„Mit zwei Milliarden Mark muss jährlich die Henne gefüttert werden, die unter dem Namen ‚Deutsche Wehrmacht’ im bedrohten Vaterlande herumgackert“

Erich Mühsam 1928. Bild: Bundesarchiv, Bild 146-1981-003-08 / Autor/-in unbekannt / CC-BY-SA 3.0

Erich Mühsam über die Hochrüstung am Vorabend eines Weltkrieges.

In seiner anarchistischen „Zeitschrift für Menschlichkeit“ (Kain) veröffentlichte der antimilitaristische Dichter Erich Mühsam (1878-1934, im KZ ermordet) im Mai 1914 den Text „Das große Morden“. Der nachfolgende Auszug zur Hochrüstung in Deutschland hat – abgesehen von den Zahlen – leider nichts von seiner Aktualität und Dringlichkeit verloren.

„Mit zwei Milliarden Mark muss jährlich die Henne gefüttert werden, die unter dem Namen ‚Deutsche Wehrmacht’ im bedrohten Vaterlande herumgackert. Jetzt ist sie mit einer Extramilliarde noch fetter aufgeplustert worden und beansprucht infolgedessen fortan noch erheblich mehr Getreidekörner aus den Ackern des deutschen Volkes als bisher. Der Geflügelzüchter Michel ist ein Schafskopf, denn er merkt nicht, dass das meschuggene Huhn ihm nichts als Kuckuckseier in den Stall legt. Eines guten Tages aber wird es ihm schmerzlich fühlbar werden, wenn nämlich der zärtlich gepflegte ‚bewaffnete Friede’ an Überfütterung krepiert, seine Küken aber auskriechen und sich die missgestalteten Kreaturen als Krieg, Hunger und Pestilenz über das Land ergießen.

Die Erbpächter der deutschen Ehre und der deutschen Phrase möchten das 43jährige Friedensvieh schon längst zum Platzen bringen. Sie ängstigen deshalb den dummen Michel heute mit diesem, morgen mit jenem Bauernschreck und heißen ihn zur Abwehr immer größere Mengen seiner schwitzend erarbeiteten Profite in die Armee hineinstopfen. Fehlt bloß noch ein geeigneter Anlass – und der Krieg gegen den Erbfeind ist fertig. Aber es hat sich herausgestellt, dass es bei den schauderhaften Formen, in denen sich heutzutage ein europäischer Krieg abspielen würde, nicht mehr ganz so leicht ist, die Volksseele zum Kochen zu bringen. Weder die marokkanischen Diplomatenkünste noch die Bemühungen, die Folgen der Balkanwirren friedlich zu überwinden, haben der Schwerindustrie und ihren Hintermännern genützt, den Massenmord in Szene zu setzen. So ein Krieg muss schon aus den Tiefen des europäischen Volksgemüts selbst heraussprudeln.

In diesem Zeitalter raffiniertester technischer Zivilisation gibt es für den Erfindergeist immer noch keine höheren Aufgaben als die Vervollkommnung der kriegerischen Mordinstrumente. Wessen Gewehre und Kanonen am weitesten schießen, am schnellsten laden, am sichersten treffen, der hat den Kranz. Das Scheußliche und Groteske gehen Hand in Hand durchs zwanzigste Jahrhundert und rufen die Völker auf zur Bewunderung der Weltvollkommenheit.“

Erich Mühsam: Das große Morden. In: Kain – Zeitschrift für Menschlichkeit (München, Hg. Erich Mühsam), Jahrgang IV, Nr. 2 (Mitte Mai) 1914, S. 17-24. Ausgewählt für das Internetportal zu „Pazifisten und Antimilitaristinnen aus jüdischen Familien“ und Overton.

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47 Kommentare

  1. Ein guter Mann! Leider auch einer der auf extrem schmerzhafte Weise lernen musste, dass Recht-Haben sehr oft tödlich endet.
    Ich nehme an, wenn er heute mitreden könnte, dann würde er allen die Denken können raten: „Haltet euch raus, geht aus der Schussbahn. Die Masse der Blöden ist es nicht wert, dass man sein eigenes Leben für sie opfert.“

    Am nächsten Sonntag hat er Geburtstag. Macht eine gute Flasche auf… und feiert ihn!

    1. > Ich nehme an, wenn er heute mitreden könnte…

      Naja, bisher haben wir keine Konzentrationszentren, sondern nur Abschiebezentren.

