Oskar Lafontaine über den Informationskrieg, die Geschichtsvergessenheit der Regierung, die totale Entsorgung der Ost- und Entspannungspolitik und Cancel Culture
Oskar Lafontaine unterstützt als Erstunterzeichner das von Sahra Wagenknecht, Alice Schwarzer und Erich Vad initiierte “Manifest für den Frieden”, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, sich für Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine zur Herstellung eines Waffenstillstands einzusetzen, anstatt in der Eskalationsspirale immer weiter Waffen zu liefern. Für den 25. Februar wird zu einer Kundgebung am Brandenburger Tor aufgerufen. Lafontaine hat sich in seinem jetzt durch einen weiteren Essay aktualisierten Buch „Ami, it’s time to go“ für eine Beendigung der Waffenlieferungen und der Aufnahme von ernsthaften Bemühungen zu Friedensverhandlungen ausgesprochen und dafür plädiert, dass vor allem Frankreich und Deutschland eine eigenständige europäische Sicherheitspolitik ausbilden und sich von der kriegerischen Politik der USA lösen. Dazu siehe auch das Gespräch mit Oskaer Lafontaine: „Es ist immer nur eine verschwindende Minderheit, die den Krieg will“.
Mittlerweile hat sich auch Jürgen Habermas eingeschaltet, der die vagen Vorstellungen der Kriegsbefürworter über einen Sieg der Ukraine kritisiert, sich hinter die Formel von Olaf Scholz gestellt, hat dass die Ukraine nicht verlieren darf, und sich für eine Verhandlungsperspektive zur Beendigung des Abnutzungskriegs ausspricht.
Sie haben ein neues Kapitel über den Ukraine-Krieg für Ihr Buch „Ami, it’s time to go“ geschrieben und gewarnt, dass möglicherweise ein großer Konflikt droht. Sie fordern einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen. Sollte denn Deutschland sofort die Waffenlieferungen stoppen?
Oskar Lafontaine: Auf jeden Fall, denn diese Waffenlieferungen führen ja zu keinem endgültigen Ergebnis in dem Sinne, dass sie nach Meinung der Militärs die Lage dort entscheidend verändern. Im Grunde genommen ist jeder Tag ein Tag, der verloren geht, denn es sterben immer mehr Menschen, und jeder, der zur Verlängerung des Krieges beiträgt, muss sich dieser Verantwortung bewusst sein. Immer mehr Menschen sterben auch durch politische Fehlentscheidungen. Es ist bedauerlich, dass der Westen nach Zeugnis des ehemaligen israelischen Premierministers Bennett die Waffenstillstandsverhandlungen, die fast vor einem Abschluss standen, im letzten Frühjahr verhindert hat.
Ja, das soll im April 2022 gewesen zu sein. Nach Butscha war endgültig Schluss mit der ukrainischen Bereitschaft für Verhandlungen. Ein Argument derjenigen, die sagen, man müsse die Ukraine weiterhin militärisch unterstützen, ist, dass sonst Russland weiter vordringen und die Ukraine ganz einnehmen wird oder sogar EU-Länder angreifen könnte. Was würden Sie denn daraufhin sagen?
Oskar Lafontaine: Die Waffenlieferungen haben dazu geführt, dass der Krieg ein Jahr dauert, 200.000 Soldaten sind gefallen, 50.000 Zivilisten fielen dem Krieg zum Opfer. Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen verhindern, dass die ganze Ukraine besetzt wird. Wer sagt, Russland werde EU- Länder angreifen, behauptet gleichzeitig, dass die Schutzgarantie der NATO ein leeres Versprechen ist.
Wenn jetzt die Waffenlieferungen gestoppt würden, wie könnte man Gespräche einleiten? Zu Beginn des Krieges scheint der damalige israelische Regierungschef Bennett vermittelt zu haben. Wer könnte denn jetzt eine Möglichkeit haben, auf beide Seiten einzuwirken?
Oskar Lafontaine: Alle Staaten kommen infrage, die nicht im Verdacht stehen, Partei für eine Seite zu ergreifen. Israel gehört dazu. Es gab ja auch Vorstöße aus dem Vatikan beispielsweise und von Lula, dem neuen Präsidenten in Brasilien. auch China ist an einem Ende des Krieges interessiert. Also es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit den Kriegsparteien zu verhandeln, um zu einem Waffenstillstand zu kommen. Wenn ich von den Kriegsparteien spreche, meine ich vor allem die USA und Russland. Es gibt auch einen neuen Hoffnungsschimmer, weil der Thinktank Rand Corporation, der dem Pentagon nahesteht, jetzt vorgeschlagen hat, den Krieg wegen der drohenden Eskalation durch Verhandlungen zu beenden.
Das könnte auch passieren, wenn der Wahlkampf in den USA beginnt. Aber wie könnte denn ein Waffenstillstand aussehen? Sollte sich Russland wieder aus den besetzten Gebieten zurückziehen? Müsste Russland den Donbass und die Krim aufgeben?
Oskar Lafontaine: Das Entscheidende ist zunächst einmal ein Waffenstillstand, der diese Fragen jedoch nicht beantwortet. Er würde nur die Waffen ruhen lassen, aber dann sterben die Menschen nicht mehr. Man kann das nicht oft genug sagen, weil die ganzen Diskussionen sich um Waffen oder eine territoriale Gerechtigkeit drehen, ohne das Sterben und das Elend der Menschen zu sehen. Wenn das Sterben beendet ist, dann kann man Verhandlungen aufnehmen. Nach wie vor gibt es die Überlegung, die den beiden Minsker Abkommen zugrunde lag. Ich wiederhole sie noch einmal: die Neutralität der Ukraine. Die Krim wird auf jeden Fall von Russland nicht mehr preisgegeben werden. Aber auch da könnte man eine Abstimmung wiederholen. Die Abstimmung ging immer zugunsten Russlands aus. Im Donbass könnte man auch die Bevölkerung abstimmen lassen, wohin sie will, natürlich unter internationaler Überwachung. Ich wundere mich, dass diese Selbstverständlichkeit, dass man die Bevölkerung der umstrittenen Landesteile abstimmen lässt, nicht in den Vordergrund rückt und jeder meint, er könne entscheiden, wohin sie will. Das Argument, die Grenzen sollten unverrückbar sein, ist ja bereits in Jugoslawien aufgegeben worden, wie wir alle wissen.
Es ist doch beachtlich, dass ein renommierter Rechtsphilosoph wie Reinhard Merkel sagt, dass nach seiner Meinung, wenn man jetzt die Krim wieder erobern und mit Krieg überziehen will, dies auch gegen das Völkerrecht verstoßen würde.
“Die Bundesregierung hat geschichtsvergessen gehandelt und Deutschlands geostrategische Lage übersehen”
Sie haben sich der These von Emmanuel Todd angeschlossen, dass der Dritte Weltkrieg bereits begonnen habe. Was meinen Sie damit genauer?
Oskar Lafontaine: Die These ist nicht auf eine kriegerische Auseinandersetzung der Supermächte mit Bomben und Raketen zu reduzieren, sondern der Krieg wird auf den verschiedensten Ebenen geführt. Nicht zu leugnen ist der Wirtschaftskrieg, der global geführt wird, insbesondere zwischen China und den Vereinigten Staaten. Jetzt gibt es einen Wirtschaftskrieg des Westens gegen Russland. Dazu gibt es, und dieser Aspekt ist bislang vernachlässigt worden, einen ständigen Informationskrieg.
In meinem Essay, den ich dem Buch jetzt hinzugefügt habe, weise ich darauf hin, dass für das Pentagon 27.000 Mitarbeiter tätig sind, die die Medien mit Informationen versorgen und die Sichtweise und Propaganda der USA in aller Welt verbreiten. Als ich die Zahl 27.000 zum ersten Mal gelesen habe, sie wurde von der amerikanischen Presseagentur AP veröffentlicht, wollte ich sie erst einmal nicht glauben, aber es gibt diese Desinformationsarmee. Nur so ist zu erklären, dass es dem Pentagon und der westlichen Propaganda gelungen ist, den Kriegsbeginn auf den 24. Februar des letzten Jahres zu datieren, während doch viele Eingeweihte wissen, dass der Krieg spätestens 2014 begonnen hat, als in Kiew eine Regierung an die Macht kam, die die russische Minderheit zu unterdrücken begann. Im Grunde genommen kann man die Ursache des Krieges auf den Beginn der NATO-Osterweiterung zurückführen. US-Politiker wie George Kennan haben darauf hingewiesen, dass die NATO-Osterweiterung zu Nationalismus und Militarismus führen werde. Und dieser Nationalismus und Militarismus hat sich jetzt in Form des Krieges entladen.
Was würden Sie denn der Bundesregierung, also vor allem Bundeskanzler Scholz, vorwerfen, falsch zu machen oder gemacht zu haben?
