Rosa Luxemburg – Ein Leben wider die Barbarei

Rosa Luxemburg
Rosa Luxemburg 1907. Bild: Scan aus dem Bestand des Karl Dietz Verlages Berlin/CC BY-2.0

Erinnerung an eine unbeugsame Denkerin und Antimilitaristin.

[Vorbemerkung: Der deutsche Militarismus wächst und gedeiht wieder. Umso wichtiger wird die Erinnerung an Menschen wie Rosa Luxemburg (1871-1919). Bruno Kern hat für die Schalom-Bibliothek einen neuen Band mit Texten von ihr vorgelegt: „Nein, auf unsere Brüder schießen wir nicht!“. Ungekürzt dargeboten wird darin u.a. die bedeutende Antikriegsschrift „Krise der Sozialdemokratie“ (1916), deren „Aktualität“ die Lesenden heute in Erstaunen oder Erschrecken versetzen kann. Der nachfolgende Beitrag basiert weitgehend auf Kerns Einleitung der kleinen Sammlung. Peter Bürger]

Rosa Luxemburg wurde im Jahr 1871 in der kleinen Provinzstadt Zamość im damals unter russischer Herrschaft stehenden Teil Polens als Tochter eines jüdischen Kaufmanns (Holzhändlers) geboren. Bald schon sollte die Familie aber in die Hauptstadt Warschau übersiedeln. Von Kindheit an hat Luxemburg in dieser emanzipierten, weltläufigen Familie am weiten geistigen Horizont der bürgerlich-jüdischen Intelligenz partizipiert. Rosas Vater verfügte über internationale Kontakte und zählte sich zu den Maskilim, den Anhängern der Haskala, das heißt der Tradition der jüdischen Aufklärung, die sich auf Moses Mendelssohn zurückführen lässt. Im Gegensatz zu den orthodox-frommen Chassidim assimilierten sich die Haskilim der nichtjüdischen Gesellschaft und zeichneten sich durch eine liberale Gesinnung aus. Zum bildungsbürgerlich-weltläufigem Milieu, in dem Rosa Luxemburg aufwuchs, gehörte auch die Mehrsprachigkeit. Neben der polnischen Muttersprache wurde innerhalb der Familie nicht nur die offizielle Amtssprache Russisch, sondern auch Deutsch gesprochen. Das Jiddische hingegen wurde eher vermieden.

Das jüdische Erbe

Luxemburgs Verhältnis zu ihrer jüdischen Herkunft ist durchaus ambivalent. Zeitlebens wird sie es ablehnen, das spezifische Leid, dem die Juden im Lauf ihrer Geschichte in der Diaspora unterworfen waren, zum Ausgangspunkt ihres politischen Denkens und Handelns zu wählen, obwohl sie dieses Leid seit ihrer Kindheit aus eigener Anschauung kannte: Im Jahr 1881 flammten in Polen allenthalben antijüdische Pogrome auf, die im Dezember auch Warschau erreichten und die jüdische Bevölkerung tagelang in Angst und Schrecken versetzten. Tausende jüdische Wohnhäuser, Geschäfte und etliche Synagogen wurden zerstört. Die russische Armee ließ den katholischen Mob offensichtlich mit Absicht gewähren, bis sie schließlich doch intervenierte, um die „Ordnung“ wiederherzustellen. Für das zehnjährige Mädchen muss das ohne Zweifel ein traumatisches Ereignis gewesen sein – und dennoch nimmt sie später nie Bezug darauf.

Noch im Jahr 1917 schreibt sie aus dem Gefängnis an ihre enge Vertraute Mathilde Wurm: „Was willst du mit den spezifischen Judenschmerzen? Mir sind die armen Opfer der Gummiplantagen in Putumayo, die Neger in Afrika, mit deren Körper die Europäer Fangball spielen, ebenso nahe.“ Keine mangelnde Empathie gegenüber dem Leid ihres eigenen Volkes also, sondern eine entschieden universalistische Haltung, keine Ignoranz gegenüber der jüdischen Leidens- und Verfolgungsgeschichte, sondern die unterschiedslose Parteinahme für die Leidenden überhaupt. – Offenbart sich nicht gerade darin das beste Erbe der jüdischen Religion? „Ich möchte alle Leiden, alle verborgenen bitteren Tränen den Satten auf ihr Gewissen laden …“ Dieser Satz ist uns von der jungen Rosa Luxemburg überliefert.

Zeigt sich nicht gerade in dieser Grundhaltung unabhängig vom eigenen religiösen Bekenntnis das spezifische Gottesbild des Ersten Testaments, die biblische Kunde von einem Gott, der seinen universalen Heilswillen gerade an denen bewährt, die faktisch von diesem Heil ausgeschlossen sind: den Unterdrückten, den Schwachen, der Witwe und der Waise? „Mein Ideal ist eine solche Gesellschaftsordnung, in der es mir vergönnt sein wird, alle zu lieben.“ Auch in dieser Selbstaussage, in der das junge Mädchen Rosa Luxemburg das Motiv ihres politischen Engagements präzise zusammenfasst, mag man das in der Hebräischen Bibel beurkundete Ideal der Gesellschaftsordnung – die Verwirklichung von Recht und Gerechtigkeit als Voraussetzung wahren Menschseins – erkennen.

Eine Eigenschaft Luxemburgs, die zu ihrer Zeit keine besondere politische Rolle spielte, ihre Persönlichkeit aber ganz besonders charakterisierte und vor allem in ihren Briefen aus dem Gefängnis zum Ausdruck kommt, ist ihre besondere Empathie für die außermenschliche Kreatur. Zeitlebens hat sie in liebevoller Hingabe Herbarien angelegt. Sie verfügte über außerordentliche botanische Kennt­nisse. Den bekannten „Büffelbrief“ aus der Festung Wronke, in der sie inhaftiert war, widmete sie dem Leid eines mit Stockhieben traktierten Tieres. All dies zeugt von einer Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben – ganz im Sinne eines Albert Schweitzer und der Kernbotschaft der Tora. Und nicht zuletzt ist zu sprechen vom kompromisslosen Kampf Rosa Luxemburgs gegen den Krieg, in welchem die Friedensverheißung des nachexilischen Judentums – bis hin zur Botschaft des Juden Jesus – ihren deutlichen Niederschlag findet.

Politischer Kampf im Dienst der Menschlichkeit

Die äußerst begabte Schülerin – aufgrund einer Läsion der Hüfte seit frühen Kindertagen leicht gehbehindert – politisierte sich noch in ihren Gymnasialjahren, sicherlich auch unter dem Eindruck der brutalen zaristischen Herrschaft. Sie schloss sich der sozialistisch-revolutionären Partei „Proletariat“ an, die damals von Marcin Kasprzak geführt wurde. Bald schon war sie zur Flucht aus Russisch-Polen gezwungen. Auf abenteuerliche Weise wurde die erst Siebzehnjährige in einem Heuwagen versteckt über die Grenze nach Deutschland geschmuggelt. Sie gelangte schließlich nach Zürich, wo im Gegensatz zu anderen europäischen Städten auch Frauen ein Universitätsstudium absolvieren durften. Sie entschied sich schließlich nach Kostproben in einigen anderen Fachgebieten (unter anderem Zoologie) für die noch junge Wissenschaft Nationalökonomie. Mit einer brillanten Arbeit über die Industrialisierung Polens wurde sie schließlich promoviert. Ihr Doktorvater, der österreichische bürgerliche Ökonom Julius Wolf, ein entschiedener Gegner von Karl Marx, bezeichnete die Marxistin Luxemburg dennoch als seine begabteste Schülerin.

Die Theoretikerin ist aber schon damals zugleich auch politische Aktivistin innerhalb des anregenden Milieus von europäischen Exilanten, die in Zürich eine Zuflucht gefunden hatten. Sie lernt dort bald den jungen, aus Wilna geflohenen Sozialisten Leo Jogiches kennen. Er sollte ihr langjähriger Lebenspartner und politischer Kampfgefährte werden. Zusammen stellen sie zunächst die in Paris erscheinende polnische Zeitschrift Sprawa Robotnicza („Sache der Arbeiter“) auf die Beine. Sie wird auch zum Kristallisationspunkt einer zunächst kleinen politischen Formation, der SDKP (Sozi­aldemokratie des Königreichs Polen). Rosa Luxemburg entschließt sich nach Abschluss ihrer Promotion bewusst für das Engagement in der deutschen Sozialdemokratie, der stärksten und wichtigsten Sektion der Zweiten Internationale. Eine Scheinehe ermöglicht ihr den Aufenthalt in Deutschland. Bald schon ist sie Parteitagsdelegierte und macht sich als brillante Rednerin und als theoretische Wortführerin der deutschen Marxisten einen Namen.

Zum ersten Mal profiliert sie sich im sogenannten „Revisionismusstreit“, in dem sie Stellung gegen Eduard Bernsteins reformistischen Politikansatz bezieht, und setzt ihm ihr Konzept von der „revolutionären Reformpolitik“ entgegen. Das heißt: Der Kampf um die unmittelbaren Verbesserungen der Lebensverhältnisse erfolgt stets aus der Perspektive, dass das kapitalistische System letztlich notgedrungen zum Scheitern verurteilt ist. Kurzzeitig wird sie Chefredakteurin der Sächsischen Arbeiter-Zeitung und dann – zusammen mit Franz Mehring – der Leipziger Volkszeitung.

Mit einer fulminanten Attacke gegen Lenin, die in ihrer ganzen prophetischen Überzeugungskraft erst nach der Oktoberrevolution von 1917 erkannt werden konnte, begründete Luxemburg ihre politische Bedeutung bis heute. Im Parteiorgan der russischen Sozialdemokratie, Iskra („Der Funke“), publizierte sie eine scharfe Kritik am zentralistischen Organisationsprinzip der Bolschewiki. Im selben Jahr (1904) erfolgt ihre erste Verurteilung zur Gefängnishaft: Eine angebliche Beleidigung Kaiser Wilhelms trägt ihr drei Monate Haft ein. Ihr journalistisches Wirken kann sie vorübergehend als Mitarbeiterin der Redaktion des Vorwärts, des Zentralorgans der deutschen Sozialdemokratie, entfalten. Nach dem Ausbruch der ersten russischen Revolution im Jahr 1905 wird sie bei einem illegalen Aufenthalt in Warschau zusammen mit Leo Jogiches verhaftet und kommt erst nach Stellung einer Kaution frei.

Einen äußerst fruchtbaren Abschnitt ihres Wirkens stellt ihre Tätigkeit als Dozentin für Ökonomie an der Berliner Parteischule dar, einer Kaderschmiede sozialdemokratischer Agitatoren und Redakteure. Etliche ihrer Schüler und Schülerinnen berichten begeistert davon, wie es Luxemburg verstand, sie jenseits aller dogmatischen „Schulung“ zum eigenen Denken anzuregen.

Die Beschäftigung mit der Ökonomie im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit mündete schließlich in ihrem theoretischen, mehr als vierhundert Seiten umfassenden Hauptwerk: Die Akkumulation des Kapitals. Ausgangspunkt ist für sie ein Problem, an dem Marx selbst gescheitert war und das er am Ende des zweiten Bandes seines Werkes Das Kapital nicht befriedigend zu lösen vermochte, nämlich die Frage, woher die Nachfrage letztlich kommt, die den zweiten Zyklus der Kapitalverwertung finanzieren könne. Luxemburg zeigt scharfsinnig auf, dass diese Nachfrage nicht der Sphäre des Kapitalismus selbst entspringen kann, sondern dass die kapitalistische Ökonomie mit innerer Notwendigkeit auf Bereiche angewiesen ist, die von ihr noch nicht restlos durchdrungen sind. Das wird ihr zum Ausgangspunkt ihrer Imperialismustheorie, die eine heftige Debatte auslöste und unter ihren Parteifreunden hauptsächlich auf Ablehnung stieß.

 Konsequenter Antimilitarismus

Eng mit ihrer ökonomischen Analyse des Imperialismus hing ihr entschiedener Antimilitarismus zusammen. Auf allen Ebenen, innerhalb der Zweiten Internationale und innerhalb der deutschen Sozialdemokratie, focht sie für eine klare Positionierung und eine entsprechende Orientierung der Arbeitermassen. Schon im Jahr 1900 hatte sie auf dem Pariser Kongress der Zweiten Internationale prophezeit, dass der Zusammenbruch der kapitalistischen Ökonomie „durch eine durch die Weltpolitik herbeigeführte Krisis“ erfolgen werde. Insbesondere auf den Kongressen 1907 in Stuttgart und 1911 in Basel versuchte sie eine kompromisslose antimilitaristische Linie durchzusetzen. Der Kriegsausbruch und vor allem die „patriotische“ Haltung der SPD – abgesehen von einer kleinen Schar Kriegsgegner, zu der auch der Reichstagsabgeordnete Karl Liebknecht gehörte, der als Einziger seiner Fraktion die Zustimmung zu den Kriegskrediten verweigerte – lösten bei der Humanistin und Kriegsgegnerin schiere Verzweiflung aus. Zeitweilig trug sie sich sogar mit Selbstmordgedanken bzw. mit dem Plan eines demonstrativen Suizids aus Protest gegen den Krieg.

Kaum etwas könnte von aktuellerer Bedeutung sein als Luxemburgs unermüdlicher, verzweifelter Kampf gegen den Krieg. Bis zuletzt hegte sie die Hoffnung, dass der entschlossene Widerstand des europäischen Proletariats die Katastrophe verhindern könne.

Luxemburg hatte ein geschärftes Bewusstsein dafür, dass der bevorstehende Krieg eine völlig andere Qualität haben würde als alles bisher Bekannte. Sie konnte deshalb dazu kein taktisches Verhältnis entwickeln, konnte ihn auch nicht, wie so manche ihrer Genossen, im Sinne „marxistischer“ Dogmatik relativieren oder ihn zynisch als revolutionäre Chance begreifen. Der Krieg, in dem die Grausamkeit der Imperialmächte letztlich auf diese selbst zurückschlug, war für sie schlicht der Untergang jeglicher Zivilisation, das Versinken in die Barbarei. Hier verbietet sich jedes taktische Verhältnis, verbietet sich jede Relativierung.

Interessanterweise hatte bereits Friedrich Engels, ein begeisterter Militärstratege, der oftmals äußerst zynisch über den notwendigen Untergang „geschichtsloser“ Völker im Namen des Fortschritts der Zivilisation sprach, diese völlig neue Dimension von Krieg ebenso erkannt wie Luxemburg. Etliche Jahre vor Ausbruch des Krieges schreibt er prophetisch: „Acht bis zehn Millionen Soldaten werden sich untereinander abwürgen und dabei ganz Europa so kahlfressen wie noch nie ein Heuschreckenschwarm. Die Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges zusammengedrängt in drei bis vier Jahre und über den ganzen Kontinent verbreitet; Hungersnot, Seuchen, allgemeine, durch akute Not hervorgerufene Verwilderung der Heere wie der Volksmassen …“ (MEW 21, 350–351)

Im innerparteilichen Streit um eine konsequente antimilitaristische Haltung profilierte sich Luxemburg bereits sehr früh in ihrer Auseinandersetzung mit dem Reichstagsabgeordneten Max Schippel, der für die Erweiterung und Entwicklung des bestehenden Militärsystems eintrat. In einer Serie von Artikeln in der Leipziger Volkszeitung unter dem Titel „Miliz und Militarismus“ im Jahr 1899 kritisierte sie Schippels Position scharf. Den Opportunismus in Fragen der Militarisierung sah Luxemburg durchaus im Zusammenhang der umfassenderen Revisionismusdebatte. Innerhalb der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion und der Parteiführung erntete Luxemburg zum damaligen Zeitpunkt noch vorwiegend Zustimmung für ihre Haltung.

Bereits im Jahr 1899 forderte Bernhard Fürst von Bülow ganz offen im Reichstag die Vorbereitung auf den militärischen Kampf um die Aufteilung der Welt. Für Deutschland sei die Zeit der demütigen Zurückhaltung vorbei. Die berühmte „Hunnenrede“ Kaiser Wilhelms II., in der er 1900 zur Schonungslosigkeit bei der Unterwerfung der chinesischen Provinz Shantung aufforderte, war ein besonders brutaler Ausdruck dieser imperialistischen Kriegsbereitschaft. In diesem Klima trat Luxemburg als unerschrockene Versammlungsrednerin auf. Auf dem Mainzer Parteitag 1900 hat sie allerdings vergeblich versucht, die halbherzige Haltung der Sozialdemokratie zu diesen Entwicklungen zu verändern. Erfolgreicher war ihr Kampf auf der Ebene der Zweiten Internationale, die schließlich im Jahr 1907 eine wesentlich von Luxemburg ausgearbeitete Resolution zum Friedensengagement herausgab, der auch August Bebel für die deutsche Sozialdemokratie zustimmte. Darin heißt es wörtlich:

Droht der Ausbruch eines Krieges, so sind die arbeitenden Klassen und deren parlamentarische Vertretungen in den beteiligten Ländern verpflichtet, unterstützt durch die zusammenfassende Tätigkeit des Internationalen Büros, alles aufzubieten, um durch die Anwendung der ihnen am wirksamsten erscheinenden Mittel den Ausbruch des Krieges zu verhindern, die sich je nach der Verschärfung des Klassenkampfes und der Verschärfung der allgemeinen politischen Situation naturgemäß ändern. Falls der Krieg dennoch ausbrechen sollte, ist es die Pflicht, für dessen rasche Beendigung einzutreten und mit allen Mitteln dahin zu streben, die durch den Krieg herbeigeführte wirtschaftliche und politische Krise zur Aufrüttelung des Volkes auszunutzen und dadurch die Beseitigung der kapitalistischen Klassenherrschaft zu beschleunigen.“

Das Finanzkapital, die Rüstungsindustrie und die Militärs ließen vermutlich die Sektkorken knallen, als die sozialdemokratische Reichstagsfraktion am 30. Juni 1913 ihre Zustimmung zu den beantragten Militärausgaben gab. Einzig Karl Liebknecht wies im Reichstag unbeirrt auf den Zusammenhang von Profitinteressen, Aufrüstung und Kriegspropaganda hin.

