
Ein kurzer Überblick über drei Arten psychologischer Forschung
Die Gesetzeslockerungen in immer mehr Ländern zeigen, dass Cannabiskonsum wieder als normaler wahrgenommen wird. Aus wissenschaftlicher Sicht müssen wir jetzt aber feststellen: Was Cannabis mit den Konsumierenden macht, wissen wir gar nicht so genau.
Die Forschung hierzu war wegen der ausgeweiteten Verbote seit den 1960ern bis 1970ern kaum noch möglich. Und wenn, dann behandelten vor allem Mediziner das Thema und berichteten fast nur über negative Effekte. Wen wundert’s, wo doch nur diejenigen in den Kliniken landen, bei denen der Konsum zu Problemen führte.
Dass Cannabis vor rund 100 Jahren überhaupt auf der Verbotsliste landete, lag aber an einem diplomatischen Kuhhandel auf der Zweiten Opiumkonferenz. Man sieht, was für weitreichende Konsequenzen so eine politische Entscheidung haben kann, mit unzähligen durch die Drogenkriege vernichteten Existenzen.
Verträglichkeit und Aggressivität
Um die Auswirkungen von Cannabiskonsum besser zu verstehen, befragten Psycholog*innen an der University of New Mexico 146 Psychologiestudierende (im Mittel 19 Jahre alt). Die Angaben wurden mit Urintests überprüft und bei drei Abweichlern wurde dadurch die Gruppenzugehörigkeit angepasst. Bei der Auswertung wurden insbesondere Unterschiede zwischen den jungen Frauen und Männern berücksichtigt.

Links sind die Ergebnisse für zwei Maße von Aggression dargestellt, rechts von Verträglichkeit (engl. agreeableness). Verträglichere Personen sind im Umgang mit anderen allgemein angenehmer. Schwarz sind die Nicht-Konsumierenden, weiß die Cannabiskonsumierenden. Quelle: Vigil et al.; Lizenz: CC BY 4.0
Laut den Ergebnissen auf der Abbildung gab es mittelgroße bis große Unterschiede bei der Aggressivität und Verträglichkeit, mit unterschiedlicher Richtung: So waren die Werte für Aggressivität bei den cannabiskonsumierenden Frauen höher; bei den jungen Männern mit Cannabiskonsum war vor allem die Verträglichkeit deutlich höher. (Man sieht aber auch, dass – unabhängig vom Cannabiskonsum – die Aggressionswerte für die Männer insgesamt höher waren.)
Die Forscher*innen schreiben selbst, dass es hier wahrscheinlich eher um einen Selektionseffekt geht: Dass also Cannabis nicht die Frauen aggressiver und die Männer verträglicher machte, sondern umgekehrt Personen mit diesen Eigenschaften eher zu dieser Substanz griffen. Das begrenzt allerdings auch die Aussagekraft solcher Befragungen.
Kaum Experimente
Gerade mit Blick auf Ursache-Wirkungs-Beziehungen führt darum aus wissenschaftlicher Sicht kaum ein Weg am Experimentieren vorbei: Idealerweise werden die Versuchspersonen dabei zufällig in die Ziel- oder Kontrollgruppe eingeteilt und wissen weder sie noch die Versuchsleiter, ob sie den Wirkstoff oder ein Placebo bekommen.
Jedenfalls in diese Richtung ging eine Studie von Forscher*innen an der Universität Maastricht in den Niederlanden. In dem Versuch verglich man Personen, die a) viel Alkohol tranken, b) regelmäßig Cannabis konsumierten oder c) als Kontrolle dienten.
Die Aggressivität wurde mit einem Computerprogramm erzeugt und gemessen. Bei diesem ging es darum, in Konkurrenz mit jemand anderem den eigenen Gewinn zu erhöhen – aber durch das Verhalten des Gegenspielers konnte man auch finanzielle Verluste erfahren. Wie so oft in dieser Art von Forschung, wurde der Konkurrent vom Computer aber nur simuliert; den Versuchspersonen wurde trotzdem mitgeteilt, es handle sich um jemanden in einem anderen Raum im selben Gebäude.

