Polen will Deutschland wegen geforderter Reparationszahlungen international unter Druck setzen

Der polnische Vizeaußenminister Arkadiusz Mularczyk bei der Ankündigung, eine diplomatische Note an viele Länder verschickt zu haben, um eine internationale Diskussion über geforderte Reparationszahlungen von Deutschland an Polen auszulösen.

1,3 Billionen Euro verlangt die PiS-Regierung von Deutschland und hat sich mit einer an EU- und Nato-Staaten verschickten diplomatischen Nato beschwert. Einen Hebel findet man in Warschau auch mit dem deutschen Angebot, Patriot-Systeme nach Polen zu verlegen.

Gestern hat das polnische Außenministerium eine diplomatische Note über die Reparationsforderungen der polnischen Regierung an Deutschland an alle Länder der EU, der  Nato und des Europäischen Rats geschickt. Der stellvertretende Außenminister Arkadiusz Mularczyk erklärte, man wolle damit Diplomaten, Politiker, Völkerrechtsanwälte und Menschen mit Interesse an Menschenrechtsfragen darauf hinweisen, dass das Thema ungelöst sei und das Europäische und Internationale Recht sowie die Menschenrechte betrifft.

Hauptsächlich aber geht es darum, dass Deutschland die Verluste nicht kompensiert, geraubte Güter nicht zurückgegeben und Opfern keinen Schadensersatz geleistet habe. „Die Deutschen wollen nicht darüber sprechen, sie wollen kein internationales Abkommen abschließen, es gibt auch keinen Rechtsweg für die Opfer. Wir werden die internationale Öffentlichkeit darüber systematisch informieren“, so Mularczyk. Polens Regierung will vor den Wahlen im nächsten Jahr  mit der Hilfe von anderen Staaten und einer „internationalen Diskussion“ Druck auf Deutschland ausüben, das tatsächlich die Frage als abgeschlossen betrachtet. Dazu kommt, dass Deutschland wegen angeblich mangelnder Unterstützung der Ukraine vor allem in den baltischen und osteuropäischen Staaten unter Kritik steht.

Und die PiS-Regierung braucht die vielen Milliarden aus dem Corona-Aufbaufonds, die wegen des Streits um das Rechtsstaatsprinzip noch blockiert sind. Da kann Druck auf Deutschland auch nicht schaden, zumal Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eben auch eine Deutsche ist.

Am 3. Oktober 2022, dem Tag der deutschen Einheit, hatte die polnische Regierung offiziell von Deutschland Reparationen für die von Deutschen begangenen Verbrechen verlangt. Außenminister Zbigniew Rau sandte eine diplomatische Note an das Auswärtige Amt (Polnische Reparationsforderungen: Das versiegende Lächeln deutscher Diplomatie). Zuvor war ein Bericht von einer 33-köpfigen Kommission von Experten vorgelegt worden, die auf eine Summe von 1,3 Billionen Euro bzw. 6.220.609 Zlotys kam. Polen, so heißt es, habe vor allem durch die Besatzungspolitik „im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung und zum Volksvermögen die größten persönlichen und materiellen Verluste aller europäischen Länder“ erlitten. Auffällig ist auch, dass bislang von Polen keine Forderungen an Russland und andere ehemalige Staaten der Sowjetunion gerichtet wurden.

Schon in dem Bericht, der unter der Leitung von Mularcyk erstellt wurde. Hieß es:

„Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben sich die Rechtsnachfolger des Dritten Reiches nicht verpflichtet, Polen oder die polnischen Opfer für die von Deutschland begangenen Verbrechen und Schäden zu kompensieren. Auf deutscher Seite gibt es keine Anzeichen für eine Bereitschaft oder den Willen, den Schaden, den es Polen und seinem Volk verursacht hat, zu reparieren oder die geraubten Vermögenswerte zurückzugeben. Stattdessen streitet Deutschland seine politische und rechtliche Verantwortung gegenüber Polen für die Folgen des Zweiten Weltkriegs ab. Bisherige deutsche Bemühungen bestehen aus ein paar symbolischen Gesten und leeren Worten über moralische Verantwortung.“

