Russland fahndet nach Bellingcat-CEO Christo Grozev

Keiner weiß warum, auch die russische Botschafterin in Bulgarien nicht, wo Grozev, der Geschäftsführer von Bellingcat,  auch skeptisch gesehen wird.

Wirft man ihm nun vor, gegen das „Gesetz gegen Falschaussagen über das Russische Militär“ verstoßen zu haben oder wird er der Beteiligung an einer Operation der ukrainischen Geheimdienste zur Entführung russischer Kampfflugzeuge beschuldigt? Christo Grozev, Geschäftsführer der Investigativ-Plattform Bellingcat, weiß es nicht. „Ich habe keine Ahnung, aus welchen Gründen der Kreml mich auf seine ´Wanted`-Liste gesetzt hat“, twittert er am Montag, dem 26. Dezember 2022. Kurz zuvor hat ihn das Russische Innenministerium auf seiner Online-Präsenz zur Fahndung ausgeschrieben. Es verwies dabei auf einen Verstoß gegen einen Paragraphen des russischen Strafgesetzbuches, ohne diesen konkret zu benennen.

Am Morgen des 28. Dezember 2022 erklärt Grozev in zwei ausführlichen Interviews für die privaten bulgarischen Fernsehkanäle Nova TV und bTV, er wisse noch immer nicht, was ihm konkret vorgeworfen wird. „Selbst meinem Anwalt in Russland ist es nicht gelungen, dazu eine offizielle Information zu erhalten“, sagt er. Allerdings habe er seine Vermutungen, sei Bellingcat doch seit Jahren „des Kremls schlimmster Alptraum“.

„Die Russen handeln langsam, sie haben ein langes Gedächtnis und verzeihen nicht“, so Grozev in bTV. „Wir haben in den letzten fünf/sechs Jahren der Fiktion, die Russen hätten die furchterregendsten und vollendetsten Geheimdienste, irreparablen Schaden zugefügt.“ Zehn Jahre sei Russlands militärischer Geheimdienst GRU mit etwa fünfundzwanzig Personen durch Europa gereist, „um Menschen wie (den bulgarischen Waffenhändler /A. s. A.) Gebrev zu vergiften, Lagerhäuser in der Tschechischen Republik, in der Slowakei und in Bulgarien in die Luft zu jagen, Skripal zu vergiften und viele andere Verbrechen zu begehen. Dank unserer Ermittlungen können sie das nicht mehr tun.“

Am Donnerstagnachmittag weiß selbst Russlands zum Rapport ins Bulgarische Außenministerium bestellte Botschafterin in Sofia Eleonora Mitrofanova nicht, warum die Behörden ihres Landes nach dem in Wien lebenden Bulgaren fahnden. „Die konkrete Beschuldigung gegen Grozev ist nicht bekannt“, erklärt sie nach ihrem Termin im bulgarischen Außenministerium gegenüber Journalisten. Auf eine entsprechende Anfrage habe sie keine Auskunft erhalten. Fast beruhigend fügt Mitrofanova hinzu: „Dass nach ihm gefahndet wird, bedeutet nicht, dass er auf der ganzen Welt gesucht wird. Nichts bedroht ihn. Es bedeutet vor allem: komm nicht zu uns!“.

Doch Internationale Journalistenverbände zeigen sich ebenso besorgt wie die Europäische Kommission und die bulgarische Regierung. Sie verurteilen die russische Fahndung nach Grozev scharf. „Dies ist ein inakzeptabler Akt. Er stellt einen Angriff auf die Meinungsfreiheit dar und einen Versuch der Einschüchterung eines bulgarischen Bürgers“, verlautbart Bulgariens kommissarischer Ministerpräsident Galeb Donev. Sein Land verlange „volle Information dazu, warum Russland Grozev auf seine Fahndungsliste gesetzt hat.“

Die im Sommer 2014 von dem Blogger Eliot Higgins im englischen Leister gegründete, inzwischen in Amsterdam ansässige Recherche-Plattform Bellingcat hat in den vergangenen Jahren mit ihrer Auswertung online frei zugänglichen Daten- und Bildmaterials international Aufsehen erregt. Ihre Rechercheergebnisse zunächst zum Bürgerkrieg in Syrien, danach zum Abschuss des Linienflugzeugs MH17 über ost-ukrainischem Gebiet, der Nowitschok-Attacke auf den ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal und den Giftanschlag auf Alexei Nawalny haben Bewunderung gefunden, aber auch Misstrauen erzeugt. Und sie haben Russlands Image in der Welt empfindlichen Schaden zugefügt.

