Jacques Baud über die ukrainischen Freiwilligenverbände und Wagner, Personalprobleme der ukrainischen Truppen und der Konfliktstoff der russische Minderheiten nach dem Ende der Sowjetunion.
Jacques Baud war Oberst der Schweizer Armee, arbeitete für den Schweizerischen Strategischen Nachrichtendienst, die Vereinten Nationen und für die Nato in der Ukraine. Er ist Autor mehrerer Bücher über Nachrichtendienste, asymmetrische Kriegsführung, Terrorismus und Desinformation. Das Gespräch wurde am 13. April geführt.
Teil 1: Pentagon-Leaks: Wie gut kennt das Pentagon die Kriegslage in der Ukraine? Jacques Baud über das, was die Leaks über das Pentagon zeigen, den Streit über die Verlustzahlen und ob boots on the ground ein Land zur Kriegspartei machen.
Die von der Ukraine angeblich geplante große Offensive ist auch Thema in den geleakten Dokumenten, die etwa über die ukrainischen Truppenverbände informieren. Bekannt ist, dass die Ukraine Offensivbrigaden aufstellt, die den Freiwilligenverbänden wie Asow unterstehen. Das sind keine regulären Truppen und sie sind dem Innenministerium angegliedert. Kann man denn daraus schließen, dass die reguläre Armee in der Ukraine zu schwach für die Offensive ist? Oder dass die Leute sich weigern, in die reguläre Armee zu gehen und sich lieber den Freiwilligenverbänden anschließen? Und gibt es überhaupt eine Vorstellung davon, wie viele dieser Freiwilligenverbände aktiv sind? In Bachmut haben zum Beispiel auch vor allem Freiwilligenverbände wie Kraken gekämpft.
Jacques Baud: Man muss verstehen, warum diese Freiwilligenverbände entstanden sind. Das war 2014, als es nach dem Sturz von Janukowitsch Aufstände im ganzen Süden gegeben hat. Die Ukrainer haben sofort die Armee gegen diese Aufstände eingesetzt, was zu Probleme geführt hat, weil die Soldaten auch aus der russischen Gemeinschaft stammten und nicht auf ihre Kollegen schießen wollten. Das ist übrigens genau das, was auch auf der Krim passiert ist. Dort waren am Anfang 2014 22.000 ukrainische Soldaten stationiert, die meist lokal rekrutiert worden waren. Das heißt, die Mehrheit der Soldaten in Krim war russischsprachig. Das Problem der Sprache entstand nach der Entscheidung im neuen Parlament im Februar 2014. Die Bevölkerung hat dagegen demonstriert, die Ukraine hat gegen diese Leute die Armee engagiert, aber die Soldaten wollten nicht auf ihren Brüder schießen. Sie haben die Abzeichen entfernt und wurden zu den kleinen grünen Männchen, wie sie die Amerikaner später genannt haben.
Das waren keine Soldaten aus Russland, sondern vor allem von der Krim?
Jacques Baud: Das Status of Forces Agreement (SOFA) mit der Ukraine erlaubte es Russland, bis zu 25.000 Mann auf der Krim stationiert zu haben. Im Jahr 2014 hatte Russland etwa 22.000 Mann völlig legal auf der Krim stationiert. Nach diesem Abkommen waren sie berechtigt, die Kasernen zu verlassen und die Gebiete um ihre Stützpunkte im Fall von Unruhen zu sichern. Sie waren auch berechtigt, die logistische Verbindung mit Russland zu sichern, also auch den Flughafen zu besetzen. Und das ist genau, was passiert ist.
Nachdem das am 23. Februar 2014 verabschiedete neue Sprachengesetz der russischen Sprache den offiziellen Charakter entzogen hatte, kam es im gesamten Süden der Ukraine zu einem Aufstand. Als die neue (nicht gewählte) Regierung die Proteste niederschlug, griffen die Bürger zu den Waffen. Auf der Krim gingen etwa 9000 Männer der Jagd- und Schützenvereine auf die Straße. Die 20.000 der 22.000 ukrainischen Militärs, die Russisch sprachen, entfernten die Abzeichen von ihren Uniformen und liefen auf die Seite der Demonstranten über. Sie wurden zu dem, was unsere Medien als “kleine grüne Männchen” bezeichneten. Zu diesem Zeitpunkt erlaubte Wladimr Putin den russischen Truppen, die bereits in der Nähe ihrer Stützpunkte stationiert waren, sich zwischen die Demonstranten und die Regierungskräfte zu stellen, um eine Eskalation der Situation zu verhindern und gemäß dem SOFA die Ordnung wiederherzustellen.
Die Russen haben also keine neue Truppen gebraucht. Man sagt ja, Russland habe interveniert, aber das stimmt nicht. Die Russen haben im Grunde genommen legal nach dem Abkommen gehandelt. Das Resultat hat natürlich dem Westen nicht gefallen, aber das war alles legal.
Aber zurück zu den Freiwilligen. Die ukrainische Armee war 2014 noch eine Wehrpflichtigenarmee, d.h. auch Zivilisten mussten einen Militärdienst leisten. Diese Leute wollten aber nicht auf ihre Brüder schießen. Deshalb hat man sich denjenigen zugewandt, die den Umsturz im Maidan gemacht haben. Bei den Maidan-Protesten muss man klar verschiedene Phasen unterscheiden. Die erste Phase war ganz friedlich, es haben normale Bürger friedlich demonstriert. Aber ab einem gewissen Zeitpunkt sind dann die Rechtsextremisten dazugekommen und es begannen die Schießereien.
Die Rechtsextremisten wurden in die Demonstrationen mit dem Ziel eingeschleust, die Janukowitsch-Regierung zu stürzen. Die Rechtsextremisten stammen aus vor allem aus der Westukraine. Man hat mit ihnen paramilitärische Kräfte aufgebaut, um sie in gewissen Hot Spots einzusetzen. Und das ist der Ursprung im Grunde genommen. Man hat auch gesehen, dass die Mehrheit der Freiwilligen, die sich diesen Bataillonen wie Asow, Aidar oder Rechter Sektor angeschlossen haben, Rechtsextremisten sind. Dazu gab es noch diese Fremdenlegion, die Internationale Legion. Das sind Leute, die nicht unbedingt Extremisten waren, aber sie wollten kämpfen.