Im Zwei-Plus-Vier-Vertrag, an dem Polen nicht beteiligt war, wurden keine Reparationsforderungen erhoben. Schon vorher waren bei der Anerkennung der Oder-Neiße-Linie oder der Anerkennung der Grenzen keine Forderungen von Polen erhoben worden, Polen hatte überdies 1953 einen einseitigen Reparationsverzicht erklärt. Von Reparationszahlungen an die Sowjetunion erhielt auch Polen Gelder. Es wurden Opfer medizinischer Versuche entschädigt, über Stiftungen wurden und werden auch andere Opfer entschädigt. Für die PiS-Regierung sind das aber nur Tropen auf dem heißen Stein, Vereinbarungen, die früher getroffen wurden, erkennt sie nicht an.

Verlangt wird neben der Entschädigung eine Zusammenarbeit beim Gedenken an die polnischen Opfer auch Maßnahmen um das „wahre Bild des Krieges und seiner Folgen“, natürlich besonders im Hinblick auf Polen darzustellen. Polen und Menschen polnischer Menschen sollen den Status einer nationalen Minderheit erhalten.

Bild aus dem polnischen Bericht.

Bei dem Konflikt mit der Bundesregierung geht es auch um den Verlust der ehemaligen Ostgebiete, die jetzt zu Belarus und wie das östliche Galizien mit Lemberg (Lwiw) der Ukraine gehören. Die Sowjetunion eignete sich diese an, gebilligt von den Siegermächten in der Konferenz von Jalta. Polen wurde durch die Westverschiebung, also durch Gebiete des Deutschen Reichs wie  Ostpreußen, Hinterpommern, Schlesien und Danzig entschädigt, die aber flächenmäßig weniger als die einstigen Ostgebiete sind. Aus diesen waren die meisten Deutschen geflohen oder vertrieben worden. Im Zuge der „Westverschiebung“ Polens wurden die Bewohner der ab 1944 sowjetisch besetzten Ostgebiete umgesiedelt bzw. deportiert. Überdies flohen Hunderttausende von Polen auch vor dem Terror der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) und der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN), die mit den Nazis u.a. in der SS-Freiwilligen-Division „Galizien“ kollaboriert und dann gegen die Sowjetunion kämpften, um eine unabhängig Ukraine zu errichten. Die OUN wird mit deren Führer Stepan Bandera in der Ukraine verehrt, Bandera wurde zum Helden erklärt, es finden auch jetzt noch Umzüge zu Ehren der SS-Division Galizien statt.

Das ist der Grund, warum Polen, das einerseits zu den größten Unterstützern der Ukraine im Krieg gegen Russland gehört, auch im Konflikt mit deren geschichtlichem Umgang steht. Gerade erst hat PiS-Chef Jarosław Kaczyński  in einem Interview erklärt, dass Polen sich flexibel zeigen würde, wenn das Geld von der EU käme. Deutschland warf er vor, die PO zu unterstützen: „Die PO ist eine deutsche Partei.“ Die Übergabe von deuten Patriot-Systemen begrüßte er, sagte allerdings, es wäre besser, sie der Ukraine zu geben, die dann damit auch Polen schützen könne. Das wäre Zeichen für eine wirklich veränderte Haltung der Deutschen und nicht nur Propaganda.

Auf die Frage, wie er die Ernennung des ehemaligen ukrainischen Botschafters Andrei Melnyk zum Vizeaußenminister der Ukraine findet, sagte er, darüber sei er nicht glücklich. Melnyk ist Bandera-Fan und hat abgestritten, dass dieser ein Massenmörder von Juden und Polen war, das sei ein „russisches Narrativ“. Polen sei derselbe Feind wie die Sowjetunion und das Dritte Reich gewesen.  Tilo Jung zeigte in dem Gespräch mit Melnyk ein von Bandera unterzeichnetes Flugblatt, in dem dazu aufgerufen wird, dass Russen, Polen, Ungarn und Juden ausgelöscht werden müssen. Nicht einmal davon wollte sich Melnyk distanzieren. In den Massakern in Wolhynien und Ostgalizien, die von der OUN zwischen 1943 und 1945 ausgeführt wurden, wurden Zehntausende von Polen getötet.