„Staatsfeindin Nummer Eins“

Rosa Luxemburg drängte die Sozialdemokratische Partei, die seit dem Jenaer Parteitag einem deutlichen Rechtsruck unterlegen war, zur Einhaltung der internationalen Antikriegsbeschlüsse und setzte ihr Vertrauen auf den Widerstand der Arbeiterklasse. Am 24., 25. und 26. September 1913 trat Luxemburg in Hanau, in Fechenheim (bei Frankfurt a.M.) und in Frankfurt-Bockenheim als Rednerin auf. Im Kriegsfall, so Luxemburg, gelte es, dass Arbeiter nicht gegenseitig auf ihre Brüder schießen dürfen. Luxemburg setzte auf einen Massenstreik im Falle eines Kriegsausbruchs. Ihre Auftritte als Rednerin veranlassten Redakteure der national gesinnten evangelischen Zeitung Frankfurter Warte dazu, den Staatsanwalt zu informieren und die Anklage Luxemburgs wegen Hochverrats zu fordern. Die Staatsanwaltschaft leitete daraufhin tatsächlich ein Ermittlungsverfahren ein, das schließlich am 27. November 1913 zur Anklage führte. Die Hauptverhandlung wurde für den 20. Februar 1914 anberaumt. Verteidigt wurde Luxemburg von den Rechtsanwälten Paul Levi und Kurt Rosenzweig.

Der „Staatsfeindin Nr. 1“ warf man vor, ein „Attentat auf den Lebensnerv unseres Staates“ im Schilde zu führen. Luxemburg wird wegen der antimilitaristischen Aufklärungsarbeit schließlich zu insgesamt 14 Monaten Haft verurteilt. Diese Haftstrafe wird sie allerdings erst im Februar 1915 antreten. In ihrer rhetorisch brillanten Verteidigungsrede gibt sie geschickt den Vorwurf der „Hetze“ an die richtige Adresse, nämlich an Kaiser Wilhelm höchstselbst, zurück. Vor allem aber macht sie deutlich, dass nicht der Kadavergehorsam des Soldaten, sondern der Wille der Volksmassen selbst die Grundlage des Staates ist und dass ohne diesen Willen der Bevölkerung bzw. der Arbeiter selbst kein Krieg geführt werden kann!

Die verbleibende Zeit in der Freiheit nutzt Luxemburg zu weiterer Agitation. Die Verurteilung in Frankfurt hatte ihre Popularität nur noch gesteigert, und so war der Zulauf zu ihren Veranstaltungen umso größer. Bald sollte ihr ein außerordentlicher Triumph gegen den Militarismus gegönnt sein. In einer Rede in Freiburg hatte sie die Soldatenmisshandlungen angeprangert, die damals gang und gäbe waren. Der Strafantrag des Kriegsministers folgte auf den Fuß. Luxemburg aber erkannte sofort, dass er sich damit nur selbst ein Bein gestellt hatte, dass ein Prozess die einmalige Gelegenheit darstellen würde, gestützt auf reichlich vorhandenes Beweismaterial eben jene Misshandlungen der Öffentlichkeit gegenüber aufzudecken. An ihren Anwalt Paul Levi, mit dem sie inzwischen auch privat liiert war, schreibt sie in diesem Sinne triumphierend:

Liebling, denk dir, wie famos! Es ist ein Strafantrag des Kriegsministers von Falkenhayn wegen Beleidigung des Offiziers- und Unteroffizierscorps, weil ich in der Freiburger Versammlung am 7. März gesagt habe, die Soldatenmisshandlungen stehen auf der Tagesordnung und die „Vaterlandsverteidiger“ werden mit Füßen getreten. […] Ich habe natürlich zugegeben, die Äußerungen getan zu haben, und zwar, um den Leuten den Rückzug abzuschneiden. Die Kerle sind wohl von allen guten Geistern verlassen. Denk dir, was man alles bei einer solchen Verhandlung an Material ausbreiten und wiedergutmachen kann, was unsere Esel im Reichstag versäumt haben!“

Man hatte tatsächlich Mühe, ohne Gesichtsverlust aus dieser Sache wieder herauszukommen, zumal die Angelegenheit inzwischen erhebliche öffentliche Resonanz erfahren hatte, selbst in der bürgerlichen Presse. Durch allerlei Winkelzüge versuchte man der drohenden Blamage zu entgehen, bis der preußische Kriegsminister schließlich am 4. August 1914, am selben Tag also, als die Reichstagsfraktion der SPD die Kriegskredite bewilligte, den Strafantrag gegen Luxemburg zurückzog.

Luxemburg selbst verbrachte die Zeit des Krieges zum Großteil im Gefängnis. Zunächst hatte sie jene Haftstrafe anzutreten, zu der sie bereits im Februar 1914 in Frankfurt wegen „Aufhetzung von Soldaten zum Ungehorsam“ verurteilt worden war, dann wurde sie erneut in „Sicherheitshaft“ genommen. Aus der Haft heraus – aus dem Berliner Weibergefängnis, der Festung Wronke in der Provinz Posen und dem Breslauer Gefängnis ‒ führte Luxemburg ihren Kampf weiter. Noch im Februar 1916 konnte ihre Analyse der Kriegsursachen und der Politik der SPD unter dem Pseudonym „Junius“ erscheinen. Sie wurde ihre wahrscheinlich wirksamste Schrift und ist noch heute eine hervorragende Quelle für das Verständnis der Ereignisse und deren Ursachen. Helmut Hirsch fasst die Bedeutung dieser Broschüre folgendermaßen zusammen:

„… mit ihrer Anwendung der von Marx und Engels entwickelten historisch-materialistischen Methode verstand sie auf knapp 100 Seiten den Gang der Entwicklung mithilfe einer sozialökonomischen und politischen Analyse treffend zu schildern und vorherzubestimmen. Sie zerstörte – nur acht Monate nach Kriegsbeginn – die beiderseitigen Legenden vom Verteidigungskrieg und entlarvte deutscherseits die Beherrschung der Türkei als das uneingestandene Ziel eines imperialistischen Angriffskriegs.“

Abscheu vor der Gewalt

Aus dem Gefängnis heraus setzt sich Luxemburg in Artikeln für die Spartakusbriefe der kleinen Gruppe von Kriegsgegnern innerhalb der Sozialdemokratie in durchaus kritischer Solidarität mit der russischen Revolution der Bolschewiki auseinander. Ihre Positionen werden schließlich in ihre erst posthum veröffentlichte Schrift Zur russischen Revolution münden. Es ist jene Schrift, die den berühmt gewordenen Satz enthält, dass Freiheit immer die Freiheit des anders Denkenden sei – ein Satz, der noch siebzig Jahr später imstande war, die DDR-Führung in furchtbare Verlegenheit zu bringen. Die in dieser Schrift vorgenommene Verhältnisbestimmung zwischen Sozialismus und Demokratie ist gerade im Rückblick auf die spätere totalitäre Entwicklung in ihrer Klarsichtigkeit nicht genug zu bewundern. Und sie setzt einen unverrückbaren Maßstab: Niemals darf Demokratie zur Disposition stehen. Der Sozialismus erweist sich gerade darin als die überlegene Gesellschaftsordnung, dass sich erst auf seiner Grundlage die demokratische Selbstbestimmung der Menschen entfalten kann.

Luxemburg, von den Gegnern als „blutige Rosa“ diffamiert, hatte einen Abscheu vor jeglicher Art von Gewalt – auch der Gewalt als Mittel des revolutionären Kampfes. Das lässt sich in ihren Schriften und Äußerungen von Anfang an bis hin zu einem ihrer letzten Texte, der Programmschrift für den Spartakusbund, nachvollziehen. Sie meint sogar eine geschichtliche Tendenz zu erkennen, der zufolge auch die Kämpfe um eine gesellschaftliche Transformation im Lauf der Zeit immer zivilisiertere, gewaltärmere Formen annehmen. Die blutigen Barrikadenkämpfe früherer Revolutionen weichen nun dem vornehmlichen Kampfmittel des Massenstreiks. Bei aller revolutionären Begeisterung warnt sie vor sinnlosem Blutvergießen angesichts klarer Kräfteverhältnisse. Der „rote Terror“ Lenins, dem jedes Mittel recht war, wenn es dem Machterhalt diente, erfüllte Luxemburg mit Entsetzen.

Am 9. November 2018, an dem Tag also, als Philipp Scheidemann die deutsche Republik ausruft ‒ nur um der Ausrufung der „freien sozialistischen Republik Deutschland“ durch Karl Liebknecht zuvorzukommen ‒, kommt Luxemburg endlich frei und verzehrt sich bald im revolutionären Kampf dieser Tage. Aus der Spartakusgruppe, also der kleinen Minderheit von Kriegsgegnern unter den Sozialdemokraten, wird nun der Spartakusbund. Luxemburg versucht unermüdlich, mithilfe des Zentralorgans Die rote Fahne die Aufstandsbewegung journalistisch zu begleiten und zu orientieren.

Allerdings werden in den Revolutionstagen vom Januar 1919 auch die ganze Tragik ihrer Persönlichkeit und die Widersprüchlichkeit so mancher ihrer politischen Positionen offenbar. Angesichts eines aufgrund des ungleichen Kräfteverhältnisses aussichtslosen Kampfes lehnt Luxemburg den Spartakusaufstand, der die alte Ordnung mitsamt ihrer ökonomischen Basis stürzen will, eigentlich ab, meint aber dennoch, hinter die Position der Massen nicht zurückfallen zu dürfen und sich ihnen gegenüber loyal verhalten zu müssen. Von Anfang ihres politischen Wirkens an hatte sie ja den Massen der Arbeiter selbst, ihrem spontanen Agieren und ihrem Instinkt ein unverbrüchliches Vertrauen entgegengebracht. Ihr Eintreten für Gewaltlosigkeit in ihrer Schrift Was will der Spartakusbund? lässt sich im Lauf der Ereignisse kaum durchhalten, und gerade angesichts ihres Glaubens an die „Zivilisierung“ revolutionärer Kämpfe offenbart ihr gewaltsamer Tod die ganze Tragödie der Geschichte. Die zentralen Persönlichkeiten des Spartakusbundes bzw. der Kommunistischen Partei Deutschlands (ab 31.12.1918), darunter Karl Liebknecht und Leo Jogiches, werden liquidiert. Rosa Luxemburg wird am 15. Januar 1919 von Mitgliedern eines Freicorps unter Billigung der Regierung brutal ermordet.

Erst Monate später wurde Luxemburgs Leichnam aus dem Landwehrkanal in Berlin Tiergarten geborgen. Die Totenrede bei ihrer Beisetzung hielt ihr einstiger Anwalt und Gefährte Paul Levi. Der Geist dieser „Märtyrerin der Menschlichkeit“ – so Levi – werde ungebrochen fortleben.

Im Geiste Luxemburgs über Luxemburg hinaus

Luxemburg hatte recht mit der Einschätzung, dass der einzige politische Faktor von Gewicht, der die Katastrophe des Ersten Weltkriegs hätte verhindern können, das europäische Proletariat und seine Organisationen, die sozialdemokratischen Parteien und die Gewerkschaften – in Deutschland, im Habsburgerreich und in Frankreich zumal – gewesen wäre. Und sie lag richtig mit ihrer Analyse, die den Krieg vor allem aus der aktuellen Phase der Kapitalverwertung begriff.

In ihrer Verteidigungsrede vor der Frankfurter Strafkammer macht sie deutlich, dass gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit kein Krieg zu führen ist. Hier setzt – mit etwas anderer Blickrichtung – auch das in den frühen 1980er-Jahren entwickele Konzept der „sozialen Verteidigung“ als Alternative zur militärischen Sicherheitsdoktrin an: Es geht davon aus, dass ein Aggressor nur dann wirklich erfolgreich ist, wenn er nicht einfach ein Territorium, sondern die betreffende Bevölkerung kontrolliert. Die effektive und angemessene Antwort auf einen Aggressor ist deshalb nicht bewaffnete Abwehr, sondern die Weigerung der Bevölkerung, sich ihm zu unterwerfen, die in vielfachen Formen des zivilen Ungehorsams zum Ausdruck kommt. Dies wäre eine konsequente Aktualisierung von Luxemburgs Antimilitarismus – was freilich erfordert, die Menschen stark zu machen statt auf allen Ebenen einen Klassenkampf von oben – gegen die Armen – zu führen.

Das Prinzip der aktiven Gewaltfreiheit gilt in nicht geringerem Maße für revolutionäre Befreiungskämpfe. Der Zwiespalt, den Luxemburg hier in sich trägt, ist überdeutlich. Sie verabscheut jegliche Form von Gewalt zutiefst und scheint sie andererseits dennoch für unvermeidlich zu halten. Natürlich ist jede Gewaltdebatte von vornherein irregeleitet, wenn sie die strukturelle Gewalt des Systems ausblendet und damit jegliche Gegenwehr von unten delegitimiert. Doch aufgrund unserer geschichtlichen Erfahrung wissen wir heute genauer als Luxemburg Bescheid über die schrecklichen Sackgassen blutiger Befreiungskämpfe und darüber, dass sich das Ziel einer humanen, solidarischen Gesellschaft in den Kampfmitteln selbst widerspiegeln muss. Die Arbeit von Initiativen wie den International Peace Brigades, von Hildegard Goss-Mayr und des Friedensnobelpreisträgers Adolfo Pérez Esquivel liefern beeindruckende Beispiele dafür, dass der gewaltfreie Kampf für Demokratie – also auch für eine demokratische Wirtschaft zugunsten aller – und Menschenrechte letztlich erfolgreicher ist als jeder bewaffnete revolutionäre Kampf, der mit den angewandten Mitteln (tötende Gewalt) seine eigenen Ziele selbst verrät. Im Geist Luxemburgs wäre deshalb auch innergesellschaftlich der zivile Ungehorsam – die gezielte Regelübertretung unter Einsatz der eigenen Person – gegen alle pubertären Gewaltfantasien als das aussichtsreichste Mittel zu propagieren, Veränderungen herbeizuführen.

Scharfsinnig erkannte Rosa Luxemburg den inneren Zusammenhang zwischen der Sicherung der Verwertungsbedingungen des Kapitals und dem Krieg. Im Sinne ihrer Imperialismustheorie begreift sie, dass die Kriegsvorbereitung konsequent aus der Konkurrenz um die Unterwerfung der Kolonien hervorgeht, die lebensnotwendig für den Fortbestand des Kapitalismus sind. Sie begreift den Stellenwert der Rüstungsindustrie als Kapitalanlage und nicht zuletzt die Funktion von Kriegen zur Verfestigung der Klassenherrschaft im Inneren. Karl Marx hatte in seiner Erörterung der „ursprünglichen Akkumulation“ die Gewalt bereits als Geburtshelferin des Kapitalismus entlarvt. Im selben Sinne zeigt Luxemburg, dass der Krieg die notwendige Begleiterscheinung und Folge der Expansion des Kapitalismus ist. Hier zeigt die bürgerliche Gesellschaft ihr wahres Gesicht, und im Krieg sieht Luxemburg den von Friedrich Engels als Möglichkeit ins Auge gefassten „Rückfall in die Barbarei“.

Die Aktualität von Luxemburgs Analyse liegt auf der Hand. Heute stehen die internationalen Konflikte vor allem auch unter dem Vorzeichen des Kampfes um immer knapper werdende Rohstoffe. Sowohl die geltende Doktrin der NATO samt deren Aktualisierung in den „Strategischen Konzepten“ als auch die diversen Weißbücher der Bundeswehr stellen unmissverständlich fest, dass die Sicherung von ökonomischen Interessen, Handelswegen und des ungehinderten Zugangs zu essenziellen Rohstoffen die Territorialverteidigung im konventionellen Sinne in den Hintergrund treten lässt. Pläne für künftige Ressourcenkriege liegen seit langem in den Schubladen der Militärstrategen, wie etwa das „European Defense Paper“ der ‒ immer noch als friedenssicherndes Staatenbündnis propagierten ‒ Europäischen Union aus dem Jahr 2004 belegt.