Zuletzt profilierte sich immer stärker der auf russische Themen spezialisierte Christo Grozev als der öffentlich wahrnehmbare Bellingcat-Ermittler. Er kooperiert seit dem Jahr 2015 mit Bellingcat und wurde zum Jahresbeginn 2022 Geschäftsführer der Plattform. Alternativ zu den ursprünglich von Bellingcat praktizierten transparenten Open Source-Ermittlungsmethoden setzt er bei seinen Recherchen zu den russischen Geheimdiensten FSB und GRU auch auf den Kauf persönlicher Kommunikations- und Bewegungsdaten auf dem Moskauer Schwarzmarkt. Diese sind naturgemäß für Außenstehende kaum überprüfbar.

Die meisten westlichen Medien sehen keine Veranlassung, Grozevs Recherchemethoden zu problematisieren, da seine Untersuchungsergebnisse stets das euro-atlantische Narrativ vom Schurkenstaat Russland stützen. Das in Washington DC ansässige „International Center for Journalists“ (ICFJ)  verlieh ihm im November 2022 seinen „Preis der Gründer“  für „seine großen Verdienste auf dem Gebiet des Journalismus“.

In Bulgarien ist die Rezeption Christo Grozevs journalistischen Wirkens ambivalent

Es gibt auch in seinem Heimatland zahlreiche Journalisten, die seine Arbeit schätzen, manche sehen in ihm den weltweit bekanntesten investigativen Journalisten ihres Landes. Es gibt aber auch Kritiker, die seine Recherchemethoden skeptisch beurteilen und einige von ihnen sprechen ihm gar seine Eigenschaft als investigativer Journalist ab. Ein Grund dafür ist, dass der 1969 in Bulgariens zweitgrößter Stadt Plovdiv geborene Grozev der bulgarischen Öffentlichkeit zunächst nicht als Journalist, sondern als Medieninvestor bekannt geworden ist.

Noch als Student an der Amerikanischen Universität in Blagoevgrad gründete er 1994 Bulgariens erstes Studentenradio Aurora. Dessen Erfolg ermöglichte ihm eine Karriere als Betreiber zahlreicher Radiostationen in Ländern wie den Niederlanden, aber auch Russland und der Ukraine. Als im Jahr 2010 die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) ihre bulgarischen Tages- und Wochenzeitungen Trud (Arbeit), 24 Tschassa (Stunden) und 168 Tschassa an eine Investorengruppe um den österreichischen Kaiserenkel Karl Habsburg und bulgarische Partner verkaufte, wurde der Name Christo Grozev in Bulgarien bekannt. Er soll für Habsburg die operativen Geschäfte der erworbenen Medien geführt haben.

Nach wenigen Monaten indes wurden Habsburg und Grozev von ihren bulgarischen Partnern Ognjan Donev und Ljubmir Pavlov durch eine simple Kapitalerhöhung ausgebootet. Nach langer gerichtlicher Auseinandersetzung verloren Grozevs bulgarische Opponenten ihre Zeitungen zwar wieder, doch auch Habsburg und Grozev bekamen sie nicht. Die Affäre machte monatelang Schlagzeilen und Grozev geriet in ihrem Verlauf in den Verdacht, gemeinsame Sache zu machen mit Bulgariens umstrittenster öffentlichen Figur überhaupt, dem Abgeordneten und Medienmagnaten Deljan Peevski. Er ist inzwischen wegen Korruptionsverdachts mit US-amerikanischen Magnitsky-Sanktionen belegt. Laut Ljubomir Pavlov wollte Grozev damals die erworbenen Zeitungen in Peevskis Mediengruppe überführen.

