Schon wieder ein Drohnen-Angriff auf russischen Luftwaffenstützpunkt

Eine ukrainische Tu-141 auf dem Launcher. Bild: Ukrainisches Verteidigungsministerium

 

Die russischen Streitkräfte scheinen weiterhin unfähig zu sein, vorhersehbare Angriffe selbst auf wichtige Militärstützpunkte zu unterbinden.

Schon wieder wurde der Militärflughafen Engels, 700 km von der Grenze in der Nähe der Stadt Saratov entfernt, von einer Drohne angegriffen. Ein wichtiger Flughafen für strategische Bomber, mit denen auch Angriffe auf die Ukraine ausgeführt werden.

Nach Angaben des russischen Militärs wurde die Drohne erst über dem Flugplatz am Montag um 1.35 Uhr Moskauer Zeit abgeschossen, durch die herabstürzende Teile wurden drei Soldaten getötet und vier verletzt. Es gab Explosionen, Flugzeuge sollen aber nicht beschädigt worden seien. Saratov-Gouverneur Roman Busargin warnte vor Verbreitung falscher Informationen, was eine Evakuierung von Bewohner betrifft. Anfang Dezember wurden durch eine ukrainische Drohne zwei Kampfflugzeuge beschädigt.

Vermutlich flog also die ukrainische Drohne, wahrscheinlich wieder eine aufgerüstete Tu-141 aus Sowjetzeiten wie beim letzten Mal oder auch eine neue entwickelte ukrainische Drohne mit einer Reichweite bis 1000 km (Wird die Ukraine mit selbstgebauten Drohnen Moskau angreifen?), ungehindert über die Grenze und Hunderte von Kilometern weit über russisches Territorium, ohne entdeckt zu werden. Erst am Flughafen wurde sie angeblich abgeschossen und, so die Lesart, der Angriff „verhindert“.

Auch wenn die Drohne schnell und tief geflogen ist, ist das Scheitern der Flugabwehr beim Schutz wichtiger militärischer Einrichtungen offensichtlich. Mitgeteilt wurde nicht, mit welchem Flugabwehrsystem die Drohne abgeschossen wurden, falls sie nicht unbehelligt eingeschlagen ist und das Militär nur vorgibt, sie abgeschossen zu haben. Dagegen propagiert die ukrainische Armee, fast alle der iranischen Kamikaze-Drohnen abschießen zu können, die Russland abfeuert.

Beim letzten Mal wurde die Verantwortung nicht direkt übernommen, jetzt erklärte der Sprecher der Luftwaffe der Ukraine, Yuriy Ignat, zwar wieder, dass die „Explosionen“ auf dem Flugplatz eine Folge der russischen Aggression seien, aber er erklärte: „Wenn die Russen gedacht haben, dass sie der Krieg tief im Hinterland nicht betreffen würde, dann haben sie sich geirrt. Das wird immer öfter geschehen und hoffentlich der Ukraine zugutekommen.“ Um zu beurteilen, welche Schäden verursacht wurden, müsse man die Satellitenbilder abwarten, meinte er.

Yuri Knutov, ein russischer Luftverteidigungsexperte, sieht den psychologischen Aspekt der „Mückenstiche“ im Vordergrund. Der ukrainischen Bevölkerung und dem Westen sollen die Fähigkeiten demonstriert werden, der russischen Bevölkerung solle damit gezeigt werden, dass sie in Reichweite von ukrainischen Angriffen sind. Falls es eine Tu-141 gewesen sein sollte, dann habe diese den Vorteil, extrem niedrig fliegen zu können.

Eine Erkennung sei schwierig, wenn es sich um eine einzelne Drohne und nicht um einen Schwarm handelt. Das habe sich auch gezeigt, als im März eine solche Drohne aus der Ukraine über Nato-Territorium bis Kroatien ungehindert fliegen konnte, bevor sie abstürzte (Mysteriöser Flug im Nato Luftraum). Man müsse die Luftabwehrsysteme S-300, Pansir und Tor zur frühzeitigen Erkennung benutzen und eine großflächige Luftaufklärung durch ein umfassendes Radarfeld herstellen, das zur Zeit der Sowjetunion bestanden habe. Dazu müssten neben Radarstationen auch Radarerkennungsflugzeuge eingesetzt werden. Zur Zeit der Sowjetunion habe man noch 30 dieser Flugzeuge gehabt, jetzt seien es nur noch neun. Er forderte Vergeltungsangriffe auf ukrainische Stellungen: „Die Streitkräfte der Ukraine müssen lernen, dass solche Angriffe auf unsere strategischen Einrichtungen nicht unbeantwortet bleiben werden.“

Eskalation ist von beiden Seiten angesagt. Möglicherweise bahnt dies auch irgendwann  den Weg zu Verhandlungen.

