“Selbsthassende Juden”

Bild: Grauesel/CC BY-SA-3.0

 

Der Vorwurf des „Antisemitismus“ und des „sich selbsthassenden Juden“ hat zumeist weit mehr etwas mit den Schmähern als mit den so Geschmähten zu tun.

 

Im Jahr 1930 erschien das Buch “Der jüdische Selbsthaß” des deutsch-jüdischen Philosophen und Publizisten Theodor Lessing. Man mag im nachhinein den Zeitpunkt der Publikation für geladen halten: Drei Jahre später gelangten die Nazis an die Macht, fünfzehn Jahre später vollendete sich die Menschheitskatastrophe Auschwitz.

Angesichts der Monstrosität dessen, was nichtjüdischer Hass an Juden verbrochen hatte, will es den Anschein haben, als hätte es nichts Unzeitgemäßeres geben können, als eine Abhandlung über den Hass von Juden auf sich selbst. Zu leicht ließe sich der schiere Begriff als Erklärung, gar als eine Art Legitimation dessen, was ihnen angetan worden war, (fremdbestimmt) verwenden: Wenn schon Juden sich selbst hassen, kann man zumindest auch verstehen, dass sie von Nichtjuden gehasst werden.

Und doch darf man bei der Erörterung von Lessings Schrift zweierlei einwenden: Zum einen bedeutet die ideologisierende Instrumentalisierung des “jüdischen Selbsthasses” durch Nichtjuden nicht, dass man das Phänomen des Selbsthasses von Juden als solchen (wenn es ihn denn in der Tat gibt) nicht untersuchen sollte. Die Konstellation von Auschwitz und jüdischem Selbsthass bezeichnet ja keinen Kausal-, sondern einen eher kontingenten Zusammenhang. Zum anderen muss aber hervorgehoben werden, dass Lessings Überlegungen selbst mitnichten gegen die Juden gerichtet sind; er redet dem “jüdischen Selbsthass” nicht das Wort, nicht um dessen Legitimierung geht es ihm, sondern um dessen Ergründung. Zwar war Theodor Lessing selbst nicht immer frei von antisemitischen Klischees, aber seine Biographie erweist ihn doch nahezu durchgehend, bis hin zu seiner Ermordung 1933 im tschechoslowakischen Exil, als Opfer des Antisemitismus.

Der Umgang mit diesem prekären Begriff hat seit Lessings Zeit viele Wandlungen erfahren. Nach und nach erwies sich mithin, dass es zum Schlagwort von Antisemiten gegenüber Juden etabliert hat, besonders wirkungsvoll bei der Projektion eigener Defizite auf „die Juden“. Zugleich erhielt er sich aber auch als Schmähbegriff unter Juden, besonders häufig und effektiv bei ideologischer Desavouierung von Juden, die zu selbstkritisch, zu wenig solidarisch, zu wenig konform erachtet wurden (und werden).

Instrumentelle Vereinnahmung der Opfer-Kategorie

Zum regelrechten Instrument im Dienste der staatstragenden Ideologie Israels verkam aber der Vorwurf des jüdischen Selbsthasses erst in jüngerer Zeit. Um dies zu verstehen, muss zunächst darauf hingewiesen werden, mit welch ideologischer Verve sich in Israel eine Freund-Feind-Dichotomie breitgemacht und staatsoffiziell etabliert hat. Man postuliert freudig den “Ausnahmezustand” und verschreibt sich der ideologischen “Ernüchterung” von vermeintlich naiven Friedensbestrebungen, der politischen Abkehr von vormaliger pazifierender Gesinnung, der Verfemung von “Verrätern”, die sich solcher Abkehr widersetzen, und dem Suhlen in chauvinistisch-patriotischem Schlamm.

Den wenigsten fällt dabei ein, dass in gewissen Zeiten, insbesondere solchen, in denen der “Ausnahmezustand” einer verbrecherischen Praxis des eigenen Kollektivs geschuldet ist, gerade der Widerstand gegen die eigenen “Freunde”, die Loslösung von “natürlichen” Bindungen und die bewusste Wandlung zum “Feind” ideologischer Selbstviktimierung würdig wären, als wahrhafter Patriotismus ausgelegt zu werden.

