Schauspieler als Wegwerfware?

3D-Scan für Schauspieler. Screenshot von Pixel Light Effects-YouTube-Video

In den USA streiken Schauspieler und Autoren auch um Regelungen, für die Nutzung ihrer Texte, Stimmen und Körper durch generative KI zumindest kompensiert zu werden.

In den USA hat sich vergangenen Donnerstag die Schauspielergewerkschaft Screen Actors Guild (SAG-AFTRA) dem schon seit zwei Monaten laufenden Streik der Drehbuschschreibergewerkschaft Writers Guild of America angeschlossen. Damit ist Hollywood weitgehend lahmgelegt, während Gewerkschaften in anderen Branchen in den USA kaum mehr großen Einfluss haben. Es geht natürlich um bessere Bezahlung, beispielsweise für Veröffentlichungen in Streaming-Diensten. Aber es geht auch um generative Künstliche Intelligenz, die sowohl Autoren als auch Schauspieler bedroht oder gar überflüssig machen könnte.

Aus dem Nichts kann generative KI keine Videos oder Texte schaffen, aber sie kann, wenn sie mit Texten von Autoren und Bildern und Audioaufzeichnungen gefüttert wurde, neue Drehbücher und simulierte Auftritte von Schauspielern in Filmen erzeugen. Verlangt wird von SAG-AFTRA, dass Schauspieler vertraglich davor geschützt werden, „dass ihre Identität und ihr Talent ohne Zustimmung und Bezahlung ausgebeutet wird“. Es geht also um das Recht auf die eigenen Körperdaten.

Die Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP) bekräftigte die „existentiellen“ Befürchtungen, wie SAG-AFTRAs Verhandlungsführer und Direktor Duncan Crabtree-Ireland ausführte. Er verwies auf den „grundlegenden KI-Vorschlag von AMPTP“, der vorsehe, „dass unsere Statisten gescannt und die für die Arbeit an einem Tag bezahlt und dann die Scans für den Rest der Ewigkeit in jedem von ihnen gewünschten Projekt ohne Zustimmung und Bezahlung verwendet werden können“. Das wäre Ausbeutung pur, die erst einmal die Statisten, aber im zweiten Schritt dann auch die Schauspieler erreichen könnte.

3D-Scan für Schauspieler. Screenshot von Pixel Light Effects-YouTube-Video

AMPTP weist zurück, diesen Vorschlag gemacht zu haben, der jedoch realistisch ist. Die Gewerkschaft fordert daher, dass das Recht, die Stimme oder den Körper eines Schauspielers digital zu reproduzieren, vertraglich ausgehandelt werden müsse. Ob das wirklich noch möglich sein wird, ist die Frage, zumindest für Statisten und wenig bekannte Schauspieler.

So sollen Studios bereits Statisten durch digitale Avatare in kommenden Filmen wie “Captain America: Brave New World” oder “The Residence” von Netflix ersetzt haben. Manche hätten gesagt, ihnen sei nicht die Möglichkeit gewährt worden, einem Scan zuzustimmen oder abzulehnen, da dies eine Bedingung des Jobs gewesen sei. Routinemäßig werden bereits Schauspieler 3D oder 4D gescannt. Und ganz neu wäre das alles auch nicht. Christopher Reeve “spielt” etwa posthum den Superman in „The Flash“, obgleich er schon vor Beginn der Filmproduktion gestorben war. Auch andere tauchen in einer digitalen Wiederauferstehung auf. Digitale und reale Existenz vermischen sich. H. G. Wells hat in seinem Roman “Die Insel des Dr. Moreau” (1896) die Konfusion schon in der Frühzeit des Films durchgespielt, wenn auch mit den Beschränkungen des analogen Mediums.

Aber vielleicht sind das auch nur Übergangsphänomene. Menschen versuchen, selbst bis zu Operationen, Schauspielern oder digitalen Charakteren zum Verwechseln  ähnlich zu werden. In Filmen werden durch menschliche Schauspieler digitale Charaktere verkörpert. Menschen haben schon immer nicht-menschliche Akteure dargestellt und aufgeführt. Einst waren die Masken die Möglichkeit, nicht-menschliche Wesen zu verkörpern. Jetzt werden Menschen simuliert, die allerdings nur bedingt altern werden, wenn nicht laufend Ganzkörperscans gemacht werden. Und nachdem zigfach generative KI mit menschlichen Körper- und Verhaltensdaten gefüttert wurden, werden Filme auch ohne Verankerung in reale Menschen auskommen. Vorlagen von wirklichen Menschen könnte leicht verändert werden, um Copyrightproblemen zu umgehen

