„Putin war 2004 und 2014 zur Invasion in die Ukraine bereit“

Präsident Putin beim virtuellen Treffen am 3. März mit den Mitgliedern des Sicherheitsrats. Bild: Kreml/CC BY-SA-4.0

Alexander Rahr, Putin-Biograf, Kreml-Insider und Ex-Berater der RAND Corporation, von Gazprom und der Bundesregierung, geht im ersten ausführlichen Interview seit dem Überfall Russlands auf Distanz zum Putin-Regime und erklärt, wie und warum Russland den Krieg im Sommer beenden könnte.

Als Historiker war Alexander Rahr unter anderem langjähriger Projektleiter des Deutsch-Russischen Forums (Vorstand u.a. Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck) und als Publizist für den Rotary Club, den Tagesspiegel und die Süddeutsche Zeitung tätig. Heute ist Rahr Senior Fellow des WeltTrends Instituts für Internationale Politik in Potsdam, das mit dem West-Institut in Polen und Berghof Conflict Research kooperiert. Zu den AutorInnen des WeltTrends-Fachperiodikums, das sich vornehmlich an diplomatische und sicherheitspolitische Kreise richtet, gehören unter anderem Werner Josef Weidenfeld (Ex-Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung), Volker Perthes (Ex-Vorsitzender der SWP, die der Bundesregierung nahesteht), Jochen Hippler von SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung und früher Egon Bahr.

Alexander Rahr arbeitete zuvor zwanzig Jahre als Leiter des Russland/Ukraine/Zentralasien-Zentrums der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), die der SPD und dem Bundesaußenministerium nahesteht, und beriet zwei Jahrzehnte lang die Bundesregierung. Zuvor war er als Analyst tätig für den Auslandssender der US-Regierung, Radio Liberty, und die RAND Corporation, die seit Jahrzehnten das Pentagon, den Generalstab des US-Militärs und die US-Präsidenten berät. Rahr beriet zudem Hans-Dietrich Genscher in den Verhandlungen zur Freilassung des Putin-kritischen Unternehmers Michail Chodorkowski. Ab 2012 war er Unternehmensberater des Wintershall-Vorstandes (BASF), von 2015 bis zum 24.2.2022 war er als Berater des russischen Staatskonzerns Gazprom in Brüssel tätig. Als Experte war er in dieser Zeit regelmäßiger Gast und Interview-Partner etwa im ZDF, auf Phoenix und der Bild-Zeitung. Im Jahr 2000 veröffentlichte er eine vielbeachtete persönliche Biographie über Wladimir Putin. Rahrs Vater gehörte zum engen Umfeld des Dissidenten Alexander Solschenizyn. 2003 erhielt Rahr das Bundesverdienstkreuz, in den letzten Jahren wurde er für seine Nähe zum Putin-Regime kritisiert, wozu er im Interview ausführlich Stellung nimmt.

„Putins Ziel war die Wiederauferstehung Russlands als Großmacht“

Sie kennen Russland und die Ukraine ja seit Jahrzehnten sehr gut. Fast zwanzig Jahre haben Sie das Russland/Ukraine/Zentralasien-Zentrum in der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik geleitet und die Bundesregierung beraten. Was dachten Sie am Morgen des 24. Februar letzten Jahres, als Sie von den Angriffen Russlands hörten?

Alexander Rahr: Zuerst war ich schockiert. Erst am Abend davor hatte ich in der Phoenix-TV-Runde einen Krieg ausgeschlossen. Mein erster Gedanke war: Die Ukrainer, vor allem die jüngeren, werden sich des russischen Angriffs erwehren. Die Hälfte der ukrainischen Bevölkerung ist nicht mehr in der Sowjetunion aufgewachsen. Nicht nur in der Westukraine, sondern auch in der pro-russischen Ostukraine hatten sich die Menschen schon in einer ukrainischen Staatlichkeit eingelebt. Mein zweiter Gedanke: Ein Scheitern der Invasion würde eine zweite geopolitische Katastrophe für Russland nach dem Zerfall der Sowjetunion bedeuten. Der dritte Gedanke: Warum wollte der Westen kein Moratorium für einen Beitritt der Ukraine zur NATO beschließen? Der Schritt hätte wahrscheinlich den Krieg verhindert. Und der abschließende Gedanke: Rückt die Welt jetzt an den Rand eines Atomkrieges, wie vor 60 Jahren in der Kuba-Krise?

Auch der BND, Regierungs-Think Tanks und laut Sönke Neitzel die Bundeswehr-Führung rechneten nicht damit oder schlossen es sogar kategorisch aus. Und auch auf der Münchener Sicherheitskonferenz letztes Jahr ging man eher nicht davon aus. Haben viele den barbarischen Machtwillen Russlands unterschätzt?

Alexander Rahr: Amerikanische und britische Geheimdienste wussten rechtzeitig Bescheid …

… die US-Administration und andere Eingeweihte wussten es aber auch durch gute Quellen. Die Regierung in Deutschland jedoch wusste es wahrscheinlich erst am Vorabend des Überfalls, dies bestätigte Wirtschaftsminister Habeck mehrfach …

Alexander Rahr: … außerdem hatten sie die Ukraine seit 2014 schon massiv mit Waffen aufgerüstet, an den Minsker deutsch-französischen Friedensverhandlungen zum Donbass vorbei. Eigentlich war Putin zur Invasion in die Ukraine sowohl während der orangefarbenen Revolution 2004 und 2005 als auch in der Maidan-Revolution 2014 bereit. Doch er „begnügte“ sich zunächst nur mit der Krim. Sein Kalkül 2022 war ein Regime Change zugunsten Russlands in Kiew und das Zurückdrängen der NATO aus Osteuropa. Sein Ziel, das er während seiner gesamten Präsidentschaft verfolgte, war die Wiederauferstehung Russlands als Großmacht. Diesem Ziel wurde alles untergeordnet und die Mehrheit der Bevölkerung unterstützte sein Anliegen. Zunächst versuchte Putin, sein Land als Großmacht im Konzert der europäischen Mächte zu verankern. Als seine friedliche Diplomatie scheiterte, griff er zur Gewalt.

