Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Yoav Gallant befinden sich schon seit langem im Konflikt. Der hat sich jetzt zugespitzt.
Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant ist diese Woche gefragt worden, warum Israel keinen vollen Krieg im Libanon initiiere. Er antwortete: “Ich höre die Helden mit den Trommeln, [das Gerede vom] totalen Sieg und den [ganzen] Quatsch. Den Heldenmut habe ich gesehen, sobald es zur Verhandlung kommt.” Im Sicherheitsausschuss fügte er dem hinzu: “Die Bedingungen, die es heute für einen Krieg im Libanon gibt, sind das Gegenteil von dem, was sie zu Beginn des Gaza-Krieges waren.”
Yoav Gallant ist kein großer Redner vor dem Herrn, seine rhetorischen Fähigkeiten stehen denen Netanjahus deutlich nach. Gallant ist gravierend am Verlauf des Krieges im Gazastreifen, einschließlich der dort begangenen Verbrechen, beteiligt. Er weiß es auch und wird noch dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Was Gallant allerdings von Netanjahu unterscheidet, ist seine Gradlinigkeit (ich erspare mir die Verwendung von Ehrlichkeit); er ist nicht perfide wie der Premier, trompetet zwar die Siegesparolen des Militärs (er ist ja Verteidigungsminister), weiß aber auch um die Grenzen des real Wünschbaren unter den gegebenen Koordinaten des Sicherheitsbereichs. Haaretz-Kolumnist Yossi Verter schreibt über Gallant in diesem Zusammenhang: “Für ihn sind Bibi, seine Berater sowie diese oder jene Minister und Knessetmitglieder Hintergrundgeräusche, wenn’s hoch kommt. Er verachtet sie.”
Das bringt Netanjahu schon seit langen Monaten auf die Palme. Bereits im Februar 2023 wollte er Gallant seines Postens entheben, als sich dieser – verantwortungsvoll! – dem von Netanjahu und seinem Umfeld versuchten Staatsstreich mit dem Argument entgegenstellte, dass der Protest gegen den umstürzlerischen Versuch Dimensionen angenommen habe, die die Sicherheit Israels gefährdeten. Er sprach sich gegen die Fortführung der “Justizreform” aus. Als ihn Netanjahu daraufhin entließ, brachen Riesendemonstrationen gegen diesen Schritt des Premiers aus, die Netanjahu zurückschrecken ließen. Die Chose löste sich damals in Wohlgefallen auf.
Seit Beginn des Gaza-Krieges hat sich das gespannte Verhältnis zwischen den beiden nur noch aufgeladen. Das hatte (aus Netanjahus Sicht) zwei Gründe: Zum einen begann er bald nach dem 7. Oktober die Schuld am Desaster von sich auf das Militär, für das Gallant ministeriell verantwortlich zeichnet, abzuwälzen. Das Ergebnis war, dass mitten im Krieg eine Front der Politik gegen die IDF-Spitze entstand; man huldigte dem “heldenhaften Kampf” der Soldaten an der Front, befleißigte sich aber zugleich einer Art umgekehrter israelischer Dolchstoßlegende: Das Militär bzw. seine Verantwortlichen fallen den Regierenden in den Rücken.
Zum anderen kann es aber der israelische Premierminister, der sich seit Jahrzehnten mit dem selbstgegebenen Titel “Mister Sicherheit” schmückt, nicht ertragen, dass er in Gallant nicht nur einen Konkurrenten, sondern womöglich einen ihm im Bereich der Sicherheit Überlegenen vor sich hat, der zudem die Armee auf seiner Seite weiß. Er ist daher bemüht, Gallants Status politisch zu erschüttern.
Entsprechend wurde der israelische Verteidigungsminister vom Büro des Premiers ausdrücklich beschuldigt, eine “anti-israelische Ausrichtung” angenommen zu haben; er sei Hamas-Führer Sinwar gegenüber zu nachsichtig und weichherzig, habe zudem seinen Willen verloren, die Hamas zu besiegen. Im Klartext: Yoav Gallant ist ein Verräter. Yossi Verter meint zu dieser schweren Anschuldigung: “Es handelt sich um die Kennzeichen eines Diktators: Jeder, der nicht mit seinen Parolen gleichzieht, ist ein Subversiver, ein Gegner des Staates, Ziel für Verleumdung und Hetze (in Bibistan) und für ein Attentat (in Russland etwa). Angesichts der vielen Herausforderungen, denen er sich ausgesetzt sieht, wäre zu erwarten gewesen, dass Netanjahu sich zurückhält, das Gesagte ignoriert oder wechselweise eine rationalere Verlautbarung von sich gibt. Er ist doch Premierminister. Aber dazu ist er nicht fähig, er mußss Gleiches austeilen und noch steigern.”