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14 Kommentare

  1. Im April 1980 veröffentlichte Alice Cooper seinen Song „We are all clones“. Kurz darauf betrat ein Schauspieler namens Clooney die Bühne.
    1969 kam der erste Prittstift auf den Markt, nach dem Modell eines 6 Jahre zuvor erzeugten „Bad Pritt“. Da klebrig, dauerte es bis in die zweite Hälfte der 80er- Jahre, bis der Bot Brad Pitt ins Scheinwerferlicht trat.
    Witzigerweise ebenfalls 1969 gab Douglas – Charmeur, Parfumeur, Auto- und Flugzeughersteller – sein Leinwanddebüt. Sein Sohn Cameron spielte in „Mr. Nice Guy“ eine wesentliche Rolle, 24 Jahre nachdem Alice Cooper seinen Song „No more Mr. Nice Guy“ herausgebracht hatte. Schließt sich hier ein Kreis? Nein. Im Jahr 2000 heiratete Douglas eine Frau namens Zeta, und wir alle wissen, zu welchen Resultaten die Anwendung der Zeta-Funktion in der Filmindustrie geführt hat.
    Bad Pritt resp. Brad Pitt wiederum buhlte um Angelina Jolie Voight, nach deren Geburt der Schokoriegel „Raider“ auf den deutschen Markt kam. 1991 wurde „Raider“ in „Twix“ umbenannt, damit war der Weg frei für den Titel „Tomb Raider“. Schließt sich jetzt ein Kreis? Nein.
    Im selben Jahr von Clooneys erstem Erscheinen in der Flimmerwelt, begann ein Depp durch die Filmkulissen zu stolpern, der durch seine Stammelei beim Pi-raten berühmt wurde. Nachdem er eine Schokoladenfabrik vereinnahmt hatte – und Heath Ledger zufälligerweise beseitigt wurde, weshalb er dessen Rollen übernehmen konnte – durfte er fortan an der Seite von Angelina Jolie spielen. Depp nahm 2015 mit Alice Cooper das Album „Hollywood Vampires“ auf und ging mit ihm auf Tournee. Nun schließt sich ein Kreis.

    Fazit:
    All diese Chimären der Filmindustrie können einem jeden an der Rückenverlängerung vorbei gehen. Millionäre, Milliardäre, „Royals“ – alles das gleiche üble Gesocks.
    Die Gewerkschaft der Drehbuchschreiber in den 20er-, 30-er-Jahren (des vorherigen Jahrhunderts) war einmal interessant (zu Zeiten von Dashiell Hammett). Dass sich die heutigen Propagandaproduzenten unter sich um beliebig viel Kohle streiten, das ist vollkommen uninteressant. Eltern könnten sich einschalten: Wer hat das Urheberrecht an ihrem Kind?

    Dass Profitgeier sämtliche Kostenfaktoren auf Null fahren wollen, ist klar, vorzugsweise nur noch Maschinen, kein einziger Mensch mehr in der Produktion. Dadurch werden zwar keine Werte mehr produziert, das ist denen aber egal.
    Die nächste Stufe wäre dann wohl, Konsumenten durch Maschinen zu ersetzen. Das Idealbild dieser Soziopathen: Maschinen produzieren, Maschinen kaufen und sie selbst kassieren (die von Maschinen hergestellten Symbole für das Warenwertäquivalent).

    Das nennt man „Evolution“, „zivilisatorischen Fortschritt“: Mikroben auf den Schultern von Bakterien.

    1. “Dadurch werden zwar keine Werte mehr produziert, das ist denen aber egal.”

      Werte? Na egal.

      So lange immer wieder mal ein John Lasseter auftaucht, der sogar einer Schreibtischlampe Charakter einhauchen kann, ist noch nicht alles verloren.

      Wenn man sich den ganzen Computerkram bei Filmen mit Depp, Zeta, Angelina wegdenkt, sind etliche nicht mal mehr halb so große “Werte”.

    2. “Das Idealbild dieser Soziopathen: Maschinen produzieren, Maschinen kaufen und sie selbst kassieren (die von Maschinen hergestellten Symbole für das Warenwertäquivalent).”