Zermürbungskrieg: „Im Sommer wird sich Moskau mit den eroberten Gebieten begnügen“

Russland hatte aber auch sehr viele innere und selbstverschuldete Probleme, sehr große Armut, Konzentration des Wohlstandes bei einer kleinen Elite, keine demokratische Weiterentwicklung, völlige wirtschaftliche Stagnation. Und der Westen hat Russland doch nie bedroht …

Alexander Rahr: Der Westen war auf die harte Tour Russlands vorbereitet gewesen: Die NATO-Osterweiterung hatte viel mit Abschreckung zu tun. Ein wichtiges Grundelement der europäischen Sicherheitsordnung nach dem Ende des Kalten Krieges war von Anfang an die Verhinderung des Wiederentstehens eines neuen russischen Imperiums auf dem Kontinent. Deshalb wollte man Russland nicht im gemeinsamen Haus Europa. Als der Krieg im Donbass ausbrach, setzten Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Hollande den Minsker Schlichtungsprozess auf. Er entwickelte sich zur reinen Farce, die Kontrahenten spielten nur auf Zeit. Merkel und Hollande gestanden später ein, einseitig an der Seite Kiews gestanden zu haben. Der Westen folgte seinem Primat: Russland durfte keinesfalls gewinnen. Wäre es damals zur Autonomie im Donbass gekommen, gäbe es heute keinen Krieg.

Das ist eine sehr wohlwollende Vermutung, denn die Autonomie des Donbass wurde ja vom Westen stillschweigend akzeptiert. Und aus fossiler Abhängigkeit der Wirtschaft setzte der Westen auf Appeasement. Sie kennen Putin ja sehr gut. Was war sein Kalkül und seine Motivation für diesen Krieg gegen die Ukraine? Gibt es eine Chance, den Angriffskrieg Russlands zu stoppen? Russland malt gerne das Schreckensszenario des Atomkrieges, das aber sehr unrealistisch erscheint …

Alexander Rahr: Die Ziele der „Speziellen Militäroperation“ waren vielfältig. Einerseits sollte die Ukraine dem russischen Einflussgebiet wieder zugeordnet werden und zu einem Bestandteil des russisch-belorussischen Unionsstaates werden. Die Entscheidung, annektierte Gebiete der südöstlichen Ukraine an Russland anzugliedern, war Resultat eines Strategiewechsels von der Offensive zur Defensive in der Kriegsführung. Wenn der Abnutzungs- und Zermürbungskrieg bis zum Sommer weitergeht und beide Seiten die kritische Anzahl von 250.000 Gefallenen erreichen, wird Moskau bereit sein, sich mit den vier eroberten Gebiete (immerhin 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebietes und von 40 Prozent der ukrainischen Bodenschätze) zu begnügen. Die Ukraine würde mit einem Milliarden-Aufbauplan der EU, sowie der NATO- und EU-Mitgliedschaft für ihre schmerzhaften Gebietsverluste kompensiert werden.

„Russland gerät in immer größere Abhängigkeiten von China“

Wäre es nicht sinnvoller gewesen, die Potentiale Russlands in die wirtschaftliche und demokratische Weiterentwicklung zu stecken als in einen Krieg? Man muss doch feststellen, dass das Land ökonomisch, gesellschaftlich und technisch weit hinter seinen Möglichkeiten und Potentialen zurückblieb? Und hat sich Putin nicht verspekuliert, als er sein Gas als ökonomisches Druckmittel einsetzen wollte? Der kalte Winter in Deutschland blieb ja aus …

Alexander Rahr: Während die EU und Russland sich mit immer neuen Sanktionen wirtschaftlich beschädigen, sind Amerikaner und Chinesen die lachenden Dritten. Europa wird nach diesem Krieg und auch den spürbaren Folgen der Pandemie, Migrationskrise und Finanzkrise geschwächt sein. Die USA haben Russland als Energielieferant abgelöst. Zweifellos werden sie, sowie die Russen zuvor, die europäischen Abhängigkeiten von den USA gnadenlos instrumentalisieren. Die USA geben den Kurs bei der Errichtung der grünen Wirtschaft an. Europa verliert an Wettbewerbsfähigkeit und wird sich den USA unterordnen wie niemals zuvor, denn die Sicherheit Europas hängt – wie in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg – alleine von den USA ab. Russland wird unter den westlichen Sanktionen ächzen, vermutlich den Lebensstandard seiner Bevölkerung verringern, aber nicht zusammenbrechen. Ein möglicher Machtwechsel im Weißen Haus könnte neue Spielräume im Westen hervorrufen, was dazu führen wird, dass manche Europäer ihre Blicke doch wieder nach Osten richten könnten.

Was hat denn Russland aber bisher von diesem Krieg gewonnen? Ist er nicht auch ökonomisch ein reines „Verlustgeschäft“? Hat Russland in den letzten dreißig Jahren nicht ganz einfach den Sprung in die Moderne verpasst?

Alexander Rahr: Durch den totalen Bruch mit Europa verliert Russland seinen technologischen Modernisierungsmotor und gerät in immer größere Abhängigkeiten von China, das sein Augenmerk auf die reichhaltigen Ressourcen Sibiriens wirft, welche 500 Jahre lang Europa versorgten und den europäischen Wohlstand absicherten. Jetzt werden sie alleine Asien zugute kommen.

Im Übrigen glaube ich nicht, dass Europa sich vollkommen von den russischen Rohstoffen trennen kann. Mit riesigen Anstrengungen und Geldflüssen wurde zwar in Europa im Winter eine drohende Energiekrise abgewendet. Aber schon das Auffüllen der Gasspeicher für den nächsten Winter wird ohne Russland nicht zu managen sein. Auch wird die EU weiterhin auf LNG-Lieferungen sowie Seltene Erde aus Russland angewiesen sein.

Sollten die Europäer in der kommenden geopolitischen und geoökonomischen Auseinandersetzung zwischen den USA und China gezwungen sein, sich von China zu lösen, wäre die europäische Wirtschaft großen Verwerfungen ausgesetzt. Russland und China gleichzeitig von der Weltwirtschaft zu isolieren ist ein unmögliches Unterfangen.

„Bei Putin wird der Westen zum ultimativen Feind erklärt“

 In Israel und Brasilien, aber auch in Indien und Südafrika verfolgt man ja weiterhin eine eher neutrale Politik gegenüber Russland, auch aus wirtschaftlichen Gründen. Wie betrachten Sie das? Putin behauptet oft, der Globale Süden stünde eher hinter Russland als hinter dem Westen. Aber stimmt das wirklich?