      Jürgen Habermas verfasst jedes Jahr einen Text für die Süddeutsche, um darin die deutsche Teilname und das Engagement bei Natokriegen zu rechtfertigen. Kosovo wegen Humanität, Ukraine-Nato-Osterweiterung wegen Selbstverteidigungsrecht. Ansonsten plädieren er für militärische Aufrüstung. Wegen Schlagkraft und größere Humanressource aber bitte zusammen mit der EU. Er geht jetzt auf die 96 zu.

      1. Naja, bisher haben wir keine Konzentrationszentren, sondern nur Abschiebezentren.

        Kurzer Lesetipp für alle Interessierten: Agamben und sein Begriff des Lagers – es ist keine „Anomalie der Vergangenheit“, sondern eine „verborgene Matrix, ein nómos des politischen Raumes, in dem wir auch heute noch leben“.

        1. Stimmt natürlich… wenn man eine Kleinigkeit ignoriert: In Lager gesteckt können nur prinzipiell Leute, die da geblieben sind… Es ist heute die Geschichte der Idioten die in KIew auf der Strasse rumlaufen und dann ganz, ganz laut jammern, weil man sie nun an zum Abschlachten an die Front schickt.

          Altlandrebell: Es soll ja Menschen geben die tief in der Kacke sehr leiden, obwohl sie KEINE so schwachsinnige Dinge getan. Wer in Agambens Lagern lebt ist dort auf Grund eigener Entscheidungen! Man konnte zB Corona Deutschland IMMER verlassen!

          Entschuldigung, aber wie dämlich muss man sein in einem Land leben zu bleiben in dem der Ausnahmezustand herrscht?
          Agamben aber gebührt zu Recht das Lob, dass er auf die heute „normale“ Lebenssituation hingewiesen hat. dass die Blöden blöd sind, ist nicht sein Fehler….

          1. Gut, bei dem Thema sind wir in ein paar Punkten bekanntlich unterschiedlicher Auffassung.

            Zunächst verwies Agamben in puncto Lager gerade auch auf Leute, die aufgebrochen waren und dann als Migranten in irgendwelche Knäste gesteckt wurden / werden. Und dann wieder genau dort landeten (bestenfalls) von wo sie aufgebrochen sind. Die Japaner, die in den USA interniert wurden in den 40ern – hätten die 1939 zurück nach Japan machen sollen? Was ist mit den Juden, die die Irrfahrt der St. Louis mitmachen mussten? Etc. pp? Über 250 von denen wurden dann in der Shoa umgebracht.

            Was die Ukraine betrifft: Ihnen ist aber schon bekannt, dass man aus der nicht so eben mir nichts dir nichts rauskommt? Und dass die von Anfang an die Grenze für Männer dichtgemacht haben? Was denken Sie, warum so viele Männer in Flüssen wie der Theiß ersoffen sind? (Klar, wenn man die Knete und Vitamin B / Connections hatte, dann kam man auch als Mann aus der Ukraine beschwerdefrei und ohne Loch im Bauch raus – habe hier welche im Block, die draußen ihren SUV stehen haben und mit ihren Pelzmantel-Tussen rumlaufen. Deswegen sage ich immer, dass in der Ukraine die Arbeiterklasse verheizt wird.)

            Hätte ein Gonzalo Lira Ihrer Meinung nach eigentlich wirklich schweigen und sich wegducken oder seinen US-Pass schwingen, seine Frau sitzen lassen und nach Miami fliegen sollen?

            Mühsam war übrigens damals dabei aufzubrechen, ein paar Tage vor seinem Abgang haben sie ihn erwischt. Auch Souchy kam einige Male nur per Zufall oder Glück aus Orten raus – beispielsweise Barcelona ’39.

            Übrigens: Um sein Leben für irgendetwas opfern zu können, muss man auch ein Leben haben, das man opfern kann (wenn man „Leben“ über die bloße physische Existenz hinaus denkt und definiert). Man muss eines führen (bzw. bisher geführt haben), das für einen selbst von Bedeutung ist. Das mag bei Mühsam der Fall gewesen sein – aber gilt es für alle?

            Ansonsten was die Pandemie betrifft – Fortgehen ist auch eine Frage des Geldes. Wenn man kein Erbe hat, keine Einkünfte, Gönner, was auch immer – wie weit kommt man dann? Und wohin kommt man dann? Gerade wenn die Länder um Deutschland zum Teil noch verrückteren Scheiß machen? Ist man dann eigentlich automatisch sicher oder vegetiert man nur irgendwo herum und hat noch weniger vom sog. Leben? Okay, sagen Sie, ich vegetiere ja nicht und man kann ja einfach mal gehen und trifft dann in Frankreich oder Belgien oder wo auch immer Leute und spart sich was an oder bekommt was geliehen oder was auch immer. Dann sage ich: Aber was ist mit denen, die nicht so gut mit Leuten können oder bei denen es nicht mit dem Ansparen klappt? Oder die beim Fluchtversuch alles verlieren?

