Martin Sellners Ideologie unter der Lupe: Ist er ein Obernazi?

Nazis essen heimlich Falafel
Sillerkiil, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Sellner war einer der Hauptredner auf jenem Treffen in Potsdam, das über Wochen ganze Wellen von Demonstrationen auslöste. Eine Analyse seiner politischen Anschauungen zeigt, dass sich sein Weltbild nur graduell von demjenigen des herrschenden Mainstreams unterscheidet.

Aber es gibt auch einen deutlichen Unterschied: Sellner ist wie fixiert auf einen einzigen zentralen Gedanken. Sellner scheint sich in einer Art Endzeit zu befinden. Das deutsche Volk steht vor dem Untergang. Denn durch die ungebremste Zuwanderung finde ein „Bevölkerungsaustausch“ statt. Andere Rechte sprechen von „Umvolkung“. Ist das deutsche Volk erst durch ein anderes umgevolkt worden, befindet sich – so könnte man sagen – kein Stein mehr auf dem anderen. Alles, was Sicherheit, Gemeinschaft, Identität vermittelte, gibt es nicht mehr. Man wird zum Fremdling und Ausgestoßenen im eigenen Land.

Achtung: Bevölkerungsaustausch!

Ich wollte Genaueres wissen. Es war aber schwer, hier gute Informationen zu beschaffen, sagen wir Sellners Bücher. Die von mir angefragten Buchhandlungen und Internetbuchhandlungen führen sie nicht. Gegen meine Prinzipien musste ich schließlich Amazon bemühen (bei diesem Konzern kaufe ich sonst nichts). Es ist ja fürsorglich, dass man des Bürgers Denken und Meinen so väterlich betreut. Dabei habe ich einst sogar Hitlers „Mein Kampf“ überstanden, ohne dass meine freiheitlich-demokratische Einstellung zusammenbrach.

Der Versuch, vom Mainstream abweichende politische Sichtweisen zu verhindern, indem man sie unsichtbar zu machen versucht, könnte aber auch das Gegenteil des Beabsichtigten bewirken. Heute erreicht mich eine E-Mail von Campact, das Online-Kampagnen organisiert. Ich soll unterschreiben, auch Amazon solle Sellners Bücher aus dem Sortiment werfen. „Naziliteratur auf Amazon!“, werde ich belehrt. Sellner – so viel ist nun klar – verbreitet politische Pornographie. Und (natürlich): Sellner sei ein Nazi.

Nun aber liegt das Buch vor mir. Einschlägiger Titel: „Regime Change von rechts“, 5. Aufl. 2024, 304 Seiten. Ich lese: „Jede religiöse, wirtschafts- und geopolitische Nebenfrage verblasst vor der demographischen Schicksalsfrage.“ Es existiere nur ein einziges Hauptziel des rechten Spektrums: nämlich den Bevölkerungsaustausch wieder rückgängig zu machen.

Ich bin überrascht:  Schicksalsfragen, wenn überhaupt, sehe ich ganz woanders. Wie erhalten wir den Frieden, retten das Klima und vor allem: Wie ist es möglich, jene Demokratie, die nach dem Deutschen Grundgesetz möglich wäre, nicht nur zu bewahren, sondern sie zuerst einmal umfassend zu etablieren? Etwa als wirkliche soziale Demokratie, die nicht umgekehrt die soziale Spaltung immer weiter vorantreibt. Oder: Wie kann Demokratie so gelebt werden, dass sie sich nicht in woken Floskeln erschöpft? Dass nicht nur vorgeblich, sondern tatsächlich ein öffentliches Ringen um die richtige Politik stattfindet. Dass es wieder möglich wird, abweichende Vorschläge einzubringen, ohne reflexhaft als rechtsradikal beschimpft zu werden.

Reconquista – die deutschen Lande befreien!

Zunächst einmal könnte das Migrationsthema aus der Schmuddelecke herausgeholt werden. Was um Himmels Willen ist „rechts“ daran, die vielfältigen Probleme, die mit der Einwanderung verbunden sind, zur Kenntnis zu nehmen und an Lösungen zu arbeiten? An der Verfassung gemessen oder am Gedanken einer demokratischen Streitkultur steht das Migrationsthema als solches in keiner Weise im Verdacht, die Demokratie zu beschädigen. Umgekehrt: Werden all die vielen Bürger und Bürgerinnen weiterhin beharrlich ignoriert, die – und dies nicht selten mit guten Gründen – mit der Zuwanderung Probleme haben, braucht man sich über Stimmenzuwächse der AfD nicht zu wundern.

So fragt es sich vernünftigerweise lediglich, wie Sellner die fraglichen Probleme angehen möchte. Wie also? An dieser Stelle schallt uns ein mächtiges Kriegsgeschrei entgegen. Sellner scheint ganz schön geladen zu sein, wenn es um die „Schicksalsfrage“ geht. Reconquista!, tönt es – Rückeroberung! Wir müssen unser Land von den Eindringlingen befreien!

Reconquista! Dieser Kampf war schon einmal angesagt. War es nicht in Spanien ab dem 8. Jahrhundert oberste Christenpflicht, die iberische Halbinsel von muslimischen Mauren zu befreien? Sie sollten nicht bleiben, lautete doch die Überzeugung, dass Muslime dort nichts zu suchen haben, wo nun einmal Christen beheimatet sind. Damals gab es den ganz großen Gegensatz: Christen gegen muslimische Heiden. Und obwohl Sellner im mir vorliegenden Buch nicht wirklich ausspricht, wie er sich die „Reconquista“ (oder die „Remigration“) vorstellt, ist durchaus erkennbar, dass er in Kategorien denkt, die eher ins 8. Jahrhundert passen als in die Gegenwart. „Das Ziel der Reconquista ist der Erhalt der ethnokulturellen Identität“, schreibt er.