Auf diese Episode in Bulgariens Medienlandschaft bezieht sich die prominente TV-Journalistin Miroljuba Benatova, wenn sie sich zehn Jahre später daran erinnert, dass Grozev „irgendwann als Kandidat für die Pressgruppe auftauchte. Dann verschwand er. Er tauchte auf aus dem Nichts und kehrte dahin zurück. Später ging sein Stern auf als investigativer Journalist.“

Im Januar 2020 kritisiert Benatova Grozevs in bulgarischen TV-Studios vorgebrachten Ermittlungshypothesen zum Giftanschlag auf den bulgarischen Unternehmer Emilian Gebrev im Jahr 2015. Laut Grozev haben nicht Gebrevs bulgarische Widersacher im Ringen um die Waffenfabrik Dunarit (d. h. Peevskis Leute / A. d. A.) ihn vergiftet, sondern dieselben russischen GRU-Agenten, die später Sergej Skripal nach dem Leben trachteten.

Benatova hegt keinerlei Sympathien für das Regime Vladimir Putins. Im Zuge einer Facebook-Diskussion argumentiert sie jedoch, „das ganze Tohuwabohu um diese ´investigative Website` (Bellingcat / A. d. A.) läuft darauf hinaus, eine Version zu veröffentlichen, die Gebrevs bulgarische Feinde für seine Vergiftung entlastet und diese in Richtung Geopolitik schickt. Was davon wahr ist, weiß ich nicht.“

Veröffentliche eine Plattform wie Bellingcat „wahrscheinlich glaubwürdige Informationen“, so bedeute das „noch nicht, dass sie journalistisch sind. Ich streite nicht darüber, ob die Informationen wahr sind. Ich sage, dass sie nicht auf journalistische Weise erworben sind und dass die Plattform ein Kanal zur Bekämpfung der russischen Geheimdienste ist. Es ist ein journalistisch getarnter Geheimdienstkanal“, so Ljubomira Benatova.

Kooperation mit Geheimdiensten?

Ähnlich bezweifelt ihre Kollegin Elena Kodinova, die mit Grozev dasselbe Gymnasium besucht hat, dass es auf journalistische Weise möglich sei, durch die Auswertung online verfügbaren Bild- und Datenmaterials und den Kauf sogenannter grauer Daten bei korrupten russischen Behörden, Agenten des Föderalen Sicherheitsdienstes (FSB) oder der GPU zweifelsfrei zu identifizieren, ihre Reiserouten nachzuvollziehen und ihre Täterschaft bei Sprengstoffanschlägen und  Giftattacken nachzuweisen. „Kein Journalist hat Zugang zu den Daten, über die er verfügt. Die Geheimdienste füttern ihn mit Daten, damit er glänzt. Das ist nicht ehrlich. Das ist abschüssiges Terrain“, sagt Kodinova.

Vom Nova TV-Moderator auf die Gerüchte um zu Verbindungen zu westlichen Geheimdiensten angesprochen antwortet Christo Grozev folgendermaßen: „Die Tatsache, dass es Russland in den vergangenen Jahren nicht gelungen ist, mir solche Verbindungen mit Bildmaterial oder abgefangenen Emails nachzuweisen, ist der Beweis dafür, dass es sich dabei um reine Hirngespinste handelt. Wenn die Russen es könnten, würden sie es tun, denn es wäre ihre Gelegenheit ein für allemal Schluss zu machen mit Bellingcat und diesem Grozev“.

Im Juli 2022 hat der russische FSB Christo Grozev vorgeworfen, er habe sich koordinierend an einem Versuch des ukrainischen Geheimdienstes beteiligt, russische Piloten mit Geld dazu zu veranlassen, mit ihren Kampfflugzeugen auf ukrainisches Territorium zu fliehen. „Dabei handelte es sich um eine nach ukrainischem Gesetz völlig legitime Operation, zu der wir von Bellingcat einen Dokumentarfilm gedreht haben, der früher oder später herauskommen wird“, sagt Christo Grozev dazu.

Momentan befindet sich Bellingcat-Chef Grozev an einem geheim gehaltenen Ort außerhalb Europas. Russlands Fahndungsaufruf nötige ihn, seine ursprünglichen Reiserouten zu verändern, um Lufträume von Ländern zu meiden, die Russland einen Gefallen tun könnten, sagt er bTV. Er fürchte weniger eine mögliche Verhaftung durch die Russen als um sein Leben und das seiner Familie. „Es gibt mehr als genug paramilitärische Organisationen wie Wagner, die liebend gerne Russland ein Geschenk machen würden.“

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30 Kommentare

  1. Bellingcat ist eine Frontorganisation westlicher Geheimdienste, zuvorderst der britischen. Wer das nicht weiss, sollte nicht übers Thema schreiben. Es gibt Leaks, die recht genau aufzeigen, über welche Kanäle die Organisation alimentiert wird.