Die Mitglieder der Freiwilligenbataillone sind die Treuesten der Treuesten. Wenn ich einen Vergleich mache, und ich bin da sehr vorsichtig, weil das in Deutschland natürlich ein heikles Thema ist, dann entspräche das der Situation der Wehrmacht und der Waffen SS im Zweiten Weltkrieg. In der Ukraine hat man dasselbe Problem, die Freiwilligen sind politisch motiviert, das sind eindeutig eher Fanatiker auf die ukrainische Seite. Man darf nicht vergessen, dass es in den letzten acht Monaten 9 oder 10 Mobilmachungsrunden gegeben hat, weil,was wir nicht anerkennen wollen, Ukrainer sterben.
Viele wollen nicht in den Krieg. Man sieht immer wieder Videos, die zeigen, wie Uniformierte Männer auf der Straße einfangen, um sie zum Militär zu bringen. Zudem versuchen auch viele Männer, deswegen aus der Ukraine herauszukommen.
Jacques Baud: Das ist ein echtes Problem. Was man den sozialen Medien sieht, kann man vielleicht auch als Propaganda betrachten, aber man darf nicht vergessen, dass die forcierte Mobilisierung etwa zu politischen Problemen mit Ungarn geführt hat. Im westlichen Teil der Ukraine, wo eine ungarische Minderheit lebt, gab es diese gewaltsame Mobilisierung. Die ungarische Regierung hat offiziell gefordert, dies stoppen. Das ist auch der Grund, warum Ungarn sich den Waffenlieferungen an die Ukraine nicht anschließen will. Ungarn hat auch erklärt, dass man sich , wenn die Ukraine diese Praktiken fortsetzt, gegen eine Mitgliedschaft in der NATO aussprechen wird. Man kann das alles unter Propaganda abtun, aber ganz sicher ist das für Ungarn ein ernstes Problem. Das heißt auch, die Ukraine hat ein Personalproblem. Die Mobilmachungsrunden wurden nicht gemacht, um mehr Soldaten zu haben, sondern um die Toten zu ersetzen. Und das muss man wissen.
Vor kurzem wurde in der Washington Post ein Bataillons-Kommandant in Bachmut zitiert, der sagte: Ich bin der einzige aus dem Bataillon, der noch übrig geblieben ist. Alle anderen sind Neulinge, die keine Kampferfahrung haben und kaum ausgebildet für den Kampf sind.
Das ist das Problem, das die Ukrainer haben, um ihre Offensive auf die Krim durchzuführen. Ich bin bereit zu glauben, dass sie genügend Leute haben, aber ob sie tatsächlich physisch, psychisch und technisch bereit sind, einen Kampf gegen die Russen zu führen, ist eine andere Frage. Man muss auch wissen, dass die Kampfverbände der ukrainischen Armee jetzt massiv mit westlichen Waffen ausgestattet sind, das heißt, dass sie nicht unbedingt das Material so beherrschen wie ein Soldat, der sich seit Jahren damit befasst.
Aber noch mal zurück zu den Freiwilligenverbänden. Ich habe mal vor dem Krieg bei einer westlichen Nachrichtenagentur gelesen, dass etwa 100.000 Mann in den Freiwilligenverbänden beschäftigt sind und 120.000 in der regulären Armee. Das war vor dem Krieg. Gibt es denn Zahlen darüber, wie das Verhältnis jetzt aussieht?
Jacques Baud: Ich weiß es nicht genau, aber ich schätze, das sollten ungefähr 30.000 bis 50.000 Mann sein.
Die Freiwilligenverbände sind hochmotiviert, deswegen sollen sie auch an der geplanten Offensive teilnehmen. Angeblich haben sich Zehntausende beworben für diese Offensivgarde. Man kann sich auch vorstellen, dass diese, wenn die Regierung möglicherweise doch mal Verhandlungen führen will, das als Verrat sehen und revoltieren. Sie sind schwer bewaffnet, jetzt auch mit westlichen Waffen und gut ausgebildet, und können natürlich enormen politischen Druck ausüben.
Jacques Baud: Es wurde sogar fast öffentlich gesagt, dass Selenskij nicht in Verhandlungen gehen kann, das würde nicht akzeptiert. Der Sekretär des Sicherheitsrats Danilov hat gesagt, das würde ein politischer Selbstmord sein. Andere haben nicht Selbstmord gesagt, es könnte auch zu einem Mord kommen. Ob das wirklich der Fall ist oder nicht, weiß ich nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass Selenskij seit Anfang des Krieges unter dem Druck dieser Extremisten steht und dass seine Handlungsfreiheit extrem begrenzt ist. Ich finde es extrem seltsam, da wir, wenn wir Selenskij unterstützen, im Grunde diese Extremisten stärken.
Es gibt solche Freiwilligenverbände ja nicht nur auf der Seite der Ukrainer, sondern auch auf der russischen Seite. Ich denke an die Wagner-Söldner, die nicht der regulären Armee angehören, oder die Kadyrow-Kämpfer, von denen man in letzter Zeit wenig hört. Es gibt also auch in Russland solche bewaffneten Verbände, die Druck ausüben können.
Jacques Baud: Ja, aber wissen Sie, das ist nichts Neues. Die Franzosen haben das im 19. Jahrhundert mit der Fremdenlegion erfunden. Das ist genau das Gleiche. Es wurde gesagt, dass Wagner Leute aus den Gefängnissen rekrutiert habe. Das ist genau das, was die Fremdenlegion in Frankreich gemacht hat. Das Motto der Fremdenlegion ist Legion Patria Nostra, weil man in der Fremdenlegion eine neue Identität erhalten hat, ein neues Leben. Ich kenne Wagner nicht gut, aber was man hört, scheint es ungefähr das gleiche zu sein. Der Unterschied zwischen den Wagner-Truppen und den ukrainischen Freiwilligenverbänden wie Aidar oder Asow ist die politische Einstellung. Auch bei den Wagner-Truppen oder den Tschetschenen von Kadyrow gibt es extrem motivierte Leuten, aber die Philosophie und das politische Ziel, die den ukrainischen Freiwilligenverbänden zugrundeliegen, gehen sehr viel weiter als bei den Wagner-Leuten.
Die machen das wahrscheinlich eher wegen des Geldes.
Jacques Baud: Genau.
Und sie kämpfen ja auch in Afrika. Das ist nicht so nationalistisch aufgeladen.
Jacques Baud: So ist das.