Alexander Rahr: Wäre der globale Süden, samt China und Indien, in die Spirale westlicher Sanktionen gegen Russland eingestiegen, wäre Russland heute wirtschaftlich am Ende. Es ist anders gekommen. Während der Westen Russland zum Paria erklärt hat und Putin aggressiven Imperialismus vorwirft, werfen nicht-westliche Staaten den USA und Europa einen Neokolonialismus mit ihrer Werte-orientierten Weltpolitik vor. Ich glaube, die Welt wird als Folge des gegenwärtigen Konfliktes in zwei Lager aufgeteilt sein. Zwei Wirtschaftsblöcke werden gegeneinander um die Weltherrschaft konkurrieren.

Ihnen wurde vom russischen Staat einer der wichtigsten Orden des Landes verliehen. Wie stehen Sie denn heute dazu?

Alexander Rahr: Ich habe für meine völkerverbindende Tätigkeit im Verlauf eines Vierteljahrhunderts mehrere Auszeichnungen erhalten, auf die ich stolz bin. Ich habe sowohl das deutsche Bundesverdienstkreuz für die Völkerverständigung erhalten, als auch den russischen Freundschaftsorden. Bei der Aufarbeitung der deutschen Ostpolitik, auf die ich gespannt bin, werden Fehlleistungen und Erfolge dieser Epoche genau untersucht werden. Ich habe in meinem interessanten Berufsleben für amerikanische, deutsche, russische und ukrainische Think Tanks und Unternehmen gearbeitet. Bereuen tue ich nichts, obwohl ich zugeben muss, dass viele Früchte meiner Arbeit am Boden zerstört worden sind, was mich äußerst traurig stimmt.

Der Krieg Russlands dauert nun ja schon über ein Jahr. Was glauben Sie, wo werden wir im Frühjahr des nächsten Jahres stehen?

Alexander Rahr: Enttäuscht war ich von der Münchner Sicherheitskonferenz und Putins Rede zur Nation. Beide vermieden auch nur ansatzweise, über eine mögliche Friedenslösung nachzudenken. Der Westen schwillt im Bellizismus: keine Friedensverhandlungen mit Russland, keine Diplomatie – Russland muss geschlagen werden und wie Deutschland 1945 kapitulieren. Dann sehe man weiter. Krieg ist Frieden! Bei Putin wiederum kein Wort über die Ziele der russischen Kriegsführung und der Westen wird zum ultimativen Feind erklärt. Putins unglaublicher Satz: „Der Westen weigert sich, unsere Territorien anzuerkennen, die er ukrainisches Terrain nennt“ zeigt, dass auch in Russland gilt: Krieg ist Frieden!

Ich setze meine Hoffnungen auf die chinesische Friedensinitiative und den beginnenden Wahlkampf der US-Republikaner. Beide könnten zusammen einen Umschwung Richtung Ende des Krieges bewirken. Vielleicht wird die Initiative von Elon Musk wieder aktuell. Der Twitter-Chef mahnte an, sich nicht nur auf die Frage der Territorien in der Ostukraine zu versteifen, als auch den Wunsch der Menschen auf diesen Territorien zu erfragen und zu berücksichtigen. Er meinte die Frage der Selbstbestimmung, die im Völkerrecht verankert ist. Kommt eine Wiederholung der Referenden in den von Russland besetzten Gebieten, einschließlich der Krim, unter strenger UN – und OSZE Kontrolle und unter Ausschluss von Manipulationen? Das Ergebnis der Wahlwiederholung sollte dann internationale Aberkennung finden oder Grundlage für ernsthafte Friedensverhandlungen sein.

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49 Kommentare

  1. Marcel Malachowski fragt den ehem. Berater der RAND Coperation und Bundesverdienstkreuzträgers Rahr bzgl. des „Überfalls“ des „Putins Regims“, ob viele den „barbarischen Machtwillen Russlands“ unterschätzt haben…

    Hähä…..endlich mal wieder ein sachlich-nüchternes und vorurteilsfreies Interview,… (oder auch nicht).

    1. Immerhin kann man das hier noch bemerken und anmerken. Gibt nicht mehr sehr viele andere Möglichkeiten. Insofern finde ich es gut, dass es hier erscheint, auch wenn es, was für jeden aufmerksamen Leser erkennbar ist, dem journalistischen Anspruch das Overton nicht wirklich gerecht wird.

      Dass Spekulationen, Überlegungen und persönliche Schlussfolgerungen nicht als solche gekennzeichnet, sondern als faktisch Kommuniziert werden, muss man wohl so hinnehmen. Ist heute einfach so.

      1. Bei der Frage „Haben viele den barbarischen Machtwillen Russlands unterschätzt?“ weiß man schon, dass da von Seiten des Interviewers nicht mehr viel zu erwarten ist und setzt darauf, dass der Interviewte noch ein bisschen zu retten versucht. Er macht das dann ja auch an verschiedenen Stellen, insbesondere mit seiner Feststellung, dass er nichts bereuen würde und viel seiner Arbeit zerstört wurde.

        Nato-Osterweiterung = barbarischer Machtwille Russlands

        Was denken sich Journalisten, wenn sie ein Interview auf ein dermaßen falsches Gleis setzen?

        Alexander Rahr zu: Amerikanische und britische Geheimdienste wussten rechtzeitig Bescheid

        Die US-Kalkulation war, entweder am Verhandlungstisch nicht weiter kommen oder darauf setzen, dass Russland sich die Osterweiterung inkl Georgien und Ukraine des drohenden Ärger wegen gefallen lässt. Deswegen seit Jahren die US-Diplomatieverweigung gegenüber Russlands. Nicht nur die US-Geheimdienste wussten Bescheid, die Regierungen praktizierten diese Politik.

        Die USA meinte ja, dass sich niemand vor der Nato-Osterweiterung fürchten müsse, und schoss dann selber chinesische Wetterballons per Kampfjets ab.