Sellners Ähnlichkeiten mit seinem Gegner

Das war nun nicht das damalige Hauptthema der Reconquista. Aber die Menschen sind Meister in der Konstruktion von Unvereinbarkeiten, Feindseligkeiten und Kriegsgründen. Auch Sellner ist es: Jenseits religiöser Kategorien gibt es für ihn einen alles bestimmenden Gegensatz, der sein gesamtes Konzept durchzieht: der Gegensatz zwischen dem Eigenen und dem Fremden. Fundamental werden das ganze Leben, unsere Kultur, die deutschen Lande, Sellners Welt also, bedroht durch ein finsteres, unheimliches Fremdes, das sich über uns hermacht und letztlich auf unsere Vernichtung ausgeht. Sellner sieht sich von einer Welt von Feinden umgeben.

Dass es so bleibt, dazu tut Sellner selbst, was er kann. Gewiss täglich flattern ihm irgendwelche gerichtlichen Schreiben ins Haus. Man will ihm ans Leder. Auf seiner Homepage zeigt er stolz eine „Repressionschronik“ vor. Einreiseverbote, Sperrung auf Media-Plattformen, 77 Zahlungsdienstleister, so behauptet er, hätten ihm das Konto gesperrt. Viel Feind, viel Ehr!

Originell ist es andererseits nicht, wenn Sellner manichäisch im Gut-und-Böse-Schema denkt, auch wenn er damit durchaus Ähnlichkeiten mit denen hat, die er bekämpft. Denn das woke Milieu im weiten Umfeld um die deutsche Regierung ist auch nicht schlecht im Konstruieren von Feindbildern. Zurzeit gehört eine schlimme rechtsradikale Bedrohung dazu, die – so heißt es – zerstören möchte, was man selbst als „Demokratie“ bezeichnet.

Vielleicht weniger hart wie bei Sellner klingt die woke Botschaft so: Wir sind der Mainstream, wir erklären die Welt! Zwar sind wir ungeheurer tolerant, freiheitlich und gegen jede Diskriminierung – unter keinen Umständen lassen wir aber zu, dass uns Nazis einen Strich durch die Rechnung machen. Antisemiten, Rassisten, Esoteriker, Verschwörungstheoretiker, Covidioten bzw. überhaupt Idioten – sie können uns mal. Schließlich wissen wir (wichtiges Thema im Moment wäre der Ukrainekrieg) was gut und was böse ist. Mehr zu wissen, braucht es nicht.

Unmittelbar jenseits einer fälschlich als „links“ bezeichneten Meinungsblase, die man auch als politische Mode bezeichnen könnte, beginnt also jene Zone, in der Schwurbler ihr Unwesen treiben. Dort wird nach Auffassung des fraglichen Milieus auch der Staat „verhöhnt“, wie es

die Innenministerin ausdrückte. Nie war die Polarisierung zwischen der eigenen Welt des sich selbst feiernden woken Milieus und dem Fremden jener nach links oder rechts abweichenden

Irregeleiteten so groß wie zurzeit. Was nicht ins dominante Meinungsmilieu passt, wird in

eine eklige braune Kiste gepackt, wo sich wegen totaler Dunkelheit nichts mehr unterscheiden lässt. Links, rechts, konservativ, progressiv – alle politischen Orientierungsbegriffe spielen dort keine Rolle mehr. Wo sich der mit dem Label „rechts“ ausgesonderte Müll befindet, ist nur noch eines angesagt: Entsorgung.

Sellners Demokratie

Irgendwie klingt das so, als habe Sellner diese politischen Diskriminierungsverfahren erfunden.

Am Eingang zu seiner Müllhalde klebt freilich das Label “links“, denn rechts ist er ja selbst. Aber auch für ihn ist, was er für richtig hält, nichts anderes als „Demokratie“. Wie die genau aussehen sollte, davon später. Auch Sellner wünscht sich Massendemonstrationen, durch die Menschen dasjenige verteidigen, was sie als Eigenes gegen das Fremde setzen. Aber was ist „das Eigene“ für Sellner?

Eindeutig ist es das „Volk“. Volk! Traditionell für viele ein geradezu magisches Wort seit der deutschen Romantik vor zweihundert Jahren. Als „völkisch“ oder als „Volksgemeinschaft“ empfand man das, was sonst schlicht Einwohner oder Bevölkerung heißt, erst in seiner späten Zuspitzung. Keineswegs faschistisch (das kam erst mit Mussolini) meinte der Volksbegriff auch schon im 19. Jahrhundert jene antiliberal verstandene Abstammungsgemeinschaft, die man sich reichlich vage als eine Essenz vorstellte, die alle auf der Ebene des Volkstums gleich, ja identisch macht.

Was „völkisch“ oder „volksnah“ ist, wer zum „Volk“ und wer nicht dazu gehört, kann nicht rational definiert werden, man muss es erfühlen, tief innerlich empfinden. Nicht unbedingt biologisch gemeint, deuteten die Termini „Volksgeist“ oder „Geist der Völker“, etwa von den Brüdern und Märchensammlern Grimm oder von dem Kulturphilosophen Johann Gottfried Herder verwendet, auf substantielle Wesensunterschiede hin. Die Substanz deutscher Volksmärchen ist eine andere als – sagen wir – etwa bei den Märchen der Slawen.

Du bist nichts, Dein Volk ist alles?

Sellners zentraler Bezugspunkt, das „Volk“, ist also nicht zwangsläufig eine rechtsradikale Idee. Wo noch Volkstänze stattfinden, Volkslieder gesungen werden oder zu besonderen Anlässen einheimische Trachten getragen werden, sind das keine faschistischen Provokationen. Da im politischen Diskurs heute oft jede Fähigkeit zur Differenzierung verloren gegangen ist, lohnt es sich zu unterscheiden. Die Frage stellt sich, welches Ausmaß an Identität mit dem Volksbegriff verbunden wird. Bei den Nazis hieß es: „Du bist nichts, Dein Volk ist alles!“.