Sie haben Danilov schon mal erwähnt. Er kokettiert ebenso wie der Chef des Militärgeheimdienstes Budanov oder Dimitri Jarosch vom Rechten Sektor damit, dass es nicht damit getan sei, die Russen aus der Ukraine hinauszudrängen, sondern dass die Ukraine sich auch angrenzende Teile Russlands einverleibt. Als Budanov einmal interviewt wurde, hat er extra eine Karte aufgehängt, auf der die diese russischen Gebiete markiert waren. Gibt es in der Ukraine einen Trend dahin, dass die Große-Ukraine auf der Basis der ukrainischen Volksrepublik wieder hergestellt werden soll, die es mal kurz bis 1920 gegeben hat.
Jacques Baud: Ich glaube, das ist ein ein Mythos. Die Ukraine als Land ist neu. Wenn man die Ukraine tatsächlich ethnisch oder sogar historisch nimmt, dann wäre das ein ganz kleines Gebiet im Westen von Kiew. Was heute die Ukraine bildet, waren im Grunde genommen Territorien aus Österreich, Ungarn, Rumänien, Polen und Russland. Wenn Putin sagt, die Ukraine sei von Kommunisten geschaffen worden, dann trifft das im Großen und Ganzen zu. Wenn man hingegen von Großpolen spricht, dann hat das eine historische Realität. Die Idee, dass Ukrainer Gebiete in Russland in Besitz nehmen könnten, ist eine Mythologie, um die Hoffnung zu schüren, dass man gewinnen könnte.
Andererseits wirft man Putin immer vor, er habe diese imperialistischen Großträume und wolle über die Ukraine hinaus auch noch Moldawien und andere Staaten einnehmen. Ist da was dran?
Jacques Baud: Nein, ich glaube nicht. Es gibt einige Leute in Russland, die das im Sinn haben. Alexander Dugin zum Beispiel. Das sind Leute, die meinen, Russland müsse mehr Einfluss und mehr Territorium erlangen. Aber man muss auch sehen, dass der Grund, warum Russland in die Ukraine interveniert hat, der Schutz der Bevölkerung des Donbass war. Das werden die Russen politisch in möglichen Verhandlungen später ausnützen, um andere Ziele zu erreichen, wie die Problematik der Erweiterung der NATO. Aber der Grund für die Intervention war die Bedrohung der Bevölkerung des Donbass. Man muss sich auch erinnern, dass Putin in den russischen Medien kritisiert wurde, weil er im Jahre 2014 nicht interveniert hat.
Man vergisst in Europa, dass viele ethnische Russen in den neuen Ländern wie den baltischen Staaten oder Georgien geblieben sind, wo sie plötzlich zu einer Minderheit wurden, während sie in der Sowjetunion die Mehrheit waren. In diesen neuen Staaten entstand das Problem, dass man sich gegen die Minderheit revanchieren wollte. Das sieht man in den baltischen Staaten, in denen die Russen nicht eingebürgert wurden. Wie die russischen Minderheiten in diesen Ländern behandelt wurden, hat die öffentliche Meinung in Russland sehr stark beeindruckt.
Das zeigte sich 2021 auch in der Ukraine, als die Rechte der indigenen Völker gesetzlich geregelt wurden. Die Krimtataren, Karäer und Krimtschaken wurden als indigene Völker der Ukraine anerkannt, aber nicht die Russen. In Europa hat niemand davon gesprochen, obwohl das ähnlich ist wie mit den sogenannten Nürnberger Gesetzen 1935. In Russland hat das die Menschen stark beeindruckt. Deshalb hat übrigens Wladimir Putin zwölf Tage, nachdem das Gesetz in Kraft getreten ist, einen Artikel veröffentlicht. Die meisten haben den Artikel nicht gelesen, aber wenn man ihn liest, sieht man, dass es gar nicht darum geht, dass das ukrainische Volk nicht existiert, im Gegenteil. Putin sagte, man müsse akzeptieren, dass eine Minderheit da ist, die zur Geschichte der Ukraine wie die anderen Minderheiten gehört. Ein Volk besteht aus Minderheiten. Und übrigens, ist das auch der der Fall in Russland. Die Russen stellen zwar die Mehrheit dar, aber Russland selbst besteht aus Minderheiten. Für einen Russen ist es selbstverständlich, dass man ein Land wie eine große Familie betrachtet, in dem es nicht Bürger gibt, die mehr Rechte als andere haben. Das war auch so in der Sowjetunion übrigens. Das heißt, wir unterschlagen diese Themen im Großen und Ganzen und unterstützen ein Verhalten, das total gegen unsere Werte ist. Das ist das Paradox.
Von Jacques Baud erscheint im Juni im Westend Verlag auf deutsch: “Putin – Herrscher des Geschehens?”
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Wie immer kann man Baud voll und ganz beipflichten, übrigens ohne deswegen den politischen Standpunkt Putins, der irgendwo im rechts- also wirtschaftsliberalen Feld liegt, auch nur ansatzweise zu unterstützen. Der europäische Westen, mehr noch als seine aussereuropäischen Teile, ist tendenziell russophob, besonders ausgeprägt im Osten. Das führt notwendig zu Konflikten, wie Baud darlegt. Kombiniert mit den geopolitischen Wahnvorstellungen der NeoCons, in deren Reihen sich Viele finden mit osteuropäischem Familienhintergrund, und den Zustand des Kapitalismus, der dringend einen Reset benötigt, was ohne Krieg zwischen Vormächten nicht zu haben ist, ergibt das ein teuflisches Gebräu, das von Extremisten aller Couleurs für Versuche genutzt werden kann, an die Macht zu gelangen.
“Der europäische Westen, mehr noch als seine aussereuropäischen Teile, ist tendenziell russophob, besonders ausgeprägt im Osten.”
Ist das wirklich so? Hier mal ein Artikel aus 2002, der einen höflichen und respektvollen Umgang Russlands mit Polen beschreibt:
https://www.dw.com/de/aleksander-kwasniewski-in-moskau/a-571602
Präsident Kwasniewski bietet großzügige Visavergaben an. Überhaupt ist auf beiden Seiten der Wille zu sehen, die Vergangenheit ruhen zu lassen und künftig vernünftig zusammen zu arbeiten. Waren die Polen da nicht aufgebracht, so kurz nach dem Ende des Kommunismus? Nichts zu sehen. Kwasniewski hatte laut Wikipedia Zustimmungsraten zwischen 65 und 75 Prozent.
Erst später dann hat die WAZ-Gruppe die polnische Presse übernommen. Da ging es dann los mit der antirussischen Hetze. Abgelöst durch die PiS-Presse, die auch die WAZ noch in den Schatten stellte. Gibt es die Polen, die eine vernünftige Zusammenarbeit mit Russland wünschen, nicht mehr? Wahrscheinlicher ist, dass sie keine Möglichkeit haben, sich zu äußern. Im PiS-Staat wäre das gefährlich.