    1. Naja, wenn Assange in den USA 175 Jahre wegen was eigentlich? drohen, dann sollte sich auch dieser Herr auf einige Jahrzehnte plus einem Jahrhundert in einem russischen Knast gefasst machen. Ich verstehe sein Gejaule nicht. Er kann immer noch reisen und seine – Meinung verbreiten; Julian Assange kann das nicht.
      Was seine Arbeit betrifft, was soll daran zu bewundern sein? Ist so, als wenn jemand seine Erkenntnisse aus einem Portal der „Verschwörungstheoretiker“ gewinnt und dann als Fakten über deutsche Politik verkauft.

      1. Der fundamentale Unterschied zwischen Assange und Bellingcat besteht darin, dass Wikileaks einfach Papiere veröffentlicht, die ansonsten nicht veröffentlicht werden, während Bellingcat so lange das Internet und die Datenbanken von Geheimdiensten durschstöbert, bis sich eine mehr oder weniger plausible, aber immer missgünstige Geschichte für einen der Lieblingfeinde der englischen und US-amerikanischen Geheimdienste daraus konstruieren lässt.

        Bellingcat versuchte auch die OPCW-Führung mit Indiz-Konstruktionen zu retten, als die Duma-Leaks zeigten, dass die OPCW-Führung (immer noch) korrupt ist. Was seit der Neuausrichtung durch die USA vor der Irak-Invasion 2003 als gegeben gelten kann.
        http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Irak/guilliard.html

  2. „Ihre Rechercheergebnisse zunächst zum Bürgerkrieg in Syrien, danach zum Abschuss des Linienflugzeugs MH17 über ost-ukrainischem Gebiet, der Nowitschok-Attacke auf den ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal und den Giftanschlag auf Alexei Nawalny haben Bewunderung gefunden, aber auch Misstrauen erzeugt. Und sie haben Russlands Image in der Welt empfindlichen Schaden zugefügt.“

    Nawalny wurde in ein Bundeswehrkrankenhaus verlegt, damit der Militärische Aschirmdienst die Untersuchungsergebnisse blockieren konnte.
    Ein ähnliches Spiel wie mit den Untersuchungsergrbnissen zur Nordstreamsprengung. Gleiches Spiel mit Skripal, bloß in GB.
    Zur gleichen Zeit bescheißt Merkel den Putin mit Minsk und behauptet: “
    Der Putin lebt in seiner eigenen Welt.“

    Bellingcat hat die ganzen Dreckskampagnen gegen Russland initiiert und frei erfunden.

    1. Das sehe ich auch so. Der Mi6/CIA oder wer auch immer aus diese „Community“ ist als Quelle für eine Denunziation nicht tauglich, also bastelt man sich einen vertrauenswürdigen Zeugen, den die Medien mit großen Augen zitieren können.

      Und was wäre vertrauenswürdiger als maßlos intelligente Computer-Nerds, die mit roten Augen übermüdet vor dem Computer sitzen und unentwegt im Internet nach den Beweisen für Russlands Verbrechen suchen? Denen nimmt man ab, dass sie glatt mehr und bessere Informationen finden als alle westlichen Geheimdienste zusammen.

      Man darf es allerdings nicht übertreiben, sonst fragt womöglich irgendwann irgendwer: Wir haben doch Bellingcat, wozu brauchen wir all diese teuren Geheimdienste. Die schaffen ja eh nix. Die Freizeitschnüffler von Bellingcar sind doch besser als die Geheimdienstprofis. Dicht machen!

      1. „also bastelt man sich einen vertrauenswürdigen Zeugen, den die Medien mit großen Augen zitieren können.“

        Die meisten dieser Zitateure mit den „großen Augen“ haben Journalismus oder Politik oder was mit Medien studiert und könnten sehr wahrscheinlich durchaus unterscheiden, was vertrauenswürdige Geschichten sind und was eher höchst einseitige, interessengeleitete Erzählungen sind.

        Exemplarisch Markus Lanz, der Kommunikationswirt studiert hat und als Jungspund noch so viel Antiatomtest-Aktivist war, dass er deswegen von einem Privatradio gefeuert wurde.

