Schmutzfink China?

Flughafen Beijing. Bild: AcidBomber/CC BY-SA-3.0

China produziert wirklich ganz schön viel Emissionen. Aber es sind halt auch schon ziemlich viele Leute!

 

Alle haben uns gewarnt! Lange bevor wir uns auf den Weg nach China machten, hat uns die deutsche Presse nachdrücklich auf die dramatischen Umweltprobleme in China aufmerksam gemacht. Allen voran die Bild-Zeitung, die schockierende Enthüllungen zu vermelden hatte: „Emissionen: China stößt mehr CO2 aus als die USA“ und, noch dramatischer: „China produziert mehr CO2 als USA und EU zusammen.“ Wir haben erfahren, dass das Land eine unzumutbare Menge an Luftschächten baut und eine schier unerschöpfliche Gier nach umweltbelastenden Flughäfen an den Tag legt: „China baut Flughäfen ohne Ende – mit fatalen Folgen für Klima und Umwelt.“ Die Bild-Zeitung war dabei ganz vorne, aber auch gemäßigtere Leitmedien stoßen unaufhörlich in dasselbe Horn—die Berichterstattung über die Olympischen Winterspiele in ARD und ZDF ist eines von vielen Beispielen.

China ist also ein echter Schmutzfink! Nun will diese Erzählung so gar nicht zu unseren Beobachtungen im Alltag passen. Ja, es stimmt, viele heizen hier noch mit Kohle und der Flughafen in unserer Stadt wird auch schon mal wegen der dadurch eingeschränkten Sicht gesperrt. So hat man uns jedenfalls erzählt. Und auch der Umgang mit Gebäuden ist alles andere als nachhaltig: Einmal gebaut, schaut man ihrem zunehmenden Verfall so lange zu, bis es nicht mehr anzusehen ist und das Gebäude wieder abgerissen und durch ein neues ersetzt werden muss. Das könnte man auch anders machen.

Andererseits ist der Autoverkehr in China wesentlich stärker elektrifiziert als in Europa oder den USA. Alle Häuser in dem Viertel, in dem wir leben, haben Sonnenkollektoren auf ihren Dächern, um das warme Wasser für die Haushalte zu produzieren. Vor der warmen Dusche müssen wir also immer erst einmal Wasser nachfüllen und aufheizen. Die Kollektoren werden auch zum Aufladen der vielen Elektroroller und e-Autos verwendet, mit denen unsere Nachbarn jeden Tag zur Arbeit fahren (selber laufen wir zur Arbeit), was zu einer in Deutschland kaum vorstellbaren Flut von Aufladestationen geführt hat. Zusätzlich zu den vielen Kabeln, die aus Privathäusern und Geschäften herausführen, und von vorbeifahrenden e-Mobilisten gern benutzt werden.

Was ist also dran, so haben die Wissenschaftler in uns gefragt, an dem in den deutschen Medien populären Bild von China als globalem Schmutzfinken? Das Ergebnis, so können wir schon mal vorwegnehmen, wirft kein gutes Licht auf die grundlegenden mathematischen Fähigkeiten unserer Journalisten. Denn ja tatsächlich, China produziert wirklich ganz schön viel Emissionen. Aber es sind halt auch schon ziemlich viele Leute! Offensichtlich mehr, als man sich das in deutschen Redaktionen so vorstellt. Anders jedenfalls konnten wir uns nicht erklären, wie man die folgenden Fakten so einseitig interpretieren kann:

Nach den Daten des Global Carbon Project ist China mit über 10 Gigatonnen CO2-Emissionen im Jahr 2019 der weltweit größte Emittent, während Deutschland im selben Jahr eine Gigatonne produzierte. Da aber nun in China über 17-mal so viele Menschen leben wie in Deutschland, ergibt das einen Pro-Kopf-Ausstoß von 8,88 Tonnen in Deutschland und nur 7,49 Tonnen China.

Auch im Hinblick auf Flughäfen lohnt es sich, die jeweils sehr unterschiedlichen Ausgangssituationen zu berücksichtigen. Nach den neuesten verfügbaren Daten der Weltbank gab es in China im Jahr 2018 etwa einen Flughafen pro 10 Millionen Einwohner, bei einer Gesamtzahl von 234 Flughäfen. Im Vergleich dazu gab es im selben Jahr 539 Flughäfen in Deutschland (doppelt so viel wie in Gesamt-China!), also etwa 41 Flughäfen pro 10 Millionen Einwohner. Wir wiederholen: das Verhältnis von China zu Deutschland ist 1:41!