            In meinen Augen generalisieren Sie da etwas zu sehr Ihre Erfolge / Erfahrungen. Sie kommen vom Stirner her und ich von einer anderen Richtung. Ich weiß von meinen Erfahrungen im Leben einfach, dass es bei mir so gelaufen wäre wie Ziegler das mal illustrierte:

            Am Vorabend der Abreise nahm ich all meinen Mut zusammen und sagte: Comandante, ich will mit euch gehen. Er stand mit seiner olivgrünen Windjacke und seiner Baskenmütze mit dem goldenen Kommandanten-Stern am Fenster und schaute über das abendliche Genf mit dem See und den Leuchtreklamen der Banken. Er sagte: Siehst du diese Stadt? Das ist das Gehirn des Monsters. Da bist du geboren, da musst du kämpfen. Hat sich kalt abgewendet. Schluss. Ich war am Boden zerstört und hab gedacht, er nimmt mich war als ein nutzlosen Kleinbürger. Aber er hat mir das Leben gerettet und mir eine Richtung gegeben. Ich war ja Dienstverweigerer in der Armee und hatte keine militärische Ausbildung. Ich läge seit Jahrzehnten in irgendeinem Straßengraben in Venezuela oder Guatemala.

            Können Sie dumm und lächerlich finden. Können Sie für Ausreden halten. Okay. Aber Sie können mir auch – und das meine ich ernst – ruhig Anleitungen geben wie ich als schwerbehinderter, politisch überall inkorrekter Hartzer ohne Erbe, Gelder, Brillianten und irgendwelche besonderen Fähigkeiten mir anderswo was aufbauen könnte ohne im Graben zu landen. Ich habe keinen grünen Daumen, bin kein Intellektueller und auch kein Menschenfänger. Ich habe in den letzten zwei Jahren im Scheißhausstaat Dummdeutschland fast 200 Bewerbungen geschrieben und etliche Bewerbungsgespräche gemacht – in allen Landesteilen, in diversen Branchen, freier Markt wie ÖD. Kam nix bei rum. Die beim Arbeitsamt sind mit mir überfordert – für die bin ich Systemsprenger bzw. ihr Kryptonit. Wo sollte es im Westen oder sonst wo auf der Welt anders für mich laufen? Gerade als Ausländer und böser weißer Mann? Am Ende endet man wie die alten Auswanderer aus Österreich-Ungarn, die glaubten in den USA zum „Kaiser von Amerika“ (Buch für interessierte Mitleser hier) werden zu können und dann genauso arm, aber physisch / psychisch noch kaputter, wieder in ihr transsylvanisches Heimatkaff zurückkehrten oder zurückkehren mussten aufgrund von Abschiebung oder was auch immer. Mit Verlaub: Sie hatten andere Gelegenheiten, vielleicht andere Startvoraussetzungen, die Gnade der frühen Geburt oder sind einfach jemand, der Chancen und Gelegenheiten verwerten kann. Bei anderen lief’s nicht so. Bei denen ist die Richtung dann anders und nicht jeder opfert damit aber automatisch sein Leben den Blöden.

            Eine Bekannte von mir ist übrigens die Übersetzerin vom Röper und die hat dieselbe Einstellung wie er was das Auswandern nach Russland betrifft – erst mal umschauen, herausfinden ob man mit Land und Leuten klarkommt und Fähigkeiten hat sich dort zurecht zu finden. Wie kamen darüber ein, dass ich da nicht so gut hinpassen würde. Liefe wohl so ähnlich wie bei Tom Wellbrock, dem alten Weggefährten von RdL, bei dem es ja auch nicht geklappt hat und der dann nach Ungarn zurückmusste. Wie lang er dort bleiben kann, wenn der Westen Magyar an die Macht putscht, ist auch wieder eine Frage…

            Wir haben bei dem Thema einfach unterschiedliche Blickwinkel. Wie gesagt – finden Sie meine Sicht ruhig dumm oder lächerlich, dann ist das eben so. Ich wollte einfach nur meinen Standpunkt für Mitleser aufzeigen, zumal Sie mich oben direkt ansprachen. Einige werden mehr mit Ihrer Position anfangen können, andere vielleicht mit meiner. Oder mit keiner von uns beiden. 🤷‍♂️

            1. jeder sollte sich den moment vorstellen, in dem er das land für immer verlässt! mit allen konsequenzen. die imagination sollte soweit gehen: was ziehe ich an! WIE friste ich meinen lebensunterhalt dort? die grossen „ über den dingen „ stehenden können es meist nicht. deshalb argumentieren sie auch so oberflächlich. sie glauben, irgendjemand steht vor deiner tür und sagt: herr schwindebowski, in 3 tagen kommt ein kommando und schafft sie in‘s kz. SO ist es eben nicht!