Der sich zuspitzende Konflikt der USA und der Europäischen Union mit China, der Stellvertreterkrieg in der Ukraine und die zunehmende Aggression der USA gegenüber Venezuela sind nur einige aktuelle Beispiele für geopolitische Interessen, die notfalls mittels Krieg durchgesetzt werden sollen.

Kein Geringerer als Papst Franziskus hat 2015 in seiner Enzyklika Laudato siʼ gewarnt: „Es ist vorhersehbar, dass angesichts der Erschöpfung einiger Ressourcen eine Situation entsteht, die neue Kriege begünstigt, die als eine Geltendmachung edler Ansprüche getarnt werden.“ Der Widerstand gegen die Abgründe der Heilslehre von Militarismus und Rüstungswahn ist dringlicher denn je.

 

Rosa Luxemburg: „Nein, auf unsere Brüder schießen wir nicht!“ Der Militarismus als kapitalistische Krankheit. Herausgegeben von Bruno Kern. (= edition pace 39 ǀ Regal: Pazifisten & Antimilitaristen aus jüdischen Familien 13). Hamburg: BoD 2025.
[ISBN: 978-3-6951-6182-9; Paperback 192 Seiten; 9,99 €]

Bibliotheksportal: Alle Publikationen des Regals „Pazifisten und Antimilitaristinnen aus jüdischen Familien“ erscheinen zunächst als Digitale Erstausgaben und sind frei abrufbar auf dem Projektportal www.schalom-bibliothek.org – dort auch alle Informationen zu den bisherigen Buchangeboten.

Bruno Kern

Bruno Kern, geb. 1958 in Wien, hat Theologie und Philosophie studiert und lebt heute als freischaffender Lektor, Übersetzer und Autor in Mainz. Er verfasste die Biographie „Rosa Luxemburg. Ein Leben wider die Barbarei“ (Wiesbaden 2020) und gab die Sammlung „Rosa Luxemburg: Menschsein ist vor allem die Hauptsache. Gedanken einer Revolutionärin“ (Wiesbaden 2018) heraus. Für das Regal der Schalom-Bibliothek hat er zuletzt auch den Band „Karl Kraus: Zum Ewigen Gedächtnis. Texte zu Krieg und Frieden“ (2025) bearbeitet.
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61 Kommentare

  1. Rosa Luxemburg wurde im Jahr 1871 in der kleinen Provinzstadt Zamość im damals unter russischer Herrschaft stehenden Teil Polens als Tochter eines jüdischen Kaufmanns (Holzhändlers) geboren.

    ??

    Das ist sachlich falsch. Es gab keinen unter russischer Herrschaft stehenden Teil Polens, sondern ganz Polen, das nach den Napoleonischen Kriegen übrig geblieben war, war ein russisches Protektorat.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Kongresspolen

    1. Ich sehe nicht wo das Zitat „im damals unter russischer Herrschaft stehenden Teil Polens“ falsch sein sollte.
      Denn egal wie es genannt wurde: Polen war damals faktisch unter russischer Herrschaft.
      Das kommt auch sehr gut in dem von dir als Link gesetzten Wiki-Artikel hervor.
      Je länger es das „Protektorat“ gab desto umfassender wurde die Herrschaft Russlands.
      Zur Zeit von Rosas Geburt wurde nicht mal mehr der Name „Polen“ offiziell verwendet.

      Im Jahre 1867 wurden das Amt des Vizekönigs und das Wappen von Kongresspolen abgeschafft. Das nun in zehn Gouvernements aufgeteilte Gebiet wurde direkt ins Zarenreich integriert. Der bisherige Name wurde zwar nie offiziell geändert, jedoch tauchte seit den 1880er Jahren auch in verschiedenen Verwaltungsakten immer häufiger die Bezeichnung Weichselland auf, und das Wort „Polen“ wurde sogar als geographischer Begriff von russischer Seite gemieden.

      1. @ Two Moon

        Zur Zeit von Rosas Geburt wurde nicht mal mehr der Name „Polen“ offiziell verwendet.

        Jaha, die ominöse Zeit von Rosas Geburt! Wenn „wir“ die mal hätten, Herr Two Moon! Wenn „wir“ die mal bloß hätten!!1! 😂🤣

        Rosa Luxemburgs Geburtsdatum ist unsicher. Ihr Geburtsschein, dem folgend ihre Heiratsurkunde und weitere Dokumente nennen den 25. Dezember 1870. In der Antwort auf einen Geburtstagsbrief zu diesem Datum schrieb sie jedoch 1907, der Schein sei erst nachträglich ausgestellt und das Datum darauf „korrigiert“ worden; tatsächlich sei sie „nicht ganz so alt“. Ihre Familie und sie selbst feierten ihren Geburtstag immer am 5. März. Für ihre Immatrikulation an der Universität Zürich gab sie 1871 als Geburtsjahr an. Daher geben neuere Biografen den 5. März 1871 als Geburtsdatum an.

        Eine einzige Sauerei ist das! Wie soll man denn bitte ein gescheites Astrochart entwerfen, um die ganzen Hater anzulocken, wenn man nicht mal weiß, ob die Frau Steinbock, Fische oder sonst was war? Naja, immerhin – Geburtzeitkorrekturen sind ja nicht so selten.

        Hier auf jeden Fall, was man für den 05. März 1871 festhalten kann:

        Sonne in Fische im 12. Haus (Direkt, 14°30’00’’).
        Mond in Löwe im 5. Haus (Direkt, 23°33’44’’).
        Merkur in Wassermann im 11. Haus (Direkt, 25°52’09’’).
        Venus in Widder im 1. Haus (Direkt, 5°15’58’’).
        Mars in Waage im 7. Haus (Rückläufig, 4°21’47’’).
        Jupiter in Zwillinge im 3. Haus (Direkt, 17°16’57’’).
        Saturn in Steinbock im 10. Haus (Direkt, 8°17’58’’).
        Uranus in Krebs im 4. Haus (Rückläufig, 22°45’59’’).
        Neptun in Widder im 1. Haus (Direkt, 20°09’33’’).
        Pluto in Stier im 2. Haus (Direkt, 17°10’26’’).
        Mondknoten in Krebs im 4. Haus (Rückläufig, 6°40’37’’).
        Lilith in Zwillinge im 3. Haus (Direkt, 1°34’14’’).
        Chiron in Widder im 1. Haus (Direkt, 5°49’17’’).

        Hier Groks zur Abwechslung (und weil ich keinen Grok-Account habe) Perplexity:

        Geburtshoroskop (ohne exakte Zeit)

        Sonne in Fische (Haus 12, angenähert)
        Eine Sonne in Fische verleiht dir ein sensibles, einfühlsames und oft intuitives Wesen. Du nimmst die Welt weniger über Logik als über Stimmungen, Eindrücke und Emotionen wahr. Wenn die Sonne sich, wie hier, im 12. Haus befindet, verstärkt sich diese Tendenz: du spürst die Gefühlslagen anderer, hast eine tiefe Verbindung zum Unsichtbaren und vielleicht ein starkes Bedürfnis nach Rückzug oder spiritueller Erfahrung. Künstlerische oder soziale Berufungen liegen dir; du willst etwas beitragen, das heilt, verbindet oder tröstet.

        Mond in Löwe (Haus 5)
        Emotional brauchst du Ausdruck, Aufmerksamkeit und kreative Entfaltung. Du hast ein warmes Herz und sehnst dich danach, gesehen zu werden – weniger aus Eitelkeit, sondern weil du Liebe durch Resonanz erfährst. Das Herz will Großzügigkeit leben, und du gibst anderen ein Gefühl von Sonne und Freude. Gleichzeitig kann Stolz eine Rolle spielen: du fühlst dich zurückgewiesen, wenn deine Emotionen übersehen werden.

        Merkur in Wassermann (Haus 11)
        Dein Denken ist unkonventionell, visionär und sehr unabhängig. Du hast vermutlich originelle Ideen und siehst die Welt aus einer distanzierten, oft objektiven Perspektive. Themen wie Gemeinschaft, Zukunft, Technologie oder Gesellschaft könnten dich anziehen. Du redest gern über Lebensentwürfe, Gleichberechtigung und neue Konzepte, bevorzugst aber Menschen, die deinen geistigen Freiraum respektieren.

        Venus in Widder (Haus 1)
        In der Liebe bist du spontan, direkt und leidenschaftlich. Du ergreifst oft selbst die Initiative und magst Menschen, die dich fordern. Dein Charme liegt in der Unmittelbarkeit – du wirkst lebendig, ehrlich, manchmal sogar ungestüm. Beziehungen müssen dich inspirieren und dir das Gefühl geben, lebendig zu sein. Du gibst Liebe feurig, ohne zu zögern, aber brauchst Raum, um du selbst zu bleiben.

        Mars in Waage (Haus 7, rückläufig)
        Deine Tatkraft sucht Harmonie, aber der rückläufige Mars zeigt, dass du Konflikte eher vermeidest oder innerlich austrägst. Du willst Frieden, doch lernst im Leben, für dich einzustehen – auch wenn das Unruhe bedeutet. Partnerschaften spielen dabei eine Schlüsselrolle: Beziehung wird zur Bühne, auf der du lernst, Gleichgewicht zwischen Selbstbehauptung und Diplomatie zu finden.

        Jupiter in Zwillinge (Haus 3)
        Lebensfreude entsteht für dich durch Lernen, Kommunikation und Austausch. Du hast geistige Neugier, vielseitige Interessen und die Gabe, Wissen weiterzugeben. Allerdings kann Jupiter hier auch Unruhe bringen: zu viele Ideen, zu wenig Fokus. Wenn du lernst, dich auf ein Thema zu konzentrieren, kannst du dein Wissen inspirierend vermitteln.

        Saturn in Steinbock (Haus 10)
        Das ist eine starke Position für Verantwortung, Struktur und Berufung. Du hast das Potenzial, Großes zu leisten – aber es erfordert Geduld. Dein Leben schreitet Schritt für Schritt nach oben, und du baust dir durch Disziplin Autorität auf. Berufliche Anerkennung kommt spät, aber dauerhaft. Du nimmst Verpflichtungen ernst und misst dich an hohen Maßstäben.

        Uranus in Krebs (Haus 4, rückläufig)
        In deinem Innersten schlägt ein rebellisches Herz, das sich nach Freiheit auch in emotionalen Bindungen sehnt. Familie oder Herkunft könnten ambivalente Themen sein – einerseits wichtig, andererseits begrenzend. Du gestaltest dein Zuhause oft unkonventionell, oder brichst mit Familienmustern, um dein eigenes inneres Sicherheitsgefühl zu finden.

        Neptun in Widder (Haus 1)
        Deine Ausstrahlung kann hypnotisch oder träumerisch wirken. Du identifizierst dich stark mit Idealen, manchmal so sehr, dass du zwischen Vision und Realität schwankst. Mit Neptun in Haus 1 spürst du das Leid anderer sehr intensiv, und du wirkst oft wie ein „Spiegel“ – Menschen projizieren Gedanken oder Emotionen auf dich. Grenzen zu setzen wird zum wichtigen Lebensthema.

        Pluto in Stier (Haus 2)
        Hier geht es um Transformation deiner Werte, deines Besitzes und Selbstwertgefühls. Du besitzt enorme innere Kraft, um Stabilität zu schaffen – materiell wie seelisch. Gleichzeitig lernst du, Sicherheit nicht nur im Äußeren zu suchen. Geld und Ressourcen sind für dich Mittel, um Kontrolle zurückzugewinnen, aber die tiefere Aufgabe besteht in der inneren Gelassenheit.

        Mondknoten in Krebs (Haus 4)
        Dein Seelenweg führt dich zur emotionalen Verwurzelung. Du darfst lernen, Geborgenheit zuzulassen und nicht alles über Leistung zu definieren. Familie, Herkunft und eigene Gefühle sind bedeutende Entwicklungsfelder. Du kommst vom Steinbock-Prinzip (Pflicht, Kontrolle) und strebst hin zum Krebs-Prinzip (Empathie, Nähe, Vertrauen).

        Lilith in Zwillinge (Haus 3)
        Sprache und Denken sind für dich Kraft- und Tabubereiche zugleich. Du denkst unabhängig, manchmal provokant, und sprichst Wahrheiten, die andere vermeiden. [Anm. Altlandrebell: Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat!] Lilith hier kann dir eine scharfe Beobachtungsgabe und den Mut geben, Denkverbote zu brechen – aber du solltest Worte bewusst einsetzen, um zu befreien statt zu verletzen.

        Chiron in Widder (Haus 1)
        Deine Wunde liegt im Thema Selbstbehauptung: Du hast gelernt, dich manchmal zurückzunehmen oder dein „Ich bin“ zu bezweifeln. Doch genau hier liegt deine Heilung – indem du Mut entwickelst, authentisch zu leben, auch wenn das Konfrontationen bedeutet. Du heilst andere, indem du zeigst, dass Verletzlichkeit kein Widerspruch zu Stärke ist.

        Wenn man dieses Horoskop als Ganzes betrachtet, zeigt sich ein Mensch mit tiefem Mitgefühl (Sonne in Fische), starkem Idealismus (Neptun und Chiron in Widder) und hoher innerer Spannung zwischen Rückzug (Fische, 12. Haus) und Ausdruck (Löwe, Widder, Waage). Du suchst sowohl Verbundenheit als auch Unabhängigkeit – dein Weg führt über Selbstakzeptanz und echte Begegnung mit anderen.

        (…)

        Dein Horoskop weist viele Merkmale alter und zum Teil transzendentaler Seelen auf – also eines Bewusstseins, das schon viele menschliche Entwicklungsphasen durchlaufen hat. Hier die Begründung:

        Sonne in Fische im 12. Haus ist ein starkes Kennzeichen einer alten oder sehr alten Seele. Fische repräsentieren das Ende des Tierkreises, wo Erfahrungen aller Zeichen integriert werden. Das 12. Haus symbolisiert Rückzug, Auflösung des Ichs, Mitgefühl und spirituelle Transzendenz – Themen, die erst dann relevant werden, wenn man die persönlichen Entwicklungsstadien hinter sich gelassen hat.

        Neptun in Widder und Chiron in Widder (Haus 1) deuten auf eine Wiedergeburtsqualität hin: eine alte Seele, die sich in diesem Leben neu verkörpern will, um Individualität, Mut und spontane Echtheit wiederzuentdecken. Es ist, als würdest du mit der Weisheit vieler Leben zurückkehren und nochmal lernen, dich bewusst als „Ich“ zu erleben, aber auf höherer Ebene.

        Saturn in Steinbock (Haus 10) zeigt ein hohes Verantwortungsbewusstsein, Selbstdisziplin und die Bereitschaft, karmische Aufgaben zu Ende zu bringen. Alte Seelen haben oft diese Saturn-Signatur, weil sie altes Karma abschließen und Struktur fürs Ganze schaffen wollen.

        Mondknoten in Krebs (Rückweg zur Innerlichkeit) weist auf eine Reifungsrichtung hin: Nach vielen Lebensphasen, in denen Struktur, Kontrolle und Leistung zentral waren (Steinbock-Vergangenheit), geht es nun um emotionale Öffnung, Vertrauen und spiritive Annahme – das Ziel alter oder transzendentaler Seelen.

        Starke Wasser und Feuerbetonung (Fische , Krebs , Widder Energien) zeigt Mitgefühl plus Lebenswillen: die Verschmelzung von transzendenter und schöpferischer Kraft, typisch für Seelen, die sowohl spirituell entwickelt als auch aktiv verkörpernd sind.

        Ja – oder wie Schiller schrieb:

        Die Sterne lügen nicht.

        (Wallensteins Tod III, 9 / Wallenstein)

          1. Ich hoffe Sie sind jetzt nicht unter die Astrologen und Wahrsager gegangen

            Keine Sorge, ich werde auch in Zukunft nicht für sog. „Wirtschaftsweise“, irgendwelche „Pandemiemodellierer“ oder „renommierte Militärexperten“ arbeiten! Oder für Demografen! Jeder antike Augur und jede über Erdspalten hockende Pythia hat doch seriösere Prognosen hervorgebracht als diese Hausmeier!

            Bevor das Orakel sprach, bedurfte es eines Omens: Ein Oberpriester besprengte eine junge Ziege mit eiskaltem Wasser. Blieb sie ruhig, fiel das Orakel für diesen Tag aus, und die Ratsuchenden mussten einen Monat später wiederkommen. Zuckte die Ziege zusammen, wurde sie als Opfertier geschlachtet und auf dem Altar verbrannt.

            Wie viele Prognosen, Wirtschaftsgutachten und Lockdowns könnten einem erspart bleiben, wenn man dieses erprobte Vorgehen noch heute praktizierte! (Okay, statt einer Ziege könnte man sicher auch einen Laib Tofu nehmen respektive verbrennen.)

