure. Er hätte sie jederzeit eliminieren können, was nicht notwendig wurde. Die AK unternahm gar nichts.
    Davon war nur im Dokumentenanhang des Tatsachenromans von Wolfgang Schreyer (Vater von Paul) “Unternehmen Thunderstrom” zu lesen.
    Geschichte wird schon immer nach Interessenlage geschrieben.

    1. Im 2. Weltkrieg organisierten Slowaken 1944 mit dem Slowakischen Nationalaufstand gegen eine klerikal-faschistische Kollaborationsregierung und deren deutsche Oberherrscher die bedeutendste Aufstandsbewegung gegen die NS-Herrschaft in Europa.

      Das dürfte nicht ganz korrekt sein, die Inspiratoren, Organisatoren und Führer des Aufstandes waren deutsche Kommunisten aus dem Adlergebirge. Aus ideologischen Gründen wurde das auch in der kommunistischen Geschichtsschreibung, verständlich, geflissentlich übersehen.

      “Die Kommunisten” haben also wiedermal die Geschichte gefälscht und die dummen Slowaken glauben bis heute daran. Aber ein deutscher Oberst ist der Sache auf die Schliche gekommen.
      Halten wir’s doch einfach so: Sie nennen uns die Namen der “deutschen Kommunisten aus dem Adlergebirge”, die eigentlich für den Aufstand verantwortlich waren und ich gebe die Namen der offiziellen Version zum besten.
      politische Führung:
      – Karol Šmidke, Vavro Šrobár, Gustav Husak etc.
      militärische Führung:
      – General Ján Golian, General Rudolf Viest etc.

      Geschichte wird schon immer nach Interessenlage geschrieben.

      Das wird in vielen Ihrer Beiträge deutlich.

    2. “Das Schicksal, nicht in die Geschichtsschreibung einzugehen, widerfuhr noch anderen Ereignissen.
      14 Tage vor dem Überfall auf Polen drang gemäß der Planung 1 Kompanie der Division Brandenburg ca 20 km in Süd-Polen ein und besetzte das Gebiet. Sie hatten aufgrund gestörter Nachrichtenverbindung keine Kenntnis über die Terminverschiebung. Auch hier nur 1 Artikel ebenda.”
      Naja, der Vorfall am Jablunka-Pass ist schon öfter in der Literatur erwähnt worden. Genauso wie es neben dem inszenierten Vorfall von Gleiwitz auch noch andere Vorkommnisse gab. Oder die Bombardierung von polnische Dörfern und Städten schon vor den Schüssen der “Schleswig-Holstein” auf die Westerplatte.
      Es gab nie den 1. September als seit Monaten geplanten Kriegsbeginn, sondern Deutschland und H. haderte immer wieder, ob der Gefahr des aktiven Kriegseintritts der Alliierten. Aber mit dem Molotow-Ribbentrop Pakt war denn der Weg frei.
      Zum Jablunka-Pass (ja, ja, ja, Wikipedia…): https://de.wikipedia.org/wiki/Besetzung_des_Jablunkapasses
      Man besetzte einen Bahnhof und dessen Garnison, um eine Tunnelsprengung zu unterbinden. Keine Gebietsbesetzung.
      Erbsenzählerei: Es war nur eine Woche vorher…

      PS: Wie macht man denn die schönen Zitat-Einrückungen?

  4. Jan Kollar war vor allem der auch noch heute in der Slowakei hochverehrte Nationaldichter, der den Slowaken ihr Identität gab. Student in Jena, verheiratet mit Friederike Wilhelmine Schmidt aus Jena-Lobeda, befreundet mit Goethe…
    In Jena-Lobeda steht heute noch ein Gedenkstein zu seinen Ehren. Jährlich zu seinem Geburtstag kommen neben dem slowakischen Botschafter auch viele Slowaken, um Blumen niederzulegen.
    In Jena kam er mit der deutschen Nationalbewegung in Folge des Befreiungskrieges 1812/1813, der Urburschenschaft und der Bewegung um das Wartburgfest in Kontakt…
    Im DDR-Fernsehen gab es eine Serie zum Thema Juraj Janosik, „Held der Berge“.
    Die Politik von Robert Fico ist schlicht an nationalen Interessen orientiert. Das kleine Volk der Slowaken möchte seine nationale Identität bewahren und nicht wie in Deutschland amerikanisiert werden. Dazu haben die Slowaken auch keine Lust, in einen Konflikt hineingezogen zu werden, in dem sie nur verlieren können. Sie wollen angesichts ihrer historischen Erfahrungen eine gute Nachbarschaft mit Ukrainern, Ungarn, Tschechen und Polen. Aber sich nicht in deren Händeln vereinnahmen lassen.
    Auch wissen die Slowaken die Forderungen der UdSSR nach dem 2.WK, aus der Vorkriegs-Tschechischen Republik einen Bundesstaat zu machen, zu würdigen.
    Ein Regierungschef, der nationale Interessen verfolgt, ist zum Feind (gemeinsam mit Victor Orban) der Brüsseler Nomenklatura geworden. Das lässt schon einige Schlüsse zu….