Man könnte das als infantiles Machogeplänkel zweier alternder Männer abtun, die noch einmal zeigen wollen, “wo’s langgeht”. Dafür ist aber die Lage in Israel zu ernst. Yoav Gallant weiß, dass er seine politische Zukunft bereits hinter sich hat; er selber sagt, dass er in seinem Leben nichts Wichtigeres mehr machen werde, als Israel in diesem schweren Krieg militärisch geführt zu haben. Er weiß zudem, dass seine Tage als Likudmitglied womöglich gezählt sind. Er kann sich daher auf das konzentrieren, worum es in der Sache selbst zu gehen hat: Er weiß, dass das Gerede vom “totalen Sieg” Quatsch ist und dass man sich mit der Hamas arrangieren muss, wenn man die wenigen Geiseln, die noch am Leben sind, aus der Gefangenschaft im Gazastreifen befreien möchte.
Bei der unfassbaren Konfrontation zwischen den faschistischen Hardlinern in der Regierung, Ben-Gvir und Smotrich, die den Krieg auf keinen Fall beenden wollen, bevor die Hamas vernichtet worden ist, und den Angehörigen der Entführten, die (mit Tausenden von Israelis) die Regierung anflehen, den anstehenden Deal mit der Hamas einzugehen (was natürlich mit gewissen Konzessionen Israels an die Hamas einhergehen wird), schlägt sich Gallant auf der Seite der Letzteren. Was immer dabei seine Beweggründe sein mögen – ob Menschlichkeit oder schlicht eine realitätsgerechte Wahrnehmung der bestehenden Situation –, er braucht sich nicht mehr zu verstellen, geschweige denn, dem Ansinnen jener zu beugen, die er verachtet.
Hingegen ist Netanjahu einzig auf den Erhalt seiner Macht und Herrschaft ausgerichtet. Es ist nicht ausgemacht, dass er selbst nicht weiß, dass sein “totaler Sieg” Quatsch ist, weil eben Ideen und ihre Manifestationen als Bewegungen nicht zu besiegen sind, solange ihre Träger an ihnen festhalten. Hamas mag geschwächt sein, man kann die Gaza-Bevölkerung weiterhin martern und schinden, wie es Israel schon seit langem tut. Aber die der Hamas zugrunde liegenden Ideen sind nicht eliminierbar, wenn sie zum Lebensinhalt der Bevölkerung im Gazastreifen geronnen sind. Das müsste Netanjahu doch wissen – man sage ihm nur, dass der Zionismus sich überlebt habe und aus der Welt zu schaffen sei, und schon würde er einen ideologischen Tobsuchtsanfall kriegen. Das Postulat der Hamas “From the River to the Sea Palestine will be free” und das Netanjahu-Postulat des “totalen Sieges” über die Hamas bzw. die Idee eines “Großisrael” halten sich da die Waage: Beide sind nicht zu verwirklichen, zugleich sind aber beide nicht ausrottbar, solange es noch Menschen gibt, die von ihnen angetrieben sind.
Aber selbst, wenn er das weiß, spielt es keine Rolle. Er kann den Deal mit Hamas nicht wollen, solange ihm Smotrich und Ben-Gvir als Wächter zur Seite stehen und ihm ständig drohen, seine Koalition aufzulösen, wenn er einem Übereinkommen mit der Hamas zustimmt. Dies ist für ihn eine nachgerade endzeitliche Vorstellung. Daher hat er bis jetzt nicht nur dem präsentierten Deal immer wieder Steine in den Weg gelegt (hat sich mithin um die Wehklagen der Angehörigen der Geiseln einen Dreck gekümmert), sondern er verfolgt noch immer die Doktrin, dass gesteigerter militärischer Druck die Geiselbefreiung fördere. Er hat sich auch nicht nehmen lassen, durch gezielte Liquidierungsaktionen israelischer Geheimdienste gegen einen Hamas-Oberen auf iranischem Boden und einen ranghohen Hisbollah-Offizier im Libanon eine Reaktion seitens des Iran und der Hisbollah zu provozieren, die zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Zeilen ganz Israel seit einer Woche in panischer Erwartung der anstehenden Vergeltung den Atem anhalten lässt. Auch das ist ein Teil der auf dem “Quatsch” basierenden Militärpraxis Israels.
