Konzerne investieren Milliarden in neue Gas- und Ölförderungsprojekte, Kritiker werfen der norwegischen Regierung vor, damit die Klimaerwärmung zu verstärken.
„Lassen Sie es mich so sagen, ich brauche dieses Jahr keine Weihnachtsgeschenke mehr!“ Mit diesen Worten begrüßte Norwegens Öl- und Energieminister Terje Lien Aasland in der vergangenen Woche die kommenden Investitionen zur Förderung von Öl und Gas in Norwegens nördlichen Meeren.
Gefeiert wurde, dass Konzerne umgerechnet mehr als 20 Milliarden Euro in Projekte bis 2028 investieren, in die Zulieferer-Industrie für das Gas- und Ölgeschäft würden noch zusätzlich umgerechnet 760 Millionen Euro gesteckt werden. Eine Rekordsumme. Und es soll noch mehr hinzukommen.
Umweltorganisationen, die norwegischen Grünen und Linken protestieren und befürchten, dass Norwegen damit den Treibhauseffekt verschlimmert.
Durch den Ukraine-Krieg ist das skandinavische Land zu einem wichtigen Lieferanten von Öl und Gas in Europa geworden, da der Aggressor Russland für viele Länder als Exporteur ausgefallen war.
Die Ölpreise waren in diesem Jahr stark schwankend, nach einem starken Anstieg durch die Invasion sanken sie wieder aufgrund fehlender Konjunktur. Die jüngsten Prognosen, wie etwa von Goldmann Sachs, gehen wieder von einer Verteuerung des Barrels aus.
Der Reichtum des Landes mit 5,5 Millionen Einwohnern ist bekanntlich auf den Gas- und Ölvorkommen in den nördlichen Meeren gegründet. Der größte Staatsfonds der Welt speist sich aus dieser Industrie und hat mittlerweile ein Kapital von umgerechnet 1,3 Billionen Euro zur Verfügung.
„Wir hatten 2022 das tollste Jahr aller Zeiten. Und 2023 sieht fast genauso aufregend aus“
In den kommenden Tagen wird das Energieministerium weitere Investitionspläne erhalten, wie das öffentlich-rechtliche Fernsehen NRK berichtet. Denn Anfang 2020 erließ die Mitte-Rechtsregierung unter Erna Solberg Steuererleichterungen für die Gas- und Ölindustrie, da diese aufgrund der Pandemie mit Einbrüchen im Geschäft belastet waren.
Diese Erleichterungen, welche dieses Jahr der Branche umgerechnet 4,5 Milliarden Euro Einsparnisse bescherten, gelten bis Ende des Jahres. Dies bedeutet, das Projekte, die demnächst noch beantragt werden, sich auf diese Maßnahmen in den kommenden Jahren beziehen können.
Dabei seien bislang mehr als doppelt so viele „PUDs“ abgeschlossen worden wie sonst. „PUD“ ist die Abkürzung für „Plan für Entwicklung und Betrieb“, ein Projektentwurf, den Unternehmen, welche bereits eine Lizenz zur Förderung eines Gas- oder Ölfelds in den norwegischen Gewässern besitzen, der Regierung in Oslo vorlegen muss. Das Dokument hat ressourcenbezogene, technische, sicherheitsbezogene, kommerzielle und umweltbezogene Daten zu enthalten, die die Regierung bewilligen muss.
„Wir hatten 2022 das tollste Jahr aller Zeiten. Und 2023 sieht fast genauso aufregend aus“, sagt Aasland dazu. Die Koalition der Sozialdemokraten mit der regionalistischen Zentrumspartei unter Jonas Gahr Störe, welche seit September 2021 regiert, ist wie die Vorgänger-Formation eng mit der Öl- und Gasbranche verbunden. Und an dieser hängen 200.000 Arbeitsplätze im Königreich.