Sellner könnte also ein Nazi sein. „Halt!“ würde Sellner rufen, hier wird die „Nazikeule“ geschwungen! Und da hat er ja recht: Keulenschwingen ersetzt schon lange den offenen Diskurs. Ist man über einen halbwegs passenden Kampfbegriff gestolpert, braucht man damit nur noch zuzuhauen. Zuhören, ja „verstehen“, gelten als unschick. Wer wäre heute kein Nazi, sofern er sich erlaubt, die politischen Dinge grundlegend anders zu sehen?

Vor allem, wer anerkennt, dass die unbegrenzte Einwanderung Probleme bringen könnte, macht unter Umständen mit der „Nazikeule“ Bekanntschaft. Sahra Wagenknecht hat man versucht, auf diese Weise Richtung AfD abzudrängen. Mindestens rechtslastig sei sie, was inhaltlich völlig daneben liegt. Was Sellner angeht, so betont er ausdrücklich, dass er mit Nazis – Sellner nennt sie „Altrechte“ – nichts am Hut hat. Die Schreihälse etwa der NPD oder früher der rechtsradikalen Skinheads gehören auch tatsächlich in eine andere Kategorie als Sellner. Sellner ist durchaus kein plumper Propagandist. Das macht ihn anschlussfähig. Kaum zufällig hat er die US-Amerikanerin Brittany Pettibone geheiratet, die eine Sympathisantin und Influencerin der Alt-Right-Bewegung sein soll. Deren Ideologie reicht bis weit in die Kreise der republikanischen Partei hinein.

Identität!

Wo noch argumentiert und differenziert wird, könnte man fragen, was sich Sellner davon verspricht, wenn das „Volk“ durch die Reconquista schließlich wieder unter sich ist. Und hier kommt der zweite Zentralgedanke Sellners ins Spiel. Er erhofft sich „Identität“. Was er meint, könnte man mit dieser Frage erschließen: Fühlen wir uns alle nicht ein wenig „identischer“, wenn wir ringsum in unserer Weltsicht bestätigt werden? Auch die Leute der Denkfabrik Liberale Moderne, die Grünen Marieluise Beck und Ralf Fücks, die sich auch den Kampf gegen Abweichungen auf die Fahne geschrieben haben, mögen sich in dieser Weise ziemlich „identisch“ fühlen. Wokeness ist ja nichts anderes als ein Identitätsprogramm. Was nicht passt, wird gecancelt. Fühlen wir uns schließlich alle irgendwie identisch und nennen dieses Gefühl „deutsch“, befinden wir uns in Sellners Paradies.

Gegner der Aufklärung

„Ich bin o. k., du bist o. k.“, hieß das früher einmal. Der Psychiater Thomas A. Harris landete mit einem Buch diesen Titels 1963 einen Bestseller. War damit aber gerade der individuelle Unterschied zwischen mir und dir gemeint, den man gegenseitig anerkennen kann, denkt Sellner umgekehrt in Richtung Verschmelzung, vielleicht Symbiose. Zuwanderer kommen dafür eher nicht infrage. In Sellners Gefühlswelt – so scheint es – entsteht eine Art Horrorempfindung, trifft er auf jene Vorstellungen, die man als „modern“ im Sinne von neu in Abgrenzung gegenüber dem Mittelalter bezeichnen könnte. Sellner benennt diesbezüglich: Individualismus, Relativismus, Universalismus, Egalitarismus und Progressismus.

Nehmen wir den „Relativismus“. Was wir an der Welt zu erkennen glauben, ist „relativ“ zu unserer Individualität. Jeder sieht die Dinge anders. Zugleich ist das Recht auf Individualität „universal“. Wie man also trotz der anerkannten Unterschiede friedlich miteinander leben kann, wollte uns die Aufklärung zeigen, der solche Begriffe zuzuordnen sind. Sellner ist ein entschiedener Gegner der Aufklärung. Ideengeschichtlich gesehen könnte er als Erzkonservativer oder als Reaktionär bezeichnet werden. Zurück zur guten alten Zeit, als das „Volk“ noch brüderlich vereint war!

Natürlich träumt er von Zeiten, die es niemals gab. Irgendwann im historischen Verlauf trat das selbstbewusste Individuum auf den Plan, verbunden mit dem geradezu unverschämten Anspruch, höchst selbst urteilsfähig zu sein und daher die Staatsgeschäfte mitbestimmen zu können. Ein immer noch revolutionärer Gedanke.

Mit alledem will Sellner nichts zu tun haben. Er ignoriert, dass alle bekannten modernen Gesellschaften – nicht nur, weil sich viele Menschen den Vorstellungen der Aufklärung verpflichtet fühlen – immer und faktisch pluralistisch strukturiert sind. Sogar für ältere Gesellschaftsformen, etwa das oft als so einheitlich gepriesene Mittelalter, trifft das zu. Die Einheit und Identität im Glauben und in den Anschauungen wurde oft in die Gesellschaft geradezu hinein geprügelt, etwa in den Albigenserkriegen, die im 13. Jahrhundert zur Ausrottung abweichender Glaubensvorstellungen geführt wurden.

Auch Sellners völkische Identität müsste heutzutage, mehr noch als damals, in die Gesellschaft hinein geprügelt werden. Will Sellner prügeln? Ich habe in Sellners Buch nirgendwo einen Aufruf zur Gewalt gefunden. Die Reichsbürger und ihre spinnerigen Ideen lehnt er ab. Die „Militanten“ unter den Rechten ebenso. Bedrohlich lautet andererseits der Titel seines Buches „Regime Change von rechts“. Hätte ich nicht wenigstens bei Amazon sein Buch beziehen können, würde ich annehmen, er meine damit den gewaltsamen Umsturz. Die heutige Mode, sich mit minimalen Informationen über den politischen Gegner herzumachen, lässt weiten Spielraum für vielfältige Dämonisierungen.