        Heute ist es ihm ein Fest, Unverzagte wie Wagenknecht oder Guerot einzuladen, ums sie zusammen mit einer Meute politischer Gegner vor laufenden Live-Kameras zu bedrängen.

  3. Dass Bellingcat eine Organisation westlicher Geheimdienste ist, ist eigentlich ein offenes Geheimnis. Selten war das auch so derart offensichtlich – das Ding hat viel zu viele Informationen, hat sie viel zu schnell und hat viel zu viel Vertrauen in den westlichen Medien. Dazu gibt es entsprechende Links über die Finanzierung und die ganze Geschichte ist so richtig eben der entsprechende Style. Mit der Einzelperson, die im Wohnzimmer anfing etc. etc.
    Was nicht heißt, dass die Infos nicht wahr sind. Das sind sie vielleicht oder teilweise – nur Bellingcat kann das auch vermutlich kaum überprüfen. Man fragt sich nur, warum das jetzt hochfliegt, weil man eigentlich denkt, diese PR-Phase liegt hinter uns.

  4. Was soll’s. Die Russen haben den Infowar von Anfang an verloren. RTD konnte noch ein paar Rückzugsgefechte ehrenvoll führen. Dann sorgte man dafür, dass sie für die meisten Menschen nicht mehr zu erreichen sind und sicherte damit den totalen Propaganda-Endsieg. Flankiert wird das noch mit Strafen gegen Wehrkraftzersetzung und Feindpropaganda, wenn man nicht widerspruchslos den vorgegebenen Beschreibungen folgt.

    Entschieden wird das auf dem Schlachtfeld. Und nein, ich weiß nicht, wie es ausgehen wird und ehrlich – ich glaube auch nicht, dass einer von den vielen Journalisten, die darüber schreiben, es weiß… „Wissen“ ist nicht das gleiche wie sehr fest davon überzeugt zu sein. Am Ende werden die Einen oder die Anderen Recht haben und laut tönen , es schon immer gewusst zu haben. Falls wir nicht den Disput in der Hölle führen müssen, weil der Krieg das „Ende der Welt, wie wir sie kennen“ bewirkt.

    Bis dahin ist es ein „schöner“ Krieg. Ich las immer mal die Verkündigungen beider Kriegsministerien. Beide siegen ununterbrochen, haben im Prinzip keine eigenen Verluste und das Recht sowieso auf ihrer Seite. Ist doch großartig, wenn jeder siegt, ohne die eigenen Söhne begraben zu müssen.
    Ich verstehe nur nicht, wie einigermaßen klar denkende Menschen die mediale Gülle saufen können, ohne sich beständig zu übergeben. Die Straßen müssten von der Menge entleerter Mageninhalte unpassierbar sein.

    Was ist in der Kindheit von Menschen schief gelaufen, die sich mehr tote Russen / Ukrainer wünschen? In welcher Phase früher Entwicklung setzte der Stillstand bei Menschen ein, die von „Lumpenpazifismus“ tönen. Ossietzky ins Lager?
    Ich würde gern schreiben, dass ich das alles nicht mehr verstehe und das wäre schlimm genug. Aber das stimmt nicht. Ich verstehe es wohl doch – und das ist schlimmer.

    1. RTD ist übrigens ein wunderschönes Beispiel für die Doppelmoral solcher „internationalen Journalistenvereine“. Gab es da Kritik, Aufschrei? Irgendwie auch nur einen Hauch von Reaktion?

      Dabei ist das im klarsten Sinne der Definition ZENSUR, angeordnet von der Exekutive der EU. Da kann man noch nicht einmal mehr das Scheinargument Hausrecht in Stellung bringen.

    2. Danke für Ihren Kommentar.
      Auch für mich ist die Kriegstreiberei und das sich Ergötzen an staatlich legitimiertem Massenmord-Wahn nur noch ekelerregend.
      Mittlerweile ist es fast müssig zu verstehen, wie es dazu kommen konnte. Leider war es für mich seit spätestens 1990 zu erwarten. Obwohl das Schwert des Damokles seit 1945 wieder, oder immer noch, über uns hängt.
      Derzeit fa(e)sert die Schnur langsam aus….

    3. Ich bringe es mal auf den scheinbar perversen Punkt:

      Die, denen vorgezogene Neuwahlen (Vereinbarung mit Janukowitsch) nicht zuzumuten waren, muten ihren eigenen Mitbürgern jetzt und in Zukunft unter deren eigenem und fremdem Beifall zigtausendfachen Tod zu.