      Symbole von Warenwertäquivalent, sind aber kein Wert wie du richtig feststellst. Die Profitgeier machen eigentlich nur was sie immer machen und was sie machen seit es Kapitalismus gibt. Sie ersetzen v die Kosten der Arbeitskraft durch Maschinerie. Die kostet zwar auch was. Daher wird sie nur dann eingesetzt, wenn die Kosten der Maschinerie pro Stück unter den Kosten der Arbeitskraft, die von der Maschinerie ersetzt wurde, liegen. Damit lässt sich dann auf dem Markt sogenannter Extraprofit erzielen, weil der individuelle Kostpreis des Unternehmers unter dem gesellschaftlich durchschnittlichen Kostpreis liegt. Machen die anderen Unternehmer den Produktivitätsfortschritt mit und setzen jetzt an der selben Stelle auch Maschinerie (Automaten, Roboter, Ki usw.) um konkurrenzfähig zu bleiben, dann sinkt der gesellschaftlich durchschnittliche Kostpreis der Ware. Der Preis der Ware sinkt und der schöne Extraprofit ist dahin.

      1. s is die (ausdauer)phase der produktionsmittelproduzierenden kapitalistenkonkurrenz , die den kapikapi am laufen hält….+klein-v-produzent staat konkurriert mit klein-v-produzent staat (“wie” war va die letzten jahre zu sehen)….

  2. Hollywood bestreikt sein eigenes ‘Werk’ zur KI, das sind ausnahmsweise doch gute Nachrichten.
    Dieser Fluss legt sich selbst trocken, endlich darf man mal für kurze Zeit aufatmen.

  3. Also was die KI angeht da sehe ich nicht allein für US-Schauspieler, und Drehbuchautoren, eine Gefahr. “Deepfakes” werden durch KI auch immer intelligenter.

    Schon momentan ist das eine große, sicher sehr oft unterschätzte, globale Gefahr.

    Wäre vor kurzem fast selbst auf so einen “Deepfake” reingefallen, aber merkte, an den Körperproportionen, die irgendwie nicht zusammenpassten, dass es nicht die überaus prominente deutsche Linken-Politikerin, und Philosophin Sahra Wagenknecht war.

    Dazu kommt noch, dass Sahra Wagenknecht einen eigenen offiziellen YouTube-Kanal hat, wo man die reale Frau Wagenknecht ansehen kann.

    Fazit:

    In Zukunft passe ich mehr auf wenn ich Youtube-Videos verfolge, denn, wie schon gesagt, KI macht die Sache mit den “Deepfakes”, zumal in Zeiten allgemeiner, globaler, Kriegspropaganda, wohl noch um einige Grade undurchschaubarer als sie eh schon ist

    Übrigens auch von beispielsweise Selenskij gibt es schon “Deepfakes” un Zeiten des Ukrainekrieges, aber heute erkennt man noch, an den nicht zusammen passenden Körperproportionen, dass es sich um ein sogenanntes “Deepfake-Video” handelt 👍😉

    Gruß Bernie

    1. Mit Rückblick auf die letzten Jahrzehnte Politik- und Medienentwicklung kann ich mir kaum vorstellen, dass die Enttäuschungen von KI-Erzeugnissen größer sein können als die Realität.

      Obwohl – ein Jetzt-auch-noch-Wagenknecht-Moment könnte mich schon auch besonders hart treffen.

      Denkbar wären auch schöne Moment, wenn Leute wie Petra Kelly, Antje Vollmer oder Hans-Christian Ströbele wiederauferstehen und mit Baerbock, Habeck und Nouripour in den Clinch gehen.

      1. @ Müsli zum Fest

        Hast Recht, und man kann die Sache auch mit Sarkasmus, oder einer gehörigen Portion Zynismus, sehen.

        Bin selber erst durch obiges Fake-video auf die Sache mit den “Deepfakes” gestossen, und keine Sorge, denn, wie oben erwähnt die Sache läuft erst an, d.h. steckt noch in den Kinderschuhen, aber KI hat das Potenzial das Problem zu vergrößern.

        Übrigens als “Trekkie” – oder auch nur “StarWars-Fan” der ersten Stunde Frage ich mich, ob diese Dystopie auch irgendwo dort vorkommt? Ja? Oder.nein? Kann mich nicht dran erinnern, dass Science Fiction eine derart gewaltige Täuschungsmasche nicht schön rein fiktiv vorweg genommen hätte 🤔

  4. Es gibt dann noch Jobs für Schauspieler als Politikerdarsteller, wo es zumindest bisher und außerhalb von Corona-Zeiten ab und zu geboten scheint, echte Menschen auftreten zu lassen.