        1. Schon klar. Aber darum ging es mir mit meinem Einwand nicht.
          Rötzers kleines Rentner – Projekt ist schon außergewöhnlich, weil hier Autoren schreiben, die man so nirgends zusammen publizieren wird. Und noch bemerkenswerter finde ich es, dass Widerspruch erhoben worden kann. Keine Ahnung, wo das noch möglich ist und wie lange. Beiträge , wie sie hier vorgetragen werden, auch von dir, setzen, wenn sie auf öffentlichen Kundgebungen vorgetragen werden , schon mal den Staatsanwalt in Bewegung.
          Ich bin selten von dem begeistert, was der geschätzte Chefredakteur selbst schreibt und wenn er dereinst auf tp über Japan schrieb, dann packte mich beim Lesen schon mal die blanke Verzweifelung.
          Aber mit den beiden journalistischen Projekten, für die er Verantwortung trug, hat er meine Anerkennung und meinen Respekt erworben.
          Sein wir dankbar dafür, dass es das Portal gibt, dass hier alle Meinungen (noch) hörbar sind und dass die Spanne von Rahr bis Lapuente reicht. Ich habe nicht die Erwartung, dass alle Autoren das schreiben, was ich gern lesen mag.
          Klar, dass ändert an der Lage nichts mehr. Auch nicht die Demo am Brandenburger Tor, zu der ich trotzdem ging.

          Irgendwie bleibt nur der Trost, dass, wenn die Aliens nach unserer Selbstauslöschung hier vorbeischauen und digitale Archäologie betreiben , sie Reste des Magazins finden und entziffern könnten. Vielleicht stellen sie dann entzückt fest, dass es dereinst doch intelligentes Leben gegeben hat.

  2. Genau ein Punkt ist von Belang:

    „Die Entscheidung, annektierte Gebiete der südöstlichen Ukraine an Russland anzugliedern, war Resultat eines Strategiewechsels von der Offensive zur Defensive in der Kriegsführung.“

    Präzise.
    Ansonsten ist jede Aussage gemäß des imperialen Koordinatensystems Rahrs teils gelogen – in Gestalt ungekennzeichneter Spekulation – teils zur Unkenntlichkeit verzerrt, das ist zu idiosynkratisch daneben, als daß es mit Gewinn zu kommentieren wäre.
    Nimmt man aber hinter dem Zusammenhang der Aussagen dies Koordinatensystem wahr, erkennt man, daß die sogenannten „gemäßigten Liberalen“ Russlands, in der Zange zwischen dem angelsächsischen Krieg gegen Europa und den Konservativen in der eigenen Nomenklatura, zu einem nicht unerheblichen Teil handeln, wie abgewiesene Bräute. Diese Elite wollte sich unter allen Umständen „europäisieren“. Das ging in der ersten Regierungszeit von Bush jr. so weit, daß sie, in Reaktion auf den Imperiumskrieg der USA, den „War on Terra“, der US-Administration mit allem, was ihnen zur Verfügung war, Äquidistanz im Krieg, gleichen Abstand zu EU, USA und China angeboten haben..
    „Bric(s)“ ist ursprünglich eine Goldman-Sachs-Idee unter der Zwecksetzung einer kooperativen Weltmarkt – Entwicklung gewesen, die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) begann 2001 auf derselben Grundlage mit der Idee, das getroffene Territorium zumindest vorerst aus dem Imperiumskrieg heraus zu halten, also militärisch zu neutralisieren.
    Egal, talked in vain, aber der Punkt von Belang bleibt.

  3. Was ich, bei aller Ablehnung von Putins russischem Angriffskrieg, für äußerst bedenklich halte ich, dass alles russische per se regelrecht „verteufelt“ wird.

    Wieso sollen russische Oppositionielle keinen Aufenthalt in einem anderen Land erhalten? Wozu ist es nützlich russische Kriegsgegner und Deserteure aus den EU-Ländern auszuwisen? Was bringt es russische, klassische Literatur zu ächten? Das ist der reinste „Rassekrieg“ würde Adolf Hitler dazu sagen…..

    …die Sache wird wohl ausgehen wie anno 1945 in Berlin – in „Der Untergang“ gezeigt…..

    Alles russische zu verteufeln schweißt Russlands Bevölkerung nur noch mehr zusammen….

    ….auch hier ein absolut geschichtsvergessenes Vorgehen der westlichen Allianz bzw. NATO und USA gegen Russland…..man hat nichts daraus gelernt und dämonisiert, wie in den besten Tagen auch des Kalten Krieges, ein ganzes Volk – mit dem kleinen Unterschied russische Dissidenten waren gerne gesehen im westlichen Ausland, niemand verbot russische Klassiker, und man gewährte russischen Deserteuren Asyl im Westen…..und spielte nicht den UDSSR-Autokraten in die Hände indem man „das gesamte russische Volk“ ausgrenzte bzw. dämonisierte….

    Den Russlandhassern in NATO, Deutschlands „Eliten“, USA und EU könnte man sagen ihr erledigt das Geschäft Putins, wenn er denn ein Autokrat ist, und macht die Russen, mit dieser hirnlosen Ausgrenzungspolitik nur noch stärker als gewünscht….. *augenroll*

    Es sei daran erinnert, dass der Große Vaterländische Krieg auch auf dem Mythos der Partisanen aufbaut, die aber m.E. erst entstanden als die Bestie Wehrmacht und SS ihr wahres Gesicht gegenüber den besetzten Teilen der UDSSR gezeigt hat – gibt ja Bilder als die Nazis begeistert in Weißrussland, Ukraine und anderen Gegenden die von Stalins Schergen unterdrückt wurden, als vermeintliche „Befreier“ begrüßt wurden – als dann aber die „Ostpolitik“ ihr wahres, menschenverachtendes, massenmörderisches Gesicht zeigte war es aus mit der vermeintlichen „Befreiung“ vom stalinistischen Kommunismus – und eben selbiger erhielt Zulauf, aus allen Richtungen, und völlig freiwillig weil es ja den Menschen, die in den Besatzungsgebieten der Wehrmacht existieren – Leben kann man das nicht nennen – mies erging…..die füllten oft auch die Massengräber die Wehrmacht und SS anlegten….