Oskar Lafontaine: Entscheidend ist, dass die Bundesregierung geschichtsvergessen gehandelt und Deutschlands geostrategische Lage übersehen hat. Eigentlich müsste es für Deutschland selbstverständlich sein, keine Waffen zu liefern, mit denen Menschen in Ländern getötet werden, die von Hitlers Armeen überfallen worden sind und Millionen Tote zu beklagen hatten. Warum haben wir diese Konsequenz aus unserer Geschichte nicht gezogen? Zum zweiten müsste selbstverständlich sein, dass wir Antisemitismus, wo immer er auftritt, bekämpfen, und mit antisemitischen Kräften nicht kooperieren. Es ist kein Geheimnis, dass in der Ukraine Stepan Bandera zum Nationalhelden erhoben wird, der für Massenmorde an Juden und Polen mitverantwortlich ist. Und drittens dürfen wir uns im eigenen Interesse an der von den USA betriebenen Einkreisung Russlands nicht beteiligen. Wir brauchen Frieden auch mit Russland.
Baerbocks Doppelmoral
Es heißt seit einiger Zeit, Deutschland solle eine Führungsrolle übernehmen. Man nennt es dann auch Verantwortung, was meistens militärisch verstanden wird. Deutschland könnte eigentlich auch gerade wegen seiner Geschichte eine Führungsrolle im Hinblick auf eine Friedenslösung übernehmen. Warum passiert da gar nichts?
Oskar Lafontaine: Die große Überraschung ist, dass die Parteien, die sich lange Zeit der Friedenspolitik verpflichtet fühlten, ihre Politik grundsätzlich geändert haben. Die Grünen, die aus der Friedensbewegung hervorgegangen sind, sind derzeit die schlimmsten Kriegstreiber. Die SPD hat die Politik Willy Brandts vollständig aufgegeben. Statt Abrüstung und Frieden ist für Sozialdemokraten jetzt der Krieg zu einem Mittel der Politik geworden. Und man will, so der SPD-Vorsitzende Klingbeil, Sicherheit in Europa gegen Russland schaffen. Das ist die totale Entsorgung der Brandtschen Ost- und Entspannungspolitik. Die FDP hat die Politik Genschers vergessen, der noch in einem seiner letzten Interviews nach der Krim-Annexion gesagt hat: Wir brauchen Frieden und Ausgleich mit Russland, wir müssen mit ihnen im Gespräch bleiben. Jetzt haben wir als Repräsentantin der FDP die Rüstungslobbyistin Strack-Zimmermann, die jeden Tag neue Waffen für die Ukraine fordert und scheinbar überhaupt keine Grenzen mehr kennt.
Was würden Sie denn zu der Forderung sagen, die natürlich aus der Ukraine kommt, aber auch von Deutschland von Frau Baerbock mit vertreten wird, dass ein Sondertribunal eingerichtet werden soll, um die Kriegsverbrechen der Russen zu bestrafen. Von den Ukrainern ist da natürlich nicht die Rede.
Oskar Lafontaine: Aber das zeigt ja Frau Baerbocks Doppelmoral. Sie hat sich mal mit völkerrechtlichen Fragen beschäftigt, kennt aber offensichtlich den Grundsatz nicht, dass das Recht in gleichem Maße für alle gilt. Sonst müsste sie ja einräumen, dass die deutschen Politiker, die die Beteiligung am Jugoslawienkrieg zu verantworten haben, der auch völkerrechtswidrig war und zu Todesopfern geführt hat, auch vor ein solches Tribunal kommen müssten. Letztendlich müsste sie den ehemaligen Außenminister der Grünen, Joschka Fischer, vor ein solches Tribunal zitieren. Man sieht an diesem Beispiel, wie widersprüchlich, lächerlich und unglaubwürdig die grüne Außenpolitik geworden ist.
Es stehen ja immer Interessen Deutschlands dahinter, auch geopolitische Interessen. Wo würden Sie denn die sehen?
Oskar Lafontaine: Die Bundesrepublik muss erkennen, dass sie andere Interessen als die Vereinigten Staaten und natürlich auch andere als China oder Russland hat. Und zu ihrer Durchsetzung, muss sie sich Bündnispartner suchen. Deshalb gilt für mich nach wie vor, dass Deutschland und Frankreich zusammengehen müssen, um in einer multipolaren Welt den europäischen Interessen Gewicht zu verleihen. Den USA ist es, gelungen, eine neue Achse Washington-London-Warschau-Kiew aufzubauen, die das Gewicht in der NATO verschoben hat. Hier stimme ich dem französischen Intellektuellen Emmanuel Todd zu. Diese Achse hat in den letzten Monaten wesentlich dazu beigetragen, dass immer wieder Forderungen nach neuen Waffen lanciert und im Ergebnis auch durchgesetzt worden sind. Jetzt sollen wir Kampfflugzeuge liefern, dann wird es um Langstreckenraketen gehen, bis irgendwann die Forderung kommt, Bodentruppen einzusetzen. Diese verhängnisvolle Abhängigkeit der europäischen Entscheidungen von dieser neuen Achse muss durchbrochen werden.
Dazu gehört natürlich auch, dass Seymour Hersh nachgewiesen haben will, dass die Amerikaner Nord Stream zerstört haben. Die Bundesregierung muss ihr feiges Wegducken aufgeben und endlich Farbe bekennen, ob sie akzeptiert, dass die USA durch ihren Präsidenten erklären ließen, sie würden Nord Stream ein Ende bereiten und dies auch letztendlich getan haben.
Es gibt in Deutschland durchaus eine gebrochene Stimmung, was die Waffenlieferungen und den Krieg in der Ukraine angeht. Aber es gibt gleichzeitig relativ wenig Widerstand, parlamentarisch nur von AfD und der Linken. Ansonsten ist die pazifistische Bewegung hier bislang kaum hörbar. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Oskar Lafontaine: Ich glaube, dass liegt an dem erfolgreichen Desinformationskrieg Washingtons. Daher ist es auch wichtig, auf die große Informationsarmee der USA zu verweisen, die im Ergebnis erreicht hat, dass die geostrategischen Interessen der Europäer nicht mehr wahrgenommen werden. Und diese ständige Propaganda, die auch darin ihren Ausdruck findet, dass die deutschen Medien in ihrer großen Mehrheit die Kriegstrommel rühren, führt dazu, dass der Widerstand gering ist. Es gibt jetzt das Manifest von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht, das von 100tausenden unterstützt wird. Am 25. Februar um 14:00 Uhr ist eine große Friedenskundgebung am Brandenburger Tor vorgesehen. Hoffentlich gehen viele hin! Auf der anderen Seite sagen auch Generäle, an erster Stelle Mark Milley, der oberste Soldat der USA, aber auch der langjährige Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, oder Ex-Brigadegeneral Erich Vad, der langjährige militärische Berater von Angela Merkel, dass alles dafür spricht, jetzt diesen Krieg zu beenden und endlich einen Waffenstillstand zu erreichen. Das lässt einen hoffen, dass irgendwann die Militärs in der Lage sind, die Politiker davon zu überzeugen, dass das ständige Rühren der Kriegstrommeln und immer neue Waffenlieferungen nicht mehr verantwortbar sind.
“Es fehlt an der Fähigkeit zum Mitleiden”
Das ist interessant, dass Sie jetzt die Hoffnung auf die Militärs setzen. Sie sagen aber andererseits auch, dass Sie den Eindruck haben, dass das Mitgefühl in der Gesellschaft bei den Menschen ziemlich verschwunden sei. Das würde auch so eine Art kriegerische Stimmung oder einen Konkurrenzkampf gegeneinander begründen. Woran machen Sie das Schwinden des Mitgefühl fest?
Oskar Lafontaine: Es gibt ja den Hinweis, dass der sogenannte Neoliberalismus den Sozialcharakter der Gesellschaft verändert hat. Das ist ein Begriff, den Erich Fromm in die Sozialpsychologie eingeführt hat. Vereinfacht kann man das so sagen: Wenn die Menschen in einer Gesellschaft leben, in der sich jeder selbst der Nächste ist und der Kampf aller gegen alle dominiert, dann führt das auch dazu, dass das Mitleid, das den Menschen angeboren ist, sich nicht entfalten kann oder dass es unterdrückt wird und dass es daher auch zu wenig Widerstand gibt. Es sterben nicht nur in der Ukraine die Menschen. Es gibt viele Länder, in denen Kriege geführt werden, jetzt etwa im Jemen oder zuletzt in Syrien. Gerade jetzt hätten wir nach dem katastrophalen Erdbeben allen Grund, als erstes die verhängnisvollen Sanktionen gegen Syrien zu beenden, um den Menschen dort zu helfen. Auch hier fehlt es an der Fähigkeit zum Mitleiden, sonst würden diese brutalen Sanktionen, die das Leiden von Millionen Menschen vergrößern, sofort aufgehoben.
Sie stellen eine Verbindung zwischen dem Neoliberalismus und dem schwindenden Gefühl des Mitgefühls her. Gab es denn Zeiten, wo das mal anders war?
