Rache und Vergeltung

Screenshot von IDF-Video

In Israels Medien und Politik herrscht ein Diskurs brutaler Rache gegen die Palästinenser. Man fühlt sich dabei zu extremen Gewaltphantasien berechtigt.

 

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs und unmittelbar nach ihm organisierten sich jüdische Partisanen und Mitglieder der Jüdischen Brigade in verschiedenen Gruppen, um an Deutschen Rache für das an Juden Verbrochene zu üben. Die radikalste unter ihnen trug den Namen “Ha’Nakam” (hebräisch: “Die Rache”); sie wurde vom Partisanenführer Abba Kovner geleitet und ideologisch gelenkt. Man entwickelte verschiedene Aktionspläne, von denen der extremste die Vergiftung der Wasserquellen einiger deutscher Städte vorsah, mit dem Ziel, den Tod von Millionen deutscher Bürgerinnen und Bürger zu verursachen. Die erklärte Absicht war, eine reale Rache am deutschen Volk zu nehmen, ein internationales Echo hervorzurufen und den künftigen Feinden des jüdischen Volkes eine historische Lektion zu erteilen. Der Plan wurde vereitelt, und die Gruppe löste sich 1946 wieder auf.

Ein solches Bedürfnis nach Vergeltung biblischen Ausmaßes konnte für Juden spätestens nach der israelischen Staatsgründung nicht mehr mit derlei Aktionen dezidierten Gegenterrors befriedigt werden. Staaten dürfen das nicht. Zwar verüben auch sie organisierten Terror gegen Feinde, aber dieser wird in legitime Kriege integriert und somit nie für solchen ausgegeben.

Der von Israel gegenwärtig geführte Krieg gegen die Hamas und die palästinensische Bevölkerung in Gaza hat seinen kollektivpsychischen Nährboden in der Israel am 7. Oktober widerfahrenen Katastrophe. Ihre Monstrosität ließ Israel quasi keine Wahl: Es musste reagieren, denn auf seinem Territorium hatte sich das schlimmste Desaster ereignet, das Israel seit seinem Bestehen erlebt hat. Aber schon diese Formulierung erfordert eine Differenzierung: Es war der Staat, welcher sowohl am 7. Oktober als auch in den Wochen danach kläglich versagt hatte, der sich gleichsam wieder “einbringen” musste, um seine Souveränität zu behaupten; dafür zog er in den Krieg. Die Bevölkerung hingegen, deren Vertrauen in den Staat am Katastrophentag zutiefst erschüttert worden war, durchlebte (und durchlebt noch immer) vor allem eine kollektive Trauer um die Toten und eine schmerzliche Leiderfahrung der großen Sorge um die massenhaft von der Hamas entführten israelischen Geiseln.

Was sich aber öffentlich am suggestivsten artikuliert, ist das offenbar historisch nicht versiegte Vergeltungsbedürfnis, welches seine konsensuell zugelassene Sphäre in der Bevölkerung und in den Medien hat, die sich gegenseitig speisen: Die Medien bedienen die Rachebegierde ihrer Klientel, werden aber zugleich auch von ebendieser Begierde der Klientel geprägt. Der kollektive Konsens generiert so einen homogenen, fast schon gleichgeschalteten Diskurs, der sich zudem als “patriotisch” gerechtfertigt weiß und sich entsprechend blind machen kann für die gewaltige Katastrophe, welche die israelische Armee im Gazastreifen anrichtet.

Man kann dies kulturell einordnen als das in die “jüdische” Kollektivpsyche eingegangene Ideologem des biblischen “Auge um Auge, Zahn um Zahn”, welches sich historisch auf die jahrhundertealte Leiderfahrung der Juden in der Diaspora rationalisierend stützen darf. Aber eine solche “Rechtfertigung” impliziert auch nolens volens eine Pathologisierung “der Juden”, wie es sich Antisemiten gern zurechtlegen; die eigene Pathologie der Antisemiten und das Paranoia der Juden im Verhältnis zur “Welt” finden sich da paradox verschwistert.

Aber das wäre eine allzu leichtfertige Apologie der israelischen Juden. Zu horrend ist, was in Gaza passiert, als dass man es mit der historischen Leiderfahrung einfach so wegerklären könnte. Man muss sich eingestehen: Das in Israel derzeit vorwaltende Rachegefühl rührt von einem Araberhass her, der von Teilen der israelischen Bevölkerung seit vielen Jahrzehnten genährt wird und als solcher perenniert; was ihn kennzeichnet, ist eine (widersprüchlich anmutende) Mischung aus Angst, Überheblichkeit und ideologisch gespeister Selbstüberschätzung. Es ist das Spiegelbild des Hasses vieler Araber auf die Israelis (welche fatalerweise oft mit “Juden” gleichgesetzt werden).

Am 7. Oktober ist dieser alte Hass gleichsam legitimiert worden. Die Gräuel des Pogroms, die extremen Auswüchse des Massakers, haben das Bedürfnis nach Vergeltung entfacht und nahezu alle jüdischen Israelis blindgemacht für die barbarische Brutalität, mit der die israelische Armee im Gazastreifen vorgeht, mithin für die ungeheuren Ausmaße des an der Zivilbevölkerung verbrochenen “Kollateralschadens”, für die radikale Verwüstung eines gesamten Landstrichs. Aber man darf nicht übersehen: Der Hass und das Rachebedürfnis sind nicht erst jetzt aufgekommen, sie waren im Verhältnis der israelischen Regierung(en) und beträchtlicher Teile der Bevölkerung Israels zu den Palästinensern seit langem angelegt. Bei Gewalteskalationen brachen sie stets vehement hervor, in “ruhigen” Zeiten zeigten sie sich in der “friedlichen” Form der Ignorierung jeglicher Leiderfahrung der Palästinenser unter der Okkupationsbarbarei. Ob man es in Israel wahrhaben möchte oder nicht, es gab (und gibt) nun einmal den vom UN-Generalsekretär António Guterres vor Wochen angesprochenen Kontext, der den 7. Oktober herbeigeführt hat.

Sowenig der 7. Oktober mit dem Holocaust vergleichbar ist, wie es manche Israelis wollen, kann man nun behaupten, Israel begehe in Gaza einen Genozid. Diese Kategorien sollte man sich (schon von den Dimensionen her) den historisch bekannten Völkermorden vorbehalten; es ist ja schon unerträglich genug, was am 7. Oktober in Israel geschah und sich derzeit in Gaza zuträgt. Wohl darf man sich aber fragen, woher die genozidale Rhetorik gegenüber den Palästinensern kommt, die den gegenwärtigen israelischen Diskurs der Politik, der Medien und eines Großteils der Bevölkerung durchwirkt.

