
Die New York Times hat mit Hinweis auf einen internen Bericht von Geheimdienstoffizieren der israelischen Streitkräfte (IDF) berichtet, dass von den über 130 Geiseln, die noch im Gazastreifen sein sollen, mindestens 32 nicht mehr am Leben seien. Allerdings seien die meisten am 7. Oktober getötet und ihre Leichen in den Gazastreifen gebracht worden.
Es könnten 20 weitere Geiseln getötet worden sein, sagten der NYT vier Informanten. Die Angehörigen der 31, deren Tod bestätigt wird, seien darüber informiert worden, darunter auch zwei Soldaten, die 2014 getötet wurden. Das Militär erklärte überdies, dass nicht der Tod von 32, sondern von 31 bestätigt werden kann. Gerade wird über die Vermittlung von Katar über einen weiteren Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln verhandelt. Allerdings fordert Hamas einen Abzug der Truppen und ein Ende des Kriegs, Netanjahu erklärte jedoch, der Krieg werde erst durch einen „totalen Sieg“ beendet, wenn die Hamas vernichtet sei. Nach IDF seien bereits die Hälfte der Hamas-Kämpfer getötet oder schwer verwundet worden, der Krieg werde noch Monate, aber nicht Jahre dauern. Israel werde das Tunnelsystem zerstören.
Regierung und IDF behaupten, das harte Vorgehen im Gazastreifen diene auch dazu, die Geiseln durch Druck auf die Hamas zu retten. Das stößt bei Angehörigen der Geiseln und vielen, die sich mit ihnen gegen das Vorgehen solidarisieren, auf verständlichen Unglauben. Eine sehr knappe Mehrheit der Israelis meint, die Rettung der Geiseln müsse das primäre Ziel sein.
Bislang wurde auch nur eine Geisel gerettet, acht Leichen wurden geborgen, hingegen wurden drei von israelischen Soldaten getötet, die losballerten, obgleich die drei Soldaten, die entkommen konnten, sich zu erkennen gaben und weiße Tücher schwenkten. Das demonstrierte, dass israelische Soldaten schnell auf alle Verdächtige schießen. Es gibt einen Freibrief für die Bombardierung und Sprengung von Gebäuden und das Töten von Palästinensern im Gazastreifen.
Manche Bomben können als Nebenprodukt giftige Gase über eine große Entfernung verbreiten
Das israelische +792-Magazin hat am 31. Januar berichtet, dass es nach Auskunft von Informanten aus dem Militär diesem bekannt sei, dass Bomben auf Tunnels als Nebenprodukt giftige Gase verströmen, die in geschlossenen Räumen wie Tunnels tödlich seien.
Mitte Dezember wurden vom israelischen Militär drei Leichen von Geiseln in einem Tunnel gefunden. In der Nähe war Ende November Ahmed Ghandour, der Kommandeur der Nordbrigade der Hamas, getötet worden. Es hat sich herausgestellt, dass das Militär zur Zeit des Angriffs auf den Tunnel nicht wusste, ob hier Geiseln festgehalten werden. Die Leichen seien erst später entdeckt worden. Ihre Todesursache könne man noch nicht sagen, nach dem Pathologiebericht wurden keine Spuren von Schüssen oder Traumata gefunden. Ob sie “durch Strangulierung, Erstickung, Vergiftung oder in der Folge eines IDF-Angriffs oder einer Hamas-Operation getötet wurden“, könne man weder bestätigen noch ausschließen. Die Mutter des 21-jährigen Soldaten Ron Sherman schrieb, gestützt auf den Pathologie-Bericht, dass er ermordet wurde, allerdings durch die Bombardierung: „nicht durch zufällige Schüsse oder Kreuzfeuer, sondern durch vorsätzlichen Mord – Bombardierung mit Giftgas“. Sie glaubt, das Militär habe wissentlich auch ihren Sohn beim Angriff auf den Hamas-Kommandeur getötet.
„Ach ja, sie fanden auch heraus, dass er mehrere gequetschte Finger hatte, offenbar aufgrund seiner verzweifelten Versuche, dem Giftgrab zu entkommen, das die IDF für ihn gegraben hatten, als er versuchte, frische Luft zu atmen, aber nur IDF-Gift einatmete. Mein Liebster, der du mich an deiner Stelle hättest sterben lassen sollen, was für einen Alptraum hast du durchgemacht. Ein Tod unter schrecklichen Qualen – und das alles auf Geheiß der IDF, der du so sehr vertraut hast und die du so sehr schätzt, und des [israelischen] Kabinetts.“
Die Mutter von Nik Beizer, ebenfalls Soldat, der mit den anderen beiden jungen Männern tot gefunden wurde, sagte +972, der Militärgeheimienst habe berichtet, dass die drei im selben Tunnel gefangen gehalten wurden, in dem sich Ghandour aufhielt, als die Armee ihn bombardierte: „Der Geheimdienst sagte uns, dass [ihr Tod] die Folge der Bombe sein könnte, die Ghandour tötete, von den Gasen und der Explosion, aber dass sie es nicht wissen.“
Auf Anfrage erklärte das israelische Militär der NYT, dass es „alle verfügbaren Ressourcen einsetzt, um so viele Informationen wie möglich über die Geiseln, die derzeit von der Hamas festgehalten werden, zu finden und zu beschaffen“. Und IFD-Sprecher Daniel Hagari versicherte, man habe keine Kenntnis von der Anwesenheit von Geiseln gehabt.