    H. G. Wells haben wir auch ein weiteres interessantes Werk zu verdanken: The Open Conspiracy: Blue Prints for a World Revolution
    https://gutenberg.net.au/ebooks13/1303661h.html
    google-Übersetzung: https://gutenberg-net-au.translate.goog/ebooks13/1303661h.html?_x_tr_sl=auto&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp

  5. “Christopher Reed „spielt“ etwa posthum den Superman in „The Flesh“, obgleich er schon vor Beginn der Filmproduktion gestorben war.” – Christopher Reeve in “The Flash” ve statt d und a statt e. Ist ja schließlich kein Horrorfilm “Das Fleisch”. https://de.wikipedia.org/wiki/In_the_Flesh_(Fernsehserie)

    Ist ja schon ärgerlich, dass man seine Beiträge nach der Editierzeit nicht mehr ändern kann. In den Artikeln sollte das jedoch möglich sein. Trotzdem bleiben die Schreibfehler immer in den Texten, als wären es Ehrenmedaillen.

  6. Mal sehen, wie es sich entwickelt. Daß jetzt in Hollywood gestreikt wird ist natürlich zu begrüßen.

    Digitale Effekte haben ja schon was für sich. “Game of Thrones” oder “Inception” z. B. wären analog gar nicht möglich. Trotzdem ist die Tendenz, daß immer plattere und oberflächlichere Filme gemacht werden, die nur von bildgewaltiger Effekthascherei leben, unübersehbar. Plastic Movies for plastic People. Wahrscheinlich nutzt sich das aber mit der Zeit wegen Mangel an substantiellen Inhalten wieder ab. Nur Effekthascherei ist auf die Dauer auch langweilig.

    Ich wohne z. Zt. in einem etwas heruntergekommenen, zu Wohnzwecken umfunktionierten ehemaligen Hotel und Ausflugslokal in Alleinlage auf dem Land. Vor kurzem war ein Fernsehteam hier um “einen Krimi zu drehen”. Tatsächlich waren es aber nur 4 oder 5 Leute, die mit einer Drohne das Haus von allen Seiten gefilmt haben. Kein einziger Schauspieler. Die arbeiten nur im Studio und die Bilder vom Haus werden dann später reinkopiert. So macht man das heute. Ist natürlich auch viel billiger.

    Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Filmemacher wie Lars von Trier und die dänische Dogma-Gruppe oder Quentin Tarantino, die auf analoges filmen schwören.

    https://m.quotenmeter.de/mn/111695/analoge-filme-in-einer-digitalen-welt

    https://nofilmschool.com/sirui-night-walker-dream-budget-t12-s35-cine-lenses

    Rein künstlerisch geht es vielleicht so wie damals, als CDs anfingen die LPs zu verdrängen. Nicht mehr dieses lästige Knacken und Knistern, wenn man seine LPs nicht gut behandelt. Und heute? Werden wieder immer mehr LPs gemacht und das zu enormen Preisen. Alles hat seine Zeit und wenn die Zeit vorbei ist dann ist sie eben vorbei.

  7. Film als Leitmedium ist längst tod und hat seine gesellschaftliche Bedeutung verloren. Hollywood hat auch schon lange verspielt und schlachtet gerade seine letzten großen Filmreihen. Wenn ich heutzutage mal filmische Unterhaltung haben möchte, stöbere ich entweder in alten Produktionen, als es auch noch sowas wie ein europäisches Kino gab, als Hollywood und die Europäer noch Unterhaltung produzieren wollten und nicht Umerziehungsprogramme oder ich schau nach was die Koreaner oder anderen Asiaten machen. Die haben den Amerikanern ohnehin längst den Rang abgelaufen.

    Natürlich wird diese Entwicklung nicht nur die großen Stars treffen, sondern eine Herrschar von Leuten arbeitslos machen, die nicht gerade im Geld schwimmen, wird aber auch Menschen in anderen Branchen treffen, die gar keine Lobby haben. Um die meisten heutigen Stars ist es nicht schade. Natürlich muß man Starkult generell hinterfragen, aber der jetzigen Generation fehlt es größtenteils komplett an Persönlichkeit.

    Wenn nun bei diesen filmischen Computerspielen der nächste Schritt vollzogen wird, dann ist dem halt so. Früher oder später wird VR die Filme sowieso ganz ersetzen, dann kann jeder sein eigener Filmheld sein, so wie früher auf dem Holodeck der Enterprise.

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