Rabins Ermordung – 30 Jahre danach

Premierminister Yitzhak Rabin, US-Präsident Bill Clinton und PLO-Chef Yasser Arafat 1993. Bild: Weißes Haus

Das Attentat auf Yitzhak Rabin am 4.11.1995 markierte zugleich einen Wendepunkt in der israelischen Politik und die Befestigung eines ihrer Grundmuster.

 

Vor dreißig Jahren, am 4. November 1995, wurde Israels Premierminister Yitzhak Rabin ermordet. Es geschah in Tel Aviv kurz nach einer Friedenskundgebung, an der etwa eine Viertelmillion Menschen teilnahmen. Der Mörder war Yigal Amir, ein gläubiger, rechtsradikaler Aktivist aus dem nationalreligiösen Lager.

Damit sind zentrale Momente des Katastrophenereignisses “Rabins Ermordung” kodiert: Rabin war Israels politischer Führer im Oslo-Prozess, einer Friedensinitiative zur politischen Lösung des Konflikts mit den Palästinensern. Sein Verhandlungspartner auf der palästinensischen Seite war Yassir Arafat, Präsident der palästinensischen Autonomiegebiete. Der politische Prozess stand unter der “Obhut” des US-amerikanischen Präsidenten Bill Clinton.

Yigal Amir war keine herausragende Figur im damaligen rechtsradikalen Lager, zeichnete sich aber durch eine starke Affinität zur nationalreligiösen Siedlerideologie aus, welche messianisch-religiös, mithin vom festen Glauben beseelt war, dass die im 1967er Krieg eroberten, von Palästinensern bewohnten Territorien das gottverheißene Eretz Israel, also “Land der Urväter”, seien. Diese religiöse Doktrin korrespondierte mit der an sich säkularen Großisrael-Ideologie der revisionistischen Herut-Partei, Vorfahrin der nachmals gebildeten, heute regierenden Likud-Partei.

 

Für dieses Lager der israelischen Radikalrechten waren die Palästinenser in den Territorien allenfalls geduldet; die besetzten Gebiete selbst galten ihnen als unverhandelbar. Und da man den großen Sieg im 67er Krieg als ein Gotteszeichen gewahrte, sah man darin auch die sich ankündigende Ankunft des Messias, mithin ein Fanal zur Verwirklichung der Gottesverheißung durch jüdische Besiedlung der eroberten Gebiete. Diese ersten Gesinnungsblüten sollten sich (gerade infolge der intensiv betriebenen Besiedlung) schnell genug zur faschistischen Ideologie dessen heranbilden, was heute als Apartheid-Politik im Westjordanland praktiziert wird, samt rassistischer Initiativen zur ethnischen Säuberung und zum Bevölkerungstransfer der Palästinenser (wie sie jüngst auch im Gazastreifen zu beobachten waren).

Eine wilde, an Schmutz und Perfidie kaum zu überbietende Hetzkampagne

Von selbst versteht sich, dass das rechte Lager in den 1990er Jahren Rabins Bereitschaft zum versöhnenden Ausgleich mit den Palästinensern als “große Gefahr” ansah, und zwar sowohl für die klassische Großisrael-Ideologie als auch für das Siedlungswerk in den besetzten Gebieten, das inzwischen zum Garanten des Postulats der religiös wie “sicherheitsmäßig” begründeten territorialen Unversehrtheit des “heiligen, gottverheißenen Landes der Urväter” geronnen war.

Eine wilde, an Schmutz und Perfidie kaum zu überbietende Hetzkampagne (wie sie in Israel seit jeher nur Rechtsradikale zu betreiben pflegen) brach los. Auf tobenden Demonstrationen und Protestkundgebungen wurden Plakate hochgehalten, in denen der Premierminister als “Verräter” und “Mörder” bezeichnet wurde; auf einem Plakat war er in SS-Uniform gekleidet, auf einem anderen als Träger der palästinensischen (an Arafat gemahnenden) Kufiya dargestellt. Rabbiner aus dem nationalreligiösen Lager taten sich besonders hervor in der religiösen Begründung der Verfluchung Rabins als “mosser” (Denunziant), der Juden bzw. Information über Juden an Nichtjuden ausliefert; Maimonides zufolge darf ein “mosser” getötet werden, bevor er den Akt des Verrats begangen hat.

Einen Höhepunkt bildete die geheime Abhaltung der “Pulsa diNura”, eines alten magischen jüdischen Rituals, bei dem ein Sünder verflucht und der Todesengel angerufen wird, er möge bewirken, dass Gott dem Sünder keine Barmherzigkeit erweise, sondern stattdessen alle im Alten Testament erwähnten Flüche wirksam werden, sodass dies letztlich zum Tod des Sünders führt. Die Ermordung Rabins galt den Rabbinern und ihren fanatisierten Anhängern als Gelingen der rituellen Beschwörung und Erfüllung des von Gott “legitimierten” Fluchs.

