Oskar Lafontaine: „Es ist immer nur eine verschwindende Minderheit, die den Krieg will“

Bild: StuckInLagToad/CC BY-SA-4.0

Von Oskar Lafontaine ist gerade die Streitschrift „Ami it’s time to go!“ erschienen. Im Interview erklärt Lafontaine, warum Deutschland und Europa sich von der Weltmacht USA lösen sollen, dass es darum gehen muss, das Blutvergießen in der Ukraine zu beenden, und warum ein „faschistoides Denken“ auch bei Vertretern der Bundesregierung eingezogen ist.

Sie haben gerade ein neues Buch mit dem sehr provokativen Titel „Ami it’s time to go!“ veröffentlicht. Das schließt natürlich an die Zeiten der 70er Jahre an, wo das im Rahmen des Vietnamkrieges zum Slogan wurde. Fürchten Sie nicht, dass das jetzt gleich in die Schiene kommt, der Lafontaine ist antiamerikanisch, womit man Ihre Gedanken beiseitelegen kann?

Oskar Lafontaine: Ja, das ist der normale Reflex, dennoch muss man immer wieder versuchen, eine Debatte über vernünftige Sicherheitspolitik in Deutschland zu führen. Ich vertrete die Kernthese, dass eine Weltmacht, die die einzige Weltmacht bleiben will und deshalb Handelskriege, verdeckte Kriege, Drohnen- und Bombenkriege führt, niemals ein Verteidigungsbündnis anführen kann. Deshalb sage ich, wir brauchen eine NATO ohne die USA, eine selbständige europäische Verteidigung. Wohin die USA uns führen, sieht man am Ukraine-Krieg, der in Wirklichkeit eine Auseinandersetzung zwischen den USA und Russland ist, was alle wissen, die noch nicht völlig von falschen Erzählungen vergiftet und in die Irre geführt worden sind.

Lassen wir mal die Vorgeschichte des Ukrainekrieges weg, so sagen viele Regierungen, dass man nun die Gefahr, die von Russland ausgeht, sieht. Russland würde auch weiter gehen, um seine Einflusszonen zu vergrößern. Deswegen sei die Schutzmacht USA jetzt umso wichtiger, um das abzuwehren.

Oskar Lafontaine: Das ist der klassische Fall, wo die Wahrheit auf den Kopf gestellt wird. Die USA haben entgegen dem Rat vieler US-Politiker die NATO an die Grenze Russlands geschoben. Jetzt stehen deutsche und US-Truppen an der russischen Grenze. Das konnte man sich vor einiger Zeit nicht vorstellen. Dazu kommt, dass Raketenbasen in der Nähe der russischen Grenze und bald an der russischen Grenze stehen, deren Raketen eine Flugzeit von fünf Minuten oder weniger nach Moskau haben. Raketen ohne Vorwarnzeiten sind das Messer am Hals des Gegners. Wer seinem Gegner das Messer an den Hals setzt, betreibt keine Friedenspolitik. Ich möchte, dass sich das in Deutschland herumspricht und dass man über die Fehler nachdenkt, die auch Deutschland macht.

Lafontaines Streitschrift „Ami it’s time to go!“ ist im Westend Verlag erschienen.

Die deutsche Regierung hat verkündet, Deutschland solle auch militärisch eine Führungsmacht werden. Man geht also mit dem großen Wumms von Scholz auch in die Rüstungspolitik hinein und versucht die Bundeswehr aufzustocken. Es ist aber offenbar nicht so ganz klar, wie weit die Integration in die NATO gehen oder ob ein europäisches Verteidigungsbündnis entstehen soll. Sie plädieren ja, wenn ich es richtig verstanden habe, für ein europäisches Verteidigungsbündnis, das sich von der Nato loslöst.

Oskar Lafontaine: Besser von den USA, weil es in die Irre führt, wenn man hier von der Nato spricht. Viele glauben nämlich die NATO garantiere unsere Sicherheit. Man muss aber wissen, die NATO ist die USA oder die USA sind die NATO. Und wenn die NATO irgendetwas machen will, braucht sie die Zustimmung der USA. Die USA haben das Sagen und entscheiden allein, was passiert, das geht bis dahin, dass sie bei wichtigen Dingen die Bündnispartner überhaupt nicht fragen. Sie gehen sogar soweit, dass sie ohne Rücksicht auf ihre Verbündeten – Stichwort Nord Stream 2 – eine zentrale Versorgungsleitung Europas sprengen. Das waren die USA oder sie haben den Auftrag dazu gegeben oder zumindest gesagt, macht das, wir sind einverstanden. Das zeigt, in welch verheerendem Zustand sich die NATO befindet.

Sie sagen, man braucht eine Friedenslösung und muss diesen Krieg in der Ukraine unterbrechen. Wie stellen Sie sich denn das vor? Russland wird sicher im Augenblick den Krieg nicht stoppen. Und bei der Ukraine hat sich Selenskij auch in eine Situation gebracht, aus der er nicht heraus kann. Wie soll oder könnte eine Friedenlösung denn funktionieren?

Oskar Lafontaine: Selenskij ist zwar nach der Meinung vieler eine entscheidende Figur auf dem Schachbrett, aber das ist er nicht. Letztendlich hat er nichts zu sagen, um das in aller Deutlichkeit einmal anzusprechen. Was in der Ukraine passiert, entscheiden ebenfalls die USA, niemand sonst. Deshalb kann es nur einen Frieden geben, der von den USA und Russland ausgehandelt wird. Die USA finanzieren ja überwiegend den Krieg in der Ukraine. Sie haben seit vielen Jahren Waffen geliefert, sie finanzieren das System. Wenn die USA sagen, in diese Richtung geht es, dann müssen die Ukrainer folgen, ob sie wollen oder nicht. Natürlich gibt es auch immer wieder Versuche auszubüchsen, wie man jetzt gesehen hat, als eine sogenannte Abwehrrakete in Polen gelandet ist und einige sogar den Verdacht geäußert haben, dass die Ukrainer bewusst diese Raketen nach Polen geschossen haben, um die NATO in den Krieg zu ziehen. Solche Bestrebungen gibt es bei Selenskij und seiner Entourage wie kürzlich auch die FAZ festgestellt hat. Aber die Entscheidung liegt bei den USA, das ist gar keine Frage.

Dass es Bemühungen gab, den Frieden zu finden, hat Istanbul gezeigt. Darüber wird diskutiert, auch in den Vereinigten Staaten. Aber dann hat Boris Johnson im Auftrag der USA gesagt, Selenskij, du darfst keinen Frieden schließen, weil die US-Administration der Meinung ist, es müsse so lange gekämpft werden, bis Russland am Boden liegt und keinen Krieg mehr führen kann. Das hat der Kriegsminister der USA, der fälschlicherweise Verteidigungsminister heißt, gesagt. Mit dieser Haltung kann es natürlich keinen Frieden geben. Sie ist aber auch unglaublich zynisch, weil vergessen wird, dass damit jeden Tag Menschen auf den Schlachtfeldern der Ukraine sterben. Es sterben Ukrainer und es sterben Russen. Beides muss man sehen. Und wenn man Menschenleben retten will, dann muss man morgen mit dem Waffenstillstand beginnen.

„Wenn man jetzt einigen zuhört, dann hört es sich so an, als sei der Nuklearkrieg ein Videospiel“

Sie sagen, es handelt sich um einen Stellvertreterkrieg. Könnte es sein, dass für die USA, die seit langem den großen Feind in China verorten, dieser Krieg mit Russland über die Ukraine ein Zwischenschritt zu der anderen Auseinandersetzung ist, in die die NATO mit hineingezogen werden soll. Würden Sie das auch so sehen?