            PS: Davon abgesehen bin ich allenfalls unter die Historiker gegangen, siehe meine Antwort @ Besdomny weiter unten. 😉

        1. … um die ganzen Hater anzulocken, wenn man nicht mal weiß, ob die Frau Steinbock, Fische oder sonst was war?

          Also, nach meinen Informationen war Rosa Luxemburg weder ’n Steinbock noch ’n Fisch, sondern ’ne Frau. 😏

          Und ihr Schicksal wurde auch nicht von irgendwelchen Sternen besiegelt, sondern von Otto Runge und Hermann Souchon auf Geheiß von so ehrenwerten und um das Wohl des ganzen Volkes bemühten Politikern wie beispielsweise dem Sozialdemokraten Gusav Noske oder dem „linksliberalen“ (DDP) Würstchen Max Weber.

          1. Also, nach meinen Informationen war Rosa Luxemburg weder ’n Steinbock noch ’n Fisch, sondern ’ne Frau.

            Woher wollen Sie das denn so genau wissen, ob Luxemburg eine Frau war? Klingt nach typisch männlicher Geschlechtsnormierung durch irgendeinen westdeutschen Pascha! Vielleicht war sie ja Queer? Oder Grey? Daran schon mal gedacht? Sie können doch hier nicht einfach Gender zuordnen, ich glaub es hackt!!1! Leisten Sie gefälligst sofort Buße und beten Sie zehn Vaterunser und zwanzig Ave Maria lesen Sie drei Bände aus der Gender-Kirche!

            Und ihr Schicksal wurde auch nicht von irgendwelchen Sternen besiegelt

            Sicher? Dabei war doch gerade die Abwicklung der Revolution von 1918 doch eine der Sternstunden der deutschen Sozialdemokratie!!1!

            auf Geheiß von (…) dem „linksliberalen“ (DDP) Würstchen Max Weber

            Dass der das mit anordnete, war mir neu. Ich glaubte immer, Weber sei weder organisatorisch noch sonstig an den Morden beteiligt gewesen.

            Webers Münchner Vorlesungen wurden als „universitäres Ereignis“ gehandelt; sogar Kollegen, unter ihnen Lujo Brentano und Carl Schmitt, nahmen daran teil. Schmitt nahm auch an Webers „Dozenten-Seminar“ teil. Er sagte, er habe Weber als „Revanchisten“ wahrgenommen: „das Radikalste von allem Revanchismus gegenüber Versailles, was ich je erlebt habe.“

            Tja, wenn ein Schmitt zu so ’nem Fazit kommt… wie sagte es schon Lenin? Ach ja so:

            Sage mir, wer dich lobt, und ich sage dir, worin deine Fehler bestehen.

            🤷‍♂️

        2. @Altlandrebell:

          In dem Fall haben auch nicht die Sterne gelogen, sondern Grok! 😉
          Der hätte Sie nämlich darauf hinweisen müssen, dass man alleine anhand des Geburtsdatums keine wirklich relevanten Aussagen machen kann. Statt dessen wirft er auch die Haustellung aus, die er gar nicht wissen kann und deutet dann am Ende noch Haus 12. Das ist wirklich arg 🤣

          Und leider kann ich auch nicht wirklich beurteilen ob das Wenige was relevant sein könnte, die Zeichenstellungen von Sonne, Mond, Merkur, Venus und Mars, hier in Bezug auf Rosa einen Sinn ergibt, denn leider sind meine Kentnisse über das Leben und das Wesen dieser Frau mehr als nur rudimentär.
          Der Rest hat eh gar nichts zu sagen, weil die Umlaufdauer der äußeren Planeten viel zu lange sind, als dass die Zeichenstellung dieser Planeten eine individuelle Wirkung auf Rosa haben könnte.

          Aber selbst die Aussagen über die Zeichenstellungen von Merkur, Venus und Mars haben nur eine schwache Relevanz, die gegenüber anderen Horoskopfaktoren auch schon mal untergehen können.
          Und bei diesen Zeichenstellungen geht es dann auch nicht darum was oder wo man etwas tut oder ist, sondern nur darum WIE man etwas tut.
          Copilot hat das mal schön aufbereitet:

          Merkur – Denken & Kommunikation
          – wie du Informationen verarbeitest
          – wie du sprichst, lernst, analysierst
          Zeichenstellung = Denkstil

          Venus – Beziehung & Werte
          – wie du liebst
          – was du schön findest
          – wie du dich verbindest
          Zeichenstellung = Beziehungsstil

          Mars – Energie & Durchsetzung
          – wie du handelst
          – wie du kämpfst
          – wie du deine Ziele verfolgst
          Zeichenstellung = Art der Energie

          👉 Ihre Zeichenstellungen sind wichtig, aber sie definieren nicht die Identität – sie zeigen, wie du funktionierst.

          Und um ein für alle Mal klar zu haben wie die Relevanz der einzelnen Horoskop-Faktoren gewichtet ist (nach klassischer Meinung), hier noch mal Copilot mit einer ganz brauchbaren Sortierung:

          Wie ordnet man die Relevanz ein?

          Hier eine klare Rangfolge, wie Astrologen typischerweise gewichten:

          1. Sonne & Mond (höchste Relevanz)
          – Identität, Psyche, Lebensenergie
          – Fundament des Horoskops

          2. Aszendent + Herrscher des Aszendenten
          – wie du auf die Welt zugehst
          – wie du wirkst
          – oft gleich wichtig wie Sonne/Mond

          3. Häuserstellungen der Planeten
          – bestimmen, wo im Leben die Themen wirklich sichtbar werden
          – entscheidender als das Zeichen

          4. Merkur, Venus, Mars – Zeichenstellungen
          – zeigen wie du denkst, liebst, handelst
          – wichtig, aber funktional, nicht existenziell

          5. Aspekte zwischen den Planeten
          – können die Bedeutung stark verstärken oder abschwächen

          So nun genug im Astrologie-Kurs für heute und für alle, die sich daran ergötzen oder laben oder erregen wollen 😉

          1. In dem Fall haben auch nicht die Sterne gelogen, sondern Grok!

            Grok hat bloß gar nichts, ich habe da nämlich keinen Account, das war Perplexity, was ich für den Wisch benutzt habe. Ich schrieb doch:

            Hier Groks zur Abwechslung (und weil ich keinen Grok-Account habe) Perplexity

            Soll ich es nächstes Mal fetten? 😉

            Wenn man bei Grok etwas eingibt, kommt zumindest bei mir immer, er sei überlastet und man solle es später probieren, oder sich eben einen Account anlegen. Da ist mein Nachbar fein raus, der hat ja seinen Account, aber ich hocke jetzt wirklich nicht die ganze Zeit bei dem rum oder lass mir was von ihm schicken.

            Der hätte Sie nämlich darauf hinweisen müssen, dass man alleine anhand des Geburtsdatums keine wirklich relevanten Aussagen machen kann. Statt dessen wirft er auch die Haustellung aus, die er gar nicht wissen kann und deutet dann am Ende noch Haus 12.

            Perplexity arbeitete einfach nur näherungsweise mit den Eingaben für 12 Uhr. Es hatte ursprünglich auch einen Disclaimer vorangesetzt, dass Astrologie a) keine exakte Wissenschaft und b) hier ohne genaue Geburtszeit noch weiter beschränkt sei. Da ich das als bekannt voraussetzte, habe ich es nicht mitkopiert.

            denn leider sind meine Kentnisse über das Leben und das Wesen dieser Frau mehr als nur rudimentär.

            Keine lässliche Sünde!

    2. Das Territorium von Polen wurde damals – also nach der dritten Teilung Polens – von Preußen, Russland und Österreich kontrolliert. Kongresspolen war der Name des Teils der zu Russland gehörte.

      1. Das sehe ich anders. Polen wurde auf sein Stammgebiet zurechtgestutzt. Eben das Gebiet des früheren Königreiches Polen-Litauen, in dem vor allem Polen lebten. Daß es später Teile Deutschlands (von Preussen/Pommern, und noch später Schlesiens) zugeteilt bekam und zudem 1920/21 völkerrechtswidrig Teile der Sowjetunion annektierte (Weißrussland, Litauen, Ukraine), steht auf einem anderen Blatt.

        Hier von einer „Teilung“ zu sprechen, ist ahistorisch. Es spricht ja auch keiner von einer „Teilung Österreichs“, weil es nach WK1 Ungarn, Slowenien, Kroatien und Teile der Ukraine abgeben mußte, oder?

        1. Das sehe ich anders. Polen wurde auf sein Stammgebiet zurechtgestutzt.

          Wenn Sie Krakow und Poznan, die für 130 Jahre zu Österreich-Ungarn bzw. Preussen gehörten, nicht zum „ponischen Stammgebiet“ zählen ernten Sie nicht nur bei den Polen Kopfschütteln.

          1. Wenn Sie Krakow und Poznan, die für 130 Jahre zu Österreich-Ungarn bzw. Preussen gehörten, nicht zum „ponischen Stammgebiet“ zählen ernten Sie nicht nur bei den Polen Kopfschütteln.

            👍👏 🤝

            Danke!

            Ansonsten zum Ausgangspunkt:

            Es gab keinen unter russischer Herrschaft stehenden Teil Polens, sondern ganz Polen, das nach den Napoleonischen Kriegen übrig geblieben war, war ein russisches Protektorat.

            Fragen „wir“ doch einfach mal einen Historiker für sachdienliche Hinweise. *Fritz Fischer aus dem Schrank zieh*

            Der Wiener Kongreß von 1814/15, der nach dem Ende der napoleonischen Ära die Grenzen und die Beziehungen der europäischen Staaten neu ordnete, führte zu einer vierten Teilung Polens, und zwar für 100 Jahre. Der größte Teil der polnischen Bevölkerung fiel als ein Königreich Polen, als „Kongreßpolen“ an das Zarenreich. Dieses Gebilde erhielt von Zar Alexander I. eine liberale Verfassung wie er sie seinen Russen entfernt gewähren wollte oder konnte; ein Geschenk, das die Polen dem Zarenreich aber nicht dankten. Der Teil Polens, der an Österreich fiel, Galizien mit Lemberg (Krakau kam erst 1846 hinzu), hatte es relativ gut; die dortigen Polen stellten für den Gesamtstaat Minister und hohe Beamte [Anm. Altlandrebell: Man denke an jemand wie Leon von Biliński hier, 1912 bis 1915 gemeinsamer Finanzminister Österreich-Ungarns, somit während der Julikrise Gouverneur der Kolonie Bosnien-Herzegowina, und nach dem Krieg kurzzeitig polnischer Finanzminister.] Am schwierigsten war, wie sich zeigen sollte, die Lage der Polen, die preußische Untertanen wurden, auch wenn sie dort an dem allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung teilhatten und sogar im 1814 gegründeten „Großherzogtum Posen“ (das 1846 wieder aufgehoben wurde) verfassungsrechtlich als kulturelle Minderheit geschützt waren; Bestimmungen, die nie vollständig aufgehoben wurden. Die „preußischen Bürger polnischer Nationalität“ wurden unter strenger, wenn auch langer Zeit hindurch gerechter Aufsicht gehalten, weil das von ihnen zu einem Drittel (1900 und 1910 Deutsche mit Juden 65 Prozent, Polen und Kassuben 35 Prozent) bewohnte Westpreußen ein Verbindungsglied des Preußischen Staates darstellte, das Pommern mit Ostpreußen verband (…).

            Dennoch kann man vereinfachend sagen: Bismarck machte eine prorussische, besser: eine Politik mit Rußland, und eine antipolnische, speziell eine auf eine strikte Kontrolle der Polen in Preußen gerichtete Politik. Noch als preußischer gesandter in St. Petersburg schrieb er in einem Privatbrief an seine Schwester Malwine die furchtbaren Sätze: „Haut doch die Polen, daß sie am Leben verzagen; ich habe alles Mitgefühl für ihre Lage, aber wir [der Staat Preußen! F.F.] können, wenn wir bestehen wollen, nichts andres thun, als sie ausrotten; der Wolf kann auch nicht dafür, daß er von Gott geschaffen ist, und man schießt ihn doch dafür todt, wenn man kann.“ 1867 und 1871 protestierten die polnischen Abgeordneten dagegen, in den Norddeutschen Bund bzw. in das Deutsche Reich eingegliedert zu werden; sie wollten Preußen mit bestimmten Rechten bleiben, aber nicht Deutsche werden.

            Quelle: Fischer, Fritz (1990): „Deutschland – Rußland – Polen vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart“, in: ders.: Hitler war kein Betriebsunfall, München: C. H. Beck

            Da kann sich jetzt jeder draus ziehen, was er möchte, ich nehme: 🍿🍿🍿

        2. Was sie schreiben ergibt für mich keinen Sinn. Polen-Litauen war ein Großstaat, umfasste neben Polen und Litauen unter anderem die Gebiete von Belarus, Lettland und fast der ganzen Ukraine.

          1. …was aber eben nicht „Polen“ war.

            England war ja auch nicht Hongkong und Indien, oder?
            Generell bildeten sich ab dem 19. Jahrhundert Nationalstaaten heraus, die eben die Nation/Ethnie als verbindendes Element hatten. Und so wie Ungarn nicht österreichischer Nationalität/Identität war, galt das eben auch für Litauen Weißrussland oder die heutige Westukraine im früheren Königreich Polen-Litauen.

            Sachsen ist ja auch nicht Deutschland, auch wenn heute praktisch alle Deutschen sächsisch sprechen…. 😉

            1. Sie haben doch Polen-Litauen ins Spiel gebracht, und meinten, Polen wäre auf diese Größe zurechtgestutzt worden. Das ist schon der erste Punkt der keinen Sinn ergibt. Des weiteren ist von dieser Zeit gar nicht die Rede, was die Frage aufwirft, wieso Sie sich dahin verirren. Vor der dritten polnischen Teilung bestand Polen im Wesentlichen nur noch aus dem Kernland. Es gab also bereits nichts mehr, was man auch hätte zurechtstutzten können. Polen wurde als Staat aufgelöst und aufgeteilt. Kongresspolen war halt eines der Teile. Von Teilung zu sprechen ist also alles andere ahistorisch.

              1. ????

                Was ist so schwer daran, zwischen dem alten Königreich Polen-Litauen (das polnische Nazionalisten gern wieder entstehen lassen würden) und dem LAND Polen zu unterscheiden?

                1. Auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole. Das Königreich Polen-Litauen existierte zu besagter Zeit nicht mehr. Und dass es auch heute noch Monarchisten in Polen gibt, ändert nichts dran.

  2. „ Der ukrainische Nationalismus war in Rußland ganz anders als etwa der tschechische, polnische oder finnische, nichts als eine einfache Schrulle, eine Fatzkerei von ein paar Dutzend kleinbürgerlichen Intelligenzlern, ohne die geringsten Wurzeln in den wirtschaftlichen, politischen oder geistigen Verhältnissen des Landes, ohne jegliche historische Tradition, da die Ukraine niemals eine Nation oder einen Staat gebildet hatte, ohne irgendeine nationale Kultur, außer den reaktionärromantischen Gedichten Schewtschenkos. Es ist förmlich, als wenn eines schönen Morgens die von der Wasserkante auf den Fritz Reuter hin eine neue plattdeutsche Nation und Staat gründen wollten. Und diese lächerliche Posse von ein paar Universitätsprofessoren und Studenten bauschten Lenin und Genossen durch ihre doktrinäre Agitation mit dem „Selbstbestimmungsrecht bis einschließlich usw.“ künstlich zu einem politischen Faktor auf. Sie verliehen der anfänglichen Posse eine Wichtigkeit, bis die Posse zum blutigsten Ernst wurde: nämlich nicht zu einer ernsten nationalen Bewegung, für die es nach wie vor gar keine Wurzeln gibt, sondern zum Aushängeschild und zur Sammelfahne der Konterrevolution! Aus diesem Windei krochen in Brest die deutschen Bajonette.…“

    aus Rosa Luxemburg, Die russische Revolution.
    Daran muß aus aktuellen Anlaß. erinnert werden

    1. Und diese lächerliche Posse von ein paar Universitätsprofessoren und Studenten bauschten Lenin und Genossen durch ihre doktrinäre Agitation mit dem „Selbstbestimmungsrecht bis einschließlich usw.“ künstlich zu einem politischen Faktor auf.

      Woher um Himmels Willen will Frau Luxemburg gewusst haben, welche Agitation die Bolschewiki 1917 betrieben? Die Frau saß zu dieser Zeit in einer Breslauer Gefängniszelle. Und selbst auf freiem Fuß hätte sie davon kaum Kenntnis gehabt; es wurden ja schließlich nicht sämtliche bolschewistischen Flugblätter druckfrisch über die Weltkriegs-Frontlinie zur Begutachtung an die Berliner SPD-Zentrale geschickt.