Bei dem Versuch nahm die Anzahl der aggressiven Entscheidungen in der Alkoholgruppe zu, in der Cannabisgruppe aber ab. Man sollte hierbei bedenken, dass Erstere insgesamt weniger aggressiv auftrat. Quelle: Perna et al.; Lizenz: CC BY 4.0
So ein Laborversuch hat den Vorteil, dass man Störvariablen weitestgehend ausschließen kann. Die Auswirkungen der experimentellen Manipulation – hier die Gabe von Alkohol oder Cannabis gegenüber Plazebo – ist dann mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Nachweis einer Ursache-Wirkungs-Beziehung.
Doch natürlich ist nichts ganz perfekt. Da die Versuchspersonen in der Forschung mit psychoaktiven Substanzen oft spüren, in welcher Gruppe sie sind, treten hier Erwartungseffekte auf. Kurz: Schon wenn Menschen nur denken, unter Drogeneinfluss zu stehen, verhalten sie sich mitunter anders. Wie so oft ist Wissenschaft komplex. Und man muss genau wissen, welche Bedingung man mit was vergleicht, um keine falschen Schlüsse zu ziehen.
Selbstbefragung
Angesichts der spärlichen Datenbasis ist eine schon etwas ältere Übersichtsarbeit von australischen Forschern aus dem Jahr 2003 mit dem auffälligen Titel „Being stoned: A review of self-reported cannabis effects“ immer noch aussagekräftig: Sie fassten darin mehrere Studien zusammen, wie Personen die Auswirkungen ihres Cannabiskonsums selbst beschrieben hatten.
Demnach standen einerseits das Erleben positiver Gefühle – dazu zählte auch das Vermeiden von depressiven Stimmungen – und andererseits die Entspannung im Vordergrund. Man könne spekulieren, dass Menschen, die sich besser und entspannter fühlen, auch besser gegenüber anderen Verhalten. Doch das müsste durch weitere Forschung geklärt werden.
Aus heutiger Sicht ist fällt auf, dass in der öffentlichen Diskussion um die Entkriminalisierung von Cannabis so gut wie nur übers Psychose-Risiko gesprochen wurde. Die positiven Auswirkungen des Cannabiskonsums wurden fast gar nicht thematisiert. Dabei treten laut neueren Daten zum Beispiel Schizophrenien eher selten auf und spiegeln diese Ergebnisse gerade den Zustand der Verbotspolitik wider, unter dem es häufiger zu Fehldosierungen und den Konsum verunreinigter Substanzen kommt.
Achtung! Cannabiskonsum kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken.
Erfahren Sie mehr über die Cannabis-Gesetzgebung sowie wichtige Grundlagen: Was ist eine Droge? Was ist Abhängigkeit? Seit wann gibt es Cannabiskonsum in der Menschheitsgeschichte? Und was sind sein Nutzen und seine Risiken? Das neue Buch von Stephan Schleim gibt es als eBook u.a. bei Google Play Books.
Unsere Politiker wollen das Wir Panzerschokolage konsumieren. Wegen Kriegstüchtigkeit und so. Cannabis stört da nur.
Pervitin/Cristal Meth ist dagegen gar nicht pöhse. Kommt alles wieder.
Wird doch schon an Piloten verfüttert.
Als ähm „Cannabis-Experte“ kann ich bestätigen, dass wenn man so richtig zugedröhnt ist, man überhaupt nicht aggressiv ist. Oder irgendwas anderes, abgesehen von zugedröhnt 😉
War schon ein massiver Unterschied zu zb einer Kneipentour am Freitagabend. Und ich will nicht wissen wie die LAN-Parties (60% CS, 30% C&C) geendet hätten wären wir stattdessen alle betrunken gewesen..
Aber beim Cannabis funktionierts umgekehrt. Auf „Entzug“ merkt man selbst dass man vielleicht nicht unbedingt aggressiver ist, aber definitiv gereizter, weil der Kopf den Stoff wieder selbst herstellen muss und nicht mehr von ausserhalb übersätigt wird. Das sollte imho mit in diese Studien einfliessen, wenn sie wirklich das Aggressionspotential respektive Hemmung von Cannabis erforschen wollen.
„Senkt Cannabiskonsum die Aggression?“
Gefahr im Verzug? Droht Barbarossa 2.0 wegen rumlümmelnden und gar nicht so motivierten Arriern zu scheitern?