Durch meine Erfahrungen in Polen mit Polen und auch durch die Schilderungen anderer, die sich dort öfter aufhalten, muss konstatiert werden, dass es nur noch eine Minderheit ist, die rational gegenüber Russland eingestellt ist.
“Der europäische Westen, mehr noch als seine aussereuropäischen Teile, ist tendenziell russophob, besonders ausgeprägt im Osten.”
Also bei den Balten und Polen ist das meiner Meinung nach so, dass seit die EU da die Finger im Spiel hat, alles russophobe gehätschelt wird, weil man dann leichter Beute machen kann.
In Deutschland geht viel der Ressentiments natürlich auf die Nazi-Zeit zurück. Die Nazis stellten sich nach dem Krieg dann umso fanatischer auf die Seite der US-Besatzer und wollten sich so noch irgendwie zu Gewinnern mausern.
Natürlich gibt es auch die “Großgeister”, die sich die Welt gerne als Schachbrett vorstellen möchten, und bei der schieren Ausdehnung Russlands ein bisschen mutlos werden, weil der Überblick nicht gelingen will.
Darum der schon recht alte Gedanke, dass Russland dekolonialisiert, heißt, zerstückelt werden müsse.
Mal ein paar Worte zu Prigoshin und der Wagner Tsheweka. Baud beschreibt die nicht schlecht, allerdings sollte man schon sehen, dass die gerade jetzt stark auf eine russisch-patriotische Ideologie eingeschworen sind.
Einen guten Eindruck bekommt man durch den Wagner-Werbefilm Лучшие в аду “The Best in Hell” https://www.imdb.com/title/tt22530256/ . Der Film ist nicht explizit über die Ukraine, aber faktisch doch. Laut IMDB: “Storyline The ‘White’ units are carrying out an assault operation to seize buildings. They are opposed by the ‘Yellow’ units who are entrenched in these buildings and are also ready to fight to the end.”
Weiss=Wagner, Gelb gleich Ukrainer. Das kommt auch in der Handlung klar zum Ausdruck, wo in einer Kampfszene sich Soldaten beider Seiten auf die Väter, die Berlin erobert haben, berufen.
Was einen, wie an allen Kriegs- und Actionfilmen abstossen dürfte, ist die rein instrumentelle “wertfreie” Darstellung militärischer Gewalt und militärischer Kampftechnik. Was allerdings, im Unterschied zur ukrainischen Kriegspropaganda, angenehm auffällt, ist der Respekt gegenüber der Gegenseite. Das hebt sich von der menschenverachtenden ukrainischen Propaganda äusserst positiv ab.
Prigoshin hat sich im Verlauf des Krieges zu einer herausragenden Gestalt der russischen Zivilgesellschaft entwickelt. Er geht souverän und mit ätzendem Sarkasmus mit westlichen Journalisten um und gibt gelegentlich Interviews. In Russland polemisiert er heftig gegen alle, die die ukrainische Seite lächerlich machen oder unterschätzen, vor allem “Ultrapatrioten”. Er legt sich aber auch regelmässig mit Gouverneuren und Bürgermeistern aus dem “liberalen” Lager an, die etwa gefallenen Exsträflingen Ehrungen oder gar das Begräbnis verweigern. Wo er im russischen politischen Spektrum einzuordnen ist, ist nicht völlig klar, jedenfalls eher im Umfeld der ER. Es gab Spekulationen darüber, dass er sich politisch betätigen wolle, was er zurückweist, seine Ankündigung, als Präsident der Ukraine kandidieren zu wollen, ist wohl nicht wirklich ernst gemeint.
“Das heißt, wir unterschlagen diese Themen im Großen und Ganzen und unterstützen ein Verhalten, das total gegen unsere Werte ist. Das ist das Paradox.”
Nicht für Neocons und eine imperiale Weltmacht, die auf dem absteigenden Ast sitzt. Für die gibt es ohnehin keine Werte – außer den eigenen Machterhalt.
Teilweise ist es schon abenteuerlich, was Baud hier behauptet. Z.b. der Bezug auf SOFA: In der Vereinbarung ging es um die Schwarzmeerflotte. Und auch um die Verpflichtung, die Ortschaften, in denen russische Soldaten stationiert waren, nicht zu verlassen. Laut SOFA hatten diese Soldaten kein Recht, “Friedensstifter” zu sein. Von Aufständen auf der Krim 2014 hat man auch eher wenig gehört..
Der zweite Punkt: Bei Wagner und den Einheiten von Kadyrov gäbe es keine nationalistischen Tendenzen. Baud soll doch mal bitte russisches Fernsehen schauen. Das ist aber nicht der Punkt. Wenn man Baud zuhört kommt man zu dem Eindruck, daß ein Krieg aus nationalistischen Motiven (Asow) schlimmer ist als ein Krieg, wenn man für das Töten “nur” bezahlt wird (Wagner). Merkwürdige Ansichten!
Einen Soldaten, der für Geld kämpft, kann man vielleicht aufhalten. Er hat eher einen Funken Vernunft.
Herr Baud hat im Allgemeinen in meinen Augen einen ruhige Blick auf die Situation in der Ostukraine mit interessanten, mir unbekannten Hintergrundinformationen. Es wäre jedoch gut, wenn man dies von einer anderen Quelle auch nochmal bestätigt sehen könnte. Immer interessant zu lesen. Dafür vielen Dank!
Ich verstehe die Informationen/Argumentation zur russischen Garnison in Sewastopol und auf der Krim und das Auftauchen der grünen Männchen jedoch nicht ganz:
Ich war bisher der Meinung, daß sich legal eine russische Garnison im Zusammenhang mit dem Kriegshafen Sewastopol auf der Krim aufhielt. Diese Garnison rückte im Zusammenhang mit den Unruhen und der Abhaltung des Referendums in unmarkierten Uniformen aus, blockierte die ukrainischen Kasernen, war im lokalen Parlament und verhinderte im Prinzip alle ukrainischen Gegenmaßnahmen. Erst nach Referendum und Anschluß der Ukraine an Russland ist ein großer Teil der ukrainischen Soldaten (vermutlich lokale Kräfte und Wehrpflichtige) übergelaufen und wurde in die russische Armee integriert. Als ein Jahr(?) später die Orden verteilt wurden, ließ Putin die Katze aus dem Sack und sagte “die höflichen jungen Männer in grünen unmarkierten Uniformen seien natürlich russische Soldaten gewesen” (oder so ähnlich).