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14 Kommentare

  1. Tja, mit diesen Drohnen scheint es ja so eine Sache zu sein. Aber ist das denn wirklich ein spezifisch russisches Problem? Das amerikanische Patriot-System ist wohl auch nicht der Weisheit letzter Schluss.

    https://nationalinterest.org/blog/reboot/why-did-american-patriot-missiles-fail-stop-houthis-attacks-197764

    https://www.nbcnews.com/think/amp/ncna1057461

    (Und dann erst diese deutschen Panzer, die nur ein paar Stunden halten. ?).

    Shit happens. Besonders im Krieg.

  2. Investigativ Reporter Jack Murphy berichtet von geheimer CIA Sabotage innerhalb Russlands, in quasi-offizieller Form:

    „The CIA is using a European NATO ally’s spy service to conduct a covert sabotage campaign inside Russia under the agency’s direction, according to former U.S. intelligence and military officials.“

    https://news.antiwar.com/2022/12/26/report-cia-is-directing-sabotage-attacks-inside-russia/

    Murphy begründet die Veröffentlichung des Textes auf …
    https://jackmurphywrites.com/169/the-cias-sabotage-campaign-inside-russia/

    … statt in einer renommierten Zeitung damit, etwas wolkig vielleicht, dass er schlechte Erfahrungen gemacht hat früher mit den betreffenden Redaktionen.

    Aber die Ergebnisse seiner Recherche werden der Erfahrung nach zutreffen.
    Super Sache, das.

  3. Im Grunde fällt Florian Rötzer auf die Propagandastunts der Ukrainer und vermutlich des MI6 und CIA rein. Dass am selben Tag 2 HIMARS-Launcher und drei M777-Haubitzen, dazu vier weitere selbstfahrende Haubitzen und Geschütze von den russischen Streitkräften vernichtet wurden, dürfte für den Fortgang der Kampfhandlungen von grösserer Bedeutung sein. Wie gut die flächendeckende Luftabwehr in irgendeinem Land der Welt gegen Terrorangriffe aufgestellt ist, muss sich noch zeigen. ISIS und Konsorten dürften begierig von den ukrainischen Mitterroristen lernen, und wir können uns auf einiges gefasst machen.

    Ganz am Rande: xttps://www.russiamatters.org/analysis/whats-ahead-war-ukraine

    1. Ja, 1000 der 14 gelieferten Panzerhaubitzen wurden vernichtet.
      250 sind aber noch im Einsatz. Und 300 sind zur Reparatur in Tschechien und Polen.
      Rommel war ein besserer Magier des Krieges.

  4. Keinesfalls würde das ukrainische Militär ohne Zustimmung bzw. Unterstützung der USA einen (wiederholten) derartigen Angriff starten. Es geht also wohl darum, Russlands Reaktion zu testen. Nach dem ersten Schlag fühlt man sich offenbar ermutigt, weiter zu eskalieren. Welche Reaktion will man damit herausfordern? Und was folgt als nächstes? Waffen mit größerer Reichweite, die ja schon länger im Gespräch sind?

    https://www.businessinsider.com/pentagon-to-support-ukrainian-long-range-attacks-on-russia-times-2022-12

    Bei Briansk wird ein Sabotagetrupp mit Sprengstoff entdeckt und in westlichen Medien wird immer mal wieder dazu aufgerufen, Putin doch einfach zu liquidieren, während der nicht müde wird, seine Verhandlungsbereitschaft zu erklären.

    (x)https://www.n-tv.de/politik/Putin-Bereit-mit-allen-Beteiligten-zu-verhandeln-article23806078.html

    Die Herren in Kiew dagegen wollen Russlands UN-Mitgliedschaft aberkennen und behaupten schon mal, Russland sei „fälschlicherweise“ seit Dezember 1991 UN-Mitglied; gleichwohl wollen sie einen Friedensgipfel bei der UNO, aber erst nach einem „Kriegsverbrecherprozess“.

    Sieht alles nicht so richtig gut aus.