    Zynischer Gruß
    Bernie

    1. @Bernie:
      Hallo Bernie,
      was ist das: „Putins russischer Angriffskrieg“?
      Seit dem Beistandsabkommen mit den Donbass-Republiken war Putin zum Schutz dieser Entitäten rechtlich verpflichtet.
      Hätte der die Donbass-Republiken überrollen lassen sollen mit massenhaften Ermordungen von deren Bürgern?
      Auf ukrainisch nennt man das zwar Säuberung von Terroristen, ist faktisch aber das gleiche. Ich beschreibe nur die Wirklichkeit, bestimmte Ukrainer können diese aber nur noch durch ihre faschistisch-imperialen Wahnvorstellungen erkennen.
      Die zuerst Angegriffenen waren die Bewohner der Donbass-Republiken!
      Nach der Anerkennung dieser Republiken hätte jeder Diener des Volkes eines Rückzieher gemacht.
      Da Selenskij aber kein Diener des Volkes ist, sondern eine erbärmliche (hochpreisig) gekaufte Nutte, der es an wirklichem Schneid fehlt, hielt er am Plan fest und provozierte zu nahezu 100 % die Invasion.
      So konnte das Drehbuch weiterlaufen.
      Leider haute das mit den Sanktionen und dem militärischen Vorgehen aber nicht so ganz hin, weshalb es zu dieser (nur oberflächlich) verfahrenen Situation gekommen ist.

      1. @Luck

        Danke für die Aufklärung – ich halte mich nur an das von unseren Mainstream-Medien vorgegebene, aber ja kannst auch recht haben…..

        ….man muss ja als „Friedensschwurbler“ neuerdings aufpassen was man sagt 😉

        Viele Grüße
        Bernie

  4. „Was dachten Sie am Morgen des 24. Februar letzten Jahres, als Sie von den Angriffen Russlands hörten?
    Alexander Rahr: Zuerst war ich schockiert. Erst am Abend davor hatte ich in der Phoenix-TV-Runde einen Krieg ausgeschlossen.“

    Ich selber war als Laie zu diesem und jedem anderen Zeitpunkt schlecht informiert und kann darum sagen, dass ich sehr überrascht war, als es zu diesem Kriegseintritt Russlands kam. Ein Experte kann diese Überraschung aber nur schauspielern, denn er wusste von den Bündnisgesetzen, die zwischen Russland und den Donetzrepubliken vorher ratifiziert wurden und er wusste vor allem von der Eskalation des Artilleriebeschusses der abtrünnigen Republiken.

    „Auch der BND, Regierungs-Think Tanks und laut Sönke Neitzel die Bundeswehr-Führung rechneten nicht damit oder schlossen es sogar kategorisch aus. Und auch auf der Münchener Sicherheitskonferenz letztes Jahr ging man eher nicht davon aus. Haben viele den barbarischen Machtwillen Russlands unterschätzt?
    Alexander Rahr: Amerikanische und britische Geheimdienste wussten rechtzeitig Bescheid …und …. außerdem hatten sie die Ukraine seit 2014 schon massiv mit Waffen aufgerüstet, an den Minsker deutsch-französischen Friedensverhandlungen zum Donbass vorbei.“

    Klar wussten diese Geheimdienste Bescheid. Sie sassen ja an der Quelle. Nicht nur die Aufrüstung der Ukraine wurde von ihnen begleitet, auch die Ausbildung der Soldaten, die Organisation der Sanktionen, die am gleichen Tag gestartet wurden, der Aufbau des Russenostwalls an der Grenze zum Donbass etc. pp. Der CIA-Mann George Beebe hat angeblich festgehalten, man habe sich für die militärische Lösung des Konflikts entschieden.
    Und falls die Deutschen davon nichts wussten, weiß ich nicht, was sie den lieben langen Tag machen.

    „Als der Krieg im Donbass ausbrach“
    Kriege brechen nicht aus, sie werden von Akteuren ausgebrochen. In diesem Fall von den Russen, Ukrainern und Angelsachsen.

    „Und aus fossiler Abhängigkeit der Wirtschaft setzte der Westen auf Appeasement.“
    Heißt auf deutsch: Wer die Rohstoffe, die seine Wirtschaft benötigt nicht hat, muss sich arrangieren – oder muss er Geostrategie betreiben?

    „Zweifellos werden sie, sowie die Russen zuvor, die europäischen Abhängigkeiten von den USA gnadenlos instrumentalisieren.“
    Wann wurden diese Abhängigkeiten von den Russen „gnadenlos instrumentalisiert“?

    „Alexander Rahr: Durch den totalen Bruch mit Europa verliert Russland seinen technologischen Modernisierungsmotor und gerät in immer größere Abhängigkeiten von China, das sein Augenmerk auf die reichhaltigen Ressourcen Sibiriens wirft, welche 500 Jahre lang Europa versorgten und den europäischen Wohlstand absicherten. Jetzt werden sie alleine Asien zugute kommen.“

    Hier betreibt ein Europäer eurozentristische Nabelschau. Russland sollte von USAs und Europas Gnaden Rohstofflieferant sein und bleiben, eine Mordernisierung statt nicht auf der Agenda und widersprach den geostrategischen Zielen des Westens. Ich denke eine Anbindung an China kann für Russland wesentlich ertragreicher sein und zur Not kann man Forschung auch selber betreiben.

    Insgesamt haben sich die USA durch diesen Krieg einen (russischen) Bärendienst erwiesen. Ihre europäischen Vasallen werden ökonomisch geschwächt und mittelfristig mit ihnen in Konflikt geraten, ebenso wird die Mehrheit der Staaten sich lieber in eine kooperative, nicht gewalttätige multipolare Weltordnung einreihen, als weiter dem gewalttätigen Imperium zu Willen zu sein. Vor allen Augen werden ihnen auch ihre Grenzen aufgezeigt.

  5. „Nicht nur in der Westukraine, sondern auch in der pro-russischen Ostukraine hatten sich die Menschen schon in einer ukrainischen Staatlichkeit eingelebt.“ Der ist gut. Seit der Unabhängigkeit 1991 hat die Ukraine 20 Millionen Bürger verloren, die Hälfte davon schon vor dem Krieg, ein Bevölkerungsverlust ohne gleichen. In Afghanistan ist die Bevölkerung in diesem Zeitraum kontinuierlich gewachsen. An das niedrigste BIP pro Kopf in Europa kann man sich halt schlecht gewöhnen. Schön, dass Alexander Rahr das Märchen von der Eroberung der Ukraine als russisches Kriegsziel verbreitet, was von Russland immer bestritten wurde. Es ging immer nur um Donbass und russische Bevölkerung. Aber wenn der Westen nur das Ziel hat, die Eroberung der Ukraine zu verhindern, dann kann spätestens ein Waffenstillstand nach der Befreiung des Donbass ohne „Gesichtsverlust“ geschlossen werden.

