Schlafwandeln in einen Nuklearkrieg?

Bild: NNSA.gov

Die Befürworter von Krieg und Waffenlieferungen blenden das Risiko einer atomaren Katastrophe aus, das im Kalten Krieg zu Recht allgegenwärtig war.

Die Verfechter von Waffenlieferungen an die Ukraine, die auf einen militärischen Sieg über Russland dank der westlichen Waffen setzen, spielen in der Regel das Risiko herunter, dass die Form der Kriegsbeteiligung den Konflikt so weit eskalieren könnte, dass es zu einem nuklearen Showdown kommt. Während man ansonsten gerne Wladimir Putin dämonisiert, versichert man der Öffentlichkeit, er sei letztlich doch ein rationaler Mensch. Und man habe ja gesehen, dass das stete und provokative Herantasten an eine mögliche rote Linie mit dem stufenweisen Hochfahren der Waffenlieferungen und der Ausbildung ukrainischer Soldaten ebenso wenig zu einer nuklearen Eskalation geführt habe wie die Angriffe auf die Krim-Brücke und Militärflughäfen weit in Russland, auf denen Flugzeuge der Nuklearstreitmacht stationiert sind.

Mitunter kokettieren Ukrainer wie der Militärgeheimdienstchef oder Dmitri Jarosch vom Rechten Sektor auch schon mit einer Eroberung russischer Gebiete, auf die einmal kurz die schnell hinweggefegte Ukrainische Volksrepublik 1919 Anspruch erhob. An die dockt sich die jetzt konstruierte ukrainische Identität mit „Helden“ wie Stepan Bandera an. So wird auch schon mal davon geredet, dass die Rückeroberung des Donbass und der Krim nur der erste Schritt sei. Aber davon wollen die derzeitigen Enthusiasten eines angeblich gerechten Kriegs nichts wissen und hören lieber weg.

In dem Kontext gehört auch das permanente Drängen, doch nun endlich Leopard-Panzer zu liefern, die nun zur Wunder-Angriffswaffe, zu einem erlösenden Zaubermittel verklärt werden. Das wäre die nächste Eskalation oder Provokation, wobei die Ukraine schon dabei ist, weitere einzufordern: Kampfflugzeuge, Kriegsschiffe, U-Boote. Es fehlt dann nur noch die Atombombe. Aber die, so wird versichert, wird nicht ins Spiel kommen. Sollen oder können wir aber darauf vertrauen, dass das auch weiter so bleiben wird, egal was geschieht?

Gerade die Amerikaner haben ja zum Ende des Zweiten Weltkriegs demonstriert, wie sich Atomwaffen zur Demonstration und Abschreckung  – und natürlich auch zu einem grausamen Test – einsetzen lassen, was die Städte Hiroshima und Nagasaki zerstört und möglicherweise mehr als 200.000 Zivilisten das Leben gekostet hat. Auf diese waren die Atombomben gerichtet, nicht auf militärische Ziele. Ein ungesühntes, auch noch nicht einmal eingestandenes Kriegsverbrechen der Massenvernichtung. Noch nicht einmal eine Entschuldigung wollte Washington leisten.

Damals hatte noch kein anderer Staat Atomwaffen und gab es nicht die Abschreckungsstrategie der wechselseitigen Vernichtung mit der treffenden Abkürzung MAD. Aber würden die USA, Großbritannien oder Frankreich, wenn Russland wie einst die USA eine Demonstration mit dem Einsatz einer Atombombe, vielleicht auch  nur einer taktischen, auf ein ukrainisches Ziel ausführt, tatsächlich ihrerseits Atomwaffen gegen Russland einsetzen – wohl wissend, dass damit ein Inferno ausbrechen kann, vor dem auch die weit entfernte USA nicht geschütz wäre? Oder würden sie sich zurückhalten und anderweitig an der Eskalationsschraube drehen, was wiederum ein Spiel mit dem atomaren Risiko sein würde.  Russland könnte auch eine Atombombe einsetzen, ohne eine Massenvernichtung zu verursachen. Es könnte eine Atombombe in großer Höhe über der Ukraine zur Explosion bringen, die Menschenleben nicht direkt gefährden würde, aber durch den weitreichenden Elektromagnetischen Impuls (EMP) das ganze Land lahmlegen könnte (Nuklearer EMP-Angriff: Atomkrieg light). Wie würden die USA darauf reagieren? Es sind so viele offene Fragen. Aber man gibt sich entschlossen und tough, Putin blöfft sowieso nur, die Sorge vor einem Atomkrieg ist nur russische Propaganda.

Was fehlt bei der Eskalationsstrategie ist nicht nur eine klare Ansage der Kriegsziele, sondern auch das Drängen auf Verhandlungen, was schon bei den Minsker Abkommen versäumtg wurde – und erst recht vor dem Krieg, als Russland sicher überzogene Sicherheitsforderungen gestellt hatte, worauf die USA und die Nato aber nicht wirklich eingingen und Russland entweder in die selbst gestellte Falle laufen ließen oder gar nicht versucht hatten, den angekündigten Krieg zu verhindern.

Beruhigt, dass schon nichts passieren wird, darf man nicht sein. Verwunderlich ist, dass anders als im Kalten Krieg kaum Unruhe in der Bevölkerung herrscht und die von Politikern und „Experten“ heruntergespielte Gefahr keine Bedeutung zu spielen scheint. Klar, es gibt andere Szenarien, es könnte mal wieder der Konflikt zwischen Pakistan und Indien hochlodern, Indien und China könnten auch aneinandergeraten, da gibt es Taiwan als die nächste Ukraine, Nordkorea fuchtelt mit seinen Atomwaffen herum und auch im Nahen Osten ist mit dem nuklear bewaffneten Israel, das jetzt in einen Gottesstaat abzudriften droht, und Iran, der gerbe Atommacht werden würde, keineswegs ein Konflikt ausgeschlossen, der in einen Einsatz von Atombomben münden könnte.

Das könnte für viele von uns kognitiv einfach zu viel an Unsicherheit sein, so dass wir das Risiko einfach verdrängen. Aber die Atomwaffen sind da, die USA und Russland, die sich im wesentlichen im Stellvertreterkrieg in der Ukraine gegenüberstehen, sind, was die Zahl der einsatzfähigen Atombomben  bzw. des „Systems des Völkermords“ (Jay Lifton) angeht, gleich stark. Mit jeweils 5000 Atombomben könnte man die Erde mehrmals verwüsten und in einen nuklearen Winter eintauchen lassen.

Am 24. Januar wird vermutlich die Doomsday Clock, gegründet 1945 nach Hiroshima von Albert Einstein und anderen Wissenschaftlern, ganz knapp vor Mitternacht gestellt, im Januar 2022 war sie in Erwartung eines militärischen Konflikts auf 100 Sekunden gestanden wie schon 2021, aber da war neben dem nuklearen Risiko noch stärker mit Klimaerwärmung, Corona und biotechnologischen Entwicklungen gerechnet worden. So hoch hatten die Wissenschaftler das Risiko noch nie eingestuft, auch nicht in den Krisenzeiten des Kalten Kriegs. Vielleicht haben viele Menschen jetzt genug von drohenden Apokalypsen und tanzen lieber auf Vulkan.

Kleine Erinnerung

Als kleine Erinnerung, was uns erwarten könnte, haben beispielsweise  Wissenschaftler von der Universität Nikosia kürzlich  untersucht, was Menschen, die sich in einem Gebäude aufhalten, erwarten können, wenn eine 750 kt Atombombe wie eine russische Interkontinentalrakete Sarmat in einer Höhe von 2,84 Kilometer Höhe über einer Stadt explodiert. Die Hiroshima-Bombe hatte eine Sprengkraft von nur 15 kt und explodierte in einer Höhe von 600 Metern. Bei 15 kt spricht man jetzt schon von einer taktischen Atombombe, also von einer „kleinen“ Bombe, die man verwenden könnte, um unterhalb der nuklearen Schwelle zu bleiben..

In der Höhe wäre der tödliche Druck der Schockwelle von 5 psi und mehr (1 psi = 6,8948 · 103 Pascal) maximal weit. Aber noch 5 km vom Epizentrum würden nach der Simulation noch bei 5 psi vorliegen, wodurch Häuser zerstört werden, Verletzungen nahezu unvermeidlich sind und viele Menschen sterben. Der Feuerball mit Temperaturen über 5000 Grad Celsius hätte einen Radius von 1 km. Da hilft es auch nicht, sich hinzulegen und die berühmte Tasche vor den Kopf zu halten. Die von der Explosion ausgehende Hitzestrahlung kann bis zu einer Entfernung von 10,7 km schwere Verbrennungen dritten Grades verursachen. Da sie sich schneller verbreitet als die Druckwelle ereignen sich die Brandverletzungen vor der Schockwelle.

In der gemäßigten Schadenszone mit einem Überdruck von 2-5 psi würden an Gebäuden leichtere Schäden auftreten, verursacht durch die Plötzlichkeit der Schockwelle und der Sturmwinde. Aber die Fenster würden sofort bersten und die dann ungehindert eintretenden Sturmwinde können noch schwere Verletzungen für Menschen auch in dem Druck ansonsten standhaltenden Betongebäuden verursachen. Das Risiko hängt von den Gebäuden und den Orten ab, an denen sich Menschen in ihnen befinden. An Fenstern und Türen ist es am gefährlichsten. Bei einem plötzlich auftretenden Windstoß von 140 m/s, der in Gebäuden bei einem Überdruck von 3 psi entsteht, wird man normalerweise niedergerissen, an die Wand oder an Gegenstände im Zimmer geschleudert. Viele Gegenstände werden fortgefegt und können durch Umkippen oder als Geschosse Menschen schwer verletzen. Die Windgeschwindigkeit in Gebäuden verstärkt sich durch den Tunneleffekt, ist also höher als draußen. Die Wissenschaftler haben die Risiken, die von der radioaktiven Strahlung ausginge, nicht mit einbezogen, sondern nur berechnet, wo in Gebäuden das von der Druckwelle und den Winden ausgehende Risiko am höchsten ist.

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89 Kommentare

  1. Für den Fall eines amerikanischen, nuklearen Erstschlages mit Enthauptung der Regierung und Zerstörung Moskaus, hat Russland das System Perimeter ( Tote Hand ) eingerichtet. Perimeter startet alle russischen Atomraketen automatisch.

    Und nun zu den Nachrichten:

    „-US-Politiker sprechen sich für Abrams-Lieferung aus-
    US-Politiker drängen die eigene Regierung, Kampfpanzer des Typs M1 Abrams an die Ukraine zu liefern. Schon ein einziger davon würde ausreichen, um etwa Deutschland dazu zu bewegen, ebenfalls Kampfpanzer zu schicken, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Repräsentantenhauses, der Republikaner Michael McCaul.“(AFP)

    1. Es würde angeblich sogar schon reichen, nur die Absicht einer Abrams-Lieferung in den Raum zu stellen.

      Vermutlich sind die USA etwas verschnupft wegen Scholz‘ kleinem taktischen Schachzug („Wenn die Amis, dann wir auch.“) und wollen jetzt einfach mal so tun, als ob, in der Hoffnung, dann wird endlich der Panzerlieferungsbann gebrochen. Bringen diese Panzer die große Wende? Kommen die Ukrainer dann auf die Idee, mit erhöhter Reichweite dann vielleicht auch langsam mal das russische Hinterland anzugreifen? Eben mit der Gefahr nuklearer Eskalation, wie im Artikel oben ausgeführt.

      Aber selbst Militärexperten halten den Leo ja wohl nicht für die entscheidende Wunderwaffe, wenn der kleckerweise eintrifft und auch nicht vernünftig im Verbund eingesetzt wird. Wichtig aber ist: Europa verbrät noch mehr Kriegsgerät, das ist wichtig für die Zeitenwende, wo auf Kriegswirtschaft umgestellt wird. Rechtfertigt den Bau neuer Waffen- und Munitionsfabriken, wie neulich von Stoltenberg gefordert. Klar, wir brauchen das viele Geld viel dringender für andere Sachen, aber wen kümmert denn das Volkswohl.

    2. > Perimeter startet alle russischen Atomraketen automatisch.

      Der Glaube an die Realität von Märchen in diesem Forum ist doch immer wieder erschreckend. Transportiert das System die Gefechtsköpfe aus dem Ural an ihr Ziel, baut sie ein und tankt die ICMBs auf?
      Steuert es U-Boote und mobile Basen von Marschflugkörpern?
      Natürlich nicht.
      Würden die USA sich heute entscheiden, einen Enthauptungsschlag durchzuführen, blieben den Russen maximal die U-Boote. Wie viele Gefechtsköpfe dann ihr Ziel fänden und noch detonieren würden – vollkommen unklar.

      Russlands Kopf besteht im Prinzip aus zwei Städten. Sind diese vernichtet, gibt es die RF nicht mehr.

      Don’t fuck around, otherwise you’ll find out!

      phz (2000)

      1. Hallo Phz 2000,

        Danke für Deinen Hinweis. Da bin ich ja beruhigt, wenn der nukleare „Rebound“ der Russen nicht so schlimm wird. Dann mal ran an die Panzer!

        1. Leopold 2 Panzer
          mit Pickelhaube für die Besatzung – 1914 lässt grüßen !

          Wo leben wir eigentlich ? Was ist ‚das für ein Scheißland, links neben Polen ?

      2. Der Glaube an die Realität von Märchen in diesem Forum ist doch immer wieder erschreckend. Transportiert das System die Gefechtsköpfe aus dem Ural an ihr Ziel, baut sie ein und tankt die ICMBs auf? Steuert es U-Boote und mobile Basen von Marschflugkörpern?
        Natürlich nicht.

        Doch natürlich. Und es ist eigentlich kein Geheimnis
        Wikipedia: Dead Hand

        Da muss Niemand Befehle erteilen oder irgendwas auftanken. Die Raketen sitzen startbereit in den Silos mit vorprogrammierten Zielen. Bricht die ständige Verbindung mit Moskau ab, starten Alle Raketen automatisch und sämtliche U-Boote und strategische Bomber die sich ständig in der Luft befinden bekommen automatisch den Angriffsbefehl.

        Enthauptungsschlag durchzuführen

        Schmink dir diese feuchten Träume ab.

        Russlands Kopf besteht im Prinzip aus zwei Städten. Sind diese vernichtet, gibt es die RF nicht mehr.

        Und 10 Minuten später gibt es dich auch nicht mehr.

      3. Wenn die leitenden Angestellten, diesseits und jenseits des großen Teiches die gleichen Abstrusen Vorstellungen haben, wundert mich deren Verhalten kein bisschen mehr.
        Die scheinen wirklich die Vorstellung der eigenen unverwundbarkeit zu haben.