Wenn aber Yoav Gallant (der übrigens nicht unschuldig ist an der monatelangen Genese dieser Praxis) jetzt meint, die Bedingungen, die es heute für einen Krieg im Libanon gibt, seien das Gegenteil von dem, was sie zu Beginn des Gaza-Krieges waren, dann muss er zum “Landesverräter” werden. Dass gerade er um die Belange des Landes professioneller, sachlicher und ehrlicher bemüht ist als Netanjahu, seine unterwürfigen Minister und seine Berater-Combo, spielt für das Wahlvolk der Bibisten keine Rolle. Wer ihrem Idol nachsagt, dass er, “Mister Sicherheit”, im Bereich der Sicherheit herumquatsche, kann nichts anderes, als “Landesverräter” sein. Off with his head!
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Das Hauptproblem ist, es gibt nicht so viele Israelis in der IDF die Bereit sind im Krieg gegen wenn auch immer zu sterben.
Ein Bodenkrieg mit der Hisbollah im Libanon und ein Fernkrieg mit dem Iran sind den eigenen Bellizisten(Kriegstreibern) auch zuviel des Guten. Es sei denn in der Ukraine/Russland werden als erstes Nuklearwaffen eingesetzt, das würde die Ganze Situation in Israel und dem Iran verändern.
Das Problem ist, dass Palästinenser ermordet werden.
Das die Hamas, die eigenen Kinder als Selbstmordattentäter einsetzt um Israelis zu ermorden, sagt doch Alles, über Bereitschaft aus. Oder?
Das seit 7. Oktober 2023 über 16.583 Frauen und Kinder in Gaza und anderen Orten Palästinas vom israelischen Militär getötet wurden lässt Gaza schlechter dastehen als jedes Ghetto.
das Problem ist, dass Menschen ermordet werden.
Diktatoren gibt es auch abseits der üblichen Verdächtigen: in den USA, in Westeuropa. Das nur nebenbei.
Netanjahu ist einer der übelsten unter ihnen. Er opfert für seine Macht alles: Zehntausende Palästinenser, tausende israelische Geisel. Wenn ihm dann einer in die Quere kommt, ist er zwangsläufig ein Verräter. Hitler, Pol Pot, Pinochet, Franco, Mao und Stalin haben es vorgemacht.
“Diktatoren gibt es auch abseits der üblichen Verdächtigen”. da möchte ich Ihnen nicht widersprechen. wir haben aber auch ein Strukturproblem, das gleichermaßen eine Rolle spielt. und wirtschaftliche Interessen.
Eigentlich erfahre ich in dem Artikel gar nichts, wer nun für was steht. Gallant hat von Anfang an eine Lösung angestrebt, bei der die IDF den Gazastreifen besetzt und sicherstellt, dass von da keine Gewalt mehr ausgeht gegen Israel. Wobei es aber keinerlei Einmischung in das zivile und politische Leben der Gesellschaft geben soll. Ähnlich wie die Nachkriegszeit in Deutschland. Wenn das als Kriegsziel genannt würde, hätte es weit mehr Akzeptanz als die Nichtaussage Netanjahus dazu. Wenn kein Kriegsziel definiert wird, brüllen die auf der Gegenseite natürlich Genozid. Man hat ihnen diese Tür regelrecht geöffnet. Und wie so oft bei Rechtspolitikern sind sie unfähig, das Offensichtliche zur Kenntnis zu nehmen. anifestationen.
“Es ist nicht ausgemacht, dass er selbst nicht weiß, dass sein “totaler Sieg” Quatsch ist, weil eben Ideen und ihre Manifestationen als Bewegungen nicht zu besiegen sind, solange ihre Träger an ihnen festhalten.”
Och ja, Ideen und Manifestationen. Von Radikalislamisten, wie sie euphorisierend genannt werden. Nee Zuckermann, das sind fanatische Nazis und das hat man ihnen abzugewöhnen. Wie den Deutschen ab 1945. Beziehungsweise hat man festgestellt, dass es da Lücken gab. Das sollte sich nicht wiederholen.
Hört ihnen doch mal zu:
https://www.youtube.com/watch?v=XU438kMknbQ
“Wobei es aber keinerlei Einmischung in das zivile und politische Leben der Gesellschaft geben soll.”
Bruhaha, selten so gelacht.
Genauso, wie sich das israelische Terrorregime nicht im WJL einmischt und vorher nicht in Gaza eigemischt hat, gelle.
Und der Judenrat hat im Nazireich auch ganz selbständig und ohne Einmischung agiert, klar.
Jaja, ich weiß, 11. Gebot, du sollst nicht vergleichen, wenn es um Israel und Nazis geht, aber erstens tut das Israel und tun Sie es , siehe obigen Post, ununterbrochen und zweitens ist Vergleichen eben nicht Gleichsetzen in jedem Aspekt.