Von der Hand, mit der wir ökologischen Deutsche auf China zeigen, weisen also tatsächlich vier Finger auf uns zurück. Warum benutzen wir unseren Zeigefinger dann so gern und so begeistert? Wir glauben, dass das etwas mit dem psychologischen Phänomen des „Sündenbocks“ zu tun hat. Der Begriff beschreibt eine Person, Gruppe oder Einrichtung, die für etwas verantwortlich gemacht wird, für das sie nicht verantwortlich ist. Weil man diese Verantwortung selbst nicht übernehmen möchte.

Diese Interpretation liegt nahe, wenn man an politische Beiträge zur Umweltdiskussion aus dem unternehmerfreundlichen Lager hört: Die FDP redet sich ja den Mund darüber fusselig, dass wir erst einmal China die Ökologie beibringen müssen, bevor wir bei uns Kohle- und Kernkraftwerke schließen.

Aber das Sündenbockdenken entsteht oft auch aus einem Gefühl der Unsicherheit oder der Angst vor dem Unbekannten. In diesem Fall kann Sündenbockdenken als Strategie dienen, um ein Gefühl der Kontrolle über den Alltag und das weitere Leben wiederherzustellen, indem man negative Emotionen von sich selbst oder der eigenen Gruppe auf andere umlenkt. Es wäre also eine gute Idee, wenn sich die Journalisten unserer Leitmedien zunächst einmal nicht nur mit dem Begriff der Basisrate bei dem Vergleich von Zahlen befassen, sondern auch ein wenig übt, mit ihren eigenen Ängsten umzugehen. Bevor sie Sündenböcke anderswo suchen und scheinbar finden. Denn mit dem Zeigen auf andere werden wir die Klimakrise nicht meistern.

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14 Kommentare

  1. „Was ist also dran, so haben die Wissenschaftler in uns gefragt, an dem in den deutschen Medien populären Bild von China als globalem Schmutzfinken?“
    Nun ja, wenn wissenschaftlich das Ausblenden der Tatsache ist, dass China DAS Niedriglohnland für westliche Produktionen ist (Zahlen bitte selbständig – nicht selbstständig – eruieren), dann ist der Beitrag vollumfänglich beleuchtet und wissenschaftlich hinterfragt!

    1. Auch hier kommt wieder die schiere Größe ins Spiel, denn so billig wie Bangladesch oder Vietnam oder Laos ist China schon lange nicht mehr.
      Eine Arbeitshose (etwas bessere Qualität, mittleres Preisniveau), die ich mir vor einigen Monaten gekauft habe, wurde übrigens nicht in China oder Laos genäht sondern in der Ukrai.