        Und bei der Krieg-anführenden olivgrünen Partei scheint ja ohnehin Usus zu sein:
        Je geringer die Kompetenz, umso höher der Posten.

      4. Wsnn ein atomarer Scglagabtausch stattfindet würde Russland schwerste Schäden erleidem, die Nato umd insbesondere die USA wären nicht mehr existent. Was mich an diesem Szenario etwas versöhnt: Kriegsgeile Idioten wie Du würden auch im atomaren Feuer verglühen.

  2. Zu „sicher überzogene Sicherheitsforderungen“:
    Wiedereröffnung der US-Kommandostelle Mainz-Kastel + „Dark Eagle“ (bald einsatzbereite erste Hyperschall-Waffe der USA) = ultimativer Verhandlungsentwurf Russlands im Dezember 2021
    (laut Sergei Ryabkov, der die Verhandlungen für Russland führen sollte)

    Es war für uns vielleicht nicht so günstig, dass „die USA und die Nato aber nicht wirklich eingingen“ auf Russlands Angebot zu einer vertraglichen Lösung.

    Zu unserer Lage nochmals:
    „MOSCOW, January 22. /TASS/. Weapons supplies to Ukraine by the United States and NATO for attacks on Russia would lead to retaliatory use of more powerful armaments, State Duma Speaker Vyacheslav Volodin warned on Sunday.
    „Supplies of offensive weapons to the Kiev regime would lead to a global disaster. If Washington and NATO countries send arms that will be used for attacks on peaceful cities or attempts at occupying our lands, a threat they have been making, this would provoke retaliatory measures with the use of more powerful weapons,“ Volodin wrote on his Telegram channel.
    The senior Russian lawmaker slammed as untenable other countries’ arguments that „nuclear powers never used weapons of mass destruction in local conflicts.“ „Those powers never faced a situation where the security of their citizens or their territorial integrity was at stake,“ he argued.
    The State Duma speaker called on members of the US Congress, Germany’s Bundestag, France’s National Assembly and other European parliamentarians to realize their responsibility for humankind. „By their decisions, Washington and Brussels are pushing the world to a disastrous war – to military operations that will be quite different from what they have seen so far, when only military and critical infrastructure being used by the Kiev regime has been attacked. Given the technological superiority of Russian weapons, Western politicians who have been making such decisions should realize that this may lead to a global disaster that would wipe out their countries,“ Volodin concluded.“

    1. Dass die Bundesregierung die Warnung aus Moskau, die sie sicherlich nicht erst durch den Duma-Vorsitzenden zur Kenntnis bekam, verstanden hat, könnte Äußerungen des neuen Verteidigungsministers zu entnehmen sein.
      Als Anne Will in ihrer gestrigen ARD-Sendung Pistorius bezüglich der Leoparden-Debatte mit Selenskys „aber hier sterben Leute“ unter Druck setzte, antwortete Pistorius, bei der Abwägung von Konsequenzen müsse die Bundesregierung auch „die Frage der Sicherheit der eigenen Bevölkerung“ berücksichtigen.
      (Video-Ausschnitt bei tagesschau.de)
      Typisch, dass Anne Will & Co darauf gar nicht eingehen.
      Zusätzlich mal die Frage zu stellen, ob die Sicherheit der ukrainischen Bevölkerung durch die Lieferung von Angriffswaffen gesteigert wird oder ob dadurch nur noch viel mehr „Leute“ sterben werden, kommt natürlich nicht in Frage..
      Wenn inzwischen 46% der Deutschen für die Leoparden-Lieferung und nur 44% dagegen sind, ist es das Werk unserer „freien Presse“.
      Eben frei von jedem Verantwortungsgefühl.

  3. Die russische Regierung wird ganz bestimmt keine Atombombe einsetzen, wenn sie nicht den Eindruck hat, es gehe um das Überleben des russischen Staates. Es gibt noch einige Eskalationsstufen zwischen dem aktuellen Kriegsniveau und einem Atomkrieg. Aber auch diese sind bei weitem furchtbar genug, um sie unbedingt vermeiden zu wollen. Und sie können leicht zum Präludium für den finalen Showdown werden, der von derjenigen Seite eingeleitet wird, die sich auf der definitiven Verliererseite wähnt. Und das können beide sein.

    Die hetzerische Druck auf Scholz, nun doch endlich ‚eine Entscheidung zu treffen‘, aka die verdammte Panzerlieferung zu genehmigen wird auch bei Erfolg nicht gleich zum Atomkrieg führen. Eine solche Genehmigung – angesichts der Geschichte an sich schon eine Ungeheuerlichkeit – ist aber ein Schritt in diese Richtung. Die grosse Aufregung im westlichen Lager rührt uneingestanden von der verzweifelten ukrainischen Lage her, aber auch eine dritte ukrainische Armee, zwei wurden von den Russen bereits vernichtet, wie sie Saluschni fordert, wird die Situation nicht grundlegend verändern, sondern bloss den Krieg verlängern und eine noch verzweifeltere Situation generieren. Und dann kommen, Strack’scher und Hofreiter’scher Logik nach Kampfflugzeuge und schliesslich der offizielle Kriegseintritt der nato…

    Bei der ARD ‚erklären‘ sie, warum der Leopard russischen Panzern überlegen sei. Das wissen sie, obwohl er noch kaum je im Ernsteinsatz war, schon gar nicht gegen einen vergleichbar ausgerüsteten Gegner. Die Türken haben Leoparde in Syrien eingesetzt und sogar dem IS ist es gelungen, etliche in Särge zu verwandeln. Die Eigenschaft auch im Rückwärtsgang schiessen zu können hat da offenkundig nichts genutzt. Das beeindruckt den gelernten Besserwessi selbstredend nicht. Die russischen Büchsen haben gegen deutsche, also westliche Wertarbeit keinen Stich. Vielleicht hegt Scholz ja Zweifel und sind diese ein Grund für sein Zögern. Bei Versagem ist das Geschäft im Eimer. (Schliesslich ist die Ukraine auch ein riesiges Waffentestgelände. Dass Hunderttausende sterben, ist irrelevant.) Was ein guter Hanseate ist, setzt den Handel stets an die erste Stelle.

    1. Habe es heute in einer schlaflosen Nacht gelesen. Es gibt nicht den Hauch eines Widerspruchs. Nur deiner hoffnungsvollen Schlussbemerkung vermag ich nicht zuzustimmen. Es ist keine heimliche Freude am Untergang, so wie man Horrorfilme sieht. Es ist, weil die Hoffnung, dass man durch Aufklärung der Geschichte einen anderen Lauf geben könnte, unbegründet ist. Und du beschreibst in deinem Text auch warum das so ist.
      Ich verstehe wenigstens, warum man mit hohem Aufwand das Weltall nach intelligentem Leben absucht. Man war halt auf auf der Erde erfolglos.

      Kann man da erwarten, etwas zu erreichen? Du schreibst lange Texte und niemand, der Reste von Verstand hat, könnte widersprechen, wenn er es las. Nur liest er es nicht. Man postet verzweifelt in Foren. Wird gesperrt, angegiftet, nicht wahrgenommen, während die warpigs Stunde um Stunde im TV grunzen, jegliche Zeitung vollkoten und sich bemühen, das Netz von menschlichen Lauten freizuhalten, aber auf jeden Fall sicherzustellen, dass sie alles übertönen.

      Nein, ich habe nicht immer in der Ecke gesessen und rumgemault. Habe mich politisch engagiert, demonstriert, agitiert. Alles vollkommen sinnlos.
      Ich schrieb es vor Stunden, dass ich, das war lange vor dem Krieg, zu den Mahnwachen am Brandenburger Tor ging, weil schon sehr lange zu erkennen ist, wohin das läuft. Das, was mal links und meine politische Heimat war, hatte nichts anderes zu tun, als die Initiatoren und Teilnehmer zu verleumden und immer wieder zu phantasieren, dass wir rechtsoffene und auch sonst böse wären. Die waren nie da. Auch die Presstituierten nicht. Jedenfalls nicht, um sich und ihre Rezipienten zu informieren. Auch Rötzers Telepolis hatte mitgemacht, warum auch immer. Stimmen, die hörbarer wurden -Jebsen, Mährholz – wurden zum schweigen gebracht und als Paria behandelt, als hätten sie nicht für den Frieden agitiert sondern KZ errichtet.

      Man könnte noch sehr viel schreiben und das hat du in deinem verdammt anschaulichen Text auch gemacht. Aber es ist vorbei. Wir Menschen, außerstande sowas wie eine gerechte solidarische Welt zu schaffen, werden so was wie Gemeinschaft erst dann haben, wenn wir gemeinsam zur Hölle fahren.
      Wie das aussehen wird, kann jeder Interessierte bei dir nachlesen.

  4. Panzer (die in Rede) sind militärisch weitgehend nutzlos.
    Erstmal gibts zu wenige davon, zweitens schießen Ruskis die ab (was ist mit den Panzern die UA mal gehabt hat?),
    drittens brauchen 3 inkompatible Tüpen (Treibstoff, Muni, Ersatzteile) 3 Logistikketten (12ooKm Polen-Front),
    viertens brauchts Spezialisten mit längerem Training zum optimalen Einsatz.
    https://www.youtube.com/watch?v=2x_lRejO3so

    Wieso werden Strack-Zimmermann oder Selenskyi ernst genommen?
    Die Ruskis werden die uk. Armee ausbluten was von vorne herein Kriegsziel.
    Daß Putin Atombomben schmeißt ist Popanz fürs Publikum.

    1. Ich wünschte, deine Annahme stimmt, dass die Russen nicht nuken werden. Nur bin ich sehr davon überzeugt, dass es nicht mehr in der Hand der Russen oder Amis liegt, rational darüber zu entscheiden . Keine der beiden Parteien -Russen und Ammis- wird eine konventionelle Niederlage hinnehmen. Die Seite, der zuerst die Niederlage droht, setzt sie ein.

      Ich weiß eigentlich nicht, warum im Westen die Annahme entstehen konnte, dass die Russen bluffen. Eigentlich weiß man immer sehr genau, wie sie denken und handeln werden.
      Vielleicht haben wir im Osten einfach in den vielen Jahrzehnten, die wir mit ihnen verbunden waren, mehr über sie gelernt, als im Westen. Wenn ich heute lese, was wichtige russische Politiker äußern, dann weiss ich, dass es genau so gemeint ist, während im Westen, in Politik und Medien beständig spekuliert wird, was dahinter steckt, was wirklich gewollt wird usw.
      Ich bin kein Militärstratege, kann das reale Kräfteverhältnis nicht beurteilen, weiß nicht, wer bei seinen eigenen Verlusten mehr lügt usw. Aber ich weiß, wenn die Russen sagen, und die haben es zum Gesetz gemacht, dass sie die Nukes einsetzen, wenn der russische Staat in Gefahr ist, sollte niemand, nicht der geschätzte Autor oder sonstwer, daran zweifeln, dass sie es tun werden. Und es ist ja nicht so, dass die Amis es geheim halten, dass genau dies ihr Ziel ist: den russischen Staat zu gefährden, zu schwächen, zu zerstören.
      Es wäre verdammt klug, wenn man, statt sich beständig was auszudenken, den Russen genau zuhören würde. Aber so wie ich sehr sicher bin, dass die Russen in dieser Frage beim Wort zu nehmen sind, so sehr zweifele ich daran, dass es bei ihren Feinden ausreichend viele Entscheider gibt, die rational handeln wollen und können.
      Daher denke ich, dass es nicht gut ausgehen wird und wir in die atomare Katastrophe schlittern. So sehr ich mir auch wünsche, dass deine Prognose zutrifft.

      1. @ 1211

        zweifele ich daran, dass es bei [den Feinden Russlands] ausreichend viele Entscheider gibt, die rational handeln wollen und können.

        Den ewigen geostrategischen Zankapfel des deutschen Territoriums „aus dem Spiel nehmen“ ist auf der Basis der quasireligiösen Naturalisierung von Territorialherrschaft vollkommen „rational“ – beiderseitig!

        1. „Den ewigen geostrategischen Zankapfel des deutschen Territoriums „aus dem Spiel nehmen“ ..“ – das ist leider auch mein Eindruck, dass dies als kleiner Nebeneffekt des Ukraine-Kriegs angestrebt wird. Die inzwischen völlig unverhohlenen Manipulationen, Erpressungen und Psycho-Spielchen anderer Staaten, Deutschland um jeden Preis zur Kriegspartei zu machen, lassen kaum noch eine andere Deutung zu.

        2. Beliebt bei Nazis ist das Narrativ von der unsouveränen Nation (und geknebeltem Volk).
          Nur hat sich die Welt gewandelt, Alleingänge sind nicht mehr erfolgreich (waren sie es je?).
          Ja, Döland ist Teil einer Räuberbande und Nein, sie werden keine eigene aufmachen.

        3. Da hast du mal recht. Innerhalb eines Wahnsystems kann man sehr wohl rational handeln – haben uns die Nazis schon vorgemacht und passiert beinahe täglich.

      2. „Die Seite, der zuerst die Niederlage droht, setzt sie ein.“

        Aber hier gilt der Spruch aus Zeiten des kalten Krieges: Wer als erster schiesst, stirbt als zweiter.

        1. Man kann die Atomwaffen auch auf sich selbst abwerfen, dann ist in man in beiden Fällen Erster – und die Gegenseite hat verloren und ist demoralisiert.
          Das ist auch eine Strategie von Straßenräubern: „Geld her oder ich schieße mich ins Knie!“

          Oder der EU: Sanktionspakete verschicken und damit die eigenen Bevölkerungen ruinieren.

    2. Es fällt auf, dass immer nur der Russe als Verursacher eines Atomkriegs erwartet wird, weil in allen Szenarien nicht der Westen, sondern der Russe verliert.
      Ich vermute das Gegenteil und ich weiß nicht, was Biden und Co machen, wenn Die Ukraine kollabieren sollte. Der Gesichtsverlust, der auch durch die medialen Narrative erzeugt wird, wäre für diese Leute katastrophal.

      1. Erstschlag USA: Hiroshima und Nagasaki. Blieb damals „unbeantwortet“. Ausgeführt, obwohl die USA nicht in Bedrängnis waren, sondern just so, um das zweimal auszuprobieren. Um zu sehen, was dann so passiert. Das ist der „Hegemon“, so geht „Wertewesten“.
        Und nun möchten sie doch so gerne mal die Miniatombomben ausprobieren, um Atomkriege in einem fast konventionellen Rahmen zu ermöglichen. Mini-Nukes, wie sie in der Eifel herumliegen.