Man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass diese von schadenfreudigem Sadismus und Allmachtsgefühl geprägten Gewaltphantasien mit einem Grundempfinden zusammenhängen, weder ein noch aus zu wissen, mit einer bedrohlichen Ahnung davon, dass man sich in eine historische Sackgasse hineinmanövriert hat, aus der man nicht herauszukommen vermag. Auf die terroristische Hamas lassen sich diese Phantasien leicht projizieren; man braucht sie nur als Nazis zu apostrophieren und schon sind sie (wie denn alle Gaza-Bewohner, einschließlich Frauen und Kinder) vernichtungswürdig.

Aber es geht eben nicht nur um die Hamas, es geht vielmehr um die Palästinenser insgesamt, um den Konflikt mit ihnen, um die Okkupation, es geht um den systematisch nicht wahrgenommenen Elefanten im Raum. Mit der radikalen Rache und der entmenschlichenden Vergeltung schafft man sich gleichsam das Problem vom Hals – nach dem 7. Oktober zumal. Die eigene Ohnmacht im Hinblick auf die Zukunftslosigkeit der bestehenden israelischen Handhabung des Konflikts schlägt um in blinde Wut, in einen unmenschlichen Eliminierungswunsch, der freilich mit der Gewissheit einhergeht, dass er nicht zu verwirklichen ist – weder die Palästinenser noch ihre kollektiven Bestrebungen werden verschwinden. Und ja, vermutlich auch nicht die Hamas.

Der Unterschied zwischen der irrealen Vergeltungsambition der seinerzeit von Abba Kovner geführten Terrorgruppe und dem heute in Israel vorwaltenden Rachebestreben besteht darin, dass die unmenschliche Gewaltphantasie nach dem Holocaust insofern “nachvollziehbar” war, als man auf einen Genozid reagieren wollte, bei dem die Opfer schuldlos an dem waren, was ihnen widerfahren war. Die Juden hatten den Deutschen nichts angetan. Die jetzige, auf Elimination ausgehende Gewaltphantasie in Israel kann eine solche Schuldlosigkeit nicht beanspruchen. Schuldlos waren die Opfer des 7. Oktobers, nicht aber ihr Staat, der sie nicht nur am Tag der Katastrophe verraten hatte, sondern seit vielen Jahrzehnten darin schuldig geworden ist, den Kontext, der das Desaster des 7. Oktober generiert hat, bewusst und willentlich ignoriert zu haben.

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46 Kommentare

  1. Es ist klar, dass Israel keine Totalvernichtung der Palästinenser – in dem Ausmaß wie es die Nationalsozialisten taten – plant oder vorhat. Aus israelischer Sicht müssten die Palästinenser nur stillhalten und die Besatzung und ständige weitere Landnahme widerstandslos hinnehmen. Wenn sie dann ihre Koffer packen und zu ihren arabischen Brüdern ziehen, wäre alles Friede, Freude, Eierkuchen..

    Wenn sie das nicht tun, dann muss Israel notgedrungen stärkere Seiten aufziehen, was im Endeffekt die Wahl zwischen Zerstörung der Lebensgrundlagen und Tod oder freiwilliger Auswanderung bedeutet.

    Auch wenn Israel nicht die industrielle Eliminierung der Palästinenser wie es die Nazis mit den Juden taten vorhat, so entspricht ihr Vorgehen dennoch der Definition der Konvention gegen Völkermord, die es selbst unterzeichnet hat.

    Solange Israel seine Staatsräson eines völkischen Staates aufrechterhält, wird es gezwungen sein, die Palästinenser auf irgend eine Art und Weise loszuwerden, abgesehen von ein paar Quoten- Palästinensern, mit denen man den Schein eines demokratischen Rechtsstaats aufrecht erhält.

    1. richtig…und wieviel Quoten-Palaestinenser
      zukünftig im Gazastreifen leben dürfen
      (wenn überhaupt) darüber haben sich die Netanjahu’s auch schon Gedanken gemacht, 100tausend Palaestinenser sollen es sein, der Dreck muss ja von irgendwem beseitigt werden.

    2. Die Israelis haben keine Deportations- und Erschießungsmannschaften in das Gaza-Ghetto geschickt, sondern Kampfbomber.
      Das eine soll “industriell” sein und das andere nicht?

      Und um Arbeitskräfte geht es hier nicht. Diese Diskussion ist hier fehlgeleitet.

      1. Aber schon vor Wochen hat die israelische Geheimdienstministerin Gamliel (Likud) in der Jerusalem Post geschrieben, daß “die internationale Staatengemeinschaft” statt Gaza wiederaufzubauen, doch lieber die “freiwillige” Umsiedlung der Palästinenser finanzieren solle, so daß diese sich “in ihren neuen Gastländern” eine neue Zukunft aufbauen könnten,

        Das ist eindeutig Vertreibung! Und wir, also die westlichen und EU-Staaten sollen das auch noch bezahlen!

    3. Vertreibung, und damit die Auslöschung der Identität eines Volkes, ist eine der anerkannten Definitionen von “Genozid”, das ist Ihnen schon klar?

    4. “Solange Israel seine Staatsräson eines völkischen Staates aufrechterhält, wird es gezwungen sein, die Palästinenser auf irgend eine Art und Weise loszuwerden, abgesehen von ein paar Quoten- Palästinensern, mit denen man den Schein eines demokratischen Rechtsstaats aufrecht erhält.”

      Diese Realitätsbeschreibung spielt hier in Deutschland in den Medien keine Rolle. Statt dessen empört man sich zu recht über ein Treffen zwischen identitären Rechten und ein paar AfD-Politikern, weil sie unliebsame “Geflüchtete” ausser Landes schaffen wollen. Wo bleibt der Aufschrei unserer Propagandamedien über das klammheimliche Vorgehen der Israelis? Hier geht es ja immerhin um die indigene Bevölkerung des Gebietes und keine Zugereisten!

      Da kommt natürlich nichts, genauso wie beim Jemenkrieg, der 8 Jahre ignoriert wurde und den man vergaß. Heute kann man das Radio nicht einschalten ohne das spätestens nach 5 Minuten über den Jemen berichtet wird.

      1. Die wollen nicht nur Zugereiste, sonder auch Menschen mit deutschem Pass, ausweisen, vulgo deportieren, denn wohin sollen die denn gehen? Kommt einem doch arg bekannt vor.
        Wer dieses Pack noch wählt, der hat wirklich nichts begriffen.