  5. „Doch Internationale Journalistenverbände zeigen sich ebenso besorgt wie die Europäische Kommission und die bulgarische Regierung. Sie verurteilen die russische Fahndung nach Grozev scharf. „Dies ist ein inakzeptabler Akt. Er stellt einen Angriff auf die Meinungsfreiheit dar und einen Versuch der Einschüchterung eines bulgarischen Bürgers““

    Ach so läuft das. Russland erlässt einen Haftbefehl, der keine realen Konsequenzen hat, aber für einen Assange, der ganz real in Haft sitzt und mit dem man eine lächerliche Farce von Juristerei fährt, den schweigt man mehr oder weniger weg. Oder war ich nur zu blind, um die vielen Aufschreie der „internationalen Journalistenverbände“ nicht mitbekommen zu haben?
    Ganz davon abgesehen, dass die bald 3 Jahre Corona mehr als deutlich gezeigt haben, dass diese edelsten Vereine der Rede- und Meinungsfreiheit ganz weit vorne mit dabei waren das zu bekämpfen, was sie in diesem Fall nun scheinbar lautstark verteidigen. Oder kam von euch mal Kritik an der ausufernden Zensur der Exekutivorgane des tollen freien Westens bei praktisch allen sozialen Netzwerken? Irgendwie habe ich von euch immer nur gelesen: Alles nicht so wild, ist halt Hausrecht. Zensur sei das natürlich nicht! Hausdurchsuchungen, Kontenkündigungen, Morddrohungen, ausufernde Polizeigewalt… all das ist kein Problem, so lange es nur die bösen Nazischwurbler trifft.

    Zum Fall: Natürlich gehört das aufgeklärt, aber wer für Bellingcat spielt, der spielt auf dem Level von Geheimdiensten und da ist das Berufsrisiko und es kann mir keiner erzählen, dass die handelnden Akteure da ausversehen hineingeraten sind. Eine „freies“ Recherchenetzwerk ist Bellingcat sicherlich nicht, sondern wohl eher ein Frontorgan des britischen Geheimdienstes.

    1. Die Verbände und im Prinzip alle Journalisten auf der guten Seite der Macht, also „unsrer“ im Westen, setzen sich ja auch mit aller Kraft und unter Einsatz aller Mittel ihres Berufes für das unverzügliche Ende der Verfolgung ihres Kollegen Assange ein.
      Denke ich doch.
      Oder sollten sie.
      Oder so….

      Es ist offensichtlich, dass Kokainhandel oder Schutzgelderpressung verglichen mit dem, wie heute die meisten Beschäftigten in den Medien ihr Geld verdienen, geradezu anständige Jobs sind. Und außerdem nerven die nicht beständig mit dem Anspruch die einzig Guten zu sein.

  6. auch wenn die Info über Bellingcats Verbindungen zu staatl. militär. Einrichtungen nicht immer betonfest bewiesen werden können – die Indizien und Umstände sind so zahlreich, dass man bei aller Skepsis nicht von einer neutralen, der Wahrheitsfindung dienenden NGO reden kann.

    Glaubwürdige investigative Reporter rekrutieren sich nicht aus dem NATO Dunstkreis oder militärischen think tanks, noch unterhalten sie mit ihnen ökonomische oder organisatorische Kontakte.

    Die offensiven Designs der Sites find ich immer schwierig, aber die Info zu Bellingcat ist in den Texten trotzdem enthalten:

    https://thegrayzone.com/2021/10/09/bellingcat-intelligence-contractors-extremists-syria/
    https://www.mintpressnews.com/school-for-spooks-kings-college-war-studies-churning-out-nato-spies/276736/

  7. Bellingcat wird von den westlichen Geheimdiensten als Propagandatool verwendet. Thomas Röper hat das Thema schön beleuchtet.
    https://www.anti-spiegel.ru/2021/spiegel-partner-bellingcat-wie-westliche-regierungen-und-geheimdienste-die-faeden-ziehen/

    Und viel mehr muss man eigentlich dazu nicht schreiben. Gleiches gilt übrigens für „Reporter ohne Grenzen“ auch hier ist eine Finanzierung von diversen westlichen Stiftungen nachgewiesen.
    Im Prinzip kann man sämtliche westlichen „NGOs“ und Pressedienste, die nicht andauernd am Rande der Pleite schweben, bis zum Beweis des Gegenteils, als Teil der westlichen Kabale sehen. Diese Organisationen arbeiten nicht nur gegen den Feind im Osten, sondern auch gegen die breite Bevölkerung im eigenen Land. Selbst deren Unterstützer und Bücklinge werden am Ende das Nachsehen haben, sobald ihr Nutzen sich erschöpft hat.