Ein Canabaisverbot muss SOFORT wieder her! 😁😄😂
Unbedingt! Nicht daß noch Frieden ausbricht!
Quatsch, die Ukrainer sind 90 Prozent der Zeit
zugedröhnt. Auch nicht verwunderlich,
Die Überlebenszeit für neue Rekruten an
der Front liegt ungefähr bei 2 Wochen. 🙁
Nein, nein, nein. Nur für die Soldaten mit Fronteinsatz muss Cannabis verboten sein (und diesen stattdessen andere Mittel gegeben werden) und für andere Personen, während der Arbeit und vor der Arbeit am gleichen Tag. Ansonsten ist Cannabiskonsum durch das Wahlvieh/Stimmvieh – aus Sicht der „Herrschenden“ – durchaus positiv zu bewerten.
Es ist halt immer wichtig, den „bovi“ immer die richtigen „Drogen“ zu verabreichen (oder zumindest zur Verfügung zu stellen) – in manchen Fällen kann dieses „Panzerschokolade“ sein, in anderen Fällen halt Cannabis.
ps. Bei einer total zugekifften Bevölkerung könnte durchaus ein Bürgerkrieg ausfallen (bzw. die Beteiligung am Bürgerkrieg auf später verschoben werden, wenn man nicht mehr „high“ ist und man dann „zufälligerweise“ keinen neuen Joint anzünden kann).
pps. Beim Schreiben kam mir aus irgendeinem Grund der Roman „This Perfect Day“ von Ira Levin (deutscher Titel: „Die sanften Ungeheuer“) in den Sinn, welche manche Personen durchaus als einen „utopischen“ Roman (und keine technokratische Dystopie) ansehen könnten.
Tja, nu sindse alle tot…….. 😂🤣
https://www.tagesschau.de/wissen/skelette-drogen-mailand-100.html
Zum Verbot der bundesweiten Gaza-Soli-Demo am Samstag in Frankfurt berichtet die „Frankfurter Rundschau“
https://www.fr.de/frankfurt/samstag-frankfurt-verbietet-palaestina-grossdemo-am-93903891.html
Overton hat dazu bisher nicht berichtet!
Warum?
Unterstützt Overton durch Schweigen die Einschränkung der Grundrechte, wenn es um das heilige Israel geht?
@Naomi: Was hat das mit dem Inhalt dieses Beitrags zu tun?
Ist schon bemerkenswert wie wenig die Wissenschaft darüber weiß.
Übrigens kommt dass Wort Aggression von aggregere, was lediglich so viel wie „tun“ im Sinne von „etwas angehen“ bedeutet.
Und wenn das Männchen etwas gelassener und das Weibchen aktiver wird, dann kann der Sex beiden mehr Freude bereiten. Natürlich kann man es auch beim Lachen und Essen belassen. Interaktionen, die man bei einem Computertest nicht herausfinden kann.
Das meiste an pharmazeutischer Forschung wird von der Pharmaindustrie bezahlt. Die haben Interesse an patentierbaren und vermarktbaren Stoffen. Billige Unkräuter interessieren die nicht, weil man sie nicht teuer verkaufen kann.
Wer weiß? Aber Kokain hilft schon mal garantiert nicht dabei. Siehe Merz, Macron, Starmer, Meloni..
Daß diesem Gesindel weder Führerschein noch Pilotenlizenz wegen dem Drogenkonsum entzogen wird, wundert bei dieser Zweiklassenjustiz erst recht nicht.
„Daß diesem Gesindel weder Führerschein noch Pilotenlizenz wegen dem Drogenkonsum entzogen wird, wundert bei dieser Zweiklassenjustiz erst recht nicht.!
Wieso? Ist doch astrein geparkt der Heli. Bei Merz sieht die ganze Schoße sicher ähnlich aus wenn der am Steuer hockt.
https://youtu.be/PBgYe_GBGDM
Dass Canabiskonsum weniger aggressiv macht, sollte jedem, der damit mal zu tun hatte und Leute kennt, eigentlich klar sein. Dazu braucht man keine Studie. Es gilt natürlich nicht für alle, aber für die Meisten.