 

Viele waren dam

Verleihung des Friedensnobelpreises 1994: PLO-Chef Yasser Arafat, Außenminister Shimon Peres und Premierminister Yitzhak Rabin. Bild: GPO/CC BY-SA-3.0

als an der schrankenlosen Hetze beteiligt. Zwei von ihnen seien hier besonders erwähnt. Benjamin Netanjahu war zu der Zeit Führer der Opposition im israelischen Parlament. Als Vorsitzender der Likud-Partei führte er den Kampf gegen die Oslo-Beschlüsse, mithin gegen den Frieden mit den Palästinensern. Er nahm an vielen Kundgebungen und Protestaktionen teil, beteiligte sich u.a. als aufwiegelnder Redner an der Demonstration in Jerusalem, bei der Rabin in SS-Uniform gezeigt wurde (ohne sich davon zu distanzieren). Wenige Monate nach der Mordtat wurde er, im Mai 1996, das erste Mal zum Premierminister Israels gewählt, als er Shimon Peres knapp besiegte.

Itamar Ben-Gvir war damals erst 19 Jahre alt, aber bereits rühriger Aktivist im Rahmen der kahanistisch-faschistischen Kach-Bewegung. Berühmt geworden ist sein Auftritt in einer TV-Reportage einige Wochen vor der Ermordung Rabins: Er präsentierte das Emblem von Rabins Dienstwagen, welches rechte Aktivisten abgebrochen hatten, und verkündete: “Wir haben es geschafft, an sein Markenzeichen heranzukommen, wir werden auch ihn erreichen.” Ben-Gvir war an Rabins Ermordung nicht direkt beteiligt, aber sein (prophetisch anmutendes) Diktum avancierte zum nachmaligen Symbol der damals unter den extremen Rechten herrschenden aggressiven Hetzstimmung. Dreißig Jahre später ist Netanjahu Israels Premierminister und Ben-Gvir Polizeiminister. Nicht von ungefähr postete jemand vor einigen Tagen die Erkenntnis, die Mordhetzer von damals seien im heutigen Israel an der Regierung.

Rain und Netanjahu: diametral entgegenstehende Politpersönlichkeiten

Viele Vergleiche sind in den letzten Tagen zwischen den Personen Rabins und Netanjahus angestellt worden. Rabin sei ein schüchterner, bescheidener, grundehrlicher und anständiger Mensch gewesen; Netanjahu demgegenüber sei machtbesessen, selbstherrlich, korrupt und von Grund auf verlogen. Rabin habe stets Verantwortung für Verfehlungen übernommen, sei mithin wegen eines relativ kleinen Kontovergehens seiner Frau in New York von seinem Premieramt zurückgetreten; Netanjahu hingegen, gerichtlich wegen Korruption, Betrug und Veruntreuung verfolgt, weigert sich seine Verantwortung für die Katastrophe des 7. Oktober anzuerkennen, geschweige denn, mit Konsequenz zu übernehmen – sein politisches Hauptanliegen besteht derzeit in der Verhinderung der Nominierung einer staatlichen Untersuchungskommission über den Gazakrieg, welche das Ende seiner Karriere bedeuten dürfte.

Es steht außer Frage, dass es sich bei beiden um diametral entgegenstehende Politpersönlichkeiten handelt, die sich nicht nur in ihrer politischen Gesinnung unterscheiden, sondern auch in ihrem Selbstverständnis als Machthaber, mithin in ihrer grundsätzlichen Einstellung zu dem, was Integrität und Anstand selbst in dem von Machtsterben durchwirkten politischen Getriebe bedeuten mag. Dabei soll hier Rabin nicht überidealisiert, Netanjahu nicht überdämonisiert werden.

Rabin brauchte seine Zeit, bis er den Friedensweg eingeschlagen hat – beim Ausbruch der ersten Intifada (1987/8) tönte er noch, man möge den Palästinensern (mit Schlagstöcken) “Arme und Beine brechen”. Aber dann war es eben er, der sich als fähig erweisen sollte, die Notwendigkeit des Friedens (auch um Israels Zukunft willen) nicht nur anzuerkennen, sondern auch mit Arafat aktiv anzustreben. Über den in den USA aufgewachsenen Netanjahu sei gesagt, dass er zu Beginn seiner Karriere noch als liberaler Demokrat auftrat oder doch sich als solcher zu geben verstand. Aber es ist eben er, der dann eine Politik etablierte, die den Konflikt mit den Palästinensern von der nationalen (sowie der internationalen) politischen Tagesordnung über lange Jahre hinwegfegte, was nicht zuletzt das Desaster des 7. Oktober mitbewirkte. Vom heutigen Standpunkt der historischen Finsternis, in die Israel hineingeraten ist, nimmt sich Rabin als Personifizierung eines nicht begangenen geschichtlichen Wegs, von dem man nicht weiß, ob er (und Arafat) ihn mit Konsequenz ganz durchschritten hätten, der aber im Nachhinein noch immer als eine Art Silberstreif am Horizont, wie immer schwach, schimmert.

