Mikroplastik in den Adern erhöht das Gesundheits- und Todesrisiko

Mikroplastik in Größe von 0,5 Mikrometer, eingelagert in eine Zelle. Bild: Karimov Denis, Valova Iana/CC BY-4.0

Wissenschaftler haben erstmals eine Korrelation von Mikro- und Naoplastikablagerungen in Halsschlagadern und einem deutlich höheren Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle entdeckt.

Wir leben in einer Plastikwelt. Erst seit wenigen Jahrzehnten ist die Herstellung von Plastik explodiert und mittlerweile ist das vielseitig verwendbare Material mit vielen Eigenschaften allgegenwärtig. Spätere Generationen werden, sofern es sie geben sollte, unsere Zeit als von Plastik bestimmt erkennen. Archäologisch wird das aber weniger interessant sein, denn Plastik zerfällt in Mikro- und Nanoteilchen, die nur noch ein Sediment des Anthropozäns bilden, aber dafür überall vor- und eindringen. In der Umwelt entgehen wir Mikroplastik nicht, wir trinken, essen und atmen es ein. Es sammelt sich in unseren Körpern überall an (Kinder nehmen zunehmend Nano- und Mikroplastik auf – schon im Mutterleib, Plastikchemikalien finden sich in fast allen Lebensmitteln, Mineralwasser in Plastikflaschen enthält 240.000 Mikroplastikteilchen pro Liter).

Bislang gab es nur Befürchtungen, aber keine Nachweise, dass Mikroplastik dem Menschen direkt gefährlich werden kann. Eine neue Studie von italienischen Wssenschaftlern, veröffentlicht im angesehenen Medizinjournal New England Journal of Medicine, verbindet die Anwesenheit von Mikro- und Nanoplastik-Partikel im Blut erstmals mit einem höheren Risiko von Herzerkrankungen, weil es Arterien verstopfen kann.

Für die Studie wurde bei 304 Patienten, an denen eine Endarteriektomie zur Behandlung einer asymptomatischen Arteriosklerose durchgeführt wurde. Nach Mikro- und Nanoplastik (MNP) wurde bei der Untersuchung der Ablagerungen mit Pyrolyse-Gaschromatograpie-Massenspektrummetrie, Isotopenanalyse und Elektronenmikroskopie gesucht und auch erstmals gefunden: „Die Elektronenmikroskopie zeigte sichtbare, gezackte Fremdpartikel zwischen den Plaque-Makrophagen und verstreut in den externen Ablagerungen.“ Polyethylen wurde in den Ablagerungen von 150 Patienten (58%) gefunden, Polyvinylchlorid in denen von 31 Patienten.

Die Wissenschaftler verfolgten die 257 Patienten, denen Ablagerungen aus ihren Halsschlagadern entfernt wurden, 2019-2020 über 34 Monate. Die Patienten, bei denen MNP in ihren Adern gefunden worden waren, hatten im Vergleich zu MNP-freien Patienten ein fünfmal höheres Risiko, einen Herzschlag oder einen Infarkt zu erleiden oder auch zu sterben.

Die Studie konnte selbstverständlich nicht nachweisen, dass MNP kausal zu Herz-Kreislauferkrankungen führt. Aber die doch deutliche Korrelation zwischen der Anwesenheit von MNP und Erkrankungen und sogar Tod sollte zumindest Anlass für weitere Untersuchungen zur Gesundheitsgefährdung durch MNP im menschlichen Körper. „Auch wenn wir nicht wissen, welche anderen Expositionen zu den negativen Ergebnissen bei den Patienten in dieser Studie beigetragen haben könnten”, schrieb Philip Landrigan, Epidemiologe am Boston College in einem Kommentar zur Studie, “ist die Entdeckung von Mikroplastik und Nanoplastik in Plaque-Gewebe an sich eine bahnbrechende Entdeckung, die eine Reihe von dringenden Fragen aufwirft.”

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25 Kommentare

  1. Mineralwasser ohne Kohlensäure ist fast nur in Plastik zu bekommen.
    Hab jetzt mal Staatlich Fachinger (staatlich heißt vermutlich das man abgehalfterte Politclowns mitfinanziert) probiert, is zwar im Glas schmeckt aber eher gruselig.
    Wie man dem Plastik entkommen könnte? Kein blassen Schimmer, außer Aussterben fällt mir da nix ein.