Oskar Lafontaine: Das liegt in der Logik und wurde in vielen US-Papieren auch gesagt. Ich habe kürzlich ein Zitat bei Kissinger in seinem Buch „Diplomacy“ – „Die Vernunft der Nationen“ ist der deutsche Titel – gefunden. Er schrieb: Wir müssen verhindern, dass auf dem eurasischen Kontinent, also in Europa und Asien, eine Macht entsteht, die uns gewachsen ist. Man muss dafür sorgen, dass Europa schwächer ist, und natürlich, dass Russland schwach bleibt. Und wenn man von Eurasien redet, muss natürlich auch dafür gesorgt werden, dass China schwach bleibt. Dieses Ziel hat die Politik der USA seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Das Gefährliche für die Schutzbefohlenen der USA, also die Europäer, ist, dass sie in diese Kriege hineingezogen werden. Das sieht man an Deutschland. Ich nehme nur mal den Drohnenkrieg, der über Ramstein geführt wird. Es ist ein völkerrechtswidriger Krieg, bei dem fast täglich auch unschuldige Menschen umgebracht werden. Insofern ist Deutschland Kriegspartei, ob wir wollen oder nicht. Und da müssen wir eben heraus. Wir können eine solche Politik nicht mittragen, zumal sie immer auch das Risiko einer nuklearen Auseinandersetzung in sich birgt, also des Wahnsinns, der das Vorstellungsvermögen der Menschen übersteigt.

Wenn man jetzt einigen in Russland oder im Westen zuhört, das heißt in den USA in erster Linie, aber auch in der Bundesrepublik, dann hört es sich so an, als sei der Nuklearkrieg ein Videospiel. Das ist eine schreckliche Entwicklung. Das Bewusstsein, das es in der Friedensbewegung der 1980er Jahre gab, dass der Nuklearkrieg ein unvorstellbarer Wahnsinn ist, gibt es nicht mehr. Frau Merkel hat dazu im letzten Spiegel etwas gesagt, was auch eine Rolle spielt. Sie hat gesagt, dass die Erinnerung an das Grauen mit den Zeitzeugen verschwindet, wodurch auch der Geist der Versöhnung verschwindet. Da hat sie etwas Richtiges gesehen. Wenn man jetzt hineinhört in die Diskussionen, dann ist das nur noch schwer zu ertragen.

Eine gewisse Hoffnung besteht darin, dass das Pentagon sagt, das kann so nicht weitergehen, wir können nicht raten, weiter zu eskalieren, wir müssen zu einem Waffenstillstand und zu einem Verhandlungsfrieden kommen. Das hatte der Generalstabschef Mark Milley öffentlich gesagt. Es ist ein interessantes Phänomen, dass in den USA die Militärs zur Vernunft raten, während die Entourage um Biden, also Außenminister Blinken und vor allen Dingen diese unsägliche Nuland, die bereits den Putsch in der Ukraine zu verantworten hat, immer wieder auf Eskalation drängen. Man kann nur hoffen, dass das US-Militär sich durchsetzt.

Wir sprechen immer von den USA oder jetzt von der Biden-Aministration, aber wer steckt hinter dieser langfristigen Politik, Russland einzudämmen. Sind es die Politiker, sind es die Parteien, ist es eine bestimmte Branche oder Interessen einer bestimmten Gruppe. Es sind ja nicht die USA als solche.

Oskar Lafontaine: Klar, das sind vor allen Dingen die Leute, die davon leben. Es ist ja so, dass die Menschen den Krieg nicht wollen. Das war immer so. Es ist immer nur eine verschwindende Minderheit, die den Krieg will. Deswegen muss man die Leute über die Medien aufhetzen. In den USA ist es der militärisch-industrielle Komplex. Dwight D. Eisenhower, einer der US-Präsidenten, hat vor vielen Jahren bereits in seiner Abschiedsrede gesagt, dass man dem militärisch-industriellen Komplex nicht zu viel Macht geben oder zu viel Spielraum lassen dürfe, weil das hochgefährlich ist. Heute beherrscht die Waffenindustrie den Kongress, weil dort praktisch alle Mandatsträger mehr oder weniger von ihr finanziert werden. Deswegen gibt es auch den wahnsinnigen Rüstungs- oder besser gesagt: Kriegsetat der Vereinigten Staaten, der mit über 800 Milliarden US-Dollar alle Maßstäbe sprengt. Der militärisch-industrielle Komplex wird ergänzt durch die Finanzindustrie und andere Kräfte, die die Politik der USA bestimmen.

Sie reden jetzt von einem „Plädoyer für die Selbstbehauptung Europas“. Und Sie schlagen vor, dass Deutschland und Frankreich zum Kern des Europas werden können, das sich von den USA ablöst. Wenn wir aber auf Europa schauen, dann ist die Anbindung der östlichen Staaten, also der baltischen Staaten, Polen, Rumänien usw., an die USA sehr viel stärker ausgeprägt als im Westen Europas. Sehen Sie denn überhaupt eine Chance, die EU zusammenzuhalten, wenn man so etwas anstreben würde?

Oskar Lafontaine: Es ist richtig beobachtet, was Sie in Ihrer Frage zum Ausdruck bringen. Deshalb sage ich auch, dass Frankreich und Deutschland die Dinge in die Hand nehmen müssen. Die baltischen Staaten sind beispielsweise aufgrund ihrer speziellen Geschichte und Situation ganz vorne dabei, wenn es darum geht, das Feindbild zu verstärken und zum Krieg zu hetzen. Ich muss das so deutlich sagen. Auch die Polen sind aufgrund ihrer Geschichte immer bereit, Russland als Feindbild zu sehen. Das führt aber zu nichts. Wir haben doch ein gelungenes Experiment. Das war die Entspannungspolitik Willy Brandts. In dieser Zeit gab es keinen Krieg in Europa. Als man aufhörte, gab es den Jugoslawienkrieg und jetzt den Ukrainekrieg. Jetzt haben wir nicht Entspannungspolitik, sondern Spannungspolitik. Man setzt auf Eskalation.

„Wir leben mittlerweile im Irrenhaus, was die Debatte angeht“

Sie wissen ja wahrscheinlich auch, dass am Wochenende in Leipzig eine von rechten Kreisen organisierte Demonstration stattfand, mit Compact im Hintergrund, bei der Ihr Leitspruch „Ami go home“ als Slogan verwendet wurde. Compact spricht davon, dass die USA der „Hauptfeind Deutschlands“ und ein „Besatzungsregime“ seien. Würden Sie denn die Nähe zu diesen rechtsnationalen Kreisen begrüßen? Dort wird auch Sahra Wagenknecht zur Galionsfigur für die neue Kanzlerin. Man versucht also, Anschluss an Ihre Positionen zu finden. Wie sehen Sie das?

Oskar Lafontaine: Da kann ich nur an Enzensberger erinnern, der jetzt gerade gestorben ist und einmal gesagt hat: „Die Angst vor dem Beifall von der falschen Seite ist ein Charakteristikum totalitären Denkens.“ Das heißt also, man kann sich nicht davon abhängig machen, was irgendwelche rechten Grüppchen oder Magazine schreiben. Und insofern muss man auch über die Rolle der Vereinigten Staaten nachdenken können, ohne Artikel in rechten Magazinen zu berücksichtigen. Der Spruch „Ami go home“ stammt ja aus der Bewegung gegen den Vietnamkrieg, und das war ja wohl keine rechte Bewegung. In den Medien gibt es eine idiotische Logik. Wenn die AfD sagt, wir brauchen gute Beziehungen zu Russland, dann ist derjenige, der das auch sagt, rechts. Nach dieser Logik, die sich leider auch in der Politik ausgebreitet hat, wäre Willy Brandt heute ein Rechter. Wir leben mittlerweile im Irrenhaus, was die Debatte angeht.

Wie kann man denn das für sich selber auseinanderhalten? Einfach weitermachen oder dazu Stellung nehmen?

Oskar Lafontaine: Nein, man soll die Rechten nicht zum Richter über das machen, was richtig oder falsch ist. Dann müsste man jeden Tag versuchen, sich in irgendeiner Form abzugrenzen. Ich halte die eifrigen Journalisten und Politiker, die immer von einer AfD-Nähe sprechen, für die besten Propagandisten der AfD. Mit dem ständigen Gerede über die AfD-Nähe werten sie sie auf, ob sie das wollen oder nicht. Das heißt, sie sind unfreiwillige Helfer der AfD. Nein, man muss seine eigenen Gedanken vertreten. Und hier bemühe ich noch einmal Enzensberger: Man darf nicht in totalitäres Denken verfallen, indem man den Beifall von der falschen Seite scheut.