Oskar Lafontaine: Ich glaube schon, dass die Institutionen, die früher Mitgefühl vermittelt und zum gemeinschaftlichen Handeln angehalten haben, auf dem Rückzug sind. Zum Beispiel die Gewerkschaften, die sich vor Jahren noch gegen den Krieg gewandt haben. Im Moment spielen die deutschen Gewerkschaften eine klägliche Rolle. Sie haben wohl vergessen, dass es ein erstes Anliegen der Gewerkschaften seit ihrer Gründung war, zu verhindern, dass Arbeiter auf Arbeiter schießen. Warum kämpfen die Gewerkschaften nicht für die Menschen, die ohne Schuld auf dem Schlachtfeld in der Ukraine oder in anderen Ländern der Welt sterben? Oder ich denke zum Beispiel an die Kirchen, die nach dem Krieg eine viel stärkere gesellschaftliche Funktion hatten als heute und zur Wahrnehmung des Leids der anderen Menschen angehalten haben. Bischöfe befürworten heute Waffenlieferungen.
Solche sinnstiftende Institutionen oder Organisationen haben an Einfluss verloren. Auf der anderen Seite ist die tägliche Praxis des Neoliberalismus in die Betriebe eingedrungen. Früher fühlten sich viele Betriebe, die auf dem Normalarbeitsverhältnis gründeten, noch als Gemeinschaften, die sich einander zugehörig sahen. Aber in dem Maße, in dem Leiharbeiter eingesetzt werden und immer mehr befristete Arbeitsverhältnisse entstehen, ist auch diese gemeinschaftsstiftende Organisation der Arbeitswelt zurückgegangen. Mit den Folgen, die zu sehen sind.
Sehen Sie denn im Augenblick Ansätze, dass sich solche Institutionen neue herausbilden könnten?
Oskar Lafontaine: Voraussetzung wäre zu erkennen, dass eine Veränderung in der Welt, also auch in der Gesellschaft, eingetreten ist, weil die Fähigkeit zum Mitleiden zurückgegangen ist. Im Grunde genommen hätte man das schon in der Zeit diskutieren müssen, als Alexander und Margarete Mitscherlich das Buch „Die Unfähigkeit zu trauern” geschrieben haben, denn der Unfähigkeit zu trauern geht die Unfähigkeit mitzuleiden voraus. Solche gesellschaftliche Entwicklungen müssen thematisiert werden, dann kann man auch darüber diskutieren, was die Gesellschaft insgesamt unternehmen kann, um diesen Gedanken lebendig zu halten. Deshalb auch der Hinweis auf die Organisation der Arbeitswelt. Aber zurzeit ist nicht zu erkennen, dass das Denken sich verändert.
Es müsste doch dann auch ein neuer Internationalismus entstehen. Im Augenblick scheinen die Leute eher überfordert mit dem Leid auf der Welt zu sein und blenden das lieber aus. In der Ukraine alleine sind wahrscheinlich schon Hunderttausende seit Beginn des Kriegs gestorben.
Oskar Lafontaine: Ja, ein neuer Internationalismus wäre ebenfalls notwendig. Ich habe versucht, dies in meinem neuen Essay am deutsch-französischen Verhältnis deutlich zu machen und schlage vor, dass man Anstrengungen unternimmt, um die Kultur des jeweils anderen intensiver erleben zu können. Wenn wir erkennen, dass ein Zusammengehen von Deutschland und Frankreich notwendig ist, um die Interessen Deutschlands, Frankreichs und Europas in der Welt zur Geltung zu bringen, und wenn wir das strukturelle Problem der neuen Achse Washington-London-Warschau-Kiew und damit die Notwendigkeit der Veränderung sehen, dann müssen wir das kulturell vermitteln. Der alte Gedanke, dass die Kultur die Völker zusammenführt, muss wieder lebendig werden, wenn wir einen neuen Internationalismus auf den Weg bringen wollen.
Im Augenblick sieht es ja eher so aus, dass die Cancel Culture vorherrscht, also dass man nicht zusammenführt, sondern trennt.
Oskar Lafontaine: Die Cancel Culture ist Ausdruck der Fehlentwicklung unserer Gesellschaft. Intoleranz und die Sucht andere auszugrenzen nehmen zu. Es hat sich geradezu eine Sprachpolizei entwickelt, die darauf lauert, ob jemand ein falsches Wort oder einen falschen Satz sagt. Dann geht der Shitstorm los. Wir müssen wieder lernen, den anderen zu verstehen und mit ihm zu fühlen.
Siehe auch das frühere Gespräch mit Oskar Lafontaine: „Es ist immer nur eine verschwindende Minderheit, die den Krieg will“.
Oskar Lafontaine wurde am 16. September 1943 in Saarlouis geboren. Zwei Jahre später verlor er seinen Vater, der als Soldat im Alter von 29 Jahren ums Leben kam. Im Verlauf seines politischen Lebens war er Oberbürgermeister in Saarbrücken, Ministerpräsident des Saarlandes, Vorsitzender der SPD, Kanzlerkandidat und Bundesfinanzminister. Im März 1999 legte er alle seine bisherigen politischen Ämter in der SPD aus Kritik am Regierungskurs von Gerhard Schröder nieder. Er war Gründungsvorsitzender der Partei DIE LINKE, die auf seine Initiative hin aus PDS und Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit (WASG) entstanden ist, Vorsitzender der Linksfraktion im Deutschen Bundestag und Spitzenkandidat bei den saarländischen Landtagswahlkämpfen 2009, 2012 und 2017. Bis zu seinem Parteiaustritt im März 2022 führte er seit 2009 die Fraktion der Linken im saarländischen Landtag.
Vermutlich sind es gar nicht so wenige, die wissen, dass Deutschland und ganz Europa andere Interesse haben MUSS als die USA. Leider sind sie noch nicht in der Mehrheit, und wichtiger: leider sind sie nicht organisiert. Sieht man auf die Berlin-Wahl, so wird deutlich, dass die künftige Regierung, egal welcher Konstellation, sich auf kaum die Hälfte aller Wähler berufen kann. Das ist erbärmlich!
Menschen, die täglich für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen (seit der Ampel noch härter als zuvor) oder Menschen, die alt und gesundheitlich eingeschränkt sind können sich nicht gut organisieren. Dazu bedarf es eben doch glaubwürdiger, politischer Führungskräfte.
Also, zeigt, was Ihr könnt!
Der comment kommt von Nordlandreisender (Eingabefehler).
t-online veröffentlicht Aufruf zur Eliminierung Daniele Gansers:
https://www.t-online.de/region/stuttgart/id_100124494/daniele-ganser-darum-ist-er-laut-experten-so-gefaehrlich.html
“Brandgefährlich”
Ich an seiner Stelle würde das blutig ernst nehmen. Seine Ermordung PLUS dessen Medienausschlachtung, nebst Medienausschlachtung eines Prozesses gegen “verwirrte Attentäter” wäre extrem nützlich für die Formierung des kriegswirtschaftlichen Herrschaftsstandes.
wow, so weit sind wir also. Ja, es steht zu befürchten, dass jemand einem Attentat zum Opfer fällt. Daran habe ich schon mal gedacht, als ich in einer Veranstaltung war, der Redner war Lafontaine, der die Erfahrung ja bereits gemacht hat.
Ganser ist sicherlich gefährdet. Es ist ein Wahnsinn, wie man zwischenzeitlich wieder mit Andersdenkenden umgeht. Und T-Online ist ein ganz schlimmes Hetzportal.
Im Moment halte ich es für wahrscheinlicher, dass sie Ganser einknasten oder ‘assangieren’, statt dass er eines Tages mit einem ‘Gladio’ im Rücken tot aufgefunden wird; Im Prinzip kann man auch Ausländern aus befreundeten Ländern wie der Schweiz einfach die Einreise verwehren.
Der Artikel stinkt förmlich vor Futterneid: “Verschwörungsunternehmer”, “verdient Ganser sein Geld vor allem mit seinen Büchern und Vorträgen”, “füllt er trotz hoher Eintrittsgebühren große Säle”, “wie ein smarter Marketingexperte eines Weltkonzerns”, “Er arbeitete fortan nur noch als Autor und verdiente mit Vorträgen sein Geld”, “mit der Verbreitung von Verschwörungsmythen seit Jahren Geld verdient”, “ein Nicht-Experte, der sein Geld damit verdient, Vorträge zu verschiedenen Themen der Weltpolitik zu halten und dabei Verschwörungsfantasien zu verbreiten”.
Zum konkreten Autor des Artikels kann ich nichts sagen; Sicher ist, dass gerade in Klitschen wie t-online oft das blanke Elend herrscht: Unterhalb des sogenannten Chefredakteurs haben viele sinnvollerweise das Hobby Flaschensammeln. Wenn viele dieser Hunger-Journalisten oder Marathon-Praktikanten im Flur des Jobcenters warten, träumen sie davon, als erfolgreicher Schriftsteller alle zwei Jahre ein Buch zu schreiben und davon angenehm im Wohlstand zu leben – Doch in der Realität verweigert der Fallmanager die Übernahme der Portokosten für ‘Unverlangt eingesandte Manuskripte’.