      1. Lass man.
        Seit einigen Jahren wird nur noch Glasfaser basiertes Zeug und PE-Rohre verbaut.
        Ist so wie PfefferundSalz sagt – nur weniger belastet.
        Grüße

        1. Viel wahrscheinlicher ist doch, dass das Plastik durch vorausgehende Behandlungen wie Spritzen und Infusionen in die Adern kommt.

          Sämtliche Lebewesen sind durch die Evolution an alle möglichen Klein- und Kleinstpartikel angepasst. Nicht aber an Plastikequipment, das über Stunden und Tage an den Blutkreislauf angeschlossen ist. Es wurden genau die Plastikarten gefunden, die auch meist für medizinische Schlauchsysteme genutzt werden.

    1. Die Plastikflasche ist unbedenklich, was das eigentlich Problem ist, ist die Filtermembran bei der Abfüllung, die Mikroplastik ins Wasser reingibt. Gab vor kurzem eine Studie darüber.
      Aber wie der Kollege vor mir schon sagt – Leitungswasser ist weit weniger belastet.

    2. Kuck mal im Getränke-Fachhandel und nicht nur bei Lidl, Aldi etc.
      Es gibt fast jedes Stille Mineralwasser auch in Glasflaschen; es muss ja nicht gleich Fachinger sein.

      1. Auch wenn der Deutsche sein Mineralwasser liebt, deutsches Leitungswasser ist im Allgemeinen sehr gut. Aber die Plastikrohre überall und je nach verwendeten Filtern bei der Aufbereitung können Mikroplastik abgeben, wie schon gesagt. Dann gibt es noch lecker Weichmacher in den Kunststoffen. Deswegen sind Plastikflaschen auch nicjt unbedingt so gut. Tja. Zurück zur Pfand-Amphore?

  2. Mindestens genauso spannend fände ich Untersuchungsergebnisse, die Erklärungsansätze dafür liefern, was den geistigen Verfall verursacht, den man im Wertewesten beobachten kann!

    (Wem das nicht auffällt, dem fällt das aus einem ganz bestimmtem Grund nicht auf!)

    1. Wie sang schon Nina: is alles so schön bunt hier, ich glotz TV, TV is ne Droge ….
      Handys für die Kinder machen alles noch bunter, man wird einfach überschwemmt.

  3. Vor ein paar Jahren sagte ein Politiker ‘Deutschland schafft sich ab und heute könnte man sagen, die Menschheit lebt sich zu Tode. Natürlich immer gut eingekleidet im besten PR Sprech, der Konsument soll ja nicht verunsichert werden, bei der grossen verarsche.

  4. Was bedeutet in diesem Zusammenhang Herzschlag?
    “Die Patienten … hatten im Vergleich zu MNP-freien Patienten ein fünfmal höheres Risiko, einen Herzschlag oder einen Infarkt zu erleiden oder auch zu sterben.”

    Ich hoffe doch sehr die Patienten hatten alle noch Herzschlag, zumindest diejenigen die nicht verstorben sind.
    Wahrscheinlich müsste es statt Herzschlag Hirnschlag oder besser Schlaganfall heißen.

    Ich schlage vor noch einmal in der Originalarbeit nach zu schauen und das ggf. zu verbessern.
    Wahrscheinlich ist gemeint: ” … ein fünfmal höheres Risiko, einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt mit teils tödlichem Ausgang zu erleiden.

  5. Wir haben damals als Umweltminister Töpfer den gelben Sack erfunden hat einen gewaltigen Fehler gemacht.
    Die Gebühren für das angebliche Plastik Recycling die wir alle mit dem Erwerb der Produkte zahlen müssen, dient zu 95% dazu, dass der eingesammelte Plastikmüll lediglich exportiert wird und anschließend in der Umwelt landet oder im Zementwerk ohne Filterung verbrannt wird. Nur 5% wird recycled ist aber dadurch noch lange nicht aus der Welt. Wir haben eine gigantische Müllmafia geschaffen.
    Müllvermeidung wäre gescheiter gewesen. Dabei wäre es so einfach auf Plastikflaschen zu verzichten. Der meiste Müll dient lediglich zur Verpackung.

