Mental Health Coaches für Schulkinder sollen es richten

Bild: Jessica Lewis/Pexels.com

Bundesfamilienministerin Lisa Paus will  10 Millionen Euro für Psychologische Hilfe zur Verfügung stellen. Wäre es nicht besser, die Auslöser von chronischem Stress zu beseitigen, anstatt jetzt auch den Kindern Stressmanagement beizubringen?

 

“Depressionen, Prüfungsängste, Stress – viele Kinder fühlen sich überfordert.” So fängt eine aktuelle Meldung auf tagesschau.de zum Thema Mental Health Coaches an Schulen an. Passenderweise erschien sie am “Europäischen Depressionstag” (1. Oktober).

“Awareness Weeks”, Aufmerksamkeitswochen, für psychische Gesundheit sind “in”. Instagrammer und Tiktokker verbreiten Wissen und Halbwissen über psychische Störungen, Menschen hören das – und es kommt, wie es kommen muss: Sie erkennen die oft unspezifischen Symptome an sich selbst und halten sich dann für psychisch gestört.

Als Influencerin Cathy Hummels zusammen mit anderen Instagram-Sternchen Ende 2022 auf diese Weise – “Just stop it! Love yourself” – ihre Produkte vermarktete, führte das zu einem Eklat. Zum Beispiel “Gala” reagierte mit scharfen Worten: “Cathy Hummels muss gestoppt werden: Depression ist kein Wellness-Werbemittel!” Doch auch so ein Skandälchen lässt sich natürlich geschickt für PR-Zwecke nutzen.

Was ist falsch mit Awareness?

Doch was könnte an immer mehr Awareness, Awareness, Awareness für psychische Gesundheit auszusetzen sein? Fachfremde sollten wissen, dass es solche Awareness-Weeks schon seit den 1980ern gibt. Damals freilich noch ohne Social Media. Und seitdem sehen wir kontinuierlich steigende Diagnosezahlen, immer länger werdende Wartelisten für psychotherapeutische sowie psychiatrische Hilfe und ebenfalls stark zunehmende Verschreibungszahlen psychopharmakologischer Mittel. Auch für Kinder.

Darum sollte man sich die Frage stellen, was die Schulkinder, die jetzt in den Genuss der Mental Health Coaches kommen, in solchen Workshops lernen. Natürlich, wie beim Coaching und auch Teilen der Psychotherapie üblich, Technologien fürs Selbstmanagement: Es geht um einen besseren Umgang mit Stress, “Wie regle ich meine Emotionen? Wie regle ich meine Gedanken? Bin ich eher positiv oder negativ?” Kurzum, es geht um eine weitere Psychologisierung von Alltagsproblemen.

Ist das schlimm? Nicht unbedingt. Ein Problem ist es aber, wenn damit andere psychosoziale Missstände verdeckt werden. Und an strukturellen Schulproblemen herrscht kein Mangel: Man denke nur an Lehrermangel, zerfallende Gebäude, “Brennpunktschulen” und allerorts fehlenden Investitionen für Gegenwart und Zukunft.

Die Ministerin gibt sich mit ihren 10 Milliönchen nun vielleicht gönnerhaft. Um wirklich etwas zu bewegen, müsste man aber viele Milliarden ins Bildungssystem stecken. Und wieso sollen jetzt Schulkinder die Verantwortung dafür übernehmen, dass die Bildungspolitik festgefahren ist?

Wie viele Psychotherapeut*innen braucht das Land?

Man sollte auch noch einmal über die nie endenden Forderungen nach mehr Psychotherapeuten nachdenken. Das schreibe ich als jemand, der bereits über 4000 Psychologinnen und Psychologen universitär ausgebildet hat. Einschließlich Gastvorträgen und so weiter kann man diese Zahl getrost verdoppeln.

Wie viel ist genug? Die Niederlande, wo ich diese Zahlen schreibe, haben eine der größten Dichte an Psychotherapeutinnen und Psychiatern weltweit. Doch auch hier werden immer mehr Therapieplätze gefordert. Haben wir vielleicht erst dann genug, wenn jeder Mensch mit psychischen Problemen eine persönliche Rund-um-die-Uhr-Begleitung bekommen kann?