Ignorieren Sie doch das zionistische Geschwätz. Er möchte, in schöne Worte gefasst, from the river to the see als nächste Verwaltungseinheit der Zionisten, und das wird nicht passieren, ohne das auch Kernisrael zerstört wird.
Mehr Kommentare wie diesen, bitte. Das schafft Klarheit.
Sie Wiederholungströter! Vergleichen Sie Israel endlich mit der Deutschen Schutztruppe in DSWA oder mit Leopold dem Zweieinhalbten und seinen Lakaien und lassen Sie die Nazis mal in Unruhe in der Hölle des verfaulten Zahnfleisches schmoren. Sie müssen ja nicht gleichsetzen!
Vor vielen Jahren gab es mal zu viele Antisemiten.
Heute gibt es eher zu wenige davon.
“Das Postulat der Hamas “From the River to the Sea Palestine will be free”… war in Wirklichkeit von Anbeginn konkret das Ziel der Zionisten: ein jüdischer Staat, bzw.. eine jüdische Kolonie, kein Palästina, auch keine Zweistaatenlösung! Historisch zeichnet sich heute ab dass es letzten Endes tatsächlich nur die Einstaatenlösung geben wird: ein geeintes Palästina auf demokratischer Basis!
Und dass gegen Gallant und Netanyahu beim ICC ein Haftbefehl beantragt wurde sollte beide Verbrecher trösten!
gegen wen war denn da noch ein Haftbefehl erlassen worden?
Warum lässt man einen Juden Propaganda verbreiten wenn nichts über Palästina berichtet wird?
Noch nicht mal die Olympischen Spiele ohne Propaganda:
https://www.infosperber.ch/gesellschaft/sport/wie-israel-mit-olympia-werbung-fuer-den-krieg-macht/
Hier ein kleines Video von
George Galloway zum Thema “full spectrum dominace” und wie es aktuell um Sie bestellt ist. Must see.
https://youtu.be/vV269LjjJ4c?t=469
diesen Artikel von Moshe Zuckermann habe ich nicht verstanden. das Einzige, was mir deutlich wird, ist: das sinnlose Sterben von vielen Menschen scheint alleine vom Mikrobiom abhängig zu sein. wie gehts mir denn heute? und wie gehts denn dem Chef, den ich gerne übertrumpfen will, aber der hat Petersilie im Garten ohne Chemie und ich habe nur die aus dem Supermarkt, aber dafür weiss ich alles besser, weil ich mehr in der Sonne bin und das kurbelt die Vitamin D Produktion an. oh, jetzt hat er aber mehr Vitamin C … .
Noch eine hirnlose Pöbeltröte. Als wenn Artur, Hautono und b cunt nicht reichen ..
Nachdem die Weltöffentlichkeit erfahren hat, was Demokratie darstellt, hat sich die diese Welt von demokratischen Stimmung distanziert.
Wie konnte so etwas geschehen nach Jahrzehnten der Indoktrination, das die Demokratie das beste sei?
Um Final in einer Diktatur wieder zu enden.
Jetzt hatte ich wieder einen Lach bzw. Heulanfall, über die primitiven Handlungen der Denkfabriken, das ist staatlich verordnete Armut. Wie traurig in dieser Welt zu existieren, wie ein Hamster das Rad für die Bürger beginnt zu treten und das dann in Rotationen gerät, ohne darüber nachzudenken!
Weder Netanjahu noch Gallant haben in diesem Zusammenhang derzeit als strategische Erfüllungsgehilfen der globalen Rüstungskonzerne westlichen Zuschnitts das Geringste zu melden, außer sich in ihrer kleinen zionistischen Enklave möglichst wichtig zu tun. Was hier abläuft, ist vielmehr globalstrategischer Natur. Die USA (absolut wichtigster Rüstungslieferant Israels) befinden sich derzeit in mehreren Stellvertreterkriegen, vor allem mit Russland und infolgedessen auch allen anderen Staaten, die Russland militärisch unterstützen und unter denen sich der Iran aufgrund seiner Waffenlieferungen an Russland deutlich hervortut. Die US pumpen Israel (aber auch etwa Saudi-Arabien) u.a. auch deshalb derzeit wieder derart mit Rüstungshilfen voll, weil der Iran platt gemacht werden muss, damit auch Russland ins Wanken gerät und das möglichst, bevor den US die Rohstoffe für ihre Rüstungsproduktion ausgehen, und auch noch Nordkorea und China Japan, Australien und Neuseeland angreifen. Das liest sich vielleicht erst mal kompliziert, ist aber globalstrategisch betrachtet ein einfaches Rechenexempel mit wenigen Unbekannten. Jede halbwegs funktionale KI löst derartige Scheinprobleme in weniger als 10 Jahren.