 

Zentral wirkt sich dabei die instrumentelle Vereinnahmung der Opfer-Kategorie aus: Man basiert die Selbstviktimierung auf der paranoiden Grundannahme, dass “alle Welt gegen uns” sei, auf dem religiös begründeten Fundamentalglauben, dass “wir allein in der Welt” seien, mithin uns “in alle Ewigkeit auf Waffengewalt” werden stützen müssen – ohne sich aber Rechenschaft darüber ablegen zu wollen, welchen gravierenden Anteil man an der Genese der beklagten “Einsamkeit” selbst hat, bzw. wie blind man mittlerweile gegenüber dem unabweisbaren Kausalnexus zwischen der israelischen Gewaltanwendung gegen die Palästinenser und der weltweiten Verurteilung Israels angesichts seiner verbrecherischen Okkupationspraxis geworden ist.

Sich selbst als Opfer zu wähnen, wo man sich historisch zum Täter gewandelt hat, ist letztlich nichts als moralischer Verrat an den historischen Opfern des eigenen Kollektivs, deren (bzw. deren “Andenken”) man sich bedient, um die eigene gewaltdurchwirkte, immer neue Opfer zeitigende Politik zu rechtfertigen. Denn genau das bedeutet ja, der Opfer im Stande ihres Opfer-Seins nicht gedenken zu wollen. Wer sich bewusst selbst einmauert, darf sich nicht wundern, dass es ihm im eigenen Gemäuer einsam werden mag, unter Umständen sogar lebensbedrohlich einsam; wenn er aber diese Einsamkeit zur Ideologie erhebt, mithin das eigene falsche Bewusstsein mit der Erinnerung an der Verfolgungsgeschichte des eigenen Kollektivs begründet, instrumentalisiert er nicht nur das Andenken der Opfer nämlicher Verfolgungsgeschichte, sondern pervertiert es aus letztlich narzisstischen Beweggründen und Bedürfnissen.

Der narzisstische Umgang mit der Schuld

Komplementär zu dieser Entwicklung in Israel hat sich in Deutschland eine gewisse (nicht zuletzt staatsoffizielle) Israel-Solidarität herangebildet, die sich aus einer abstrakt ideologisierten “Empathie” mit “den Juden” speist, welche sich ihrerseits als historische Schuldabtragung dem “jüdischen Volk” gegenüber begreift und darstellt. Das Instrumentalisierende dieser “Solidarität” erweist sich nicht nur daran, dass man im Namen der historischen Opfer, die das eigene Täterkollektiv geschaffen hat, einem repressiv agierenden und gewalttätig sich ausrichtenden Israel die Konformität zugesteht, sondern vor allem daran, dass die Beweggründe solcher Konformität eher mit dem zu tun haben, was Walser im Jahre 1998 artikuliert hat, als mit dem Andenken an die historischen Opfer als solche. Das mag sich widersinnig ausnehmen – hat doch Walser öffentlich (und mit suggestiver Emphase) proklamiert, wie sehr ihm die vorherrschende Andenkenpraxis zuwider sei, wohingegen die Israel-“Solidarisierer” genau das Gegenteil vertreten, nämlich die Permanenz des “Andenkens” mittels der unabdingbaren “Solidarität” mit “Israel”.

Was aber beiden Seiten gemeinsam ist, darf nicht am Inhalt ihrer Proklamationen bemessen werden, sondern an dem sie (nolens volens gemeinsam) antreibenden Impuls: der narzisstische Umgang mit der Schuld, der spätestens dann zur Ideologie gerät, wo die eigene identitäre Befindlichkeit zum Maßstab der Verhaltenspraxis “den Juden”, “dem Zionismus” und “Israel” gegenüber erhoben wird. Der Realitätsverlust dem realen Israel gegenüber ist angelegt im Drang, sich aus geschichtlichen Gründen mit “den Juden” solidarisieren zu wollen, welche aber als Abstraktum nichts mit realen Juden, geschweige denn mit den historischen Opfern der Nazi-Verbrechen zu tun haben. Die Abkoppelung der “Juden” als Projektionsfläche von realen Juden sowie von den historischen Opfern der Nazi-Verfolgung ist, so besehen, in der instrumentalisierenden Gedenkpraxis, die ihrerseits einer primär narzisstischen Befindlichkeitsregulierung entstammt, angelegt. Die neuralgische Reaktion vieler Platzhalter solcher “Israel”- und “Juden”-Solidarität auf die Aufforderung, sich auf Juden und Israel real einzulassen, bezeugt und reproduziert stets das mittlerweile zur kruden Ideologie verkommene Grundmuster besagten “Gedenkens”.