      2. Das ist jetzt natürlich schwer generalisiert, aber es trifft den Punkt:
        Es gab damals zwei Arten von Linken, diejenigen die Habermas folgten, also die Angepassten, die Karrieristen. Und es gab die Marcuse fans, die wirklich was ändern wollten.
        Dass eine Figur wie Habermas, ein deutscher Würdenträger heute noch populär ist das ist kein Wunder.

        Die ganze Geschichte der Frankfurter Schule wäre eine lange Geschichte…

    2. Wie bereits erwähnt, eine selbst erfüllende Prophezeiung. Es sind nicht allein die „Blöden“, es sind auch die die kneifen und andere versuchen davon zu überzeugen wie ungemein schlau das doch ist und damit die vorgeblich beklagten Zustände mit herstellen.

  2. >> Erich Mühsam (1878-1934, im KZ ermordet) <<

    Ja, tatsächlich wurden schon 1934 und demnach nur 1 Jahr nach der Machtergreifung bereits politische Häftlinge in Konzentrationslagern durch physische Übernutzung + Nahrungsentzug umgebracht und/oder aktiv zu Tode geprügelt. Wie schnell das doch gehen kann, wenn perverse Arschmaden die Macht ergreifen und ihre Lust an der Misshandlung politischer oder anderweitig missliebiger Personen endlich wieder ausleben dürfen. Der Rüstungswille, der mit solchen Entwicklungen regelmäßig einher geht, ist bereits wieder so stark angeschwollen wie zuletzt 1942, also kurz vor dem Scheitern der letzten Nato-Osterweiterung. Klar hieß das damals noch anders: 'Lebensraum im Osten' aber es verwundert keineswegs, wenn die politische Führung des Feindes daraufhin präventiv auf unschöne, aber bewährte Methoden der Landesverteidigung zurückgreift und selbst die Amerikaner haben einmal Konzentrationslager befreit, allerdings erst 1945, als jede Hilfe auch für Herrn Mühsam erwiesenermaßen zu spät kam.
    Wie auch immer: Es muss unter allen Umständen vermieden werden, dass diese Rechtsradikalen speziell in Deutschland wieder an die Macht kommen, weil sie in Verbindung mit ihrer weit verbreiteten, kapitalistischen Grundhaltung, die auch den vermeintlichen Nationalsozialisten inne wohnte, zusätzlich erheblichen Schaden anzurichten vermögen.
    Sicher sind auch die Würdenträger unserer bürgerlichen Parteien bereits wieder von diesem Virus infiziert aber die können sich derzeit wenigstens noch Jobs in der ungehemmten Privatwirtschaft verschaffen oder es gleich mal als als hirntote UNO-Vorsitzende probieren.

    1. Was ein rumgeschwurbel, ganz Schreibtischtäter, die AFD meinend.
      Die Faschisten sitzen längst in der Regierung. Bei der AFD ist es möglich, wenn auch unwahrscheinlich fascistisch zu sein.
      Seien Sie wenigstens nicht so ein Muttersöhnchen und schreiben klar, was sie zu und über wen meinen, FEIGLING.

        1. Kompletter Nahrungs- und Wohnungsentzug kommt demnächst mit Fritz4, auch ganz ohne AFD.
          Gemäß eines gewissen Franz M.: „Wer nicht arbeitet der soll auch nicht essen!“

          Wie sang es Udo der Lindenzwerg so schön für teuer Geld?
          „Nein, sie brauchen keinen Führer, nein sie können´s jetzt auch alleine, diese neuen……“

          Von daher ist die AFD längst überflüssig

          Wer glaubt an den Osterhasen???