Natürlich geht es mir nicht darum, psychisches Leiden herunterzuspielen. Durch immer mehr Awareness, wovon die Social Media ohnehin schon voll sind, lernen aber auch immer mehr Menschen mit leichten Schwierigkeiten, ihre Probleme als psychische Störungen zu deuten. Wenn die alle psychologisch-psychiatrische Hilfe suchen, werden die Wartelisten noch länger und wird es für diejenigen, die Therapie am dringendsten brauchen, wieder schwieriger.

Und in solchen Fällen kann es um potenziell lebensbedrohliche Störungsbilder gehen. Gerade bei jungen Leuten ist Suizid eine der häufigsten Todesursachen.

Psychosoziale Faktoren

Mann will der psychischen Gesundheit etwas gutes tun? Prima! Ein ausgewogenes Leben mit genug Bewegung, idealerweise in der Natur, wäre eine gute Sache (siehe z.B. Schleim, 2023, Kap. 2). Soziale Kontakte sind ebenfalls wichtig. Und auch wenn Stress sowie der Umgang damit ebenfalls zum Leben gehören, sollten Individuen und insbesondere Schulkinder nicht die Folgen struktureller und langanhaltender Probleme aufgebürdet bekommen.

Daher wünsche ich mir, dass die Mental Health Coaches die Schuldirektion auf solche Probleme ansprechen. Oder beim Unterrichtsausfall helfen. Oder Lobby-Arbeit dafür betreiben, dass es genug Investitionen gibt – und die tatsächlich dort ankommen, wo sie gebraucht werden.

Vergessen wir nicht, dass der größte bekannte Risikofaktor für beispielsweise eine ADHS-Diagnose das Alter bei der Einschulung ist. Das heißt, Kinder, die die Jüngsten in einer Gruppe sind, bekommen am häufigsten die Diagnose. Auch ein Umzug von Erlangen oder Würzburg, wo ADHS besonders häufig diagnostiziert wird, ins nicht weit entfernte Darmstadt oder Frankfurt würde die Wahrscheinlichkeit einer Diagnose fast halbieren.

Für Depressionen sind schwere Lebensereignisse der stärkste bekannte Faktor, für Schizophrenie  Immigration. Und selbst wenn man an der inzwischen widerlegten medizinisch-biologischen Sichtweise auf psychische Störungen festhält, muss man einräumen, dass die Störungsbilder allesamt stressreaktiv sind. Das heißt, chronischer Stress verschlimmert die Symptome in vielen Fällen.

Warum also nicht etwas an den Ursachen tun und die Auslöser von chronischem Stress beseitigen, anstatt jetzt auch den Kindern Stressmanagement beizubringen? Wir sehen gesamtgesellschaftlich seit Jahrzehnten, dass das Probleme nicht löst, sondern nur verstetigt.

Der Artikel wurde dem Blog „Menschen-Bilder“ des Autors entnommen. Stephan Schleim ist studierter Philosoph und promovierter Kognitionswissenschaftler. Seit 2009 ist er an der Universität Groningen in den Niederlanden tätig, zurzeit als Assoziierter Professor für Theorie und Geschichte der Psychologie.

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20 Kommentare

  1. Wer 10 Mio für gestresste ausgeben möchte, der liebt den Stresszustand in der Gesellschaft. Bloss keine wirkliche Verbesserung, denn 10 Mio frisst die Bürokratie für sich selbst.

    1. Jetzt habe ich fertig gelesen und stelle fest: Alles ist gewollt und diese “Politik” will das auch so.

      Weniger Internet, weniger sinnlose Spiele über Internet oder Konsole wäre ein Anfang.
      Da ich in einem anderen Land lebe, sind diese Psychosomatischen Probleme genauso vorhanden, nur die Kinder werden über eine Herzfrequenz von +-50Hz systematisch nach oben gedrillt, durch diese verantwortungslosen Eltern im Namen der Politik.

      1. Diese +- Frequenz 50Hz erreicht ein gesunder Mensch im Schlaf, deshalb wird ein gesunder Schlaf empfohlen, um im Arbeitstag seine kompletten Frequenzen zu optimieren.
        Für einige hat das durchaus folgen…
        In der Regel kommen Menschen gesund zur Welt, nur ihre eigenen oder beigebrachten Situationen führen zu höheren Frequenzen. Das wird in den Statistiken gerne als Sterbequote ausgegeben (so ganz unfällig).