Ich verstehe immer noch nicht ganz, wie Sie versuchen würden, Deutschland und Frankreich politisch von den USA abzunabeln. Könnten Sie dazu noch etwas konkreter sagen?

Oskar Lafontaine: Wir haben in Frankreich die Tradition des Gaullismus .De Gaulle hat immer wieder gesagt, dass ein Land über Krieg und Frieden selbst entscheiden muss. Deshalb hätte er zum Beispiel die Airbase Ramstein auf französischem Boden nicht geduldet, weil er als General gewusst hat, dass man damit in jede Operation der USA verwickelt ist. Das wollte er nicht. Und in dieser Tradition steht auch ein Mann wie Macron. Er hat immer wieder versucht, eine eigenständige Politik auf den Weg zu bringen. Er sagte auch, die NATO sei hirntot, und hat immer wieder verlangt, dass die Europäer ihre eigene Verteidigung stärken. In Deutschland hat er leider keinen Ansprechpartner.

Im Moment ist es ganz schlimm. Wenn die Presseberichte stimmen, dann ist es so, dass es zwischen Deutschland und Frankreich über eine ganze Reihe von Themen Verstimmung gibt. Nach dem, was ich lese oder zur Kenntnis nehmen kann, liegt der Fehler bei den Deutschen, weil sie zu sehr den Pudel der Amerikaner spielen, anstatt sich mit Frankreich abzustimmen und eine gemeinsame Politik zu entwickeln.

Wenn es nicht gelingt, ein Zusammengehen mit Deutschland und Frankreich zu organisieren, wie es zum Beispiel – das sage ich ganz bewusst – Gerhard Schröder versucht hat, als er sich dem Irakkrieg verweigerte und zusammen mit Chirac gehandelt hat, wenn es nicht gelingt, diese Achse zu entwickeln, dann sehe ich keinen Ausweg aus der fatalen Abhängigkeit von den USA.

Damals gab es schon die Spaltung zwischen dem „neuen“ und dem „alten“ Europa. Das neue Europa sah sich im Aufwind und hat sich dem Irakkrieg angeschlossen. Mit dem Irak-Krieg fing eine Spaltung an, die natürlich von den USA erwünscht war, die sich aber mit einem Zusammengehen von Frankreich und Deutschland vertiefen würde.

Oskar Lafontaine: Sicher, aber daran kann man sich nicht orientieren. Wir können keine Sicherheit in Europa finden ohne ein vernünftiges Verhältnis mit Russland. Russland ist eine Atommacht, das darf man nie vergessen. Viele vergessen das aber. Wenn ich die Reden höre, habe ich den Eindruck, dass sie nicht wissen, was eine Atommacht ist, welche Möglichkeiten sie hat. Das führt natürlich zu völligen Fehlschlüssen, auch bei den osteuropäischen Staaten. Wenn man sieht, wie sie immer wieder zündeln und bereit sind zu eskalieren, dann verlassen sie sich darauf, dass schon nichts passieren wird.

Wir wissen aber seit den Diskussionen der 80er Jahre, dass dieses Verlassen darauf, dass nichts passieren wird, ein Spiel ist, dessen Ausgang niemand kennen kann. Wir standen schon oft nahe am Atomkrieg. Ich habe in meiner Streitschrift die bekannten Beispiele genannt, etwa die Kubakrise, wo ein sowjetischer Offizier verhindert hat, dass ein Torpedo von einem U-Boot, das in der Nähe von Kuba kreuzte, abgefeuert wurde. Oder in Okinawa, wo ein US-Offizier den Befehl, nukleare Torpedos abzufeuern, nicht befolgt hat, weil dieser nicht stimmen konnte, da auch Ziele in China aufgeführt wurden. Der bekannteste Fall ist Oberst Petrow, der 1984 Interkontinentalraketen im Anflug gesehen, aber nicht auf den roten Knopf gedrückt hat, weil er dachte, dass es ein Computerfehler ist.

„Wie kann das Denken überwunden werden, das sich in dem Satz: ‚Wir müssen immer wieder Waffen liefern, weil Waffen Leben retten‘ zum Ausdruck bringt?“

Das kann natürlich immer passieren. Manche sagen, diese Kriegsstimmung, die in bestimmten Kreisen herrscht, bei den Grünen, auf der Regierungsseite insgesamt, aber auch in den USA, werde von dem Glauben getragen, dass es endlich ein gerechter, guter Krieg gegen einen absolut bösen Gegner ist. Man kann alle anderen Kriege hinter sich lassen und selbst die von Nazideutschland vergessen, weil man endlich in einen neuen, gerechten und guten Krieg zieht. Sehen Sie das auch als einen Hintergrund?

Oskar Lafontaine: Das kann man so sehen, aber ich frage mich natürlich, was da passiert ist, denn das ist für mich faschistoides Denken. Wenn etwa Frau Baerbock sagt, man müsse Russland ruinieren, dann ist das faschistoides Denken. Dieses Denken ist dadurch gekennzeichnet, dass der Mensch ausgeklammert wird. Das erlebt man in der jetzigen Debatte in Deutschland. Von den Menschen, die täglich sterben, ist ganz selten in dem Sinne die Rede, dass man deswegen jetzt einen Waffenstillstand erreichen müsse. Nein, sie reden von einem Siegfrieden. Die Krim muss zurückerobert werden, und wir müssen immer mehr Waffen liefern.

Die deutsche Außenministerin hat sich sogar zu der Behauptung verstiegen – wahrscheinlich weiß sie gar nicht, dass sie damit die Parole der US-Waffennarren übernommen hat -, dass Waffen Leben retten. Wie die Waffen Leben in den USA retten, das kann man immer wieder erleben. Das ist eine Fehlentwicklung, die ich faschistoid nenne. Deshalb müssen alle, die den Frieden wollen, sich zusammentun und sagen: Wenn wir von einer Wertegemeinschaft reden, dann dürfen wir eben nicht von Begriffen reden, unter denen sich offensichtlich kaum noch jemand etwas vorstellen kann, sondern wir müssen uns einfach dazu bekennen, dass wir in den Menschen unsere Schwestern und Brüder sehen und dass wir alles tun, damit sie nicht ihr Leben verlieren. Das ist das Vorrangige, nicht die Krim zurück zu erobern oder die Russen kleinzukriegen.

Woher kommt diese faschistoide Stimmung, wie Sie es nennen?

Oskar Lafontaine: Das ist schwer zu sagen. Einen Grund hat, wie gesagt, interessanterweise Frau Merkel im Spiegel genannt: Das Bewusstsein über das Grauen des Krieges verschwindet mit den Zeitzeugen und damit verschwindet auch die Bereitschaft zur Versöhnung. Das mag ein Grund sein, dass man gar nicht mehr so richtig weiß, was damals passiert ist oder man auch die Gefühle nicht mehr entwickelt, die notwendig sind, um zu sagen: Wir wollen alles tun, damit so etwas niemals wieder passiert.

Ich glaube, es gibt noch einen anderen Grund, das ist das Verschwinden des Religiösen. Das hört sich vielleicht aus meinem Munde komisch an, aber schon Dostojewski schrieb: Wenn Gott tot ist, ist alles erlaubt. Auch andere Schriftsteller haben sich dazu geäußert. Malraux beispielsweise, der einmal sagte: Dieses Jahrhundert wird religiös sein oder es wird nicht sein. Damit meinte er nicht, dass jeder einem Glauben anhängen muss, sondern dass die Werte, die die Religionen vermittelt haben, die Nächstenliebe etwa im christlichen Abendland, das heißt das Mitempfinden mit den anderen, die Grundlage einer friedlichen Welt sind. Wenn dies weg ist, und das kann man an der Absicht, Russland zu ruinieren, sehen, dann ist die Bereitschaft oder die Grundlage zum Frieden nicht mehr gegeben.

Aber das kann doch nicht heißen, dass man jetzt unbedingt wieder neue Kirchen bauen müsste.