          „Mal schnell einen Termin beim Orthopäden oder Hausarzt buchen? Das soll in Zukunft nicht mehr möglich sein oder den Patienten Geld kosten – so zumindest die Pläne der künftigen schwarz-roten Bundesregierung. Das Ziel: eine schnellere Terminvergabe und Einsparungen in Milliardenhöhe.“
          Quelle ntv

      1. Wo AFD?

        „Bei der AFD ist es möglich, wenn auch unwahrscheinlich fascistisch zu sein.“

        Lächerlich.
        Die AFD bringst DU auf den Tisch, und das sicher nicht ganz zu Unrecht!
        Naja, getroffene Hunde bellen… 😉
        (…aber beissen nicht)

        @Grubenhund
        [+++]

        1. Gerade auf den Nachdenkseiten einen schönen Text über das eigentlich ziemlich idyllische Zittau gelesen, und deren Bemühungen, was aus sich zu machen. Am Ende steht da Folgendes:

          „Im Landkreis Görlitz, zu dem auch Zittau gehört, hatte die AfD bei der Wahl im Februar 46,7 Prozent der Zweitstimmen erhalten. Für die AfD im Sächsischen Landtag sitzt Hajo Exner, der allerdings Fragen in Bezug auf die Zukunftsperspektiven für Zittau nicht beantworten wollte. Auf seiner Internetseite schreibt Exner, der Schwerpunkt seiner Arbeit seien ein Aufnahmestopp für Immigranten in Sachsen, konsequente Abschiebungen und Rückführungen.“

          https://www.nachdenkseiten.de/?p=130876

          Das bringt in seltener Klarheit auf den Punkt, dass der Pegida-Flügel der AfD einfach auch nur der nächste Aufguss von Inkompetenz im politischen Amt ist.

    2. rechtsradikale sind schon längst an der macht. sie nennen sich nur anders. immer wenn politische gruppierungen andere in dieser massivität als RECHTS bezeichnen (alternativ geht noch stasi oder russenfreund) sollten alle alarmglocken läuten. anders gefragt: glaubt ihr ihnen ernsthaft?

  3. Ein feiner und intelligenter Herzensmensch mit einer konsequenten Lebensäußerung.
    Ein Anarchist im besten Sinne des Wortes, auf den jeder anständige Deutsche stolz sein könnte. Und jeder Nichtdeutsche ebenso.
    Aber Deutsch-Sein wird „teutonisch“ verortet, insbesondere von realen Weicheiern, welche die Härten des Lebens gerne auf andere abschieben, als sich ihnen heldenhaft zu stellen, um diese zu beheben.
    Lieber Erich, danke für alles, was du geleistet hat und für was du eingestanden bist!
    Mann konnte deinen Körper töten. Aber dein Geist ist unsterblich. Und die Welt wird entweder an ihm genesen oder untergehen.
    Man wählt entweder das Leben und damit die Solidarität mit anderen oder den Herrschaftsdrang und den Tod. „Gloria in excelsis deo“ ist deshalb nicht heilig, sondern schäbig. Verängstigte Gläubige ohne Zugang zu ihrem Herzen stoßen unreflektiert solche Wortkonstrukte aus, obwohl das Zentral-Gebot eindeutig lautet: Fürchte dich nicht (vor mir).

  4. Was für ein satirisch – prophetischer Text!
    Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie weist Analogien auf. Wer noch in Analogien denken kann, muss sich fürchten!

    1. „So ein Krieg muss schon aus den Tiefen des europäischen Volksgemüts selbst heraussprudeln.“

      Heute müßte er da nicht mehr lange spekulieren über „marokkanische Diplomatenkünste“ oder „Balkanwirren“. Über den zu vernichtenden Erzfeind gibt es nicht den geringsten Zweifel.

    1. …Michel hat Angs um von der Presse angeprangert oder von der Staatsanwalt angeklagt zu werden oder den Job zu verlieren … „schöne Zeiten“, ob sich diese noch ändern?

  5. Der Krieg ist ein besseres Geschäft als der Friede. Ich habe noch niemanden gekannt, der sich zur Stillung seiner Geldgier auf Erhaltung und Förderung des Friedens geworfen hätte. Die beutegierige Canaille hat von eh und je auf Krieg spekuliert.
    Carl von Ossietzky (1889 – 1938), deutscher pazifistischer Chefredakteur der „Weltbühne“, Schriftsteller und Symbolfigur des Widerstands gegen das NS-Regime, Friedensnobelpreis 1935

  6. Fürwahr, jemand an den zu erinnern eigentlich eine Pflicht zu sein hätte, wäre in dieses Land je wirlich Einsicht eingekehrt.
    Die deutsche Bourgoisie bläst zum dritten Mal in weniger als 120 Jahren zum organisierten Morden in Osteuropa. Die Insassen der deutschen Nation glauben schon wieder das Märchen der Bedruhung durch den Russ und werden wieder dran glauben müssen, – nur diesmal effektiver und umfassender im Namen einer eingenordeten EU.