      1. Nach meiner Marktbeobachtung liefert die aufstrebende Industrie Chinas inzwischen viel von dem was für Konsumenten mit dem Etikett „Vintage“ versehen wird: z. B. emaillierte Seifenschalen und Töpfe, Glas- und Töpferwaren oder Porzellan. Hergestellt mit einfacher Maschinerie, u. U. sogar auf der Grundlage rein mechanischer Vorrichtungen, die die Kraft gesunder Menschen nutzen und über Jahrzehnte Verwendung finden können. Dabei soll man so etwas doch gar nicht mehr verwenden, weil ein neuer Induktionstopf auf einem entsprechenden neuen Herd viel energiesparender ist, als das Ersetzen eines Heizwiderstandes… .
        Was nicht statistisch erfasst wird: Welchen Zeitanteil ihrer letzendlichen Brauchbarkeitsspanne inzwischen Ausgangsstoffe, Zwischenprodukte und Endprodukte auf dem Wasser verbringen. Ein Mehrfaches nehme ich an. Die „Notwendigkeit“ billigstmöglich zu produzieren führt zu Transportkosten und Ressourcenverbrauch in schwer einzuschätzender Höhe. Dass der Endverbraucher beim Bestellen über XYZ in vielen Fällen keine Transportkosten mehr bezahlen muss, trägt zur Verschleierung dieser Kosten bei, denn buchhalterisch sind Transportkosten keine Produktionskosten, sondern ein durchlaufender Posten. Am meisten Energie (d.h. Energieverluste durch zunehmend längere Umwandlungsketten) könnte man durch regionale Produktions- und Konsumtionskreisläufe einsparen. Aber dann gäbe es ja schon in der Berghütte keinen Spargel mehr, sondern Brot, Käse und Eier und in München keine Avocados. Wo man die doch zur Versorgung mit lebenserhaltenden Stoffen dringendst braucht.
        Zucker kann man genau so wie Salz als Konservierungsmittel zu nutzen. In Gegenden mit Rübenanbau könnte man z. B. eher kandierte Tomaten aufbewahren als gesalzene oder gesäuerte oder gesalzenes, geräuchertes oder luftgetrocknetes Fleisch. Wiederverwenden von Gläsern und Dosen ist völlig aus der Mode gekommen, weil ohne die Bezeichnung „frisch“ ja ohnehin alles völlig ungesund ist, nahezu lebensgefährlich. Als „frisch“ wird aber gegenwärtig bezeichnet, was unreif geerntet über mehrere Wochen und Monate gekühlt und chemisch behandelt umhergefahren und gelagert wird. …
        Gut dass keiner mehr fragt, was Worte in der Sache real bedeuten. Das gilt für ideologisch rechte und linke „Mitbürger*.*innen“. Möglichst weit weg vom realen Gegenstand lässt sich trefflich streiten. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass der neue Mensch ohne digitale und/oder medikamentöse Steuerung des Alltags nicht mehr auskommt. Im Winter und im Sommer bei Hellem mit angepasster Geschwindigkeit so lange zu arbeiten wie menschlich möglich, das ist dank der Werbung fürs Einschlafspray mit Melathonin völlig out. Der „Transhumanismus“ bestimmt doch schon viel länger das reale Leben als die Philosophen sich über diese Vorstellung Gedanken machen. Die Realität prägt den Begriff, nicht umgekehrt.
        Was soll es schon sagen, dass ein Viertel bis ein Drittel der Menschen in „entwickelten“ Zonen gegenwärtig vor Erreichen des Rentenalters stirbt, wenn der rechnerische, statistische Durchschnitt der Lebenserwartung für ein paar statistisch auserwählte stetig steigt? Was interessiert uns schon die Lebenserwartung der Neugeborenen in den unterentwickelten Ländern? Vor ein paar Tagen hat mich ein gelernter Mediziner gefragt, wie man die „Lebenserwartung“ eigentlich berechnet. Interessiert in aller Regel k. a. S. (keine alte Sau). Hat schon mal einer die durchschnittliche Lebenserwartung aller gegenwärtig lebenden menschlichen Individuen berechnet? Durchaus möglich, dass sie nicht höher läge als vor 50.000 Jahren. Hat man bisher unterlassen, vermutlich weil es die Rede vom „Fortschritt“ ad absurdum führen würde.

      2. Kein Wunder, in der Ukraine lag der Mindestlohn, angehoben von V. Selenskij im Jahr 2021 bei stattlichen 1,21€ für eine Stunde Arbeit. Gewerkschaftsrechte sind auch eingedampft worden und alles wurde sehr arbeitgeberfreundlich organisiert.

  2. Da selbst früher wissenschaftliche Sendungen wir terra X (z.B. Schwarmverhalten, natürlich an den bösen Querdenkern erläutert) nun unseriös polisiert wurden, lohnt es sich überhaupt nicht mehr, unseren Medien irgend etwas zu glauben. Hoffentlich bleibt wenigstens das Internet.

  3. Mag ja alles sein, aber in mir wächst von Tag zu Tag der Verdacht, dass die „Klimakrise“ irgendwie nicht kommt, und alle „Ökos“ und „Grünen“ mehr wissen als sie zugeben.

    Kann es sein, dass hier gerade ein riesiges Experiment läuft, dass mein – schon vor Jahren verstorbener Vater – als „Volksverdummung“ bezeichnet hätte?

    Irgendwas an der ganzen Diskussion stört mich gewaltig – eben das unmoralische Verhalten derer, die doch eigentlich die Ersten sein müßten, beim Kampf gegen den Klimawandel ganz vorn mit dabei sein sollten:

    Habeck hat ja, wie Greta Thunberg – von Fridays for Future – kein Problem mit Atomkraftwerken….

    Wer also heuchelt hier?

    Oder gibt es seit Tschernobyl und Fukushima nur noch sichere Atomkraftwerke?

    Irgend etwas halte ich für oberfaul an der ganzen Diskussion….zum Thema „Klimawandel“ und „seine Folgen“….

    Wie schon gesagt vielleicht sind wir – wieder einmal *augenroll* – einem riesigen „Menschenversuch“ ausgesetzt – nur diesmal beim Thema Klimawandel, und unsere „Eliten“ wissen vielleicht mehr darüber als die letztendlich öffentlich zugeben – Nämlich, dass die Folgen eventuell gar nicht so schlimm sind, wie unsere Medien-Apocalyptiker an die Wand malen….im Verein mit den „Klimaklebern“ und „Fridays for Future“, die ja berufsmäßig protestieren, und im Urlaub als Privatleute nach Bali fliegen.