  5. Der neue ‚Militärminister‘ will die grösste Armee innerhalb der NATO schaffen, also wer soviel Zuversicht ausstrahlt und Signale an den MIK sendet, der befürchtet doch keine Atomareauslöschung.
    Vollmundige Wortschwalle und unterdrückte den Tatbestand, das hunderte toller Nationalhelden ihren Kriegsdienst verweigerten. Um die grösste Armee der NATO aufzubauen, benötigt wieviele Soldaten?
    Welche Unternehmen werden am einheitlichen Armeestandard involviert sein? Oder produzieren wir dann in Süd Korea?
    Das Hauptproblem liegt nicht in der atomaren Vernichtung, denn wie geschildert geht das schnell. Wie will die USA ihre „800“ Militärbasen mit Personal, Material, biologische Labore verteilt auf dieser Welt zurückziehen?
    Welche politischen Konzepte liegen hier vor? Wie werden die Politiker ihren Ukraine Rausch mit Niederlage, dem Steuerzahler erklären? Wer soll diese ganzen Kosten tragen?

  6. Wie viele Leser, bin ich auch nun seit einigen Jahren Krass & Konkret und nun Overton von Telepolis gefolgt gewechselt und kann das „Schlafwandeln“ jeden Tag auch im eigenen Freundeskreis miterleben.
    Meine Familie ist Deutsch/Russisch/Ukrainisch und wir erleben diesen Konflikt mit allen Höhen und Tiefen, jedoch ist unsere ukrainische Seite mehr vom Donbass & Charkow & Mariopol geprägt.

    Ich kann die Hetze und das schon für strafbare Handeln mit mehr und mehr Eskalationen unserer westlichen Staaten nicht verstehen und wundere mich, dass die abstrusen Solidaritätsbekunden immer mehr zu einem Desaster führen könnten und das eine friedliche , diplomatische Lösung von den oligarchischen und vom Lobbyismus (mit der entsprechenden Korrumpierung) geprägten ausgeschlossen wird!

    Dieses „Russland muss auf dem Schlachtfeld besiegt werden“ ist für mich eine bornierte, hasserfüllte und arrogante Tirade von Menschen, denen unsere Welt, unser Lebensraum komplett egal zu sein scheint.

    Die Eskalationen mit Waffen, die z.B. wie auch im Artikel beschrieben mit EMP unsere komplette moderne Gesellschaft lahmlegen ohne einen direkten nuklearen Angriff zu bedeuten sind wirklich wie Herr Rötzer schreibt offensichtlich nicht bedacht. Damit sind alle westlichen Handlungsträger für mich ohne Bedeutung für einen möglichen Friedensvorschlag mit anschließenden Verhandlungen.

    Wer steht denn hier überhaupt zur Verfügung, wer kann dieses Affentheater des Westens stoppen. Die russische Föderation hat einen Plan und führt diesen aus, meine Meinung aufgrund meiner 37 jährigen Erfahrungen bei weltweiten Einsätzen, meinen familiären Verbindungen und nach 13 Jahren „leben & arbeiten“ in der RF.

    Was haben wir, die westlichen Hegemonien als Vasall der U.S.A.?

  7. Ich glaube an die Russische Atombomben Doktrin die dem Russischen Militär vorschreibt Atomwaffen nicht als Erstschlag- Waffen einzusetzen. Auch wenn Amerikas Doktrin einen Ersteinsatz von Atomwaffen ( indirekt ) zuläßt glaube ich nicht das es zum Einsatz kommt.
    Ich glaube das, weil es den USA egal ist ob dieser Krieg verloren geht.
    Es geht nur ums Geschäft !
    Die Konkurrenz Russland zu ruinieren wäre sicher ein interessantes Ziel für das Amerikanische Imperium aber wichtiger dürfte es sein diesen Krieg am laufen zu halten um weiterhin Geld aus den Staatskassen zu waschen.
    Amerika wird auch keine eigenen Soldaten einsetzen. Weil die USA diesen Krieg nicht gewinnen müssen, bzw. vom Finanziellen Standpunkt aus bereits auf ganzer Linie gewonnen haben. Nach Vietnam ist dieser Krieg mit über 100 Millarden Dollar das größte Geschäft das die USA bzw. deren Elite jemals umsetzen konnten.
    In Amerika selber ist der Ukraine Krieg seit längerem auf den hinteren Seiten der Mainstream Medien gelandet und interessiert die Öffentlichkeit dementsprechend wenig, insbesondere da keine eigenen Soldaten beteiligt sind.
    Am wahrscheinlichsten ist immer noch das Kiev ein AKW in die Luft jagt und daher für ein zweites Tschernobyl in Europa sorgt. Mögen Ihnen bald die Waffen ausgehen !

    1. Ich glaube an die Russische Atombomben Doktrin die dem Russischen Militär vorschreibt Atomwaffen nicht als Erstschlag- Waffen einzusetzen.

      Das ist aber gar nicht so. Die aktuelle russische Militärdoktrin schließt unter bestimmten Bedienungen einen Erstschlag mit Atomwaffen keineswegs aus.

      Hier kannst du das entsprechende Dokument einsehen. Darin heißt es unter Anderem im Abschnitt III (Conditions for the transition of the Russian Federation to the use
      of nuclear weapons):

      17. The Russian Federation reserves the right to use nuclear weapons in response to the use of nuclear and other types of weapons of mass destruction against it and/or its allies, as well as in the event of aggression against the Russian Federation with the use of conventional weapons when the very existence of the state is in jeopardy.

      Also, auch bei einer Aggression mit Konventionellen Waffen, bei welcher die Existenz Russlands in Frage gestellt ist, wäre ein Einsatz von Atomwaffen durch Russland auch als Erstschlag denkbar. Das gefährliche an der ganzen Situation mit der Ukraine ist, dass Russland sich bereits einer Aggression der USA und NATO ausgesetzt und in seiner Existenz bedroht fühlt. Gerade deshalb interveniert Russland in der Ukraine. Der Westen macht kein Geheimnis daraus, dass sie nicht nur die Absicht haben Russland eine Niederlage in der Ukraine zu bescheren, sondern dass es nur der erste Schritt ist auf dem Weg zu s.g. „Dekolonisierung“ Russlands oder mit anderen Worten Russland aus der Welt schaffen. Sie haben absichtlich einen Regime Change in der Ukraine gemacht und ein Marionetten-Regime installiert um die Ukraine gegen Russland auszuspielen. Sie haben die Ukraine all die Jahre aufgepumpt und mit der Unterstützung der Nationalisten einen inneren Konflikt in der Ukraine provoziert, bei welchem Russland nicht einfach unbeteiligt bleiben kann. Sie wollten Russland in den Krieg ziehen, damit es sich militärisch verausgabt um es anschließend zu isolieren und innenpolitisch zu destabilisieren, um es später zu zerlegen. Wenn es dem Westen also tatsächlich gelingen würde Russland in der Ukraine eine militärische Niederlage zuzufügen, kann es keinen Zweifel geben, dass es einen Untergang Russlands bedeuten würde. Dessen ist man sich in Russland wohl bewusst und eher man fachrechtlich zerlegt wird würde man in Russland nicht zögern Atomwaffen zuerst einzusetzen. Und zwar nicht gegen die Ukraine, sondern gegen den Westen und nicht beschränkt, sondern allumfassend. Russland wird nicht einfach untergehen. Wenn es untergeht, dann mit der ganzen Welt zusammen. Wie Putin einst sagte: Eine Welt ohne Russland brauchen wir nicht.

  8. Jenseits der Kausalkette einer nuklearen Eskalation fehlt mir insgesamt ein Referenzsystem, um die Ereignisse einzuordnen: wann gab es in der Menschheitsgeschichte jemals Kriege, in denen völlig unbeteiligte Länder freiwillig, ja geradezu im Überbietungswettbewerb, kostenlos, ohne jede Gegenleistung ihre eigenen Waffen an (nichtverbündete) Staaten verschenkt haben? Scheint mir doch ein erstmaliger und einmaliger Vorgang zu sein. Also: was läuft hier eigentlich?
    Abgesehen von der unerklärlichen Singularität der derzeitigen Ereignisse halte ich den bemerkenswert sorglosen Umgang mit dem nuklearen Risiko für mindestens unbegreiflich, aber eigentlich für unfassbar niederträchtig und menschenverachtend. Sehen wir hier gerade eine globale Massenpsychose oder was genau läuft hier ab? Ist den waffengeifernden Regierungen in Europa die Ukraine es tatsächlich wert, mindestens ihre Bevölkerung, aber möglicherweise das Leben auf dem ganzen Planeten auszulöschen? Jaja, “ es wird schon nicht dazukommen“ – und wenn doch? Hunderte Millionen Tote, die für “ die gute Sache“ potentiell geopfert werden dürfen? Von Gesellschaften, in denen per Deklaration das Menschenleben das höchste Gut ist? Anderen so zu helfen, dass man die eigene Existenz dabei zwangsweise in die Waagschale wirft? Was läuft hier eigentlich?

    1. es ist sogar den Ukrainern egal…
      Rettet die Ukraine – auch um den Preis des Weltuntergangs!
      Zitat aus TP:

      „Die in Köln lebende ukrainische Sängerin Mariana Sadovska, deren Ethno-Folk-Musik man sich blendend bei der nächsten Multi-Kulti-Party von Claudia Roth vorstellen kann, tat nicht, was sie dem Programm nach tun sollte, sondern trug anstelle eines Gedichts dem Kanzler ihre Ansichten zur Weltlage vor.

      „Der Nato warf sie vor, sich allein von der Furcht vor atomarer Vergeltung davon abhalten zu lassen, eine Flugverbotszone einzurichten“, so Bahners. Diese Befürchtungen „beschrieb sie nicht etwa als unbegründet; im Gegenteil, sie teilt sie: ‚Natürlich haben wir große Angst, dass dadurch alles eskaliert und es zu einem Atomkrieg kommt und die ganze Welt untergeht'“. Weiter zitiert der Berichterstatter: „Aber wir können doch nicht so einen Verbrecher wie Putin davonkommen lassen, nur weil er mit der Atombombe droht.“ Aber:

      „Wenn die Welt untergeht, weil wir der Ukraine helfen, dann soll es halt so sein!“

      Dann soll es halt so sein! Wenn die Ukraine schon sterben muss, dann soll sie doch wenigstens damit noch ein bisschen Bedeutung gewinnen, dass sie die ganze Welt mit in den Abgrund reißt. Hauptsache, der böse Putin geht auch drauf. Denn wenn es die Ukraine nicht mehr gibt, hat der ganze Planet keinen Sinn mehr. So ungefähr musste man die Ukrainerin verstehen.

      Ist das nun die Hybris einer Künstlerin, die vielleicht hofft, einst werde vielleicht eine andere Sängerin diesen Untergang in Verse kleiden?

      Oder ist das ein mit Ressentiment gegen glücklichere Nationen gepaarte Hypernationalismus der Angehörigen eines Landes, für das sich bislang nur Spezialisten interessierten, und das nach Ende des Kriegs womöglich wieder vergessen wird?“

    2. Noch schlimmer: Den Ukrainern ist es auch egal …

      Die in Köln lebende ukrainische Sängerin Mariana Sadovska, deren Ethno-Folk-Musik man sich blendend bei der nächsten Multi-Kulti-Party von Claudia Roth vorstellen kann, tat nicht, was sie dem Programm nach tun sollte, sondern trug anstelle eines Gedichts dem Kanzler ihre Ansichten zur Weltlage vor.

      „Der Nato warf sie vor, sich allein von der Furcht vor atomarer Vergeltung davon abhalten zu lassen, eine Flugverbotszone einzurichten“, so Bahners. Diese Befürchtungen „beschrieb sie nicht etwa als unbegründet; im Gegenteil, sie teilt sie: ‚Natürlich haben wir große Angst, dass dadurch alles eskaliert und es zu einem Atomkrieg kommt und die ganze Welt untergeht'“. Weiter zitiert der Berichterstatter: „Aber wir können doch nicht so einen Verbrecher wie Putin davonkommen lassen, nur weil er mit der Atombombe droht.“ Aber:

      „Wenn die Welt untergeht, weil wir der Ukraine helfen, dann soll es halt so sein!“

      Dann soll es halt so sein! Wenn die Ukraine schon sterben muss, dann soll sie doch wenigstens damit noch ein bisschen Bedeutung gewinnen, dass sie die ganze Welt mit in den Abgrund reißt. Hauptsache, der böse Putin geht auch drauf. Denn wenn es die Ukraine nicht mehr gibt, hat der ganze Planet keinen Sinn mehr. So ungefähr musste man die Ukrainerin verstehen.

      Ist das nun die Hybris einer Künstlerin, die vielleicht hofft, einst werde vielleicht eine andere Sängerin diesen Untergang in Verse kleiden?

      Oder ist das ein mit Ressentiment gegen glücklichere Nationen gepaarte Hypernationalismus der Angehörigen eines Landes, für das sich bislang nur Spezialisten interessierten, und das nach Ende des Kriegs womöglich wieder vergessen wird?

      1. Den Ukrainern ist es von Anfang an egal; besonders schön ist es , wenn es so gesinnungsethisch ummantelt wird, wie “ wir können doch nicht so einen Verbrecher davonkommen lassen“. Hypernationalismus, ja, eine völlig entgrenzte, weil bisher von keinem westlichen Politiker eingehegte Anspruchshaltung, die eigenen Interessen über die doch recht legitimen Überlebensinteressen ALLER Menschen des Planeten zu stellen. Da ist Hypernationalismus schon ein fast zu schwaches Wort dafür. Ich habe ein sehr grosses weltanschauliches Problem damit, ein Opfer, das für meine physische Existenz bedrohlich wird, als Opfer zu sehen. Verrückte Welt, in der ich mich vom sog. „Täter“ insgesamt weniger bedroht fühle, als vom sog. „Opfer“ und seiner sog. „Verbündeten“.

  9. Der Einsatz einer s.g. „taktischen“ Atomwaffe in der Ukraine durch Russland ist ausgeschlossen. Auch das EMP Szenario ist weit hergeholt. Die Idee, dass ein Szenario eines beschränkten Einsatzes von Atomwaffen denkbar wäre, ist eine rein amerikanische Idee und entspricht ausschließlich der amerikanischen Doktrin. Keine andere Atommacht der Welt außer USA hält einen beschränkten Einsatz von Atomwaffen überhaupt für denkbar. Die russische Doktrin sieht einen solchen Einsatz auch nicht vor. Die russische Doktrin, welche unter Anderem auch die Bedienungen und die denkbaren Szenarios für den Einsatz von Atomwaffen klar und deutlich definiert, ist eigentlich kein Staatsgeheimnis und ist öffentlich in vielen Sprachen zugänglich.