Schnell verdrängt

Und doch darf man sich bei der Erörterung der Entwicklungen in den letzten 30 Jahren seit Rabins Ermordung nicht auf die politischen Führungspersonen beschränken. Zwar hieß es noch im 19. Jahrhundert “Große Männer machen Geschichte”, eine Auffassung, die sich bei vielen Menschen bis zum heutigen erhalten hat. Aber kein “großer Mann” hat je vermocht, Geschichte zu machen, ohne sich einer hinter ihm stehenden Anhängerschaft zu versichern. Ungeachtet der Tatsache, dass man von strukturellen Prozessen, Dynamiken und überindividuellen Institutionen auszugehen hat, spielen auch die “Masse”, das “Volk”, das “Kollektiv” stets eine entscheidende Rolle beim Wirken von “großen Männern”.

Man darf gar überspitzt behaupten, dass es darauf ankommt, wo der Politiker beim Aufbau seiner politischen Linie hinhört, wenn es um “seinen” Erfolg geht. Donald Trump wusste, was er sagte, als er 2016 behauptete, er könnte auf der 5th Avenue jemanden erschießen und würde dennoch keine Wähler verlieren. Er hatte seine base abgehorcht und wusste genau, wer hinter ihm stand; das waren nicht die in den offiziellen TV-Erhebungen “abgehorchten” Wähler. Was Trump populistisch von sich als “seine” Politik gab, stand in Kongruenz zu dem, was er als Bestrebungen und Wunschvorstellungen bei seinem Wahlvolk ausgemacht hatte. Es besteht in der Beziehung zwischen dem “großen Mann” und den potentiellen Wählern ein nie aus den Augen zu verlierendes Wechselverhältnis.

Dass also Shimon Peres die Wahl gegen Netanjahu wenige Monate nach Rabins Ermordung verlor, hat zum einen mit der Person von Peres, der in Israel als “ewiger Verlierer” angesehen wurde, zu tun, zum anderen aber mit der herrschenden “Stimmung” bei den Massen nach dem Katastrophenereignis. Zwei Wochen lang nach der Mordtat hat man das Opfer öffentlich betrauert und beweint, aber sehr bald danach war man bestrebt, die Schuld des rechtsradikalen Lagers am Verbrechen zu minimieren. Sechs Wochen später sprach man in den Medien kaum noch vom Mord – “nationale Versöhnung” war angesagt.

Man könnte jetzt alle Stationen der Entwicklung nach dem traumatischen Ereignis verfolgen, einschließlich der Regierungs-Intermezzos von Ehud Barak, Ariel Shaon und Ehud Olmert, um letztlich festzustellen, wie sich zweierlei in der israelischen Politpraxis zunehmend herausbildete: Die Erinnerung an Rabin verblasste trotz aller Benennungen von Straßen, Plätzen und Institutionen nach ihm fast völlig, und das, was er politisch anstrebte und mit seinem Leben bezahlte, ist im heutigen Israel zum Tabu erstarrt. Die politische Rechte samt ihrer faschistischen Auswüchse redet nur noch von den “Oslo-Verbrechern”, denen man noch im Nachhinein “den Prozess machen” sollte. Es gibt nicht wenige, die für Yigal Amirs Attentat Verständnis aufbringen. Das Wort “Frieden” (schalom) wird kaum noch gebraucht, auch nicht als Grußwort. Die Palästinenser sind allesamt (erst recht seit dem 7. Oktober) als Hamas bzw. als Terroristen bzw. als “Nazis” verschrieen. Die Zweistaaten-Option ist als Lösung des Konflikts sowohl ideologisch als auch materiell begraben.

Mag man sich noch so sehr von Netanjahu und seinen Koalitionspartnern distanzieren, man kommt nicht um die düstere Erkenntnis herum, dass sich im Hinblick auf den israelisch-palästinensischen Konflikt keine parlamentarische Opposition zu ihm/ihnen gebildet hat, die heute den Konflikt auch nur zu thematisieren vermöchte, vor allem aber, dass man nicht weiß, wo die potentiellen Wähler für eine solche Alternative zu rekrutieren wären: Die Demographie hat sich seit Rabins Ermordung verändert, vor allem aber auch die Ideologie des Wahlvolks.

Wer sollte heute noch einen Friedensplan im Sinne Rabins und Arafats auch nur ins Auge fassen wollen? Die nationalreligiösen Siedler-Kahanisten, die sich allwöchentlich an Palästinensern im Westjordanland in wilden Pogromen austoben? Die Orthodoxen, die einzig an ihren sektoralen Interessen orientiert sind und sich entsprechend kaum am Staat beteiligen, geschweige denn, sich um Friedenspläne kümmern? Die base von Netanjahu, die zumeist den Siedlern in ihrem Palästinenser-Hass in nichts nachsteht und ihrem Führer unverbrüchliche “Treue” wahrt? Die Liberalen von Yair Lapid, die jedes Mal aufs Neue beweisen, wie verkommen der Liberalismus ist, wenn es ans Eingemachte geht? Die Wähler des Oppositionellen Avigdor Lieberman, der dem “freiwilligen” Transfer der palästinensischen Bevölkerung das Wort redet?

Man kann die Aufzählung hier getrost abbrechen, und sich die Frage stellen: Wollte Israel überhaupt jemals den Frieden, wollte es die Aussöhnung? Für einen kurzen Moment Mitte der 1990er Jahren mochte es so scheinen. Aber drei Schüsse haben diesem Schein ein Ende gesetzt. Warum war dem aber so, warum hat man nach Rabins Ermordung den Frieden nicht mit noch größerer Verve angestrebt? Warum hat letztlich der Terrorist Yigal Amir gesiegt? Die bedrückende Antwort darauf lautet: Weil man den Frieden offenbar nicht wollte, vielleicht auch nie wirklich gewollt hat.