    1. Im DDR-Fernsehen gab es eine Serie zum Thema Juraj Janosik, „Held der Berge“.

      Diese Serie haben aber die Polen (!) gedreht, weil sie Janosik (gespielt von Marek Perepeczko) offenkundig für sich bzw. für die polnischen Goralen beanspruchten.

        1. Nein, bezüglich des behaupteten polnischen “Anspruchs” muss mich korrigieren. Die polnischsprachige Wiki-Seite zu Janosik gibt ausdrücklich zu, dass der Mann ein Slowake war.
          Er wurde aber sehr nahe der heutigen polnisch-slowakischen Grenze (15 km) geboren – und wer weiß schon, wofür sich die Bewohner der Tatra im Jahre 1688 hielten. Vermutlich einfach für Bauern und Christen.

  5. Da würde ich in Moskau auch gerne teilnehmen, wegen des historischen Anlasses, aber auch um endlich wieder einmal zu spüren wie es ist auf der “right side of history” zu stehen!

  6. Ich habe dabei keine Interessen, woher auch. Die Unterstellung ist absurd.
    Ich verwies auf einen Historiker-Beitrag in “Militärgeschichte”, den ich in Erinnerung habe. Da ich selbst kein Historiker bin, kann ich natürlich die Frage nach Personen nicht beantworten.
    Die Methode, als Wahrheitstest Details zu fordern, ist schon alt, aber deswegen noch lange nicht realistisch, eigentlich infam.
    Die Personen, die Sie nennen, sind die offiziellen. Die müssen aber nicht die tatsächlichen sein.
    Ich kenne aus eigenem Erleben, dass hier manchmal ein ziemlicher Widerspruch zu finden ist, wenn man genau hinschaut. Z.B. hat angeblich Honni die FDJ gegründet. Ich kannte jedoch Beteiligte, die anderes erlebt haben. Die Hauptarbeit haben Gerhard Heidenreich und Heinz Kessler geleistet, Honni war bestenfalls informiert. Die SED -Führung beschloss dem entgegen, Honni zum Macher und dann Vorsitzenden zu machen.

    1. Ich verwies auf einen Historiker-Beitrag in “Militärgeschichte”, den ich in Erinnerung habe. Da ich selbst kein Historiker bin, kann ich natürlich die Frage nach Personen nicht beantworten.
      Die Methode, als Wahrheitstest Details zu benennen, ist schon alt, aber deswegen noch lange nicht realistisch, eigentlich infam.

      Wenn Sie eine wenig glaubwürdige Geschichte verbreiten, derzufolge entgegen der anerkannten Geschichtsschreibung – und zwar der vor 1989 und nach 1989 – ausgerechnet Deutsche den slowakischen Nationalaufstand gegen deutsche Besatzungstruppen “inspiriert, organisiert und angeführt” (!) haben und auch noch die Gründe für die “Geschichtsfälschung” zu kennen behaupten (“aus ideologischen Gründen”), dann muss da auf Nachfrage schon ein wenig mehr kommen als “Habe ich mal in einer Zeitschrift gelesen” und “Nachfragen zu Details sind eigentlich unverschämt”.

      P.S.
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      1. Es war keine “Zeitschrift” schlechthin, sondern eine, die seriöse Untersuchungen von Militärhistorikern brachte.
        Und, ach wie überlegen, kann ja nicht mal richtig posten.
        Manches Handy spielt wohl manchmal nicht mit, Pardon.

        1. Warum ist es wichtig, dass die Kommunisten hinter dem slowakischen Aufstand Deutsche gewesen sind? Wieviel von Ihnen gab es denn überhaupt noch im Adlergebirge?

          Das entscheidende ist, war und bleibt dass der von Kommunisten geführte slowakische Aufstand ein echter Aufstand des slowakische Volkes gegen den Faschismus, mithin ein echter Volksaufstand gewesen ist!
          Da ist es nachgerade egal, ob dessen Initiatoren aus dem Adlergebirge (genuin) stammten oder aus der Ufaer Komintern Schule kommend im Auftrag der Stawka handelten oder gar welche Nationalität diese hatten

          By the way, der jugoslawische oder die griechisch bzw italienisch ebenfalls kommunistisch geführten Volksaufstände waren so viel kleiner nicht. Da mit Superlativen zu argumentieren halte ich für ziemlich, nunja, ehrabschneidend.