Kritische Reflexion der Andenkenpraxis und der ihr zugrunde liegenden Gedenkmatrix

Und es ist nun dieser Kontext, der den instrumentalisierenden, ideologisch und also fremdbestimmt gebrauchten Antisemitismus-Vorwurf und die parallel dazu rekrutierte Bezichtigung eines “jüdischen Selbsthasses” generiert hat. Was vielen deutschen Israel-“Solidarisierern” nur dadurch erträglich wird, dass sie sich herausnehmen, Israel-Kritiker pauschal dem Antisemitismus-Vorwurf auszusetzen, ist israelischen Rechten (aber auch rechtsgesinnten Juden außerhalb Israels), die sich scheuen, den Begriff des Antisemitismus auf Juden anzuwenden (wenngleich auch dies nicht selten vorkommt), die Bezichtigung des “Selbsthasses”. Es will ihnen schlicht nicht in den Sinn kommen, dass Juden sich der Politik des zionistischen Staates aus universellen humanistischen, völkerrechtskompatiblen und freiheitlich ausgerichteten Gründen widersetzen könnten. Weil sie Judentum, Zionismus und Israel gleichsetzen, sind sie narzisstisch solchermaßen gekränkt, dass sie sich nicht anders zu helfen wissen, als durch Besudelung jener, die sie als “Verräter” ansehen – “Verräter” am Judentum, am Zionismus, am Staat Israel, “Verräter”, die es nur aus Selbsthass sein können.

Für die außerhalb Israels lebenden Juden spielt dabei eine Rolle, “was die Gojim (Nichtjuden) sagen werden”, wenn sie die Argumente gegen Israels Politik aus jüdischem, gar berufenem israelischen Munde hören. Für die in Israel lebenden Rechten (die sich nicht wirklich darum scheren, was “die Gojim” denken und sagen) spielt eher ein latentes Bedrohtsein durch den von ihnen als solchen wahrgenommenen Angriff auf die “israelisch-jüdische Gemeinschaft” eine Rolle.

Ironischerweise manifestiert sich in beiden Reaktionen das, was der klassische Zionismus zu überwinden trachtete: eine paranoide diasporische Mentalität, die sich stets der Welt verschließen zu sollen meinte und ein unhinterfragbares jüdisches “Zusammenhalten” gegenüber der “Welt” forderte. Den Einwand, dass es gerade sie sind, die dabei Verrat am traditionsreichen jüdischen Humanismus begehen, lassen sie deshalb schon nicht zu, weil sie ihn als “nichtjüdisch” verwerfen, aber auch, weil sie ihn selbst – zumal er einer diasporischen Vergangenheit entstammt – als “jüdischen Selbsthass” abschmettern. Den deutschen Israel-“Solidarisierern” gilt diese humanistische Traditionslinie ohnehin nur etwas, wenn sie sie als Waffe “für Israel” und als Instrument der vorgeblichen “Bekämpfung des Antisemitismus” einsetzen können. Ihr Verrat an dieser Tradition wiegt nicht weniger schwer als der von israelischen Faschisten an ihr begangenen.

Die Kritik der Instrumentalisierung von historischer Vergangenheit zur Verfolgung fremdbestimmter Interessen in aktuellen Zusammenhängen und Bezügen sieht sich also zweierlei Problemen ausgesetzt. Zum einen muss sie davon ausgehen, dass eine wie immer geartete Vereinnahmung von Vergangenem durch dessen Rezeptionspraxis schon dadurch unumgänglich ist, dass man sich der Last nachmaligen Wissens und der entsprechenden Aufladung des Vergangenen mit Inhalten des Gegenwartskontexts schlechterdings nicht entschlagen kann. Zu fragen bleibt dabei einzig, in welcher Absicht instrumentalisiert wird, und insofern man sich der Erinnerung als Andenken verschreibt, inwiefern im Andenkenprozess das Wesen des zu Erinnernden – bei aller heteronomen Vereinnahmung – erfasst und gewahrt wird.