  7. Der deutsche Sozialist Karl Liebknecht erklärte gegen die erneute Bewilligung von Krediten zur
    Kriegsfinanzierung am 2. Dezember 1914 im Reichstag öffentlich:
    „Die deutsche Parole „Gegen den Zarismus“ diente – ähnlich der jetzigen englischen und
    französischen Parole „Gegen den Militarismus“ – dem Zweck, die edelsten Instinkte, die
    revolutionären Überlieferungen und Hoffnungen des Volkes für den Völkerhaß zu mobilisieren.
    Deutschland, der Mitschuldige des Zarismus, das Muster politischer Rückständigkeit bis zum
    heutigen Tage, hat keinen Beruf zum Völkerbefreier. Die Befreiung des russischen wie des
    deutschen Volkes muß deren eigenes Werk sein.“
    Auch auf Grundlage dieser Grundhinweise entwickelte der Spartakusbund im Mai 1915 die
    politische Losung DER HAUPTFEIND STEHT IM EIGENEN LAND!
    Netzquelle https://rotefahne.eu/1914/12/spartakus-gegen-den-krieg-1914-15

    1. @Sent
      „DER HAUPTFEIND STEHT IM EIGENEN LAND!“
      Dem stimme ich zu!

      Aber, wir sollten die unrühmliche Rolle Stalins im spanischen Bürgerkrieg nicht vergessen!

      „Denn über den Spanischen Bürgerkrieg läßt sich nicht reden, ohne die konstruktiven Elemente und die praktische Bewährung einer sowohl dem Kapitalismus als auch dem Staatssozialismus sowjetischer Prägung konträren Gesellschaftsform zu erwähnen, einer Gesellschaftsform, die selbst unter Kriegsbedingungen zeigen konnte, daß sie wesentlich produktiver und vor allem menschlicher als die Herrschaft des Kapitals oder der Bürokratie ist: der Anarchismus.“

      „Einzig Mexiko (in geringem Umfang) und die Sowjetunion unterstützten das republikanische Spanien mit Waffen. Die hieraus resultierende einseitige Abhängigkeit von der Sowjetunion hatte fatale Folgen für die spanische Republik. Mit Beginn der Waffenlieferungen und der Entsendung von Militärberatern (37) (das sind Agenten des sowjetischen Geheimdienstes NKWD) wuchs die einstmals unbedeutende PCE (Kommunistische Partei Spaniens) als Marionettenpartei Stalins zur beherrschenden Macht im republikanischen Spanien heran. Die PCE führte getreu die Weisungen des großen Stalin aus. Dessen Außenpolitik kannte, gemäß der Doktrin „Sozialismus in einem Land“, nur ein Ziel: die Wahrung der sowjetischen Sicherheitsbedürfnisse. Die Stalin’sche Außenpolitik gegenüber Spaniens ist in drei Phasen einzuteilen (38), wobei hier nur die mittlere- die Interventionsphase – von Interesse ist. Stalin hatte im Oktober 1936 erkannt, daß das republikanische Spanien ohne weitere Hilfe recht rasch erobert werden würde und, daß Hitler sich danach anderen Aufgaben im Osten zuwenden würde. Folglich begannen die Waffenlieferungen aus der SU. Geliefert wurde nicht das beste Material (39) und selbstverständlich wurde auf Barzahlung bestanden. Der größte Teil des Goldvorrates der Bank von Spanien wurde 10 Tage nach der ersten Lieferung nach Odessa verschifft (40). Die Intervention der SU war eine begrenzte. Ziel war es, den drohenden Weltkrieg so lange wie möglich zu verhindern und vor allem Frankreich und England für den Kampf gegen den Faschismus zu gewinnen. Dieses Ziel konnte Stalin nicht erreichen. Als dies klar war, wurde Spanien seinem Schicksal überlassen.“

      https://www.anarchismus.at/texte-zur-spanischen-revolution-1936/die-spanische-revolution/736-die-spanische-revolution-1936

      1. es ist immer die überhebliche haltung des angeblichen wissens des westlers über die welt. allein der letzte satz offenbart diese hochnäsigkeit. die mittel der SU waren limitiert. ein paar jahre zuvor befand sich die SU als rückständiges agrarland noch im bürgerkrieg! nur einmal in die BRD geschaut, die für einen lächerlichflughafen den dreifachen milliardenbetrag benötigen und ein jahrzehnt mehr. für ein lächerliches bahngebiet (ostkreuz in berlin) 25 jahre und sie sind noch immer nicht fertig! ich könnte fortfahren aber das thema ist nicht ein gescheiterter korruptiver staat wie die brd sondern die permanente fehlbeurteilung der westeuropäer. wahrscheinlich ist es ähnlich bezüglich den jetzigen ereignissen . nur wird die zukunft den westeuropäischen gossdenkern das maul aufsperren!