  6. Wieder eine Bestätigung: nach Auftauchen der ersten Verwendung eines Binnen-I’s das Lesen des Textes umgehend beenden und alles bis dahin gelesene umgehend vergessen hilft, geistige Gesundheit zu wahren.

    1. Ja, das muss so handhaben. Ich habe bis „AutorInnen“ gelesen, dann denn Autor nachgesehen, noch mal kurz in die Kommentare geblickt, ob es vielleicht doch etwas Originelles zu lesen gibt (die Hoffnung stirbt zuletzt) und verabschiede mich hiermit für heute und vermutlich länger. Das Veröffentlichen von derartigem Schmonzens in Gaga-Deutsch darf nicht auch noch mit Klicks belohnt werden.

  7. Huch…sonntags lassen wir die Seele baumeln und haben nur am 7. Tag der Woche einen ÖRR-freien Tag.
    Habe ich versehentlich eine falsche Abzweigung genommen?! Bin irritiert.

  8. Meine Güte, was für eine endlose Lobhudelei auf den Interviewpartner! Und dann so ein dürftiges Statement.
    Ukraine früh genug in die Nato und alles ist gut – das ist die schlichteste aller Denkweisen, mainstream. Damit kann man sich bei westlichen Machthabern beliebt machen und rechtfertigt nebenbei all deren Kriege der letzten 30, 35 Jahre. Ebenso die Ausdehnung der Nato, die Wirtschftskriege, den Bruch des Minsk-Abkommens, den Aufbau einer Raketen“abwehr“ an den Grenzen Russlands usw.

    Die Diskussion im Forum ist da (teilweise) schon deutlich weiter.

    1. Aus der Lobhudelei entnehme ich, dass Rahr kein “ehrlicher Makler“ sein kann, dafür ist er zu tief in den transatlantischen Strukturen verankert und sitzt an deren Fleischtöpfen. Auf den Punkt gebracht: Rahr ging davon aus, dass RU nicht mehr als eine Kolonie des Westens bleiben sollte, die ähnlich wie andere Weltregionen nach Herzenslust ausgebeutet werden durfte. Und wenn “der Russe“ nicht parierte, hätte man ihm eins übergebraten oder Land und Ressourcen scheibchenweise verhökert. An diesen “Geschäften“ wollten Leute wie Chodorkowski mitverdienen. Putin machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Dafür wird er gehasst, nicht für seine demokratischen Defizite.

  9. Nun,der Herr Rahr lebt davon,seine Meinung im Westen zu vermarkten.Und da zählt nur noch die Meinung des Hegemons.Alternativen sind nicht zugelassen und werden natürlich auch nicht honoriert.
    Wenn er ehrlich seine Meinung sagen würde,dann würden wir hier lesen:
    Der „Westen“ wollte nie eine gleichberechtigte Zusammenarbeit mit Russland.Russland sollte zu einer Kolonie gemacht werden.Der hybride Krieg des Westens gegen Russland begann schon in den 1990er Jahren.Der Spiegel hat ja schon 1996 stolz berichtet,wie den Russen der vom Westen gewünschte Präsident aufgedrückt wurde…dann der von westlichen Geheimdiensten (CIA,MI6,BND…)geförderte islamistisch-separatistische Terrorismus…die Liste der feindseligen Aktionen des „Westens“ gegen Russland ist lang!
    Mit seiner Rede 2007 zur Münchner Wehrkundetagung hat Putin dem Westen klar gemacht,dass Russland den Kampf aufnimmt und nicht bereit ist,sich zur Kolonie des Westens machen zu lassen….der Rest ist Geschichte…
    Russlands Ziel ist der Aufbau einer multipolaren Welt und die möglichst sanfte Auflösung des angelsächsischen Imperiums mit dessen Werkzeugen NATO,EU….

    1. Das Ende der Geschichte, vermutlich wurde das Buch in Russland besser verstanden als im Westen. Der Alexander Rahr veranstaltet im Voraus ein Autodafé und versucht sich hier zu Entschuldigen.

  10. Quo vadis Overton?

    Wurde Overton von Telepolis unterwandert?

    Ich habe genau aus dem Grund Telepolis den Rücken gekehrt und bewusst Overton finanziell unterstützt, weil ihr kritischer, differenzierter und ausgewogener berichtet. Also das nicht gleichtgeschaltete „Telepolis 2.0“ mit ihren wunderbaren Journalisten wie Rötzer, Moser und ihren vielen weiteren neutralen(!) Kollegen.

    Sollte es die Ausnahme sein dass Transatlantiker hier einseitig berichten, dann kann ich es mir schön reden, dass ihr beide Seiten abbilden wollt.
    Ansonsten geht die Suche für mich wieder weiter einen absolut neutralen Nachrichten Kanal zu finden und zu unterstützen.

    1. Bleibt ruhig. Es ist nicht verkehrt, auch diese Stimmen hier zu veröffentlichen. Ansonsten begibt man sich in eine Blase.
      Wir erheben ja gerade den Main-Stream-Medien den Vorwurf, einseitig zu bellen. Die richtigen Antworten sind ja in den Kommentaren zu finden.

  11. Obwohl ich einen sachlichen(!) Kommentar geschrieben habe, wird dieser nicht veröffentlicht.

    Gut zu wissen wie das hier läuft

    1. Dafür ist die Forensoftware im Zusammenspiel mit dem jeweiligen Browser verantwortlich und keine böse Absicht, soweit ich mich auf eigene Erfahrungen beziehe.

    2. @Luck: Danke für den Hinweis! Das werde ich das nächste mal berücksichtigen und etwas mehr Geduld an den Tag legen.
      Mittlerweile ist der Kommentar auch aufgetaucht!

  12. Alexander Rahr mag vieles sein, aber sicher kein hinreichend kompetenter Eperte.
    Denn wer von den Ereignissen des 24.02. trotz vermutlich hinreichender Kenntnisse überrascht war, ist fachlich eindeutig überfordert.
    Wenn er selbst sagt, dass Russland bei einer Implementierung einer Autonomie im Donbass nicht interveniert hätte, erübrigt sich ein Hinweise auf ein angebliches Großmachtstreben als Motiv.
    Faktisch ist Russland immer Großmacht gewesen, aber vor Putin nicht im Interesse großer Teile seiner Bevölkerung.
    Aber das Schicksal verarmter Massen interessiert im Westen nicht, wenn der Rubel besonders gut rollt.