Oskar Lafontaine: Nein, die Frage ist, wie kann das Denken überwunden werden, das sich in dem Satz: „Wir müssen immer wieder Waffen liefern, weil Waffen Leben retten“ oder in dem Satz „Wir müssen Russland ruinieren“ zum Ausdruck bringt? Das kann nur durch Humanismus, wenn man diesen Begriff nehmen will, überwunden werden. Er hat zur Grundlage, in dem Mitmenschen die Schwester oder den Bruder zu sehen. Kultureller Austausch beispielsweise kann die Menschen zusammenführen und kann die Liebe zur Kultur des jeweils anderen wecken. Deshalb ist es so fatal, dass mittlerweile auch russische Künstler ausgeladen werden. Das ist ein Schritt zur Barbarei.

 

Oskar Lafontaine wurde am 16. September 1943 in Saarlouis geboren. Zwei Jahre später verlor er seinen Vater, der als Soldat im Alter von 29 Jahren ums Leben kam. Im Verlauf seines politischen Lebens war er Oberbürgermeister in Saarbrücken, Ministerpräsident des Saarlandes, Vorsitzender der SPD, Kanzlerkandidat und Bundesfinanzminister. Im März 1999 legte er alle seine bisherigen politischen Ämter in der SPD aus Kritik am Regierungskurs von Gerhard Schröder nieder. Er war Gründungsvorsitzender der Partei DIE LINKE, die auf seine Initiative hin aus PDS und Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit (WASG) entstanden ist, Vorsitzender der Linksfraktion im Deutschen Bundestag und Spitzenkandidat bei den saarländischen Landtagswahlkämpfen 2009, 2012 und 2017. Bis zu seinem Parteiaustritt im März 2022 führte er seit 2009 die Fraktion der Linken im saarländischen Landtag.

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23 Kommentare

  1. Ich brauch gar keine NATO, vermutlich ist eine NATO ohne NATO das beste für alle, ich kann mich an keine Situation erinnern, in der unser Land, auch nebenan, in den letzten sagen wir 40 Jahren, in denen ich diesem Geschehen auf der Kugel volljährig folge, von einem anderen Land bedroht wurde, woran ich mich allerdings erinnere ist, das alle Regierungen hier, vor einer Bedrohung gewarnt haben. Die es Nie gab. Die einzige Bedrohung, die immer am Horizont lauerte, war der allg. Glauben, das es eine gibt, und das ewige Anheizen der Amerikaner gegenüber anderen Ländern, und der damit verbundenen Gefahr, das wir da mit reingezerrt werden, was dann ja im Jugoslawien-Krieg erfolgreich umgesetzt wurde. Ein sog. Verteidigungsbündniss wie die NATO, welches ein kriegstreibendes Bündniss ist, ist so überflüssig wie ein Kropf. Leider scheint es lt. regelbasierter Ordnung obergeil zu sein, andere Länder damit zu ködern, elendiges Leid, viele elendig hingemetzelte Menschen, Schäden auf beiden Seiten, massive Einbrüche der Versorgungslage, auch auf beiden Seiten mit solch einem sog. Bündniss zu initieren. Da sind andere Gemeinschaften, Nationen in Ihrer Entwicklung sehr viel weiter. Das zu erkennen sollte nicht das schwierigste sein, ist es aber scheinbar doch, und diese Miesere, auch die ist sorgsam vorbereitet worden, durch eine sagenhafte herabsetzung des Bildungsstandartes in diesem Land, der ca. 1980 in Angriff genommen wurde, zb. durch die Bertelsmann Gruppe, die unsinnige Zahlenspiele implementierten, die eben nicht nach Klug einzelner schauten, sondern die Bildungs-Horte, Schulen, Universitäten etc. einen Wettbewerb verordneten, der unserem, gerade in diesem Land, den einzigen vorhandenen Rohstoff nahm, die Bildung, und damit das Denken und Dichten. Meine Meinung

  2. Naja, etwas holzschnittartig, aber immerhin in der Stossrichtung mehr oder weniger korrekt. Es ist nicht so, dass Deutschland den Pudel der usa mimt, Deutschland i s t ein u.s.-Pudel. Das steckt tief in den Bewusstseinen, ganz besonders derjenigen, die in der Deliriumphase – im Wesentlichen die Neunziger – politisch sozialisiert wurden. Der marode Schrotthaufen, früher bekannt unter dem Namen usa, wird stets als leuchtendes Vorbild wahrgenommen, die Reise dahin gilt Vielen als Must, Goethes Italien liegt heute in den usa. Sie ist kulturell ein wenig krud, im Vergleich zu den Europäern, aber die zupackende Art eben dennoch die beste Verkörperung politisch-bürgerlicher Tugend. Einfach faszinierend – oder so…

    Noch eine Bemerkung zum religiösen Schlussbuquet Lafontaines. Da drückt denn doch eine sehr oberflächliche Sichtweise durch. Zwar ist gewiss richtig, dass Menschen eine Art Richtschnur benötigen. Sie müssen sich gewissermassen einnorden, um im Leben nicht richtungslos herumzutaumeln. Aber Religion versagt oft in dieser Funktion und gerade ihre monotheistischen Ausformungen mit ihrer inhärenten autoritären Struktur lassen sich, wie über zwei Jahrtausende beweisen, problemlos für jeden megalomanen Schwachsinn instrumentalisieren. Gerade das Christentum bietet dafür unendlich viele Beispiele. Karlheinz Deschners Werke geben beredtes Zeugnis. Wärmstens zur Lektüre empfohlen übrigens.

    Eine bessere, diesseitige, objektive Richtschnur kann man der Ökologie entnehmen. Ohne mystisch oder esoterisch werden zu müssen, kann man aus der aufmerksamen Naturbeobachtung entnehmen, was in etwa richtiges, oder sagen wir vorsichtiger nicht falsches Leben wäre. Dasjenige, das wir alle im bürgerlich, angeblich aufgeklärten Zeitalter zu leben mehr oder weniger gezwungen sind, ist es kaum.

    1. Da muss man aufpassen, dass man nicht dem naturalistischen Fehlschluss unterliegt.
      Humanismus muss immer der logische Ausgangspunkt sein, also der „Mensch“ an erster Stelle. So gesehen kann man den USA keinen Humanismus unterstellen, denn die gehen über Leichen. Wo bleibt da die moralische Entrüstung in Deutschland.

    2. Gerade von geschichtlich deutschem Boden gingen ziemlich erbitterte religiöse und bzw. oder moralische Kämpfe aus. Das haben die Deutschen mit den US-Amerikanern in ihrer viel jüngeren Geschichte gemein.
      Ein nicht-religiöses Beispiel ist die jüngste Auseinandersetzung um den US-Botschafterposten in Berlin:
      Die Ernennung eines US-Botschafters durch den US-Präsidenten bedarf der Bestätigung durch den Senat. Der demokratische US-Senator Bob Menendez, Mitglied des Senatsausschusses für auswärtige Beziehungen, erklärte diesbezüglich Anfang August 2020 gegenüber dem US-Sender CNN, dass Äußerungen Macgregors ihn für jedes Regierungsamt disqualifizieren würden, und forderte seine Senatskollegen auf, ihn abzulehnen.
      Menendez bezog sich dabei auf öffentliche Behauptungen, die Macgregor über die Jahre zu den Themen Einwanderung und Muslime sowie über die Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten gemacht hat. Laut CNN hatte Macgregor unter anderem behauptet, dass muslimische Migranten nach Europa kämen „mit dem Ziel, Europa in einen Islamischen Staat zu verwandeln“. Nach CNN hatte Macgregor Deutschland dafür kritisiert, „Millionen unerwünschter muslimischer Eindringlinge Sozialleistungen zu gewähren anstatt den eigenen Streitkräften mehr Geld zu geben“,[25] und 2018 in einem Interview über die deutsche Vergangenheitsbewältigung folgende Auffassung vertreten: „Es gibt eine kranke Mentalität, dass Generationen nach Generationen die Sünden dessen sühnen müssen, was in 13 Jahren deutscher Geschichte geschehen ist, und die anderen 1500 Jahre Deutschland werden ignoriert.“[30]
      Ein Kommentar der US-Tageszeitung The Washington Post vom 5. August 2020 urteilte, Macgregor sei ein „rassistischer Spinner“ („a racist crackpot“), pro Putin, gegen Angela Merkel und in Bezug auf das transatlantische Verhältnis noch schlimmer als Richard Grenell.[31]
      Wegen Macgregors Bemerkungen über Deutschlands Regierung und Geschichte bat das American Jewish Committee US-Außenminister Mike Pompeo, die Nominierung von Macgregor für den Berliner Botschafterposten zurückzuziehen.
      Douglas Macgregor – Wikipedia
      D. Macgregor mag kritikwürdig sein – ich will dazu kein Urteil fällen. Er sagte aber in Bezug auf das heutige (Rest-)Deutschland einen bedenkenswerten Satz:
      „Es gibt eine kranke Mentalität, dass Generationen nach Generationen die Sünden dessen sühnen müssen, was in 13 Jahren deutscher Geschichte geschehen ist, und die anderen 1500 Jahre Deutschland werden ignoriert.“[30]
      Bezogen auf die Y-Generation muss man daraus ableiten, dass es mit einer irgendwie gearteten Sozialisation nicht getan ist. Es gehört dazu ausreichend Kenntnis der Geschichte.