Moshe Zuckermann

Moshe Zuckermann wuchs als Sohn polnisch-jüdischer Holocaust-Überlebender in Tel Aviv auf. Seine Eltern emigrierten 1960 nach Frankfurt am Main. Nach seiner Rückkehr nach Israel im Jahr 1970 studierte er an der Universität Tel Aviv, wo er am Institute for the History and Philosophy of Science and Ideas lehrte und das Institut für deutsche Geschichte leitete. 2018 wurde er emeritiert.
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17 Kommentare

  1. Gehört hier eigentlich nicht hin ,aber es regt auf.

    Psychologie: „Viele Menschen haben das Gefühl, nirgendwo zu Hause zu sein“ – WELT https://share.google/S6FmEUOSK62v4oOoJ

    Der Artikel begeht eine moralische Entgleisung, die man beim Namen nennen muss: Er stellt das diffuse „Heimatlosigkeitsgefühl“ von Nachfahren einer Tätergesellschaft gleich mit den seelischen und physischen Verwüstungen von Menschen, deren Familien systematisch verfolgt, entrechtet, ausgeplündert und ausgelöscht wurden.

    Und damit sprechen wir nicht von abstrakten „Schicksalen“, sondern von konkreten Verbrechen, die in Deutschland kenntlich, belegt und beweisbar sind:

    Enteignung und Arisierung von Wohnungen, Geschäften, Firmen.

    Zwangsarbeit, Verschleppung, Entrechtung, Entwürdigung.

    Ghettoisierung, Hunger, medizinische Vernachlässigung.

    Zerschlagung von Familien, Deportation in Viehwaggons.

    Folter in Lagern, systematischer psychischer und physischer Terror.

    Verbrennung von Menschen in Öfen, industriell organisiert.

    Massenerschießungen in Wäldern, auf Feldern, an Gruben.

    Vergasung in Vernichtungslagern, geplant, verwaltet, durchgeführt.

    Ermordung von Kindern, Säuglingen, Alten, Kranken – ohne Ausnahme.

    Auslöschung ganzer Gemeinden, Sprachen, Weltbilder, Kulturen.

    Und aus diesen Verbrechen entstanden Kapital, Besitz, Immobilien, Erbschaften, gesellschaftliche Positionen, die bis heute im Land wirken, verzinst, weitergegeben, abgesichert durch Rechtstitel, Grundbuchauszüge und nicht selten durch denselben Boden, auf dem vorher andere lebten.

    Wenn der Artikel nun behauptet, dass die Nachfahren derer, die profitierend oder schweigend Teil dieses Apparats waren, eine Art „Heimatlosigkeit“ verspürten, dann ist das nicht nur analytisch absurd. Es ist eine Verhöhnung derjenigen, denen buchstäblich Heimat, Sprache, Körper, Namen, Zukunft und Existenz genommen wurden.

    Hier wird Täter-Folge als Opfer-Folge kosmetisiert.

    Es ist nicht „das gleiche Trauma“.
    Es ist nicht „die gleiche Wunde“.
    Es ist keine geteilte Erfahrung.

    Es gibt einen kategorialen Unterschied zwischen:

    Opferfamilien Täter- oder Profiteursfamilien

    Verlust, Gewalt, Mord, Entwurzelung Verdrängung, Schuldabwehr, moralische Leere
    Nichts bleibt außer Lücke Etwas bleibt – und zwar Besitz
    Schmerz ohne Restitution Wohlstand ohne Anerkennung seiner Herkunft

    Wer diesen Unterschied verwischelt, betreibt nicht „Verstehen“.
    Er betreibt Revision – verpackt als „Therapie“.

    Die Pointe dieses Artikels lautet unausgesprochen:

    > „Das Leid ist universell, also müssen wir darüber nicht mehr reden, wer Täter war und wer Opfer.“

    Nein.
    Es ist nicht universell.
    Es ist gerichtet.

    Und wenn man das verschweigt, dann ist das nicht Unbeholfenheit.
    Es ist Verharmlosung durch psychologisierende Gleichsetzung.

    Der Artikel nennt das „Empathie“.
    In Wirklichkeit ist es die eleganteste Form der Geschichtsauslöschung im Feuilletonformat.

    1. Diesen Einwand verstehe ich nicht!
      Soll mit den Hinweis auf die Naziverbrechen die Glaubeürdigkeit und moralische Integrität des deutssch-jüdisch-antizionistischen Autor Moshe Zuckermann in Zweifel gezogen werden?
      Wenn dem so ist, wäre dies ein Akt des modernen Antisemitismus!
      Moshe Zuckermann ist Nachfahre von Holocaust-Opfern.
      Er nimmt sich das Recht den Zionismus aus jüdischer Sicht zu kritisieren.
      Indem sie versuchen seine Glaubwürdigkeit und moralische Integrität in Zweifel zu ziehen verbreiten sie antisemitische Vorurteile gegen einen Nachfahren der Opfer, die sie angeblich hier würdigen wollen.