“Im Prinzip kann man auch Ausländern aus befreundeten Ländern wie der Schweiz einfach die Einreise verwehren.”
Ja, doch das hätte man schon seit langer Zeit tun können, der Rechtsrahmen dafür ist geschaffen, erst recht für die Unterbindung seiner Veranstaltungen.
Letzteres hat man jedoch schon vor Jahren nach einigen schwächlichen Versuchen weitgehend gelassen, weil es zuviel unerwünschtes Aufsehen gab. Ganser ist “im Prinzip” auch ein willkommenes Ventil für intellektuelle Dissidenten gewesen und ist es im gesamten westlichen Ausland, wo ein Teil seiner Arbeiten noch immer breit zitiert wird, bis heute. Er hat einfach recht, wenn er sagt, “wir sind zu viele, um uns umzubringen” – besser: zum Verstummen zu bringen, nicht zuletzt deshalb, weil er, abgesehen vom hoch willkommenen Antiamerikanismus, den er im flapsigen Ton bedient, vollkommen unpolitisch auftritt. Begrifflich: Er ist recht eigentlich ein Kabarettist für spezielles Publikum, ähnlich Pispers.
Deshalb alarmiert es mich, daß ihm jetzt eine derartige Breitseite zugedacht wird, in einem Ton, der haarscharf an einem Mordaufruf vorbei schrammt. Ich glaube nicht, daß ein Redakteur sowas aus eigener Initiative tut – dazu ist Ganser wiederum zu peripher, oder irre ich mich da? “Titten” hat er eher nicht …
Diese ganzen “Experten”, bleiben aber natürlich selbst, stichhaltige Argumente schuldig. Das sind doch nur an den Haaren herbeigezerrte Vermutungen, Verdrehungen – schlicht “brandgefährliches” bla bla.
Aber welch panische Angst müssen diese “Experten” haben, wenn sie schon so im Kampfmodus sind? Sie könnten ihn doch schlicht nur lächerlich machen.
Es liegt nahe, den Aufruf zur Eliminierung Gansers in folgenden Zusammenhang zu stellen:
“Russland muss nach Auffassung des Chef der Münchner Sicherheitskonferenz (Siko), Christoph Heusgen, vor einer Wiederbelebung des deutsch-russischen Verhältnisses eine “Deputinisierung“ durchführen. (…)
“Ich benutze den Begriff Deputinisierung, weil dieses Land total auf Putin ausgerichtet ist“, sagte der frühere UN-Botschafter dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (…) Kreml-Chef Wladimir Putin sei der Machthaber, der alle Entscheidungen treffe.
Eine entsprechende Formulierung wählte Heusgen in seinem jüngst veröffentlichten Buch … Einen Neuanfang … könne es demnach “nur mit einer anderen Regierung in Moskau geben, die … bereit ist, zu Hause so etwas wie seinerzeit in Deutschland die ‘Denazifizierung’ durchzuführen“.
Selbstredend zielt das auf die “Heimatfront”. Deputinisierung Gansers, Wagenknechts, Mützenichs und überhaupt jedes Angehörigen der deutschen Eliten, der noch meint, Überlegungen anstellt mit der Staatsraison der RF sei irgendwann und irgendwie doch auch zu “dealen”.
Damit sind / wären solche Überlegungen freilich nicht vom Tisch – sie wären dann in das Monopol der Generäle und folglich der NATO überführt.
Aber meine Rede von NATO-Militärherrschaft über die EU und Europa ist natürlich absurd, klar.
“Die Amerikaner” sind die “Wurzel allen Übels” (SZ zum Thema “Deputiisierung”), weiß doch jeder.
Fickt euch nur hübsch weiter ins Knie.
Nein, die Sache mit der NATO-Herrschaft über die EU ist alles andere als absurd. Das Problem der EU ist schon immer die NATO gewesen, und jetzt kulminiert das. Der direkte Einfluss der NATO auf die EU steht in den Lissabonner Verträgen, weshalb diese unbedingt durch eine europäische Verfassung – ohne NATO ersetzt werden müssen. Vermutlich zerfällt eher die EU, als dass die NATO rausfliegt, denn die Situation spielt der NATO in die Hände. Jetzt legen die in München ihre Kriegsziele fest und Polen, die Ukraine und GB versuchen, Resteuropa in ihre Sch… hineinzuziehen. Es endet entweder in einem europäischen Afghanistan, weil Russland rechtzeitig die Oberhand gewinnt, oder im 3. Weltkrieg.
re: Seymour Hersh, an dieser Stelle, weil OT-Hersh-Texte aus der Timeline gerutscht sind:
Nach 7 Tagen des Schweigens bringt heute auch Responsible Statecraft etwas zu Hersh.
Hätte Chefredakteur George Beebe, früher mal bei der CIA zuständig für Russland, von seinem alten Netzwerk gehört, Hersh sei ein Vollidiot, hätte RS die Story auch weiterschlafen lassen können. Natürlich lehnt man sich im Text nicht wahnsinnig weit ausm Fenster. Aber es ist immerhin ein wenig geöffnet.
https://responsiblestatecraft.org/2023/02/16/the-sy-hersh-effect-killing-the-messenger-ignoring-the-message/
* * *
Und gestern erst: New Left Review mit einem Hersh-Interview:
“How to Blow Up a Pipeline
Alexander Zevin & Seymour Hersh”
https://newleftreview.org/sidecar/posts/how-to-blow-up-a-pipeline
??Hätte Chefredakteur George Beebe, früher mal bei der CIA zuständig für Russland, von seinem alten Netzwerk gehört, Hersh sei ein Vollidiot, hätte RS die Story auch weiterschlafen lassen können.??
Befremdliches reasoning. Wie kommt man auf sowas?
Auch die Berliner Zeitung möchte das jetzt anscheinend auch nicht einfach ignorieren, und veröffentlicht ein Interview mit Hersh zu seiner Veröffentlichung.
Seymour Hersh im Interview: Joe Biden sprengte Nord Stream, weil er Deutschland nicht traute
Berliner Zeitung überrascht mich des öfteren … Der Verleger hat die Petition mit unterschrieben.
Democracy Now! Exclusive TV Interview:
Reporter Seymour Hersh on “How America Took Out the Nord Stream Pipeline” // 15.02.
https://www.youtube.com/watch?v=d4BuMaGlKp0
(leider ist dieser Kanal insgesamt nicht mehr so kritisch wie er einmal war … )
Jimmy Dore Show macht gerade auch eine kleine ClipSerie zu Hersh´s Report / US Media
(hier bekommt man einen ganz guten Einblick wie die US Medien so arbeiten):
https://www.youtube.com/@thejimmydoreshow/videos
*U.S. Media Refuses To Cover Bombshell Nord Stream Story! //
*Corporate Media Smears Reporter Who Revealed U.S. Blew Up Nord Stream Pipeline! //
*Aaron Maté DESTROYS Dem Lying Senator Chris Murphy Over Nord Stream Explosion //
*White House VEHEMENTLY Lying About Blowing Up Nord Stream Pipeline //
usw.
Der Irrtum Lafontaines besteht darin, dass er die Ursache für den sich ausweitenden Krieg im von ihm so genannten “Neoliberalismus” sucht. Die mentale Ausstattung des Menschen ist auf das Leben in kleineren, überschaubaren Verbänden ausgelegt. In Großverbänden, wie z.B. in modernen Staaten, funktioniert diese Ausrichtung nicht, sie führt zu Hass und Krieg mit fürchterlicher Gewalt. Die Alternative ist Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil, z.B. durch Handel. Die “Globalisierung” aus dem Geist des “Neoliberalismus” ist also erstmal etwas, das uns dem Frieden näherbringt.
Vielleicht ist es im Interesse des Friedens sogar besser, wenn wir die Hegemonie der Siegermacht USA akzeptieren, ähnlich wie es besser wäre, wenn die Ukraine die Interessen Russlands ins Kalkül ziehen würde.
Du bist nicht vogelfrei, Du vertrittst hier eine Sklavenmentalität.
Vielen Dank für Ihre hochdifferenzierte Antwort. Nach dem das mit Volkssturm und Werwölfchen nicht geklappt hat, nun also ein neuer Anlauf? Etwa so: In der Nachfolge von Arminius wird Pistorius beauftragt, die US-Army in den Teuteburger Urwald zu locken.
Der war gut!
Der war gut? Ansichtssache!
Die Globalisierung, wie sie derzeit veranstaltet wird, ist eine Globalisierung des Kapitals zum Vorteil der ungebremsten Kapitalströme und globalisierter Ausbeutung.
Ganz im Gegensatz dazu sind nämlich die Sozialsysteme NICHT globalisiert worden, sondern die nach wie vor staatlichen Sozialsysteme werden dadurch effizient zerstört. Bestes Beispiel: ungebremste unkontrollierte forcierte Massenmigration im Interesse einer höheren Profitrate durch bessere Ausbeutung.