Und jetzt lese ich:
– legal befanden sich ca. 22.000 russische Soldaten im Zusammenhang mit dem verpachteten Kriegshafen Sewastopol auf der Krim und diese seien im Zusammenhang mit den Unruhen als Puffer zwischen Demonstranten und ukrainischen Regierungskräfte ausgerückt
– gleichzeitig seien aber 20.000 von 22.000 lokalen ukrainischen Militärs sofort übergelaufen und hätten sich nach Ablegen der ukrainischen Abzeichen in die bekannten “kleinen grünen Männchen” verwandelt
Der Ablauf scheint mir nicht ganz schlüssig: War nun die russische Armee ohne Abzeichen auf der Krim unterwegs oder waren dies die Überläufer der lokalen ukrainischen Streitkräfte? Etwas komische Jongliererei mit Zahlen.
Mir scheint, hier ist das Interview vielleicht falsch redigiert und zusammengefasst worden.
@JB: Ich sehe mir russische Veröffentlichungen, russisches Fernsehen und russische Blogs an. Und nein, die nationalistischen Parolen sind selbst bei den “Ultrapatrioten” nicht im Geringsten mit dem vergleichbar, was in der Ukraine abgeht. Das beginnt schon damit, dass die ukrainische Sprache in Russland in keiner Weise diskriminiert ist, auf der Krim ist sie eine der drei Amtssprachen.
Und schon wird mitunter in Bezug auf die gegnerischen Truppen mit begriffen wie Nazis und “entnazifiziert” (getötet) zum Teil leichtfertig umgegangen. Sobald es um gefangene Soldaten handelt, ändert sich der Ton deutlich. Nirgends gibt es Herabwürdigungen wie “Orks” oder “Nieliudi” (Untermenschen, keine Menschen), wie sie auf ukrainischer Seite “normal” sind. Das sind die “nationalistischen Motive”, die Baud verurteilt. Dass ukrainische Soldaten sich angegriffen sehen und ihr Land verteidigen wollen, fällt nicht darunter. Das wird auch in Russland berichtet und keinesfalls verurteilt. Wie ich schon schrieb, wendet sich gerade Prigoshin oft dagegen, die Ukrainer als Versager oder Idioten darzustellen oder ihre Kampfmoral generell zu bezweifeln. Er beschimpft sie nie pauschal als Nazis.
Was Aufstände auf der Krim 2014 angeht, hast Du bloss nichts davon gehört in Tagesschau, taz oder Bild und Spiegel. Die Stadt- und Regionsverwaltung von Sewastopol wurde schon früh (vor den Sezessionsbeschlüssen des Krimparlaments) durch einen Volksaufstand gestürzt, in Jalta wurde ein ukrainischer General, der die Küstenwacheinheit zum Angriff auf die Stadt- und Regionsverwaltung befehligen wollte, im Rahmen einer Demonstration festgenommen und von den “Nachtwölfen” in Gewahrsam genommen und weggebracht. Die Einheit
verbrüderte sich dann mit den Demonstranten. Das sind nur die Ereignisse, von denen mir bei meinem Krimbesuch 2015 direkt berichtet wurde (der Ort der Festnahme des Generals war in der Uliza Roosevelt gegenüber dem Hotel Bristol, wo ich gewohnt habe).
Ein Bekannter war aus geschäftlichen Gründen zur Zeit des Maidan in der Familie eines alten Freundes und Geschäftspartners untergekommen und erlebte aus dieser Situation die Geschehnisse. Der Sohn ging jeden Morgen zum Maidan, “zur Arbeit” erklärte entschuldigend der Vater, der müsse ja seine eigene Familie ernähren, andere Arbeit gäbe es nicht. Der Bekannte nahm auch an einer der erwähnten “friedlichen”Demonstrationen ” teil . Sie bestand überwiegend aus Rentnern, nur die Transparente wurden von jungen Leuten voran getragen. Die Demos endeten in Kundgebungen. Dabei standen die Demonstranten in kleinen Gruppen vom Redner abgewandt umher und unterhielten sich. Nach Ende der Rede gingen mehrere Personen zur Tribüne und empfingen Geld, das sie dann in ihren Gruppen verteilten und alle gingen nach Hause. Die Renten waren nicht hoch und der Zuverdienst willkommen.
Die Darstellung der Entstehung der nationalistischen ukrainischen Verbände bedarf ebenfalls notwendiger Ergänzungen. Zum Zeitpunkt des Maidan wurde die Beobachtung eines Mitarbeiters des Kiewer Flughafens publik, wonach über einen langen Zeitraum täglich mehrfach Personen landeten, die durch halb militärische Kleidung und aufgetürmten Gepäck auffielen, wie man es von Fotos von US-Specials aus vielen Ländern schon kannte. Es müssten hunderte so eingetroffen sein.
Ein US-Söldner schilderte erst vor kurzem seine Erlebnisse aus der Zeit, als der Rechte Sektor entstand, er war von Anfang an dabei. Der Sektor bestand damals aus einem Bataillon, er war in der 3. Kompanie, und in dieser ausschließlich Ausländer, das heißt, zumindest in 1/3 des Sektors war kein Ukrainer.
Man kann schlußfolgern, dass so die Basis des Sektors von außen geschaffen wurde, um die sich dann ukrainische Kräfte sammelten. Unter diesem Aspekt, der den Bruch des VR offen legt, kann es nicht zynischer sein, sich gegen Russland auf das VR zu berufen.
Selbstverständlich darf man auch nicht vergessen, dass Baud Putin-Agent ist, wohin kämen wir denn.
Da sagt Herr Baud :
Jacques Baud: Das Status of Forces Agreement (SOFA) mit der Ukraine erlaubte es Russland, bis zu 25.000 Mann auf der Krim stationiert zu haben. Im Jahr 2014 hatte Russland etwa 22.000 Mann völlig legal auf der Krim stationiert. Nach diesem Abkommen waren sie berechtigt, die Kasernen zu verlassen und die Gebiete um ihre Stützpunkte im Fall von Unruhen zu sichern. Sie waren auch berechtigt, die logistische Verbindung mit Russland zu sichern, also auch den Flughafen zu besetzen. Und das ist genau, was passiert ist.
Wenn das tatsächlich legal war, WARUM WIRD DAS HEUTE NACH 9 JAHREN ERWÄHNT?
Hiermit klar deutlich die LÜGEN seitens Medien Politik + Wahrheitsministerium blossgellt.