    5. Naja, ist wie überall Einige wollen es, Andere wollen es nicht.
      Die israelische Gesellschaft ist stark zersplittert und eine recht große Zahl (eventuell sogar eine knappe Mehrheit) lehnt in unterschiedlicher Abstufung das Vorgehen ihrer Regierung ab.
      Hättest du beispielsweise 1940 die Deutschen gefragt ob sie es gut finden die Juden alle umzubringen, hätten auch fast alle gesagt, das das scheußlich und eine Unterstellung ist.
      Es ist vollkommen egal, was die Mehrheit wünscht, solange eine Minderheit nur entschlossen und verlogen genug ist um Ihre Agenda durchzusetzen. Irgendwo habe ich mal gelesen, das ein Bevölkerungsanteil von dreißig Prozent der so was mitträgt vollkommen ausreichend ist.
      Zumal diese Minderheit dann immer versucht die Restbevölkerung quasi in Geiselhaft zu nehmen damit die nicht ausscheren können. Genau das macht Netanjahu gerade, indem er überall Hamasführer hat wegbomben lassen, damit es ja nicht zu einer Entspannung und Gesprächen kommt. Die sind für mich allerdings auch keine Sympathieträger.
      Nur, für eine Lösung müssen halt alle miteinander reden.
      Wichtig ist aus meiner Sicht noch, das es eine ganze Reihe von Gruppen in Israel gibt, die bei einer Lösung viel zu verlieren haben. Die sind nicht daran interessiert, das es zu einer Lösung kommt, die auf einem Ausgleich beruht.
      Die da wären, die Siedler, der militärisch geheimdienstliche Komplex, Rechtsradikale sowie Nationalreligiöse und deren Politiker, Gruppen die eher monetäre Ziele verfolgen wie Bauunternehmen und Antiquitätenhändler (mit oft recht zweifelhaften Praktiken) usw, sowie Gruppen im Ausland, die teilweise nicht mal Juden sind (beispielsweise rechte Christen und Endzeitchristen).
      Auf arabischer und palästinensischer Seite sehe ich aktuell auch nicht unbedingt den Friedenswillen.
      Auf der einen Seite sind nach dem überzogenen Vorgehen der Israelis die Fronten verhärtet und hat auf palästinensischer Seite unverhältnismäßig viele Opfer gefordert, auf der anderen Seite, wird dieses Vorgehen langfristig Israel so massiv schaden, das es durchaus sein kann, das das Ziel eines Staates Palästina erreichbar wird. Es ist erkennbar, das auch die Führung auf Seiten der Palästinenser durchaus bereit ist dafür persönliche Opfer zu bringen.
      Bricht Israel plötzlich und unerwartet zusammen, wäre es auch nicht gut. Da würde sich die Frage stellen wer sich bei so einem Ereignis alles eine Atombombe einfängt. Das können dann nicht nur arabische oder persische Städte sein. Die Trägersysteme Israels sind geeignet um jede europäische Stadt zu treffen. Eventuell wird man dann auch denen noch eine reindrücken wollen, die es aus Sicht der israelischen Hardliner haben an Unterstützung mangeln lassen.
      Wir haben auf beiden Seiten nicht unbedingt mit rational agierenden Parteien zu tun. Wäre es anders hätten wir den Schlamassel nicht.
      Ansonsten würde ich dir zustimmen.

  2. Israel ist vollkommen Geistes gestört und drückt seinen asozialen Geisteszustand mittels Gewalt und Massenmordes gegen alle aus. Wäre die Welt normal (human) müsste man das totalitäre Regime sofort ins Gefängnis für schwerst abnormale Gewaltverbrecher und Massenmörder befördern. So wie Anders Behring Breivik – Norwegischer rechtsextremistischer Massenmörder – verhält sich Israel, bezogen auf seine Politik des rechtsextremistischer Massenmordes. Israel ist so abnormal und feige, dass es Massenmord an Kinder ausgeführt, weil sich diese nicht wehren können, genau wie der rechtsextremistischer Massenmorder Breivik abnormal und feige, Kinder, die sich nicht wehren konnten, ermordet hat.

    Da kann Israel (annektiertes Palästina) stolz sein!?

  3. Vielleicht mal ein Beispiel? Einen Presseartikel, die Äußerung eines Politikers oder wenigstens einen Leserbrief? So viel sollte ja drin sein, wenn behauptet wird, dass Israel von Rachegedanken zerfressen wird. Es gab solche Äußerung, ja. In den ersten drei Tagen nach dem Massaker war so etwas zu hören. Was im Rest der Welt längst vergessen wäre. Nicht so in Israel. Diese Äußerungen werden die nächsten 1000 Jahre täglich auf Overton rezitiert und wir alle kennen sie auswendig. Damit nicht genug: Südafrika verwendet sie, um in Den Haag einen Genozid zu beweisen.

    Aber jetzt, Mitte Januar, wo ist da Rachsucht? Ich lasse mir den Newsletter von Haaretz kommen, der kostet nichts. Auch Israel heute kann man umsonst lesen. Da lernt man, wie übrigens auch bei den Russen, völlig fremde Welten kennen. Ich will wissen, was TASS schreibt und das, was ich dazu aus dem Mainstream erfahre, ist komplett falsch. Kaum anders bei Israel: wir legen fest, was die da unten für eine Meinung haben und nutzen das zur Diffamierung. Was Israel tatsächlich sagt, bleibt unzitiert.

    Für eine kriegführende Nation ist das, was ich da lese, ausgesprochen zurückhaltend. Haaretz hat neulich sich rührend um ein Gerücht gekümmert, wonach palästinensische Gefangene misshandelt wurden. Die Hetzer von +972 hatten das behauptet. Ich hatte das sofort als Pallywood eingestuft und hatte damit wohl recht. Wenn an der Sache etwas dran gewesen wäre, hätten andere Medien das Thema aufgegriffen, allen voran Al Jazeera. Da kam nichts, das Ganze war eine Ente. Was aber Herrn Rötzer nicht davon abhalten wird, weiterhin +972 zu zitieren.

    Wenn nun Israel ein Genozid vorgeworfen wird, dann sind die Aussagen und Taten des Kriegskabinetts zu bewerten, denn dieses hat das Sagen. Yov Galant hat sich eindeutig geäußert: Israel strebt keinen zivilen Einfluss in Gaza an. Heißt, dass sie sich aus der Politik heraus halten, aber eben jedwede Gewalttat gegen Israel verhindern. Was ja verständlich sein dürfte, nach der Erfahrung von 2005.
    Die Kriegführung ist als ausgesprochen rücksichtsvoll und schonend zu bezeichnen. Gegen einen Gegner, der systematisch auf menschliche Schutzschilde setzt, sind Opfer nicht vermeidbar. Sollen die mit ihrer Taktik denn erfolgreich sein und ihre Terrorherrschaft fortsetzen können? Sagt doch mal.

    1. An den Taten sollt ihr sie erkennen und nicht an deren, mit Milliarden gekauften, Propaganda/Spin-Doktoren Aussagen, Erpressung und einseitigen Zensur-Maßnahmen und Geschichtsrevision.

    2. Ist das noch Dummstellen, oder ist das mehr?

      Was an Äußerungen aus der israelischen Führungsetage durchkommt, selbst in unsren Israel-freundlichen Medien, reicht Ihnen nicht?