    1. Is n weltweites Problem. Vor 15 Jahren war Essen das man in Thailand aufm Markt kaufte, noch in Bananenblätter und Bambusrohre verpackt. Sieht man heute nicht mehr, nur noch son weises, geschäumtes Plastikzeugs.
      Plastik is inzwischen überall. Wir selbst sind inzwischen auch fast nur noch in Plastik verpackt. Ob bei den heutigen Bevölkerungszahlen überhaupt noch was anderes denkbar is?

    2. Ein Beispiel von unzähligen:
      https://edition.cnn.com/travel/article/bali-beach-trash-intl-hnk/index.html

      Angesichts des Umgangs der Spezies Mensch mit dem ganzen Planeten habe ich keinerlei Problem damit, dass die Menschen daran sterben.
      Der Planet wird sich in (für ihn kurzen) 50 Millionen Jahren wieder erholt haben. Ich kann da kein Problem sehen.
      KEIN EINZIGER der Microplatik in seinen Adern hat, hat in seinem ganzen Leben NIEMALS eine Plastikflásche irgendwo entsorgt, wo sie nicht hingehört!

      Auser den woken Gut-Menschen Deppen natürlioch…, ha, ha, ha, ha,

  6. Schön und was soll man jetzt machen? Zurück in die Zeit vor dem Plastik? Es ist in so vielen Punkten in unserem Leben, von Kunststoffverpackungen bis hin zu Medizinprodukten, von Isolierungen bis hin zu praktischen allem, was wir benutzen. Ohne Plastik läuft es nicht und das Bioplastik ist ebenfalls keine Lösung. Vielleicht muss man einfach mal gegenrechnen, was Plastik einem für Gesundheitsvorteile (und da gibt es sehr viele) und was es einem für Gesundheitsnachteile bringt. Und nachdem die Rechnung fertig ist, kann man lernen mit den Nachteilen zu leben. Zumindest so lange man keinen Ersatzstoff hat, der alle Vorteile des Plastiks vereint ohne irgendwelche (auch nicht andere) Nachteile zu haben. Es gibt keine Wirkung ohne eine Nebenwirkung.

    1. Überlebensnotwendig ist es nicht.
      Die nordamerikanischen Prärieindianer gehörten im 19. Jahrhundert zu den größten und gesündesten Menschen auf dem Planeten, während George Washington schon längst zahnlos herumlief. Ganz ohne Plastik.

      1. Viel Glück in einer Welt die 8 Milliarden hat als Prärieindianer zu leben. Und vergessen wir bitte nicht die Nebenwirkungen, die es gab. Hungersnöte, Naturkatastrophen und Nachbarn, die einen totschlagen, weil man etwas hat, das andere nicht haben, gab es auch dort. Diese Glorifizierung der Vergangenheit, vor allem von Leuten (damit bist jetzt nicht explizit du gemeint), die keine Woche ohne die Segnungen der Zivilisation überleben könnten, finde ich immer verwunderlich.
        Ich kann jedem nur raten einfach mal 1-2 Wochen Survival, ohne Hilfsmittel zu machen, um dann zu erleben, ob die Moderne nicht mehr Vorteile bietet, als man glaubt. Und nicht im Sommer, sondern im Winter – wäre für die Meisten eine lehrreiche Erfahrung, sofern sie es überleben.

        1. @PfefferundSalz
          Das Argument mit den Prärieindianern war doch DAS “Wort zum Sonntag” – überaus erbaulich!🤣
          Doch weshalb gleich übertreiben und ein winterliches Survival vorschlagen!?

          Der Beleg, wie überlebensfähig der “moderne” Mensch ist, wurde doch bereits erbracht:
          erinnert sei z.B. nur an fehlendes Toilettenpapier, und/oder Stromausfall bzw. 1,5 unangekündigte Schneeflocken im Winter.

          Aaaaber der absolute Gau, selbst im Warmen und vollumfänglich versorgt, wäre doch wohl der Ausfall/Entzug des Smartphones und die Entnabelung von der schönen, bunten Digitalwelt! Akut hilf-, halt- und hirnlos.🤯
          Dagegen war der mittelalterliche Wahnsinn, erzeugt durch Mutterkorn, sicher ein harmloses “Happening”. 😉

    2. Das ist bedenkesnwert. Ich frage mich zudem, ob und wie sich die Hälfte der Patienten dem Einfluss von Mikroplastik entziehen konnten, wenn doch im Artikel selbst steht, dass MNP schon “überall” ist. Es wäre auch der Verdacht möglich, dass sich die MNP nur dann anlagern, wenn die Gefäße eine Eigenschaft besitzen, die die verstärkte Anlagerung von allen möglichen Partikeln bis hin zum Infarkt begünstigen.