Nach Informanten aus Sicherheitskreisen sei es dem Militär bekannt, dass Bomben, die in Tunnels explodieren, giftige Gase wie Kohlenmonoxid verbreiten können, die tödlich sind. 2021 habe Eisenkot, der jetzt dem Kriegskabinett angehört und damals Generalstabschef war, gesagt, dass die “Operation Lightning Strike” darauf zielte, die Gaza-Tunnels in eine „Todesfalle“ zu verwandeln. Es seien aber nach einem Informanten nicht Hunderte, sondern nur ein paar Dutzend getötet worden, eben auch von den Gasen, die die Bombardierung in den Tunnels freisetzte. Das wäre in Israel auch kein Thema, wenn es nicht eben die Geiseln gäbe, die vermutlich in den Tunnels festgehalten werden.
Der Autor Yuval Abraham von +972 will nicht suggerieren, dass das israelische Militär chemische oder biologische Sprengköpfe verwendet, seine Quelle sagte allerdimgs, es sei festgestellt worden, dass bestimmte Bomben, die in Tunnels explodieren, „als Nebenprodukt giftige Gase ‚über eine große Entfernung‘ in einem geschlossenen Gelände verbreiten können. Eine zweite Quelle bestätigte dies und fügte hinzu, dass im Militär Tests zu diesem Thema durchgeführt worden seien, die gezeigt hätten, dass das Einatmen dieser Gase in geschlossenen Räumen tödlich sei.“
Ein Sprecher des Militärs antwortete auf eine Anfrage von +972, dass die Armee „nur legale Mittel der Kriegsführung in Übereinstimmung mit dem internationalen Recht einsetzt. Die IDF hat weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart Nebenprodukte von Bombardierungen verwendet, um ihre Ziele zu schädigen.“
Das ist eine schwierige Formulierung. Gesagt werden soll wohl, dass die Bomben zwar verwendet werden, aber nicht wegen ihrer Nebenprodukte. Wenn jedoch solche Bomben mit bekannten Nebenwirkungen eingesetzt werden, deren einziger Zweck natürlich sowieso ist, neben der Zerstörung auch Menschen zu töten, dann werden die Folgen des „Nebenprodukts“ wohl nicht nur hingenommen, sondern es wird auch mit dessen weitreichender Wirkung in den Tunnels gerechnet. Ansonsten würde man vermeiden, sie zur Zerstörung von Tunnels einzusetzen.
Und +972 will von einem hohen Informanten aus dem Sicherheitsbereich erfahren haben „dass die israelische Armee in den ersten Wochen des Krieges systematisch Palästinenser bombardierte, die als ‚Entführer‘ definiert wurden – also diejenigen, die Israelis während des von der Hamas geführten Angriffs vom 7. Oktober entführt hatten -, obwohl sie befürchtete, dass neben ihnen Geiseln festgehalten wurden. Der Quelle zufolge wurden bei diesen Bombardierungen israelische Entführte ‚mit Sicherheit getroffen‘; erst später änderte sich diese Politik.“ Später wurden nach Auskunft von Geheimdienstinformanten keine Ziele mehr bombardiert, bei denen man von der Anwesenheit von Geiseln wusste. Oft wüssten aber die Geheimdienste auch nichts Genaues. Wenn das anders wäre, wären wohl auch mehr Befreiungsversuche durchgeführt worden. Die Armee weist auch die Behauptung über die Angriffe auf die Häuser von Entführern zurück.
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Bisschen wirr oder?
Ja, wir ist auf die Überschrift: „Nimmt das israelische Militär bei der Bombardierung Rücksicht auf Geiseln im Gazastreifen?“
Man nimmt Geiseln, um sie im Bedarfsfall – sei es dass man in der Falle sitzt oder dass man seine Ziele anders nicht zureichen weiß – zu töten.
Ein Krieg gegen Geiselnehmer verringert darum automatisch die Wahrscheinlichkeit, dass Geiseln überleben. Aus diesem Umstand darf man schließen, dass das Überleben der Geiseln für die israelische Regierung offenbar keine Priorität hat.
Es scheint sich auch im Wertewesten herumgesprochen zu haben, dass man die Hamas nicht vollständig besiegen kann, selbst wenn alle derzeitig aktiven Kämpfer unschädlich gemacht werden sollten, der Geist der Hamas lebt weiter und er könnte sogar wachsen. Mit welchem moralischen Recht wird dann Israel unterstützt? Sind die vom Autor beschriebenen Situationen die Demokratie, für die 100tausende hier auf die Straße gehen? Ich fürchte, dass in den nächsten Jahren eine große Rechnung auf uns zukommt, die die derzeitige grüne Wirtschaftspolitik in den Schatten stellen wird.