Orbánisierung

Da mag es überraschen, dass eine Gestalt exakt vom Zuschnitt Sellners unseren Spitzenpolitikern auf EU-Ebene vollkommen vertraut ist. Vielleicht mag man sie nicht besonders, aber man kooperiert mit ihr andauernd: Ich meine Viktor Orbán. Sellner ist ein Orbán-Fan. „Orbánisierung“, so schreibt er, sei der Weg ins identitäre Paradies. Ein ganzes Kapitel widmet Sellner den herrlichen Zuständen in Ungarn. Bis vor Kurzem hätte er auch Richtung Polen schauen können. Auch die Türkei oder Russland könnten ihm Modell stehen. Sind sich die dortigen Herrschaftsformen doch alle darin einig, dass bei möglichst geringer Gewaltanwendung alles irgendwie Liberale, Individualistische, Universalistische, kurz alles „Westliche“ ausgemerzt werden müsse.

Dazu muss die Macht vor allem im vorpolitischen Raum etabliert werden. Deutungshoheit, ideologische Überlegenheit sind gefragt. Kontrollinstanzen wie Gerichte, Medien, Opposition, sind klein zu halten oder nach Möglichkeit gleichzuschalten. An die Stelle des gewaltsamen Umsturzes setzt Sellner daher die Eroberung der öffentlichen Meinung. Es geht ihm um die ideologische Ebene, die sich in den Köpfen befindet. Sind erst einmal die völkischen und identitären Vorstellungen zum Allgemeingut geworden oder wenigstens mehrheitsfähig, kann die Orbánisierung beginnen. Den Rest vollbringt die Propaganda.

Demokratiesimulation

Hier kommt es nun zu einer geradezu denkwürdigen Koinzidenz der Ideen und Praktiken. Denn Sellner kritisiert hochgradig zutreffend an den gegenwärtigen Verhältnissen, dass jenes, was in modischer Interpretation „Demokratie“ genannt zu werden pflegt, bei Licht betrachtet Simulation ist: „Demokratiesimulation“ eben.

Sellner, der angebliche Nazi, schwingt damit in einen verbreiteten Konsens der Politikwissenschaft ein, der deutlich macht, dass an unserer Demokratie etwas faul ist. Besonders treffend ist die von dem britischen Politologen Colin Crouch gefundene Bezeichnung „Postdemokratie“. Sie insinuiert, dass das demokratische Zeitalter bereits hinter uns liegt. Und das ist ja auch das Gemeinsame aller „orbánisierten“ Länder: Sie verschärfen und institutionalisieren Tendenzen, die deutlich bereits zuvor angelegt waren: etwa im Zustand der Medien als Akklamationsorgane oder durch die endgültige Ausschaltung einer sowieso nur noch schwachen Opposition.

So befinden sich politisch Rechte vom Schlage Sellners in nicht gar so schroffem Gegensatz zu jenen Milieus, die gegenwärtig den Alleinvertretungsanspruch auf ihre Weltsicht durchsetzen wollen. Sellner möchte sie im Grunde lediglich nachahmen und die Sache noch effektiver gestalten. Auch er wäre gerne wie die deutsche Innenministerin in der Lage zu drohen: Man werde gegen jene vorgehen, die den „Staat verhöhnen“.  Sobald nämlich nicht mehr die verfassungsmäßige Freiheit als schutzwürdiges Gut gilt, sondern „der Staat“ und die Exekutive, ist der Weg nicht mehr weit, auch das „Volk“ gegen Entartung abzuschirmen. Die Extreme berühren sich und sind sich untereinander gerade deshalb spinnefeind.

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92 Kommentare

  1. Ich kann mir nicht helfen, aber der Name Sellner war mir völlig unbekannt, bis Correktiv mit dieser unsäglich verlogenen Geheimtreffen-Geschichte ankam. Jetzt plötzlich ist Sellner in aller Munde – und wieder ist es ein Österreicher !

    Correctiv hat sich da böse ins Knie geschossen mit unwahren Behauptungen, schlimmer aber noch: Der Rassist Sellner wurde plötzlich populär und hoffähig, durch diese dämliche Aktion der belämmerten “faktenchecker”. Denn wenn ihre Story – so wie die allermeisten ihrer Stories – erstunken und erlogen war, dann muß es ja wohl auch gelogen sein dass Sellner ein Rassist reinsten Blutes ist. So könnte die Schlußfolgerung lauten.

    Dieses Etikett “Rassist” teilt er meiner bescheidenen Meinung nach mit unserer woken Spezialregierungsblase, nur in entgegengesetzter Richtung: Während Sellner die “Untermenschen” los werden will, gefällt sich die Blase darin den “Untermenschen” von ihrem erhöhten Standpunkt aus Gutes zu tun und Gnadenbeweise zu erteilen. Beide Haltungen fußen auf der Überzeugung dem Rest der Welt haushoch überlegen zu sein – Rassismus pur.

    Ich wünsche mir eine Regierung mit gesundem Menschenverstand, die für alle Menschen in diesem Land die bestehenden Gesetze gleich anwendet , wobei wir genügend Gesetze haben um alle Dinge zu regeln und keine Neuen nicht brauchen. Das gilt auch für die Probleme die eine derzeit starke Migration verursacht.

    P.S. Ich bin sogar überzeugt, dass unsere Außentrampolineuse oft geschnitten wird, weil die Politiker der südlichen Länder ganz genau wissen und spüren wes Geistes Kind sie ist – mitsamt dem Rest der derzeitigen Politikerbrut.

    1. Was Sie “Rassismus” nennen und kritisieren,
      ist im Grunde doch bloß die ganz banale Entscheidung zwischen “wir” und “ihr”.

      1. So kann man das sicher auch beschönigen. Wer ist “Wir” und wer ist “Ihr”??

        Auf kleinster Ebene kann ich so argumentieren: Meine Familie vs eure Familie. Danach geht gar nix mehr in diese Richtung. Denn das “Wir” funktioniert in der Realität nur mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner, und je größer die Gruppe ist, desto weniger “Wir” gibt es.

        Lassen Sie mich mal so fragen: Gehört der deutsche Kinderschänder in der Transmaske mehr zu Ihrem “Wir” als der Goldmünzendieb aus dem Libanon?