    Vitalste Sicherheitsinteressen mit imperialistischem Großmachtstreben zu verwechseln, deutet nicht nur auf analytische Legasthenie hin, sondern darf getrost als ebensolcber Analphabetismus gewertet werden.

    Wenn der Interviewte von einem Ende des Krieges im Sommer ausgeht, weil sich Putin mit den 4 neuen Provinzen zufrieden gibt, kennt er anscheinend weder die westlichen, noch ukrainischen Vorstellungen.
    Ein militärischer Zusammenbruch der Ukraine würde erst die Tür dafür öffnen.
    Wenn ein solcher aber erfolgen sollte, gäbe es auch eine gewaltige Demilitarisierung und Ent-Nazifizierung der Ukraine. Im demokratendeutsch hieße das natürlich De-Patriotisierung (oder ähnlich).

  13. Da haben sich 2 Brüder mit gleichen Kappen gefunden in Verharmlosung der NATO, der sie innerlich verbunden sind.
    Mehr braucht man nicht sagen.

  14. Beim „barbarischen Machtwillen Russlands“ musste ich aussteigen. Aber klar, schön dass hier beide Seiten gehört werden. Wurde ja kein Klischee ausgelassen…

    1. erst beim „barbarischen Machtwillen“??? Also mein nicht vorhandener Masochismus, verhinderte weitere Intoxicationen.

      Es dreht sich nicht darum, dass man nicht auch die andere Seite kennenlernen möchte. Allerdings ist dieses Interview völlig dem entsprechend, was auch in sehr vereinfachter Form, die MSM uns vorsetzen. Also wozu dieses höchst zweifelhafte IInterview, eines vermeintlichen „Experten“.

      1. Zumindest der Hinweis, dass Russland ohne Verweigerung der Autonomie-Rechte nicht interveniert hätte, ist in den Massenmedien nicht zu finden, würde aber das ganze Argumentationsgerüst zusammen brechen lassen.
        Und dann würden sich noch ganz andere statische Unregelmäßigkeiten finden.
        Bei allen Mängeln ist es immer noch besser als nichts, aber keineswegs auf Overton-Niveau, sondern ziemlich weit weg.

  15. Der Fragesteller ist eindeutig der dümmere und schäbigere von beiden.
    Russland hat ganz klar die Wiederherstellung des Schutzes seiner Sicherheit und den Schutz der Donbass-Bevölkerung als Ziel der militärischen Sonderaktion benannt.
    Und selbst die Ukraine hat mit ihrem „Volksgesetz“ ja klar gemacht, dass sich die als „russisch“ definierende Bevölkerung ihre Interessen woanders suchen muss. Und die Sicherheit von Leib und Leben steht dabei an erster Stelle.
    Dass ein der Bevölkerung verantwortlicher Regierungschef einer Assoziierung nach den EU-Vorstellungen von 2012 nicht zustimmen kann, ist für jede vernünftige Seele klar. Aber bei vielen Verantwortlichen in der EU fehlt es sowohl an Vernunft, als auch an Herz/Seele, weil alles von bürokratischer Deklinierungswut überfrachtet ist.

    Das Preismodell, welches Russland/Gazprom wollte, fördert im übrigen das kaufmännische Kalkül und die Investitionssicherheit im Gegensatz zu dem dann durchgesetzten.
    Man ist immer gegenseitig anhängig. Und die Russen waren wie die Sowjets immer zuverlässige Geschäftspartner, was man von den Wegelagerern und Raubrittern der Ukraine seit der Orangenen Revolution nicht mehr behaupten kann. Und Polen versucht es nachzumachen. Warum da der große Bruder in Brüssel nicht eingreift, muss wohl etwas mit dem Onkel, Rufname „Sam“, zu tun haben.

    Die Abhängigkeit von China ist dabei noch ein ganz anderes Kapitel. Nur gut, dass Chinesen in erster Linie Kaufleute sind und keine Herrenmenschen/Imperialisten.

    1. Keine „Herrenmenschen“? Warten wir ab. welche „grausig-brutalen“ Enthüllungen, uns die USA über das REich der Mitte zelebrieren werden. Stichwort „Uiguren“. Damit werden wir sicher noch ordentlich beschallt, werden um China reif, für die „Demokratie“ zu machen.

      1. Ich finde, wir sollten statt „Demokratie“ oder „westlicher Werte“ immer nur noch das Wort „Assange“ benutzen. Oder „Belgrad“.

        1. Wer weiß schon, was in Belgrad wirklich passierte, als die „bösen“ Serben eine auf den Deckel bekamen?
          Und erst, was im Kosovo wirklich abging, um die Menschenrechte in Bezug auch auf Auschwitz zu schützen und Flucht und Bertreibung billigend in Kauf nahm, um neues Kolonialgebiet zu schaffen, dem sich die Serben in Ramboilllet heftig widersetzen?
          Und ist Assange nicht mittlerweile zu einem zwielichtigen Gesellen im Anschein der öffentlichen Wahrnehmung verkommen?
          Wer weiß schon, dass der (gewollte) Beischlaf ohne Kondom zu solchen Eskapaden in der angeblich freien Welt führen kann?
          Wo sind die 3. und 4. Gewalt, um dem ein Ende zu setzen?
          Wer weniger als ein Totalversagen konstatieren kann, sollte die rosarote Brille vielleicht doch abnehmen.

      2. Dass es Beeinflussungsversuche wie so oft geben wird, stelle ich gar nicht in Frage.
        Dass ein chinesischer Geschäftsmann aber im Auftreten hinreichend bescheiden sein kann, ohne als östliche Version eines „Gringos“ seinen Mitmenschen zu begegnen, bezweifle ich nicht.
        Und eine kommunistische Sichtweise sollte auch die chinesische Regierung vor zuviel Hochmut und Dominanz schützen.
        In der „Gringo“-Version scheinen die Ausnahmen dafür bisher ja allzu rar gesät zu sein.
        Was aber nicht verwundern sollte, weil auch deren Landsleute aus der Unterschicht sozial nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst werden.
        Hauptsache, der eigene Wohlstand schützt und der antrainierte Autismus macht den Rest, um nicht auf dumme Gedanken zu kommen.