      Sie sollten selbstkritisch überprüfen ob ihre Ansichten nicht antisemitisch sind. Dabei viel Erfolg.

      1. Bitte aufmerksam lesen es geht um einen anderen Artikel von Frau Sabine Maurer. Wie Anfangs hingewiesen „Gehört hier eigentlich nicht hin ,aber es regt auf.“

        1. Dann hätten Sie klar und deutlich auf diesen Zusammenhang hinweisen, klar den von Ihnen gemeinten Artikel benennen müssen. Wenn nicht dann dürfen Sie sich über Mißverständnisse nicht aufregen

      2. Der Grundfehler ist die Annahme, dass man Menschen in Schubladen einteilen kann, z.B. die Schublade „die Deutschen“ und auf diese Schublade pauschal „schuldig“ draufpappen kann, ohne sich selbst als Individuum massiv ins Unrecht zu setzen. Warum kapieren Sie nicht, dass gerade dieses Schubladendenken alle Menschheitsverbrechen möglich gemacht hat?

        „Die“ Deutschen pauschal und noch dazu 80 Jahre nach Kriegsende zu verurteilen (kein sich wirklich schuldig gemachter Deutscher dürfte noch leben, denn der müsste 101 Jahre alt sein und wäre auch dann ein sehr junger Mensch gewesen) und ihnen qua Erbschuld alle eigenen Interessen abzusprechen, ist schon ausgesprochen bösartig. Wie kommen Sie darauf, Sie wären bei den „Guten“? Das sind Sie nicht, denn IHRE Denkweise war bisher immer die Ursache für Gräuseltaten aller Couleur. Man will nicht das Individuum sehen, sondern es sich einfach machen, weil es offenbar geil ist, andere Menschen pauschal niederzumachen. Daumen rauf, Daumen runter. Ich kann es nicht im Ansatz nachvollziehen.

        Übrigens: Pauschale Liebe kann auch sehr leicht (wieder) in pauschalen Hass umschlagen. Wer heute als Deutscher von einer „Staatsräson“ in Sachen Israel schwadroniert und Freibriefe verteilt, der hat eben kein Gewissen gegenüber dem Individuum, das ihn zwingt, näher hinzusehen. Das kann genausogut wieder ins Gegenteil kippen. Leute wie ich waren noch nie das Problem. Leute wie Sie schon!

    2. Miri: Fragen Sie doch einmal ein palestinänsisches Kind dessen Familie von den Israelis
      ausgelöscht wurde und jetzt schwer verletzt unter schlechtesten Bedingungen am Leben
      gehalten wird, was es von Ihrem Kommentar hält. Oder auch ein libanesisches Kind,
      dem durch einen Pagersprengsatz das Gesicht weg gesprengt wurde. Sie sprechen hier
      von Geschehen die 80 Jahre her sind. Die Kinder leiden heute, jetzt !

  2. FTR

    Es ist immer wieder luschtig, wie Zionisten bei der Betrachtung dieser Historie die Rolle des Friedensnobelpreisträgers Schimon Peres im Dunkel verschwinden lassen. Peres vollzog in der Rolle des Übergangspräsidenten den Putsch gegen die Gefolgschaft Rabins, analog der Rolle von Dick Cheney nach 9/11. Wer nach 9/11 noch Zweifel an dieser Rolle hatte, konnte sich rasch eines Besseren belehren lassen, denn nachdem Bush jun., der Agenda der Neocons zuwider, mit seiner „Road-map zum Frieden in Nahost“ die israelische Besatzung in den Kreis der „antiamerikanischen Umtriebe“ aufgenommen hatte, die es zu bekämpfen und zu unterbinden gelte, stellte sich Peres „für den Fall eines Falles“ als Stellvertreter Ariel Scharons und Außenminister hinter die Neubesetzung der Westbank 2001/2, die mit der Ermordung Arafats endete.

    Es gibt genügend Fakten, die Ermordung Rabins als „Lihop“-Operation zu klassifizieren, anders, als 9/11, das unzweideutig eine „Mihop“-Operation gewesen ist. Doch im Zusammenklang der biographischen Daten und Geschichten wird der Unterschied dieser operativen Historie belanglos, spätestens für denjenigen, der die Rolle Ehud Baraks erhellt, der zu den intellektuellen Vätern der zionistischen Agenda innerhalb des PNAC gezählt hat und am Tag von 9/11 eine proaktive Rolle im amerikanischen Putschgeschehen beansprucht hat.