Die polnische Regierung stellt sich zunehmend quer zu dem deutschen Angebot, Patriot-Systeme dem Land zur Verfügung zu stellen (Wieso liefert Deutschland an Polen Patriot-Systeme?). Man will offenbar kein Geschenk von Deutschland, was auch mit den Geldforderungen zusammenhängen dürfte. Nach Kaczyński, der die Linie in dem Interview vorgegeben hat, meinte nun auch Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak, dass Deutschland die Patriot-Systeme der Ukraine übergeben soll, um sie dort im Westen aufzustellen: „Das wird die Ukraine vor weiteren Opfern und Stromausfällen schützen und die Sicherheit an unserer Ostgrenze erhöhen.“ Man weiß sehr wohl in Polen, dass die Bundesregierung dies nicht tun wird, weil dies Deutschland und die Nato zum direkten Kriegsteilnehmer machen würde. Aber die polnische Regierung hat damit ein Mittel gefunden, gegen Deutschland vorzugehen.

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25 Kommentare

  1. In der Tat sollte man – wie im Lead geschrieben – die nato verschicken und zwar in die Verbannung auf die Rückseite des Mondes.

    Und nochmals, die Vorstellung, die deutschen Patriots würden in Polen oder gar in der Ukraine einen Unterschied machen, sind naiv. Deutschland kann ruhig das ganze Dutzend, das es besitzt, den Banderistas schenken, samt Bedienungscrew. Daran, dass Kiew eine Sitting Duck ist, würde das nichts ändern. Die Russen bräuchten vielleicht zehn Prozent mehr Raketen, um dasselbe Ziel zu erreichen, vielleicht nicht einmal das. Man muss sich die bisherige Performance dieser u.s.-amerikanischen Wunderwaffe kritisch ansehen, dann wird das klar.

    1. Die Tragik Polens besteht wohl darin, dass regelmäßig Großpolen die Politik dominieren, die letztendlich in einem Desaster endet. So auch jetzt.
      Da wollen einige, in Überschätzung ihrer Potenzen, wiedermal ihre Phantomschmerzen kurieren.
      Die reale Historie führt regelmäßig in die Katastrophe.

    2. Erinnerung an den 1.Irak Krieg
      Deutschland wollte die Patriot den Israelis überlassen. Diese haben dankend ablehnt, Warum?
      Weil das was von Deutschland bei den US Amerikanern gekaufte System nur 2.Wahl und für die Zwecke der Raketenabwehr nicht brauchbar war.
      Habe ich nicht vergessen 🙂

  2. Lambrecht will jetzt aber ausgesprochen gerne die Patriots aufstellen, lässt sich vermuten. Die Öffentlichkeit hat gehört, wie das gute Deutschland den Polen ein vorweihnachtliches Geschenk machen will, das sicher von Herzen kommt. Jetzt sind die Patriots wie Malefiz-Steine, die Lambrecht mit passender Augenzahl lautstark erwürfelt hat, in der Hand hält und nun – gemäß den Regeln – unbedingt irgendwo auf dem Spielfeld unterbringen muss, um a) gut sein zu können, b) den bösen Gegner zu behindern und c) der Öffentlichkeit nicht einen Rückzieher erklären zu müssen. Solche Weihnachtsmännerfrauen sieht man schließlich nicht gerne, die ihre milden Gaben erst selbstlos präsentieren, danach aber wieder unverschenkt in ihrem Sack verschwinden lassen.

    Wenn die Polen diese Malefiz-Steine nun tatsächlich nicht haben wollen, dann ahne ich schon, wer da als nächstes die Hand hebt. Mal sehen, vielleicht traut sich Deutschland was und positioniert die Steinchen offensiv?

    Gerade Lambrecht sieht Deutschland doch zukünftig in der Rolle einer kräftig aufgerüsteten und wiedererstarkten Führungsmacht und schämt sich dafür nicht in Grund und Boden. Deutschland sollte doch besser die Klappe halten, wenn es um das militärische Führen angeht, würde ich denken, auch heute noch, da kann die Zeit nichts heilen.

    1. Wieso die Patriot-Systeme ein Schlüssel sein sollen, erschließt sich mir nicht. Sie sind viel eher ein tumbes Zeichen der Beschwichtigung durch deutsche „Politiker“. Sie schaden damit dem deutschen Volk und seiner Wehrfähigkeit, z.B. auch gegenüber Polen. Im übrigen wurde dazu (auch hier) alles Wesetnliche gesagt. Man sollte polnische Reaktionäre nicht dadurch stärken, dass man dieses Thema hochhängt.