        Falls Ihre Antwort jetzt “JA” lautet, sollten Sie sich wirklich einmal ernsthaft fragen warum das so ist, und ob Sie nicht vielleicht doch noch einmal darüber nachdenken sollten ob unsere Werte allesamt gut sind und die Werte der “Anderen” allesamt schlecht sind. Oder ob diese Gesellschaft nicht doch die Alternative hätte sich auf eine Gleichbehandlung von Verbrechen zu einigen (sowohl der Kinderschänder als auch der Golddieb gehen in den Knast), so wie es in unserer Verfassung steht, die ich übrigens sehr schätze.

        Klar , ich liebe wahrhaftig auch nicht alle Migranten – im Gegenteil! Aber ich habe in meinem Leben das große Glück gehabt zu lernen dass in allen Ländern einfach nur Menschen wohnen, manche davon sind echte A-löcher und viele aus dieser unangenehmen Gruppe landen in D aufgrund politischer Ränkespiele und Manipulationen des Asylrechts.

        Aber ein Sellner, der ja so gar nichts zu irgendwelchen Problemlösungen beizutragen hat als blöde “Ausländer raus” zu blöken UND sich dabei auch noch als mordsmäßig intelligent und als den Gipfel der Zivilisation zu empfinden – dieser intellektuelle Gartenzwerg bewegt sich halt einfach nur auf dem geistigen Niveau einer Annalena oder Robääärt (#Vollidiot)

        1. mir hat ein Marokkaner, das wir mal so erklärt:
          meine Familie gegen die Nachbarn,
          mit den Nachbarn gegen die nächste Straße, mit der nächsten Straße gegen das Viertel, mit dem Viertel gegen andere Viertel, mit der Stadt gegen die nächste Stadt, mit der Nachbarstadt gegen…und so weiter .
          So ist das wir immer situationsbezogen und ändert sich .

  2. “Zunächst einmal könnte das Migrationsthema aus der Schmuddelecke herausgeholt werden. Was um Himmels Willen ist „rechts“ daran, die vielfältigen Probleme, die mit der Einwanderung verbunden sind, zur Kenntnis zu nehmen und an Lösungen zu arbeiten?”

    Wie die völkischen “Lösungen” rechts der Mitte aussehen, weiss man und braucht es nicht zu “zur Kenntnis zu nehmen” oder daran “zu arbeiten”. Diese Lösungen sind in der Schmuddeldecke, nicht das Thema Migration, an dem Thema arbeiten sich Zehntausende ab, vielleicht Hundertausende. Nur die Typen in der Schmuddelecke ganz sicher nicht: https://www.aktion-deutschland-hilft.de/de/fachthemen/fluechtlinge/unsere-buendnismitglieder-engagieren-sich/

    1. Genauer:
      Die “Typen in der Schmuddelecke” arbeiten sich an dem Thema Migration auf ihre Weise ab. Sie wollen Migration total unterbinden oder in der etwas milderen nicht biologistischen Variante die willigen Migranten total assimilieren und so in den deutschen Volkskörper aufsaugen.

    2. Diese Lösungen sind in der Schmuddeldecke, nicht das Thema Migration, an dem Thema arbeiten sich Zehntausende ab, vielleicht Hundertausende.

      Die von Ihnen verlinkten Bündnispartner von “Aktion Deutschland hilft” – von der AWO bis zu Islamic Relief – arbeiten sich nicht “an der Migration ab”, sondern sozialarbeiterisch an den hier gelandeten Migranten. Und Ihre begriffsstutzig wirkende Antwort legt für mich jedenfalls die Vermutung nahe, dass “man” Ihrer Meinung nach eben doch nicht über Migration zu diskutieren hat, “weil das nur Rechte tun”.

      Die “Linke” hat sich in der Migrationsfrage auf einen bürgerlich-liberalen Philanthropismus – ergänzt um trotzige Losungen wie “Kein Mensch ist illegal” – zurückgezogen und das war’s. Ursachenalyse oder gar Eintreten für die Beseitigung dieser Ursachen, für die man ja womöglich in breiteren Teilen der Bevölkerung, nicht nur der heimischen, Unterstützung finden könnte? Fehlanzeige.

      Die wichtigste der Fluchtursachen sind die seit 1990 nicht enden wollenden Kriege zur Durchsetzung der imperialen Interessen sowie die damit verbundenen Sanktionen gegen widerspenstige Staaten. Im Falle der Ukraine (und zuvor Jugoslawiens) hat die EU die ganze Wucht der daraus resultierenden Flüchtlingswelle abbekommen, die vorhergehenden irakischen und syrischen Flüchtlingswellen dagegen wurden Großteils von den Nachbarländern absorbiert. (Aber mir geht es gar nicht um die “Absorption”, sondern die bedrückenden Verhältnisse, welche die Leute erst in Bewegung setzen.)
      Könnte man dagegen was machen? Könnte man unter der Bevölkerung entschiedener auf den Zusammenhang von Krieg und Migration aufmerksam machen, wenn wieder einmal ein imperialer Krieg ansteht (wie aktuell in Gaza übrigens) oder muss man sich als echter Linker stattdessen schon auf die nächste Ladung der von den Bündnispartnern der “Aktion Deutschland hilft” zu betreuenden Migranten freuen?

      Syrien ist ein schönes Beispiel für die merkwürdige Blindheit der gegenwärtigen deutschen “Linken”. Man ist natürlich für Rojava, also für “Selbstbestimmung” unterm us-amerikanischen Schutzschirm und im vollen Einklang mit dem deutschen Staat gegen “das Assad-Regime”. Obwohl die YPG übrigens ca. 4 Jahre lang eine Politik der Nichteinmischung in den syrischen “Bürgerkrieg” praktizierte, bis 2015 die us-amerikanische Einladung erfolgte, sich zum Fußvolk der us-Luftwaffe zu machen.
      Also: Diese merkwüdige Koalition eroberte anschließend das ostliche Drittel des syrischen Territoriums, darunter einen Großteil der syrischen Ölfelder. Parallel dazu erließen die Amerikaner Sanktionen gegen den von ihnen nicht kontrollierten Teil Syriens, die ausdrücklich den Wiederaufbau des Landes behindern sollen und denen sich natürlich die EU-Staaten anschlossen.
      Kann man sich vorstellen, dass diese brutale Politik u.a. die Migration anregt? Ist das ein Thema in der deutschen Linken?