    Schon den Begriff – „taktische Atomwaffe“ haben Amerikaner erfunden. Der Begriff impliziert bereits die Denkbarkeit eines beschränkten Einsatzes von Atomwaffen auf dem Schlachtfeld. Die Russen unterscheiden nicht einmal zwischen taktischen und strategischen Atomwaffen. Atomwaffen sind eine Kategorie für sich, das sind Abschreckungswaffen. Deren einziger Zweck ist deren Nichteinsatz. Wenn sie doch zum Einsatz kommen sollten, dann nur indem Fall, wenn sie eigentlich bereits versagt und deren eigentlichen Zweck – die Abschreckung verfehlt haben.

    Das Gerede darüber ob Putin nun eine taktische Atomwaffe in der Ukraine einsetzen werde oder doch nicht, gehört zur Kriegspropaganda des Westens und zielt einerseits darauf ab Russland und insbesondere Putin zu dämonisieren und andererseits die eigene Bevölkerung hinters Licht zu führen, Putin stünde angeblich mit dem Rücken zur Wand. Sowohl die Dämonisierung wie auch das an die Wand stellen des Gegners gehören zu den Grundprinzipien der klassischen Kriegspropaganda nach Arthur Ponsonby. Diese Techniken fanden schon im ersten Weltkrieg breite Anwendung bei Allen Kriegsbeteiligten.

    Dennoch besteht durchaus die reale Gefahr eines Einsatzes von Atomwaffen, aber nicht alleine durch Russland, von Allen Beteiligten gleichermaßen. Wenn es dazu käme, dann sicherlich nicht auf die Ukraine beschränkt. Es wäre gleich das Armageddon Szenario, bei dem sämtliche Atomwaffen auf einmal abgefeuert werden würden.

    Rein aus militärischer Sicht, legitimiert allein schon die Entscheidung der Ukraine Leopard 2 Panzer zur Verfügung zu stellen ohne jeden Zweifel zu mindestens die Bombardierung der Kraus-Maffei Werke in Deutschland mit konventionellen, nicht-atomaren Waffen. Das heißt nicht, dass es passieren muss aber es wäre naiv zu denken, dass Russland als Atommacht davor zurückschrecken würde NATO Territorium mit konventionellen Waffen zu bombardieren, wenn die Aussicht auf Lieferungen von modernen Panzern in größeren Mengen Russland militärisch größere Schwierigkeiten bereiten würden. Im Moment ist Russland jedoch relativ entspannt und glaubt nicht, dass der Ukraine zur Verfügung gestellte Panzer einen nennenswerten Einfluss entfalten und die Niederlage der Ukraine verhindern könnten. Allenfalls nur etwas verzögern und das Blutvergießen und Leiden verlängern.

    Das eigentliche Risiko besteht darin, dass wenn die Lieferungen Russland militärisch in der Tat zu große Schwierigkeiten bereiten würden, und Russlands Sieg in der Ukraine zu vereiteln drohten, dass es zu einer direkten Konfrontation zwischen NATO und Russland käme. Eine solche Konfrontation würde mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr bald zum Armageddon-Szenario eskalieren. Die Ukraine würde dabei wahrscheinlich nicht einmal getroffen werden, da die russischen Atomwaffen ganz andere Prioritätsziele hätten. Die Ukraine wäre es dann für Russland einfach nicht wert eine Atombombe dafür zu verschwenden. Eher würde man sie ebenfalls auf USA oder Europa werfen.

    Daher sollte sich der Autor nicht von Kriegspropaganda verunsichern lassen und sich davor fürchten Putin könnte durchdrehen und eine Atombombe auf Kiew schmeißen. Vielmehr sollte er fürchten, dass ein offener Krieg zwischen NATO und Russland ausbricht. Und wer dann zuerst den roten Knopf drückt, wäre dann auch relativ egal.

      1. Ein Forum uns die features die es mit sich bringt wäre wirklich eine gute Idee. Wenigstens eine gescheite Kommentarfunktion mit der Möglichkeit seine eigenen Beiträge verfolgen zu können.

    1. „…. wenn die Lieferungen Russland militärisch in der Tat zu große Schwierigkeiten bereiten würden….“

      Eine Fra, die nicht nur hier, sondern auch in Russland seit Monaten immer wieder gestellt wird: warum verhindert Russland nicht, daß dieses Kriegsgerät quer über die Ukraine transportiert werden kann und überhaupt zur Anwendung kommt?

      Was ich bisher an Spekulationen dazu gelesen habe (mangelnde Aufklärung, Gefahren der ukrainischen Flugabwehr, wirtschaftliche Gründe, ein Mix aus all dem) fand ich nicht so überzeugend. Weiß jemand mehr?

      1. Meine persönlichen Favoriten:

        – die Russen wollen, dass der Krieg lange dauert. Wäre sinnvoll, wenn die Russen ihre eigene wirtschaftliche Stärke komplett anders einschätzen, als der Westen und die Russen den Krieg eigentlich als Wirtschaftskrieg sehen.
        – die Russen vermeiden wollen, dass der Westen in Panik gerät und dann irrational handelt.
        – die Russen wollen, dass sich der Westen demilitarisiert. Ich weiß nicht wie viel Resourcen der Westen noch hat. Im Westen wurden am Kriegsanfang behauptet, dass der Westen deutlich bessere industrielle Möglichkeiten. Aber ganz ehrlich: Ich bezweifle das. Zumindest Deutschland hat nicht mehr die Möglichkeit eine Kriegswirtschaft aufbauen, die russische Strategie nimmt Deutschland jegliche militärische Handlungsoptionen.

      2. Weil das nur im Raum der „Quellen“ in den Grenzregionen gut möglich wäre, aber auch dann schwer zwischen Kriegsgerät und zivilen Gütern zu unterscheiden wäre, denke ich. Die Zerstörungen hätten überdies nachhaltig zu sein. Schienenstränge sind schnell wiederhergestellt und die russische Luftwaffe ist nicht in der Position, den Loks hinterher zu jagen, um sie einzeln außer Gefecht zu setzen, es müßten Bombenteppiche über Verschiebebahnhöfe gelegt werden. Viele Verschiebebahnhöfe, auch in der Provinz.
        Alles in allem: Die Ukraine soll nicht zerstört und entvölkert werden, das verfehlte das strategische Ziel einer Pufferzone PLUS deren Akzeptanz durch NATO.

        1. Stimmt ja alles TomGuard. Aber du hast den Dnepr vergessen. Die Russen müssten nur 7 oder 8 Übergänge zerstören. Dazu sollten sie in der Lage sein und dann wären nur noch Lufttransporte möglich oder umständlich mit Schiffen über den Dnepr.
          Aber dann kommen die Russen natürlich auch selbst nicht mehr über den Fluss. Außerdem wäre dann auch die gesamte Ost-Ukraine von jeglicher Versorgung abgeschnitten. Das würde zwar wahrscheinlich die ukrainische Armee ziemlich schnell in die Knie zwingen, andererseits könnte sich das auch zu einer Katastrophe ungeahnten Ausmaßes für die Zivilbevölkerung ausweiten, die dann nicht mehr richtig versorgt werden kann.
          Aber immerhin sollte der Dnepr doch eine Option sein, die sie immer relativ schnell ziehen können.
          Deswegen: Wenn der Westen auch noch so viel Material und Waffen in die Ukraine schickt, zumindest die Ostukraine sollte damit nicht mehr zu retten sein, wenn Russland die Dnepr-Option zieht.
          Es gibt aber wahrscheinlich noch eine stichhaltigere Erklärung für die Dnepr-Frage, als die, die ich mir hier zurechtgelegt habe.

          1. Stimme zu, unter Betonung der Wirkung auf die Zivilisten. Man will sich nicht mit aller Macht Terroristen unter den „Neubürgern“ heran ziehen.

          2. Diese Frage wird auch in Russland diskutiert. Auf Seiten der „Ultrapatrioten“ ist klar, dass es Verrat ist, und dass die Oligarchen sich nicht ihr Exportgeschäft versauen lassen wollen. Auch auf die Beziehungen zu China und Zentralasien wird hingewiesen, die einen grossen Teil des Bahntransports durch die Ukraine abwickeln, und wirklich gute Alternativen gibt es nicht (durch Belarus und Polen ginge theoretisch, oder durch Finnland-Schweden-Dänemark).

            Und wer vom Bahntransport keine Ahnung hat, sollte davon schweigen. Zum Einen gibt es die Spannungsversorgung, und Bahnstrom hat eigene Umspannwerke. Das sind nicht so viele. Und die Zahl der einsatzfähigen Dieselloks in der Ukraine ist begrenzt, ihr Zustand auch nicht optimal (sie stammen fast ausschliesslich aus Sowjetzeiten). Dann sind da die Umspurwerke, Lager mit Achsen an den grenznahen Bahnhöfen. Die Zahl der Achsen ist auch begrenzt und seit Sowjetzeiten nicht erhöht worden, es kommt schon heute mitunter zu Verzögerungen. Diese Lager auszubomben würde den grenzüberschreitenden Verkehr verkrüppeln. Da muss man keine Loks jagen.

            Offen gestanden weiss ich es auch nicht. Aber die Ukraine ab- bzw. durchzuschneiden wäre eine mildere Eskalation als Nuklearwaffen.

      3. Hallo Venice, m. E. geht es um den MIK auf allen Seiten, je mehr geschreddert wird von den medialen Wunderwaffen, desto besser lassen sich seine Technologien verkaufen. Im Grunde eine riesige PR Veranstaltung und das in allen militärischen Belangen.
        Darüber hinaus wird die Seemacht in eine Landmacht übergehen und die Ukraine ist doch eigentlich interessant für das chinesische Projekt.

  10. Polen hat mitgeteilt, sie würden auch ohne deutsche Genehmigung Leo´s liefern.
    In diesem Zusammenhang würde ich gerne verstehen, wie um Himmels Willen sind Abrams nach Polen gelangt (zumindest sind sie dort gesichtet worden)?
    Wie soll die Gefahr einer Eskalation vermindert werden, wenn ein Land (welches im Alleingang handeln möchte) Panzer besitzt, die aktuell entscheidend sind für eine weitere Eskalationsstufe?
    (Ich bitte mein militärisches Unwissen zu entschuldigen und wäre dankbar wenn mich Jemand aufklärt)

    1. Polens Kauf der Tanks ist 2021 populär geworden weil die Geräte für viele der Brücken des Landes zu schwer sein sollen. Das verursachte natürlich entsprechend hämische online-Kommentare.

      der Kauf aber war kein Witz

      Meldung vom 14. Juli 2021:
      „Poland to buy 250 US Abrams tanks as deterrent against Russia“
      https://notesfrompoland.com/2021/07/14/poland-to-buy-250-us-abrams-tanks-as-deterrent-against-russia/

      „Poland has announced the purchase of 250 of the latest M1A2 Abrams tanks from the United States, with delivery expected next year. The new equipment will replace the Polish army’s Soviet-era tanks, and help to create a greater deterrent against Russia, says Warsaw.

      Funds for the purchase have already been approved by the government. The value of the contract – including logistics and training – is estimated at almost 23.5 billion zloty ($6 billion), which is equivalent to the defence ministry’s annual spending on all new weapons systems in recent years, reports Polsat.“

      * * *
      Dann fast ein Jahr darauf: 19. Juli 2022

      „Poland gets first US-made M1 Abrams tanks“

      https://defence-blog.com/poland-gets-first-us-made-m1-abrams-tanks/

      “The first of 28 Abrams tanks arrived at the Land Forces Training Center. Soon the soldiers of the Iron Division will begin training,” he said.

      The batch includes seven tanks and two support vehicles on which Polish tank crews will be trained, said Defense Minister Mariusz Błaszczak.

      The tanks, in their older version, will be used for training which will start in August, before a contracted 250 new M1A2 Abrams SEPv3 tanks arrive in Poland, which is expected in early 2023.

      Polish defense officials have said the acquisition will enable the country’s military to counter Russia’s flagship T-14 Armata tank. The procurement will allow Warsaw to replace its outdated Soviet-designed T-72 and PT-91 tanks with a new tracked vehicle platform. The Polish land forces also operate Leopard 2A4 and Leopard 2A5 tanks acquired from Germany.“

      * * *
      Die 2. Tranche dieses Deals wurde diesen Januar unter Dach und Fach gebracht, angesichts der Gesamtsituation natürlich nur noch Formsache

      vom 4. Januar 2023
      „Poland Signs Deal for Abrams Tanks From US“
      https://www.thedefensepost.com/2023/01/04/poland-abrams-tanks-us/

      „The Polish government on Wednesday signed a deal to buy 116 Abrams tanks from the United States as it builds up its army amid the war raging in neighboring Ukraine.

      The sale had been approved by the US State Department in December.“

      * * *
      Womit natürlich das Gerede von der Zeitenwende schon Unsinn war, als die Rede noch in der Schublade lag.
      Denn das alles sind Entscheidungen die Jahre vorher eingefädelt werden müssen.

      Dasselbe gilt für dis Aufrüstung der BRD mit amerikanischem Kriegsgut.

      Was aber scheinbar keiner der Klugscheißer verknüpft hat mit der Merkel-Regierung der ihr zu viel Sanftheit vor dem Feinde vorgeworfen hat.

      Denn wenn nicht gegen Russland, gegen wen dann sollen bitte die F-35 eingesetzt werden? Nordkorea? Also war der Feind längst klar.

      Aber selbt dieses 1×1 kriegen die nicht zustande. Wollen sie ja auch gar nicht.
      Die Printmedien lechzen ja nach Dauerbrennern.

      1. Polens Aufrüstung ist lange im Vorfeld also schon geplant worden, die Rolle dieses Landes in diesem „Spiel“ habe ich extrem unterschätzt.
        Um so mehr steigert es meine Sorge was ihr Vorhaben betrifft. Ihr Gebaren gleicht dem Stil der unberechenbaren Politik der Ukrainischen Regierung.
        Wird Polen sich z.B. an Absprachen mit D / Nato / EU / US & Co halten (sollten diese endlich zu Verhandlungen bereit sein) oder wird es irgendwann oder gerade dann eigenmächtig agieren, z.B so dass Russland sich bedroht fühlt und NATO gezwungen wäre nachzuziehen.
        USA haben ihre Macht in Bezug auf die Kontrolle über die Handlungen der Ukraine in manchen Dingen sehr überschätzt. Daher meine Bedenken. Wird Polen absichtlich vorgeschickt?
        Patriot-Abwehrsysteme sind ebenfalls auf dem Weg nach Polen. Zusätzlich werden hier und in anderen Gebieten die Nuklearwaffen neu aufgerüstet. Nach Deeskalation sieht das nicht aus.
        Polen bittet D gerade darum Leo´s an Ukr. liefern zu dürfen und in Baerbocks Verhandlungsvermögen und Absichten habe ich kein Vertrauen.
        Also was für einen Plan haben die USA D und Polen? Was steckt dahinter?