    Dies Posting wäre allerdings ziemlich daneben, ließe ich die Vorgeschichte der Ermordung Rabins außen vor, die mehr Dokumentation benötigte, als ich aus dem Handgelenk zu leisten willens und imstande bin. Doch wenigstens Stichworte, für deren Kernstück ich mich immerhin auf die Wikipedia berufen kann, die heute zum israelischen Libanonkrieg 1982 zu vermelden weiß:

    Der israelische Generalstabschef Rafael Eitan bestritt jedoch später, eine 40-km-Beschränkung für den Vormarsch erhalten zu haben,[22] und die Kriegsziele veränderten sich im Verlauf der folgenden Operation schleichend hin zu einer vollkommenen Zerstörung der PLO-Infrastruktur im gesamten Libanon und der Vertreibung der Syrer, um so ein proisraelisches Regime im Libanon installieren zu können.[20]

    Für weitere bedingte Aufklärung und „limited hangouts“ nehme man
    https://de.wikipedia.org/wiki/Menachem_Begin
    zur Kenntnis.
    1983 gab es einen Wendepunkt in Ronald Reagans „Nahost-Politik“, das waren die „Beirut Barracks bombings“
    https://en.wikipedia.org/wiki/1983_Beirut_barracks_bombings
    die offiziell das Leben von über 240 amerikanischen Marines und Infanteristen gekostet haben. Der Anschlag wurde der Hezbollah zur Last gelegt, was die Absurdität einer Anklage der RF für die Nord-Stream-Bombings noch übertrifft, denn die amerikanischen und französischen Truppen waren die einzige Bremse für die israelischen Angriffe auf Beirut.
    Das Vorfeld der Anschläge erhellt bedingt folgender Ausschnitt aus
    https://en.wikipedia.org/wiki/Palestine_Liberation_Organization

    Opposition to Arafat [wegen der Wende der PLO nach „Camp David“ von einer terroristischen zu einer nationalistischen Befreiungsbewegung] was fierce not only among radical Arab groups, but also among many on the Israeli right.[citation needed] This included Menachem Begin, who had stated on more than one occasion that even if the PLO accepted UN Security Council Resolution 242 and recognized Israel’s right to exist, he would never negotiate with the organization.[37][verification needed] This contradicted the official United States position that it would negotiate with the PLO if the PLO accepted Resolution 242 and recognized Israel, which the PLO had thus far been unwilling to do. … Thus, in the eyes of Israeli hard-liners, „the Palestinians posed a greater challenge to Israel as a peacemaking organization than as a military one“.[38]

    Reagan hatte der zionistischen Militäraristokratie 1982 den maximalsten Widerstand entgegen gesetzt, zu dem er sich innenpolitisch imstande sah, indem er die Evakuierung der PLO – Führung mitsamt tausender Kämpfer und Parteigänger aus Beirut nach Tunesien und Libyen unterstützte, für die er eine unverzichtbare Unterstützung von Muammar al Gaddafi erhalten hat.
    Nach den Beirut barracks bombings hat Ronald Reagan eine weitere Unterstützung Israels rhetorisch davon abhängig gemacht, daß Israel ernsthaft in einen Verhandlungsprozess über eine „Zwei – Staaten – Lösung“ mit der PLO eintrete und der heute hoch gelobte und gefeierte Yitzhak Rabin hat diese Ankündigung als „schwärzesten Tag meines Lebens“ kommentiert.
    Zwölf Jahre später gaben ihm Peres, Barak, und in deren Gefolgschaft Netanyahu recht.

    Note: In dieser ganzen Geschichte ist die ökonomische Seite nicht zu vernachlässigen. Nach dem Libanon-Krieg verfiel die „Grapefruit“-Ökonomie Israels zusehens, und die „Wende“ der israelischen Politik nach 1995 hat in der Hauptsache darin bestanden, die Heimstatt der zionistischen Militäraristokratie mit Hilfe der zionistischen Internationale zu einem der weltweit bedeutensten Rüstungsproduzenten aufzuwerten.

  3. Danke für den Beitrag.
    Den Schluss kann man auf alle Kriege übertragen:
    Es gibt keinen Frieden, weil er nicht gewollt wird.
    In der Schlichtheit dieser Aussage steckt der Kern. Sie zielt auf die Eigenverantwortung aller an einem Krieg Beteiligten ab, und man sollte über Krieg lamentierende und sich empört gebende Politiker nur noch dieses fragen: Willst d u Frieden? Wie viele „Ja, aber…“ bekäme man da zur Antwort? Statt einem klaren und durch nichts eingeschränkten bzw. im „aber“ zurückgenommenen „Ja“? Zu einem deutlichen „nein“: würde es so manchem an Mut fehlen.
    Ein uneingeschränktes „Ja“ wäre die Voraussetzung für ein Ende der Kämpfe und die Aufnahme von Verhandlungen. Nicht für positiven Frieden, denn wie der konkret aussehen soll, wäre zu klären. Auf der Basis von „ja“ gäbe es aber die Bereitschaft, die Mühen dieses Klärungsprozesses auf sich zu nehmen.
    Schauen wir uns also um…. : Wo sind auf politischer Ebene die, die die Frage mit einem einfachen „Ja“ beantworten würden? Oder müssen wir uns fragen: Gibt es da überhaupt jemanden? Müssen wir den Friedenswillen vielleicht woanders suchen? Und falls wir ihn woanders fänden: wie könnten wir ihm zu Wirksamkeit verhelfen?