      Und den menschenverachtenden Unsinn mit den “menschlichen Schutzschilden” kann ich nicht mehr hören! Israel bombardiert Krankenhäuser!!!!! Und zwar im Gegensatz zu den Russen in der Ukraine gezielt und mit voller Absicht und nicht durch zufällige Treffer, etwa durch abgelenkte Raketen. Und das geben die auch offen zu!

      Selbst WENN da “ein Hamas-Tunnel” drunter gewesen WÄRE, was es nicht war, das verbietet sich!

      1. “Und den menschenverachtenden Unsinn mit den „menschlichen Schutzschilden“ kann ich nicht mehr hören! Israel bombardiert Krankenhäuser!!!!! Und zwar im Gegensatz zu den Russen in der Ukraine gezielt und mit voller Absicht und nicht durch zufällige Treffer, etwa durch abgelenkte Raketen. Und das geben die auch offen zu!”

        Ähm, wo denn?

        1. Dazu von CNN:
          How Gaza’s hospitals became battlegrounds

          “At least 20 out of 22 hospitals identified by CNN in northern Gaza were damaged or destroyed in the first two months of Israel’s war against Hamas, from October 7 to December 7, according to a review of 45 satellite images and around 400 videos from the ground, as well as interviews with doctors, eyewitnesses and humanitarian organizations. Fourteen were directly hit, based on the evidence collected and verified by CNN and analyzed by experts.”
          https://edition.cnn.com/interactive/2024/01/middleeast/gaza-hospitals-destruction-investigation-intl-cmd/

          14 Krankenhäuser nur im Norden des Gaza-Streifens DIREKT GETROFFEN von israelischen Bomben und Granaten. 20 von 22 Krankenhäuser beschädigt oder zerstört. In der unmittelbaren Nähe von 11 der Krankenhäuser waren auf Satellietenaufnahmen Krater von schweren 900kg-Fliegerbomben sichtbar, deren Explosion die Krankenhäuser zumindest schwer beschädigen mussten (der letale Splitterradius liegt bei diesen Bomben laut CNN bei 365 Metern).
          ——-

          M.W.n. arbeitet mittlerweile im Norden des Gaza-Streifens (Gaza-Stadt et. al.) kein Krankenhaus mehr, weil Israel dieses Territorium als “free fire zone” ausgerufen hat.
          Allerdings sollen dort noch mehrere Hunderttausend Menschen zwischen den Ruinen leben.

          ——-
          Nun vergessen Sie das aber schnell und stellen sich wieder dumm!

    3. Die Kriegführung ist als ausgesprochen rücksichtsvoll und schonend zu bezeichnen.

      Artur, wie kann man so verblendet sein?
      Hättest du wenigstens sowas gesagt wie: “Ja, es gibt viele Tote, aber trotzdem versuchen die Israelis noch, so gut es geht, die Menschen zu schonen, aber im Krieg passieren halt Dinge”.
      Aber nein du musst ihnen mit “ausgesprochen rücksichtsvoll und schonend” direkt einen Heiligenschein umhängen. An dieser Idealisierung, an dieser krassen Gut-Böse-Sicht, kann man so richtig erkennen wie sehr du dich geistig verfahren hast.

      Dass die Israelis in Gaza rücksichtsvoll vorgehen behaupten nicht mal mehr die USA, GB, Baerbock und sonstige Israel-Unterstützer. Allenfalls noch bei Araberhassern wie der AFD kann man sowas hören.

    4. israelische Kriegsführung wäre ausgesprochen rücksichtsvoll und schonend ?

      Die Fernseh- u.a. Bilder zeigen das G e g e n t e i l ! das 100%
      Gegenteil .

  4. Vielen Dank Moshe Zuckermann!
    Inmitten der nationalen Kollektivneurose Israels sitzt Du und machst Dir und uns klar, was passiert.
    Und wendest das Handwerkzeug der “Frankfurter Schule” an, aus Deiner alten Heimat (die es dort aber gar nicht mehr gibt).

    Geradezu brillant. Lasse uns weiter teilhaben.

    Dein Motto:
    “Wohl darf man sich aber fragen, woher die genozidale Rhetorik gegenüber den Palästinensern kommt, die den gegenwärtigen israelischen Diskurs der Politik, der Medien und eines Großteils der Bevölkerung durchwirkt.”

  5. Was geht da ab? Die Juden sind weder eine Rasse, noch ein Volk, und das Judentum ist eine Religion. Die deutschen Juden waren Deutsche, die polnischen Polen usw.. Marx und Freud waren Deutsche, und Einstein war Schweizer. Eine Mission findet bei den Juden nicht statt, aber Migration, Assimilation und Integration. Auch die Möglichkeit der Konversion besteht. Das Judentum gehört einfach zu den Weltreligionen. Das jüdische Volk wurde von den Zionisten erfunden, und eine antike Sprache aktualisiert, nämlich Hebräisch, und Palästina als Staatsgebiet annektiert. Das Ganze geschah, weil die Juden überall eine religiöse Minderheit waren und manchmal diskriminiert oder verfolgt wurden. Angesichts der Massaker der Israelis an den Palästinensern überrascht mich die rätselhafte Begeisterung der Populisten über Judentum und Israel. Ich glaube sie betrachten die Israelis als Vorbild und haben insgeheim den Wunsch, die Katholiken und andere Christen würden sich als Römer bezeichnen und Latein reden, und die EU als ihren Staat reklamieren. Wenn man die Wiederentdeckung des christlichen Europas durch die Populisten zur Kenntnis nimmt, kann man solche Bestrebungen nicht mehr ausschließen. Vorsichtshalber haben die Konzerne bereits die Kirche in Griff genommen und Latein als Ritualsprache abgeschafft.

    1. “überrascht mich die rätselhafte Begeisterung der Populisten über Judentum und Israel”
      Ich habe dafür zwei Erklärungen: Ich glaube beim Sechstage-Krieg hatten viele Rechte und noch Rechtere eine große Bewunderung für diese ach so wunderbar ‘deutsche’ Armee, Rommel lässt grüßen, das hätten sie doch nicht gedacht, dass die Juden so kriegerisch wie sie selbst sein könnten. Und zweitens, schlichter Rassismus gegen Araber. Gemeinsamer Feind sozusagen.
      Dafür vergisst man dann auch mal alte Abneigungen.

      1. Tatsächlich ist der Hass auf den Islam der gemeinsame Nenner zwischen Israelis und Populisten. Dabei gibt es nicht nur bei islamischen Einwanderern Clanstrukturen und Mörder sondern genauso bei den Christen. Man denke an die Mafia in Europa und USA und an die Drogengangs in Südamerika und die korrupten neofaschistischen Cliquen, die in Deutschland regieren, und es zum zweitenmal in 90 Jahren in den Abgrund führen, und aus Afghanistan und aus der Provinz Idlib in Syrien die Dschihadisten und Kollaborateure importieren, die die BRD terrorisieren, um sie m. E. früher oder später in die Bundeswehr zu integrieren, um Unruhen in der BRD niederzuschlagen, zu denen es als Folge ihrer zerstörerischen Politik kommen wird.