    Oder wie die „Klimaaktivistin“ und „Grüne“ Luisa Neubauer erst Letztens sagte – auf die Frage der Moral der Klimabewegung angesprochen:

    „Lieber Doppelmoral als gar keine Moral“….

    Der Satz, sollte die den wirklich so gemeint und gesagt haben, ist doch der Beweis, dass wir wieder einmal von den vermeintlich „besser Gestellten“ in unserer Gesellschaft vera…t werden….und das hat sich auch in der „chinesischen Welt“ herumgesprochen, da bin ich mir (fast) sicher…..der „Wertewesten“ lebt eine Doppelmoral, und glaubt selber nicht an das was seine PolitikerInnen und JournalistInnen verbreiten – im Medienmainstream des „Wertewestens“

    Sarkastische Grüße
    Bernie

    1. Die Milliardäre machen sich ja schon Gedanken wie man das Problem lösen kann:
      https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/703050/JPMorgan-Chef-Dimon-schlaegt-Enteignungen-zur-Bekaempfung-des-Klimawandels-vor?utm_content=link_1&utm_medium=email&utm_campaign=dwn_telegramm&utm_source=mid2313&f_tid=TMyxCdnxhfKfNYpGuRBriQ
      Den Ansatz finde ich ja nicht mal so schlecht, bei meinem Enteignungsabsatz würde der Mann im Hintergrund aber nicht mehr so grinsen.

    2. Hey Bernie,
      dass es Veränderungen im Klima gibt und dies Folgen hat, kann man eigentlich nicht leugnen.
      Spüren tun wir das auf unserem privilegierten Breitengrad nicht unbedingt… derweil sind andere arg betroffen – `medico international´ berichtet ganz gut.
      Die Debatte und Umgang darum ist natürlich eine andere Sache … komplett daneben – da stimm ich dir zu.

      Neubauer und Greta gehen mir sonst wo vorbei – die eine träumt vom Kanzlerinnendasein oder sonst was – wichtig ist ihr nur, was ihr selbst nützt – hat ihre Seele schon verkauft. Und Greta – ein Medienhype – who cares.
      Gibt Menschen die setzten sich seit Jahrzehnten für Umweltschutz & betroffene Menschen ein und bekommen nicht den Funken Aufmerksamkeit geschenkt.

  4. Echt lustig! Ich habe heute bei TP einen Forenbeitrag zu diesem Artikel
    https://www.telepolis.de/features/Das-China-Dilemma-unserer-Medien-8241960.html
    geschrieben und nach einem kurzen Zitat aus dem Artikel hier auch einen Link zu selbigen angeführt.
    Mein Forenbeitrag bei TP wurde gesperrt. Die Begründungs-Nachricht enthielt den folgenden Text:
    „Ihr Beitrag wurde gesperrt, weil Sie darin einen Link auf Inhalte nennen, die gegen unsere Nutzungsbedingungen verstoßen würden oder möglicherweise aus unseriöser Quelle stammen.“
    Also scheint es so zu sein, dass die Zensoren bei TP Overton Unseriösität oder die Veröffentlichung rechtsverletzender Inhalte unterstellen.

  5. OT

    Nicht sauber, dafür teuer – E-Auto kostet durchschnittlich 48700 €

    https://www.jungewelt.de/artikel/449009.studie-e-auto-kostet-durchschnittlich-48-700-euro.html

    Das E-Auto bleibt auch künftig ein Fahrzeug für Gutbetuchte. Wer auf Skalierungseffekte wartet,
    die beispielsweise den Computer zum Massenprodukt mit drastisch sinkenden Preisen gemacht
    haben, wartet vergeblich, denn mit steigender Stückzahl steigen die Rohstoffpreise. Angebot und
    Nachfrage. Das Akkuauto bleibt teuer und wird teurer, weil die Nachfrage nach Akku-Rohstoffen die
    Preise treiben wird.
    Das ist bei Brennstoffzellenfahrzeugen anders. Sie produzieren Strom „on board“ aus Wasserstoff.
    Brennstoffzellen lassen sich aus Schrott und Kunststoffabfällen in Kreislaufwirtschaft bauen. Massenproduktion und Skalierung machen das Brennstoffzellenauto in der Anschaffung deshalb langfristig betrachtet billiger.
    Dank grüner Außen-, und Wirtschaftspolitik gibt es weder Ökostrom noch Wasserstoff, weshalb man sich weitere Betrachtungen zum Elektroauto als Volxwagen für die ferne Zukunft aufheben sollte.