  3. Zur „jetzigen Debatte in Deutschland“:
    In der Bevölkerung wächst Widerstandswille, von den ganz Jungen bis hin zu Hochbetagten.
    Was fehlt, ist Kommunikation und Struktur für einen tatsächlichen Widerstand, der nicht im Vorhinein schon korrumpierbar ist.
    Lässt sich nicht mal eben von jetzt auf gleich aufbauen, sondern braucht Jahre.

    Anstatt sich darüber zu beklagen, dass „die Massen“ jetzt nicht auf der Straße, sondern Demos nur sehr klein sind, könnte jede(r) dazu beitragen, dass es irgendwann zu wirksamen Massendemos und mehr kommt.
    Gelegenheiten finden sich, wenn man für die Menschen, so wie sie sind, offen ist, anstatt sich über sie zu beklagen.

  4. Also nein, Oskar! Deutschland und Europa „sollen“ sich nicht von den USA lösen, sie „müssen“ sich lösen. Es ist eine Frage des Überlebens.

    Ebenso müssen sich die Völker Europas von den Kräften im eigenen Lande lösen, die bisher nur die Interessen der USA vertreten haben, mit den Mitteln der Propaganda und des Betrugs. Ansonsten kann man für die Zukunft dieses schönen Kontinents nur schwarzsehen.

  5. Oskar irrt ganz gewaltig, wenn er glaubt, dass die Yankees ihr strategisches Ziel bezüglich des Verlaufes, wie die Nato-Grenze zu Russland am Ende auszusehen hat, aufgeben.
    Die Yankees wollen einen durchgehende Umschlingungslinie zu Russlands Westen, die von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer reichen soll.
    Für die Yankees steht nicht die Überlegung im Raum, wie man die Nato reformieren könnte, sondern wie und wann man die Machtübernahme Weißrusslands noch klärt.
    Erst wenn in Europas Osten eine übersichtliche Frontlinie existiert, glauben die Yankees, die bereits latente Frage der zukünftigen Weltherrschaft versus China, final in Angriff nehmen zu können.

  6. Es ist bürgerliche Ideologie, immer nur nach Macht und Recht zu fragen, nie nach Eigentum.
    Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Regen.
    Der Krieg kommt nicht aus dem Wahn böser Männer.
    Kapitalismus ist schrankenlose Geldvermehrung als Selbstzweck.
    Korruption ist einem sonst makellosen Kapitalismus nichts Äußerliches, Fremdes,
    sondern der Kapitalismus selbst ist der Fehler und Korruption wie er sich durchsetzt.
    LaFontaine glaubt wenn man den bösen Wahn exorziert bricht das Paradies aus.
    Seine Weltsicht und Diagnose sind falsch.
    Was bleibt ist das Faseln eines Irren auf der Titanic gegen das Irren des Kapitäns..
    Marxisten kommen in der Diskussion garnicht mehr vor.

        1. Es ist schon seltsam, kaum gibt einer eine Richtung vor, welche zu mindestens eine weitere
          Eskalation verhindern könnte, sind schon Kritiker auf der Matte und verlangen das fast utopische oder Kratzen an Nebensätzen herum. Mit so einer Kritik an einem Nebensächlichkeit erreicht man, dass Garnichts mehr geht.
          Das ist auch schon immer das Dilemma des Humanen Flügels der Menschheit.
          Da habe es Faschisten, Kapitalisten, Puritaner und Senile etwas leichter :).

  7. Putin hat es richtig gemacht. Er hat ausländische Organisationen in Russland verboten, die politische Agitation betreiben. Hinter diesen NGO und Think Tanks stecken in überwiegender Zahl die Amerikaner.
    Russland wirft diese zersetzenden Kräfte einfach raus.

    Deutschland ist davon weit entfernt.
    Die Amis sitzen in jedem Kaninchenzuchtverein und Kleingärtnervorstand. Die werden wir so schnell nicht los, weil sie die Politik im Land bestimmen.

    Es geht nur über den internationalen, weiten Schwinger, den Dollar als Petrodollar und Leitwährung der Welt abzulösen, und eigentlich hätten diese Mörder und Totschläger mal was in die Fresse verdient, wenn da nicht das Ende der Zivilisation der Begleitschaden wäre.

    Die Einlassungen des General Milley sollten mit Vorsicht genossen werden. Sein Auftritt wirkte zu gestellt und choreografiert. In welche Falle sollen die russischen Truppen, mit überheblicher Siegesgewissheit denn laufen ?

    Die Leitwährung muss eine neutrale Währung sein, die in keinem Land der Erde als Zahlungsmittel dient.

  8. Seit wann ist man antiamerikanisch, wenn man einen ungebetenen „Gast“ bittet nach Hause zu gehen? Wir wollen von den Amis nichts, die Amis wollen etwas von uns und wenn wir etwas dagegen haben, heißt das nicht, das wir gegen die USA sind, wir wollen nur Herr im eigenen Haus sein, was vom Völkerrecht abgedeckt ist.

    1. Natürlich. Niemand hat was gegen den einzelnen Us-Amerikaner, der zB. als Tourist oder Student nach Europa kommt. Schlimm ist doch, wie jetzt Russen zu Unmenschen gemacht werden, von den Faschisten, die sich dieMacht genommen haben.

      Da gebe ich @Fredi recht, da ist mit fröhlichem Diskutieren nichts mehr. Da kann man nur noch mit ’stahlharter Faust‘ reagieren. Und am besten fangen wir da bei uns selbst an, da gibt es genug zu tun.

  9. In den „Brüder Karamasow“ gibt es ein Kapitel, das auch als kleiner Einzelband erscheint: „Der Grossinquisitor.“ Darin erzählt Dostojewski, wie Jesus in Sevilla erscheint, wo gerade der Grossinquisitor der Spanischen Inquisition sein Unheil treibt. Der lässt Jesus sofort verhaften und will ihn auf dem Scheiterhaufen verbrennen.
    Damit ist hier die Idee (Jesus) gemeint, die dem System (Inquisition, Kirche) im Weg steht, „die Ordnung stört“ obwohl Jesus (die Idee) die Kirche gegründet hat.
    Als Dostojewski die Legende vom Großinquisitor im Dezember 1879 vor Studenten an der Petersburger Universität vortrug, schrieb er eine Einführung, in der es heißt: „Wenn der Glaube an Christus verfälscht und mit den Zielsetzungen dieser Welt vermengt wird, dann geht auch der Sinn des Christentums verloren. Der Verstand fällt dem Unglauben anheim, und statt des großen Ideals Christi wird lediglich ein neuer Turm zu Babel errichtet werden. Während das Christentum eine hohe Auffassung vom einzelnen Menschen hat, wird die Menschheit nur noch als große Masse betrachtet. Unter dem Deckmäntelchen sozialer Liebe wird nichts als offenkundige Menschenverachtung gedeihen.“