Um Dir mal eine differenziertere Antwort zu geben. Aber Sklavenmentalität hat es schon gut getroffen…
Man könnte aber auch sagen, dass das deutsche Sozialsystem sehr wohl globalisiert wurde, denn seine Segnungen werden inzwischen der halben Welt zuteil, wodurch es natürlich in Kürze zerstört sein wird. Übrigens bin ich keineswegs der Meinung, dass wir in der besten aller Welten leben, es gibt ein ungutes Zusammenspiel der globalen Finanzoligarchie mit den staatlichen Akteuren. In Deutschland leben wir in einem 3/4-Sozialismus, diejenigen die die wirkliche Wertschöpfung erbringen werden gnadenlos ausgepresst und suchen scharenweise das Weite. Die Lösung: Ein stark geschrumpfter Nachtwächterstaat, der seine sehr begrenzten Aufgaben auch wirklich erfüllt.
Es grüßt der Sklave, der seine Fesseln nicht wirklich spürt.
Ich bin faul, sonst hätte ich mal nachgeschaut, ob Deutschland eigene Interessen haben darf. Ist Deutschland ein unabhängiges freies Land oder können die “Siegermächte” immer noch sagen, wo es langgeht mit Deutschland.
Was in jedem Fall falsch ist, dass Deutschland andere Interessen hat als die USA, der Widerspruch ist bei der Konkurrenz zu finden. Beide Staaten, USA und Deutschland sind beides auf privaten Profit getrimmte Wirtschaften.
Wo sieht Lafontaine denn die Unterschiedlichkeit der Interessen? Spätesten seit “America First” sind die Widersprüche massiv aufgebrochen und der jetzige Potus betreibt genau das weiter.
Das Interesse der deutschen Wirtschaft ist es, billiges ÖL zu bekommen, Russland bietet sich da an. Die Hetzerei und Lügen weggenommen kann sich Deutschland bei den Russen sicher fühlen und das was als Abhängigkeit gepusht wird. Ist jetzt nur gegen einen andere “Abhängigkeit” gewechselt, hierbei ist seit Jahren zu sehen das der jetzige Lieferant von Gas und Öl unzuverlässiger ist als die Russen es waren. Hinzu kommt, der Russe hat niemanden gezwungen sein Gas zu kaufen.
Schade das keine interessanten Fragen gestellt wurden.
„Es fehlt an der Fähigkeit zum Mitleiden“
……….in diesem Zusammnehang : Robert Musil,”Über die Dummheit”.
etymologisch leitet sich dumm, bei Musil, von tumb/taub ab.
Es gibt hochintelligente Menschen die zutiefst dumm handeln, aufgrund einer Mitgefühlstaubheit.
Wer dem Wunsch nach Friedensverhandlungen mit Häme begegnet, aber den Kriegschauvinismus tanzend auf den Strassen feiert, kann die Realität der Kriegsschlachtfelder nie verinnerlichen, das die Kriegslotterie nämlich nur Verlierer kennt, wogegen der Frieden schon Hauptgewinn ansich ist.
In den USA wurde für Zelensky eine traurige Prognose gestellt: Eine “vernichtende Niederlage”.
Es sei unwahrscheinlich, dass die Ukraine trotz der Unterstützung durch die USA und ihre Verbündeten eine vernichtende Niederlage vermeiden könne, schrieb der Kolumnist Ted Galen Carpenter in einem Artikel für The American Conservative.
Die Regierung von Wladimir Zelenski und seine Freunde im Westen sollten die Gelegenheit zu produktiven Verhandlungen nutzen, um den Konflikt zu beenden und den neutralen Status der Ukraine garantieren, um zu vermeiden, dass das Land am Ende eine vernichtende Niederlage erleide, erklärte der Autor.
Der Journalist betonte, dass ein Szenario, in dem es Kiew gelingen könnte, eine Niederlage zu vermeiden, unwahrscheinlich sei. Seiner Meinung nach wird sich der Konflikt wahrscheinlich in die Länge ziehen, wobei die Ukraine trotz massiver internationaler militärischer Unterstützung nicht gewinnen könne. Der Autor verweist auf offensichtliche Parallelen zum Szenario des US-Bürgerkriegs, in dem die Konföderation der Südstaaten mit internationaler militärischer Unterstützung zunächst militärische Erfolge verbuchen konnte, aber aufgrund der Langwierigkeit des Konflikts mit der größeren und wirtschaftlich besser aufgestellten Union der Nordstaaten in einem Abnutzungskrieg schließlich doch eine vernichtende Niederlage erleiden musste.
Ein deutlicher Anstieg der Fähigkeiten russischer Kommandeure auf dem Schlachtfeld und die drohende Verringerung der westlichen Militärhilfe für Kiew würden die Hoffnungen der Ukraine auf einen Sieg endgültig zunichte machen, so der Autor abschließend.
” Wollen ” und ” billigend in kauf nehmen ” unterscheiden sich nur unwesentlich von den Folgen hier betrachtet.
Oskar L. beschreibt es als einer der Ersten sehr treffend.
Der dritte Weltkrieg läuft bereits.
Wir täten gut daran, den weiteren Verlauf vom worst case aus zu behandeln statt uns vom Ende überraschen zu lassen.
Wer “glaubt”, ist die Tage vermutlich besser in einer Kirche aufgehoben.
Für Friedensverhandlungen ist es wohl zu spät; wozu denn auch sollte RU solche Verhandlungen führen?
Gegen Friedensverhandlungen spricht zuallererst und als als wichtigster Punkt: ein Frieden würde der Ukraine und der NATO ermöglichen, die Rest-Ukraine wieder aufzurüsten, aufzumunitionieren, und in weiteren 10 Jahren geht das Ganze erneut los – dann aber mit Sicherheit unter schlechteren Vorzeichen für Russland
Zudem, derzeit läuft es gut für Russland, denn
– es kann sein Militär in der direkten Konfrontation mit der NATO trainieren
– es de-munitioniert, ja entwaffnet die NATO derzeit geradezu
– es zerstört, indirekt, via die rohrkrepierenden Sanktionen, auch die EU-Wirtschaften
RU kann es sich darum leisten, nur noch eine bedingungslose Kapitulation zu akzeptieren.
Ich bin auch, anders als Lafontaine, der Meinung, dass RU vor der NATO nicht mehr haltmachen muss; gut möglich, dass Polen, allenfalls auch Rumänien oder auch Deutschland in den Fokus von RU geraten.
Polen vor allem, wenn es weiterhin in seinem blindwütigen Hass die Ukraine direkt und verdeckt unterstützt; bereits jetzt sterben ja tausende polnische Söldner (ex-polnische Soldaten) in der Ukraine, was auch von RU bemerkt wird.
DE u.U. wegen seiner US-Basen, von denen aus viele RU-feindliche Aktionen koordiniert werden.
Militärisch war und ist DE mittlerweile ein Witz, wohingegen Polen zwar ein harter Brocken, aber auch (nicht nur aus russischer Sicht) ein permanenter brandgefährlicher Unruhestifter ist.
Kurzum: all die lauten Kläffer, seien es Polen, Rumänen oder Deutsche sollten sich nicht mehr allzu sicher fühlen unter dem NATO-Schirm; könnte sein, dass sich dieser als sehr löchrig erweist.
Also dann erst verhandeln, wenn die Ukraine völlig am Boden liegt. Tja, wie es sich dann für bekennende Nazis gehören würde: “Bedinungslose Kapitulation”, Tribunal, Besatzung von Ungarn, Rumänien und Russland. Auf unbestimmte Zeit.
Ja schade. Dabei hatte Russland gleich von Anfang an wie ich finde akzeptable Lösungen angeboten. Zunächst mit Minsk. Die Umsetzung der Minsker Vereinbarungen würde bedeuten, dass der Donbass im Bestand der Ukraine verbleibt, und lediglich Autonomie Rechte zugestanden bekommt. Also so etwas wie ein Bundesland in Deutschland werden würde, mit eigner regionalen Regierung und eigener regionalen Sprachenregelung. Alle waren sich anscheinend einig darüber. Das Abkommen wurde vom UN-Sicherheitsrat von Allen ständigen Mitgliedern, einschließlich USA ratifiziert. Später räumten die Vertreter der westlichen Garanten ein, dass das Abkommen benutzt wurde um der Ukraine Zeit zu verschaffen sich für den Krieg mit Russland vorzubereiten. Man hatte die Donbass-Bevölkerung und Russland einfach an der Nase herumgeführt.