    1. Roper weiss nicht alles und behauptet das auch nicht.

      Was er weiss, weiss er durch nachvollziehbare, mit Quellen belegte Recherche.

      Das könnte der Gerd auch selber wissen. Warum weiss er das nicht? Vielleicht, weil er mit der Frage versucht Röper zu diskreditieren?

      1. Aber nur „vielleicht“ ….
        Mit Wiki zum Eintrag “ Thomas Röper“ möchte ich gar nicht mithalten können.

        Was für eine Domainendung gibts für einen Deutschen mit Wohnsitz in Sankt Petersburg .de
        oder .ru ?

        Ich kenne mich damit nicht so aus.

        1. Du kannst als Domänenendung nehmen was du willst, sofern der Registrar hierbei keine Einschränkungen hat (Registrare sind die Zwischenhändler). Dein Wohnsitz spielt keine Rolle.
          Entscheidend für den „Schutz“ ist die zentrale Verwaltungsstelle für die Länderdomänen, bei uns ist das z.B. DENIC. Da es für .ru keine deutsche Stelle ist hat er sich über die .ru Endung ein wenig Schutz vor Zugriff durch deutsche Behörden verschafft. Dabei geht es aber nur um die Domäne, nicht um die Website. Die Website kannst du losgelöst von der Domäne generell betreiben wo du möchtest.

          1. Aha,
            warum verschafft er sich keinen Schutz vorm Zugriff russischer Behörden ?

            „Ausländische Agenten“ sind doch in Russland verboten.

            Es geht mir sicherlich nicht um die Person, sondern um eure leichtsinnige Gewichtung von Sekundärquellen als Primärquellen.

            1. Röper hat sich Schutz vor dem Zugriff durch deutsche Behörden verschafft. Und ausländische Agenten sind in Russland nicht verboten.

              Troll?

            2. Rate mal: Offensichtlich fühlt er sich von dort nicht bedroht. Das ist ja immerhin seine Wahlheimat. Würdest du dir eine Wahlheimat suchen von der du Repressionen erwartest?
              Darüber hinaus war die Absicht des Blogs eine Gegenstimme mit russischer Perspektive zu der einseitigen Sichtweise eines Großteils der westlichen Presse zu schaffen (Aufhänger ist -wie der Name erraten lässt- besonders die Art des Spiegels). Im Grunde genommen etwas ähnliche wie Russia Today, nur halt ohne direkten staatlichen Auftrag.

              Erstmal: Wer sind „eure“? Ich bin keine Gruppe, sondern eine einzelne Person. Und wenn du dir tatsächlich mal die Mühe machen würdest ein wenig bei Röper zu lesen, dann wäre dir auch bekannt, dass Röper im Gegensatz zu vielen westlichen Journalisten immer darum bemüht ist Primärquellen zu seinen Artikeln mit anzugeben.
              Und ja, ich schätze ihn sehr für seine Arbeit, eben weil es mir einen anderen Blick liefert und ich folge dabei tatsächlich auch gerne mal den Primärquellen und aus dieser Erfahrung heraus muss ich sagen: Er macht definitiv mal Fehler, oft aber nur kleine und auch wenn er eine klar parteiische Sicht hat, so arbeitet er dennoch recht sauber.

              Aber liefere mir gerne Beispiele dafür wo was komplett falsch ist oder tatsächlich sogar eine bewusste Falschinformation erkennbar ist, dann schaue ich mir das gerne an. Wenn es in den Bereich von Spekulation oder Interpretation geht wie z.B. zu den Toten in Butscha (ob russisches Massaker oder False Flag oder inszeniert oder was auch immer), dann tendiert er natürlich in seine Richtung, aber das macht er auch deutlich kenntlich und spricht nicht von Wahrheiten, solchen Wahrheiten mit denen unsere Presse oft ganz schnell ohne fundierte Datenlage am Start ist.