  3. Die Tragik Polens besteht wohl darin, dass regelmäßig Großpolen die Politik dominieren, die letztendlich in einem Desaster endet. So auch jetzt.
    Da wollen einige, in Überschätzung ihrer Potenzen, wiedermal ihre Phantomschmerzen kurieren.
    Die reale Historie führt regelmäßig in die Katastrophe.

  4. Skurille Forderungen der polnischen Regierung. Ich sehe schon die Bereitschaft einer CDU-AfD-Bundesregierung die 1,3 Billionen zu zahlen für die Rückgabe von Pommern, Schlesien und Danzig an die BRD. Leserbriefe in der FAZ deuten mehr oder weniger ironisch eine solche Regelung an.

    1. Die genannte Gebiete sind aber kleiner als die nach dem 1.Weltkrieg von Polen eroberten Gebiete. Zum Pech von Polen mussten die Gebiete ja bekanntlich nach dem 2.Weltkrieg wieder abgetreten werden.
      Ergo um den Reparationen zu entgehen:
      1. Wir sollten noch die Lausitz zur Verfügung stellen. Dies hätte den Vorteil, dass die Bevölkerung, wenn die nicht vertrieben wird, wieder Arbeit im Braunkohlrevier hat.
      2. Nach dem Krieg sollten wir dafür stimmen, dass Polen einen Teil der in der Gebiete die in der Ukraine liegen, wieder erhält. Sind ja schon mind. 2,000 polnische Militärs vor Ort. Der Rest von Galizien bekommen die Ungarn.
      — Ich bitte, diesen sarkastischen Vorschlag, die Menschen in den betroffenen Gebieten würden es evtl. zynisch nennen, als Satire zu sehen.

  5. „Bei dem Konflikt mit der Bundesregierung geht es auch um den Verlust der ehemaligen Ostgebiete, die jetzt zu Belarus und wie das östliche Galizien mit Lemberg (Lwiw) der Ukraine gehören. Die Sowjetunion eignete sich diese an, gebilligt von den Siegermächten in der Konferenz von Jalta. “

    Fehlt da nicht eine Kleinigkeit? Nämlich die, daß unter Piłsudski die Ostgrenze Polens bis weit über die Curzon-Linie hinaus nach Osten verschoben wurde. Das betraf zunächst (1919) Ostgalizien, danach wurden auch noch 1921 Wolhynien und 1922 das Wilna-Gebiet militärisch eingenommen.

    1. Danke für den Hinweis, die Aggressivität der Polen unter Pilsudski kannte keine Grenzen. Nach dem Sieg über die Bolschewiki beflügelte der Hurrapatriotismus in Polen. Das ist typisch für eine traumatisierte Bevölkerung. Wenn andere Staaten diesen Traumatisierten den Ton angeben lassen ist es entweder Dummheit oder eine klare Absicht.
      Polen ist jetzt schon bis an die Zähne bewaffnet und braucht unsere Luftabwehr nicht. Die Frage, woher kommt das riesige Militärbudget?, woher kommt das Geld? Das ist leicht zu beantworten: Zum großen Teil von der EU, die finanzierte zum Teil den Aufbau der Infrastruktur, während die Nationalisten mit dem fast gleichen Betrag die Schlagkraft ihrer Armee förderten und fördern. Demnächst sollen 5% des Haushaltes in die Militarisierung gesteckt werden. Das wird Brüssel auch bezahlen, evtl. auch die BRD. Begleichung der Reparationen? Das wird ein Schöner Tanz werden. An die von uns in den 40ern verwüsteten Staaten haben wir bisher noch nichts oder fast nichts bezahlt, Noch nicht einmal das damalige Zwangsdarlehen den Griechen wurde bisher zurückgezahlt. Von den anderen von uns verwüsteten Staaten ganz zu schweigen.
      Wenn es denn soweit ist und wir das alles bezahlt haben (wenn das überhaupt möglich ist) sind wir das ärmste Land in Europa. Zumal wir mit unserem, bis dato verlässlichem, Lieferanten auch in Zukunft nicht mehr zusammenarbeiten werden können.
      Lagebeschreibung:
      Ich bleibe dabei, der mittlerweile wichtigste, weil aggressiver Partner (Vasall) für die US Amerikaner in Europa sind die Polen.
      Die Britten sind eigentlich der 52. Staat. Die Deutschen nur noch „Banane“. Schon in dieser Neubewertung der US Administration, sieht man, dass die NATO, und das ist US + Pudel, alles andere als Defensiv ist. Die Vorbereitungen für eine Zerschlagung der Russischen Föderation sind im vollen Gange.
      Vieleicht könnten wir jetzt, gegen den Trend, von der NATO verlangen, dass die Atombomben aus Deutschland verschwinden, zumindest ein Teil der US amerikanischen Truppe abgezogen und Ramstein aufgelöst wird. Vieleicht könnten wir verhindern, dass mit Finnland ein weiterer Provokateur (Streit um Karelien) in NATO aufgenommen wird.
      Zu mindestens könnte mit diesen Forderungen drohen und zeigen, dass wir nicht alles hinnehmen wollen.
      Leider ein utopischer Vorschlag 🙂
      Statt dessen geben unsere Medien sogar einem Terroristen wie Boris (Sprengung der Pipeline) und einem Melnyk (Bewunderer eines faschistischen Mörders) eine Plattform um gegen die BRD zu stänkern.
      Meine Meinung:
      Wenn es denn sein muss, sollte die zukünftige Schlacht in Polen stattfinden.