Im Dezember 21 hatte Russland dann die Nase voll und forderte in ultimativer Form Sicherheitsgarantien und Neutralen Status für die Ukraine. Bot im Gegenzug seinerseits Sicherheitsgarantien für Osteuropa. Das war im Grunde ein Angebot eines Nichtangriffspakts. Wurde in arrogantester Form in den Wind geschlagen. Das ginge Russland nichts an was die Ukraine mit der Donbassbevölkerung anstellte. Das ginge Russland nichts an wenn direkt unter seinem Arsch eine faschistoide Militärdiktatur militärisch aufgepumpt wird, welche keinen Hehl aus ihren Absichten machte die Krim mit militärischen Mitteln zu holen, und mit der Aussicht darauf, dass sie bald von einem NATO Schutzschirm geschützt werden würde. Noch war es nicht zu spät gewesen. Hätte sich der Westen darauf eingelassen, gäbe es keinen Krieg und stattdessen gegenseitige Sicherheitsgarantien. Aber nein – man wollte es darauf ankommen lassen.
Letztendlich als Russland dann keinen anderen Ausweg mehr sah als es militärisch lösen zu müssen, hat Putin der Ukraine noch einmal ein letztes Angebot zu machen. Sofort aufzugeben und die Waffen niederzulegen. Dann hätte die Ukraine nur den Donbass verloren und kein einziger Ukrainer hätte dabei sterben müssen. Die Führung der Ukraine hatte sich beinahe schon darauf eingelassen. Doch dann intervenierte der Westen und VERBOT es der Ukraine darüber zu verhandeln, und stattdessen auf militärische Niederlage Russlands zu setzen. Auf diese Weise wurde der Krieg erst richtig total gemacht.
In der Tat bleibt jetzt nichts anderes übrig als die bedienungslose Kapitulation mit der Aussicht auf die vollständige Desintegration nach dem Jugoslawien-Szenario. Schuld daran ist ausschließlich der Westen. Es gab unzählige Angebote seitens Russlands und Gelegenheiten vom Kriegskurs abzubiegen und es diplomatisch zu lösen. Selbst nachdem der Krieg bereits ausgebrochen war, gab es reichlich Gelegenheiten die Ukraine noch zu retten, viele Tote zu vermeiden und zu einer akzeptablen Lösung für Alle Parteien zu kommen. Aber nein, man wollte unbedingt Russland ruinieren, das Schicksal der Ukrainer war egal gewesen.
Im Internet ist neues Filmmaterial aus Odessa aufgetaucht, wo die Zwangsmobilisierung in die Reihen der ukrainischen Streitkräfte weitergeht.
Das Militär packt Männer direkt auf der Straße, zerrt sie an Armen und Beinen und steckt sie in Lieferwagen. Als nächstes geht es zum Einberufungsbüro und von dort direkt an die Front in den Fleischwolf von Bachmut.
“Ich will nicht gehen!” – schreit ein Stadtbewohner, der sich mit Händen und Füßgen wehrt und nicht für das Kiewer Regime, amerikanische Interessen und feuchte Träume von Annalena Baerbock und Ursula von der Leyen sterben will.
Ich frage mich, ob dem Herrn PZH das Lachen vergehen würde, wenn er eines Tages selbst so “rekrutiert” werden würde?
Entsetzlich! Aber warum greifen die Umstehenden nicht ein, schimpfen nur?
Erinnert sehr doll an das Vorgehen der Nazis, als sie Zwangsarbeiter brauchten.
Damals hat man oft einen Markttag abgewartet, die Umgebung abgeriegelt wenn der Markt voller Menschen war, ist mit Lastwagen vorgefahren und hat die meist jungen Frauen abgegriffen und dann ging’s zum Bahnhof und in versiegelten Waggons heim ins Reich in die Rüstungsproduktion.
Und nach Auskunft eines ukrainischen Offiziers soll die durchschnittliche Überlebenszeit in Bachmut 4 Stunden sein. Ob es stimmt, weiß man aber wieder nicht.
Sie wollen den großen Krieg und werden ihn bekommen.
Es wird ein Krieg, dessen Verlauf und Ende bereits vor 40 Jahren vorhergesagt wurde, für den Fall, dass das “Gleichgewicht des Schreckens” versagt.
Wir sind heute Zeugen seines
Versagens.
Unsere Außenministerin spielt Hüpfjes im Atomschutzbunker.
Ich glaube nicht, dass sie wirklich einen Großen Krieg wollen. Den hätten sie längst einfach bekommen können. Meiner Einschätzung nach wollen sie gerade das unbedingt vermeiden. Sie wägen sich in der Illusion sie könnten Russland ausschließlich mit westlichen Waffen und mit dem Fleisch der Ukrainer besiegen und dabei eine direkte Konfrontation irgendwie vermeiden. Sie gehen dabei ein enormes Risiko ein, keine Frage, aber sie wollen bestimmt nicht den Großen Krieg. Sie haben sich verschätzt. Sie dachten Russland würde unter der Last der Sanktionen recht schnell zusammenbrechen. Sie dachten die russische Bevölkerung würde sich gegen die eigene Regierung stellen und Putin mit Mistgabeln aus dem Kreml tragen. Dieses Kalkül ist offenbar nicht aufgegangen. Sie konnten den Krieg nur verlängern und in einen Abnutzungskrieg verwandeln, in welchem auf Dauer die Ukraine kaum bestehen kann, trotz der massiven militärischen, politischen und finanziellen Unterstützung. Jetzt wissen sie nicht wie sie aus dieser Situation wieder rauskommen sollen, nachdem was sie sich Alles geleistet haben. Diese Schmach wäre wohl viel zu unerträglich. Also bleiben sie vorerst auf Eskalationskurs, bis ihnen etwas besseres eingefallen ist.
Mit Strategiepapieren aus dem Pentagonumfeld lassen sich Häuser tapezieren.
Mal soll Russland von Süden her “geknackt” werden, mit vorgesetzten Regimechanges in Kasachstan und Kirgistan, damit die NATO ( Ja, als Angriffsszenario geplant ) nicht Hitlers und Napoleon Feldherrenelend, mit boots in the ground, teilen muss.
Dann ( aktuell) will man Russland in einem Konflikt binden, wirtschaftlich ruinieren und Aufstände in Russland organisieren, um es schlussendlich militärisch wie einen “Hund mit eingekniffendem Schwaz vom Feld zu jagen”.
Der russische, aufgebrachte Mob soll den “Despoten” anschließend vom Thron stürzen.
Dieses Papier ist älter als das bekannte von RAND.
Es sind viele, dolle Papiere zu finden. Immer sind die Russen zu schwach und zu dämlich mitzubekommen was gespielt wird.
Da sind seit Generationen Irre am Werk. Sie glauben, dass sie damit durchkommen.
“einen Großen Krieg wollen. Den hätten SIE längst einfach bekommen können”
Das stimmt meines Erachtens nur für die Mehrheit von IHNEN. Einzelne Dr. Stangeloves oder Nuklear-Lubitze warten vielleicht schon lange auf ihre große Chance, gerade wenn bei erhöhtem Alarm-Niveau der Abzug schon gespannt ist und man z.B. einen Fehlalarm leicht auslösen bzw. weiterleiten kann. Baerbock ist natürlich eine Kategorie für sich: Die glaubt wohl, Atomkrieg sei eine Art von Abenteuerurlaub und sie selber dringend urlaubsreif.
Ehrlich gesagt: Mir ist nicht klar, warum Russland nicht auf eine massive Destabilisierung der USA zu setzen gewillt ist???? Flächendeckende Bürgerkriege, blutige Rassenunruhen, ethnische Konflikte anheizen – warum nicht in “gods own country”, höllische Zustände inszenieren???
Wenn du die Russen fragst wirst du wohl meistens hören: Wir sind doch keine Amerikaner! Das ist nicht unsere Art! Wir brauchen das nicht!
Aber andererseits ist es ein wichtiger Punkt denn du ansprichst. Selbstverständlich entbindet verantwortungsloses Verhalten vor Verantwortung. Nicht nur Russland, auch andere Staaten. Also zum Beispiel die Sprengung der Pipelines. Das ist ja eigentlich ein terroristischer Anschlag. Wenn man das macht, dann sagt man im Grunde dem Rest der Welt, dass das jetzt erlaubt sei. Dann sollte man sich natürlich nicht wundern wenn Jemand westliche Pipelines oder Internetkabeln am Meeresgrund eines Tages in die Luft jagt, und das muss nicht einmal Russland sein. Könnte jeder sein, ist ja jetzt die neue Normalität.
Das kostet Geld und erfordert Schattenhaushalte an der demokratischen Kontrolle vorbei.
Wie wir von V.Nuland wissen, hat die Revolution in der Ukraine mindestens 5 Mrd. US-Dollar gekostet, auf 20 Jahre angelegt.
Das war der amerikanische Beitrag ohne den europäischen. In Europa spricht man von zusätzlich mindestens 2 Mrd. Euro.
Warum ist Putin so beliebt und hat in der Bevölkerung inzwischen ein Zuspruch von über 80% für seine Ukrainepolitik ?
Weil er versucht, wirtschaftliche Gewinne an die kleinen Leute durchzureichen.
Bevor er im Ausland Farbrevolutionen anzettelt, erhöht er die russische Durchschnittsrente von 30€ um ein paar Cent.
“Unsere Außenministerin spielt Hüpfjes im Atomschutzbunker.”