Die Russen sind ehrlicher als die Medien und Politiker im Westen.
Selenski ist sowohl Werkzeug der ukrainischen Ultranationalisten (Nazis), als auch der US-Biden-Regierung.
Die westlichen Politiker und Medien kooperieren tatsächlich mit den Nazis in der Ukraine, die wie die deutschen Nazis in der NS-Zeit kalt und menschenverachtend sind.
Wann endlich begreift der deutsche Bürger, dass Deutschland missbraucht wird für nationalsotiakistische Ideologie in der Ukraine. Der Krieg dort begann 2014 und die Agressoren im Donbass kamen aus Kiew.
Was hat Selenski eigentlich versprochen? Grob gesagt, die Wiederherstellung der Ukraine im Im Jahr 2013 unter Janukowitsch. Sofort nach dessen Sturz hatten alle Ukrainer Grund, ihn sich wieder zurück zu wünschen, vom Oligarchen bis zum Hilfsarbeiter. Friedlicher Ausgleich zwischen den Ethnien, Handel mit Ost und West, militärische Neutralität. J. taucht in der Westpresse nur in Sätzen auf, in denen auch das Adjektiv “korrupt” vorkommt. Ein Beispiel, wo sich dieser am Staatseigentum bereichert hat, wäre ja hilfreich. Hat die Westpresse nicht nötig.
Dafür hat Selenski seine 73 Prozent bekommen und es war ihm klar, dass er dazu den Minsker Vertrag umsetzen musste. Da aber musste er sehr schnell lernen, wer in der Ukraine das Sagen hat. Massive Bedrohung durch Azow und andere, die in der Ukraine schlichtweg das Gewaltmonopol haben. Schon unter Poroschenko eindeutig zu sehen: die Nazis sprengten gegen den ausdrücklichen Willen der Regierung die Eisenbahnlinie in den Donbass und die Stromleitung zur Krim. Anstatt zu verduften, feierten sie da noch wochenlang Party. Seht her, hieß das, wir können hier machen, was wir wollen. Keine Justiz, keine Polizei, keine Regierung kann uns daran hindern. Die finale Steigerung war dann das Massaker in Odessa: seht her, wir können vor den Augen der Welt 50 Menschen umbringen und es passiert uns – nichts. Angeklagt werden die Angehörigen der Toten, die sich beschweren. Exakt das ist die Motvation der Krimbewohner und der Volksrepubliken: sie wollen nicht unter dem Gewaltmonopol von Azow leben.
Diese “Freiwilligen” sind im Westen der Ukraine entstanden, wo die faschistische Swoboda vor zehn Jahren an die 44 Prozent der Stimmen hatte. Dort im äußersten Westen fühlte man sich ganz schrecklich von den Russen unterdrückt. Weil sich dafür beim besten Willen keine Beweise finden ließen, wurde der “Holomodor” aus der Kiste geholt. Welcher dort mit Sicherheit nicht stattgefunden hatte, denn diese Landesteile waren nicht Teil der Sowjetunion. Der deutsche Bundestag hat sich über Jahre geweigert, diese Geschichtsfälschung anzuerkennen. Aber nach der Zeitenwende ist eben alles anders.
All das muss ich gezwungenermaßen mit Steuergeldern unterstützen. Die Armee untersteht “Freiwilligenverbänden”, was es in keinem anderen Staat gibt. Klar doch: die Armee ist nicht in die NATO-Struktur integriert, da die Ukraine nicht in der NATO ist. Sie ist unter diesen Bedingungen ein Sicherheitsrisiko und Geheimnisse fänden sehr schnell den Weg nach Russland. Aber Azow ist in die NATO-Struktur integriert, bestens sogar. Das ist der Hintergrund.
“Freiwilligenverbände” mit eindeutiger Nazi-Gesinnung verteidigen eben meine Freiheit und ich muss das mit Steuergeldern unterstützen? Es erwartet doch hoffentlich niemand, dass ich das begrüße.
Was sagten die Kroaten, als sie gezwungen wurden in die EU/NATO einzutreten
” Wir haben für die Freiheit gekämpft, damit wir uns auf friedlichem Weg wieder in fremde Hände begeben”
Da kämpfen 2 Faschismen, Staaten (& Reiche) lassen die Söhne Armer sterben.
Moralisch Rechten ist Scheiße nach Geruch sortieren.
Auch Baud und Rötzer wollen nicht wissen was Kapitalismus damit zu tun hat.
https://www.youtube.com/watch?v=g34nNyrTSF4
Der Faschist Frisbee springt den Azow-Faschisten bei mit Totalitarismus-Scheisse.
„Die Bevölkerung hat dagegen demonstriert, die Ukraine hat gegen diese Leute die Armee engagiert, aber die Soldaten wollten nicht auf ihren Brüder schießen. Sie haben die Abzeichen entfernt und wurden zu den kleinen grünen Männchen, wie sie die Amerikaner später genannt haben.“
Herr Baud vergaß zu sagen, dass diese Insignien definitiv aus der russischen Militäruniform entfernt wurden, nicht aus der ukrainischen (als angeblicher Militärexperte würde er leicht damalige russische und ukrainische Uniformen unterscheiden, auch wenn sie keine Abzeichen tragen. Das ist auch für Laie sehr einfach – siehe berühmtes Foto)
Die gleiche Situation ist mit militärischen Fahrzeugen – die ukrainischen Truppen auf der Krim (oder anderswo) hatten keine GAZ Tigr Fahrzeuge – die “Grünen Männer” aber intensiv verwendet haben.
Sogar Putin gestand, dass “Green Man” russisches Militär waren, keine „einheimische Selbstverteidigung“ – also wirklich, diese Bullshit sogar für „Overton“ zu weit ist!!!
Herr Baud verwendet die übliche (für Putin-Versteher) “Konsequenzen vor Ursache” Methode.
Russland begann offiziell seine Militäroperation auf der Krim am 20.02.2014. Russische Truppen haben das Krimparlament am 27.02.2014 besetzt. Russisches Parlament hat eine „offizielle Erlaubnis für Einsatz den russischen Truppen in der Ukraine“ am 01.03.2014 erstellt…
Also, noch mal bitte – wann genau hat die Ukraine 2014 “sofort Truppen gegen Protestierende geschickt”? Nach OFFIZIELLE Russische Invasion in Ukraine?