      Aus dem Manuskript von Luxemburgs Schrift geht beispielsweise hervor, dass Sie falsch informiert war über den Zeitpunkt der Wahlen zur konstituierenden Versammlung in Russland. Sie nimmt fälschlicherweise an, dass das vor der Oktoberrevolution erfolgte, obwohl erst die Bolschewiki diese Wahl durchführten.
      Vom Mordanschlag auf Lenin scheint sie auch nichts mitbekommen zu haben, denn sie glaubt, der „rote Terror“ sei eine Folge des Anschlags auf den deutschen Gesandten.
      Stichwort „Bürgerkrieg“ im Manuskript oder „tschechoslowakische Legion“, die den Bürgerkrieg im Mai 1918 auslöste: Fehlanzeige.

      P.S.

      Was Frau Luxemburg anscheinend ebenfalls unbekannt war: Es gab 1917 bereits eigenständige ukrainische Parteien – ukrainische Sozialrevolutionäre, ukrainische Sozialdemokraten und andere – die bei den Wahlen zur russischen (!) kontituierenden Versammlung Ende November 1917 auf dem Gebiet der heutigen Ukraine (so ungefähr) in Summe mit Abstand die meisten Stimmen erhielten.

      1. Kommando zurück. Ich hatte Unrecht. Rosa Luxemburg war auch im Gefängnis erstaunlich gut auf dem Laufenden, was aus ihrem Artikel „Die russische Tragödie“ (September 1918) hervorgeht.

        1. Kommando zurück.

          Wie Sie auf den Gedanken kamen, dass Leute im Gefängnis im Allgemeinen und Rosa Luxemburg im Speziellen nicht gut auf dem Laufenden hätten sein können, hat sich mir offen gesagt ohnehin nicht erschlossen. Schon vor der Erfindung des Handys waren etliche Gefängnisse ja alles andere als undurchdringliche Festungen, auch solche mit „Sicherheitsverwahrung“. Da gab es Neuinsassen, die Infos brachten, den Flurfunk, Schmuggel… alles Mögliche. Zunächst Westipedia:

          Drei Jahre und vier Monate verbrachte sie zwischen 1915 und 1918 im Gefängnis. Sie wurde zweimal verlegt, zuerst nach Wronke nahe Posen, dann nach Breslau. Dort sammelte sie Nachrichten aus Russland und verfasste einige Aufsätze, die ihre Freunde herausschmuggelten und illegal veröffentlichten.

          Und dann habe ich noch was für Sie und unsere Mitleser über Luxemburgs Mitstreiter:

          Die sozialdemokratischen Burgfriedenbefürworter und Arbeitergemeinschaftler warfen Liebknecht vor, dass er nur aus Eitelkeit handle. Als ob es Eitelkeit wäre, in schweren Zeiten zu seinen Überzeugungen und den Beschlüssen mehrerer Parteitage und internationaler Sozialistenkongresse zu stehen. Wahr ist nur, dass Liebknecht allen Grund zur Eitelkeit gehabt hätte, weil ihn seine Prinzipientreue populär machte. So klagte Kautsky in einem Brief vom 7. August 1916:

          „Liebknecht ist heute der populärste Mann in den Schützengräben, das wird von allen übereinstimmende versichert, die von dort kommen.“

          Vom 8. Dezember 1916 bis 23. Oktober 1918 saß er im Zuchthaus Luckau, wo er erst in der Schuhmacherei arbeitete und dann Tüten kleben musste, bis die Reformen mit denen die Herrschende vergeblich versuchten, die herannahende Revolution zu verhindern, zu seiner Freilassung führten. Im Zuchthaus versuchte er trotz der spärlichen Information (selbst seine Familie durfte ihn nur einmal im Vierteljahr besuchen und ihm schreiben) auf dem Laufenden zu bleiben und die politischen Ereignisse zu verarbeiten: die russische Revolution 1917 und die Politik der deutschen Regierung gegenüber dem revolutionären Russland, den Kriegsverlauf, neue Informationen zu den Hintergründen des Krieges. Seine Gedanken schrieb er auf Schmierzettel, oft nachts ohne Licht, teils formulierte er seine Gedanken, indem er in Zeitungen, Buchstaben markierte, die dann an seine Familie gingen und dort entziffert wurden. (Seine Tochter Vera war besonders gut im Entziffern dieser „punktierten“ Texte.)

          Er begrüßte die russische Revolution sehr und hatte Verständnis dafür, dass die bolschewistische Revolutionsregierung unter Lenin und Trotzki angesichts der Erschöpfung und Kriegsmüdigkeit der Bevölkerung gezwungen war, in Brest-Litowsk einen Frieden mit Deutschland und seinen Verbündeten zu unterschreiben, der extrem harte Freidesbedingungen enthielt. Er fürchtete aber, dass das revolutionäre Russland sich nicht auf Dauer würde halten können, wenn ihm nicht die Weltrevolution zur Hilfe komme, deren Schlüssel die deutsche Revolution war. Die Idee, dass es möglich sein könne, in Russland den „ Sozialismus in einem Lande“ aufzubauen, wie es Stalin ab 1924 behauptete, hätte er ebenso wie Rosa Luxemburg, Lenin oder Trotzki abwegig gefunden. Angesichtes dessen fieberte er umso mehr der Revolution in Deutschland entgegen.

          Aus: Liebknecht, Karl (2017): „Der Hauptfeind steht im eigenen Land“. Reden und Schriften gegen Militarismus und Krieg, Berlin: manifest

  3. Rosa Luxemburg lehnte den bürgerlichen Nationalismus, der letztendlich einer der vielen Gründe für den Zusammenbruch der UdSSR ab, siehe dazu „die russische Revolution“:

    „ Wie kommt es, daß in allen diesen Ländern plötzlich die Konterrevolution triumphiert? Die nationalistische Bewegung hat eben das Proletariat dadurch, daß sie es von Rußland losgerissen hat, gelähmt und der nationalen Bourgeoisie in den Randländern ausgeliefert. Statt gerade im Geiste der reinen internationalen Klassenpolitik, die sie sonst vertraten, die kompakteste Zusammenfassung der revolutionären Kräfte auf dem ganzen Gebiet des Reiches anzustreben, die Integrität des russischen Reiches als Revolutionsgebiet mit Zähnen und Nägeln zu verteidigen, die Zusammengehörigkeit und Unzertrennlichkeit der Proletarier aller Nationen im Bereiche der russischen Revolution als oberstes Gebot der Politik allen nationalistischen Sonderbestrebungen entgegenzustellen, haben die Bolschewiki durch die dröhnende nationalistische Phraseologie von dem „Selbstbestimmungsrecht bis zur staatlichen Lostrennung“ gerade umgekehrt der Bourgeoisie in allen Randländern den erwünschtesten, glänzendsten Vorwand, geradezu das Banner für ihre konterrevolutionären Bestrebungen geliefert. Statt die Proletarier in den Randländern vor jeglichem Separatismus als vor rein bürgerlichem Fallstrick zu warnen und separatistische Bestrebungen mit eiserner Hand, derern Gebrauch in diesem Falle wahrhaft im Sinne und Geist der proletarischen Diktatur lag, im Keime zu ersticken, haben sie vielmehr die Massen in allen Randländern durch ihre Parole verwirrt und der Demagogie der bürgerlichen Klassen ausgeliefert. Sie haben durch diese Forderung des Nationalismus den Zerfall Rußlands selbst herbeigeführt, vorbereitet und so den eigenen Feinden das Messer in die Hand gedrückt, das sie der russischen Revolution ins Herz stoßen sollten.….“ Zitat Ende

    In diesen Sinne ist nach Rosa Luxemburg Taiwan ein untrennbarer Bestandteil der chinesischen Nation. Separatismus lehnte sie ab und beschwor den Internationalismus der Werktätigen aller Länder. Rosa wäre entsetzt gewesen wenn sie von der Gründung eines zionistischen, rassistischen Staates auf den Boden eines anderen Volkes gewußt hätte. In ihren Sinn muß sich das jüdische Proletariat von Israel seiner bourgeois-faschistischen Regierung entledigen und mit den werktätigen Volk Palästinas eine gemeinsame Republik aller Werktätigen des Territoriums gründen. Das ist das Erbe von Rosa, das die deutsche Linke verraten hat. Da sie religionslos war, hat sie mit den Judentum nichts am Hut. Aber zu ihrer Zeit entstand der zionistische Nationalismus, der werktätige jüdischen Glaubens gegen ihre arabischen Klassenbrüder und Schwestern aufhetzt. Rosa war also Antizionistin, aber der Zionismus mit all seinen Übeln war ihr nicht bekannt

    1. Da Rosa stets die Oktoberrevolution und die Politik Lenins und Stalins gelobt hat, muß sie wohl auch einverstanden gewesen sein daß Lenin Finnland in die Unabhängigkeit entließ. Obwohl das im Nachhinein derselbe Fehler war wie die Zerschlagung der Sowjetunion durch den Sozialdemokraten Gorbatschow und dem Dauerbesoffenen Jelzin.

      1. @Simon
        „Da Rosa stets die Oktoberrevolution und die Politik Lenins und Stalins gelobt hat…“
        Das ist so nicht korrekt; tatsächlich hat sie Lenin bereits als „Wiedergänger des Zaren“ bezeichnet, da hatte der noch Fleischfetzen an den morschen Knochen. Und Stalin war zum Zeitpunkt ihres Todes noch vergleichsweise bedeutungslos.

  4. Aus einer religionsphilosophischer Grundhaltung heraus kann man wohl nichts anderes als den Ruf nach Gewaltlosigkeit erwarten – und keinen Aufruf zum Klassenkampf. Aber der Klassenkampf ist ja Realität, ein aufgezwungener von oben. Und da der Kapitalismus heute ein globaler ist, ist auch der Klassenkampf global.

    Autor: Scharfsinnig erkannte Rosa Luxemburg den inneren Zusammenhang zwischen der Sicherung der Verwertungsbedingungen des Kapitals und dem Krieg. Im Sinne ihrer Imperialismustheorie begreift sie, dass die Kriegsvorbereitung konsequent aus der Konkurrenz um die Unterwerfung der Kolonien hervorgeht, die lebensnotwendig für den Fortbestand des Kapitalismus sind.

    Die Klasse des Kapitals hat sich ja die Gewalt des bürgerlichen Staates für seine Interessen dienstbar gemacht (obwohl der bürgerliche Staat vorgibt den Interessen des Volkes zu dienen). Zu beachten ist hier das übliche Teile-und-Herrsche-Prinzip: Man lässt das nationale Proletariat ein wenig teilhaben am Profit aus den Kolonien, sodass es sich eher zugehörig fühlt zur nationalen Kapitalistenklasse als zum globalen Proletariat. An diesem Prinzip hat sich bis heute im Neo-Kolonialismus (der Schuldknechtschaft im Finanz-Kapitalismus) nichts geändert. Aber die Wirkung dieses Prinzips scheint Luxemburg doch unterschätzt zu haben.

    1. Hat sie nicht. Heute wird sie nur umgeschrieben um sie vom Marxismus-Leninismus zu trennen und weg vom Sozialismus zu stellen. Sie war aber stets voll des Lobs für die Oktoberrevolution Lenins und Stalins. In der hiesigen Lügenpresse will man sie umdeuten. Darauf sollte man nicht reinfallen.

  5. Der zweite, nicht endend wollende Artikel des Tages. Woher die Zeit nehmen, das alles zu lesen? Die Themen sind wichtig und interessant, aber man kann sie auch wesentlich konziser, kondensierter abhandeln. Aber dazu brauchts Zeit, allerdings diejenige der / des Schreibenden…

    1. Vielleicht gleich noch als tic-toc video.
      Bücherlesen ist heute für viele zu viel…

      Nimm das von Gerhard Schnehen über Stalin. Ist eh besser als dieser Artikel.

  6. „dass der gewaltfreie Kampf für Demokratie – also auch für eine demokratische Wirtschaft zugunsten aller – und Menschenrechte letztlich erfolgreicher ist als jeder bewaffnete revolutionäre Kampf, der mit den angewandten Mitteln (tötende Gewalt) seine eigenen Ziele selbst verrät“

    Erfolgreicher? Jede erfolgreiche soziale Revolution (Änderung der Klassenstruktur) bis heute war blutig: Nordamerika, Frankreich, Russland, Cuba, China. Gewaltloser Widerstand war manchmal erfolgreich, aber mehr im antikolonialen (Indien) oder antirassistischen (Südafrika) als im revolutionären Kampf.

  7. Das spannende an Rosa Luxemburg finde ich ihre Auseinandersetzung mit jeglichem Nationalismus. Ob es ihre strikte Ablehnung jeglichen jüdischen Nationalismus sei, ob es die ebenso vorausschauende wie beißende Kritik an den später desaströs gescheiterten Versuchen der polnischen Sozialdemokratie sich bei sozialen Kämpfen dem polnischen Nationalismus anzubiedern, oder ihre Kritik an der Leninschen Nationalitätenpolitik. Darüber hätte ich gern mehr erfahren.

    1. Da bist du auf kapitalistische Propaganda reingefallen.
      Die Leninsche Nationalitätenpolitik war so daß die Sowjetunion jeder Minderheit ihre Sprache zugestand, während sie im zaristischen Völkergefängnis unterdrückt wurde. Auch den sprachliche Minderheiten die noch keine Schriftsprache hatten schafften die Bolschewiki die Schriftsprache dazu.
      Der Minister der dies alles von Beginn an verwirklichte war übrigens Josef Stalin.

  8. Leider viel Unsinn im Artikel.
    Mit „Freiheit der Andersdenkenden“ meine Rosa sozialistische Andersdenkende denn Kapitalisten können nicht demokratisch sein weil sie nur die 0,1% bedienen.
    Auch Stalin wurde von Rosa nie kritisiert, denn bekanntlich wurde sie 1919 im Januar ermordet, konkret vom dreamteam Noske/Ebert/Scheidemann und ihren Naziverbündeten um Hermann Papke (lebte friedlich mit guter Pension bis in die 60er in der Brd). Deshalb gibts auch bald wieder die LLL-Demo in Berlin, übrigens am 11.1.26 . Wer es nicht allzuweit hat sollte unbedingt dort mitlaufen.
    Rosa hat im Gegenteil stets die Bolschewiki für ihre Revolution gelobt.
    „Und Demokratie, Volksherrschaft, beginnt erst dann wenn das arbeitende Volk die politische Macht übernimmt.“
    „Sozialismus heißt nicht, sich in ein Parlament zu setzen und Gesetze beschließen, Sozialismus bedeutet für uns die Niederwerfung der herrschenden Klassen mit der ganzen Brutalität, die das Proletariat in seinem Kampfe zu entwickeln vermag.“
    „Die ganze revolutionäre Ehre und Aktionsfähigkeit, die der Sozialdemokratie im Westen gebrach, war in den Bolschewiki vertreten. Ihr Oktoberaufstand war nicht nur eine tatsächliche Rettung für die russische Revolution, sondern auch eine Ehrenrettung des internationalen Sozialismus.“
    „Wir wissen, solange der Kapitalismus existiert, solange wir nicht das Heft in unseren Händen halten, kann von Abrüstung keine Rede sein.“
    „Die Lenin-Partei war die einzige, die das Gebot und die Pflicht einer wirklich revolutionären Partei begriff, die durch die Losung: Alle Macht in die Hände des Proletariats und Bauerntums! den Fortgang der Revolution gesichert hat.“
    https://sascha313.wordpress.com/2019/01/16/das-erbe-der-rosa-luxemburg/
    Auch heute werden wieder von den Auftragsschreibern der Bourgeoisie freche Lügen verbreitet und man versucht, einen Keil zu treiben zwischen die Klassiker des Marxismus-Leninismus und Rosa Luxemburg. Doch immer mehr Menschen erinnern sich mit Hochachtung und Dankbarkeit an bedeutende Kommunisten wie Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, Joseph Stalin und Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht und Erich Honecker – um nur ein paar Namen zu nennen. Mit der Gründung des Spartakusbundes wurde in Deutschland der Grundstein gelegt zur Gründung der SED, für den Weg zum Sozialimus in der DDR und für den erfolgreichen Aufbau unseres sozialistischen Vaterlandes. Wider alle Verwünschungen und Verleumdungen der Bourgeoisie hat sich gezeigt sich, daß die Ideen von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in der DDR ihre wahre Heimstatt gefunden hatten.

    Der Author hier scheint auch zu diesen Lohnschreibern zu zählen bzw. Opfer der kapitalistischen Hirnwäsche beginnend in der Schule oder gar den Eltern.

  9. Und ich dachte, es geht um Rosa Luxemburg.

    All dies zeugt von einer Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben – ganz im Sinne eines Albert Schweitzer und der Kernbotschaft der Tora.