      1. Hi Wölfchen,

        es ist deprimerend heute vor den Trümmern und solche Trümmerhaufen könnten in noch viel mehr europäischen Gebiete neu entstehen, nach der Chance der wirklichen Völkerverständigung, Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil, für Frieden und Abrüstung durch das kurze Zeitfenster um 1990 wir stehen. Unter unserem Radar ist es einer Klieke gelungen, uns Gedanklich in Zeiten zurück zu versetzen, wo Gebietsansprüche, Kriege und die totale Unterwerfung anders denkeneder wieder machbar erscheint und teilweise schon in Europa ausgelebt wird.

        Heute sind bei uns unter dem Deckmantel von westlichen Werten und der regelbasierten Ordnung wieder Denkansätze möglich, die wir als ausgestorben haben angesehen und des halb nicht mehr beschützt haben. Dies wird sich in den nächsten Jahren bitter rächen.

        „Es ist eine Debatte, die als abgeschlossen galt: die Westmächte hatten bekräftigt, dass Meinungsfreiheit eine unabdingbare Voraussetzung für Demokratie sei und dass sie sie nie wieder verletzen würden. Doch die USA, Großbritannien, Polen, Italien und Deutschland haben bereits den Weg der Zensur eingeschlagen. Es gibt jetzt Dinge, die man nicht sagen darf.“
        aus https://www.voltairenet.org/article218385.html

  6. Minderheitenstatus für polnische Menschen….
    Die Forderung ist typisch für die in der im westlichen Europa vorherrschende Schizophrenie und Heuchelei.
    Polen verlangt ein Minderheitenstatus für polnische Menschen in den anderen Staaten – bin ich voll dafür 🙂
    Warum akzeptiert Polen die Diskriminierung des Russischen Bevölkerungsanteils in den Baltischen Staaten und in der Ukraine?
    Will man nicht wissen oder nichtmehr wissen wie und warum die Probleme im Donbass entstanden sind?

      1. Kein Wunder, Mengel.
        Diese Heuchelei konkurriert mit der menschlichen Dummheit, wer den grenzenloser sei.
        Heutzutage würde Einstein wohl noch stärker auf diese Heuchelei tippen.

  7. Bei dem Konflikt mit der Bundesregierung geht es auch um den Verlust der ehemaligen Ostgebiete, die jetzt zu Belarus und wie das östliche Galizien mit Lemberg (Lwiw) der Ukraine gehören. Die Sowjetunion eignete sich diese an, gebilligt von den Siegermächten in der Konferenz von Jalta.