Und ja – Janukowich und seine Donbass-Regierung erklärten schon am 20.02.2014 eine “Anti-Terror-Operation (mit Einsatz von Armeeeinheiten)” gegen Proteste in Kiew. Selbst innerhalb der Ukraine sollte der „Donbass“ sein Maul über „Man benutzt keine Armee gegen die eigene Bevölkerung” – sie haben es in 2014 zuerst getan, nicht Kiew!
„Im Jahr 2014 hatte Russland etwa 22.000 Mann völlig legal auf der Krim stationiert. Nach diesem Abkommen waren sie berechtigt, die Kasernen zu verlassen und die Gebiete um ihre Stützpunkte im Fall von Unruhen zu sichern. Sie waren auch berechtigt, die logistische Verbindung mit Russland zu sichern, also auch den Flughafen zu besetzen. Und das ist genau, was passiert ist.“
Wie bitte? In Wirklichkeit hat dieser Vertrag (aber selbstverständlich!) den russischen Truppen ausdrücklich verboten, sich in irgendwelche ukrainische Angelegenheiten, Ereignisse oder Politik einzumischen. Siehe Absatz 6.1!
https://en.wikisource.org/wiki/Partition_Treaty_on_the_Status_and_Conditions_of_the_Black_Sea_Fleet
So was wie „Besetzung von lokalen Verwaltungsgebäuden, Fähren oder Flughäfen und folgende Annexion“ wird natürlich mit keine einzige (jemals existierende) „Gast“-Militärabkommen in der Welt erlaubt.
Und ja, Herr Baud versucht sich hier als Klugscheißer zu spielen, aber genau solches Vorgehen (wenn die „legal stationierte“ ausländische Truppen etwas machen, was von Vertrag nicht explizit vorgesehen ist) wird bei UNO definitiv als „Akt des (Militär)-Aggression“ eingestuft – siehe Paragraph 3.e.
http://un-documents.net/a29r3314.htm
Als angebliche „UNO-eingesetzte Experte“ sollte Her Baud dies definitiv wissen. Aber mit jedem neuen Absatz in diese Interview steigt mein Zweifel, dass (zum Anfang des Artikels) zitierte Biographie von Baud etwas mit der Realität zu tun hat.
Apropos, wenn wir schon bei den Charkiw-Abkommen 2010 sind (nach denen Janukowich die russische Militärpräsenz auf der Krim um mehrere Jahrzehnte erweitert und verlängert hat, anstatt die komplette Abzug der russischen Truppen bis 2017 – wie es in Originalvertrag aus 1997 vereinbart wurde).
Könnte Herr Baud einen Hinweis auf das ukrainische Referendum oder die Sonderregelung aus der Westukraine geben, die ein solches Militärabkommen mit Russland erlaubte?
Ich meine, wir hören ständig, dass pro-russische Bevölkerungsteile auf der Krim und im Donbass „ganz besondere Rechte und Meinungen“ haben sollten. Laut Putin-Versteher hätte jede äußere/innere politische Entscheidung in der Ukraine zuerst mit ihnen abgestimmt werden müssen
Aber sollten die Dinge dann doch in beide Richtungen funktionieren? Haben pro-russische Politiker mindestens einmal ihr Abkommen mit Russland mit der „Westukraine” abgesprochen? Warum fordern (pro)-Russische von den Ukrainern etwas, was sie selbst nie getan haben?
„Nachdem das am 23. Februar 2014 verabschiedete neue Sprachengesetz der russischen Sprache den offiziellen Charakter entzogen hatte“
Das ist ein sehr gutes Beispiel. Eigentlich hat die ganze Geschichte so entwickelt – 1991 schlugen die Ukrainer einen recht großzügigen Kompromiss vor. Das damals aktuelle sowjet-ukrainische Sprachgesetz von 1989 blieb für eine unbefristet lange Übergangsperiode in Kraft. Dieses formelle Sowjet-Gesetz gewährte der ukrainischen Sprache den Status der primären Staatssprache der Ukrainischen SSR, wurde aber von den sowjetischen Behörden im Allgemeinen ignoriert, die dann die russische Sprache überall hin drängten.
Aufgrund des unklaren Textes waren die ukrainischsprachigen Menschen auch nicht glücklich damit, aber Kompromiss ist Kompromiss – es wurde für mehr als 20 Jahren NICHT durch das neue ukrainische Sprachgesetz ersetzt.
Dann wurde dieses Kompromiss von pro-russischen Politikern im Jahr 2012 gebrochen, als Janukowich Regierung der sogennante Kivalov-Kolysnichenko Sprachgesetzt mit Skandal und Prozedurverletzung durchgepeitscht hat.
Dieses aggressive anti-ukrainische Gesetz war nicht für „Schutz der Minderheiten“ gemeint (wie Baud sagt) – es entfernte komplett sogar die formale Rechte der ukrainischen Sprache in Ukraine (sogar in Vergleich mit sowjetische Gesetz!). Es wurde nicht „einfach erlaubt, Minderheitensprachen ZUSAMMEN mit Ukrainische Sprache nutzen“ – nein, es erlaubte überall die Ukrainische Sprache mit „Minderheit Sprachen“ komplett zu ersetzten (aber nicht umgekehrt).
Besonders berüchtigt wurde es nach dem spöttischen Kommentar des prorussischen Politikers Tschechetow „Wir haben sie wie kleine Kätzchen ausgetrickts” – die definitiv an ukrainisch-sprachige Menschen und ihre Kompromissbereitschaft aus 1991 gerichtet wurde.
So hatten ukrainischsprachige Menschen in 2014 VOLLES RECHT, das eigene Sprachgesetz durchzusetzen, ohne vorher die russischsprachige Bevölkerung zu fragen – genau wie es die russischsprachige Bevölkerung im Jahr 2012 getan hat!
Aber tatsächlich hatte die Abschaffung des 2012 Sprachengesetzes im Jahr 2014 nur vorherige sowjetische Sprachengesetz (1989) wieder in Kraft gesetzt – aber tja, die russische Propaganda war nicht mehr zu stoppen.
Und letztes Detail – dieses Sprachgesetz von 2012 war für die Krim irrelevant, da es dort nicht vom lokalen Parlament ratifiziert wurde. Wegen seiner absurden „Minderheit haben Sprachenrechte, aber Mehrheit nicht” Vorgehensweise hatte es diese „spezielle Rechte” an Ukrainer und Krimtataren in der Krim gegeben, aber es war natürlich nicht von pro-russischen Autoren geplant – also wurde die Krim aus Geltungsbereich ausgeschlossen. Die Aufhebung dieses Gesetzes im Jahr 2014 hatte also nichts an der Krim geändern, es wurde dort überhaupt nicht verwendet!