  8. Die Nazis klingelten früh um Fünf… (kommt jedem Brdler bekannt vor, das gibts heute wieder)
    Mühsam war ohne Illusionen in diesem Kampf gegen einen barbarischen Feind. Acht Tage später, am Morgen des 28. Februar, wollte er nach Prag fahren, um den antifaschistischen Widerstand vom Ausland aus fortzusetzen. Das Reisegeld hatte er zusammen, die Koffer waren gepackt. In dieser letzten Nacht, die er in Berlin bleiben wollte, konnte, brannte der Reichstag. Gegen fünf Uhr früh klingelten ihn zwei Kriminalbeamte aus dem Schlaf. Er stand weit oben auf der Liste der Faschisten, die den Brand gelegt hatten, um Rache an ihren Gegnern zu nehmen.

    Die letzten Monate des Erich Mühsam
    https://sascha313.wordpress.com/2019/02/14/manfred-gebhardt-die-letzten-monate-des-erich-muehsam/

    1. bist du wieder einer von denen, die marinus van der lubbe um sein lebenswerk bringen wollen, nur weil es besser aussieht, wenn es die nazis gewesen wären?
      lasst dem jungen seinen ruhm. ich würde es sehr gefrüßen, käme er noch einmal zurück:

      do it again, marinus.

      1. Da sind sich Nazis, „Anarchisten“ und „deutsche Grosshistoriker“ und GFP- und Verfassungsschutzfälscher Fritz Tobias vom Spiegel mit seinen SS-Leuten einig: DIe SA war das nicht mit dem Reichstag, sondern ein Nachtblinder mit ein paar Kohleanzündern.

  9. Jetzt applaudiere ich mal wieder für dieses Magazin!
    Ich bin seit über 6 Monaten nur sporadisch anwesend hier und vor allem keine andere Plattformen lese ich mehr.
    Was mir nach dieser Abstinenz auffällt ist, das die Inhalte mehrheitlich sehr gut sind, aber die Leser und auch der Rest in der Republik gelähmt ist. Die Lähmung besteht nicht am Mangel an Intelligenz, sondern die Lähmung etwas dagegen zu unternehmen besteht in der psychologischen tiefen verabreichten Angst.
    Ich lebe im Ausland und dort ist mir ein Projekt bekannt, an dem ca. +- 2000 Familien an einem speziellen „Fonds“ teilhaben dürfen, nur der ‚demokratische Unterbau‘ versorgt sich selber, bevor diese oder jene Instanz das Guthaben weitergibt….
    Was will ich damit Aussagen, daß diese Demokratie nicht ihre vom Präsidenten erteiltes Urteil wahrnimmt und stattdessen das aussitzt. Heute, nach meinem Wissen schon über 3 Jahre. Diese „Fonds“ ist geliehenes Kapital aus einer anderen Zeit und werden jedes Jahr an dieses Land überwiesen und niemand schreibt oder eventuell weiß darüber. Das ist unsere Realität, es geschehen Dinge, die einfach ignoriert werden, weil das ein Tabu der existenten westlichen Lügenbande ist.
    Sie haben ja auch Angst, das die Wahrheit ihre Stelle vernichten wird und somit ihre Existenz.
    Damals wie heute hat sich politisch kaum etwas verändert, ausser, daß heute die Informationen im Nanobereich wandern…