      1. Können sie den Unterschied zwischen “den Migranten” und “der Migration” mal noch ein Bisschen darlegen? Frage für einen Soziologen. Kleiner Scherz unter Genossen, abgesehen von den völlig haltlosen Vermutungen, von deren Zutreffend Sie sich gleich einen Beitrag weiter unten überzeugen können (oder halt eben nicht), stimmt natürlich, was Sie schreiben!

    1. So gut wie Du möchte ich es auch mal haben!
      Den ganzen Tag rumtrollen und dafür auch noch Geld kassieren.
      Wo kann ich mich bewerben?

        1. Ich finde eine differenzierte Betrachtung, wie sie im Artikel angestrebt wird, besser als dieses ideologische Geschrei: Da sind die Bösen.

  3. “Man wird zum Fremdling und Ausgestoßenen im eigenen Land.”

    Dazu braucht es keine Migration.
    Das Corona-Regime hat das auch so hingekriegt. Ganz ohne rote Linien.

    Der Faschismus neuen Typs ist bereits an der Macht. International gut vernetzt und nur oberflächlich getarnt. Auch durch die Ablenkung mit dem Zeigen auf Schreckgespenster.

  4. Ich habe keine Bücher von Herrn Sellner und weiß dank dieses Artikels, dass ich keine brauche. Zur Sache:

    Die Nettoreproduktionsrate (Töchter pro Frau) ist mit Ausnahme von Afghanistan und einigen Ländern Afrikas rückläufig und liegt unter 1, besonders niedrig ist sie in Deutschland (0,688) aber selbst im Iran liegt sie mit 0,829 deutlich unter 1. Selbst Indien liegt derzeit nur bei 1,064, in etwa der Wert, bei dem die Bevölkerung weder schrumpft noch wächst.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Nettoreproduktionsrate
    Für die Welt ist da eine gute Nachricht, denn das Bevölkerungswachstum der Vergangenheit hätte irgendwann zum Kollaps geführt. Die hohen Geburtenraten in Afrika und die niedrigen Raten in Europa werden aber ganz automatisch zu Migration führen, da kann Herr Sellner noch so viel reden. Das bringt eine Reihe von Problemen mit sich, aber wir können die natürliche Bewegung nicht aufhalten. Was wir aber sehr wohl können: Wir können diese Bewegung so steuern, dass es für alle Seiten von Nutzen ist. Wir hätten sehr wohl die Möglichkeit, Leute, die sich nicht an unsre Regeln halten, auszuweisen – und sollten das auch tun. Andrerseits: Wenn die AfD behauptet, dass wir die Länder des globalen Südens um ihr Humankapital bestehlen, hat sie damit nicht unrecht. Es wäre sehr wichtig, wenn eine genügend große Zahl fähiger Menschen in ihren Herkunftsländern bliebe. Für die, die zu uns kommen – und dieser Vorschlag wird der AfD weniger gefallen – sollten wir eine faire Ablöse zahlen, am besten direkt den Familien, aus denen diese Menschen kommen. Selbst einen Ungelernten muss man ja nicht jahrelang wickeln. Wie viel Geld kostet jemand seit seiner Geburt, bis er sich nützlich machen kann? Die Familie, die Gesellschaft, den Staat? Da kommt einiges zusammen! Das Geld, das wir statt in Kinder zu investieren, mit Klunker, Klamotten und Autos verbraten haben, werden wir irgendwann nachschießen müssen.

    Die Migration muss in geordneten Bahnen ablaufen und nicht mit Hilfe von Schleppern, die sich bereichern und das Leben der Flüchtlinge aufs Spiel setzen. Und last not least müssen wir selbst überzeugt sein von unseren eigenen moralischen Werten und nicht bloß von unsrem materiellen Wohlstand. Nur wenn wir selbst aufrichtig und standfest sind, werden wir selbst auch mit Respekt behandelt.

    Dann ist da noch die Angst vor dem Islam. Der Islam hatte in der Zeit zwischen 800 und 1.400 nach Christus die deutlich fortgeschrittenere Kultur als das finstere christliche Mittelalter. Auf die Segnungen des Islams der erzkonservativen Golfmonarchien würde ich aber lieber verzichten.

    1. Das hat doch mit “natürlich” nichts zu tun! Vor ein paar hundert Jahren musste man diese Typen noch einfangen und mit dem Schiff hierherkarren, damit sie sich für “die Wirtschaft” nützlich machten.

      1. Gott vergebe ihnen ihr menschenverachtendes Geschwätz, wenn Sie denn ein Mensch sind.
        So etwas äußert man nur
        a) in der Gruppe oder
        b) anonym oder
        c) als Bot
        Ich könnte lange antworten, aber das ist die Zeit nicht wert.

        1. Ich schreibs nochmals aus, damit auch so ein moralisch versierter, standhafter und aufrechter Mensch wie Sie mich versteht: Die riesigen Migrationsströme kommen nicht “von der Natur”, sondern vom Welthandel und Imperialismus. Diese Leute flüchten vor unserer Politik zu uns, mal kurz gefasst! In der Sklaverei war das umgekehrt: Da hat sich unsere Politik diese Leute mit Gewalt eingefangen um sie als billige Arbeitskräfte zu gebrauchen!

          1. Welthandel und Imperialismus tragen dazu bei, entscheidend ist: Wenn die Menschen sich nicht ernähren können oder zum Militär gepresst werden, wandern sie aus. Das zeigt ein Blick in die eigene Geschichte. Aus meiner Familie ist um 1820 auch jemand in die USA ausgewandert, wie Hunderttausende andere auch. Es war ein armer Buchbindergeselle, der sich vor dem preußischen Militärdienst gedrückt hat, in Chicago erst als Pastor dann als Banker, dann als Politiker Fuß gefasst hat (und beim großen Brand von Chicago wieder viel verloren hat.) Die Afrikaner, die in Südeuropa auf Tomaten- und Orangenplatanen ausgebeutet werden, haben es da viel schlechter.