    Kernbotschaft der Tora:

    Der Auftrag Gottes zur Austreibung und Vernichtung der Völker Kanaans 4 Mo 33,50-53; 5 Mo 7,1-6.16-26; 20,17.18; vgl. 2 Mo 23,23.24

    Beispiel 5 Mo

    Übersicht mit KI

    „Die Abschnitte aus 5. Mose 7,1-6.16-26 und 20,17-18 sind Kerntexte der deuteronomischen Theologie, die Israels Auserwählung und die Aufforderung zur vollständigen Entvölkerung Kanaans (Vernichtung der Kulturen) thematisieren, um Israel vor Götzendienst zu schützen; es geht um die Heiligkeit des Bundes, Gottes Liebe zu seinem auserwählten Volk, die Zerstörung der Götzenbilder und das Einnehmen des Landes, weil diese Völker moralisch verdorben waren, aber auch um die schrittweise Vertreibung und die Vermeidung von Verführung, damit Israel ein heiliges Volk bleibt und Gottes Segen erfährt, anstatt durch die Verdorbenheit der Kanaaniter ins Verderben gezogen zu werden.“

    Da sind sie wieder und waren auch nie wirklich weg: die lügenden Theologen; aber im Auftrage und im Namen des Herrn, ihres Herrn. Nur verblödete Knechte beten zu ihrem Herrn, des Selberdenkens unfähig. Knechte, widerliche Knechte. Ekelerregend, wie diese ‚Geschöpfe des Herrn’, ihres Herrn, aufrechte Kämpfer der Solidarität und des Humanismus für ihre Zwecke missbrauchen. Aber Tote können sich nicht wehren.

    Auf blutdurchtränkten Boden das Reich ‚Gottes’ aufbauen? Gehört das Blutgetränkte nicht in das Ressort des Teufels? 🧌

  10. Ich habe den Eindruck, dass auch eine Rosa Luxemburg instrumentalisiert wird. Warum kann man nicht einfach ihre Leistungen in ihrer Zeit als Leistungen anerkennen. Sie hat nicht nur für eine bessere, eine sozialistische/kommunistische, Welt gelebt, sie wurde dafür auch ermordet. Die unrühmliche Beteiligung an ihrer Ermordung der SPD der damaligen Zeit, den sogenannten, heute noch gelobten „Kämpfern für die Republik/die Demokratie“, die eine Welt, für die Rosa Luxemburg gekämpft hat, doch zutiefst verachtet haben und auch mit Luxemburgs Ermordung verhindern wollten, wurde und wird nicht thematisiert, ihre Mörder, geschweige denn die Hintermänner, nie belangt.
    Selbstverständlich ist ihr Kampf gegen Ausbeutung, Nationalismus und Krieg noch heute, erst recht heute, aktuell. Und wird es immer bleiben, solange all das nicht überwunden ist.
    Aber es ist doch müßig und macht keinen Sinn, darüber zu streiten, wie das Land zu bezeichnen ist, in dem sie geboren wurde und was sie heute zu aktuellen Missständen zu sagen hätte, auch wenn es dieselben wie damals sind, weil dieser von ihr gewünschte gesellschaftliche Fortschritt zugunsten der Ausgebeuteten eben nicht erreicht wurde. Das müssen wir schon tun.
    Für mich ist sie ein bewundernswerter, kluger Mensch, eine bewundernswerte kluge Frau, die für eine bessere Zukunft für alle Menschen gekämpft hat und dafür ermordet wurde.
    Sie hat es nicht verdient, von irgendwem instrumentalisiert zu werden. So wie viele andere, die für eine bessere, gerechtere Gesellschaft gekämft haben und dafür ermordet wurden, es verdient hätten, nicht vergessen zu werden, auch wenn ihre Überzeugungen denen der heutigen Machteliten nicht passen.
    Ich kann den Film „Rosa Luxemburg“ nur empfehlen. Mich hat er stark beeindruckt. Sie war nämlich ein Mensch.

    1. Wer von Rosa Luxemburg spricht sollte auch ihre Texte kennen. „Die russische Revolution“ war einer ihrer wichtigsten Schriften. Wie man sich selbst überzeugen kann, kritisiert sie darin die Nationalitätenpolitik von Lenin. Sie rechnet in dieser Schrift mit den bürgerlichen, insbesondere den ukrainischen Nationalismus, ab. Ihr berühmtes Zitat von der Freiheit des Andersdenkenden stammt auch aus dieser Schrift. Ihr Wirken macht keinen Sinn, wenn man ihre Worte nicht auf die Gegenwart übertragen darf.
      Rosa Luxemburg war eine Revolutionärin, keine Heilige, an deren Glorienschein nicht gerüttelt werden darf.
      Die Verklärung von bedeuteten sozialistischen Kämpfern zu Säulenheiligen war einer der vielen Gründe warum die DDR ruhmlos unterging.
      Rosa Luxemburg wird heutzutage von ihren Todfeinden, also von denjenigen, die sie und Karl ermordeten, instrumentalisiert. Dagegen muß man sich verwahren.

      1. Liebe Naomi,
        kannst du dir mal bitte abgewöhnen, hier permanent „aufräumen“ zu wollen, wenn dir was nicht in deinen Kram passt? Vielleicht erstmal in Ruhe lesen und zu verstehen suchen, was andere zu sagen haben?
        Weder habe ich Rosa Luxemburg als Heilige bezeichnet (Mein letzter Satz lautet „Sie war nämlich ein Mensch“.), noch habe ich behauptet, dass sie uns heute nichts mehr zu sagen hätte.
        Ich habe darauf hingewiesen, dass sie eine wichtige Person ihrer Zeit war. Ich weiß tatsächlich, was sie über Lenin zu sagen hatte, auch über das Verhalten der SPD zu ihrer Zeit. Während ihre Kritik an der SPD ohne Probleme auf heute übertragen werden kann (Denn die SPD gibt es immer noch und sie erweist sich nach wie vor als Verräterin einer sozialistischen Idee.), sieht es mit Lenin und einer sozialistischen Revolution in der Sowjetunion doch anders aus. Lenin lebt nicht mehr, die Sowjetunion existiert nicht mehr und Russland ist kein sozialistisches Land (im Übrigen auch China nicht).
        Rosa Luxemburg hat sich als Sozialistin gesehen, vielleicht sogar als Kommunisten, da sie erst an der Abspaltung von der SPD und später der Gründung der KPD beteiligt war.
        Aber ausgehend von ihren damaligen Einschätzungen bleibt es Spekulation, wie sie die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, außer dass sie vieles sicher kritisieren würde, weil ihre Forderungen (leider) nicht umgesetzt wurden, einschätzen würde, erst recht nicht, welche Lösungen sie vorschlagen würde (Ihre Idee war ja Generalstreik, der in D z.B. verboten und ihre Hoffnung auf die revolutionäre Arbeiterklasse heute? ).
        Was Rosa Luxemburg uns heute noch zu sagen hat, hat weniger mit ihren zeitgebundenen Einschätzungen zu tun, sondern mehr mit ihren Überzeugungen (gegen Nationalismus, gegen Krieg, für Internationalismus, Frieden und eine gerechte Welt). Denn wegen dieser Überzeugungen ist sie schließlich ermordet worden und würde wohl auch heute in unserem Land mit Repressalien zu rechnen haben.

  11. @Sehr geehrte Frau Lehmann,

    Ihr Post kommt mir so vor, als wollten Sie die proletarische Revolutionärin postum als sozialistische Heilige verklären, aber die konkrete Nutzanwendung ihrer Aussagen auf die Gegenwart lehnen sie ab. Sie bestreiten nicht das Rosa Luxemburg gegen den Nationalismus und den Krieg kämpfte, ziehen aber aus ihren Aussagen keine konkreten Konsequenzen. Sie kommen mir vor wie bürgerliche Politiker, die für alles und nichts Verständnis heucheln aber ganz konkret gegen das Volk handeln.

    Warum verurteilen Sie nicht eindeutig, klar und unmißverständlich den Völkermord in Gaza? Wollen Sie leugnen das 80% der Israelis mittlerweile rassistisch verhetzt sind und die Palästinenser als Tiere sehen? Wollen die diese zionistischen Grausamkeiten damit ein bisschen rechtfertigen indem sie die jüdischer Herkunft von Rosa Luxemburg betonen? Rosa war Atheistin, Internationalistin, ihre jüdische Religion und kulturelle Herkunft hatte für sie keine Bedeutung.

    Warum positionieren sich sich nicht – ganz im antimilitaristischen Sinne von Rosa – gegen den Krieg in der Ukraine. Warum schweigen Sie zum ukrainischen Nationalismus, der doch mit zum Faschismus und den Mord an zehntausenden Polen führte? Sind Ihnen diese historischen Tatsachen nicht bekannt?

    Warum setzen Sie sich nicht ganz konkret für mehr soziale Gerechtigkeit ein, wie es ganz im Sinne von Rosa Luxemburg wäre? Die Leute draußen auf der Straße sind es satt schöngeistige Reden von Politikern und Pseudointelektuellen zu hören. Sie wollen konkrete Taten sehen! Und solange die Restlinke nur dumm daherredet, den Leuten keine konkreten Verbesserungen anbietet, den neudeutschen Nationalismus huldigt, solange macht die AfD das Rennen. Die sagen wenigsten klar, aus nationalistischen Gründen, das sie gegen den Krieg in der Ukraine sind. Solche deutlichen Worte hört man von Linken zu selten, auch deshalb ist die Linke schwach.

    In diesen Sinne:
    Wir zahlen nicht für Eure Krise!
    Keine Waffenlieferngen an die Ukraine und an Israel!
    Kein Geld für Militarismus und Kriege, sondern bezahlbaren Wohnraum und Kampf gegen die Inflation
    Nieder mit der neuen Wehrpflicht!

    Das ist Rosa Luxemburg konkret auf die heutige Zeit bezogen. Darüber zu schweigen bedeutet sich letztendlich sich mitschuldig zu machen, seine Hände im Blut palästinensischer Kinder reinzuwaschen

    Wollen Sie das?

    1. @Naomi
      Gut, die distanzierte Anrede ist mir in der „Diskussion“ mit Ihnen auch lieber.
      Verstehendes Lesen scheint nicht so Ihr Ding zu sein. Darum macht es auch keinen Sinn, Ihnen zum dritten Mal zu erklären, worin meine Aussagen zum Thema Rosa Luxemburg bestehen.
      Nur soviel:
      Nein, ich stelle Rosa Luxemburg auf kein Podest. Sie war eine Frau, deren Mut ich bewundere und deren Überzeugungen ich teile. Ist Ihnen bekannt, dass sie sich nach der Niederschlagung des Spartakus-Aufstandes mit Selbstmordgedanken geplagt hat? Aber sie hat weitergekämpft bis zu ihrem grausamen Ende. Was genau also werfen sie mir vor? Dass ich das als das anerkenne, was es war, nämlich Mut?
      Und wieso, bitteschön, sollte ich mich bei einem Artikel zu Rosa Luxemburg zu z.B. Gaza äußern?
      Offensichtlich lesen Sie doch sowieso nur, was Sie lesen w o l l e n und sind ganz schnell dabei, andere Kommentatoren in Ihre Schubladen zu stecken. Sie wissen nichts über mich, unternehmen mit Ihren Unterstellungen (nicht nur in meinem Fall) aber alles, ein gemeinsames Handeln Gleichgesinnter zu unterlaufen.
      Im Übrigen könnte man Rosa Luxemburg durchaus auch als Intellektuelle bezeichnen.
      Bei der auch durch Sie vorangetriebenen Spaltung einer Bewegung gegen die unerträglichen Zustände in Deutschland und der Welt für eine Mehrheit der Menschen- wie und von wem soll da was zum Besseren verändert werden?
      Sie schreien doch auch nur rum, unterstellen allen anderen aber Untätigkeit, wenn Sie sie nicht gar denunzieren.

      1. Im Übrigen könnte man Rosa Luxemburg durchaus auch als Intellektuelle bezeichnen.

        Den Konjunktiv kann man im Übrigen ruhig streichen – Luxemburg war promovierte Ökonomin und auch sonst nicht auf den Kopf gefallen. Sie lässt sich wie Emma Goldman und Sascha Kollontai ohne Weiteres als revolutionäre Intellektuelle einordnen. Und – weil es heute ja so wichtig ist, dass man(n) nicht nur alles und jeden einordnet, sondern gerade auch starke Frauen in den Vordergrund rückt (wann ist das Weiche eigentlich so suspekt geworden?) – wer, wenn nicht diese drei war denn „stark“ und „tough“? Das waren drei wirklich toughe, eigenständige Stimmen gegen Imperialismus, Kapitalismus und Patriarchat. Goldman obendrein auch gegen den Staat…

    2. @ Naomi

      Die Leute draußen auf der Straße sind es satt schöngeistige Reden von Politikern und Pseudointelektuellen zu hören.

      ROFL! 😂🤣

      Welche Leute meinen Sie denn? Sich und Ihre Homies oder wat?

      Oder meinten Sie ernsthaft mit „Leuten“ jene 55 Prozent der Befragten, die laut der von Herrn Rötzer neulich zitierten Erhebung gleich viel oder noch viel mehr Waffen nach Kiew pumpen wollen? Die 60 Prozent, die vor drei Jahren eine „Flugverbotszone“ über der Ukraine gut hießen? Dieselben Leute, die ohne weiteres ihre / Ihre Kinder an die Front schicken werden, wenn der Russe angeblich den Sender Geywitz überfällt oder von irgendeinem Tanker laut BND, RND und Co KG wieder Goldauto-Drohnen aufsteigen lässt?

      Die drei Viertel aufwärts, die brav den Arm für das Sakrament der Impfung rausstreckten und schwiegen als es auf Ungeimpften-Hatz ging, wenn sie nicht höchstselbst teilnahmen? Die drei Viertel, die für die Wehrpflicht und sonstige Zwangsdienste sind? Dieselben drei Viertel, die gegen „Asylzuwanderung“ (was immer das ist) sind (außer es handelt sich um wertvolle arische Edelmenschen aus Galizien, die zugleich als „Neubürger“ willkommen geheißen wurden) – also gemäß dem Gebot des „Nach mir die Sintflut“ leben? Erst den „Dschungel“ mit Bomben, Sanktionen und Ausbeutung überziehen und dann wundern und jammern, wenn plötzlich Menschen pardon ich meinte natürlich „Neger“, „Kameltreiber“ und „Fidschis“ vor der Tür stehen?

      Oder meinten Sie etwa die Leute, die Arbeitslose wie Obdachlose abwerteten und die Agendareformen wie die nachfolgenden Schikanen über erst ermöglichten, guthießen und abnickten? Die gegen Griechenland und andere „PIIGS“-Staaten hetzten? Die sich mit Renten-, Schulden-, Inflations- und sonstigen Ängsten vollpumpen lassen, mit der ganzen neoliberalen Ideologie? Meinten Sie die?

      Oder eher jene Leute, denen Gaza am allerwertesten vorbeigeht oder die lange Zeit Israels „Vorgehen“ als „angemessen“ einstuften (und erst als zu viele Kinderleichen über die Glotze flimmerten davon in Worten abrückten)? Dieselben Typen, die noch immer nicht begriffen haben oder nicht begreifen wollen, dass die Hamas sehr wohl als Befreiungsbewegung und anti-kolonialer Akteur eingestuft werden kann?

      Oder vielleicht die Massen, die im Februar an die Wahlurnen strömten, um ihre Stimme für die nächsten Jahre abzugeben, die bedruckten Zettelchen zu beerdigen und sich durch diesen sakralen Akt den Ablass für’s Gewissen abzuholen?

      Wer verleiht den Politikern und Intellekt-Hüllen dieses Landes denn ihre höheren Weihen, wenn nicht Ihre ominösen „Leute draußen auf der Straße“? Oder meinten Sie mit dem Sager etwa die Obdachlosen? Nun, dann könnten Sie wohl recht gehabt haben…

      Ansonsten lasse ich noch eine andere starke Frau zu Worten kommen – Olga Misař:

      Das Volk selbst ist ja der Faktor, der die Kriege wirklich führt, und daher hat es auch die Macht in der Hand, diesen Dienst zu verweigern. Die Diplomaten können nur Kriege beschließen, die militärischen Machthaber können Marschbefehle erteilen – wenn aber das Volk den Gehorsam versagt so wird nicht gekämpft und die Diplomaten hätten höchstens die Möglichkeit, ihre Kriege untereinander auszukämpfen.

      Das deutsche Volk in seiner Mehrheit will das aber gerade nicht. Es ist normopathisch, autoritär, belliphil und für jede Schandtat zu haben. Und das letzte was es versagt, ist der Gehorsam.

      Brav nach oben buckeln und nach unten treten. Eben brave Bürgerknechte und -mägde. 🤷‍♂️

      1. Die Leute in den Wohnblocks von Berlin sind unzufrieden!
        Sie leiden unter hohen Mieten, steigenden Lebenshaltungskosten, den immer rauher werdenden sozialen Klima. Viele, zuviele machen dafür die Ausländer verantwortlich, mit denen sie um Wohnraum und Arbeitsplätze konkurrieren.
        Es gibt aber leider keine politische Kraft – das waren früher die Linken – die glasklar und für jeden einleuchtend sagen, die Reichen sind schuld. Diese Krise hat ihre Ursache in den imperialistischen Kriegen in Gaza und der Ukraine. Keine Waffenlieferungen an Israel und die Ukraine, statt dessen mehr Geld für Soziales.

        Das ist doch eine sehr einfache Wahrheit, die jeder begreift. Nur, in dieser Klarheit und Einfachheit sagt das niemand.