  6. Das der radikale jüdische Fundamentalismus – in welcher Form auch immer – auf den Vormarsch ist, davor haben kritische Juden schon lange gewarnt. Dieser religiöse Fanatismus hat auch schon lange das „liberale Israel“ ideologisch im Griff. Keine der beiden Seiten verstand die reale Lage der Palästinenser. Diese wurden von den Liberalen einfach ignoriert. Auch Palästinenser, die in Israel arbeiten mußten, hatten sich mit Checkpoints und hohen Zäunen angefunden. Die Liberalen in Israel fanden in der PLO ihre Freunde. Dabei übersahen sie, daß die PLO eine völlig verkommene, korrupte Behörde ist, die auf ihre eigenen Leute schießt. Hoffnung auf die PLO zu setzten ist schlicht Märchenstunde. Jetzt holt die Realität die demokratischen Träumer ein.
    Gaza war schon immer das größte Freiluftgefängnis der Welt. Desmond Tutu bezeichnete die Lage der Palästinenser als viel schlimmer als es die Apartheid in Südafrika jemals war. Er weiß wovon er spricht.
    Seit den Zusammenbruch der UdSSR gibt es im arabischen Raum keine rationale, weltliche Befreiungsbewegung mehr. Diese ideologische Leerstelle hat der radikale Islam gefüllt. Es stehen sich also in Israel und im arabischen Raum religiöse Fundamentalisten gegenüber, die keinen Frieden wollen. Folglich gibt es Krieg. Dieser jetzt langsam eskalierte Krieg wird zum Untergang Israels führen. Die USA verlieren schon jetzt die Lust das zionistische Terrorregime zu unterstützen, denn dieses Israel will auch die USA in seinen Untergang hineinziehen.
    Deutschland hat sich in seiner offiziellen Politik zur bedingungslosen Unterstützung Israels verpflichtet. Folglich wird auch Deutschland in den Strudel des israelischen Niedergangs mit hineingerissen. Auch davor haben nach Deutschland ausgewanderte Juden gewarnt. Sie wurden ausgegrenzt und verlacht..
    Wir stehen in Middle East vor einen großen Knall. Der Angriff der USA auf den Jemen hat diesen „Big Bang“ noch wahrscheinlicher gemacht.
    Die Lage ist – realistisch betrachtet – hoffnungslos. Dies stellen auch Iraner fest, die vor der dortigen Theokratie nach Deutschland geflohen sind. Auch hier werden sie diskriminiert und verfolgt, wenn auch subtiler als im Iran. Die simulierte Demokratie des Westens wird zum Widerstand der Geflüchteten führen und die deutsche, weltliche Theokratie in Frage stellen. Auch dieses Deutschland ist verloren!

  7. Israel ‘verteidigt’ sich gegen den Terror.
    GB/USA und ein paar ‘freiwillige Bomben gegen Jemen, um ihre Herrschaft über die Meere zu erhalten.
    Dieser Handelsweg könnte vor allem den Westen sehr hart treffen und die Medien werden nicht die Gesetzlosigkeit anprangern, sondern den Hass in vielen Gesellschaften fördern.
    Und Israel kann so handeln wie sie das tun, weil sie die finanzielle und militärische Unterstützung erhielten und erhalten. Ohne der Unterstützung vom ‘Westen’ gäbe es nicht diese Situation.

    Im ersten Absatz vom Artikel, gibt es einen Film namens ‘Plan B’!
    Die Aussage war, daß die jüdischen Partisanen von den westlichen Geheimdienste unterstützt wurden. Ohne Unterstützung keine Partisanen…

    1. Es ist ein Märchen das sich unter Restlinken hartnäckig hält, daß der Staat Israel eine Gründung des Westen – den es damals in seiner heutigen Form noch gar nicht gab – ist.
      Die Weltmacht, die maßgeblich die Gründung des israelischen Staates betrieb, war die UdSSR unter Josef W. Stalin. Die UdSSR betrieb nachdrücklich die Teilung Palästinas und lieferte Waffen an die zionistischen Terrororganisationen. Die CSSR bildete die israelische Luftwaffen aus. Das sind Tatsachen, die die Restlinke einfach nicht zur Kenntnis nehmen will.
      Der Kibbuzin war anfangs eine sozialistische Angelegenheit von gesunden, zionistischen Wehrbauern, die in typisch westlicher Koloniarart das Land bestellen wollten, wozu angeblich die arabischen Barbaren nicht in der Lage waren. Einer der Gründe warum die Sowjetunion maßgeblich die zionistische Staatsgründung betrieb, war ein Flüchtlingsprobleme, die sog. displaced Persons.
      Die US Eliten stimmten der UN-Teilungsresolution vom 29. November 1947 nur widerwillig zu und die britische Mandatsmacht enthielt sich der Stimme.
      Israel war im Grunde eine „linke Staatsgründung“ westlicher Rassisten und Kolonialisten. Das erklärt warum heute noch Restlinke den zionistisch Staat verherrlichen, so wie sie einst die UdSSR verklärt und verherrlicht haben.

      1. Dann belegen Sie ihre Aussage zur Gründung des Staates Israel!
        In meinen Ausgangskommentar ist nicht ein Wort irgendeiner idiotischen Ideologie zu lesen. Dann seien sie doch so freundlich ihre Unterstellung zu unterlassen.
        Übrigens gehen sie überhaupt nicht auf den Inhalt meines Kommentar ein. Es ist nämlich der ‘Westen’ der einmal mehr illegal bombt und nicht einmal, falls vorhanden, eigene Verfassungen respektiert. Dann sind diese Demokratien eben Scheindemokratien.

      2. Und du bist ein Restrechter der nicht rassistisch und anti-imperialistisch ist?!?

        das große Paradoxon: Linke werden von Rechten als Rassisten (rechts) und Kolonialisten (rechts) bezeichnet.

        Dann verstehe ich aber nicht, dass ihr Rechten die Linken so hasst?!? Schließlich sind sie doch auch rassistisch und imperia-/kolonialistisch. Dann sind Linke doch rechts, und ihr Rechten seid Linke, da ihr natürlich keine Vorurteile gegenüber anderen Hautfarben/Religionen hegt.

        Wo ist denn das Problem der Rassisten mit diesen rassistischen Linken?
        Ach so…ja klar, ich vergaß: Linke und Rechte treffen sich nach Demos etc. und gehen zusammen saufen um dann Ausländer zu klatschen.

        Ja, doch …ergibt Sinn….wenn man BILD-Leser und USA-Fanboy ist.