            Jared Diamond hat mit seinem Buch “Kollaps” gezeigt, wie die Menschen ihre natürlichen Lebensgrundlagen zerstören, was dann entweder Tod oder Migration zur Folge hat. Streit mit einem mächtigen Nachbarn ist einer davon. Wenn wir aus Russland kein Gas mehr bekommen, können wir keinen Dünger mehr herstellen, irgendwann haben unsre Bauern keine Lust mehr zwischen Bürokratie, hohen Kosten und dem Preisdruck der Lebensmittel-Discounter zerrieben zu werden usw. usw. Es wird etwas dauern, bis wir wieder so arm sind wie vor 200 Jahren, aber unsre Regierung gibt sich wirklich große Mühe. Migration ist, wenn sie richtig gehandhabt wird, eher Chance als Problem. Es ist unsere Regierung, die uns in die Katastrophe steuert.

    2. – Wie viel Geld kostet jemand seit seiner Geburt, bis er sich nützlich machen kann? Die Familie, die Gesellschaft, den Staat? –
      Viele werden das Geld, das hier für die ersten Jahre aufgewendet wird, niemals wieder einbringen. Also jetzt auch noch deren Familie zu entschädigen ist wohl doch daneben.
      Im Gegensatz zu unserer auf Wachstum um jeden Preis fixierten Politik, finde ich ein Gesundschrumpfen in vielerlei Hinsichten durchaus als erstrebenswert. Unsere Ressourcen und unsere Umwelt könnte eine Entlastung gut vertragen.
      Die warmherzigsten Menschen, die ich kennenlernte, stammen aus dem arabischen oder türkischen Raum. Ob sie gläubig waren, weiß ich nicht, sie hatten auf jeden Fall nicht das Bedürfnis mir ständig irgendwelche Suren um die Ohren zu hauen.

    3. Anmerkung zum Islam im Mittelalter:

      Sie haben recht, dass die islamischen Länder im Mittelalter vergleichsweise modern und kulturell hochstehend waren.
      Die Frage ist nun allerdings, woran das lag?

      Lag es am Islam?
      Das bezweifle ich sehr.

      Es lag m.E. sehr viel mehr daran, dass die islamisierten arabischen Nomaden im 7. Jahrhundert die altorientalischen Hochkulturräume einnehmen konnten (Ägypten, Syrien, Mesopotamien, Iran). Sie eroberten und vereinten also gerade jene Räume, die ohnehin schon seit Jahrtausenden weltweit bedeutend, wenn nicht gar führend waren und die immer noch ein großes kulturelles Potential hatten. Die neuen islamischen Herrscher nutzten das und bauten darauf auf. Der eigentlich Grund für die Blüte des Raums lag wahrscheinlich an der politischen Vereinigung, die zu weniger Kriegen und stärkerem Handel führte.

      Nach einiger Zeit führte allerdings die Kultur des Islam mit ihrer Schicksalsergebenheit zu einer gewissen Erstarrung, sodass der islamische Raum seit der Renaissance gegenüber der agileren Europa zunehmend ins Hintertreffen kam.

      1. Ein interessanter Gedanke. Aber: Auch politische Zersplitterung kann kulturelle Höchstleistungen hervorbringen, wie etwa bei den griechischen Stadtstaaten der Antike oder den deutschen “Pumpernickel”-Fürstentümer, unter denen die deutsche Klassik entstand. Ich glaube eher an “small is beautiful.” Die Synergie-Effekte, die große Staaten mit sich bringen, verschwenden diese wieder durch Großmachtstreben und Kriege. Vielleicht ist es auch ein bestimmtes Bewusstsein, ein Gefühl, das Kultur etwas besonderes, etwas Wertvolles ist, das bestimmte Religionen oder Staatsformen – ganz unabhängig von ihrem eigentlichen Inhalt – mehr fördern als andere. Und natürlich muss es Menschen geben, die Zeit haben, gewonnen entweder durch Selbstbeschränkung oder durch Ausbeutung, sei es durch Sklaverei oder durch Maschinen. Es ist ein weites, spannendes Feld, das es wert ist beackert zu werden. Warum bringen die heutigen Demokratien in erster Linie hässliche Bauwerke hervor, die keinen Bestand haben, ganz anders als im alten Griechenland? Fragen über Fragen, die spannender sind, als der Artikel, der den Auslöser dazu gegeben hat. So, und nun ist erst mal Schluss, ich muss wieder ans “Profitchen” (Lichtenberg) denken. Es war mir ein Vergnügen.

        1. “Warum bringen die heutigen Demokratien in erster Linie hässliche Bauwerke hervor, die keinen Bestand haben, ganz anders als im alten Griechenland?”

          Weil die hässlichen, bloß der Rendite oder, wie sie es ausdrücken, des “Profitchen” wegen gebaut werden. Es gibt – in zweiter Linie – auch ganz schön anzusehende moderne Bauten. Die Bauten im griechischen Raum hatten auch keinen Bestand, wie man an den Ruinen sehen kann. Erdbeben, Feuer, Krieg usw. Dann wurden sie oft über lange Zeit als Steinbruch benutzt. Das sind ja nur noch Reste. und sahen auch ganz anders aus. Was wir heute bewundern ist zum großen Teil Rekonstruktionsarbeit der Archäologen.

          1. @ Krim

            Zum Thema “hässliche Bauwerke”:
            Sie haben mit Ihrem Gedanken, dass die Gebäude profitabel sein sollen, natürlich recht.

            Allerdings bleibt der bemerkenswerte Umstand, dass in Deutschland “zu Kaisers Zeiten” – also um 1900 – in durchaus sehr kapitalistischen Verhältnissen(!) trotzdem viel schöner gebaut wurde.