    Naja, Moment mal, so kann man das aber nicht stehen lassen. Diese Gebiete, welche sich die Sowjetunion „aneignete“, waren nur zwei Jahrzehnte vorher eigentlich sowjetische Gebiete gewesen, welche Polen in Folge eines Angriffskrieges Polens gegen die Sowjetunion (1919) im Rahmen des s.g. „Friedensvertrags von Riga“ (1921) einverleibte.

    Zitat Wikipedia (Polnisch-Sowjetischer Krieg)

    Das Hauptmotiv der polnischen Führung, allen voran des Staatsoberhauptes Józef Piłsudski, war die Erlangung einer möglichst starken Position gegenüber jenen Staaten, die mehr als hundert Jahre zuvor an den polnischen Teilungen beteiligt waren – also Russland, Preußen und Österreich. (…) Den größten Spielraum sah die polnische Führung im Osten.

    Nachdem ersten Weltkrieg gerade erst zur Eigenstaatlichkeit gelangt nutzt das neugeborene Polen die Gunst des Augenblicks, und greift die sich von einem Bürgerkrieg gezeichnete und dadurch geschwächte junge Sowjetunion an, um Gebiete Weißrusslands und der Ukraine zu erobern, einzuverleiben und anschließend gewaltsam zu polonisieren, da diese Gebiete hauptsächlich von Ukrainern und Weißrussen bewohnt waren, welche sich gegen die Zwangspolonisierung bitter wehrten.

    Wikipedia (Polnisch-Sowjetischer Krieg)

    Dies führte zur rigiden Unterdrückung politischer Gegner und nationaler Minderheiten, so etwa der Ukrainer und Belarussen, die gerade durch die Annexionen des Krieges in den polnischen Staat einverleibt worden waren. Deren nationale Identität war zur Zeit des Krieges schwach entwickelt, denn die Mehrheit der Bevölkerung definierte sich mehr über religiöse oder regionale Identitäten. Die Polonisierungsbestrebungen der späteren polnischen Regierung stießen trotzdem auf starken Widerstand.

    Der Krieg endete mit dem Friedensvertrag von Riga in welchem die Sowjetunion kapitulierte und die Einverleibung weiter Teile der Ukraine und Weißrusslands durch Polen anerkennen musste. Das Abkommen enthielt auch gegenseitige Sicherheitsgarantien in Form eines bedingten Nichtangriffspaktes.

    Später beteiligte sich Polen an der Zerschlagung der Tschechoslowakei, besetzte und annektierte das tschechische Olsa-Gebiet. Damit verletzte Polen auf grobe Weise den Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion. Churchill kritisierte Polen scharf und bezeichnete Polen einmal im Radio als „Die Hyäne Europas“.
    Die Sowjetunion reagierte darauf indem sie den Nichtangriffspakt mit Polen für nichtig erklärte.

    1. Hätte Tuchatschewski von Stalin die gewünschten 20.000 Soldaten erhalten, hätte es auch kein Wunder an der Weichsel gegeben und der ganze Wurmfortsatz wäre hinfällig gewesen.

  8. Danke RH für die historische Einordnung.

    Es ist wie heute in der Ukraine. Hat der Konflikt am 24. Februar 2022 oder bereits im Februar 2014 begonnen? Geht es heute nur um Ukraine gegen Russland oder um den Erhalt der globalen Vormachtstellung der USA gegen sich widersetzende Staaten wie die Russischländische Förderation?

    Aber solch verkürzte Erzählungen machen Menschen zu Kriegsbefürwortern!

  9. Die 1,3 Bio Euro sind schon
    verplant und fließen in den
    nächsten Polenfeldzug.
    Die 100 Mrd. für die Bundeswehr sind ja erst der Anfang.
    Imperator Scholz hat die Zeitenwende ausgerufen.
    Die Polen sollten bedenken, dass auf der Weltkarte gar kein Land mit diesem Namen
    mehr vorgesehen ist.
    Der Arbeitsname für Ex-Polen lautet gekürzt im Bundesverteidigungsministerium
    “ LiO “ ( Lebensraum im Osten ).
    Achtung ! Deutschland ist wieder wer !