          1. Wo verwende ich Superlative? Meine Hinweise gelten fürwahr personellen Details, die allerdings tatsächlich sekundär sind. Meine Fragen lauten, wieso werden in der Darstellung von Ereignissen diese Umstände verschwiegen, in anderen Fällen wiederum nicht? Ich habe zuviel “Zurechtgeschliffenes”, auch die Familie betreffend, erlebt. Ganz unwichtig sind aber die Details nicht.
            Ein Beispiel gefällig? Mein Vater, mit dem ich übrigens zeitlebens gar nicht zurechtkam, arbeitete in einer VVB (ganz unten). 1969 kamen Mitarbeiter aus einem China -Projekt überraschend zurück, mein Vater war der einzige Anwesende. Sie fragten ihn, ob er wisse, warum sie so überstürzt zurück kommen sollten, ihnen wurde kein Grund genannt. Sie erzählten, dass sie relativ komfortabel gelebt hätten, im Gegensatz zu den einheimischen Mitarbeitern. Auf der operativen Extraversammlung am nächsten Tag legten sie dar, sie seien mies und feindlich behandelt worden, sodass sie abreisen mussten. Mein Alter, völlig überzeugter Kommunist und dem Statut absolut verpflichtet, stellte dann die Frage, wann sie die Wahrheit gesagt hätten und wo war die Lüge.
            Hinzu gesellten sich noch weitere kritische Fragen im Laufe der Jahre und in Endkonsequenz wurde in der SED -Kreisleitung ein Parteiausschlussverfahren anberaumt, gegen ein Mitglied seit 1932, dazu noch blind aus seinem 1. Parteiauftrag 1945, was ein Unfall beim freiwilligen Minenräumen mit sich brachte. Außerdem hatte einen Herzinfarkt überlebt, was die “Genossen” wußten. Mein Vater stellte sich trotzdem, rannte auf die Straße und brach mit dem 2. Herzinfarkt zusammen. Sein zufällig vorbeikommender Arzt leitete dann die en Behandlung ein, er überlebte. Seine “Genossen” ließ sich dabei nicht blicken.
            Die offizielle Darstellung der Ereignisse um die Mitarbeiter in China, dass sie unmenschlich behandelt worden wären, blieb erhalten.

            1. Natürlich sind Details wichtig, aber woran sieht man welches der Details gerade wichtig ist?

              Im obigen Fall, kann ich die Relevanz beim Insistieren auf die deutsche Herkunft einiger Kommunisten nicht erkennen.

              1. Um es einfach zu sagen, mich stört schon immer die vereinfachte Geschichtsschreibung, da die Guten, dort die anderen. Einerseits die um ihre Freiheit kämpfenden Tschechen, dort die deutschen Okkupanten. Auf (richtiger) allgemeiner Ebene stimmt das ja, darf aber nicht allein stehen.
                Beispiele.
                1938 gab es in der tschechischen Armee eine Initiative und entsprechende Vorbereitung, im Fall des Münchner Abkommens einen Aufstand zu wagen. Daran waren fast ausschließlich Einheiten der Deutschen beteiligt; die Armee war so organisiert, dass Deutsche und Tschechen eigene Einheiten hatten. Ich erfuhr das nach Drängen von meinem Vater, der diesbezüglich ausgesprochen einsilbig war, auch was sein Erleben im Krieg betraf. Er haderte wohl damit, dass er nicht desertieren (konnte). Viele andere verhielten sich auffallend genauso, allerdings eher um ihre Beitrag zur Vernichtung der sowjetischen Bevölkerung zu verbergen.
                1945 entschlossen sich meine Eltern, auch nach der SBZ auszureisen, freiwillig, nebenbei, wobei ich, einjährig, todkrank, fast draufgegangen wäre. Deren tschechische Freunde aus der sozialistischen Bewegung beknieten sie zu bleiben und nicht mit den tschechischen Faschisten, die in ihrer Gegend das Ruder übernommen hatten, allein zu lassen. Gegen diese hatten sie zusammen oft harte Kämpfe bestanden. Welche Rolle diese Faschisten im weiteren spielten, weiß ich nicht. Jedenfalls gerierten sie sich als Widerstandskämpfer. Vom Kopf dieser berichteten Vaters Freunde, das dessen einzige nennenswerte Tat darin bestanden haben soll, nach dem deutschen Rückzug stockbesoffen, sein ständiger Zustand, einen liegengebliebenen Lkw an einen Pfeiler einer Elbebrücke gefahren zu haben.
                Ich finde, nur die große Geschichte zu erzählen, erbringt nur ein schiefes Bild, Details erbringen notwendige Differenzierung.

                1. Ich habe das nie so wahrgenommen. Vielmehr spielte in der DDR die Nationalität nahezu keine Rolle.
                  Die Umdefinition politischer und sozialer Kämpfe in
                  nationalistische Stereotypen ist typisch für die BRD und ihr Beitrag zur Verdrängung der historischen Geschehnisse.

                  1. Man, wir, konnte/konnten das nicht so wahrnehmen, weil in den Erzählungen unpassende, störende Details unter den Tisch fielen.
                    Das war mir schon immer ein Widerspruch, auch in meiner jahrelangen Tätigkeit als Propagandist.
                    Das ist keine rein rhetorisch/theoretische Sache, denn infolge dieser Grundlage wurden so ganz nebenbei die überlebenden Personen aus der Arbeiterbewegung, die die Nazis übersehen hatten, im politischen Leben der SED und der gesamten Gesellschaft eliminiert. Das geschah aus meiner Familie meinem Großvater und Vater, letzter noch Anfang der 80er Jahre, ersterer war 1953 dran. Beide überlebten im direkten Wortsinn. Andere, denen ich begegnete, hatten sich ins Private zurückgezogen und resigniert.

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