  8. Zuckermann widerspricht sich eigentlich selbst: Einerseits bestreitet er, dass es ein (beabsichtigter)Genozid sei, also im Prozess befindlich, andererseits spricht er von den eliminatorischen Bedürfnissen, die durch die Medien befeuert werden und dass durch die Gleichsetzung von Palästinensern/Hamas mit Nazis auch Zivilisten als legitime Ziele betrachtet werden. Und das soll dann nicht in die Tat umgesetzt werden. Die Fakten sprechen dagegen, nur sind wir noch nicht am Endpunkt angekommen. Noch warnen die entsprechenden Organisationen vor der beispiellosen Hunger (und Durst)Katastrophe, die in Gang ist, aber Zuckermann glaubt es wohl erst, dass ein Genozid im Gang ist, bis die nicht zu beerdigenden Leichenberge überall liegen. Wieviele liegen denn noch unter den Trümmern, es gibt schon Vermutungen von mittlerweile 90 000 Toten.
    Übrigens zum wiederholten Mal: Das Talionsprinzip besagt : Nicht MEHR als ein Auge für ein Auge, nicht MEHR als ein Zahn für einen Zahn. Es war ein Aufruf zur Mäßigung.
    Und was die Traumatisierung der jüdischen Israelis durch die Shoah angeht, so wird die Jugend durch diese jährlichen Fahrten nach Auschwitz mit Nachspielen von Szenen und permanenter Indoktrination, dass alle Welt die Juden hassten, permanent neu traumatisiert, sogar Kinder arabischer Juden, die gar nicht von der Shoah betroffen waren, werden dergestalt imprägniert.
    https://www.youtube.com/watch?v=Y1nkhUGAgjs Defamation

    1. “Das Talionsprinzip besagt : Nicht MEHR als ein Auge für ein Auge, nicht MEHR als ein Zahn für einen Zahn. Es war ein Aufruf zur Mäßigung.”

      “Auge um Auge, Zahn um Zahn” hätte bei maximal 1200 toten Palästinensern haltmachen müssen.

      Der Autor weiß das natürlich auch:

      “Man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass diese von schadenfreudigem Sadismus und Allmachtsgefühl geprägten Gewaltphantasien mit einem Grundempfinden zusammenhängen, weder ein noch aus zu wissen, mit einer bedrohlichen Ahnung davon, dass man sich in eine historische Sackgasse hineinmanövriert hat, aus der man nicht herauszukommen vermag.”

      Um da wieder “herauszukommen” bedarf es eben der Hilfe von außen. Und die Einzigen, die dazu in der Lage wären, wollen das nicht.

      Es ist eine Tragödie!

    2. Sie haben einen zentralen Aspekt: der Terror der da unter unter Televisionsaugen von Al Jazeera vermittelt wird, findet,geht doch über israelische Gewaltphantasien erheblich hinaus: Außerdem: Max Blumenthal von ‚. The Grayzone‘ vermitteln auch ein Bild von Terror und stellten auf YouTube eine Zusammenstellung eliminatorischer Gewaltphantasien von IsraelInnen gegenüber Palästinensern und der Hsmas eindrücklich auf.

  9. “Die jetzige, auf Elimination ausgehende Gewaltphantasie in Israel kann eine solche Schuldlosigkeit nicht beanspruchen. Schuldlos waren die Opfer des 7. Oktobers, nicht aber ihr Staat, der sie nicht nur am Tag der Katastrophe verraten hatte, sondern seit vielen Jahrzehnten darin schuldig geworden ist, den Kontext, der das Desaster des 7. Oktober generiert hat, bewusst und willentlich ignoriert zu haben.”

    Ich glaube hier ist tatsächlich der Kern des politischen Problems erkennbar, die Abwesenheit jeglicher Friedenspolitik, die auf Ausgleich der Interessen und Gleichbehandlung zielt. Nach dem Mord an Rabin war in Israel damit Schluss.

    Aber woher sollen Friedenspolitiker herkommen, wenn sie wie die Friedenspolitiker der SPD und der FDP heute allüberall durch “warmonger” ersetzt wurden? “Warmonger” organisieren die Kriege von Morgen. Demnächst im Iran oder in Taiwan oder wo auch immer.

  10. Herr Zuckermann kommt so langsam auf Likud-Linie an, jedenfalls am Anfang seines höchst inkongruenten Artikels. Wer das Vergeltungsbedürfnis von Juden wie Abba Kovner nach dem Holocaust mit dem “Vergeltungsbedürfnis” der “israelischen Öffentlichkeit” nach dem 7. Oktober 2023 vergleicht, der ist m.E. nur einen Schritt entfernt von der von der israelischen Regierung ausgegebenen “Argumentation”slinie, dass man “wieder gegen die Nazis” kämpfe (oder eben wahlweise gegen ISIS), dass Hamas wie die Nazis seien und demzufolge alle Mittel erlaubt seien.
    Für einen solchen Vergleich ist es nötig, die Geschichte zwischen 1947 und 2023 vollkommen auszublenden, was Zuckermann ähnlich der israelischen Regierung auch größtenteils tut.

    Wie wär’s denn mit dem naheliegenderen Vergleich, dass nämlich die Palästinenser nach zwei Vertreibungen durch Israel (1948 und 1967), nach systematischer Erniedrigung und Entrechtung über Jahrzehnte hinweg, nach Einkäfigung und Blockade in Gaza, nach regelmäßigen “mowing the lawn”-Bombardements des Gaza-Streifens ein ebensolches Vergeltungsbedürfnis entwickelt hätten wie einst Abba Kovner und sich so das Massaker an den Kibbutzbewohnern vom 7. Oktober 2023 erklären lasse?!
    Die linken Israelis, die ich in den letzten Wochen verfolgt habe, namentlich Moshe Machover und Ilan Pappe, hätten wohl diese Parallele bevorzugt. Bei Machover bin ich mir sogar sicher, denn Machover schaltete mit seiner kleinen marxistischen Gruppe Matzpen am 22. September 1967 in Haaretz eine Anzeige, in der die Gruppe den sofortigen Rückzug aus den gerade von Israel eroberten Gebieten (Westbank, Sinai, Gaza, Golan-Höhen) forderte und folgende Begründung anführte:

    “Our right to defend ourselves from extermination does not give us the right to oppress others. Occupation leads to foreign rule. Foreign rule leads to resistance. Resistance leads to repression. Repression leads to terror and counter-terror. The victims of terror are mostly innocent people. Holding on to the occupied territories will turn us into a nation of murderers and murder victims. We must leave the occupied territories immediately.”
    (Unser Recht uns gegen Auslöschung zu verteidigen gibt uns nicht das Recht andere zu unterdrücken. Besatzung bedeutet Fremdherrschaft. Fremdherrschaft führt zu Widerstand. Widerstand zieht Unterdrückung nach sich. Unterdrückung führt zu Terror und Gegenterror. Die Opfer des Terrors sind mehrheitlich unschuldige Menschen. Das Festhalten an den besetzten Gebieten wird uns in eine Nation von Mördern und Mordopfern verwandeln. Wir müssen die besetzten Gebiete sofort verlassen.)