    We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness. That to secure these rights, Governments are instituted among Men, deriving their just powers from the consent of the governed, That whenever any Form of Government becomes destructive of these ends, it is the Right of the People to alter or to abolish it, and to institute new Government …

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  10. […] hätten) interviewt den kürzlich wieder als Buchautor aufgefallenen Oskar Lafontaine: “Oskar Lafontaine: ‘Es ist immer nur eine verschwindende Minderheit, die den Krieg will’ – Von Oskar Lafontaine ist gerade die Streitschrift „Ami it’s time to go!“ erschienen. […]

  11. Aus russischer Perspektive hat Oskar vollkommen recht. In Russland würde man ihm zustimmen.

    Der Frieden in Europa kann nur mit Russland und nicht gegen Russland garantiert werden. Es ist nicht USA was den Frieden in Europa garantieren kann, USA kann den Frieden in Europa nur gefährden weil es in ihrem Interesse ist. Das Schicksal der Europäer kann den USA egal sein. Europa ist für USA kein Verbündeter, sondern in erster Linie ein potentiell gefährlicher Konkurrent. Für USA bestenfalls als Absatzmarkt und Kanonenfutter gegen ihre direkten Konkurrenten Russland und China zu gebrauchen.

    Nur in einer Sache würde ich Oskar widersprechen.
    Eine Garantie eines Friedens in Europa kann es auch nicht ausschließlich unter Europäern geben, sondern nur mit Russland gemeinsam. Weder Russen noch die Europäer können an einem weiterem großem Krieg in Europa interessiert sein. Europa ohne USA (und Großbritannien) braucht sich vor Russland überhaupt nicht zu fürchten. Europa und Russland könnten beste Freunde werden, und von einer engen Zusammenarbeit profitieren, es gibt keine ideologischen, kulturellen, religiösen oder andere fundamental unüberwindbaren Hürden. Was es braucht um Frieden in Europa langfristig zu sichern wäre zu mindestens die Souveränität Europas unter Ausschluss des Einflusses der Angelsachsen (USA + GB) und zu mindestens eine Annäherung mit Russland auf Augenhöhe. Die Anerkennung der russischen Sicherheitsinteressen. Russland hat grundsätzlich nichts gegen die Europäer und braucht auch nicht ihre Ländereien oder Ressourcen. Es hat auch keinen Anspruch auf die Weltherrschaft und strebt nicht wie USA eine globale Dominanz und Hegemonie an. Alles was Russland will ist in Ruhe gelassen zu werden und sich friedlich und ungestört weiter zu entwickeln und vom Handel und Kooperation mit anderen Ländern dabei zu profitieren. Russland würde gern auch mit USA und GB kooperieren, es sind die Angelsachsen, die sich das nicht vorstellen können und Russland am liebsten von der Landkarte tilgen würden. Auch nicht erst seit gestern, für Großbritannien und später auch USA war Russland schon immer der Endgegner gewesen. Bereits seit vielen Jahrhunderten bekämpfen sie Russland wie sie nur können. Sie sehen in Russland und seit neuester Zeit auch in China einen potentiellen Konkurrenten, welcher ihren Weltherrschaftsanspruch in Frage stellen könnte (!). Die Feindseligkeiten sind eine Einbahnstraße. Nur im zweiten Weltkrieg gab es ein kurzzeitiges Zweckbündnis zwischen Angelsachsen und Russen. Das war jedoch rein pragmatisch, da Hitler außer Kontrolle geraten war und GB bedrohte. Kaum war Hitler besiegt (und die größte Last trugen dabei die Russen) war es schon wieder vorbei mit dem Bündnis und die Russen wurden wieder zum Gegner Nummer 1.

    Auch der aktuelle Konflikt ist dadurch bedingt, dass Russland einfach nicht mehr weiter einstecken und zurückweichen kann. Wie Oskar richtig angemerkt hatte, setzen die Angelsachsen ein Messer an Russlands Hals. Das kann Russland einfach nicht dulden, das geht schon viel zu weit. Den Krieg in der Ukraine hat Russland nie gewollt und hat so lange es eben konnte ihn zu vermeiden versucht. Viel zu lange eigentlich. Dieser Krieg hätte schon 2014 anfangen können und wäre für Russland damals sehr viel einfacher gewesen. Russland hat Alles getan um ihn zu vermeiden, während die Angelsachsen und ihre europäischen Pudel Alles daran setzten um Russland und Ukraine gegeneinander zu hetzen. Sie haben Nationalisten in der Ukraine zur Machtergreifung verholfen, welche sogleich damit begonnen haben die Russen die in der Ukraine leben zu terrorisieren. Es gibt kaum etwas womit man Russland effektiver provozieren könnte als das. Und dann haben sie die Ukraine auf einen Krieg mit Russland vorbereitet. Militärisch zu einer der mächtigsten Armeen in Europa aufgepumpt. Dabei blieb die Ukraine das ärmste Land in Europa, deren Schicksal ist den USA völlig egal, die brauchen sie ausschließlich als Kanonenfutter und Rammbock gegen Russland. Russland konnte bei All dem einfach nicht länger tatenlos zusehen. Die absolut antirussisch eingestellte braune Ukraine, getrieben vom Hass gegen alles russische und mit der mächtigsten Armee in Europa und territorialen Ansprüchen ausgestattet, schließlich mit dem Anspruch zu einer Atommacht zu werden und der Aussicht in die NATO aufgenommen zu werden, damit war die Geduld und Appeasement-Politik Russlands an seine Grenze geführt worden. So konnte es nicht weiter gehen, das erinnerte die Russen auch viel zu stark an den Aufstieg des Dritten Reiches, welches von den Angelsachsen damals ganz genauso nicht nur geduldet, sondern auch unterstützt wurde und für den Krieg gegen den damals ideologischen Gegner Sowjetunion aufgebaut wurde. GB und USA erlaubten Hitler sehr viel und halfen ihm das Dritte Reich in kürzester Zeit zur größten militärischen Macht in Europa zu machen. Sie haben Hitler ein Land nach dem Anderen in den Rachen geworfen. Sie erlaubten ihm Österreich einzuverleiben und die Tschechoslowakei ohne einen einzigen Schuss zu zerschlagen. Sie haben es im Rahmen der Münchener Konferenz 1938 sogar anerkannt. Sie machten ihm den Weg nach Osten frei. Verkalkulierten sie sich dabei jedoch mit Polen. Sie wollten, dass Hitler über den Balkan in Richtung Sowjetunion marschiert und einen Bogen um ihren Verbündeten Polen machte. Wäre Hitler über die Tschechoslowakei und den Balkan gegangen und hätte Polen in Ruhe gelassen, wären sie ohne Jeden Zweifel neutral geblieben, wenn nicht sogar an seiner Seite aufgetreten wenn er in Schwierigkeiten geraten wäre.

    Aber auch diesmal haben sie sich verschätzt und Russland enorm unterschätzt. Der Plan Russland zu ruinieren, oder wenigstens einen Regimechange herbeizuführen ist nicht aufgegangen. Es ist an der Zeit es einzusehen. Es ist völlig aussichtslos. Trotz Aller Mühen wird Russland so, ohne eine direkte Konfrontation, ohne einen Dritten Weltkrieg nicht kleinzukriegen sein. Aber der Dritte Weltkrieg ist auch keine Option für den Westen, da Russland nicht einfach eine Atommacht ist, es ist die stärkste Atommacht der Welt mit den Meisten Atomsprengköpfen und Hyperschalltechnologie. Ein direkte Konfrontation zwischen USA und Russland würde ohne jeden Zweifel eine Eskalationsspirale in Gang setzen, welche nicht mehr aufzuhalten wäre und in kürzester Zeit zu gegenseitigen Atomschlägen führen würde. Das wäre ohne zu untertreiben das Ende nicht nur der russischen und westlichen Zivilisation, das wäre das Ende der Welt. Wenn Russland und USA auch nur einen Bruchteil ihrer Atomwaffen einsetzen würden, würde es eine globale Klimakatastrophe auslösen. Wegen der enormen Menge von in die Atomsphäre geschleuderte Asche würde das Licht der Sonne über Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte verdunkelt werden. Die Durchschnittstemperatur würde um ein Dutzend Grad fallen. Alle Pflanzen auf der Erde würden eingehen und damit auch Alle Tiere und selbstverständlich auch die Menschen. Die Erde würde sich zuerst in einen Eisplaneten verwandeln mit Gletschern die bis fast zum Äquator reichten und schließlich in einen Wüstenplaneten auf dem es kaum noch Leben gibt. Vielleicht würden in ganz entlegenen Orten einige Menschen überleben, aber sie würden in einer lebensfeindlichen und radioaktiv verseuchten Welt von Null anfangen müssen.