Zum anderen kommt man aber nicht um die Einsicht herum, dass selbst noch die wohlmeinende, die Koordinaten des zu Erinnernden vermeintlich einhaltende Gedenkpraxis in die ideologische Falle einer sekundären Instrumentalisierung der Vergangenheit hineintappen mag. Nicht nur wirkt sich dabei eine interessengeleitete Emphase aus, die dem Fremdbestimmten in der Gegenwart das Primat über die Vergangenheit verschafft, sondern die damit einhergehende ideologische Verblendung trägt ein Eigenes dazu bei, das Wesen des zu Erinnernden vor dem Bewusstsein der Gegenwart immer hermetischer abzuriegeln. Dem ist einzig durch die fortwährende kritische Reflexion der Andenkenpraxis und der ihr zugrunde liegenden Gedenkmatrix beizukommen.

Eine zutiefst sisyphische Unternehmung, die der Vermutung Recht zu geben scheint, dass die authentische Erinnerung vergangenen Leids sich letztlich nur in einer Gesellschaft einzustellen vermag, die die Bekämpfung dessen, was das Leid gesellschaftlich generiert, zu ihrer eigentlichen Raison d’être hat werden lassen und zur moralischen Maxime erhoben hat. Eine Gesellschaft wäre dies mithin, in der die heteronome Instrumentalisierung der Vergangenheit sich erübrigt haben wird.

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15 Kommentare

  1. Warum denn in die Fremde schauen, wenn doch der Eigenhass auf alles Deutsche besonders von einigen hiesigen Frauen lauthals gepredigt wird:
    Ricarda Lang , Julia Willie Hamburg, Marie Agnes Strack Zimmermann, Annalena Charlotte Alma Baerbock , Claudia Roth ….. usw.
    und die lassen sich sogar noch von den Deutschen wählen – na ja was sagte Churchill mal, was Demokratie ist ?!

      1. Zu deiner Frage Ja,
        noch ein Kind mehr und es hätte in den alten Zeiten zum Ehrenkreuz der Deutschen Mutter in Bronze gereicht.

        Ist Linksman das neue Incels?

  2. Es sind doch gerade die kritischen, weltoffenen Menschen, die bei der Selbstschau in einen gewissen Selbsthass oder in Verachtung verfallen, dem durchaus eine Phase des Patriotismus folgen kann. Diese Eigenart habe ich nicht nur bei Juden angetroffen, sondern vor allem auch bei Deutschen und Nordamerikanern. Hingegen kamen Süd- und Osteuropäer über einen blinden Patriotismus für die eigene Kultur, das eigene Land oft nicht hinaus. Kritische Anmerkungen sollte man da besser nicht machen. Nur die Gebildetsten unter ihnen waren in der Lage, selbstkritisch zu argumentieren. Dass sich nun gleich ein Hass auf sich selbst, aufs eigene Land breit macht, hängt offenbar mit einer gewissermaßen ausweglosen Situation zusammen, in der man steckt oder zu stecken glaubt. Der Selbsthass unter Deutschen ist heute sicher verbreiteter als zur Zeit der Wiedervereinigung.

    Völker, die sich auch mal hassen können, sind mir persönlich angenehmer als die, die vor Selbstverliebtheit nur so triefen.

  3. Könnte es sein, lieber Moshe Zuckermann, dass Ihre Texte und Ihre Argumentation immer verschraubter werden?
    Obwohl ich eigentlich viel von Ihnen gelesen habe, einschließlich einiger Bücher, finde ich es zunehmend schwieriger Sie zu lesen, auch ihrer oft bewusst manierierten Sprache wegen.

    Was die deutschen Israel-und DIE JUDEN-“Verteidiger” angeht, sehe ich bei denen schon lange eher eine Reaktionsbildung am Werk. https://lexikon.stangl.eu/5005/reaktionsbildung
    Und eine erstaunliche Identifikation mit den Opfern, anstatt sich die eigene Täterseite, auch in der Familie anzuschauen. Es gibt ein interessantes Buch zu dem Thema “Gefühlte Opfer” https://www.klett-cotta.de/buch/Geschichte/Gefuehlte_Opfer/12551