    2. und dies weil ichs grad lese

      „In 2022, Poland concluded a huge arms purchase contract with South Korea: heavy combat tanks (four times more than France), artillery, fighter jets, for 15 billion euros. Warsaw also signed a contract last month to purchase two observation satellites from France for 500 million euros. Poland is determined to be ever more consequential in European affairs.“
      aus:
      https://www.indianpunchline.com/europe-has-enemies-within-enemies-without/
      vom 23.1.

  11. Putin hat schon im Dezember öffentlich Überlegungen geäußert, die bisherige russische Nuklear-Doktrin zu revidieren:
    „BISHKEK, December 9. /TASS/. Russian President Vladimir Putin has said that Russia might give thought to borrowing some US ideas on how to ensure its security, including the tactic of delivering a disarming strike. (…)
    Putin said that in particular he was referring to cruise missiles, including ground-based ones, which Moscow once agreed to scrap. „We eliminated ours, while the Americans were smarter at that time,“ he continued. „They scrapped the ground-based missiles, but retained the air- and sea-launched ones. They still have them, upgraded and even more efficient.“
    Also, Putin pointed out that there were plans for creating a potential for delivering a pre-emptive disarming strike with hypersonic systems.

    „MOSCOW, December 12. /TASS/. The Kremlin doesn’t plan to change the Russian nuclear doctrine quickly, but is comparing it with provisions that are adopted by the US, Kremlin Spokesman Dmitry Peskov said on Monday.
    „It’s not about some quick moves in that regard,“ he said, when asked by TASS whether Russia could revise its nuclear doctrine. „It’s about the fact that there’s a nonstop thinking process, a collation of doctrinal tenets, a regular analysis of that by experts, including from the perspective of how the broader situation is unfolding,“ he said.

    1. Ja, Putin hatte es in Aussicht gestellt die russische Doktrin anzupassen und Bedienungen für einen präventiven Enthauptungsschlag herzustellen, aber diese Eskalationsstufe ist jetzt noch nicht erreicht.

  12. Die russische Entscheidung zum Ersteinsatz von Nuklearwaffen, nebst nach Kräften präzisierten Formulierungen von Szenarien, in denen der Vollzug für obligatorisch gelten soll, ist irgendwann im Spätsommer 2021 gefallen, und Putin hat sie in seiner Kriegserklärung vom Februar ’22 verkündet, was bis heute ausgerechnet der selbsternannte Sprecher „des russischen Volkes“ und des Oberkommandos der russischen Wehrmacht des Overton-Forums mehrfach zitiert hat, der heute davon nichts wissen will.
    Für Kinder erklärt: Die Ansage Putins, auf der Grundlage der russischen Nukleardoktrin, die einen Ersteinsatz (KEINEN „Präventivschlag“, im Unterschied zur US-Doktrin!) im Falle einer „existentiellen Gefährdung“ der russischen Föderation und ihrer Bürger vorsieht, hat gelautet: Wir fürchten nicht „die Stunde danach“.

    Die praktische Antwort der NATO seither hat gelautet: Und wir nicht „the day after“.

    Die Asymmetrie ist direkte Konsequenz des strategischen Kräfteverhältnisses zwischen NATO und RF. Niemand in den USA und dem UK will den Planeten sprengen, aber die russischen Strategen müssen dies wollen, weil sie nur so die Föderation verteidigen können. Die Vorwarnzeiten für nukleare Gegenschläge sind für Russland derart kurz, daß sie mehr oder minder sofort – genauer wissen das im Westen nur wenige Leute – „all in“ gehen müssen, weil sie in einem nuklearen „Schlagabtausch“ chancenlos sind.

    Folglich muß ein russischer nuklearer Ersteinsatz an einer Schwelle angesiedelt werden, jenseits derer eine strategische Antwort der NATO augenblicklich den Planeten sprengt, aber zugleich unterhalb der Schwelle, jenseits der angelsächsischen Stellen „alles egal“ werden könnte.
    Erfüllt wird dieses Szenario mit Nuklearschlägen gegen strategisch wichtige Ziele außerhalb der angelsächsischen Territorien und so, wie die Dinge liegen, kommen zwischen diesen Schwellen nicht so viele Gegenden in Frage, die zugleich die Bedingung erfüllen, das Vermögen der NATO zur Kriegsführung nennenswert zu beschädigen. Brüssel / Mons fällt definitiv aus diesem Kreis, weil es zu nahe an Frankreich liegt, das über eine eigene nukleare Gegenmacht verfügt. Auch Ramstein ist in diesem Sinne schon kritisch, aber das kommt dann auch auf die Dosierung an und just die symbolische Bedeutung von Ramstein würde der französischen Elite erlauben, Frankreich nicht für angegriffen zu erklären, obwohl es natürlich Fallout im Elsaß gäbe.
    Ca y est. Von „Schlafwandeln“ kann nicht die Rede sein.

    Auf die Gebärden von Wolodin gebe ich nichts. Auch Medvedev hat wieder gezwitschert, und das scheint mir von größerem Belang, aber leider widersprechen sich die erhältlichen Übersetzungen diametral und sind alle unvollständig. Ich kann nur mitteilen, wie ich das Gezwitscher vorbehaltlich verstanden habe:
    Medvedev sagte, er sei sicher, im Falle eines ausgedehnten Krieges werde sich eine antiamerikanische Militärallianz formieren. Für mich ist das die Ansage: Chinesischer Widerstand gegen einen nuklearen Befreiungsschlag Russlands muß uns, darf uns nicht ewig und drei Tage kümmern.
    Nimmt man das ernst, ist der Schlafwandler-Unsinn insofern eine Halbwahrheit, als es nur noch wenige Personen gibt, die am herrschaftlich vorgezeichneten Lauf der Dinge etwas ändern können.
    Das ist einmal die chinesische Führung, die, wenn sie sich entschiede, sich der RF auf analoge Weise zur Seite zu stellen, wie die NATO der Ukraine, alle bisherigen Kalküle über den Haufen würfe.
    Das ist zweitens Emanuel Macron bzw. vielleicht immer noch Brigitte :). Nähme er beispielsweise britisch-polnische Alleingänge in der Eskalation, oder etwas anderes in der Art, zum Anlaß, Frankreich aus der NATO zu ziehen, dürften sich auch in Brüssel die Kalküle ändern.

    1. Zu:
      „Das ist zweitens Emanuel Macron bzw. vielleicht immer noch Brigitte :). Nähme er beispielsweise britisch-polnische Alleingänge in der Eskalation, oder etwas anderes in der Art, zum Anlaß, Frankreich aus der NATO zu ziehen, dürften sich auch in Brüssel die Kalküle ändern.“

      Macron kann Frankreich allein nicht aus der NATO ziehen, weil Frankreich dann umgehend (nicht nur) wirtschaftlich erledigt wäre, denn die Strafe käme sofort, schon zu Abschreckungszwecken für andere.
      Über den „Hirntod“ der NATO kann er plaudern, aber zum Austritt aus der NATO müssten sich genug starke Länder zusammenfinden.

      Fakten:
      2014 hat der „große Bruder“ ein kleines pädagogisches Exempel statuiert und Frankreichs Bank Paribas zu 8,9 Milliarden Dollar Strafzahlung für US-Sanktionsbruch verdonnert.
      Angesichts der Kräfteverhältnisse mussten die Franzosen sich schmachvoll reuig zeigen.
      The United States Department of Justice: „BNP Paribas Agrees to Plead Guilty and to Pay $8.9 Billion for Illegally Processing Financial Transactions for Countries Subject to U.S. Economic Sanctions“

      Aber wichtiger:
      Im Januar 2020 – also nach Macrons legendärer Botschafterkonferenzrede 2019 – schickte er seine Verteidigungsministerin Parly eiligst, aber vergeblich ins Pentagon, um förmlich darum zu betteln, dass Trumps Plan, US-Militär aus dem Sahel abzuziehen, verschoben werde, weil Frankreich Unterstützung durch die US-Militärbasen für seine Mali- usw. Aktivitäten weiter brauche.
      (Quelle: Pentagon, press briefing Parly + Esper sowie Reuters und französische Medien)
      War das irgendwie „souverän“ oder nicht vielleicht eher Zeugnis von Unselbstständigkeit?
      Wenn Frankreich sich militärisch noch nicht mal in Mali als selbstständig erweisen kann, wie soll es seine sehr viel weiterreichenden neokolonialen Bedürfnisse ohne die NATO-Länder befriedigen?
      Und wie soll Frankreich andererseits seinen so kostspieligen wie ineffizienten Staathaushalt ohne Auspressung von Kolonien finanzieren?

      1. Die nordafrikanischen Drangsale wiegen schwer, umso schwerer, als sie einen „Ort“ in der französischen Militär- und Zivilaristokratie mit einer fortgeführten Traditionslinie seit dem Algerienkrieg haben. Umgekehrt – indem sich letztere bis auf den Tag in internen Auseinandersetzungen zeigt, die bis zu Staatsstreichgeraune gehen, ist auch die Macht der Präsidialdiktatur klar gestellt, sie hat in militärpolitischen und benachbarten Belangen immer noch „napoleonische“ Züge. Deshalb mein launiger Verweis auf Brigitte. Was Macron einzig hindern könnte, ist Rücksicht auf sein ständisches Schicksal, meine ich.

        (Beispiel Hollande, das war für mich sehr erhellend. Zwischen Ende 2012 bis 2014 hat der eine „Kür“ hingelegt, zur deutsch-französischen Achse zurück zu kehren, die Sarkozy mit dem Anschluß an Killarys und Camerons Libyenfeldzug zerbrochen hat, in der er wie ein Hausierer durch jedes erdenkliche Medium gezogen ist, Foren und Debattenrunden auf allen ständischen Ebenen, bis hinunter zu telephonischen Bürgerforen bei France Inter. Die Antwort bestand in „Charlie Hebdo“ und den Pariser Anschlägen, aber die Folge war eine gründliche Säuberung der Sicherheitsorgane und die polizeistaatliche Verfassung, die bis heute in Kraft ist.)

      2. Die Nato-Kritik Macrons seinerzeit ist sicherlich heute in den Hintergrund gerückt im Kern aber nicht abgearbeitet. Die Nato, auch wenn sie als US-dominiertes Instrument mehr den geostrategischen Plänen des White House folgt, weist in der Ukraine russische Ansprüche und Einflussnahme entschieden (militärisch) zurück. Immerhin will Kiew mit allen Mitteln dem Kreis der EU-Staaten beitreten – sicherlich ein Grund für die russische „Sonderoperation“. Das deckt sich natürlich ein Stück weit mit den europäischen Eingemeindungsinteressen, die von Frankreich vollumfänglich geteilt werden. So gesehen ist die Nato trotz US-definierten Bündnispflichten anerkannter Eckpfeiler für die militärisch abgesicherte Stabilität der EU. Andererseits verfolgt Macron eigene Vorstellungen hinsichtlich der Beziehungen zu Russland, die nicht ausschließlich im Aufbau und Unterhalt einer kompromisslosen Frontlinie gegenüber Moskau aufgeht. Neben hartem Containment im Nato-Format will er auch Weitblick in Sachen europäische Sicherheitsordnung post bellum wahren. Das geht nicht ohne Russland.

        1. Hallo Uwe,
          für das, was ich von folgender Argumentationsweise halte:

          „Immerhin will Kiew mit allen Mitteln dem Kreis der EU-Staaten beitreten – sicherlich ein Grund für die russische „Sonderoperation“. Das deckt sich natürlich ein Stück weit mit den europäischen Eingemeindungsinteressen, die von Frankreich vollumfänglich geteilt werden. “

          habe ich gerade einen hübschen englischen Ausdruck gelernt (angewandt auf Überlegungen, die zu der Auswahl eines Schachzuges führen). „Very vanilla“.
          Nicht bös nehmen!
          scnr

    2. Ich zitiere Dich hier, um einen Kern hervorzuheben:
      „Die Asymmetrie ist direkte Konsequenz des strategischen Kräfteverhältnisses zwischen NATO und RF. Niemand in den USA und dem UK will den Planeten sprengen, aber die russischen Strategen müssen dies wollen, weil sie nur so die Föderation verteidigen können. Die Vorwarnzeiten für nukleare Gegenschläge sind für Russland derart kurz, daß sie mehr oder minder sofort – genauer wissen das im Westen nur wenige Leute – „all in“ gehen müssen, weil sie in einem nuklearen „Schlagabtausch“ chancenlos sind.“
      Ich würde eher sagen, es ist eine Asymmetrie nicht primär des Kräfteverhältnisses,sondern eher die Asymmetrie des Anspruches und des daraus resultierenden Verhaltens und der militärischen Strategien: die USA haben den Anspruch, weltweit, auf ALLEN Kontinenten ihre Macht durchsetzen zu können. also auch auf fremden Kontinenten, wie Europa, Asien. Russland hat NICHT den Anspruch, auf dem amerikanischen Kontinent militärische Macht zu projizieren, ist deshalb bezüglich Vorwarnzeiten und strategischer Tiefe klar benachteiligt.
      Chruschtschow brauchte damals eine Kuba-Krise, um diesen existenzbedrohenden Nachteil teilweise auszugleichen. Womöglich steht solch eine ähnliche Krise wieder vor der Tür – oder beide Seiten sind sich darüber im Klaren, daß es heutzutage keine Insel vor der amerikanischen Küste mehr braucht, ein paar Atom-U-Boote genügen womöglich.
      Und was Deine Formulierung „Die russische Entscheidung zum Ersteinsatz von Nuklearwaffen“ betrifft: wie ich mich erinnere, war es doch eine Entscheidung GEGEN einen Ersteinsatz von Nuklearwaffen? Oder ist das angesichts der amerikanischen Erstschlagformulierungen und Erstschlagfantasien inzwischen revidiert worden?

      1. „Entscheidung zum Ersteinsatz“

        Zur Vorbereitung eines Waffenganges zählt Erwägung der feindlichen Reaktionen nebst Auswahl, Planungen und Vorbereitungen möglicher Gegenmaßnahmen. Daß ein Ersteinsatz von Nuklearwaffen zum Arsenal der Planung und Vorbereitung von Gegenmaßnahmen im Falle einer Eskalation durch den Feind über gewisse, unspezifizierte Schwellen hinaus, zählt, hat Putin in der erwähnten Rede vom Februar, und danach mehrmals wiederholt, dem Feind zur Kenntnis gegeben.

        Die eineindeutige Antwort des Westens lautete seither „Er blufft“. Ich habe halt auf meine Weise, die ich für angemessener halte, gesagt: „Nope, er blufft nicht“.