    2. Anti-Spiegel ist unter einer *.ru Adresse angesiedelt. Kann jeder sehen. Und bei der Bewertung der Artikel „einpreisen“.

      Ich habe da nur wenig gelesen, aber auch wenn das Propaganda war, so schien sie mir recht gut gemacht und sorgfältig belegt. Nicht jede einseitige Information ist per se falsch.

      Irgendwer sagte mal: „Journalismus ist, das zu schreiben, was die Mächtigen nicht lesen wollen. Alles andere ist PR.“

      Da es keinen wirklichen Journalismus mehr gibt (vielleicht gab es den auch nie), muss man sich aus der Propaganda beider Seiten das raus ziehen, was der Gegenseite unangenehm ist (und gut belegt ist).

      Ach ja; noch was: In meiner Jugend wurden die West-Sender auf Kurzwelle von den Russen mit Störsendern übertönt. Heute geht es umgekehrt, da werden Feindsender des Werte-Westens geblockt.

      1. Zu der .ru Domäne hat sich Röper auch mal geäußert. Das war für ihn ein Vorgriff auf das, was er damals für die Zukunft hier an Maßnahmen erwartet hatte wie man ggf. mit ihm und seiner Website umgehen würde. Das war offenkundig durchaus weitsichtig.

        Reine Propaganda ist Röper sicherlich nicht. Er hat extrem klein angefangen und war das auch jahrelang noch. Ich kenne seine Seite noch aus der frühen Anfangszeit und die Aktivität und Reichweite war damals auf dem Level eines kleinen Blogs.

  8. „Investigativ-Plattform“… soso.
    Da wäre wohl der Terminus „MI6-Frontshop“ ehrlicher.
    Allein deren Themenwahl ist schon erhellend: Syrien („White Helmets“, Giftgas, „Fassbomben“), MH17, Skripal, Nawalny.

    Der offiziell angebliche „Gründer“ von Bellincat, die bekennend vormalige Couch-Potatoe Eliot Higgins, ist mittlerweile übrigens zum Atlantic Council „Senior Fellow“ befördert worden. Vermutlich ob seiner großen Verdienste um den Weltfrieden oder so.

    Achja, und um dem orwellschen Konstrukt noch eins drauf zu setzen, hat er von den üblichen Verdächtigen in Deutschland 2015 auch den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis bekommen. Was aber insofern bestens passt, als die Liste der Preisträger sich seit Stiftung des Preises wie ein Who-ist-Who der (deutschen) wertewestlichen Medien-Propagandaschlümpfe liest.

    Was ist so seltsam daran, wenn RU einen im Dienst britischer Geheimdienste tätigen Mediensöldner zur Fahndung ausschreibt ?

  9. So funktioniert Politik, ein ’nobody‘ wird präsentiert um diese Simulation in eine Richtung zu bringen.
    Während in den letzten Jahren tausende gestorben sind, wird ‚Phantomas‘
    (Subjekt aus Louis de Fumes) entdeckt.
    Die Inszenierung krankt, aber am schlimmsten sind die Insassen, die sich auf murks beziehen…

  10. eine Anmerkung:
    es ist ja alles nicht nur schwarz und weiss, und auch wenn ich – meine Tageszeitung zitierend – B. auch schon als MI6-Front bezeichnet habe, hatte es mich doch etwas geaergert, dass sich das nicht so leicht belegen laesst – naturgemaess.
    Ich vermute mal, ein Teil des Bellingcat-Personals denkt, sie arbeiten fuer eine ‚richtige‘ NGO. Bellingcat gibt Kurse ueber seine Methoden und hat auch bis Sommer/Herbst 21 ueber ukr Nazis geschrieben.
    Oleksiy Kuzmenko schrieb die interessante Studie ueber Centuria u.a. ‚Far Right Groups‘ – s.
    https://www.illiberalism.org/wp-content/uploads/2021/09/IERES-Papers-no-11-September-2021-FINAL.pdf (allein die Fotos sind vielsagend) –
    und bedankt sich auf der letzten Seite bei Bellingcat fuer die Unterstuetzung :-/.
    Kuzmenko ist/war bei Voice of America – haette mich normal auch irritiert.
    Bellingcat hat viel Scheiss gebaut, aber es sind da wohl nicht nur Idioten u A…l*cher.

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