    Sowenig der 7. Oktober mit dem Holocaust vergleichbar ist, wie es manche Israelis wollen, kann man nun behaupten, Israel begehe in Gaza einen Genozid. Diese Kategorien sollte man sich (schon von den Dimensionen her) den historisch bekannten Völkermorden vorbehalten; es ist ja schon unerträglich genug, was am 7. Oktober in Israel geschah und sich derzeit in Gaza zuträgt. Wohl darf man sich aber fragen, woher die genozidale Rhetorik gegenüber den Palästinensern kommt, die den gegenwärtigen israelischen Diskurs der Politik, der Medien und eines Großteils der Bevölkerung durchwirkt.

    Ist es von einem pensionierten Professor der Geisteswissenschaften, der sein Leben mit Texten zugebracht hat, wirklich zuviel verlangt, mal einen kurzen Blick auf Artikel 2 der “Convention on the Prevention and Punishment of the Crime of
    Genocide” (1948)
    https://www.un.org/en/genocideprevention/documents/atrocity-crimes/Doc.1_Convention%20on%20the%20Prevention%20and%20Punishment%20of%20the%20Crime%20of%20Genocide.pdf
    oder den südafrikanischen Antrag vor dem Internationalen Gerichtshof https://www.icj-cij.org/sites/default/files/case-related/192/192-20231228-app-01-00-en.pdf
    zu werfen, bevor er seinen EINDRUCK schildert, was einen Völkermord darstellen könnte und was nicht?

    “Genozid” ist seit der oben erwähnten Konvention ein Rechtsbegriff, der nicht erfordert, dass Gaskammern betrieben werden, sondern der Taten meint, die “mit Absicht darauf gerichtet sind” die gemeinte Menschengruppe (bzw. das Volk) “Bedingungen auszusetzen, die sie ganz oder teilweise physisch zerstören” (2c der Konvention).
    Alleine schon die Ankündigung des israelischen Verteidigungsministers Galant (am 8. Oktober?), dass der Gaza-Streifen, dessen Außenzugang Israel kontrollierte und kontrolliert, “keinen Strom, kein Wasser, keinen Treibstoff, keine Lebensmittel” mehr bekomme, dass die Blockade von nun an “total” sei, ist keine bloße “genozidale Rhetorik”, sondern da diese Ankündigung umgesetzt wurde, eine genozidale Tat.
    Die Genozid-Konvention sieht nicht vor, dass dritte Parteien mit dem Einschreiten warten müssen, bis tatsächlich alle verreckt sind, um dann das Resultat juristisch einzuordnen. Es ist eine Konvention zur Verhinderung von bzw. zum Einschreiten gegen Völkermorde.

    Herr Zuckermann, Ihr Landsmann, der Holocaust-Historiker Raz Segal, sprach bereits am 16. Oktober davon, dass das, was Sie neutralisierend “ein Geschehen” nennen, das sich in Gaza “abspiele”, ein “Textbook-Case” von voranschreitendem Völkermord sei.

    1. “Wie wär’s denn mit dem naheliegenderen Vergleich, dass nämlich die Palästinenser nach zwei Vertreibungen durch Israel (1948 und 1967), nach systematischer Erniedrigung und Entrechtung über Jahrzehnte hinweg, nach Einkäfigung und Blockade in Gaza, nach regelmäßigen „mowing the lawn“-Bombardements des Gaza-Streifens ein ebensolches Vergeltungsbedürfnis entwickelt hätten wie einst Abba Kovner und sich so das Massaker an den Kibbutzbewohnern vom 7. Oktober 2023 erklären lasse?!”Nach deiner Meinung könnten also die aktuelle israelische Regierung als auch die der vergangenen Jahrzehnte als Urheber für das Geschehen vom 07.Oktober 2023 gelten.

      Was sagt Zuckermann zu dem Thema: “Schuldlos waren die Opfer des 7. Oktobers, nicht aber ihr Staat, der sie nicht nur am Tag der Katastrophe verraten hatte, sondern seit vielen Jahrzehnten darin schuldig geworden ist, den Kontext, der das Desaster des 7. Oktober generiert hat, bewusst und willentlich ignoriert zu haben.“

      Inhaltlich verklausuliert ist es das Selbe, was du gesagt hast. Israel ist hier Täter nicht Opfer. Und genau aus diesem Grund verbietet sich seiner Meinung nach eine Gleichsetzung mit dem Rachebedürfnis eines Abba Kovner.

  11. “Auge um Auge, Zahn um Zahn”, bedeutet, dass eine Strafe angemessen zu sein hat!

    Was Israel tut, ist Kopf um Auge oder Leben um Auge !

  12. Wenn Israel weiter den radikalen Kräften und Netanjahu folgt befürchte ich das große Teile der Welt, wie jetzt schon die südlichen Länder, sich von Israel abwenden.
    Für Israel und den dort lebenden Menschen wäre das eine fatale Situation.

    Die Leute würden den Israelis dann vermutlich, wie Nazi-Deutschland, eine Kollektivschuld zuweisen.

    Die Israelis täten gut daran Netanjahu abzusetzen und einen Kurswechsel hin zu einer gerechten Politik für Palistinänser und Israelis einzuleiten.

    Das ist natürlich leicht gesagt, wir in Deutschland schaffen es ja auch nicht gegen die kriegstreiberische Politik unserer Regierung aufzustehen um sie von diesem Kurs abzubringen.

    Was also können wir tun gegen Rache und Rachefeldzüge – gegen Gewalt und Gegengewalt?

    Ich wünsche den Israelis und den Palistinänsern dass es ihnen gelingen möge diese Gewaltspirale zu durchbrechen damit alle gemeinsam in Frieden leben können.

    Und wir hier in Deutschland solkten uns an die eigene Nase fassen, wir schaffen es ja nicht mal eine grössere Friedensbewegung auf die Beine zustellen

  13. Mir stellen sich etliche Fragen in Bezug auf Begrifflichkeiten.
    Religiöse Juden, Siedler, Zionisten, jüdische Personen überhaupt, Israelis, Konvertiten- ich kann mir nicht vorstellen, dass alle ein und daselbe Ziel haben, oder dieselbe Herkunft. Aber man macht da so ein Ganzes draus. Differenzierter betrachtet gibt es auch sehr viele Jewish People, die zwar die Historie des gelobten Landes kennen, dort aber gar nicht würden wohnen wollen. Könnte es sein, dass in der Diaspora sich eingerichtet habende, vllt in Brooklyn (oder auch hier in DE), diese Orte vorziehen und keinesfalls Anspruch erheben nun dazugezählt werden zu wollen als künftige Bewohner Israels? Doch medial wird alles über einen Kamm geschoren. Finde ich nicht in Ordnung.