  10. Der Deal war, Polen bekommt Ostpreußen und niemand stellt das in Frage. Ich bin durchaus dafür, dass Polen die geforderten Reparationen bekommt, wenn wir im Gegenzug Ostpreußen zurückbekommen. Die Polen scheinen zu vergessen, was zum 2. Weltkrieg geführt hat, das waren auch Reparationen. Das Deutschland im Moment schwach erscheint, kann sich, wie wir aus der Geschichte gelernt haben, über Nacht ändern. Wir haben alles, was für Massenvernichtungswaffen gebraucht wird, wir müssten sie nur zusammensetzen. Es ist nicht klug, einen schlafenden Riesen zu wecken.

  11. Kein europ. Land hat zwischen 1918 und 1939 soviel Kriege geführt wie Polen.
    Polen ist entgegen des heute dominierenden Propaganarrativs auch keineswegs völlig unschuldig am Ausbruch des II. Weltkrieges sondern wegen Verweigerung jeglicher Verhandlungen zur u.a. Danzigfrage und progromartiger Übergriffe vor allem ab April 1939 auf die deutsche Minderheit, die aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages auf polnischem Staatsgebiet lebte. Die daraus resultierenden Flüchtlingsströme in das damalige dt. Reich sind wissenschaftlich einwandfrei für Frühjahr und Sommer 1939 belegbar.
    Einflussreiche Kreise in der poln. Elite betrieben das sog. Intermarium-Projekt, das von den heutigen hochrangigen poln. Politikern keineswegs vergessen ist. Ziel war und ist die Schaffung eines Groß-Polens von der Ostsee bis zum schwarzen Meer und u.a. auch Ausdehnung Polens bis an die Odergrenze, die seit Ende des II.Weltkries Polens Westgrenze ist. Die Ukraine wäre zumindest teilweise Bestandteil des Intermariums.
    Die Reparationsforderungen scheinen mir politische Hybris zu sein.
    Der Aussage im vorh. Post: „Ich bin durchaus dafür, dass Polen die geforderten Reparationen bekommt, wenn wir im Gegenzug Ostpreußen zurückbekommen“ kann ich ohne wenn und aber zustimmen.

    1. Ostpreussen gehört nicht (partiell) Polen, sondern zu Polen.
      Gebiete sollten zu solchen Staatswesen gehören, welche vernünftige Politik machen.
      Dabei drängt sich Polen als Kandidatnicht besonders auf. Damit befindet man sich aber in reichlicher Gesellschaft.

  12. Die größten verlorenen Gebiete liegen in Schlesien und Pommern, nicht in Ostpreußen! Sollen diese geopfert werden? Und was würde es kosten, diese ca. 100.000 qkm (soviel wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen) wieder in „blühende Landschaften zu verwandeln? Außerdem ist die nördliche Hälfte Ostpreußens heute in russischem Besitz. Nein, dieses Hin- und Herschieben von Grenzen taugt nichts (zumal dort kaum noch Deutsche leben). Die Forderungen der aktuellen poln. Regierung sind als wahnwitzig und feindselig anzusehen und zu behandeln.

    Viel eher könnte ich mich mit dem Gedanken anfreunden, koloniale Völker, an denen Massenmorde angerichtet wurden (Hereros etc.), zu „entschädigen“ (ist sarkastisch, ich weiß). Niemals aber einen russophoben Kriegstreiber wie Polen! Auch St.Petersburg, das die Nazis durch millionenfachen Hungertod an Zivilisten auszuschalten versuchten, hätte viel eher Zahlungen verdient. Aber mit Sicherheit kein Regime wie PIS.

    1. Diese „blühenden“ Landschaften hat man doch auch in den 5 neuen Bundesländern nur bedingt erreicht.
      Zumindest scheinen sie noch nicht für alle hinreichend Frucht gebracht zu haben, wenn ich mich auf das Fazit eines Oskar Wagenrechts aus diesem Forum beziehe.
      Die Mundpropaganda dieser Kunden sorgt als nicht automatisch für eine entsprechende Nachfrage nach neuen Baustellen. Und weil es noch keine politischen Kunstfehler als Bezeichnung gibt, muss man nicht davor scheuen, die etwas derbere Ausspruchsform vom „Pfusch am Bau“ zu gebrauchen.
      Der BER konnte auch nur aufgrund einer Änderung der Definitionskriterien auf dem Papier korrekt fertiggestellt werden.
      Die versprochenen blühenden Landschaften in der ehemaligen DDR sind oft auch nur über das Stadium der Notreife gelangt.
      Den Menschen dabei zu helfen, eine wirtliche Welt zu gestalten, erfordert keine nationale Borniertheit, sondern das Herz am rechten Fleck, entsprechende Fähigkeit und die Hemdsärmeligkeit, diese Fähigkeit auch unbürokratisch umzusetzen.