    1. Das ist tatsächlich OT, reizt mich aber zu einer Antwort (sorry).

      (1) Es gibt neuere Entwicklungen in der Akku-Forschung, die Hoffnung machen, dass Akkus sowohl weniger umweltschädigend als auch billiger hergestellt werden können. Zur Zeit sind sie ja nicht nur die Preistreiber bei eFahrzeugen, sondern auch wesentlich dafür verantwortlich, dass eFahrzeuge in Summe gar nicht umweltschonender sind als Verbrenner.

      (2) Die Sache mit dem Wasserstoff klingt auf dem Papier gut, hat aber derzeit auch einen gewaltigen Haken: Man benötigt zu seiner Herstellung große Mengen Strom (Elektrolyse). Solange dieser nicht „grün“ bereitgestellt werden kann, ist die Umweltbilanz von Wasserstoffautos schlecht.

      (3) Wir kommen wohl nicht um die Erkenntnis herum, dass unser Anspruch, jederzeit individuell überall mit hohem Komfort hinfahren zu können, das eigentliche Problem ist. Wir würden der Umwelt sicherlich helfen, wenn wir uns damit abfinden könnten, dass es eben nicht
      – jederzeit
      – individuell
      – überall
      – mit hohem Komfort
      mehr möglich ist. Schon der Verzicht auf ein einziges dieser Merkmale verbessert die Umweltbilanz. Sachlich gibt es überhaupt keinen Grund dafür, dass unsere Fahrzeuge Jahr für Jahr größer, schwerer, komfortabler und stärker werden.
      (Wenn ich mal lästern darf: Offenbar traut man dem durchschnittlichen Autokäufer inzwischen schon nicht mehr zu, dass er es selbstständig merkt, wenn’s regnet – die Scheibenwischer schalten sich in „modernen“ Autos mittlerweile automatisch ein. Als passionierter Motorradfahrer stehe ich diesem Phänomen etwas ratlos gegenüber. Ich merke es noch durchaus zeitnah selber, wenn es regnet. 😖)

      Was den Verzicht auf „höher, schneller, weiter“ angeht, so habe ich übrigens für mich eine individuelle Lösung gefunden: Mein Alltagsfahrzeug ist ein batterieelektrischer Motorroller. Der ist bezahlbar (meiner hat 4.100 € gekostet), fährt billig (ca. 4,2 kW/h auf 100 km) und ist mit 80 km/h Topspeed schnell genug nicht nur für die Stadt, sondern auch für das Umland. Mir nimmt kein Auto mehr den Platz in der Garage weg.

      (Bevor man hier noch meint, ich wolle mich als Umweltengel darstellen: In besagter Garage stehen auch zwei Motorräder mit Verbrennermotoren. Die gelegentlichen Spaß-Fahrten damit werde ich erst unterlassen, wenn mir das von berufener Seite gesetzlich verboten wird.)

  6. Erst die Produktion in andere Länder auslagern – und die dann als Schmutzfinke beleidigen. Aber weiter die Produkte von dort kaufen (Smartphones, …). So geht „grün“.

    Die relativ vermögenden Grünen sind die größten Umweltverschmutzer (und CO2-Emittenten) und wollen es allen anderen verbieten, ihnen gleich zu tun. Es gibt eine Kausalbeziehung zwischen Einkommens- und Vermögenshöhe und Umweltverschleiß/Lebensraumvergiftung und -vernichtung. Auch, vor allem, „arbeitendes Geld“ zerstört die Welt. Auch Wärmepumpen und Solarpaneele zerstören Kreisläufe und setzen bei Herstellung und Entsorgung Gifte frei.

    Es sind Größe des Wohnraums, die Ansprüche (Komfort) und der Umfang der Aktivitäten (Fahr- und Reisetätigkeit, Großkonzern-Angestellter, Urlaubsansprüche, durchschnittliche Modernisierungszyklen, Auslandsstudium der Kinder, Elektronik, Digitalnutzung, …) die die Größe des verursachten Umweltschadens ausmachen – nicht ob man die Heizung auf 20 oder 21°C stellt oder ob die mit Strom (Wärmepumpe) oder Gas betrieben wird.

    Die, die am meisten brauchen wollen denen, die sowieso weniger brauchen, noch mehr wegnehmen, damit für die Ersteren und deren Kinder noch mehr übrig bleibt.

  7. „Die relativ vermögenden Grünen sind die größten Umweltverschmutzer (und CO2-Emittenten) und wollen es allen anderen verbieten, ihnen gleich zu tun.“

    Das war schon immer so….

    Die Feudalherrschaften fahren mit der vierspännigen Kutsche, die Mägde und Knechte latschen zu Fuß.

    1. „Das war schon immer so….“

      … muss aber nicht so bleiben!

      Was soll dieses resignative Gedöns? Dann besser den Mund halten beim weiterkuschen.

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