Aber was erzählen Baud und Ko? „Böse Ukrainer wagten es 2014, das Sprachgesetz zu ändern – nur einfach so, weil sie Russen hassen! Und das ist Grund für den Krieg?
„Das zeigte sich 2021 auch in der Ukraine, als die Rechte der indigenen Völker gesetzlich geregelt wurden. Die Krimtataren, Karäer und Krimtschaken wurden als indigene Völker der Ukraine anerkannt, aber nicht die Russen. In Europa hat niemand davon gesprochen, obwohl das ähnlich ist wie mit den sogenannten Nürnberger Gesetzen 1935“
Ah, wirklich? Und wie funktioniert es in Bauds Heimatland Schweiz? Es gibt dort „erstklassige Bevölkerung“ wie Deutsche, Franzosen und Italiener – die ihre Muttersprachen als Amtssprachen verwenden dürften. Und dann gibt es dort „Untermenschen” – wie arabisch-sprechende, türkisch-sprechende, serbisch-sprechende, was-auch-immer-sprechende Menschen – die ihre Muttersprache nicht als Amtssprache in der Schweiz verwenden können und müssen stattdessen die Fremdsprache (wie Deutsch) lernen! Faschismus Pur!
Sie sehen, eine solche Manipulation mit Bezug auf die Nürnberger Gesetze könnte auf JEDEN Staat der Welt angewendet werden. Auch bei mehreren Amtssprachen haben nicht alle Minderheiten die „gleichen“ Rechte, sondern nur „Ausgewählte”. Alle andere müssen an Mehrheit anpassen. Absolut normal überall, aber nicht in die Ukraine?
„Man vergisst in Europa, dass viele ethnische Russen in den neuen Ländern wie den baltischen Staaten oder Georgien geblieben sind, wo sie plötzlich zu einer Minderheit wurden, während sie in der Sowjetunion die Mehrheit waren. In diesen neuen Staaten entstand das Problem, dass man sich gegen die Minderheit revanchieren wollte“
Die einheimische Bevölkerung dieser Länder sieht es anders. Die verbleibende russische Minderheit (die ehemalige Okkupanten, stellen sie mal deutsche Minderheit in Frankreich, Russland oder Polen in 1960) glaubt immer noch, dass sie das volle politische und kulturelle Monopol haben sollte, wie es in der UdSSR/ im russischen Reich war.
Alles muss nach „russischen Vorlieben“ gestaltet sein, nicht nach Wünschen der Einheimischen. So war es in der Ukraine, in den baltischen Staaten und so weiter. Jeder Versuch, dieses Monopol zu bewegen, ruft hysterische Reaktionen von Russland und Russen hervor.
Sie sehen die Unabhängigkeit früherer Republiken als ein zeitliches Missverständnis, und diese Haltung ruft negative Gefühle von Einheimischen hervor. Die dann als „irrationale russophobische Nationalismus” beschrieben wird. Wie gesagt „Konsequenzes vor den Ursachen“. Erstmal benehmen sich die Russen wie letzte Schweine und dann beschweren sie, das sie nicht willkommen sind.
„Das sieht man in den baltischen Staaten, in denen die Russen nicht eingebürgert wurden“
Wieder ein tolles Beispiel. Um dort Staatsbürgerschaft zu erlangen, muss eine von zwei einfachen Bedingungen erfüllt werden:
a) Eine historische Verbindung zu diesem Land zu haben, nämlich – mindestens ein direkter Vorfahre dort VOR der sowjetischen Besatzung in 1940.
b) Einbürgerung nach “Integrationstest” (genau wie in Deutschland! ) zu schaffen – (i.e. die Grundkentnisse der Amtsprache bzw. Grundkentnisse überdieses Land nachweisen).
Wenn man also von “armen Russen” dort hört, die angeblich “nicht eingebürgert werden” – es geht um die Russen, die solche Einstellung haben: “Ich habe von irgendeinem russischen Scheißhaufen hierher ohne Einladung gekommen; ich hasse euer verdammtes Land; ich verachte euch, dummen Kanaken; ich werde niemals eure dumme Sprache lernen – aber gebt mir sofort die Staatsbürgerschaft, damit ich euer verdammtes Land von innen beschissen und sabotieren kann! “.
Und ich übertreibe nicht ein bisschen.
Die Ukraine hat sich schwer geirrt, als sie 1991 den allen Russen die Staatsbürgerschaft verlieh. Die baltischen Staaten haben es nicht getan, und jetzt sind sie in der NATO, in der EU und haben viel weniger Probleme mit Korruption und so weiter.
Also zumindest die letzten Absätze sind ja nun mal Bullshit. Auch wenn man die Überteibungen abzieht.
Auf der Krim und im Süden und Osten haben vor der Formation der Ukraine in der SU nur einige wenige ukrainisch-sprechende Menschen gelebt.
Wenn man ältere Geschichtsatlanten anschaut, wird man da vergeblich nach einer Ukraine suchen, die nicht Teil der SU war.
Insofern ist der Vergleich mit Türken in der Schweiz bewusst falsch.
Und wer so falsche Vergleiche zieht, dem glaubt man den Rest auch nicht mehr.
Ich hatte einige Zeit vor Februar 2022 verschiedenen Kontakt mit gebildeten Ukrainern aus Kiev, aus dem Umfeld der dortigen Waldorfschule.
Sie haben wörtlich geschrieben, dass Russen “Nichtmenschen” sind, die man deshalb auch so behandeln könnte wie Tiere …
Erschreckende Parallelen zur Zeit der Waffen-SS, die ja auch – zum Teil wenigstens – aus gebildeten und künstlerisch interessieren Menschen bestand.
Und das führt mich zu der Frage: Wie kann es sein, dass dieser blanke Rassismus in der Ukraine so weit verbreitet ist?
Kennt jemand Auswertungen der Schulbücher – insbesondere im Fach Geschichte etc. – seit der Unabhängigkeit?
Irgendetwas muss da diese Indoktrination gewaltig gefördert haben, denn sonst gäbe es diese vielen Tausend Rassisten / Nationalisten nicht.
Selbst wenn der Donbass und die Krim mit Waffengewalt erobert werden können, werden die ethnischen Russen die dort leben, dies nicht akzeptieren. Man müsste also zum “bewährten Mittel” des Bevölkerungsaustausches greifen, d.h. alle nicht loyalen Bürger vertreiben, was umgekehrt in den russisch besetzten Gebieten genau so passieren könnte.