  13. Die polnischen Reparationsforderungen sind ebenso wie die EU-Kritik am angeblichen Rechtsstaats-Abbau in Polen nur oberflächliches Geplänkel eines tief reichenden Konflikts. Die grosse Mehrheit der Polen glaubt so auch weder daran, dass von Deutschland noch irgendwelche Reparationen zu erwarten sind, noch dass die EU es mit ihrer Kritik an Warschau ehrlich meint. Tatsächlich gilt für den Konflikt Brüssel/Berlin – Warschau vor allem Clintons bekannter Ausspruch: „It`s the economy“:

    Polen will raus aus der Rolle des Billiglohn-Landes und ökonomisch und sozial endlich Anschluss an die Kernländer der EU finden. Der Weg dorthin soll ein staatsinterventionistischer Kapitalismus sein. Dazu gehört, dass man bestimmte Unternehmen mit Staatsbeteiligung als strategisch und unverkäuflich bezeichnet hat, – zum Ärger der EU, denn für die Warschauer Börse, die polnische Bahn, den Versicherungs-Monopolisten PZU u.. a. standen westliche Aufkäufer bereit. Beim Agrarflächen-Kauf sind Ausländer faktisch bereits ausgeschlossenh. Zwei Schlüsselsektoren vor allem will Warschau wieder weitgehend „re-nationalisieren“, den Banken- und den Mediensektor.

    Diesem Bemühen um eine nachhaltige Stärkung der ökonomischen Position entspricht auch eine geopolitische Positionierung. Polen will im Raum zwischen Deutschland und Russland die massgebliche Regionalmacht werden und hofft dabei auf die Unterstützung Washingtons. Das ist der Hintergrund der von Polen forcierten sog. Drei-Meeres-Kooperation, die Länder von Estland bis Bulgarien umfasst, aber auch der schroffen Konfrontationspolitik gegenüber Russland, das seinen Einfluss in Ost-Mitteleuropa und dem westlichen Osteuropa endgültig verlieren soll. Die Ukraine ist als Wirtschaftspartner und Arbeitskräfte-Reservoir wiederum ein wichtiger Baustein für Polens Pläne.

  14. Die Lage ist verzwickt, der historischen Karten sind viele, fast alle ohne Ukraine, die meisten ohne Polen. Das OKW war es, welches Polen 1916 wieder auf die Landkarte gesetzt hat, schon deshalb ein Fehler, weil keine zusätzlichen Soldaten auszuheben waren, die Sieger korrigierten aber diesen Fehler nicht, weil sie meinten, er schade Ru mehr, als er D nütze. Polen meinte denn auch, bis zum Dnjepr alles erobert zu haben, weil nur die Russen auf Lenin gehört hatten und mit dem Schießen aufgehört hatten. Wenige Jahre später schon stand die Rote Armee westlich Warschau und hat Polen einen sehr günstigen Frieden geschenkt. Und die Deutschen zürnen immer noch, weil ihnen Historiker, wie Christopher Clark die Alleinschuld an dem Krieg rauben wollen.

    Und der nächste Krieg? Da hat sich doch die SU als Teil der Alliierten rührend um die verwaiste östliche Hälfte Polens gekümmert, oder ? Und hat die SU überhaupt schon mit der BRD abgerechnet ? Ja, da war das Londoner Schuldenmoratorium : die USA versprachen, Europa wieder aufzubauen, wenn die Europäer ihre Reparationsforderungen vertagten (der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen) Nichts desto trotz ist D da sehr günstig rausgekommen. Den USA fiel das übrigens nicht so schwer, nicht nur wegen des Bretton Woods Betruges, sondern auch weil sie schon wieder das komplette deutsche geistige Eigentum erplündert hatten.

    Krieg ist teuer, viel zu teuer, und D hat noch nicht mal den letzten bezahlt !

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