  13. Dass Europa bis zum Zerfall der Sowjetunion von Kriegen verschont war, mag ein Grund dafür sein, dass manche Europäer heute einen Atomkrieg weniger fürchten, als unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg.

    Ein anderer Grund dafür, dass viele Europäer heute einen Atomkrieg weniger fürchten, könnte aber auch sein, weil es heute sehr vielen Europäern viel schlechter geht als in den fünfziger und sechsziger Jahren des 20. Jahrhunderts geht, weil sie also meinen in einem Atomkrieg nicht allzuviel zu verlieren.

    Menschen eines Landes, das in den sechsziger Jahren des 20. Jahrhunderts Millionen Gastarbeiter beschäftigte, ist es viel schwerer zu vermitteln für die Ukraine – einem Land, für das sich vor dem Euromaidan die wenigsten Menschen im Westen interessiert haben – einen Atomkrieg zu riskieren, als Menschen, die auf die Tafel angewiesen sind um nicht zu verhungern.

  14. Der Beitrag vom Russischen Hacker oben ist eigentlich Ende der Diskussion. Damit ist fast alles gesagt, Russland wird in der Ukraine keine Atomwaffen einsetzen.

    Was aber regelmäßig übersehen wird: Es gibt ein Bündnisabkommen zwischen China und der Ukraine. Das Land, welches in der Ukraine als erstes Atomwaffen einsetzt, wird im Anschluss direkt von China mit Atomwaffen angegriffen. Dieser Vertrag zwischen China und der Ukraine stammt aus den 90igern und wurde seit dem immer mal wieder erneuert, bzw in Erinnerung gebracht.

    Die Russen werden auch aufgrund dieses Vertrags keine Atomwaffen einsetzen.

  15. die Asymmetrie die TomGard oben anspricht ist der vornehmliche Grund, weshalb Doktrinen nur Papier sind.
    Vorwarnzeit der Russen liegt bei 10-15 min. Die USA haben ca. 30 min.

    Die Möglichkeiten einer counterforce-Attacke für die USA, ein Erstschlag, der den Gegner entwaffnet, ist wohl aus Sicht der Russen militär-strategisch das tatsächliche Problem.

    Aber damit das passiert, müssen in den USA etliche Sicherungen durchbrennen.

    Etwas das überraschend wenig in der Presse diskutiert wird, aber vielleicht die eigentlich realistischere Bedrohung darstellt, sind Fehlalarme.

    Es hat zwischen 2014 und 2022 im Zusammenhang mit der Ukraine ca. 2000 größere und kleinere Vorfälle gegeben zwischen NATO und RU Einheiten. Beinahe Unfälle Missverständnisse usw.

    Je größer die polit./militär. Spannungen, die an sich keinen Atomschlag vorsehen, umso größer der „Stresstest“ für die Warnsysteme die einen solchen Atomschlag irrtümlich in den „Raum stellen“.

    Die Spirale der darauf folgenden möglichen Fehlinterpretationen und Fehlentscheidungen ist nicht vorhersehbar.

    Während EMP wohl Nonsense ist, weil der dazu nötige Atomschlag, dessen Nebenwirkung ein EMP-ähnlicher Ausfall der Systeme sein kann, das substantielle Problem darstellt.
    Womit man wieder bei „square one“ wäre.

    bzgl. FRA galt bisher – aber ich weiß nicht wieweit bindend das ist vertraglich – dass Paris force de frappe nur in Absprach mit Washington einsetzt.

    Der legendenhafte frz. Alleingang in Sachen Atombewaffnung war nur möglich durch kräftige Unterstützung der USA (+Israel) in Sachen Forschung und Herstellung.

    Ohne USA gäbe es also überhaupt keine frz. Wasserstoffbombe.

    Es geht also in dieser Krise immer auch um das, was nicht beabsichtigt ist.

    (Perverse Szenarien eines bewusst provozierten Etwas ist den Spieltheoretikern in den Instituten überlassen.
    Inwieweit das erwogen wird steht wohl in den Sternen und ist der Kategorie Poesievortrag zuzuordnen.)

    1. „bzgl. FRA galt bisher – aber ich weiß nicht wieweit bindend das ist vertraglich – dass Paris forces de frappe nur in Absprach mit Washington einsetzt.“
      Woher ist Dir diese Legende zugeflogen? Macron hat erst vor wenigen Wochen den „strategischen Vorbehalt“ bekräftigt, der die Force de Frappe aus der „gemeinsamen Verteidigung“ gemäß NATO-Vertrag ausnimmt, Frankreich ist präzise in diesem Sinne kein Vollmitglied der NATO. Anlaß der Ansage war die Frage, ob im Falle eines Nuklearschlages um die Ukraine herum (also das Land selbst bzw. der polnische Grenzbereich, in dem taktische Nuklearschläge nahe liegen könnten) von diesem Vorbehalt zurück träte. Die Antwort war NJET – die Force de Frappe sei für die Verteidigung der Französischen Nation da, sonst nix.
      Hat einen oder zwei Tag ein wenig Aufsehen gemacht, dann wurde das unter den Teppich gekehrt.
      (Keine Lust zu Quellensuche)

      1. Ich glaub dir auch so
        Die Verknüpfung mit Washington las ich im Verlauf 2022 an einigen Stellen.
        Das erste Mal in der London Review of Books, als der Krieg ausbrach.
        Aber in allen Fällen klang es nie 100%ig. Weder in die eine noch in die andere Richtung.
        So als ob die Details nicht vollständig bekannt wären.

        (VergleichsBsp. die Frage ob BRD Atomwaffen besitzen bzw. herstellen darf war zur Zeit Adenauers auch nicht 100% klar. Es gab zwar den Pariser Vertrag, aber der gewährte Interpretationslücken. An so etwas erinnerte mich der Fall FRA.)

    2. „Kategorie Poesievortrag“
      Nebbich. Die Begründung habe ich gegeben und ausgerechnet Du selbst hast sie bekräftigt. Sich mit dem Wörtchen „pervers“ dann moralisch drüber wegzusetzen ist eher ein hirnglitch.

      Umgekehrt: Jedes beliebige Geschehen ist in mathematisch präzise Formeln zu fassen, die etwas beschreiben, was physikalisch einem „Phasenraum“ analog ist – das Resultat sind / wären Wahrscheinlichkeitsverteilungen
      Selbstredend gibt es außerhalb modellhafter physikalischer Räume immer ein dramatisches Defizit an Parametern, dafür gibt es anders herum fast immer sehr aussagekräftige Ungleichungen zum dynamischen Gewicht der Faktoren.
      „Moral“ ist nahezu ein Nullfaktor bis hinab (oder hinauf, wie Du willst) zu dem Punkt, an dem es um weniger als sage 5 Ausführende geht. Siehe „able archer“, weil sie dazu da ist – und abseits solcher Situationen mit „Finger am Abzug“ auch zu nichts anderem taugt – zu rechtfertigen, was geschieht – ggf halt in der Form, daß der Moraliker SICH vor sich selbst rechtfertigt … und „gut is“ …

    3. „Vorwarnzeit der Russen liegt bei 10-15 min. Die USA haben ca. 30 min.“.
      Stationierung von entsprechenden Missiles in der Nordukraine würde die Vorwarnzeit für Moskau UNTER 5 min drücken.
      Das ist es, was sich Russland niemals gefallen lassen wird: Völliger Verlust der strategischen Tiefe.
      Da geht es gar nicht darum, dass es Putin nicht mal rennend in den Bunker schaffen dürfte. Sondern es geht um einen Enthauptungsschlag, sämtliche politischen, staatlichen und auch die wesentlichen wirtschaftlichen Führungsstrukturen Russlands dürften in Moskau sitzen. Das Russland am Aufbau einer Ausweichhauptstadt arbeitet, irgendwo in Sibirien, hinterm Ural möglichst weit weg von Küsten und Landesgrenzen , habe ich bisher noch nicht vernommen.

  16. Zum Thema Eskalation der USA
    Responsible Statecraft

    “ Mission Creep? How the US role in Ukraine has slowly escalated – The Biden team has quietly blown past red lines of involvement. The question now, is how far is it willing to go.“

    https://responsiblestatecraft.org/2023/01/23/how-the-us-role-in-ukraine-has-slowly-but-steadily-escalated/

    mit etlichen Hyperlinks (z.B. für öffentliche Diskussionen gut um „Beweise“ anzugeben aus Quellen wie The Intercept oder London Times, weil einem ja sonst nie gelgaubt wird)

  17. Der Artikel „Mission Creep? …“, den xyz verlinkt hat, ist im Zusammenhang des vorliegenden Themas auch in dem interessant, was er – sehr wahrscheinlich unabsichtlich – nicht anführt.

    Dem Autor geht es ja zentral über die innen- bzw- föderationspolitische Dynamik des Geschehens in den USA, und so behandelt er das Combat Theater, in dem die US-Waffen, und auch die „Special Forces“ landen, als Black Box, von dem isolierten Punkt „Krim“ abgesehen.

    Wir hingegen wissen – hoffentlich, weil ich stelle das hier nicht seitenlang vor – mehr darüber, kennen das „Combat Theater Command & Control“ System, in das General Cavoli, „Koordinator“ der Ramstein-Gruppe bei der NATO, die Waffensysteme und ihre Mannschaften zu integrieren beauftragt ist.

    Insofern ist der Artikel auch ein Beispiel dafür, wie die politische Klasse der USA – im Unterschied zum militärischen Stand – sich über die NATO erhebt … und ihr, sowie eigens den Bellizisten im politischen WIE militärischen Stand der USA, genau damit die Freiheit, die Selbständigkeit zukommen läßt – bzw. besser: dazu beiträgt – von der ich mir seit ca. 7 Jahren die Finger wund schreibe …

  18. Nur noch max. 5 Minuten beträgt die Vorwarnzeit für Moskau, wenn die USA ihre „Dark Eagle“-Hyperschallsysteme nach Mittel-/Osteuropa gebracht haben werden.
    Die flexible Manövrierbarkeit von „Dark Eagle“ macht die Sache für Russland nicht besser.
    Wenn die USA die Koordination wie gewohnt in D, z. B. in Wiesbaden/Mainz-Kastel installieren, sitzen wir hier „in der ersten Reihe“, wenn ein „Unfall“ passiert.

  19. george friedman(stratfor): seit > 100 jahren versuchen wir ein deutsch-russisches bündnis zu verhindern, die deutsche frage steht jetzt wieder auf der tagesordnung.
    nicht nur das, es geht den US-faschisten um die endlösung der deutschen und der russenfrage !

    https://telegra.ph/Alle-Masken-sind-gefallen-01-22

    https://www.neopresse.com/politik/stratfor-direktor-friedman-us-hauptziel-seit-einem-jahrhundert-ist-ein-deutsch-russisches-buendnis-zu-verhindern/

  20. Ich weiss nicht, wer auf die US-Vorwarnzeiten gekommen ist. „Dark Eagle“ ist nach wie vor im Teststadium, ein Test im Juli 2022 ist gescheitert. Die russischen Kinchal, Avangard und Sarmat hingegen sind einsatzfähig. Dazu kommen nun noch die autonomen Nukleartorpedos, von denen ein einziger reicht, um die West- oder Ostküste der USA wegzusprengen. Die RF hat in der Hyperschalltechnologie einen mindestens fünfjährigen Vorsprung vor den USA und der NATO.

    Wenn Russland „all in geht“, ist auch für die USA zappenduster. Trotzdem ist da ein Haufen Geschwätz unterwegs. Russland hat nach wie vor viele Eskalationsschritte vor sich, bevor es zu drastischeren Mitteln greifen muss. Dazu gehört ganz banal die Sprengung der fünf Eisenbahnbrücken über den Dnjepr, womit die Versorgung der ukrainischen Truppen ziemlich hakelig wird. Auch die Umspurungswerke an der ukrainischen Westgrenze kommen in Frage, und natürlich das 750kV-Netz, dessen Transformatoren den Output der ukrainischen AKW ins Mittel- und Niederspannungsnetz ermöglichen. Man mag spekulieren, warum beides noch nicht erfolgt ist, aber anzunehmen, die RF würde vor dieser Option Nuklearwaffen einsetzen, ist töricht.

    1. Man mag spekulieren, warum beides noch nicht erfolgt ist, aber anzunehmen, die RF würde vor dieser Option Nuklearwaffen einsetzen, ist töricht.

      Ich denke nicht daran, auszuschließen, daß eine Mehrheit der relevanten Figuren in Russland so denkt, wie du. Dafür spricht einiges.
      Noch weniger mag ich ausschließen, daß sie nicht so töricht sind, wider allen Wissens, wider alle bisherigen Erfahrungen, daher überwiegend aus dem Motiv der Selbstgerechtigkeit, darauf zu setzen, die Eskalationsstufen, die du anführst, könnten auf der Gegenseite zu irgend einer „Besinnung“ o. dgl. führen.
      Auf der anderen Seite: Eine nukleare Eskalation scheint zumindest das einzige Mittel zu sein, die chinesische Führung aus ihrer indolenten Haltung zu rücken, gingen doch damit die bislang bedeutensten Endbahnhöfe ihrer R & B – Projekte im Atlantik schwimmen bis baden. Scholzens urkomisches China-Ballet spricht hier, finde ich, eine deutliche Sprache.

  21. bzgl. TomGard & „Der Artikel „Mission Creep? …“, den xyz verlinkt hat, ist im Zusammenhang des vorliegenden Themas auch in dem interessant, was er – sehr wahrscheinlich unabsichtlich – nicht anführt.“

    Fest steht, dass es in der Redaktion von Responsible Statecraft im ersten Jahresdrittel wohl gekracht hat und ein Mann den Laden verließ, weil RS ihm nicht russlandkritisch genug war.

    RS wird sich aber hüten Meinungen einzubringen, die außerhalb desjenigen Spektrums liegen, das immerhin denen des Pentagon entspricht.

    Dafür sorgt auch der reiche Vorrat an im Establishment verankerten Persönlichkeiten wie zahlreiche a.D. aus dem zivilen und militär. Sektor.

    Bemerkenswert dabei ist auch dass Neu-ChefRedakteur bei RS George Beebe in der CIA eine Russlandanalysegruppe geleitet hat bevor er in diese Rolle schlüpfte, was jedoch in öffentlichen Aufritten, anders als bei Faktoten wie Kiriakou oder McGovern, nie transparent gemacht wird, weil, anders als diese beiden, nicht im Streit gekündigt hat oder sich als Whistleblower betätigt.

    Lediglich RS stellt es auf der Homepage klar: „George Beebe, formerly chief of CIA Russia analysis and Special Adviser to Vice President Cheney on Russia, will join the Quincy Institute for Responsible Statecraft (QI) as the Director of Grand Strategy. “ April 2022.

    Das setzt aber die Statecraft um die es maximal geht fest.
    Darauf weisen auch die losen Verbindungen zum Soros Network hin.