  5. Meine Expertise als Sofa-Krieger:

    Ach, das sind nur symbolische Nadelstiche. Die Ukrainer haben angeblich nur 150 dieser Drohnen, und ob sie die aller bereits zu Angriffswaffen umgebaut haben ist fraglich.

    Die Nadelstiche sollen die russische Führung in Zugzwang bringen, den Krieg auszuweiten. Das ursprüngliche Kriegsziel der USA hieß ja „overextending and unbalancing Russia“. Die Russen sind jedoch wenig gewillt, die Ukraine zu stürmen und sich auf diese Weise zu schnell zu verausgaben.

    Die sitzen da schön hinter der Frontlinie und warten einfach auf die aufwendige Anlieferung der alten ukrainischen und der neuen westlichen Waffen, um sie sogleich dort zu entsorgen. Das hat ein Dreivierteljahr so effektiv funktioniert, dass man die Russen nun mit solchen Nadelstichen aus der Reserve locken möchte.

  6. ich bin mir nicht sicher, wer verblödeter ist: die Redaktion der New York Times oder die 11 Leser der Berliner Zeitung, die dem Artikel ihre Zustimmung gegeben haben:

    „New York Times spekuliert über Sabotage und die Schuldigen des Nord-Stream-Attentats“

    https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/new-york-times-spekuliert-ueber-sabotage-und-die-schuldigen-des-nord-stream-attentats-li.301417

    Mein Lieblingsabsatz:

    „Ein Kostenvoranschlag für die Reparatur beginnt bei etwa 500 Millionen Dollar, sagte die Person. Berater für Russland untersuchen auch, wie lange die beschädigten Rohre dem Salzwasser standhalten könnten. Die Untersuchungen werfen die Frage auf, warum Russland, wenn es seine eigenen Pipelines bombardiert hat, mit der teuren Reparatur beginnen möchte.“

  7. Die Ukraine möchte eine Friedensvertrag mit der UN aushandeln und dann praktizieren sie ihre fortlaufenden Angriffe.
    Logik fängt dort an wo auch Handlungen übereinstimmen!

  8. Finde gerade das zum Thema:

    https://t.me/CyberspecNews/14921

    „Air defense cannot fully work when civilian aircraft are flying, — retired Colonel of the General Staff of the Armed Forces of the Russian Federation Mikhail Khodarenok.

    The peculiarity of the work of air defense on aircraft is that there should be no civil aviation in the sky for their full-fledged work.

    Combat aircraft have a „friend-foe“ system, but not on civilian ones.

    We have restricted flights in the regions bordering Ukraine and where SMO is conducted. As we can see, the enemy has found a way to strike deep into our territory.

    Therefore, in order for air defense to work effectively, it is necessary to limit civil aviation flights not only in the border regions, but also further. Moreover, a Ukrainian drone could hit a civilian aircraft in the air. “

    Ist das eine hinreichende Erklärung?

  9. Herr Rötzer mal wieder…..

    Der Artikel dürfte eigentlich nur aus einem Satz bestehen:

    „Die russische Armee propagiert, erneut eine ukrainische Drohne über einem russischen Militärflugplatz abgeschossen zu haben, dagegen propagiert die ukrainische Armee, fast alle der iranischen Kamikaze-Drohnen abschießen zu können, die Russland abfeuert.“

    Wenn Herr Rötzer schon meint, vom Drohnenkrieg sprechen zu müssen, dann könnte er sich wenigstens die Mühe machen, auch auf der ukrainischen Seite Aussagen von – glaubwürdigen – Personen zu den Er- oder Mißerfolgen russischer Angriffe dieser Art und daraus geforderten Konsequenzen zu finden, und sie hier zu nennen.

    Aber er dichtet einen Text über die „blöden“ Russen, und dekoriert diesen mit einem Propagandahalbsatz der „tollen“ Ukrainer.

    Prost Mahlzeit!

  10. Gerade solche Ereignisse sind es, die Russland – völlig zurecht – den „Luschenstatus“ verleihen. Russland wird anal penetriert, wackelt dabei nicht mal mit dem Arsch – statt ordentlich hart zu reagieren. Und da helfen auch keine Schönfärbereien: Russland macht sich nur noch lächerlich! Aber vielleicht sehen das ja auch die Hardliner so – und Putin tritt aus „gesundheitlichen Gründen“ zurück, um dann „robusteren Mandaten“ eine Chance zu geben.

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