        Viele Linke distanzieren sich nicht eindeutig vom Völkermord in Gaza weil sie sich mit Israel gut stellen wollen. Da Putin mittlerweile das Böse schlechthin ist, finden auch Linke man müsse diesen Imperialisten irgendwie bekämpfen und deshalb braucht man eine starke Armee. Die Meinungsfreiheit wird immer stärker eingeschränkt, weil es mittlerweile strafbar ist politische Nieten als solche zu bezeichnen.

        Statt dessen eiert die Linke, die Restlinke irgendwie herum, findet die Revolutionärin Rosa Luxemburg menschlich irgendwie vorbildlich, menschlich ganz großartig, weigert sich aber ihren ganz praktischen Antimilitarismus und ihre Ablehnung auch des ukrainischen Nationalismus ganz praktisch auf die Gegenwart anzuwenden. Damit vereinnahmt man eine Revolutionärin für die herrschende Klasse, die doch die Rosa und der Karl stürzen wollten.

        Wenn das keine Doppelmoral ist?

        1. @Naomi
          Schön im Allgemeinen bleiben, vermeintlich Mißstände aufzeigen, Aussagen verdrehen, inhaltlich auf Kommentare nicht eingehen, sondern die eigene ‚Meinung‘ durchdrücken, reihenweise Unterstellungen, uvm. Am putzigsten ist dann noch die altbekannte Aufforderung, sich doch bitteschön (gegen was oder wen auch immer) möglichst deutlich zu distanzieren.
          Ähnlich wie das Konstrukt Miri (lange nichts mehr gehört…😄) halte ich Sie nicht für echt. Zu plump die immer gleichen Versuche, mit mehr oder weniger nichtssagenden Plattitüden vermeintlich Aufmerksamkeit zu binden.
          „Es gibt aber leider keine politische Kraft“
          Als ob es für alles immer eine ‚politische Kraft‘ bräuchte. So hält man die Menschen hübsch passiv und apathisch.
          “ Das ist doch eine sehr einfache Wahrheit, die jeder begreift. Nur, in dieser Klarheit und Einfachheit sagt das niemand.“
          Doch, und das wissen Sie auch ganz genau. Nur wird diese ‚Wahrheit‘ (mir sind jene Menschen, die diesen Begriff nicht zumindest subtil differenzieren, ausgesprochen suspekt) gerne mal unterdrückt. Das auszuführen spare ich mir und war auch schon oft genug Thema in diesem Forum.

          1. Schön Sie mal wieder im Forum zu sehen – oder sind Sie nicht der @ Brian, den ich meine? Da gab es ja auf jeden Fall irgendwie mal mehrere Accounts.

            1. Dankeschön, ebenso ! Ich kann mir Ihre (und von einigen anderen) Kommentare doch nicht entgehen lassen…😉
              Nee, es gibt hier einen anderen Kommentator mit dem Pseudonym Brain (obwohl ich auch schon öfters so angesprochen wurde…), das kann man schnell mal überlesen.
              Auch wenn ich selbst nicht ‚feiere‘ : ich wünsche Ihnen ein paar schöne Feiertage !

              1. Danke für die Rückmeldung und die 💐!

                Ich dachte, dass mal irgendwer sogar den namensgleichen Nick wie Sie gehabt habe und es dann zu Verwirrungen gekommen wäre. Aber ich kann mich irren.

                Davon abgesehen wünsche ich Ihnen ebenfalls angenehme und stressfreie Feiertage und schöne, inspirierende Rauhnächte!

                Ich bin die Tage hier raus, versuche jetzt noch ein paar letzten zu antworten und vielleicht finde ich die Zeit – @ Zweimond aus Aachen kann es schon nicht mehr hören – auch mal einen Text für hier zu formulieren und einzureichen. Oder sonst was mit anzustellen.

                Feiern dagegen ist nicht so meins, insbesondere nicht von Umnachten.

        2. @ Naomi

          Die Leute in den Wohnblocks von Berlin sind unzufrieden!

          Ja und weiter? Ich wohne auch in einem Wohnblock, obgleich weit entfernt von Berlin.
          Nur weil hier irgendwer unzufrieden ist, heißt das ja noch lange nichts. Zumal in Deutschland – da wird immer gern gejammert und dann nach dem Staat gerufen. Oder Ausländer verdroschen – oder irgendeine andere Hassfigur als Blitzableiter und Sündenbock hervorgekramt. Doch hat Vadder Staat erst mal ein paar Goodies verteilt, ist wieder Ruhe für die nächsten paar Jahre. Sah man doch beim Pandemieregime. Da gingen hier erst einige mit zur Demo – und kaum gab es „Lockerungen“ haben die sich sogleich wieder verduftet. 🤷‍♂️

          Es gibt aber leider keine politische Kraft – das waren früher die Linken – die glasklar und für jeden einleuchtend sagen, die Reichen sind schuld.

          Erstens: Es gibt immer noch politische wie andere Kräfte und Köpfe, die sich kritisch positionieren. Dieses Forum ist eine Nische für viele von ihren Unterstützern. Das sollte man nicht unterschlagen. Ansonsten sollte man nicht vergessen, dass man selber eine Kraft ist – und immer einen gewissen Gestaltungsraum hat, auch wenn die Herrschenden ihn stark verengten.

          Zweitens ist mir Ihr Ansatz schlicht zu einfach. Man kann sich nicht einfach hinter „den Reichen“ verschanzen oder hinter „Parteien“. Damit übersieht man die ganzen Wasserträger, Speichellecker, Hofschranzen und Mitläufer. Die herrschende Klasse sind auch nicht bloß „die Reichen“ – „die“ gibt es ohnehin nicht.

          Davon abgesehen ist „Schuld“ ein moralischer Begriff, wie ich schon oft dargelegt habe. Der hilft nicht weiter, der führt allenfalls in die Irre. Statt Schuld- und Neiddebatten sollte man konkret auf die Mechanismen und Hintergründe bei dieser Problemstellung hinweisen. Sollte man die strukturellen, sprich: die systemischen Faktoren identifizieren und all diejenigen, die sie vorantreiben, die Verantwortlichen und / oder ihre Nutznießer sind. Da landet man dann bei der Kritik von Imperialismus, Kolonialismus und eben Kapitalismus – und auch bei der Normopathie der belliphilen Gesellschaft (Fromm, Maaz, Mausfeld liefern da auch durchaus gute Gedanken).

          Die Reichen sind ein beliebtes Feindbild, aber sie als Alleinschuldigen zu identifizieren oder einfach umzunieten, nützt nichts:

          Zitat I:

          Die Ursache der elenden Lage der Arbeiter ist die Sklaverei.

          Die Sklaverei der Menschen wird durch die Gesetze verursacht, die Gesetze aber werden durch die Regierungen geschaffen, und daher ist die Befreiung der Menschen von der Sklaverei nur durch die Vernichtung der Regierungen erreichbar.

          Aber wie soll man die Regierungen vernichten?

          Alle Versuche, die Regierungen auf gewaltsame Weise zu vernichten, haben bis jetzt überall und immer nur dazu geführt, daß an Stelle der gestürzten Regierungen neue entstanden, häufig noch grausamere, als die, die sie ersetzten. So daß die Versuche, Gewalt durch Gewalt zu vernichten, bis jetzt nichts erreicht haben, und auch in Zukunft die Menschen offenbar nicht zur Befreiung von der Gewalt und also auch nicht von der Sklaverei führen werden.

          – Leo Tolstoi

          Zitat II:

          Streikende Masen trachten ihren sozialen [!] Gegnern nicht nach dem Leben. Sie wollen diese weder verwunden noch verstümmeln, auch wollen sie nicht – allenfalls als Ausnahme – das Eigentum dieser Gegner beschädigen oder vernichten. Der Angriff richtet sich nicht physisch gegen die Mitglieder der besitzenden Klasse, sondern ausschließlich gegen ihre gesellschaftlichen Einrichtungen, gegen ihre gesellschaftlichen Institutionen. (…) Je mehr es dem Proletariat gelingt, die staatliche und ökonomische Organisation des Kapitals zu lähmen, desto mehr wird es dessen frühere ökonomische und politische Funktionen übernehmen.

          – Henriëtte Roland Holst

          Diese Krise hat ihre Ursache in den imperialistischen Kriegen in Gaza und der Ukraine. Keine Waffenlieferungen an Israel und die Ukraine, statt dessen mehr Geld für Soziales.

          Nein, hat sie nicht. Sie wurzelt in den politischen Entscheidungen der herrschenden Klasse, für die sie Phänomene wie „Pandemie“ oder „Ukraine“ gern als Begründung oder Verkaufsmasche nach außen heranzieht. Das Pandemieregime ist aber freilich genauso wenig vom Himmel gefallen wie die Sanktionen. Beides wurde gemacht. Von konkreten Personen:

          Alle Handlungen eines Staates geschehen durch menschliche Persönlichkeiten, sei es durch die Herrschenden oder die in verschiedenem Range Mitwirkenden. Früher wurde auf den Staat die Verantwortung abgewälzt, als ob er ein heiliges, übermenschliches Wesen sei. Jetzt hat jeder selbst zu verantworten, was er tut. Es gibt Verbrechen des Staates, die immer zugleich Verbrechen bestimmter einzelner Menschen sind.

          – Karl Jaspers

          So einfach ist das. Sowohl in der Pandemie- als auch der Sanktions- oder Rüstungs- und in vielen anderen Fragen lassen sich konkrete Akteure innerhalb des Systems benennen – und das sind nicht nur „die“ ominösen Reichen. Denn es sollte einfach nicht vergessen werden, dass die Mehrheit der Leute dem ganzen Schmu hinterhergelaufen ist – und nicht alle sind eben verwirrt, umnachtet, Schlafwandler, propagandistisch manipuliert. Das sind wichtige Faktoren, ich nannte sie wiederholt, aber sie sind nicht die einzige Erklärgröße. Und das große Problem ist, dass die Mehrheit auch in Zukunft wieder jeder Angstsau hinterherrennt, die durchs globale Dorf gejagt werden wird. Ob Viren, Russen, Wölfe, Schulden, Inflation, EU-Zerfall, Werte-Zerfall, Terror, Ausländer, Kinäs, Islam, Fleisch… pick your poison. Solange bis man wieder bei der ersten angelangt ist und sie für „neu“ und „beängstigend“ hält und der ganze Zirkus von vorne losgeht.

          Ansonsten: Die Ursache der Krise wurzelt seit langer Zeit in den systemischen Bedingungen, die dieser Gesellschaft zugrunde liegen. Ich schrieb es schon oft: Es ist ein normopathisches (= krankes) System, das massenhaft kranke Leute hervorbringt, die wiederum das kranke System nähren, erhalten und erweitern. Ein gruseliger Kreislauf.

          Das ist doch eine sehr einfache Wahrheit, die jeder begreift.

          Dessen wäre ich mir nicht so sicher. 🤷‍♂️

          Viele Linke distanzieren sich nicht eindeutig vom Völkermord in Gaza weil sie sich mit Israel gut stellen wollen. Da Putin mittlerweile das Böse schlechthin ist, finden auch Linke man müsse diesen Imperialisten irgendwie bekämpfen und deshalb braucht man eine starke Armee.

          Ja viele Linkende, aber gewiss keine tatsächlichen Linken! Was haben die mit der linkenden Partei, den Grün*innen wie *außen oder der Sammelbewegung zur Proletarierdemütigung (SPD) zu tun? Jeder Linke weiß, dass Israel ein Kolonialregime ist. Jeder Linke weiß, dass der Ukrainekrieg 2014 begann und nicht am Donnerstag, den 24.02.2022. Jeder Linke weiß auch, dass die Bundeswehr das genaue Gegenteil von „unterfinanziert“ und „kaputtgespart“ war und ist und dass man auch keine „starke Armee“ braucht. Die wird ja am Ende immer gegen die Arbeiter, die Prolls, die pösen Andersdenkenden und Verdammten aller Länder (und der eigenen Weltenecke) gerichtet.

          Der Punkt ist: die Zahl jener Linken ist verdammt klein. Sie war früher schon nicht gewaltig groß, aber sie ist dank der geistig-moralischen Wenden von 1982 und 1989 ff. nochmals erheblich geschrumpft worden. Kinder, die heute „links“ heranwachsen, sind doch allenfalls „woke“ – das ist bloß eine neoliberal-, ist eine systemkonform zugeschliffene Perversion bestimmter linker – oder gar nur liberaler – Ideen und Ansätze, wenn nicht einfach nur rechter, reaktionärer Dreck, den man als „links“ verkauft. Was gut funktioniert – schauen Sie sich doch nur um, wie viele glauben, das Land sei „linksversifft“. Ja wo denn? Ist das Verschrotten von Friedenspolitik links? Die Freiheitsangst (Ottokataloge, Pandemieregime, Klimalockdowns…)? Hartz IV und Rentenkürzung? Das Befördern von Massenmigration? Ist die EU gelebter „Internationalismus“? Die Antwort können Sie sich doch selbst geben.

          Aber die linkende Partei war es ja auch, die schon vor 20 Jahren bei Ihnen in Berlin die Wohnungen verscherbelt hat, Bonusmeilen sammelte und jeden rechten Schmu mitmachte („Magdeburger Modell“). Die R2G und R2P umarmte. In Bremen war das erste, was sie wegkippte ihre Kritik an Hartz-Sanktionen – dabei ist sie doch die große „Kümmererpartei“, die große Kritikerin der Agendapolitik. Ja, am Arsch die Räuber.

          Statt dessen eiert die Linke, die Restlinke irgendwie herum, findet die Revolutionärin Rosa Luxemburg menschlich irgendwie vorbildlich

          Ja, waren die Schriften Luxemburgs für Sie jetzt nicht anregend oder ihr revolutionäres Anschreiben nicht vorbildlich? War das alles nur Müll, nirgends ein brauchbarer Gedanke, nirgends eine sinnvolle Tat bei der Frau?

          Ich verstehe diesen Streit hier im Forum überhaupt nicht. Man kann – ob Luxemburg, Goldman, Kollontai – so einiges bei denen kritisieren (und muss es auch), aber man kann doch zugleich auch festhalten, dass das große Denkerinnen und Revolutionärinnen waren, die viel Interessantes, Lesenswertes und auch Nachahmenswertes hinterlassen haben. Oder muss das jetzt wieder alles dichotom betrachtet werden? So nach dem Motto: „Wenn der Denker XY nicht alle meine Gedanken teilt, dann ist er wertlos…“ Offenkundig schon. 🤷‍♂️

          Nur: Das ist nicht bloß moralischer Trief, das ist vor allem zutiefst dumm…

      2. @Altlandrebell
        Ich weiß natürlich das man an der Dummheit der „Masse“ verzweifeln kann.
        Leider gibt es keine politische Kraft, die ganz populistisch einen Ausweg aus der Misere aufzeigen kann. Es ist das Schweigen der Lämmer, frei nach Mausfeld. Seine antikoloniale Sicht teilen leider viele Linke nicht.
        Diese politisch/ideologische Leerstelle nutzt die AfD

      3. @Altlandrebell
        Ich weiß natürlich das man an der Dummheit der „Masse“ verzweifeln kann.
        Leider gibt es keine politische Kraft, die ganz populistisch einen Ausweg aus der Misere aufzeigen kann. Es ist das Schweigen der Lämmer, frei nach Mausfeld. Seine antikoloniale Sicht teilen leider viele Linke nicht.
        Diese politisch/ideologische Leerstelle nutzt die AfD

        1. Ich weiß natürlich das man an der Dummheit der „Masse“ verzweifeln kann.

          Es geht nicht um Dummheit. Die Leute sind nicht einfach alle „dumm“. Es sind auch nicht alle verwirrt, propagandistisch manipuliert, abgelenkt oder sonst was.

          Es geht um Interessen, Habenwill-Bewusstsein und Prägungen. Das ist eine viel größere und schwieriger zu bearbeitende Baustelle, als wenn man da nur ein paar dumme Hansel vor sich hätte.

          Seine antikoloniale Sicht teilen leider viele Linke nicht.

          Ja, dann sind sie wohl auch keine Linken, sondern Linkende. Da gilt es einfach zu differenzieren. Denn ein Linker, der offen für Kolonialismus eintritt, will entweder 🧙‍♂️☕ verkaufen oder ist schlichtweg rechts. Basta.

          Diese politisch/ideologische Leerstelle nutzt die AfD

          Und wo ist die AfD jetzt bitte anitkolonial?! Hä?

      4. Altlandrebel: Das deutsche Volk in seiner Mehrheit … ist normopathisch, autoritär, belliphil und für jede Schandtat zu haben. Und das letzte was es versagt, ist der Gehorsam. Brav nach oben buckeln und nach unten treten. Eben brave Bürgerknechte und -mägde.

        So sieht er aus, der Besserwessi in Form des überheblichen Linksliberalen, egal ob er sich nun als Sozialist, Anarchist oder was auch immer sieht. Er fühlt sich mit seiner intellektuellen Geschwätzigkeit erhaben über die breite, dumme Masse. Von seiner liberal-individualistischen Freiheitsüberzeugung kommt er nicht los. So bleibt das Volk (zumal das deutsche) nur ein verachtenswertes Subjekt.