    Jüngst traf es ja wieder mal Shir Hever https://www.juedische-stimme.de/vertuschung-durch-die-gew
    der gleich zum Antisemiten befördert wurde-
    Hier ein Zitat aus einem Protestschreiben von Fanny-Michaela Reisin, vormals Vorsitzende der Jüdischen Stimme und der Internationalen Liga der Menschenrechte
    ” Dass ein Kreisverband – ausgerechnet der GEW -, jener “Bildungsgewerkschaft im DGB”, der immer noch auch der Nimbus “kämpferisch für Recht und Demokratie” vorauseilt, eine Informationsveranstaltung mit eingeladenem Vortragenden an- nulliert, ist schon für sich befremdlich. Die – bar jedes Belegs – vorgebrachte Be- gründung, Herr Dr. Hever sei ein Antisemit, hielte keiner Prüfung stand. Eine Ver- leumdung, die – ich kenne Herrn Dr. Hever persönlich (!) – einem Rufmord gleich- kommt.
    Seines Zeichens Wissenschaftler und Autor, ist Herr Dr. Hever nicht nur in seinem Herkunftsland Israel, sondern international – zumal im deutschen und englischen Sprachraum – höchst anerkannt. Weltweit gern und oft zu Vorträgen eingeladen, erfreut er sich, ob seiner Integrität und Warmherzigkeit allerorts hoher Wert- schätzung und Beliebtheit. Nicht zuletzt auch als kluger politischer Aktivist.”

  4. Es gibt keine absolute Wahrheit, also immer auch argumentative Differenzen. Aber es gibt auch keine Neutralität. Die mit einem festgelegten Standpunkt gegebenen Differenzen zu einem anderen müssen jedoch nicht in Hass ausarten. Das ist nicht mehr vernünftig.
    Alles nicht so einfach, vor allem angesichts der vorherrschenden Kriegstreiberei.

  5. ” ist israelischen Rechten (aber auch rechtsgesinnten Juden außerhalb Israels), die sich scheuen, den Begriff des Antisemitismus auf Juden anzuwenden (wenngleich auch dies nicht selten vorkommt), die Bezichtigung des „Selbsthasses”.”

    Das Problem ist hier, wer denn das “selbst” sein soll, was hier gehasst wird. Die eigene Person – das würfe Fragen über die psychische Verfassung des Selbsthassers auf? Aber die ist ja nicht gemeint, nur das “selbst”, das in Personen der gleichen Gruppe steckt und in ihren Ansichten, wird angeblich gehasst.

    Damit wird Kritik an Gruppenmitgliedern als etwas psychisch Deformiertes dargestellt und damit wird Konformität eingefordert. Ich bin nur froh, dass ich als Deutscher noch Kritik an der deutschen Regierung üben darf, ohne als Klapskalli dargestellt zu werden.

    1. “Ich bin nur froh, dass ich als Deutscher noch Kritik an der deutschen Regierung üben darf, ohne als Klapskalli dargestellt zu werden.”

      Echt, und wie sieht es mit “Delegitimierung des Staates” aus, die der Verfassungsschutz z.B. auch Kritikern der Corona-Maßnahmen unterstellt?! Wo haben Sie denn in den letzten 3 Jahren gelebt?
      https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/verfassungsschutz-kritik-extremismus-delegitimierung-verfassung-bericht/
      Und wie sieht es aus mit der Gesetzesänderung §130 Abs.5 StGb https://multipolar-magazin.de/artikel/volksverhetzung-und-meinungsfreiheit ?

  6. Es war kein Haß, keine schlechten Gefühle, sondern es fanden sich jede Menge Freiwillige die die schwere Aufgabe der Judenvernichtung im Dienst von Volk und Nation auf sich nahmen (etwa 3 Millionen standrechtlich in Ostgebieten erschossen).

    Demgegenüber begnügt sich die israelische Armee noblerweise nur mit Kniescheiben Minderjähriger.
    Übrigens gefeiert.