Etwas Infantileres kann man sich kaum vorstellen, passt aber zu ihr: unreif bzw. uninformiert, wenn sie sich äußert.
– Panzerschlachten im 19. Jahrhundert,
– Städte, die 100.000 km voneinander entfernt liegen. Hat wohl während des Geschichts- und Geographieunterrichts besagte Hüpfjes im Schulhof gemacht.
“Die kleine Annalena wartet an Kasse 7.
Sie hat ihre Mutti verloren.”
Nachdem sie USA Poposchlüpfer sind, erpresst oder gekauft wurden, die Propaganda läuft wie geschmiert, werden diese Politikschergen (öffentlich) nicht erkennen, dass D eigene Interessen hätte bzw. haben muß. Es läuft doch, der deutsche Michl ist der Märthyrerstarre erlegen und jeder Widerstand der sich noch regt wird mehr oder weniger brutal erstickt! Wenn dieses Land abfackelt, sind sie schon außer Landes, denn sie haben ihr Bestes gegeben und mehr zu verlangen wäre Wahnsinn, oder?
Kreml beginnt, von seinen Kriegszielen abzurücken
MOSCOW, February 15. /TASS/. The policy being pursued by Washington and its European allies of converting Ukraine into an anti-Russian stronghold has reached the point of no return, Russian Foreign Minister Sergey Lavrov told the State Duma on Wednesday.
Damit ist das Ziel “Demilitarisierung” in einem Umfang fraglich gestellt, den man als Absage nehmen muß.
Besonders, wenn man die taktische Lage bedenkt, über die ich hier geschrieben habe:
https://overton-magazin.de/kolumnen/kohlhaas-unchained/demonstration-en-in-muenchen-am-18-februar-2023-in-muenchen/#comment-24147
RH’s “russische” Propaganda im Unterkommentar ist gegenstandslos:
https://www.discred.ru/2023/02/15/vladislav-shurygin-obyasnil-pochemu-ne-bylo-i-ne-budet-zimnego-nastupleniya-rossii/?ysclid=le75c23e6n704470112
Vladislav Shurygin zählt zu den prominenten Erklärbären des Kreml, präsent auf allen Kanälen.
Gleichzeitig setzt man im Kreml anscheinend unbeirrt auf eine Bestimmungsmacht des Weißen Hauses in der NATO, von der im Mindesten zu sagen ist, daß sie erodiert (nicht ganz zuletzt an der Nord Stream Sprengung), während jemand wie Irina Alksnis, regelmäßige Kolumnistin bei RIA, die gewiß nicht “in der Luft hängt”, das nicht länger tut:
https://overton-magazin.de/kolumnen/kohlhaas-unchained/demonstration-en-in-muenchen-am-18-februar-2023-in-muenchen/#comment-24130
In Summe sieht es so aus, als ob Moskau aktuell einen Hinhaltekrieg gegen die NATO in der Ukraine führt, teils, weil man selbst nicht für einen Strategiewechsel aufgestellt ist, teils weil man hofft, durch das US-Establishment könne bis zum Frühsommer doch noch ein “Ruck” gehen, dem eine politische Linie entspringt, die über “Waffen, Waffen, Waffen” hinaus geht.
Vielleicht auch, weil der Kreml nicht ungern der Gegenseite die Initiative überläßt, ihn zu einem Strategiewechsel “zu nötigen”.
Danach aber werden die Samthandschuhe gewiß ausgezogen.
“Änderung der russischen Strategie, PONR” hab ich ehrlich gesagt anders verstanden. Die Russen haben das Ding als Polizeioperation angefangen (Schutz der Donbass-Russen, keine Besetzung der Ukraine aber neutraler Status) und jetzt amtlich festgestellt, dass daraus ein veritabler Krieg gegen die NATO gemacht worden ist. Neutralität wird wohl nicht mehr ohne vollständige Besetzung der Ukraine zu haben sein.
Ist jetzt bisschen Spökenkiekerei von mir, die nächste große Rede vom Putin wird wohl mehr Klarheit schaffen. Ist ja schon angekündigt. Warten wir es ab, ich hab mich jetzt mal aus dem Fenster gelehnt, werde das mal nicht weiter ausführen.
Du machst es dir ganz schön einfach. Ich habe dir auf deine emotionale Entgleisung geantwortet. Ich kann nichts dafür, dass du mit der “russischen Propaganda” die “russische Propaganda” zu widerlegen versuchst und irgendwelche Widersprüche ableitest wo gar keine sind und dann daraus über seltsame Interpretationen seltsame Rückschlüsse auf die taktische Lage ableitest. Vielleicht durch Fehler in der Übersetzungssoftware bedingte Schwierigkeiten den Text zu verstehen, das kann ich nicht beurteilen.
Wirklich seltsame Schlussfolgerung. Lawrow sagt also USA, EU und NATO haben ein point of no return überschritten und du schließt daraus also messerscharf, dass es bedeute, dass Russland die Ukraine nicht mehr demilitarisieren möchte? Ich kann dir da offen gesagt nicht wirklich folgen.
Eigentlich kämpft die AFU heute fast ausschließlich nur noch mit dem was sie aus dem Westen bekommen. Ihre eigene Bestände über welche sie vor einem Jahr verfügten sind längst verbraucht und sie betteln überall um Waffen. Das Personal besteht überwiegend aus zwangsmobilisierten Reserven und irregulären Freiwilligenverbänden.
Da hattest du auch seltsame Rückschlüsse daraus gezogen, dass du nicht verstehst weshalb das russische Militär nicht Banzai-mäßig vorgeht und nicht gegen Festungen rennen will um sich darauf einzubilden die taktische Lage Russlands sehe übel aus.
Warum eine der beiden parlamentarischen Parteien, die hinsichtlich Waffenlieferungen und den Krieg in der Ukraine Widerstand leisten, nicht ins Boot geholt wurden, wäre meiner Meinung nach eine Anschlussfrage an den mittlerweile deren ausgetretenen Gründungsvorsitzenden wert gewesen.
Gard als Kreml-Astrologe ist nochmal eine Stufe peinlicher.
Und mit dem wieder einmal angekündigten Abgang wurde es schon wieder nix :). Naja, darf bleiben ..
Zu “Kreml beginnt, von seinen Kriegszielen abzurücken” muß ich ja vielleicht wirklich daran erinnern, daß der Kreml den Feldzug in der Ukraine mit der Begründung begonnen hat, daß er eine “NATO-Festung Ukraine” für eine Bestandsgefährdung der RF ansieht. Ist ja ein Jahr her, da kann man das schon mal vergessen, ne? Jetzt sagt Lavrov dem russischen Parlament, die NATO habe das Ziel außer Reichweite der vorgesehenen russischen Kriegsstrategie und des vorgesehenen Mitteleinsatzes einer “Spezialoperation” gerückt. Die Ukraine müsse erobert und besetzt werden, um es zu erreichen, heißt das im Umkehrschluss – was im Klartext zu sagen nicht in der Kompetenz des Außenministers liegt – doch dann – so weiß der Duma – Abgeordnete, anders als der hirnkranke Deutsche – stünde man den NATO-Truppen in Rumänien und Polen direkt gegenüber, falls diese unterwegs nicht sowieso intervenierten.
Das kommt, wie immer bei Lavrov, großväterlich staatsmännisch daher, aber “point of no return”, die englische Wortwahl von Tass, nicht eines Übersetzungsprogrammes, ist keine Ausdrucksweise eines Diplomaten, nech? Oder was?
Das habt ihr natürlich auch vergessen (oder nicht mitgekriegt):
MOSKAU, 13. Februar – RIA Novosti. Russland bereitet sich nicht auf eine weitere Teilmobilisierung vor, sagte Präsidentensprecher Dmitri Peskow.
„Nein, es gibt keine solchen Anhaltspunkte“, sagte er gegenüber Reportern, die ihn fragten, ob der Kreml Erkenntnisse über die Wahrscheinlichkeit der Ankündigung einer zweiten Welle habe.
Der 15. Feb. folgt 48 Std. auf den 13. Feb.
Ja sicher, diese Notwendigkeit besteht jetzt nicht. Es genügt erstmal.
Nein, das hat er nicht gesagt. Das hast du vielleicht so verstanden. Die Ukraine muss nicht vollständig besetzt oder gar erobert werden. Der Krieg könnte morgen vorbei sein.
Kann es irgendwelche Zweifel daran geben, dass wenn der Westen seine politische, finanzielle und militärische Unterstützung plötzlich abbräche, dass Selenksy bereits am nächsten Tag bedienungslos kapitulierte und den russischen Forderungen an welchen sich grundsätzlich nichts geändert hat (Demilitarisierung, Denazifizierung, Neutraler Status, Verzicht auf territoriale Ansprüche) nachkommen müsste?
Dann gäbe es auch keinen Grund für Russland weiter ukrainisches und vor Allem auch russisches Blut zu vergießen oder weitere Teile der Ukraine zu besetzen. Es hätte dann Alles erreicht was es wollte. Der Rest der Ukraine und selbst deren Regierung könnten gerne weiter bestehen.