  7. Danke für diesen Artikel, und gute Idee der Forscher, mal die Plaque zu untersuchen.

    Mit Sicherheit ist die exponentiell ansteigende Menge von Mikroplastik, die in die Umwelt und die Nahrungskette gelangt, nicht umwelt- und gesundheitsförderlich, zumal immer mehr Plastiksorten dazukommen.
    Reifenabrieb von immer mehr und immer größeren Autos, Folien und Vliese, die in der Landwirtschaft genutzt werden, um immer früher Erdbeeren und Spargel zu ernten, Kunststoffdämmung an Gebäuden, gerne mit giftigen Flammschutzmittel versetzt, Schaumstoffmatratzen und ebensolche Sofaecken, Plastiktextilien und -teppiche, Kunstrasen auf Fußballplätzen, PCV-Böden und -Wasserrohre, Plastikbeimischungen in Farben, Kunstharzanstriche, Kleb- und Dichtstoffe in Haus und Wohnung, beschichtete Pfannen, etc., etc.. Da ist die PET-Flasche oder die Einkaufstüte noch harmlos.
    Aber die chemische Industrie muss produzieren und absetzen, sonst ist der Industriestandort am Ende! Dafür brauchen wir immer neue, eigentlich unnütze oder sogar schädliche Produkte. Menschen schmieren sich Mikroplastik ins Gesicht und lassen sich Makroplastik in den Körper einpflanzen, verzichten aber auf Plastikstrohhalme und fühlen sich dann Öko. Sie schwärmen von Barbie und ihrer Plastikwelt und wollen auch so leben. Alles muss äußerlich perfekt und makellos sein, aber letztlich ist es eine tote, oberflächliche Welt, außen hui, innen pfui.
    Am Ende des Tages kann man nur hoffen, dass Mikroorganismen und Insekten das Problem lösen. Einige können offenbar bestimmte Plastiksorten bereits abbauen.

  8. ” In der Umwelt entgehen wir Mikroplastik nicht, wir trinken, essen und atmen es ein.”

    Na und, wofür kaufen wir es denn sonst dauernd und in Massen? Die erfüllendste Form des Konsumierens ist doch die Einverleibung des Produkts.

    Merke: die, die den ganzen Plastikscheiß fressen, wollen es doch genau so und nicht anders. Was wäre denn “Shopping” ohne eine breite Plastikmüllspur hinter sich zu lasse? Nicht mal der halbe Spaß.

    Ja, fresst doch euren Dreck, so muss es sein.

  9. Dickes Bambusrohr ist (neben Titan) ein prinzipiell biokompatibles Material, das durch seine Lamellenstruktur hervorragend für die kürzerfristige Aufbewahrung trinkbarer Flüssigkeiten geeignet erscheint. Der Anbau gestaltet sich überwiegend einfach und hocheffizient, wobei es allerdings vereinzeilt Berichte geben soll, dass Personen von schnellwüchsigen Bambusrohren im Schlaf von unten aufgespießt wurden, weil sie eben extrem schnellwüchsig und biokompatibel sind. Die Asiaten schätzen den Riesenbambus daher durchaus und stellen auch temporäre Trinkwasserverrohrungen daraus her. Mit einem baldigen Siegeszug des Riesenbambus ist dennoch vorläufig kaum zu rechnen, weil der Einsatz halogenhaltige Erdölprodukte die Bevölkerungspyramide nach oben hin deutlich verschlankt und so dazu beiträgt, das effektive Rentenniveau zu minimieren (wie auch Zigaretten und Trinkbenzin). Darüber hinaus wächst er in Asien und und wenn westliche Oligarchen bzw. Politiker etwas hassen, ist es die Dominanz asiatischer Oligarchen. Die hassen den Riesenbambus schon allein deshalb, weil er die deutsche Eiche verdrängen könnte.

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