  2. Florian Rötzer hat freundlicherweise einen Link auf die Pressemitteilung des Ministeriums hinzugefügt.

    Komplementär dazu:

    Die Gesundheit von Schulkindern hängt von der sozialen Herkunft ab
    https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/die-gesundheit-von-schulkindern-haengt-von-der-sozialen-herkunft-ab-228928

    Soll man Resilienz-Coaches zu den Betroffenen schicken? Zieht die Ministerin auch hierfür 10 Milliönchen aus der Schublade?

  3. Konzepte wie “Mental Health Coaches” (Gibt´s dafür eigentlich keine deutschen Wörter??) sind im Grunde ein verkapptes Arbeitsbeschaffungsprogramm für Psychotherapeuten.

    1. Vielleicht “Seelenertüchtiger”. Das würde aber den ganzen Quark zu deutlich machen und evtl. den kommenden Markt scharlatanesker Hirnhandwerkler schwächen.

    2. @ Wolfgang Wirth:

      Wozu braucht es deutsche Wörter in einem Land in dem Leute die sich zur eigenen Identität bekennen Verbrecher sind, während man anderso Leute fördert die aus nationalen Gründen bis zum Endsieg kämpfen?

      Die derzeit umworbene Doku über die Mannschaft des DFB (Nationalelf verbietet sich irgendwie) die in Katar ja nur ganz knapp das Wunder von Bern verpaßt hat heißt bezeichnender Weise ja auch “All or Nothing”. Seit Jahren werden französische oder koreanische Filme in Deutschland auch gerne mal mit englischen Titeln vertrieben.

      Ich kann mich noch erinnern als Lena Meyer-Landrut 2010 den “Eurovision Song Contest” gewann mit einem in bescheidenem englisch geträllerten Liedchen, da meinte ja die Bild Deutschland habe gewonnen. So maßregelte mich auch meine damalige Partnerin die meine Verweigerungshaltung kritisierte. Ich antwortete damals und meine es noch heute, Lena habe vielleicht gewonnen, Deutschland und die deutsche Sprache aber verloren.

      Und was speziell Kindertherapeuten angeht, da habe ich meine ganz eigene Meinung zu. Die Frau meines ehemals besten Freundes die auch gerne mal den Mathelehrer anmacht, wenn der die schlechten Arbeiten ihres Sohnes schlecht bewertet und die der festen Meinung ist, ihr Sohn müsse nichts von der Welt verstehen, nur die richtige Haltung haben, die gehört auch zu der Clique.

      Die Therapie von Kindern ist nichts anderes als das Eingeständnis des Scheiterns aller Erziehungsmethoden die seit den 60ern als modern verkauft wurden. Asiatische und afrikansche Kinder haben es auch nicht immer leicht, die müssen aber nicht immer zum Therapeuten. Das ist eine Berufsgruppe die eine gesunde Gesellschaft eigentlich nicht braucht, die aber selbstverständlich auch kein Interesse daran hat, daß sich Verhältnisse ändern. Wäre ja was wie ein Kneipenwirt der für Prohibiton eintritt.

      Falls Sie Jordan Peterson noch nicht kennen, der sicher auch umstritten ist und dem man nicht immer zustimmen muß, der läßt kaum ein gutes Haar an seinem eigenen Berufsstand.

      Vor Jahren hatten wir im damaligen Betrieb auch mal solche Scharlatane, die uns “coachen” sollten. Das ist alles ein einziger Affenzirkus. Für so einen Quatsch schmeißen Unternehmen Geld zum Fenster raus, statt lieber für anständige Arbeitsbedinungen zu sorgen, die Leute einfach mal anständig zu bezahlen und deren Arbeit auch Wert zu schätzen um so die Identifikation mit dem Unternehmen zu stärken. In den alten Unternehmen mit Tradition, da war auch nicht alles in Ordnung, da brauchte es aber keine Coachs oder Mediatoren. Die Motivation kam dadurch, daß man stolz auf ein Produkt oder Unternehmen war und Konflikte wurden untereinander ausgetragen, auch mal Dampf abgelassen und am nächsten Tag war alles wieder vergessen.