Allerdings würde ich mal behaupten wollten, dass Canabiskonsum bei sehr vielen Konsumenten passiv-aggressives Verhalten auslöst. Besonders bei Leuten, die sehr viel konsumieren. Auch ein ziemlich spezieller Zynismus kommt relativ oft vor.
Die Leute die den ganzen Tag gewohnheitsmäßig Cannabis konsumieren sind einfach nur noch ungenießbar und kaum noch zu irgendwas zu gebrauchen. Die Dosis macht den Unterschied.
Immer stoned ist nicht mehr lustig.
„Auch ein ziemlich spezieller Zynismus kommt relativ oft vor.“
Ach, das mit dem Zynismus kommt glaube ich ganz automatisch sobald man im wertloswesten längerer Zeit lebt und die Verlogenheit tagein-tagaus einatmet. Da braucht man kein Canabis für, ein Blick in den Spiegel oder die Tagesschau reicht um diesen „speziellen“ Zynismus in Wallung zu bringen.
Hmm und wie passt das mit den ganz und gar nicht friedlichen Haschaschinen zusammen? Die sollen ja kräftig Hanf konsumiert haben.
Vielleicht neigen ja eher friedliche Leute dazu eher friedliche Drogen zu nehmen? Deswegen der Eindruck heute, daß Hanf friedlich macht. Aber nicht so friedliche Leute wie zb religiöse Fanatiker reagieren da möglicherweise anders auf Hanf?
Viel in der Forschung hat ja ein Selectionbias, weil die meisten Probanden Studenten oder Freiwillige aus dem Umfeld der Universitäten sind mit einer entsprechend westlichen eher liberalen Kultur. Aber Menschen mit anderer Kultur reagieren da vielleicht anders, weil sie anders geprägt sind?
Es gilt das, was ich schon jetzt vor über 50 Jahren gesagt habe.
„Am Morgen einen Joint und der Tag ist dein Freund“
Wobei meine Wenigkeit, lieber erst nach meinem subversiven Tagewerk beliebt, sich dem Rausch hinzugeben. 😉
Unser geliebter Stephan Schleim sollte seine
Stotter*FCK*innen Sprache nur im
Rahmen geselliger Familienabende zelebrieren,
gern auch mit etwas Cannabis gewürzt.
An dem Tag, an dem mir jemand sinnvoll erklärt, was der Unterschied zwischen „die Studenten“ und „die Studierenden“ ist und warum gute Menschen unbedingt letzteres verwenden müssen, obwohl jedem klar ist, dass Studenten keinesfalls ununterbrochen studieren, werde ich freiwillig das falsche und hässliche Genderdeutsch verwenden.
Ich bin ohne jede Einschränkung gegen die Kriminalisierung und auch ohne grundlegende Untersuchungen wissen wir alle, dass wir uns weniger Sorgen machen müssen wenn wir eine Gruppe bekiffter Menschen passieren müssen, als wenn wir besoffen beseelte Jungerwachsene – zum Beispiel Fußballfans – vor uns haben.
Prinzipiell denke ich auch, dass man es jedem Erwachsenen überlassen sollte, ob er sich, womit auch immer, das Gehirn zerschießen will. Aber ich habe eben auch erlebt, wie ein Mensch, der mir dereinst sehr nahestand, am Alkohol zugrundeging. Die vollkommene Ohnmacht, die Unfähigkeit etwas zu bewirken. Und was da so souverän und selbstverständlich klingt – soll doch jeder Erwachsene… – wird zur holen Phrase.
Ich kann nicht wirklich beurteilen, wie sich langfristig der Konsum psychaktiver Drogen auswirkt und dass ich selbst irgendwas glaube, ist so bedeutsam wie der stürzenden Reissack in China.
Aber grundlegende Frage bleibt, was das für eine merkwürdige Welt ist , in der Millionen nur mit regelmäßigen Doping über die Runden kommen. Schmerzmittel, Schlafmittel, Beruhigungsmittel, Aufputschmittel, Hanf, Alkohol, Medienabusus………
Wegen der Entfremdung der Leute, genau deswegen, weil die ganze westliche Erzählung eine Lüge ist.
Alkohol -> kratzt im Hals und macht schwindelig. 🙂
Wie kriegt man das bei der Kontrollgruppe mit einem Placebo hin?