  10. „Der Hausherr führte das Gespräch an. Rechtsanwalt von Beruf und rechthaberisch dem Charakter nach; er bewies mit den üblichen Argumenten den übliche Unsinn, die neue Generation wisse um den Krieg und würde in einen neuen nicht mehr so unvorbereitet hineintappen wie in den letzten. Schon bei der Mobilisierung würden die Gewehre nach rückwärts losgehen, und insbesondere die alten Frontsoldaten wie er hätten nicht vergessen, was sie erwarte. Die flunkernde Sicherheit, mit der er in einer Stunde, wo in zehntausenden und hunderttausenden Fabriken Sprengstoffe und Giftgasse erzeugt wurden, die Möglichkeit eines Krieges ebenso lässig wegstreifte wie mit einem leichten Klaps des Zeigefingers die Asche seiner Zigarette, ärgerte mich. Man solle nicht immer glauben, was man wahrhaben wolle, antwortete ich recht entschieden. Die Ämter und Militärorganisationen, die die Kriegsapparate dirigierten, hätten gleichfalls nicht geschlafen, und während wir uns mit Utopien beduselten, die Friedenszeit reichlich benützt, um die Massen schon im voraus durchzuorganisieren und gewissermaßen schußfertig in die Hand zu bekommen. Bereits jetzt, mitten im Frieden, sei die allgemeine Servilität dank der Vervollkommnung der Propaganda in unglaublichen Proportionen gewachsen, und man möge der Tatsache nun klar ins Auge sehen, daß von der Sekunde an, wo das Radio die Meldung der Mobilisierung in die Stuben werfen würde, nirgend Widerstand zu erwarten sei. Das Staubkorn Mensch zähle heute als Wille überhaupt nicht mehr mit.

    Natürlich hatte ich alle gegen mich, denn in bewährter Praxis sucht sich der Selbstbetäubungstrieb im Menschen innerlich bewußter Gefahren am liebsten dadurch zu entledigen, daß er sie als null und nichtig erklärt, und schon gar mußte eine solche Warnung vor billigem Optimismus unwillkommen wirken angesichts eines im Nebenzimmer bereits splendid aufgedeckten Soupers.

    (…)

    Geben wir uns keiner Täuschung hin. Wenn man heute in irgendeinem Land für einen völlig exotischen Krieg, für einen Krieg in Polynesien oder in einem Winkel Afrikas, die Werbetrommel aufstellte, würden Tausende und Hunderttausende zulaufen, ohne recht zu wssen warum, vielleicht nur aus Lust an dem Weglaufen vor sich selbst oder aus unerfreulichen Verhältnissen. Den faktischen Widerstand gegen einen Krieg kann ich aber kaum höher als null bewerten. Widerstand eines Einzelnen gegen eine Organisationen erfodert immer einen viel höheren Mut als das blinde Sich-mitreißen-lassen, nämlich Individualismus, und diese Spezies stirbt in unseren Zeiten fortschreitender Organisation und Mechanisierung aus. Ich bin im Krieg fast ausschließlich dem Phänomen des Massenmuts, des Muts innerhalb von Reih und Glied, begegnet, und wer diesen Begriff näher unter die Lupe nimmt, entdeckt ganz seltsame Komponenten: viel Eitelkeit, viel Leichtsinn und sogar Langeweile, vor allem aber viel Furcht – jawohl, Furcht vor dem Zurückbleiben, Furcht vor dem Verspottetwerden, Furcht vor dem Alleinhandeln und Furcht vor allem, sich in Opposition zu setzen zu dem Massenelan der anderen; die meisten von jenen, die im Feld als die Tapfersten gelten, habe ich persönlich und in Zivil dann als recht fragwürdige Helden gekannt.

    – Stefan Zweig, Ungeduld des Herzens (1939)

      1. Zweig war aber Österreicher (geboren in Wien) wie der Viertelsteirer in mir sofort kundtun muss. 😉

        Aber ansonsten – ja. Und an Zweig wie anderen lässt sich m.E. das bis heute virulente „Sie sind jetzt raus aus der Gesellschaft“ schön illustrieren. Für viele damalige Deutsche war er ja weder Österreicher noch Deutscher geschweige denn ein Schriftsteller, sondern bloß ein Jud und seine Schriften ein Fall für den Scheiterhaufen. So wie Remarque (dessen Die Nacht von Lissabon zu meinen absoluten Lieblingsromanen zählt) nur „Kramer“ hieß und auch bloß ein Fall für den Index war. Und selbst einem Haber das ganze Giftgaserfundenhaben praktisch nichts half.

        Wenn man die falsche Meinung, die falsche Herkunft, den falschen Gang hat und der Juden- bzw. Kommunisten- bzw. Asozialen- bzw. Ungeimpftenschauer (kleiner Hinweis auf ein anderes Lieblingswerk, nämlich Andorra) das amtlich feststellt, dann nützen einem alle Meriten, Urkunden, Titel, Blauen Maxe und Erfindungen, die man so hat(te), nichts. Dann werden einem Konten gekündigt, Arbeitsstellen verwehrt und Schlimmeress. Denn dann ist man bloß ein Jud, Kommunist, Russenliebchen oder was auch immer und eben raus. Wenn man nicht gleich ein Fall für Dachau, Hadamar oder den Ofen ist.

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