  14. Die Mehrheit der Deutschen mit denen ich es zu tun habe hat ein gesundes Verhältnis zur Gerechtigkeit, kann Recht und Unrecht unterscheiden. Das ist wohl auch der Grund warum die Mehrheit der Deutschen den Genozid am palästinensischen Volk ablehnt und das Existenzrecht der Palästinenser anerkennt. Freilich traut die Mehrheit der Deutschen nicht dies öffentlich laut zu sagen. Das tun nur hier lebende Araber und ein paar eingewanderte kritische Juden, die Freunde der Araber wurden.
    Um die Deutschen abzuschrecken wurden Propalästina-Demos anfangs brutal verfolgt. 45% der Palästina-Solidemos wurden verboten.
    Um sich von ihrer Schuld an der Shoa reinzuwachsen, übt die gesamte deutsche Politik von rechts bis links uneingeschränkte Solidarität mit Israel. Um sich von der deutschen Schuld reinzuwachsen haben sich der Oberschicht nahestehende Deutsche als Juden verkleidet. So hat man hier in Deutschland ein leichteres Leben und wird finanziell gefördert. Obwohl eine Konversion zum Judentum unerwünscht und nahezu unmöglich ist, gibt es nirgends auf der Welt soviele Konvertiten – Deutsche, die Juden wurden, ihr Deutschsein jüdisch verkleideten – wie hier in Deutschland. Einige der leeren Synagogen in Berlin werden von deutschen Konvertiten geleitet. „Richtige Juden“ die in Neukölln problemlos mit Arabern zusammenleben, gehen NICHT in diese Gemeinden.
    Diese als Juden verkleidete Deutsche leben als Konvertiten das alte deutsche Überlegenheitsdenken und angeborenen deutschen Rassismus aus.
    Man darf ihre Namen nicht nennen, auch wenn ihnen sogar mittlerweile der Zentralrat der Juden sexuelle Übergriffe nachweisen konnte, sonst hetzen diese Konvertiten ihre Anwälte auf die „richtigen Juden“, also die mit jüdischer Mutter.
    Diese einflussreichen Konvertiten sind Israels treueste deutsche Verbündete. Sie sind die deutschen ideologischen Krieger gegen die arabische Welt, eine neue deutsche Wiedergeburt von Hitler?

    1. Am Israel Chai!

      Was für ein Antisemitisches Geschwurbel, von der Antiimperialistischen Zelle selber zur verhärmten Konvertitin geworden.

      Oder Bella-Hussan?

  15. Es scheint auch für einen integren Kritiker, wie es Zuckermann ist, unmöglich, konsequent der Realität ins Auge zu sehen. Schon die umstandslose Verwendung des 7. Oktobers als Chiffre eines Startpunktes zeigt, dass sich Zuckermann hier unter Wert schlägt. Auch er weiss um die Relevanz der Ereignisinterpunktion. Der 7. Oktober war kein Anfang. Und er war auch nicht ein gleichsam konturlose Tat, nur ein Teil war besinnungslose Metzelei, ein anderer war militärisch, es wurden auch militärische Lager angegriffen, ein weiterer Teil ist auf die masslose israelische Reaktion zurückzuführen, der viele Israelis zum Opfer fielen.

    Die Nichterfüllung des Genozid-Begriffs aus quantitativen Gründen zu behaupten, ist eine schwache Argumentation. Schon nur deshalb, weil es bei diesem Begriff nicht bloss um die direkte physische Vernichtung von Menschen geht, sondern auch um diejenige ihrer Lebensvoraussetzungen, Kultur etc. Man muss schon blind sein, um nicht zu sehen, dass die israelische Führung immer offener die zionistischen Maximalziele verfolgt, zu denen nicht nur eine Maximierung der Fläche des israelischen Staates, weit über den juristischen Status quo hinaus, sondern auch eine ethnische Säuberung gehört, wie auch immer erreicht. Wenn man den Fokus schon nur auf das letzte Jahrzehnt ausweitet, steigen die direkten und indirekten Opferzahlen zudem auch sehr beträchtlich an.

    Die Geschichte des jüdischen Leidens macht vieles nachvollziehbar, hat aber keine legitimierende Kraft. Die Figur ‘Wir haben den begriffbildenden Völkermord erlitten und sind deshalb in alle Ewigkeit die Opfer und haben daher ein Anrecht, die für andere geltenden Regeln zu missachten’ ist selbstredend logischer Unsinn. Völker- und Kriegsrecht gilt universell. Leider kann es – und gibt es – in Israel wie in jedem anderen Land Faschisten geben. Also Menschen, die u. a. das Recht des Stärkeren für das allein massgebende halten. Ich würde erwarten, dass auch Zuckermann, mit dem ich sympathisiere, dies explizt macht. Wenn nötig immer wieder.

  16. Wie soll man mit jemanden Tür an Tür leben, der offen sagt, er trachte mir nach dem Leben, wolle mein Land ausradieren und dies mittels Raketen oder Messern auch immer wieder versucht? Der Vorwurf, der israelisch Staat habe mal geschlafen und sei deshalb irgendwie selbst schuld, wäre einfach daneben.
    Bomben und Vertreibung als ´Lösung der Araberfrage´ sind nicht akzeptabel. Gute Ratschläge von außerhalb sind so wohlfeil wie unnütz.
    Palästinenser machten in fast allen Ländern, die ihnen nach früheren Vertreibungen Aufnahme gewährten, Probleme.
    Ich schätze, dass wir in absehbarer Zeit über 500 000 ´Hamasianer´ aufnehmen mussten, denn wer seine Grenzen nicht mehr schützen will, wird kolonisiert bis zu seinem Verschwinden. Wenn Europa islamisiert ist, wie es sich jetzt abzeichnet, wird die USA muslimisch wenigstens paralysiert sein. Die Juden werden dann wieder “überall auf Wanderschaft“ sein. Aber sie werden im Gegensatz zu anderen Völkern überleben.

  17. “Palästinenser machten in fast allen Ländern, die ihnen nach früheren Vertreibungen Aufnahme gewährten, Probleme.”

    Das klingt ein wenig nach “Problemvolk”, so wie Bruno der Bär ein Problembär war. Also jemand, der im tiefsten Inneren nicht zu Frieden und sozialen Verhalten fähig ist.

    Nur wird hierbei vergessen, dass diese Leute auch in anderen Ländern nicht das Bürgerrecht genießen und großteils in Lagern leben. Was die KZ der Nazi aus vielen Juden gemacht haben, machen auch die Umstände, in denen die Palästinenser leben.

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