„Manche Bomben können als Nebenprodukt giftige Gase über eine große Entfernung verbreiten….
…. sei es dem Militär bekannt, dass Bomben, die in Tunnels explodieren, giftige Gase wie Kohlenmonoxid verbreiten können, die tödlich sind. Das wäre in Israel auch kein Thema, wenn es nicht eben die Geiseln gäbe, die vermutlich in den Tunnels festgehalten werden.“
jedenfalls aber nimmt das israelische Militär, wie in allen Presseorganen des Wertewestens beschworen, Rücksicht auf Zivilisten, die Geiseln sind das doch auch.
Die Antwort lautet nein, ausser die Zivilisten sind Israelis, und auch dann nicht immer.
Moshe Zuckermann: „Dass viele Zivilisten im Gazastreifen umkommen, hat Israel nie bekümmert“
eben… Wertewesten sagt Selbstverteidigung:
„giftige Gase wie Kohlenmonoxid … die tödlich sind. Das wäre in Israel auch kein Thema …“
Dass +972 die Giftgas-Karte zieht, war ja wohl so sicher wie das Amen in der Kirche. Dass schon das letzte Mal diese Pallywood-Fabrik mühelos der Lüge überführt werden konnte, ist offenbar ohne Wirkung geblieben. Es ist und bleibt Florian Rötzers wichtigste Informationsquelle.
Mal ein nüchterner Gedanke: die Hamas hat sehr wohl die Mittel, um einen Einsatz von Giftgas nachweisen zu können. Sie behauptet das nicht.
Mal sehen, ob Al Jazeera auf die Geschichte aufspringt. Die sind zwar alles andere als neutral, aber es gibt immerhin eine Weigerung , offensichtliche Fakes zu veröffentlichen.
Prognose: AJ lässt den Unsinn unerwähnt.
Ich hatte das mit den 3 toten israelischen Geiseln schon vor Tagen woanders gelesen. Das ist nicht neu und FR etwas spät dran.
Rötzer: „Der Autor Yuval Abraham von +972 will nicht suggerieren, dass das israelische Militär chemische oder biologische Sprengköpfe verwendet“
Artur_C: „Dass +972 die Giftgas-Karte zieht, war ja wohl so sicher wie das Amen in der Kirche.“
Merkste selber, oder?
Köstlich.
Erst liest Arthur_C etwas in einen Text rein, was genauso gar nicht drin steht. Und dann bastelt er sich, im Bemühen die Kritiker seiner heiligen israelischen Regierung madig zu machen, eine Verschwörungstheorie gegen ein vermeintliches Pallywood und Al Jazeera, denen er wiederum sein eigenes Tun unterstellt.
Vielleicht sollte ihm mal Jemand das Buch: Kleiner Ratgeber für Verschörungstheoretiker schenken.
Und das, was ich, oben geschrieben, gelesen hatte, war auch noch ausführlicher. So sollten die Toten auf Wunsch der Mütter ritusgerecht gleich beerdigt werden, aber einem israelischen Forensiker war aufgefallen, dass sie keine kriegstypischen Verletzungen aufwiesen (nur die im Artikel erwähnten). Er kontaktierte daraufhin die Mütter und erreichte ihre Genehmigung einer gründlicheren Untersuchung. In deren Ergebnis kam das Beschriebene dann heraus, was die Mütter zu ihrem Gang an die Öffentlichkeit veranlasste.
Was soll eigentlich Pallywood sein?
Kenne nur Holowood.
Die IDF unterhält auf Telegram einen eigenen Kanal, so las ich das bei einem Artikel Caitlin Johnstone rtde).
Selbst die Zeitung Haaretz bestätigt, das der IDF eigens einen solchen Kanal betreibt.
Ich kann es nicht beurteilen, wer sich ergeifern tut an getöteten Palästinenser, der wird auch nicht zurück schrecken vor gehaltene Geiseln in palästinensicher ‚Obhut‘.
Ja der böse Überfall an einer der besten der Welt geltenden Militärs beim ’schlafen‘ erzürnt die Gemüter, aber was der IDF dort danach durchzieht, hat nichts mit schlafwandeln zu tun, sondern ist ein Verbrechen.
Und der grosse Schrei ‚Selbstverteidigung‘, ist und bleibt ein Schrei. Man kann nichts selbstverteidigen, was illegal besetzt wurde/ist.
Der Kontrast zu solch einem Vorgang, bestand in den abgegebenen Referendums in den ehemaligen Oblasten der Ukraine. Ja ärgerlich für manche, aber so wurden Abermillionen Menschen erzogen, ausgebildet und sogar ideologisiert, um dann zu erfahren, das sei nicht rechtens. Schau, es geht ja um ‚Rechtsradikallismus‘ und nicht um linkegrüneliberale Politik!