    Weshalb die Meinungsdurchlässigkeit mancher Texte umso mehr überrascht.

    Was immer RS bringt muss auch mit diesem Hintergrund gelesen werden.

    Weshalb nicht alle Lücken in Interpretationen wie die von Marcetic, siehe oben, unbewusst sein müssen.

    Umso mehr als Marcetic regulärer Autor ausgerechnet bei „Jacobin“ ist.

    Ein „linkes“ Blatt das sich vor allem die Kritik am neoliberalen Macron zur Aufgabe gemacht hat und augenscheinlich erst mal rein gar nichts mit RS gemein hat.

    (Zugleich aber bietet Jacobin auf seiner fb Seite ein Forum für neufaschistische Antifa Russenhasser.)

    Alles sehr merkwürdig.
    Aber man nimmt was man kriegen kann.

  22. Text zum Stand der Dinge der neuen B61-12 Atomsprengköpfe

    „The C-17A Has Been Cleared To Transport B61-12 Nuclear Bomb To Europe“, 9.1.23

    aus Federation of American Scientists. Wo z.B. die Behauptung, einer früheren Verlegung der Bomben, widersprochen wird, eine Aussage aus Politico, die auch in BRD natürlich bekannt wurde, aber auf 2 „unnamed“ sources wie so oft zurückging.

    https://fas.org/blogs/security/2023/01/c17-cleared-to-transport-b61-12/

  23. Atomwaffen wurden nur zweimal eingesetzt: in Hiroshima und Nagasaki in der Endphase des Zweiten Weltkriegs. Seitdem gab es mehrere internationale Krisen, bei welchen der Einsatz von Atomwaffen drohte. Die Krise in der Karibik wird jetzt oft diskutiert, aber es gibt zwei andere Krisen, die für die aktuelle Situation vielleicht von größerer Bedeutung sind. Bevor diese Krisen untersucht werden, ist ein kurzer Rückblick auf die Geschichte der amerikanischen Nukleardoktrin erforderlich. Insbesondere im Bezug zu den beiden „klassischen“ Doktrinen: „massive Vergeltung“ und „flexible Reaktion“.

    Die erste Doktrin (massive Vergeltung) entstand Anfang der 1950er Jahre und sah eine massive nukleare Reaktion auf jeden Angriff der UdSSR vor. Jeder Konflikt eskalierte sofort zu einem ausgewachsenen Atomkrieg, und diese Doktrin zielte darauf ab, den USA und ihren Verbündeten ein Höchstmaß an Verteidigung gegen die UdSSR zu bieten, die bei den Atomwaffen noch nicht die Parität mit den USA erreicht hatte. Die damalige US-Führung glaubte, dass sie in der Lage war, der UdSSR entscheidenden Schaden zuzufügen und im Gegenzug einen vergleichbaren Schaden zu vermeiden.

    Seit Anfang der 1960er Jahre und der massiven Einführung sowjetischer ballistischer Raketen hat sich jedoch eine Doktrin der flexiblen Reaktion herausgebildet, die mit einigen Modifikationen auch heute noch in Kraft ist. Da die UdSSR auch die Fähigkeit erlangte, einen massiven Nuklearschlag auf amerikanischem Territorium zu führen, wollte die militärische und politische Führung der USA vermeiden, wegen eines regionalen Konflikts, z.B. um den Status von Berlin, einen umfassenden Atomkrieg auszulösen. Eine flexible Reaktion in dieser Situation bedeutete einen begrenzten Einsatz von Atomwaffen auf dem Schlachtfeld, um feindliche Truppenkonzentrationen, wichtige militärische Einrichtungen und andere taktische Ziele zu treffen. Man ging davon aus, dass eine solche Taktik keine umfassende nukleare Reaktion der UdSSR auslösen und einen Atomkrieg auf einen bestimmten Kriegsschauplatz oder eine bestimmte Region beschränken würde.

    Die Abwägung zwischen diesen beiden Doktrinen liegt natürlich nach wie vor den Nukleardoktrinen nicht nur der USA, sondern auch der meisten anderen Atommächte zugrunde. Es gibt jedoch noch einen anderen Ansatz, der während des Kalten Krieges mehrfach angewandt wurde und der geeignet sein könnte, die gegenwärtige Situation des Großmachtwettbewerbs zu beschreiben – die so genannte „Irren-Doktrin“.

    Die Doktrin des Irren und Richard Nixon

    Nach der Spieltheorie kann dies als rationale Irrationalität bezeichnet werden. Die Doktrin wurde erstmals 1969 von der Regierung Richard Nixons formuliert, und ihr Hauptziel bestand darin, bei ausländischen Staats- und Regierungschefs und Diplomaten ein Bild von Nixon als einem instabilen, nicht völlig rationalen Mann zu schaffen, der mit unverhältnismäßiger Gewalt, einschließlich des Einsatzes von Atomwaffen, auf Herausforderungen reagieren konnte, die eine solche Reaktion überhaupt nicht rechtfertigten. Ein solches Image war aufgrund von Nixons Temperament nicht schwer abzuleiten – nach Ansicht des Präsidenten und seiner Berater (zu denen auch Henry Kissinger gehörte) würden die Gegner vorsichtiger agieren, aus Angst, einen „verrückten“ Führer zu ungerechtfertigten Schritten zu provozieren. Darüber hinaus erlaubte diese Situation, in den Verhandlungen mehr zu fordern – Nixons Vertreter konnten auf mehr Zugeständnisse bestehen, indem sie auf eine gewisse Unzulänglichkeit ihres Führers hinwiesen und die Rolle des „guten Polizisten“ spielten. Dieser Ansatz bedeutete faktisch die Aufgabe des Konzepts allgemein anerkannter „roter Linien“, unter Vermeidung deren Überschreitung eine Eskalation vermieden werden könnte. Der beste praktische Ausdruck dieser Doktrin waren die Versuche der Nixon-Regierung, den Vietnamkrieg zu akzeptablen Bedingungen zu beenden. Der Ansicht Kissingers nach hätten nur zwei Dinge das rasch vorrückenden und überlegeneren Nordvietnam an den Verhandlungstisch bringen können: massive Bombardierungen und die Androhung des Einsatzes von Atomwaffen, welche die UdSSR in Angst und Schrecken versetzen würden, was wiederum die sowjetische Regierung dazu bringen könnte, Nordvietnam zum Einlenken zu drängen.

    So beschloss Nixon Ende 1969, eine Reihe von Maßnahmen zu ergreifen, die in der UdSSR unmissverständlich als Vorbereitung auf einen Atomkrieg wahrgenommen werden sollten. Im Gegensatz zu konventionellen Übungen wurden die Veranstaltungen unter strengster Geheimhaltung durchgeführt, so dass nur wenige Personen über ihre Absicht und ihren Umfang informiert waren. Dazu gehörten eine drastische Erhöhung der Zahl der Aufklärungsflüge rund um die UdSSR, die Beendigung der Trainingsflüge für die strategische Luftwaffe, ihre Versetzung in höchste Alarmbereitschaft, die Verteilung von Atomwaffenträgern, der rasche Rückzug von US-Kriegsschiffen aus Häfen usw. Um das Ausmaß zu verstehen, wurden 189 strategische Bomber und 176 strategische Tankflugzeuge in ständige Alarmbereitschaft versetzt. So traf Kissinger mit dem sowjetischen Botschafter Dobrynin zusammen und beklagte sich in dem Gespräch emotional darüber, dass Nixon sehr verärgert darüber war, dass Moskau nicht verhandelte, und bat darum, dass diese Worte als private Bemerkung aufgefasst und nicht in Dobrynins Bericht an den Kreml aufgenommen werden.

    Daraufhin erklärte der US-Präsident in einer Rede am 3. November 1969 die schrittweise „Vietnamesisierung“ des Krieges, d.h. die Übertragung der Hauptlast des Krieges auf die südvietnamesische Armee. Er erklärte auch, dass eine politische Lösung gefunden werden müsse. Mit anderen Worten: Anstelle der Taktik nicht offensichtlicher nuklearer Drohungen gegen die UdSSR wurde die Taktik der Entschärfung von Spannungen durch die Unterzeichnung von Verträgen zur Rüstungsreduzierung, die Regelung der Raketenabwehr und andere kooperative Maßnahmen gewählt. Infolgedessen ist Richard Nixon als Architekt der Entspannung in die Geschichte eingegangen, welche mehrere Jahre lang die Gefahr einer nuklearen Eskalation verringerte und zum Teil die Grundlagen für die teilweise noch heute geltenden Verträge zur Rüstungsreduzierung schuf.

    In den späten 1960er Jahren vertraute die sowjetische Führung auf die Rationalität der amerikanischen Führung und nahm die unbegründeten nuklearen Vorbereitungen der Nixon-Administration nicht ernst.

    Able Archer

    Anfang der 1980er Jahre war die Situation anders und hätte beinahe zu einem Atomkrieg geführt. Ronald Reagan wurde Präsident, bekannt für seine antikommunistische Rhetorik, seine Unterstützung für eine Ausweitung der amerikanischen Militärmacht und die Stärkung der Raketenabwehr. Angesichts der wachsenden Spannungen und der aggressiven Rhetorik des amerikanischen Präsidenten wuchs in der sowjetischen Führung die Angst vor einem Überraschungsschlag der USA. Diese Gelegenheit bot sich ihnen nach der Stationierung von Pershing-2-Mittelstreckenraketen in Europa mit einer Flugzeit von weniger als fünfzehn Minuten nach Moskau und nach der Indienststellung neuer, wesentlich präziserer ballistischer Raketen auf U-Booten.

    Um Vorbereitungen für einen möglichen Angriff aufzuspüren, initiierte der sowjetische Geheimdienst das RAYAN-Programm (Atomraketenangriff). Die Befürchtungen der sowjetischen Führung begannen sich während der NATO-Übung Able Archer im Jahr 1983 zu bestätigen. Die NATO-Staaten unternahmen eine Reihe von Schritten, die von der sowjetischen Führung als Vorbereitungen für einen Nuklearangriff interpretiert wurden: verdeckte Stationierung von Streitkräften in Europa, massive Übungen der Streitkräfte der NATO-Staaten, Üben des Übergangs zur höchsten Stufe der Gefechtsbereitschaft und andere Maßnahmen, die bei der sowjetischen Führung höchste Beunruhigung hervorriefen. Die Sowjets begannen, die Bereitschaft der Luftstreitkräfte zu erhöhen, die Flugzeuge der strategischen Luftwaffe mit Atomwaffen auszurüsten usw.

    Wie aus dem freigegebenen Bericht des Presidential Foreign Intelligence Council von 1990 hervorgeht, war sich die US-Führung nicht bewusst, dass die sowjetische Führung zu diesem Zeitpunkt einen Atomangriff befürchtete. Das „Perimeter“-System, das den Abschuss von Atomraketen auch nach einem Enthauptungsschlag ermöglichte, wurde erst 1985 eingeführt. Da ein solcher Schlag technisch möglich war, hätte jeder Zwischenfall oder eine falsch interpretierte Aktion der Vereinigten Staaten die Sowjetunion zu einem Präventivschlag provozieren können. Diese Ansicht wird durch den Bericht der US-Geheimdienste bestätigt, in dem es als strategischer Fehler bezeichnet wird, dass die US-Führung die Bedenken der UdSSR nicht beachtet und eine derart zweideutige Übung durchgeführt hat. Der Bericht forderte eine vollständige Überarbeitung des Mechanismus für die Organisation von Übungen der strategischen Abschreckungsstreitkräfte der USA.

    Lehren aus den Beiden Krisen

    An diesen Beispielen wird deutlich, dass zweideutige Interpretationen von Übungen, ganz zu schweigen von der absichtlichen Simulation von Handlungen, die einem Atomschlag vorausgehen, die Welt sehr leicht an den Rand eines Atomkriegs bringen können. Dasselbe könnte bei konventionelleren Nukleardoktrinen passieren, aber wenn die Parteien sich der Rationalität der anderen nicht sicher sind, ist die Wahrscheinlichkeit einer gefährlichen Eskalation enorm.

    Warum war die sowjetische Seite 1969 trotz der Provokationen ruhig, während sie 1983 eine gewöhnliche (wenn auch groß angelegte) Übung als existenzielle Bedrohung empfand? Dafür lassen sich im Wesentlichen zwei Gründe anführen. Erstens waren 1969 die informellen Kommunikationskanäle zwischen den Führungskräften besser entwickelt. Durch diese Kontakte konnten erhebliche Missverständnisse vermieden und die gegenseitigen Maßnahmen abgestimmt werden. Im Gegensatz zu Reagan bezeichnete Nixon die UdSSR auch nicht als „Imperium des Bösen“ oder sagte, dass „die letzte Seite der kommunistischen Geschichte jetzt geschrieben wird“. Es ist wahrscheinlich, dass auf dem Höhepunkt von Reagans Antikommunismus ein Teil der sowjetischen Führung an seinen irrationalen Hass auf die UdSSR glaubte.

    Zweitens wurde die Situation am gefährlichsten, als die sowjetische Führung zu glauben begann, dass die Vereinigten Staaten nach der Stationierung von Mittelstreckenraketen in Europa einen wirksamen Erstschlag ausführen könnten. Aus diesem Grund könnte die Entwicklung von Trägersystemen für Kernwaffen zu äußerst gefährlichen Situationen führen. Mit der Entwicklung von Hyperschallwaffen könnte eine Seite nun das Gefühl haben, dass sie keine andere Wahl hat, als einen umfassenden Krieg zu beginnen, aus Angst, von einem technologisch fortgeschritteneren Gegner getroffen zu werden.

    Aus diesen beiden Krisen lassen sich mehrere wichtige Schlussfolgerungen ziehen. Erstens liegt es auf der Hand, dass es auch im Falle einer Konfrontation notwendig ist, ein breites Spektrum von Sicherheitsfragen zu erörtern und die informellen Kontakte fortzusetzen, die, wie bereits erwähnt, in den Nuklearkrisen der 1960er Jahre eine wichtige Rolle spielten. Andernfalls steigt das Risiko von Zwischenfällen, die zu einem Atomkrieg führen könnten.

    Darüber hinaus kann die unkontrollierte Einführung neuer Raketensysteme destabilisierend wirken. Insbesondere die Verschlechterung des Systems der Rüstungsreduzierung und -kontrolle führt dazu, dass die Parteien weniger über die Fähigkeiten der jeweils anderen Partei wissen, und kann eine Partei zu der Annahme verleiten, dass ein Präventivschlag gegen sie vorbereitet wird. Abkommen wie das BWÜ und der Vertrag über den Offenen Himmel werden vor allem in Zeiten relativer Stabilität benötigt, nicht aber in Zeiten wie der derzeitigen beispiellosen Verschlechterung der Beziehungen aufgrund der Krise um die Ukraine.