      Aber die feministische Arbeitswelt ist natürlich besser, leistungsgerechter und viel friedfertiger. Gleichzeitig ist kaum eine Frau noch in der Lage ein Kind anständig zu erziehen, ohne daß das Bekanntschaft mit irgendwelchen Freudianern macht. Und hierzulande schafelt die beste Außenministerin der besten Deutschlands aller Zeiten von feministischer Außenpolitik und wie man Rußland in die Knie zwingt.

      Im Kreml müssen die doch eigentlich immer einen Notarzt parat haben, falls einer Gefahr läuft sich über uns totzulachen. Deutschland kann doch keiner mehr Ernst nehmen. Wäre Deutschland ein Mensch, dann käme der in die Geschlossene.

      Servus!

  4. Haben wir denn in diesem Lande in jüngster Zeit schon einmal erlebt, daß nicht an den Symptomen herumgedoktert, sondern nach den Ursachen geforscht wurde?

    1. Die Ursachenforschung würde die Bevölkerung beunruhigen und das System gefährden. Deswegen bleibt man beim Herumdoktern an den Symptomen. Man zeigt Schein-Aktivität, an der auch noch gut verdient wird, und konditioniert schon die Kleinen darauf, die Probleme stets bei sich selbst zu suchen. Denn “jeder ist seines Glückes Schmied” lenkt so schön von den krank machenden, faschistoiden Strukturen der neoliberalen Profiteure ab. Schuldgefühle ob des eigenen “Versagens” stellen nicht die Systemfrage.

  5. Alle auf Grundlage psychologischer Weltanschauung stattfindende staatlich/private Erziehungspraxis zur Frustrationstoleranz und Resilienz (“persönliche Widerstandsfähigkeit”) will ausschließlich das Aushalten von Frust einüben, weil die für den Kapitalismus notwendig verursachten Gründe des Frusts (wenige Gewinner/viele Verlierer als notwendiges Resultat sozialer Platzanweisung) bestehen bleiben sollen.

    Die anschließenden Übungen und Trainingseinheiten in Sachen “Akzeptanz” und “Einsicht” für die aus dem Ruder gelaufenen Glücksschmiede, die darin bestehen sollen, aus den notwendigen Zumutungen des Demokratischen Kapitalismus eine unvermeidliche Selbstverständlichkeit und neue “Chance” zu schmieden, ist der ganze Inhalt einer bei Staat, Kapital und Bürgern so beliebten Psychokirche.

    Und so werden vorauseilend auch schon die lieben Kleinen auf die zerstörerischen moralischen Selbstverpflichtungen einer modernen Konkurrenzpersönlichkeit daraufhin geeicht, jede ihnen von Staat und Wirtschaft vor geknallte Lebensbedingung fraglos als absolute Selbstverständlichkeit zu bewältigen und darin “ihr Glück zu machen”. Das nennen die psychologischen Affirmationsspezialisten dann Praxis und Hilfe – und genauso fürchterlich sieht das dann auch aus.

  6. Man sollte auch noch einmal über die nie endenden Forderungen nach mehr Psychotherapeuten nachdenken. Das schreibe ich als jemand, der bereits über 4000 Psychologinnen und Psychologen universitär ausgebildet hat.

    Wie viele davon wohl im Bereich Psychotherapie tätig sind, und wie viele davon sozusagen “auf der anderen Seite” nämlich in “der Wirtschaft” als Arbeits-, Organisations-, Medien- o. Marketingpsychologen ihren Lebensunterhalt bestreiten, erscheint mir bezogen auf das Thema von ursächlicher Interesse.

  7. „Awareness Weeks“, Aufmerksamkeitswochen, für psychische Gesundheit sind „in“

    In George Orwell’s Roman „Nineteen Eighty-Four“, Neunzehnhundertvierundachtzig gibt es die „Hate week“, Haswoche, eine »Propagandaveranstaltung, die dem Hass auf politische und militärische Gegner gewidmet ist« (Wikipedia), bei der die Gegner nach Belieben des Systems austauschbar (sic) bleiben.