Was Lawrow mit point of no return meint ist, dass der Westen sich mittlerweile viel zu tief hineingesteigert hat um einfach aufzugeben und den Rest der Ukraine so noch zu retten. Einfach die Unterstützung der Ukraine abbrechen, wäre das vernünftigste, aber käme für den Westen einer bedienungslosen Kapitulation vor Russland gleich. Die Vertreter des Westens sagen es selbst ständig: Die Ukraine dürfe nicht verlieren. Das sagt auch Scholz ständig. Denn er begreift was es bedeuten würde. Das meint Lawrow, wenn er sagt, dass der Westen einen Punkt an dem es für ihn kein Zurück mehr gibt überschritten habe.
Der Westen kann einfach nicht mehr zurück, so sehr man auch wöllte, der Westen hat sich selbst in eine Situation gebracht in welcher er bis zum letzten Ukrainer (und vielleicht bis zum letzten Polen, Litauer, und dem letzten Deutschen) kämpfen muss, weil alles Andere einen ungeheuren Gesichtsverlust und unerträgliche Schmach bedeuten würde. Eine Schmach, die sogar existenzbedrohend für den Westen wäre. Die Grundlage der westlichen Sicherheitsarchitektur wäre zerstört. Wer braucht solche Beschützer, die trotz aller Anstrengungen sich nicht durchsetzen können? Das wäre das Ende der NATO und hätte genug Potential die EU zu sprengen und transatlantische Beziehungen zu gefährden.
Daher, steht der Westen mit dem Rücken zur Wand und hat sich in die Lage gebracht in welcher er nicht mehr zurück kann und in welcher es um Alles oder Nichts geht.
Der misslungene Versuch den östlichen Munitionsmangel und den moralisch sauberen Krieg des Westens herbeizuschrei(b)en funktioniert über die Medien genauso wenig, wie eine narzisstische Störung dem Analysten zu unterstellen, welcher diese gerade begründet und zutreffend dem/ der Betroffenen diagnostiziert.
Wenn Herr Putin, sagen wir mal 2016 bereits erkannt hat, welches Spiel in der Ukraine gespielt werden wird, dann hätte er 6 Jahre Vorsprung in der Vorbereitung des aktuellen Konfliktes. Wenn er die Strategien der letzten Einsätze der USA und NATO vernünftig analysiert hat und mit kühlem Kopf in der Ukraine aktuell agiert, dann sind wir am Arsch. Warum hat er uns denn langsam an die Nadel des billigen Gases gebracht und als wirksame Konkurrenz zur USA aufgestellt?
Wandel durch Handel, dieses Konzept hatte wohl auch er auch recht zutreffend verstanden…nur unsere Arroganz oder Abhängigkeit/ Unterdrückbarkeit unterschätzt.
So einfach ist das.
Wer jetzt nicht sein letztes Hemd geben würde, um dieses für einen Frieden einzutauschen, unter welchen Bedingungen auch immer, hat immer noch nicht erkannt, dass die Zeit rasant verstreicht, die noch übrig ist um eine Lösung zu finden, mit der wir alle (noch gut aber anders) Leben könnten.
Nein, die NATO wird nichts gewinnen, dennoch pokert sie mit unser aller Leben und einem lausigen Blatt, welches jeder gute Spieler als Bluff erkennt.
Ja, wir werden uns nach der Seife bücken müssen.
Und?
Was ist denn die Alternative?
Coca-Cola in Rosinenbombern?
“Warum hat er uns denn langsam an die Nadel des billigen Gases gebracht und als wirksame Konkurrenz zur USA aufgestellt?”
Nach den ökonomischen Gesetzmässigkeit im Kapitalismus ist billiges Gas immer besser als teures Gas. Was meinst du wohl, warum die Grünen mit ihrer Forderung von 5DM/l Benzin aus dem Parlament geflogen sind? Nicht Putin hat uns abhängig gemacht, sondern es war der Kapitalismus und das in ihm erforderliche Wachstum.
Darum hinaus ist die amerikanische Frackeng-Gas-Industrie erst seit wenigen Jahren überhaupt in der Lage größere Mengen zu exportieren. Das war vor zehn Jahren gar nicht möglich. Aber nun pampern wir ihre teure und dreckige Gasindustrie und befeuern den Klimawandel. Dank an die GRÜNEN!
Ob man das sozialpsychologisieren und von einer Empathieabnahme ausgehen muss, sei mal dahingestellt. Die diversen moralischen Argumente sind gewiss nicht falsch, aber wohl kaum einflussreich. Würde nicht der Hinweis stärker wirken, dass der angestrebte Siegfrieden nicht eintreten wird, sondern das Gegenteil? Dass sich eine verheerende Niederlage für die Hegemonialmacht und die unter ihrer Fuchtel stehenden Staaten anbahnt. Und dass das brandgefährlich ist, weil eventuell die letzten Sicherungen durchbrennen und zu den Überwaffen gegriffen wird. Und auch wenn nicht, die Niederlage hingenommen wird, diese für die westliche Psyche der westlichen Bevölkerungen sehr negative Auswirkungen haben wird, bis hin zu massiven gesellschaftlichen Unruhen.
Von den USA freischwimmen unter
den Bedingungen vollkommener Abhängigkeit
“Die deutsche Außenpolitik ist strategielos”
https://jacobin.de/artikel/scholz-und-baerbock-sicherheitskonferenz-nationale-sicherheitsstrategie-ukraine-krieg-russland-nato-usa/
Welche deutsche Außenpolitik ist gemeint? Haben wir aktuell eine? Haben wir womöglich aktuell einen Außenminister? Oder gar eine Außenministerin?
Ich würde gerne wissen, wer das denn wohl sein soll. Schon Heiko Maas konnte nicht als Außenminister gelten. Ein Mensch, der Stunden vor dem Einmarsch der Taliban in Kabul verkündete, man würde sich in drei Tagen entspannt in Berlin zusammensetzen, um die Evakuierung des afghanischen Botschaftspersonals zu besprechen, kann nicht als solcher bezeichnet werden.
Die aktuell das AA leitende Person ist aber selbst dazu nicht imstande, sie ist ein lebender Antidiplomat und Propagandist ohne Sinn und Verstand. Sie hat nicht mal ein Talent zum Waffenhändler wie ihr amerikanischer Kollege Blinken.
Zwar verstehe ich gut, dass Lafontaine sich bemüht, den Kriegstreibern, die sich in die Ecke manövriert haben, ein paar Brücken stehen zu lassen (Wiederbelebung des Minsker Abkommens, Wiederholung der Abstimmung auf der Krim und im Donbass unter internationaler Überwachung). Bis zu den abgebrochenen Verhandlungen in der Türkei hat Russland Europa die Türe offengelassen um zu einer Verhandlungslösung zu kommen. Die Europäer haben sich jedoch als unfähig erwiesen, in einer existentiellen Frage ihre Interessen gegen den Willen der USA zu vertreten.
Russland und seine immer zahlreicheren Verbündeten auf der ganzen Welt werden diese Sache jetzt ausfechten, bis der Wertewesten auf seine eigentliche Grösse und Bedeutung zurechtgestutzt ist. Und es wird nicht zum Schaden der Durchschnittsbewohner im Westen sein.
Auf “internationale” Überwachung und andere Spässchen der “Weltgemeinschaft” wird sich Russland erst wieder einlassen nach eine gründlichen Reform der UNO.
Im Herbst 2021 hat Russland die USA als “Nicht Abkommens-fähig” bezeichnet und entsprechende Schlüsse gezogen.
Dann im Dezember 2021, die Aufforderung an die NATO, sich auf die Positionen von 1997 zurückzuziehen, sowie an die USA, ihre Atomwaffen aus Europa abzuziehen.
Russland hat lange gewartet und darauf gehofft, dass irgendjemand die verrückten Neocons zurück in den Keller jagt, wo sie hingehören. Ist leider nicht passiert. Und so bleibt es gefährlich…
Flaggenmotiv “Ami go home” oder
” Militante Friedensbewegung” ?
https://www.jungewelt.de/img/450/177606.jpg
Zeig mal deine Entwürfe ?
Absolute haarsträubend diese Aussagen. Die Konsequenz aus der Geschichte ist, dass gerade Deutschland Waffen liefern muss. Nicht andersherum. Russland ist jetzt Täter!! Und Deutschland kann, auch wenn dass die Geschichte nicht ungeschehen macht, diesmal auf der richtigen Seite stehen. Die Linken kapieren es einfach nicht. Unerträglich. Ich habe immer links gewählt. Die Russlandpolitik der linken war schon immer ein Negativpunkt, aber es gab keine Alternative, um Arbeitnehmer zu unterstützen. Aber so wie die Linken sich bezüglich Corona und Ukraine positionieren, ist ganz klar, dass ich die nie wieder wählen werde.
Nie wieder linke!!
Und es geht nicht darum, Leben zu retten. Es geht darum, Leben der Opfer zu retten! Klar?