    Viele sprechen jetzt von der Rückkehr des Kalten Krieges, von der Aufteilung der Welt in gegnerische Blöcke. Wenn es einen Aspekt dieser Ära gibt, der es wert ist, wiederbelebt zu werden, dann ist es die Ernsthaftigkeit beider Seiten und die Einsicht, dass man mit seinen Gegnern reden und verhandeln kann und sollte, insbesondere wenn ein Atomkrieg droht, bei dem es keine Gewinner gibt. Strategische Abschreckung unter Einhaltung akzeptierter roter Linien hat der Welt 80 Jahre ohne Weltkriege beschert, während die „Irren-Doktrin“ zweimal fast zu einem Atomkrieg geführt hat, ohne dass es zu positiven Ergebnissen kam.

    1. Hallo Russischer Hacker,

      Ich meine mich zu erinnern daß Putin in der Vergangenheit von einer Doomsday Devices gesprochen hatte. Um die Russische Wirtschaft vor Zerstörung durch die eigenen Rüstungs Ausgaben zu schützen.

      Also das genaue Gegenteil von dem Command and Control der Transatlantischen Schreihälse!

  24. Able Archer
    They did it before!

    Diese Geschichte beginnt mit der sehr glaubwürdigen amerikanischen Drohung mit einem Atomschlag im Falle einer russichen Intervention in Polen, die zu einem Bündnis zwischen Lech Walesa, General Jaruselski und Juri Andropow, führte, der zu dieser Zeit einen stetig wachsenden Teil der Amtsgeschäfte des schwerkranken Breshnew übernommen hatte, in Verbindung mit dem NATO-Doppelbeschluss der NATO Ende 1979, eine eigenständige europäische Erstschlagskapazität gegen Russland mit der Pershing 2 aufzubauen.
    Wie ernst Reagans Drohung genommen wurde, weiß ich unter anderem aus Frankreich. Ab 1979 hat die US-Marine die nuklearen Träger U-Boote Frankreichs ab Verlassen der Häfen kontinuierlich mit Jagd-U-Booten beschatten lassen, offenbar weil man in Frankreich in Planspielen erwogen hat, ob ein Überraschungsangriff auf die amerikanische Ostküste nicht das „kleinere Übel“ sei, statt wie ein Kaninchen vor der Schlange auf den „Endkampf gegen das Reich des Bösen“ zu warten, den der „Doppelbeschluss“ möglichst auf europäisches Territorium konzentrieren, wenn nicht beschränken sollte.
    Nach der Verhängung des Kriegsrechts in Polen 1981, von Helmut Schmidt ausdrücklich als „Beitrag zur Stabilisierung der Blöcke“ begrüßt, reiste Breshnew nach Bonn, um sich und Schmidt von der regierungsamtlich geförderten Kerzenhalter-Friedensdemo von 300 Tausend Leuten anbeten zu lassen.

    Breshnew starb 1982 und sein Nachfolger, Yuri Andropow, galt zur damaligen Zeit im Westen mit einigem Recht als „Hardliner“ – er befürwortete zwar etliche Reformanstrengungen, die man unter „Demokratisierung“ verbuchen konnte, doch die Absicht war eine Rückkehr zum Staatsidealismus der frühen Sowjetunion, der auf einen „Übergang vom Sozialismus zum Kommunismus“ zielte und insofern auf eine Stärkung der Heimatfront gegen den Angriff der NATO.

    Die NATO-Aufrüstung wurde unter dem Einsatz der bis dahin gewaltigsten Kriegskredite aller Zeiten bis ’83 weiter getrieben und entgegen dem Resultat von Referenden in einigen NATO-Staaten gegen den „Doppelbeschluss“ sollte zum Jahreswechsel ’83 / 84 die Pershing-Stationierung beginnen.

    Die „Able Archer“ – Manöver im November ’83 waren folglich keine „Ungeschicklichkeit“, kein „Mangel“ an Rück- und Voraussicht oder sone Babykacke, sie waren eine Einladung zu einem Präventivschlag gegen europäische Standorte, mit dem sich die SU aus der Geschichte gefeuert hätte, ohne daß die Amerikaner einen Finger hätten zu krümmen brauchen.
    Gorbatschow hat es dann vorgezogen, das anders zu erledigen – freilich nicht ganz absichtlich und freiwillig.

    1. Es wurden ja sogar in den 50er und 60er Jahren die alten Nazi-Richter im Amt belassen, weils keine Neuen gab. Die verbeamteten Richter waren meistens sowieso als Rechtsaussen tätig, eben „staatserhaltend“.
      Das geht wohl jetzt wieder los.

      1. Er hat den öffentlichen Frieden gestört, weil er sich gegen den Krieg ausgesprochen hat und als Individuum gegen das Völkerstrafrecht verstoßen.

        Sach mal, gehts noch ?!

        Er soll 2000 € bezahlen, weil er nicht will, dass Russen und Ukrainer sich gegenseitig umbringen !?

        In welchem Film sitze ich hier ?

        Den Kommentar von Rommy Arndt vom MDR habe ich mir heute auch angehört.
        Das ist ein handwerklich sauber gemachter Kommentar. OBA !

        Dafür machen sie die Frau fertig ?!

        Langsam reicht es in diesem Kackladen !

        1. Da kommt einiges an Kosten auf Heinrich Bücker zu, da er die Verfahrenskosten auch noch übernehmen darf!
          Ich hatte vor einiger Zeit einen guten Bericht zu ihm gelesen, leider finde ich diesen gerade nicht. Dafür Folgendes:

          hier die Rede um die es geht und seine Stellungnahme.
          https://www.unsere-zeit.de/nein-zur-einschraenkung-der-meinungsfreiheit-4775182/

          Radioaktive Waffen im Ukraine-Krieg?
          https://www.rf-news.de/2023/kw03/radioaktive-waffen-im-ukraine-krieg

          Zu dem MDR Kommentar hatte ich gesehen das F. Davies ihrem Hobby dem Denunzieren fröhlich weiter nach geht. In einemTwittertweet hat sie geschrieben, dass Arndt Kreml-Narrative im ÖRR verbreite, offenbar Querdenkerin sei, in einer Parallelrealität lebe. Zusätzlich hat sie Telefonnummer und link Kontakformular des MDR beigefügt, damit man als Gebührenzahler mitteilen kann, was man davon hält.
          Der Gerichtsstreit zwischen Davies und Krone-Schmalz ist ebenfalls eine Posse für sich und die Richtung in die die Juristerei schwankt zeichnet sich auch schon ab.
          Davies hackt auf alles was nicht in ihr Meinungsbild passt.
          Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der LMU München. Es scheint, dass öffentliches Denunzieren in „wissenschaftlichen Kreisen“ wieder salonfähig wird.

  25. wenn wir schon bei Geschichtsstunden sind will ich mitmischen!

    Hier ein Text über die US Pläne für einen Weltkrieg gegen Russland bevor sie die Bombe hatten, also bis 1949.

    Text hier oder per Artikel-link:
    https://canadiandimension.com/articles/view/from-1945-49-the-us-and-uk-planned-to-bomb-russia-into-the-stone-age

    From 1945-49 the US and UK planned to bomb Russia into the Stone Age
    Was the US Cold War military doctrine really ‘defensive’ and who actually started the nuclear arms race?

    Ekaterina Blinova / October 9, 2016

    Just weeks after the Second World War was over and with Nazi Germany defeated, Soviet Russia’s allies, the United States and Great Britain, hastened to develop military plans aimed at dismantling the USSR and wiping out its cities with a massive nuclear strike.

    Interestingly enough, then British Prime Minister Winston Churchill had ordered the British Armed Forces’ Joint Planning Staff to develop a strategy targeting the USSR months before the end of the Second World War. The first edition of the plan was prepared on May 22, 1945. In accordance with the plan the invasion of Russia-held Europe by the Allied forces was scheduled on July 1, 1945.
    Winston Churchill’s Operation Unthinkable

    The plan, dubbed Operation Unthinkable, stated that its primary goal was “to impose upon Russia the will of the United States and the British Empire. Even though ‘the will’ of these two countries may be defined as no more than a square deal for Poland, that does not necessarily limit the military commitment.”

    The British Armed Forces’ Joint Planning Staff underscored that the Allied Forces would win in the event of 1) the occupation of such metropolitan areas of Russia so that the war making capacity of the country would be reduced to a point to which further resistance would become impossible”; 2) “such a decisive defeat of the Russian forces in the field as to render it impossible for the USSR to continue the war.”

    British generals warned Churchill that the “total war” would be hazardous to the Allied armed forces.

    However, after the United States “tested” its nuclear arsenal in Hiroshima and Nagasaki in August 1945, Churchill and right-wing American policy makers started to persuade the White House to bomb the USSR. A nuclear strike against Soviet Russia, exhausted by the war with Germany, would have led to the defeat of the Kremlin at the same time allowing the Allied Forces to avoid US and British military casualties, Churchill insisted. Needless to say, the former British Prime Minister did not care about the death of tens of thousands of Russian peaceful civilians which were already hit severely by the four-year war nightmare.

    He [Churchill] pointed out that if an atomic bomb could be dropped on the Kremlin, wiping it out, it would be a very easy problem to handle the balance of Russia, which would be without direction,” an unclassified note from the FBI archive read.

    Following in Churchill’s footsteps: Operation Dropshot

    Unthinkable as it may seem, Churchill’s plan literally won the hearts and minds of US policy makers and military officials. Between 1945 and the USSR’s first detonation of a nuclear device in 1949, the Pentagon developed at least nine nuclear war plans targeting Soviet Russia, according to US researchers Dr. Michio Kaku and Daniel Axelrod. In their book “To Win a Nuclear War: the Pentagon’s Secret War Plans,” based on declassified top secret documents obtained through the Freedom of Information Act, the researchers exposed the US military’s strategies to initiate a nuclear war with Russia.

    The names given to these plans graphically portray their offensive purpose: Bushwhacker, Broiler, Sizzle, Shakedown, Offtackle, Dropshot, Trojan, Pincher, and Frolic. The US military knew the offensive nature of the job President Truman had ordered them to prepare for and had named their war plans accordingly,” remarked American scholar J.W. Smith (“The World’s Wasted Wealth 2”).

    These “first-strike” plans developed by the Pentagon were aimed at destroying the USSR without any damage to the United States.

    The 1949 Dropshot plan envisaged that the US would attack Soviet Russia and drop at least 300 nuclear bombs and 20,000 tons of conventional bombs on 200 targets in 100 urban areas, including Moscow and Leningrad (St. Petersburg). In addition, the planners offered to kick off a major land campaign against the USSR to win a “complete victory” over the Soviet Union together with the European allies. According to the plan Washington would start the war on January 1, 1957.

    For a long period of time the only obstacle in the way of the US’ massive nuclear offensive was that the Pentagon did not possess enough atomic bombs (by 1948 Washington boasted an arsenal of 50 atomic bombs) as well as planes to carry them in. For instance, in 1948 the US Air Force had only thirty-two B-29 bombers modified to deliver nuclear bombs.

    In September 1948 US president Truman approved a National Security Council paper (NSC 30) on “Policy on Atomic Warfare,” which stated that the United States must be ready to “utilize promptly and effectively all appropriate means available, including atomic weapons, in the interest of national security and must therefore plan accordingly.”

    At this time, the US generals desperately needed information about the location of Soviet military and industrial sites. So far, the US launched thousands of photographing overflights to the Soviet territory triggering concerns about a potential Western invasion of the USSR among the Kremlin officials. While the Soviets hastened to beef up their defensive capabilities, the military and political decision makers of the West used their rival’s military buildup as justification for building more weapons.

    Meanwhile, in order to back its offensive plans Washington dispatched its B-29 bombers to Europe during the first Berlin crisis in 1948. In 1949 the US-led North Atlantic Treaty Organization was formed, six years before the USSR and its Eastern European allies responded defensively by establishing the Warsaw Pact — the Treaty of Friendship, Co-operation, and Mutual Assistance.
    Soviet nuclear bomb test undermined US plan

    Just before the USSR tested its first atomic bomb, the US’ nuclear arsenal had reached 250 bombs and the Pentagon came to the conclusion that a victory over the Soviet Union was now “possible.” Alas, the detonation of the first nuclear bomb by the Soviet Union dealt a heavy blow to US militarists’ plans.

    “The Soviet atomic bomb test on August 29, 1949 shook Americans who had believed that their atomic monopoly would last much longer, but did not immediately alter the pattern of war planning. The key issue remained just what level of damage would force a Soviet surrender,” Professor Donald Angus MacKenzie of the University of Edinburgh remarked in his essay “Nuclear War Planning and Strategies of Nuclear Coercion.”

    Although Washington’s war planners knew that it would take years before the Soviet Union would obtain a significant atomic arsenal, the point was that the Soviet bomb could not be ignored.

    The Scottish researcher highlighted that the US was mainly focused not on “deterrence” but on “offensive” preemptive strike. “There was unanimity in ‘insider circles’ that the United States ought to plan to win a nuclear war. The logic that to do so implied to strike first was inescapable,” he emphasized, adding that “first strike plans” were even represented in the official nuclear policy of the US.

    Remarkably, the official doctrine, first announced by then US Secretary of State John Foster Dulles in 1954, assumed America’s possible nuclear retaliation to “any” aggression from the USSR.
    US’ Single Integrated Operational Plan (SIOP)

    Eventually, in 1960 the US’ nuclear war plans were formalized in the Single Integrated Operational Plan (SIOP).

    At first, the SIOP envisaged a massive simultaneous nuclear strike against the USSR’s nuclear forces, military targets, cities, as well as against China and Eastern Europe. It was planned that the US’ strategic forces would use almost 3,500 atomic warheads to bomb their targets. According to US generals’ estimates, the attack could have resulted in the death of about 285 to 425 million people. Some of the USSR’s European allies were meant to be completely “wiped out.”

    “We’re just going to have to wipe it [Albania] out,” US General Thomas Power remarked at the 1960 SIOP planning conference, as quoted by MacKenzie.

    However, the Kennedy administration introduced significant changes to the plan, insisting that the US military should avoid targeting Soviet cities and had to focus on the rival’s nuclear forces alone. In 1962 the SIOP was modified but still it was acknowledged that the nuclear strike could lead to the death of millions of peaceful civilians.

    The dangerous competition instigated by the US prompted Soviet Russia to beef up its nuclear capabilities and dragged both countries into the vicious circle of the nuclear arms race. Unfortunately, it seems that the lessons of the past have not been learnt by the West and the question of the “nuclearization” of Europe is being raised again.

    Ekaterina Blinova is a freelance journalist.

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