    1. @Gabriele Kammerer:
      “ Müssen wir den Friedenswillen vielleicht woanders suchen? Und falls wir ihn woanders fänden: wie könnten wir ihm zu Wirksamkeit verhelfen?“

      Gute Frage,der hier weiter vertieft nachgegangen wird:
      „Können Politiker für uns Demokratie machen? Können Politiker für uns Freiheit machen?“
      https://wyriwif.wordpress.com/2019/03/02/koennen-politiker-fuer-uns-demokratie-machen/

      „Frieden ist teuer“ : https://www.youtube.com/watch?v=1YggtK74m2w

  4. Warum gibt es Kriege? Diese Frage drängt sich hier in diesen Zusammenhang auf!

    Es gibt grundsätzlich zwei gegensätzlich Erklärungen für Kriege:

    1. Kriege sind Ausdruck der menschlichen Natur, denn der Mensch ist nicht gut
    2. Kriege entspringen den gesellschaftlichen Verhältnissen und verschwinden, wenn die Welt gerecht ist.

    Rechte neigen zu Version 1., Linke zu Version 2.

    Vielleicht liegt aber die Wahrheit irgentwo dazwischen, denn es gibt kein schwarz oder weiß, nur Grautöne!?

    1. Naomi: Kriege gibt es aber nicht nur bei uns Menschen. Sie kommen in der
      Natur sogar recht häufig vor. Nur unsere „Intelligenz“ hat die Kriege unter
      den Menschen immer mehr pervertiert. Vom Fauskeil bis zur Atombombe.

    2. Ergänzung

      Wer in diesem Zusammenhang was von „Natur“ mumbelt, als wüßte er nicht, daß selbst unsere haarigen Cousins, die sog. „Menschenaffen“ Kulturwesen sind, „muß“ sich halt mit Biologie befassen (lassen).

      Es scheint, als werde in letzter Zeit Richard Dawkins „Das egoistische Gen“ erneut in das Arsenal der Kriegspropaganda aufgenommen, daher setze ich mal ein Statement dagegen.

      Die Aushebung biologischer Daseinsformen aus der unbelebten, aus der physikalisch-chemischen „Natur“, beginnt nicht mit „Replikation“ – das ist eine spätere Phase, die ihre Voraussetzung in etwas haben, was die Physiker „Stabilisierung eines Zustandes fern des thermodynamischen Gleichgewichts“ nennen. Eine Übergangsform kennen sie unter dem Namen Dissipationsstruktur:
      https://de.wikipedia.org/wiki/Dissipative_Struktur
      Das primäre Bauelement der Stabilisierung solcher „Strukturen“ sind Polypeptidketten, die Lipide einbinden, mit denen Membranen „gebaut“ werden können, die dem Stoffaustausch zwischen einem „inneren“ und „äußeren“ (wässrigen) Medium Widerstand entgegen setzen.
      Das ist der systemtheoretische Ursprung aller „Replikation“, die zunächst in einer Vermehrung mittels Aufteilung solcher „stabilen Bläschen“ vor sich geht, und es ist zugleich gleichsam das „Urbild“ der Wehrhaftigkeit alles Lebendigen.
      Damit ist es im selben Atemzug ein Urbild aller ökologischen „Kooperation“ zwischen stabilisierten „dissipativen Strukturen“ und ihrer belebten und unbelebten „Umwelt“, die sie mit der Stabilisierung selbst erst ausheben.

      Und dasselbe auf ideologischer Ebene ganz abstrakt ausgedrückt:
      Der monotheistische Naturbegriff, der aller Klassenherrschaft inhärent ist (weshalb er selbst in der Aton-Verehrung in Ägypten eine prominente Rolle bekam, allerdings im Widerspruch zur tribalen Grundlage des ägyptischen „Imperiums“)
      schlägt das, was er mit „Natur“ benennt, buchstäblich TOT.

  5. Israel ist schuld, dass die Palästinenser keinen Staat haben, bei Zuckermann natürlich keine Frage. Dabei ist Israel bereit, sich aus den 1967 eroberten Gebieten zurückzuziehen. Was sie im Sinai auch taten. Jetzt eine Terroristennest. Und natürlich aus Gaza. Selbstverständlich hätte dort ein Staat entstehen können, wenn sich die Hamas darum gekümmert hätte. Aber in voller Verdrehung der Tatsachen wird nun Israel beschuldigt, diesen Zustand mit Iron Dome und Grenzzaun gewollt zu haben. Nö, die würden lieber Handel treiben.
    Wollen denn die Palästinenser einen Staat? Das ginge zunächst mal mit einem Verlust einher, der Flüchtlingsstatus würde dann enden. Und damit auch die Verpflichtung der Weltgemeinschaft, sie durchzufüttern. Auch würde damit das „Rückkehrrecht“ entfallen. Was es mit dem Rückkehrrecht auf sich hat, wird hier erklärt:
    „Das geforderte unspezifische Rückkehrrecht setzt einen weltweit einzigartigen erblichen Flüchtlingsstatus voraus, den das UN-Hilfswerk für Palästinaflüchtlinge allen Nachkommen (derzeit mehr als fünf Millionen) der historisch vertriebenen Palästinenser (rund 710.000) zugesteht. Dagegen definierte UN-Resolution 194 nur Personen als palästinensische Flüchtlinge, die vom 1. Juni 1946 bis 15. Mai 1948 im britischen Mandatsgebiet Palästina registriert und durch den Krieg von dort vertrieben worden waren. Sie machte ihr Recht auf Rückkehr oder Entschädigung von einem Friedensvertrag mit Israel abhängig. Alle arabischen Staaten lehnten die Resolution ab. Der Friedensvertrag scheiterte im Jahr 2000 auch, weil die PLO an einem pauschalen Rückkehrrecht festhielt. Dies lehnen Israels Regierungen ab, da die Aufnahme von Millionen außerhalb der besetzten Gebiete geborenen, meist muslimischen Palästinensern das Selbstbestimmungsrecht der jüdischen Bevölkerungsmehrheit gefährden würde. Jedoch bejahen die meisten Israelis einen Zuzug von Palästinensern, die Angehörige in Israel haben, und eine angemessene Entschädigung für historisch vertriebene Palästinenser. Weil BDS solche Kompromisse ausschließt, gilt die Auflösung oder Zerstörung Israels als eigentliches Ziel der Kampagne.“
    https://de.wikipedia.org/wiki/Boycott,_Divestment_and_Sanctions#Ziele