So wird der Öldienstleister Aibel eine unbemannte Förderplattform bauen, die erste ihrer Art. Am stärksten ist der norwegische Ölkonzern Aker BP mit der Förderung im Yggdrasil-Gebiet in der Nordsee mit umgerechnet 11 Milliarden Euro engagiert.
Die sogenannte „Öl-Bonanza“ sei auch die Grundlage für zukünftige Investitionen in erneuerbare Energien, verteidigt der Energieminister die Ausgaben und würde zusätzliche 150.000 Arbeitsstunden pro Jahr bringen.
Über Kreuz mit der EU
Von der Linkspartei wird kritisiert, dass so qualifizierte Kräfte bei dem Offshore-Projekten fehlen würden – bis 2040 sollen in Norwegens Meeren 1500 Windkraftanlagen Strom liefern. Kritiker sehen jedoch die staatlichen Bemühungen für dieses ambitionierte Projekt durch den Boom von Öl und Gas gebremst.
Karoline Andaur, die norwegische Generalsekretärin der internationalen Tier- und Naturschutzorganisation WWF, weist darauf hin, dass es nach UN-Standards keinen Raum mehr für Öl und Gasförderung geben darf, wenn die globale Erwärmung unter einem Anstieg von 1,5 Grad gehalten werden soll.
Auch mit Brüssel ist Oslo in diesem Thema über Kreuz. Wie die USA verlangt die EU, dass in der Arktis keine Gas- und Ölförderung stattfinden soll, Kohle-Abbau wird gleichfalls ausgeschlossen.
An dieses grüne Industrie-Abkommen will sich Norwegen jedoch nicht halten, die Verhandlungen gelten als festgefroren. Oslo argumentiert mit der aktuellen europäischen Energiesicherheit, die eine Förderung in der Arktis notwendig machen könnte. Allerdings wird es etwa 15 Jahre dauern, bis von dort Öl oder Gas fließen wird.
Die norwegische Regierung hat weitere Förderungen in der Barentssee jedoch erstmals verschoben, was von den Konservativen und der rechten „Fortschrittspartei“ kritisiert wird. Sie sagen, dass Europa dann vom Gas aus Katar abhängig werde und Norwegens Fördermethoden die klimafreundlichsten weltweit seien.
Die EU-Staaten haben sich kürzlich auf eine Preisobergrenze von 180 Euro pro Megawattstunde geeinigt, die erst ab dem 15. Februar in Kraft treten soll, im vergangenen August lag der Preis schon bei 300 Euro pro Megawattstunde. Nach dem norwegischen Experten Sindre Knutsson sei die Obergrenze hoch genug, „um so viel wie möglich zu produzieren“, das entsprechende Ministerium hat sich noch nicht dazu geäußert.
Norwegen selbst speist seinen Energiebedarf primär aus Wasserkraft und gilt als Vorreiter in der Förderung für die Nutzung von Elektro-Autos.
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Ein Zeichen, wie irrational der ganze Klimahype ist. Die Norweger werden den Teufel tun … und mit ihnen Dutzende anderer Länder, die auf fossile Energien angewiesen sind. Dabei bringt es auch gar nichts, dass in dem stinkreichen Norwegen einigige Hunderttausend E-Autos fahren, meist als Zweitwagen für die Stadt.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1292636/umfrage/struktur-der-stromerzeugung-in-norwegen/
Schon vor 40 Jahren war bekannt, dass die Norweger ihre Elektrizität fast ausschließlich aus Wassergefälle gewannen und pro Kopf viermal so viel Strom verbrauchten wie die Deutschen (es wurde weitgehend mit Direktsstrom geheizt, heute über den Umweg von Wärmepumpen).
So what?
Ein Blick auf die Top 20 Shareholders, von Aker BP lohnt immer. ‘Adel verpflichtet’, und auch der durch Corona bedingte Steuerentlastung ist doch einfach genial…
Was Grüne oder Linke fabrizieren spricht seine eigenen Bände, von wegen Klima oder Sozial da kehrt man vor der eigenen Haustür…
Die Physik kann man ausrechnen. Zum Klimawandel gibts Messungen und Computermodelle.