  7. Es gibt eine lange humanistische jüdische Traditionsgeschichte, die es würdig ist, diese nicht nur zu bewahren, sondern weiter zu entwickeln.
    Nach der Herrenmenschenlogik eines Adolf Hitler ist das eine schlimme nationale Zersetzung, für jeden anständigen Menschen dagegen vielmehr eine Erlösung, indem diese Brücken-bauend gegenseitiges Verständnis entwickelt und Privilegierungsmentalitäten hinterfragt. Diese gelten somit nicht nur national oder völkisch, sondern auch Markt-bezogen.
    Man kann diesen eigentlichen Wesenskern des jüdischen Humanismus ziemlich stark dadurch diskreditieren, dass man in Nibelungentreue zur Solidarität mit einem Israel aufruft, dass sich keineswegs auf seine humanistische Kultur beruft, sondern angeblich im Sinne einer sich verteidigenden Staatsraison jegliche Emanzipationsbestrebungen des “Feindes” als vitalen Angriff fehlinterpretiert und deshalb maßlos um sich schlägt.
    Eine solche Form von Solidarität watet deshalb schon lange im Brackwasser anrüchiger Komplizenschaft mit…
    Und da helfen auch keine nochso hehren Bekundundungen.
    Wenn die moralistische Armee der Welt in Aktion tritt, dann nehmen dies viele palästinensische Augen keineswegs
    als einen Akt des Vollzugs jüdischen Humanismus’ wahr, sondern verorten dies vielmehr im entgegen gesetzten Terrain.
    Das der jüdischen Kultur durchaus innewohnende Prinzip der Verantwortung, welches an einer Privilegierung nicht wirklich interessiert ist, sondern sich mit einer Angleichung von Rechten zufrieden gibt, ist dabei alles andere als Selbsthass.
    Denn der Schwächling bedarf der Privilegien.
    Der Schwächling muss herrschen, damit er durch parasitäre Unterdrückung den Lebenssaft saugen kann, ohne den er dekadent der Fäulnis preisgegeben ist.

  8. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, ob es Sinn macht die ganze Welt in die Kategorien Täter und Opfer einzuteilen. Ich verweise auf “Die Opferfalle – Wie die Vergangenheit die Zukunft fesselt” von Daniele Giglioli.

    1. Christa,
      die Verantwortung, welche aus Unrecht resultiert, unterscheidet nicht zwischen Tätern und Opfern oder deren Rechtsnachfolgern und Nachkommen.
      Erst das Instrumentalisieren bekotzt diese Verantwortung und führt über den Zustand der Selbstgerechtigkeit zu neuen Täter-Opfer-Konstellationen.
      Das ist weder der Sinn, noch der eigentliche Zweck.
      Jedes anständige Opfer würde sagen:
      Nicht in meinem Namen!
      Und jeder geläuterte Täter würde dabei überzeugt zustimmen.

      1. Einverstanden, Luck. Grausame Realität ist aber leider (fast) immer die Instrumentalisierung. Verantwortung kann es aus meiner Sicht nur als eine idividuelle geben, eine die mit der persönlichen Autonomie, mit der Entscheidungsfreiheit verknüpft ist. Die Debatten drehen sich aber nahezu ausschließlich um politische “Verantwortung” und sind deshalb in hohem Maß von Interessen geleitet. In der realen, zwischenmenschlichen Kommunikation von Individuen hingegen hat der Gesamteindruck einer Person ein größeres Gewicht als gewichtete Worte. Zum Thema Rassismus habe ich zufällig vorhin den bedenkenswerten Schlussabsatz eines Kommentars gelesen: “Die Väter und Mütter des Grundgesetzes waren vermutlich überzeugt, dass es Menschenrassen gibt, niemand sollte aber deshalb benachteiligt oder bevorzugt werden. Selbst Neandertaler und Hunde machen klar, dass im Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes der Begriff Rasse gestrichen und auch nicht nicht durch die Steigerungsform rassistisch ersetzt gehört, sondern dass es ergänzend zu anderen Merkmalen von Menschen heißen sollte: “Niemand darf wegen … seines Aussehens, Gestalt oder genetischen Ausstattung … benachteiligt oder bevorzugt werden.” [ Jürgen Bonig; Rasse k. o. in `lunapark 21, Ausgabe Sommer 2022, S. 8 1]
        Tatsächlich war/ist das Konzept der Kollektivschuld ein Mittel, die persönliche Verantwortung – auch vor Gerichten – zu vermeiden. Die Verantwortlichen real zur Verantwortung zu ziehen wird so vermieden. Die individuellen Urteile der Nürnberger Prozesse wurden für die meisten Verantwortlichen innerhalb kurzer Zeit hinfällig. Ganz gleich um welche Art von Verbrechen es sich handelte. Man hat die Täter ja wieder gebraucht. [ Zu erinnern wäre z. B. in diesem Zusammenhang an die Gestalten Filbinger, Lübke, Globke, Krupp, Abs oder die führenden Humangenetiker in Deutschland nach 1945, deren Namen ich momentan nicht parat habe, und viele andere … ].

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