    2. Die „Abhängigkeit“ ist was für Doofe. Bei dem Stand der PK-Entwicklung auch unter Kapitalismus ist die internationale Kooperation ein objektiver Zwang. Sich anschließend, wenn man sich für eine aggressive Außen- und Militärpolitik gegen ein Land entschieden hat, über Abhängigkeit zu beschweren und die als vorherigen Politikfehler zu bezeichnen, zeugt von Ahnungslosigkeit und Unverschämtheit sowie Verachtung fürs Publikum. Es ist eine Beleidigung der Intelligenz der Adressaten.

  16. „Im Übrigen glaube ich nicht, dass Europa sich vollkommen von den russischen Rohstoffen trennen kann.“
    Import von Energieträgern (außer für AKW) aus Russland vom 1.1.23-7.3.23
    China 10.151 Mio EUR
    EU 9.148 Mio EUR
    Spanien, Belgien, Bulgarien, Niederlande, Slowakei, Italien – sie alle importieren fleißig weiter Gas aus Russland, Öl natürlich auch, nur Kohle hat die EU tatsächlich auf 0 gestellt.
    Ach ja, unsere Freunde von der anderen Seite des Atlantiks habe in o.g. Zeitraum Energierohstoffe im Wert von 462 Mio EU aus Russland importiert.

    1. kann ich davon ausgehen, dass die Importe alle schoen in Rubel bezahlt wurden/werden?
      Euro und Dollar sind fuer Russland zurzeit toxisch.

    2. @Naturzucker: hier darf Polen, der Grosinquisitor in Sachen Sanktionen gegen Russland nicht fehlen. Anfang des Jahres noch 10% des Ölbedarfs durch russische Importe abgedeckt, obwohl sich Polen auch hier gern als Antreiber und moralische Höchstinstanz geriert. Wenn es um andere Länder geht.

  17. heute bei wanz´ „30sec für den sieg“
    „..nun sie sagne also, jeder der nicht willenlos vorm nato-komplex kriecht ist also ein großmachtstreber?“
    „na klaa..so ääfoch is däs. isch bin en äxpähtää. mei schbedsiaalgebidd is die gschischdää seid zwädausndähnazwonsich.mia mechd nemd wos füa“
    „na bitte, meine damn und herrn, da haben wirs. kommen wir zum ende dieser sendung
    ichbedankemichbeimeinengästen aus der intellektuellen provinz richthenkien“

    1. nachtrag:
      „Was dachten Sie am Morgen des 24. Februar letzten Jahres, als Sie von den Angriffen Russlands hörten?
      Alexander Rahr: Zuerst war ich schockiert. Erst am Abend davor hatte ich in der Phoenix-TV-Runde einen Krieg ausgeschlossen.“

      ray mcgovern, ex-cia analyst: die reaktion russlands war vorherzusehen und logisch nachvollziehbar
      john mearsheimer, harvard-prof f. geschichte: die reaktion russlands war vorherzusehen und logisch nachvollziehbar
      scott ritter, un-waffeninspektor irak: die reaktion russlands war vorherzusehen und logisch nachvollziehbar
      col mcgregor, us-militär berater: die reaktion russlands war vorherzusehen und logisch nachvollziehbar:
      oberst wilkerson: die reaktion russlands war vorherzusehen und logisch nachvollziehbar
      henry kissinger: die reaktion russlands war vorherzusehen und logisch nachvollziehbar
      jeffrey sachs, us-chefberater ökonomie: die reaktion war vorherzusehen und logisch nachvollziehbar
      usw…

      1. Rahr gibt echt kein gutes Bild ab. Wirkt wie ein Träumer. „Es wird keinen Krieg geben. Es wird keinen Krieg geben.“ Lalalala. Augen zu halt

        Selbst ich habe an anderen Stellen schon geschrieben vor Jahren so 2020, 2021, daß die USA heldenhaft Freedom & Democracy bis zum letzten Ukrainer verteidiegen werden angesichts der massiven Unterstützung die in die Ukraine gepumpt wurde. Und ich bin kein Osteuropaexperte oder so etwas. Es war ja schon seit 2014 Bürgerkrieg in der Ukraine und es sah nicht aus, daß sich das schnell beruhigen würde.

        Oder Rahr ist kanllharter Propagandist, der vom Frieden schwätzt um dann den Putin als geisteskrank darstellen zu können, wenn Russland direkt in den Bürgerkrieg eingreift. Aber im Interview scheint der Herr Rahr das wirklich geglaubt zu haben. Oder die heraufziehende Eskalation nicht wahr haben wollen. Tja sieht echt nicht gut aus für den Experten Rahr.

        1. in doitschland stehen die reihen dicht geschlossen.
          allein von ray mcgovern exisitieren videos aus denen sämtliche positionen russland VOR der „smo“ hervorgehen. alle dort präsentierten fakten werden auch vo nden anderen aufeführten militärs, wissenschaftler und politiker bestätigt im nachgang.

          die deutschen eliten, aus altadel, industriellen, neureichen nazis bestehend, und die schosshundmedien ignorieren das aus nur einem grund; sie wollen krieg und sie wollen daß das proletariat, die „habenichtse“ (U. v.d.Leyen) dafür zahlt, mit blut und geld. hat ja auch in zwei weltkriegen super funktioniert.

  18. , schon beim Lesen der ersten Absätze mußte ich nachschauen, ob ich wirklich bei Overton und nicht etwa bei Ströer oder dem ehemaligen Nachrichtenmagazin gelandet bin.

    „Barbarischer Machtwille Russlands“, „der Westen hat Russland doch nie bedroht …“, „die Autonomie des Donbass wurde ja vom Westen stillschweigend akzeptiert“, „Sie kennen Putin ja sehr gut“ – abenteuerlich! Der Malachowski fällt mir nicht zum ersten Mal sehr negativ auf.

    Beim Rahr habe ich auch nicht den besten Eindruck: Er soll angeblich ein Experte sein, hat aber die Intervention nicht vorhergesehen?! Okay, habe ich auch nicht, aber ich bin auch kein Experte. Russland hingegen hat – ich glaube am 21.12.2022 – glasklar angekündigt, daß eine „militärisch-technische und militärische Antwort“ folgen werde. Dann: „die Kontrahenten spielten nur auf Zeit.“ Rahr gebärdet sich teilweise, als wenn er tatsächlich jeden Tag mit Putin zusammen wäre und ihn deshalb wirklich sehr gut kennen würde.

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