Wers nicht glauben will hat ein religiöses Weltbild. Der ist Jurist, Ökonom oder Klimatroll.
Am Ende wird die Physik zuschlagen mit einer Gewalt wovon die Trolle keine Ahnung haben.
Der Jurist Schäuble sitzt zB im TV und verzapft bräsig daß der Klimawandel rascher käme als er sichs vorgestellt hatte als obs den Bericht des Club of Rome nicht schon vor 50 Jahren gegeben hätte (so lange sitzt Schäuble schon im Parlament) und die Forschungen einer https://de.wikipedia.org/wiki/Eunice_Newton_Foote noch viel länger. Dagegen fahren (fast) alle Jurnis ab auf Meldungen vom angeblichen Durchbruch der Kernfusion.
Je weniger sie von der Technik verstehen desto größer die irrationalen Hoffnungen.
Die Meldungen waren Werbebotschaften für Investoren, also Dummenfang. Sie wetten auf Profit.
Blöderweise hamwa “Demokratie” und die Frage iss, ob die Menschheit in kollektiver Verpeilung Suizid begehen kann.
Danke für den Kommentar, ich sehe das genau so. Und ich bin Ingenieur, kein Jurist.
Aber es geht um sehr viel Geld, und Augenblicks-Gewinne sind offenbar wichtiger als langfristige Strategien. Na ja, ich bin Ende 60 – nach mir die Sintflut.
bin noch etwas älter und habe keine Enkel, müsste auch so denken,
versuche es aber es klappt nicht ganz.
Abwarten, NS 1-2 wurde laut den Amis nicht von Russland gesprengt. Also wird der Kreis möglicher Aspiranten kleiner und der vorgeführte Krieg der “Kapitalisten” ist noch am laufen.
Herr Matern erwähnte USA /EU über das Arktisabkommen, aber leider nicht Russland. Ohne Russland geht da mal vorerst nichts. Es war Russland die den Brits eine eigene Leitung nicht geben wollte, warum wohl?
Norwegen, Schweden und Finnen
geheuchelte Solidarität mit dem restlichen Wertegemeinschaft in Punkto Umwelt und Wirtschaft. Nicht zu sprechen der Solidarität mit der Ukraine. Nach dem Motto: “ohne Moos” nichts los.
Die Schweden lassen sich ihr geschenkten Stromnetze und Atomkraftwerke in der ehem. DDR 2x vergolden, die Norweger geben von ihren Übergewinnen natürlich nichts ab, die Finnen bekommen noch etliche Milliarden für ihre 70% an dem bereit bankrotten Gashändler. Man kauft für viele Milliarden, wobei eine Überführung in Gemeineigentum, ergo eine Vergesellschaftung, für Euro 1 genügt hätte.
Das hat unsere Grüner im Falle der russischen Betriebe billiger und einfacher hinbekommen.
Da kann man nur ungläubig den Kopf schütteln, und wenn man Nutznießer ist, hinter vorgehaltener Hand über das Verhalten der Kommission und der Deutschen Regierung grinsen.
“Das hat unsere Grüner im Falle der russischen Betriebe billiger und einfacher hinbekommen.”
Hat er. Und dabei jeglichen ökonomischen Sachverstand vorher an der Garderobe abgegeben. Die Zeche wird dieses moralisch und politisch kaputte Land über Generationen zu zahlen haben. “Den Grünen” wird es nicht jucken. Er hat für sich und die Seinen vorgesorgt und wird dann eben neue Kinderbücher schreiben …
Ich bin eigentlich ein stiller Leser, freue mich über die Artikel und die Kommentare, aber das hier kann man doch nicht einfach so stehen lassen:
“da der Aggressor Russland für viele Länder als Exporteur ausgefallen war.”
Geht das nun hier auch los mit dem unsäglichen und fragwürdigen Framing ?
Qualitativer Journalismus ohne Framing würde schreiben:
“da Russland aufgrund der westlichen Sanktionen für viele Länder als Exporteur ausgefallen war.”