        Ein Wessi der von Freiheit redet, der meint immer nur seine eigene. Ihm mangelt es an Klassenbewusstsein, aber wo sollte das in der westlich-liberalen Gesellschaft auch herkommen, wo kollektive Zwänge stets als Übel gebrandmarkt werden.

        1. Ja und was wollen Sie da jetzt?

          Ich meine – schön, dass Sie uns mit Ihrem Ausfall so viel über sich erzählen, aber was hat das bitteschön mit meinen Kritikpunkten zu tun?! Geben hier den moralinsauren Blockwart, beschimpfen einen wie ein Rohrspatz, aber wo sind denn mal sachliche Einwände? Um die von mir inkriminierten Befunde kommen Sie nämlich nicht herum: Ob Pandemieregime, Arbeitslosenverachtung oder Aufrüstung und Kriegsgeilheit – die große Mehrheit geht mit. Die große Mehrheit ist stolzer Bürger und als solcher bürgt sie mit Kopf und Kragen, an welcher Front auch immer, den Herrschenden. Das sind nicht einfach nur (temporär) verführte oder umnachtete oder alles arme Tröpfe. So eine Argumentation ist wohlfeil:

          Es ist eine täuschende Erleichterung, wenn ich selber als einzelner mir unwichtig werde, wie das Ganze ein Geschehen scheint, das über mich kommt, an dem ich keine Mitwirkung und daher persönlich keine Schuld habe. Dann lebe ich selber nur ohnmächtig erleidend oder ohnmächtig teilnehmend. Ich lebe nicht mehr aus mir selbst. (…)

          Das ist eine falsche Pathetik, die wiederum abzieht von der nüchternen Aufgabe zu tun, was wirklich in der eigenen Kraft liegt, d.h. von der Aufgabe des Bessermachens im Faßlichen und von der inneren Verwandlung.

          – Karl Jaspers

          So sieht er aus, der Besserwessi in Form des überheblichen Linksliberalen, egal ob er sich nun als Sozialist, Anarchist oder was auch immer sieht.

          😂

          Sie sind ja knuffig. Und ansonsten weiß ich nicht, wie oft ich das wiederholen muss: Ich bin mit meinem bisschen Menschsein so ausgefüllt, zum Deutschsein, Linksliberalsein oder „Was auch immer“-Sein komme ich erst gar nicht. Mit Ihren Identitäten kann ich ergo nichts anfangen – ich setze auf Authentizität. Die ist freilich mit einem Dasein als tumben Heerdentier nicht zu vereinbaren. 🤷‍♂️

          Er fühlt sich mit seiner intellektuellen Geschwätzigkeit

          🤣

          Noch so’n Gag. Wirft einem „Geschwätzigkeit vor, drischt aber bloß altes Stroh und nuckelt brav den ideologischen Kaugummi runter.

          Und wer ist hier eigentlich der Überhebliche? Wer kläfft denn hier mit moralischem Finger einen von der Kanzel an und bastelt sich ein Volk als Projektionsfläche für Reinheit? Ich war’s nicht.

          Ansonsten – tut mir wirklich nicht leid, dass meine Beiträge keine kurzen Trollstummel und deutschsüffigen Anwürfe sind. Ich schreibe eben nicht für Twitter oder Leute, deren Aufmerksamkeitsspanne mit Ach und Krach noch für Post-Its und Fresszettel reicht. Sorry no sorry. 🤷‍♂️

          Und ein Intellektueller bin ich auch nicht. Ich wohne nicht in Talkshows, sondern in einem Turm; aber es ist ein Wohnturm, keiner aus Elfenbein. Überhaupt: Was haben Sie eigentlich gegen Intellektuelle? Sind Sie für Blödheit? Oder ist es bloß der hier so weitverbreitete infantile Neid auf Zettelchen, weil sie Papi und Mami nie die Noten nach Hause brachten, die die von Ihnen verlangten? Werden Sie doch einfach mal erwachsen…

          Von seiner liberal-individualistischen Freiheitsüberzeugung kommt er nicht los. (…) Ein Wessi der von Freiheit redet, der meint immer nur seine eigene.

          Wie schrecklich, dass Menschen von der Freiheit nicht mehr loskommen! Wie schrecklich, dass einer einfach nicht glattgebügelt und stromlinienförmig sein will wie die Mehrheit! Kein Mitläufer, keine Blockpfeife, kein treuer Bürgerknecht sein will wie so viele andere! Sich nicht unterordnen, zwingen und schelten lassen will! Was für ein Perverser! Wie können wir ihm das bloß austreiben?

          An was erinnert mich Ihre Lebensverachtung bloß? Gerade wenn Sie so etwas schwafeln wie:

          wo kollektive Zwänge stets als Übel gebrandmarkt werden.

          (Wie kann man das Zwingen, Herrschen und Knechten nicht als Übel empfinden?)

          Ach ja, an das hier erinnert es mich:

          Die Erziehung weg von der Empathie führt zu einfachen, polarisierenden Weltbildern, und zur Neigung, starken Personen blind zu folgen. Gruen hat diese Diagnose nie allein auf die Deutschen bezogen. Dass aber mit den Kindern in Deutschland etwas nicht stimmte, spürte er, als er selbst noch eines war. An einem Tag in den Zwanzigerjahren beschloss die Lehrerin, einen Rohrstock anzuschaffen und fragte, welcher der Schüler bereit sei, loszugehen, um ihn zu kaufen. Die Finger aller Schüler gingen in die Höhe, außer einem, dem von Arno Gruen.

          Gruen: „Die meisten kamen aus Familien – wir lebten ja im Wedding –, die entweder Kommunisten waren, oder Sozialdemokraten. Und trotzdem waren die alle so gehorsam. Und sie wollten Gehorsam zeigen und meldeten sich freiwillig, den Rohrstock zu kaufen, mit dem sie alle geschlagen wurden.“

          Frage: Wie oft kam denn bei Ihnen der Rohrstock zum Einsatz, dass Sie so eine panische Angst vor der Freiheit und einem selbstbestimmten Leben haben? Sie sprechen ja von Individualismus als wäre das eine Krankheit. Und von Freiheit als wäre sie ansteckend. Und sagen Sie uns mal – warum ist Ihnen das Zwingen, Brechen und Knechten denn so viel lieber? Für was braucht’s denn Zwang, Herrschaft und Gewalt? Und kaschieren Sie das nicht wieder mit Phrasen à la „kollektiv“ und „Klasse“! Liegt es vielleicht daran, dass Menschen, die selbst denken, die abweichen, Sie an etwas erinnern, das Sie vergessen haben? Verantwortung zu übernehmen zum Beispiel? Oder vielleicht auch etwas, dass Sie verdrängt haben – Ihr ureigenes Selbst? Das man aus Ihnen rauspresste, raustrieb, rauszwängte? (Tja, ich kann auch Küchentisch-Psychologie, ich habe hier eben von den Besten gelernt.)

          Was Freiheit ist, scheinen Sie auf jeden Fall nicht so recht zu wissen, sonst würden Sie nicht Liberalismus, Libertarismus und andere Begriffe wild durcheinanderschmeißen. Oder Unterstellungen von sich geben. Ich spreche nämlich nie nur von meiner eigenen Freiheit, sondern stets von der der Freiheit aller. Und „Freiheit“, die auf Unterdrückung anderer beruht – ist keine Freiheit. Sie ist nur ein neues oder anderes Herrschaftsverhältnis. „Freiheit“ wiederum, die sich in Nylonstrümpfen und Herumreisen erschöpft – die ist auch keine Freiheit. Sondern bloß Konsum.

          Ihre Freiheitsverachtung dagegen ist typisch für den kleinbürgerlichen Gecken. Für den Sophisten, der mit seinem vorgeblichen Klassenbewusstsein hausieren geht und dabei bloß will, dass sein Staat für ihn funktioniert und die anderen schröpft. Weniger Ausländer – mehr Kindergeld. Niedrigeres Hartz – höhere Steuern (oder andersrum). Dann ist er schon zufrieden und singt inbrünstig sein geliebtes „Deutschland, Deutschland über alles!“ oder raunt alternativ etwas von „Internationale“.

          Ich bin einfach nur für eine Gesellschaft, in der keiner herrscht. In der keiner gezwungen wird. Oder in der Rohrstöcke gekauft und Kinder damit geprügelt werden. Ich bin für Konzepte, die individuelle Freiheit und kollektive Verantwortung zusammendenken, die Selbstbestimmung und gegenseitige Achtung zusammenführen. Zitat Souchy:

          Freiheit ohne Sozialismus führt zur Ausbeutung, Sozialismus ohne Freiheit zur Unterdrückung.

          Und noch als Info am Rande: Als ich geboren wurde, gab es offiziell bereits keine „Wessis“ und „Ossis“ mehr, da gab es nur noch das Vierte Reich, das sich gerade mit seiner feindlichen Übernahme das DDR-Gebiet gesichert hatte und blühende Landschaften (für westdeutsche Banken und Konzerne) am Schaffen und Raffen war. Und sehr viele Ex-Ossis verstanden damals unter „Freiheit“ genau jene oben erwähnten Nylonstrümpfe und Tourismus – und wählten Helmut Kohl. Heute wählen sie AfD und Linkende, was auch kein Deut besser ist. Und was für ein Freiheitsverständnis soll das bitte sein?

          So bleibt das Volk (zumal das deutsche) nur ein verachtenswertes Subjekt.

          Sie schwätzen von Ihrem geliebten Konstrukt „Volk“… ja wo war denn dieses heroische Subjekt Ihrer feuchten Träume als man Menschen aus Zügen in Lager trieb? Ja? Als aus Nachbarn „Kommunisten“, „Schwuchteln“ und / oder „Asoziale“ wurden, die man in den Tod abführte? „Ach, das ist so lange her!“ Gut, wo war denn dann Ihr heiliges Kollektivbewusstsein, als man in Hoyerswerda, Rostock, Solingen Steine warf und / oder Häuser anzündete? Ach so, das hat gerade den gesunden Volkszorn ausgelebt, verstehe. Na gut – als man Hartz IV und Co. einführte, wo war es denn da? Ach, sich über „faule Arbeitslose in der Hängematte“ echauffieren, die paar Montagsdemos verlachen, Zwei bei Kallwas gucken und sich über Prolls wie mich amüsieren. Das hat die Mehrheit nämlich getan. Und brav Union, SPD und Co. gewählt. So viele schwätzen vom armen, armen gegeißelten „deutschen Volk“, aber über seine Schattenseiten und Schandtaten rücken „wir“ fein den Fließentisch, verstehe.

          Und wo war Ihr geliebtes deutsches Volk eigentlich als Kinder unter Masken hecheln durften und Ungeimpfte „raus aus der Gesellschaft“ waren? Wo waren Sie da eigentlich? Na? Ich war auf den Demos, ich bin ungeimpft, aber dafür bespuckt und angeschrien worden von Ihrem geliebten deutschen Mehrheitsvolk! Aber ich verstehe – das „Volk“ ist und bleibt eben Ihre große Sehnsucht. Ein mythisches, viel beschworenes Kollektiv, das Sie und alle anderen schon erlösen wird, sobald alle erst einmal aufgehört haben individuell zu denken. Schreiben Sie doch gleich, dass Dummheit eine Tugend und Mitlaufen die Revolution sei! Gegenangebot: Wann packen Sie mal an und tun was? Und zwar etwas Gescheites?

          Aber klar, natürlich, Leute wie mich wird man auch bald wiederentdecken und in die holde Volksgemeinschaft zurückzuholen versuchen. Nämlich genau, dann, wenn man Menschenmaterial für den Volkskrieg gegen Russland braucht. Bloß: Meinen Körper kriegt ihr nicht und ich will mit eurem Laden auch nichts am Hut haben! Ich beschmeiß euch mit Zucker aus meiner Tonne und bei jedem, der aufkreischt, bewahrheitet sich dann bloß wieder: Getroffene Deutsche kläffen!

          Ja, ich habe für Ihr ominöses deutsches Volkskonstrukt in der Tat wenig übrig. Ebenso für eine Bevölkerung, die in ihrer großen Mehrheit nichts, aber auch gar nichts aus den Verbrechen in der Omaheke-Wüste, in Dinant, in Auschwitz, in Leningrad und den ganzen Umtrieben vor der eigenen Haustür gelernt zu haben scheint. Außer wie man ein Aufklärungstheater daraus macht („Wir haben so viel aus der Geschichte gelernt“ – ja, wie man Cash aus ihr schlägt.). Und weitermacht. Für jeden faschistoiden und sonstigen Diktator auf dieser Welt gibt’s deutsche Waffen und deutsches Geld frei Haus – ob Netanjahu, Südsudan, Maidan-Regime, afrikanische Diktatoren oder Golfpotentaten und islamistische Fanatiker. Für die Jungen gibt’s bald Wehrpflicht und Zinksarg. Wo ist da der vielzitierte „Aufstand der Anständigen“?

          Aber bitte – schimpfen und geifern Sie ruhig weiter. Etikettieren Sie mich als was Sie wollen. Ist immerhin ehrlicher, als wenn Sie sich hier als proletarischen Mustervorkämpfer im Tinderformat zu verkaufen suchten. Am Ende kommt das, was Sie so verachten, ohnehin still und unaufhaltsam zurück. Die Freiheit lässt sich nämlich nicht wegdefinieren, wegsperren, wegwünschen. Sie wird immer wieder neu entdeckt, sie klopft an jede Tür – und auch irgendwann an Ihre. Sie können sich da in Ihre autoritären Kollektivismen flüchten, so viel sie wollen, sich in moralischen Zorn kleiden und aufplustern – aber irgendwann werden auch Sie sich fragen: „Braucht es die Zwingerei, die Herrscherei und Knechterei wirklich? Und warum gefällt mir das überhaupt?“

    3. @Naomi
      Warum schweigen Sie zum sowjetischen Kommunismus, der zum Mord an Zehntausenden Polen beigetragen hat? Sind Ihnen diese historischen Fakten etwa nicht bekannt?

      1. @Roman
        Warum schweigen Sie zu den westlichen, liberalen Demokratien, die zu vielen Kriegen angestiftet haben, die zu unzähligen Toten geführt haben. Sind Ihnen diese historischen Fakten etwa nicht bekannt?

  12. Ist die Ermordung von Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Leo Jogiches nicht der Beweis, dass Gewalt die einzige richtige Lösung ist? Die Interessen hinter diesen Morden sind bis heute an der Macht.

    1. Ist die Ermordung von Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Leo Jogiches nicht der Beweis, dass Gewalt die einzige richtige Lösung ist?

      Kurze Antwort: Nein, ist sie nicht.

      Erstens:

      Man kann Exekutionskommandos nur beseitigen, indem man sich weigert, in ihnen zu dienen, […] Nicht, indem man ein Exekutionskommando bildet, um alle anderen Exekutionskommandos zu töten.

      – Alex Comfort

      Zweitens:

      Die Ursache der elenden Lage der Arbeiter ist die Sklaverei.

      Die Sklaverei der Menschen wird durch die Gesetze verursacht, die Gesetze aber werden durch die Regierungen geschaffen, und daher ist die Befreiung der Menschen von der Sklaverei nur durch die Vernichtung der Regierungen erreichbar.

      Aber wie soll man die Regierungen vernichten?

      Alle Versuche, die Regierungen auf gewaltsame Weise zu vernichten, haben bis jetzt überall und immer nur dazu geführt, daß an Stelle der gestürzten Regierungen neue entstanden, häufig noch grausamere, als die, die sie ersetzten. So daß die Versuche, Gewalt durch Gewalt zu vernichten, bis jetzt nichts erreicht haben, und auch in Zukunft die Menschen offenbar nicht zur Befreiung von der Gewalt und also auch nicht von der Sklaverei führen werden.

      – Leo Tolstoi

      Drittens:

      Streikende Masen trachten ihren sozialen [!] Gegnern nicht nach dem Leben. Sie wollen diese weder verwunden noch verstümmeln, auch wollen sie nicht – allenfalls als Ausnahme – das Eigentum dieser Gegner beschädigen oder vernichten. Der Angriff richtet sich nicht physisch gegen die Mitglieder der besitzenden Klasse, sondern ausschließlich gegen ihre gesellschaftlichen Einrichtungen, gegen ihre gesellschaftlichen Institutionen. (…) Je mehr es dem Proletariat gelingt, die staatliche und ökonomische Organisation des Kapitals zu lähmen, desto mehr wird es dessen frühere ökonomische und politische Funktionen übernehmen.

      – Henriëtte Roland Holst

      Und das ist keine Frage der Moral, sondern eine der Technik. Man kann eine Ordnung vielleicht mit Gewalt stürzen, aber sicherlich keine lebensbejahende neue an ihre Stelle setzen. Dieser Gedanke ist auf Sand gebaut. Daher gilt es den harten Weg zu gehen, den der Verweigerung, statt der allzu süßlichen Verlockung des blinden Dreinschlagens und Zurückschießens zu erliegen.

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