    Also hängt das Rückkehrrecht an einem Friedensvertrag, der nie kommt. Indes versorgt die UNWRA immer noch die Flüchlinge, die sich seit 1948 verachtfacht haben. Da gibt es natürlich immer neue Pöstchen bei diesem Hilfswerk, das ist quasi ein Perpetuum Mobile. Was anderen Flüchtlingen die Ressourcen entzieht.
    Gaza und Westjordan sind demnach Flüchtlingslager ohne Polizei und Justiz. Wer eine Genehmigung braucht, muss Fatah oder Hamas einen Bakschisch bezahlen. Die wollen natürlich, dass das so bleibt. Die wollen keinen Staat.

    Hinzu kommt, dass die UNRWA aufs Engste mit der Hamas verflochten ist und feste beim Tunnelbau half.

    Die haben nicht das geringste Interesse an einem Staat. Das wird nie thematisiert. Darum wird immer ein Bogen gemacht.

  6. https://www.youtube.com/watch?v=0CP4F1vLJxA
    Ich empfehle, dieses Gespräch ab Minute 17:30 insbesondere anzuhören, das dürfte ein gewisses Weltbild doch heftig erschüttern. Daraus wird ersichtlich, dass es 1947 keinen Teilungs(!)beschluss gab, sondern es sollte eine Abstimmung stattfinden. Da naturgemäß die arabisch-palästinensische Bevölkerung in der Überzahl war, zogen es die kampferfahrenen Juden (aus der englischen, amerikanischen und anderen Armeen) vor, lieber sich mit Gewalt Land anzueignen als eine Abstimmung abzuwarten. Jacques Baud hat sich schlicht die Originaldokumente angesehen.

    1. Ich nehm mir keine Zeit für das Video, will aber anmerken, die Geschichte, die du referierst, repräsentiert nur ein Viertel des Geschehens. Denn was heute von allen Seiten gewohnheitsmäßig unterschlagen wird: Die nach Palästina teils freiwillig emigrierenden, , teils vertriebenen, teils gewaltsam und terroristisch deportierten „Juden“ waren zusammen mit denjenigen Juden, die seit je in Palästina und im ganz Westasien beheimatet gewesen sind … mehrheitlich keine Zionisten!
      Der jahrzehntelange zionistische Terror war in erster Instanz mal gegen die jüdische Bevölkerung gezielt, auch wenn er sich an Arabern und Briten ausgetobt hat.

      Die sowjetischen Juden waren gewiß Feinde des Stalinismus, dürften aber zu großen Teilen dem Konzept des „Kibbutz-Sozialismus“ zugeneigt gewesen sein, für den beispielsweise Hannah Ahrend vor und während der deutschen Besatzung in Frankreich unentwegt Juden geworben und zur Ausreise rekrutiert hat. Nur als Beispiel. Natürlich ist meine obige Behauptung, die dem Zionismus zugeneigte oder auf ihn verpflichtete jüdische Bevölkerung Palästinas sei in der Minderheit gewesen, historisch nicht zu „legitimieren“, aber für jeden, der nicht dem Mythos frönt, „die Wahrheit ist irgendwo da draußen“, sondern sie als ein Attribut von Aussagen und Erkenntnissen weiß, ist die Behauptung schier unwidersprechlich. Warum?
      Weil erst der zionistische Terror den Zionismus politisch auf die Welt gebracht hat, vorher hat es sich um eine völkisch-nationalistische Ideologie gehandelt.
      Diesen „Sündenfall“ hat der Zionismus, hat die zionistische Militäraristokratie in ihrem Embryonalstadium bekanntlich den deutschen Nationalsozialisten und den antisemitischen Traditionen im Russischen Reich zugerechnet, denen der stalinistische Nationalismus neuen Raum und neue Nahrung gegeben hatte.

      PS.: So ganz am Rand täte es mich schon noch interessieren, was Zuckermann zu diesem Posting zu sagen wüßte … oder zu sagen vorzöge. Aber meines Wissens wird er an diesem Punkt seit Jahrzehnten shtumm.

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