Und wenn man es nicht lassen kann, aber dennoch die Qualität des Textes etwas aufhübschen will:
“da Russland aufgrund der westlichen Sanktionen (als Folge seiner Agression gegenüber der Ukraine) für viele Länder als Exporteur ausgefallen war.”
Bin ich denn der Einzige hier, dem dieses Framing sowas gegen den Strich geht?
Natürlich nicht!
Die Staatsraison verlangt das und die Leute haben Angst vor der Demokratie diese für sich auch in Anspruch nehmen.
Fast jeder Artikel beinhalten die Choreographie faschistischer Gedanken und Corona zeigte doch überdeutlich auf, was mit Menschen geschieht die gegen das Narrativ denken….
Bin ja zum Glück lange fort….
“Bin ich denn der Einzige hier, dem dieses Framing sowas gegen den Strich geht?”
Nein, oHenri, sind Sie nicht. Und Sie haben Recht mit Ihrer Annahme: es geht Stück für Stück auch hier los. …
Das wirklich Schlimme ist, dass sich Autoren und Redaktionen dieses Framings, dieser bewussten Manipulation offenbar überhaupt nicht mehr bewusst sind – günstigstensfalls… Den Gedanken, dass sie es doch sind, möchte ich an dieser Stelle nicht zu Ende führen …
Wie wahr. Als ich das Zitat las, dachte ich, höre ich gleich auf oder lese ich noch weiter?
Wenn ich solchen Quatsch goutiere, schalte ich Mainstream ein. Journalisten sind inzwischen in meiner Achtung auf dem Level von Investmentbankern, Sektengurus, Mafiosi, Omabetrügern und Geistesgestörten angelangt.
Aber es gilt der Spruch meiner Klassenlehrerin: “Ausnahmen bestätigen die Regel”
> Bin ich denn der Einzige hier, dem dieses Framing sowas gegen den Strich geht?
Nein, natürlich nicht.
Was haben die Kritiker den Norwegern denn als Ausgleichszahlungen angeboten, wenn Öl und Gas im Boden bleiben? Vermutlich nur ein “Vergelt’s Gott”.
Nicht mal das! Die Kritiker wollen sich vor allem selber auf die Brust klopfen.
“… da der Aggressor Russland für viele Länder als Exporteur ausgefallen war.”
Der Autor hat nicht nur eine sehr schlichte Sicht auf die Dinge, er hat offenbar gar nicht mitbekommen, wer welchen Gas-Schritt in welcher Reihenfolge unternommen hat. Und eines ist gewiß: Es war Deutschland, das sich selbst ins Gas-Knie geschossen hat. Es war ebenso Deutschland, das nicht ein Wort zur Sprengung von Nord-Stream sagte, obwohl diese Sprengung jegliche Energieplanungen des Landes und somit die bisherige ökonomische Basis ohne den notwendigen Ersatz pulverisierte.
Und was den erwähnten Aggressor betrifft: Gern führe ich den Autoren auch 500 Jahre in die Geschichte zurück, als ein gewisser Machiavelli folgendes sagte:
“Nicht wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt.”
Ich vermute ja mal, das ist der fällige Knicks vor dem Gesslerhut… ohne den traut sich heute ja fast keiner mehr…
Kann man nicht bitte einfach mal wieder anfangen sauber zu formulieren?
Wenn ich sowas lese:
“Die Ölpreise waren in diesem Jahr stark schwankend, nach einem starken Anstieg durch die Invasion sanken sie wieder aufgrund fehlender Konjunktur.”
Was soll das? Nein, die Preise sind nicht durch die Invasion gestiegen, sondern durch die darauf folgende Politik des “Westens” und im ganz besonderen der EU.
Da sieht man, wofür die Sanktionen gegen Russland gut sind. Sie beschleunigen den Klimawandel und auch den Hunger in der Welt. Insgesamt eine wunderbare grüne Politik, die da umgesetzt wird.