  12. Dem Artikel von Oskar Lafontaine und dem Kommentar von ‚Russischer Hacker‘ will ich noch eine schon einige Tage alte Veröffentlichung von Scott Ritter hinzufügen:
    Analyst Scott Ritter: „Die Position deutscher Politiker ist dumm“
    Analyst Scott Ritter: „Die Position deutscher Politiker ist dumm“
    Freigeschaltet am 21.11.2022 um 15:26 durch Sanjo Babić
    (Bild: Screenshot RT DE / Eigenes Werk)
    In einem Interview äußerte der Militär-Analyst Scott Ritter, dass sich die Deutschen in einer Illusion über die eigene Stärke verrannt hätten. Die deutsche Bevölkerung sollte aufwachen, sonst drohe ein Atomkrieg in Europa. Dies berichtet das Magazin „RT DE“.
    Weiter berichtet RT DE: „Der US-amerikanische strategische Analyst Scott Ritter räumt in einem Interview mit zahlreichen Vorstellungen der Deutschen über ihr Land, ihre Politik, vor allem aber über ihre militärische und wirtschaftliche Stärke auf.
    Die Politik Deutschlands sei brandgefährlich und geschichtsvergessen, meint Ritter. Die Deutschen sollten aufwachen, denn deutsche Politiker würden mit ihrer aktuellen Politik Deutschland und Europa in einen Atomkrieg führen, der Europa, vielleicht sogar die Welt vernichten würde.
    Ritter machte seinem Ärger über die deutsche Politik Luft. Nach seiner Auffassung hat sich Deutschland in einer Illusion verrannt. Ritter fragt, wann die Deutschen endlich anfangen würden, aus ihrer Geschichte zu lernen. Deutschland hätte schon mehrfach versucht, Russland zu bekämpfen, und es sei nie gut für Deutschland ausgegangen. Warum sei Deutschland so erpicht darauf, sich in den Krieg ziehen zu lassen, fragt sich der Analyst.
    Das deutsche Militär könne einen konventionellen Krieg gegen Russland nicht gewinnen. Die Bundeswehr sei nicht ernst zu nehmen. Es fehle ihm an Kapazitäten, an Ausrüstung, an allem. Zu glauben, man könne sich immer weiter in den Krieg in die Ukraine einmischen, weil man die NATO im Rücken habe, sei naiv und extrem gefährlich. Eine Konfrontation zwischen der NATO und Russland führe unvermeidlich in einen Atomkrieg:
    „Ein Konflikt zwischen der NATO und Russland endet nur auf eine Art: mit der nuklearen Vernichtung Europas, einschließlich Deutschlands.“
    Angesichts dieses offenkundigen Zusammenhangs sei die deutsche Politik wahnsinnig.
    Die behauptete deutsche Stärke sei eine Illusion. Deutschland sei ein schwaches Land. Sein wirtschaftlicher Erfolg basiere auf der Verfügbarkeit günstiger russischer Energie. Die Idee, Russland isolieren zu können, gehe vollkommen an der Realität und den faktischen Gegebenheiten vorbei.
    Ritter nimmt das Treffen der G20 als Beispiel: Substrahiere man die G7 von den G20, bliebe BRICS übrig. Ritter verdeutlicht damit, dass außerhalb des kollektiven Westens inzwischen starke Bündnisse entstanden sind, welche die Bedeutung des Westens immer weiter infrage stellen. Rhetorisch fragt Ritter die Deutschen, wie es um ihre Heiz- und Energiekosten stünde. Das Problem schwindender Kaufkraft und steigender Produktionskosten durch das westliche Sanktionsregime haben alle Länder der EU, weist Ritter nach. Anders sieht es dagegen für Länder wie Indien und China aus. Die Länder in den neuen Bündnissen profitierten von der Kooperation mit Russland. Wer Russland isolieren möchte, schickt die eigene Wirtschaft in den Keller, verdeutlicht Ritter.
    Das Interview ist ein eindringlicher Appell und gleichzeitig die Warnung eines Experten, den Konfrontationskurs gegenüber Russland aufzugeben. Sollte Deutschland diesen Kurs beibehalten, kann es nur verlieren. “
    Quelle: RT DE
    Analyst Scott Ritter: „Die Position deutscher Politiker ist dumm“ — Extremnews — Die etwas anderen Nachrichten
    https://www.extremnews.com/lifestyle/internet/a47518dee166425

    1. Toller Beitrag von Beiden. Im Beitrag kann man aber gut einen der Gründe lesen, warum die US Amerikaner interveniert haben. Europa könnte mit Russland ein ebenbürtiger Konkurrent werden. Das wurde mit Erfolg verhindert.
      Deutschland kann nicht mehr zurück. Johnsons Berater hat nach der Annexion der Krim und auf Frage der Beteiligung Deutschlands am Embargo, lapidar geantwortet, dass im Falle einer Nicht Beteiligung, das Embargo dann auch auf Deutschland ausgeweitet werden kann. Um ganz sicher zu gehen, hat man ja auch dann die Pipeline gesprengt.

      Was soll der Pudel tun?
      Schauen wir uns die Parteien an. Die Grünen sind klar für die Unterstützung der Ukraine und zur Ausrottung der Russen bis zur Selbstaufgabe bereit. Um an der Macht zu bleiben verrät die FDP mit teilweisem schweren Herzen ihren Mittelstand. Die Linken sind indiskutabel. Bleibt nur die AfD, mit denen will, selbst jetzt wo es in der Sache sehr wichtig wäre, niemand zusammenarbeiten. Die CDU ist schon immer sehr US affin und wird von einer BlackRock Konkubine (Britten) angeführt.
      Macron ist leider kein De Gaulle Ringsum uns herum herrscht „Kriegsgeilheit“ und teilweise Nationalismus vom feinsten.
      Um es deutlich zu sagen: Deutschland ist im „Eimer“ und zwar egal wie man sich entscheidet.
      Deswegen: keine weiteren Hilfen mehr an die Kriegsparteien. Dann hat wenigstens das Sterben durch deutsche Waffen ein Ende.

  13. Hermann Göring sagte einmal…
    …folgendes in der Haft in Nürnberg 1946:

    „Nun, natürlich, das Volk will keinen Krieg. Warum sollte auch
    irgendein armer Landarbeiter im Krieg sein Leben aufs Spiel setzen
    wollen, wenn das Beste ist, was er dabei herausholen kann, daß er mit
    heilen Knochen zurückkommt? Natürlich, das einfache Volk will keinen
    Krieg; weder in Rußland, noch in England, noch in Amerika, und ebenso
    wenig in Deutschland. Das ist klar.

    Aber schließlich sind es die Führer eines Landes, die die Politik
    bestimmen, und es ist immer leicht, das Volk zum Mitmachen zu
    bringen, ob es sich nun um eine Demokratie, eine faschistische
    Diktatur, um ein Parlament oder eine kommunistische Diktatur handelt.
    (…)

    Das Volk kann mit oder ohne Stimmrecht immer dazu gebracht werden,
    den Befehlen der Führer zu folgen. Das ist ganz einfach. Man braucht
    nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den
    Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten,
    sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem
    Land.“

    Schade, daß das nicht Allgemeinwissen ist !
    Möglicherweise würde dieses Wissen die Politik in ein etwas anderes Licht stellen !