    Immerhin hantiert das Ministerium nicht mit diesen Begriffen (und setzt den augenscheinlich einzigen Anglizismus “Mental Health (Coaches)” auch in Anführungszeichen).

  8. Mental “health” statt gefestigter Persönlichkeit, das Anerziehen “zertifizierter” und generalisierter Bewältigungsmechanismen statt eine Förderung und Unterstützung, eigene Wege zu finden. Also letzten Endes Fremdbestimmung, die die genehmigten Wege anerzieht, mit Fremdbestimmung auf die “richtige” Art klarzukommen.
    Wie wärs zu Beginn mit einfachen Regeln wie “wenn Du mit Ablehnung nicht klarkommst, lass die Finger vom Internet” oder anderen klar verständlichen Lernansätzen, das die liebwerten Mitmenschen oft keine netten Schöngeister sondern selbstsüchtige intrigante Soziopathen sein können. Wie wärs mit Unterstützung beim Finden realer statt virtueller Freunde ? Wer dann noch erkennbare Probleme hat mag Hilfe brauchen, aber ob wildfremde bezahlte Hilfsbeauftragte, von denen man weiss das es ihr Job und nicht unbedingt auch ihr persönliches Bedürfnis ist, zu helfen, nun wirklich was bringen sei dahingestellt.

  9. Weil man das deutsche Schulsystem nicht reformieren will, gibt es jetzt deutlich billigere Pflaster für die Seele in der Hoffnung, dass dann alles gut wird.

    Wie arm ist das denn?

  10. Hier bin ich als Vater anderer Meinung als der sonst sehr geschätzte Stephan Schleim.

    Noch besser wäre, statt dieser diversen Schul-Hilfsberufe (die ja auch das ADHS und die zugehörige sedierende Pharma-Drogenverabreichung an Minderjährige so populär gemacht haben), mehr Lehrer einzustellen. Schließlich ist für Lehrer der Stress schon seit Generationen kein Fremdwort! Sie können dieses Thema sehr gut in ihren Unterricht integrieren.

    Wir haben ja schon Unmengen Sozialarbeiter an den Schulen. Als Vater eines Kindes “mit Störungsbild” (leistungsfähig, auch sehr gute Noten, soziales Verhalten, aber “Vorfälle”) habe ich mit diesen Sozialarbeitern immer wieder SEHR schlechte Erfahrungen gemacht: Sie sind Aussortierer. Das ist ihre Aufgabe. Sie sortieren die Kinder schon aus, während Lehrer noch prüfen, ob vielleicht die Lernumgebung, das Elternhaus, ein schlechter Tag, Mobbing usw. die Ursache eines Vorfalls sein könnten.

    Insoweit empfinde ich mehr Expertise aufgrund psychologischer Kenntnisse anstelle der Sozialarbeitertums an den Schulen, wie die Bundesministerin Lisa Paus es will, als einen Fortschritt. Aber mehr Lehrer von dem Geld einzustellen, wäre sicherlich die beste Lösung. Lehrer stärken die Kernkompetenz der Schule, aber fehlen momentan an allen Ecken und Enden.

  11. Das kommt eben dabei heraus, wenn wir anfangen, nun auch in der Breite die kleinen Menschen zu pathologisieren, anstatt das Problem beim Namen zu benennen und dem Eingeständnis verfehlter Schul- und Gesellschaftspolitik umgehend wirksame und anständig zu bezahlende Maßnahmen zum Abstellen der Ursachen folgen zu lassen.

    Das System versagt, das kleine in der Schule und das ganz große in unserer Gesellschaft. Leider bezahlen die Folgen dieser Entwicklung wie immer nicht deren Verursacher, sondern diejenigen, deren Interessen weder auf Bundes-, noch auf Landes- noch auf kommunaler Ebene adäquat vertreten werden. Und da jegliche Kritik am System und seinen Ausformungen inzwischen zu vielfältiger Diskreditierung und Herabwürdigung führt, kann ein Unsinn dem anderen folgen, nahezu ungestört.

    Ich glaube ja, unseren Kindern wäre schon sehr geholfen, wenn wir – Schule, Elternhäuser, Gesellschaft – sie und ihre Bedürfnisse wieder wirklich ernst nähmen und ihnen Perspektiven böten. In vielerlei Hinsicht.

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