    1. Aus Angst den Namen der Herrn Meier zu nennen unterschlägt man im Geschichtsunterricht leider auch so einen realistische Aussage.
      Habe auch eine (Überlieferung meines Altvorderen)
      „Es geht nicht um Ideologie, es geht um den Ukrainischen Weizen und das Erdöl von Baku“, frei nach G.

  14. Der Krieg wird nur von wenigen gewollt, das stimmt wohl, aber es werden ganze Völker dafür benötigt, rekrutiert und begeistert.
    Wohl nicht nur, um die Bevölkerungen auf Entbehrungen vorzubereiten und die Stimmen für den Frieden unter dem Konformitätsdruck verstummen zu lassen.
    Die Sozialdemokraten können ein Lied davon singen, was es heißt, wenn ein Land mobilisiert und selbst eine starke Oppositionsmacht in die Knie gezwungen wird, wie bei den Kriegskrediten vor dem 1.Weltkrieg geschehen.
    Heute stehen die Sozialdemokraten, zusammen mit den Liberalen (da war nichts anderes zu erwarten) und den Grünen (die seit Fischer und dem Zentrum für liberale Moderne konsequent einen aggressiven Systemfaschismus verfolgen) an der Spitze der Mobilisierung, so dass es derzeit in Deutschland keine „demokratische“ Partei mehr gibt, die den Krieg als Mittel der Politik ablehnt, obwohl gerade Deutschland, bei einer direkten Konfrontation der Nato bzw. der USA mit Russland, im Zentrum der nuklearen Verwüstung läge.
    Warum also ist gerade die ganz große Mehrheit der Deutschen, nach der erfolgreichen Aussöhnungspolitik von Brandt und der weitverbreiteten Kritik an den zahlreichen Kriegen der USA gegen unschuldige Länder, heute fast genauso blind wie die Bevölkerung vor dem 1. Und 2. Weltkrieg, und bereit, eine Politik mitzutragen oder zumindest hinzunehmen, die unweigerlich zu zwei gänzlich verfeindeten Machtblöcken führt, deren nuklearer Endkampf dadurch immer unausweichlicher und, statt eines globalen Klimaschutzes, ein Wettrüsten sondergleichen zur Folge haben wird?

    Weil es nicht nur die Profite der Wenigen sind, die immer weiteres Wachstum, also Verbrauch von frischen Ressourcen, benötigen, sondern weil auch der gewohnte Lebensstandard der Bevölkerung, infolge seiner engen Koppelung an Arbeitsplätze, mit denen die Profite erzielt werden, nur durch Wachstum, und das heißt für die ressourcenhungrigen Industriestaaten, nur durch kriegerische Expansion aufrechtzuerhalten ist. Zumal, wenn die Welt kleiner wird und am Hyperverbrauch von 3-5 Erden festgehalten werden soll, was alle im Bundestag vertretenen Parteien befürworten.

    Es gibt bei der kollektiven Linken, aber natürlich nicht nur bei ihnen, einen unverzeihlichen Grundfehler im Denken, der von Fortschritts-Ökonomien und –Philosophien des 18. Und 19. Jh., vor allem auch von Marx herrührt:
    Die Auffassung, dass die Fortschritte in der Wohlfahrt der Menschen nur auf menschlicher Arbeit, also auf der Umwandlung von natürlichen Ressourcen in Produkte und Reichtum, beruhen.
    Wie aber, wenn die dadurch verursachten Folgeschäden an der Natur größer sind als die Fortschritte bei Gewinn und Lebensstandard?
    Wenn das erwirtschaftete Nationaleinkommen vom Wert der Schäden an der Natur und ihren Folgen weit übertroffen wird, wie die erforderlichen Kompensationsleistungen für Klimawandelschäden, Extremwetter, verschmutztes Trinkwasser, usf. deutlich zeigen?
    Da hilft es nicht mehr sich damit zu trösten, dass auch die Schadensreparatur Wachstum induziert: Der Schaden muss, sollte er überhaupt behoben werden (können), bezahlt werden. Und wer bezahlt ihn? Die Menschen hier und überall auf der Welt durch Steuern, steigende Preise, Verluste an Subsistenz und bleibende Schäden und Verlust von Entwicklungsmöglichkeiten.
    Müssten nicht gerade die Arbeitnehmer allmählich damit anfangen, die Mär von der Arbeit als Basis des Wohlstandes, angesichts massiver Verteuerung alles Lebensnotwendigen, massiver Beschädigungen ihres Lebens dort wo die Extremwetter zuschlagen und ihrer Angewiesenheit auf frische Naturressourcen, also Expansion in andere Gebiete, fundamental in Frage stellen? Und die Zukunft eher in weniger Arbeit, viel kürzerer Arbeitszeit, weniger neuen Ressourcen, keinem Wachstum, sondern in einem Weglassen überflüssiger Produkte und Infrastrukturen sehen, die allein deshalb erzeugt werden, damit Profite und Arbeitsplätze gesichert sind?
    Beim angeblichen Kampf gegen den Klimawandel wollen die Industriestaaten am Wachstum festhalten, was sie vor allem über Investitionen in technische Maßnahmen sicherstellen wollen. Dabei werden weiterhin fossile Energie und eine Unmasse an frischen Naturressourcen benötigen, die für Europa größtenteils im Ausland – Afrika, Südamerika, Kanada, Russland – liegen. Diese Strategie erfordert liberalen Handel (siehe Ceta) und Krieg um Ressourcen, wenn ihre Besitzer keinen „demokratischen Zugang zu ihnen“ ermöglichen – was heißt: freiwillig den interessierten Konzernen überlassen.
    Der Klimawandel wird aufgrund steigender Emissionen und Zerstörung von CO2-Senken beschleunigt, wie alle Daten in den letzten Jahren zeigen.

    Je schneller die Arbeitnehmerschaft realisiert, dass mit der Arbeit im gleichen oder sogar größeren Umfang wie bislang (siehe Pläne zur Erhöhung des Renteneintrittsalters und die Maßnahmen zur Erleichterung von Einwanderung) immer mehr frische Naturressourcen benötigt werden, deren Verfügbarmachung die Natur zerstört, den Klimawandel forciert und Kriege erfordert, desto nachhaltiger wird man auch die Gefährdung des eigenen Lebens durch Katastrophen und Krieg verringern können.
    Für die Arbeitnehmer stellt sich tatsächlich die Frage: Verzicht auf den Hyperverbrauch oder Krieg um die dafür benötigten Ressourcen.
    Es wäre also Zeit, den Wenigen, die für Profite die Kriege benötigen, die Gefolgschaft aufzukündigen, um durch Beendigung des von neuer Technik und Rüstung getragenen Wachstumswahnsinns endlich die Freiheit zu erlangen, sich gegen Kriege entscheiden zu können.
    Es fehlt also nicht an Nächstenliebe, sondern an der Einsicht in den Zusammenhang zwischen dem eigenen Lebensstandard und Naturverbrauch und der Zerstörung der Natur weltweit.
    Es bedarf also einer grundlegenden Revision des Arbeitsethos in Richtung Bewahrung der Ökologie mit ihren unermesslich wertvollen Systemleistungen für jeden Einzelnen und die ganze Menschheit. Als Alternative wird der Übergang zu einem bedingungslosen Grundeinkommen benötigt, damit die Arbeitnehmer endlich die Freiheit erlangen, auf naturzerstörerische Arbeit verzichten und sich für Tätigkeiten entscheiden zu können, die einen Selbsterhalt über die Nutzung und Förderung einheimischer Naturressourcen sicherstellen und kriegerische Expansionen dadurch überflüssig machen.

    1. Na ja, das (wirtschaftliche) Wachstum des nachantiken Zeitalters hat wohl der britische Ökonom Adam Smith erfunden. Da haben die Franzosen in Kreislaufwirtschaft gedacht. Etwas später gab es auf deutschem Boden die Thünenschen Kreise.
      Und woher kommt das Bevölkerungswachstum? Hier berührt die Menschheit den empfindlichsten Nerv.
      In der Ökologie bzw. ökologischem Verhalten ALLEINE liegt nicht die Lösung.

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