            Die antiken Bauwerke hielten immerhin Jahrhunderte, bis sie z.B. Erdbeben zum Opfer fielen. Wie lange werden die heutigen Bauten stehen?

            1. Wo wurde schöner gebaut? Weil die Straßenfassade ein paar Schnörkel aufweist? Gehen sie mal in die Berliner Hinterhöfe – die sind trist und trostlos.

              “Wie lange werden die heutigen Bauten stehen?” – Solange wie jemand Geld dafür ausgibt, sie zu erhalten. Das folgt z.T. auch politischen Erwägung z.B. wurde der DDR Plattenbau in großem Stil abgerissen, weil das städtebauliche Raumkonzept der DDR nicht mehr gewollt war. Teilweise wurde es aber auch erhalten z.B. die Stalinallee die Sie bestimmt ganz toll finden, wenn Sie Historismus/Gründerzeit mögen.

              Es gab schon gute Gründe sich vom Ornament zu verabschieden. Wer dem Nachspüren will, der lese das Manifest von Adolf Loos: “Ornament und Verbrechen.” https://de.wikisource.org/wiki/Ornament_und_Verbrechen

              Die verhältnisse in den gewerben der holzbildhauer und drechsler, die verbrecherisch niedrigen preise, die den stickerinnen und spitzenklöpplerinnen bezahlt werden, sind bekannt. Der ornamentiker muß zwanzig stunden arbeiten, um das einkommen eines modernen arbeiters zu erreichen, der acht stunden arbeitet. Das ornament verteuert in der regel den gegenstand, trotzdem kommt es vor, daß ein ornamentierter gegenstand bei gleichem materialpreis und nachweislich dreimal längerer arbeitszeit um den halben preis angeboten wird, den ein glatter gegenstand kostet. Das fehlen des ornamentes hat eine verkürzung der arbeitszeit und eine erhöhung des lohnes zur folge. Der chinesische schnitzer arbeitet sechzehn stunden, der amerikanische arbeiter acht. Wenn ich für eine glatte dose so viel zahle wie für eine ornamentierte, gehört die differenz an arbeitszeit dem arbeiter. Und gäbe es überhaupt kein ornament – ein zustand, der vielleicht in jahrtausenden eintreten wird –, brauchte der mensch statt acht stunden nur vier zu arbeiten, denn die hälfte der arbeit entfällt heute noch auf ornamente.

              Ornament ist vergeudete arbeitskraft und dadurch vergeudete gesundheit. So war es immer. Heute bedeutet es [283] aber auch vergeudetes material, und beides bedeutet vergeudetes kapital….
              [285] Der verlust trifft nicht nur den konsumenten, er trifft vor allem den produzenten. Heute bedeutet das ornament an dingen, die sich dank der entwicklung dem ornamentiertwerden entzogen haben, vergeudete arbeitskraft und geschändetes material. Wenn alle gegenstände ästhetisch so lange halten würden, wie sie es physisch tun, könnte der konsument einen preis dafür entrichten, der es dem arbeiter ermöglichen würde, mehr geld zu verdienen und weniger lang arbeiten zu müssen. Für einen gegenstand, bei dem ich sicher bin, daß ich ihn voll ausnützen und aufbrauchen kann, zahle ich gerne viermal so viel wie für einen in form oder material minderwertigen.

              Da ist schon was dran. Nur muss so eine Entwicklung im Kapitalismus nach hinten los gehen. Loos spricht hier von der Produktivität der Arbeit und deren Nutzen streicht das Kapital ein. Sagen wir eine Ware wird, weil das Ornament fehlt in einem Drittel der Zeit produziert und der Marktpreis entspricht dem Ornamentierten, dann kommt die Differenz nicht dem Arbeiter, sondern dem Kapital zu gute. Dass das Ornament eine Vergeudung von Arbeitskraft ist, besonders wenn die Ornamente Handarbeit sind – stimmt.

      2. Die Blütr des Islam wat auch eigentlich nur eine kleine Oberschicht von Adeligen, Alchemisten, Mystikern und solchen privilegierten Leuten, die sich neugierig mit der griechischen Antike beschäftigten und auchbauf eigene neue Ideen kamen. Aber in der Breite der Bevölkerung war das nie der Fall. Und dogmatisch religiös waren diese paar Weisen (“Wissenschaftler” waren das ja noch nicht) auch nicht. Der gemeine Handwerker oder Bauer ging wie heute brav in die Moschee und hat gebetet zum einzig wahren Gott und seinem Propheten.

    4. “erzkonservative Golfmonarchien”? Hm, was konservativ ist, muss man vielleicht neu denken. Jedenfalls sind diese Emirate, abgesehen von ihrem vordemokratischen Herrschertum, sehr sehr modern. Sie haben einfach das Geld, um in eine technisch fortgeschrittene Zukunft zu investieren. Da ist auch viel gute Infrastruktur mit viel “Grün” dabei. Und ich habe noch nie eine solche vielfältige, multikulturelle und tolerante Bevölkerung gesehen wie in Dubai. “Business” ist ihr Zauberwort.

    5. “Die hohen Geburtenraten in Afrika und die niedrigen Raten in Europa werden aber ganz automatisch zu Migration führen, da kann Herr Sellner noch so viel reden. “

      Die Fliehen/Migrieren doch nicht wegen hohen oder niedrigen Geburtenraten, sondern wegen Krieg, Vertreibung, Verunmöglichung der Subsistenz, Armut usw.

    6. Brüder,

      es war gerade der Islam, der uns half das Erbe der griechisch-römischen Antike zu bewahren! Gerade der Islam ist die Religion des Wissens!

      So wurden im 8. bis 10. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung viele griechische und lateinische Werke ins Arabische übersetzt, was dazu beitrug, dass sie nicht verloren gingen. Diese Übersetzungen dienten dann als Grundlage für das europäische Mittelalter, in dem das Wissen der Antike wiederentdeckt wurde.

      Im Islam werden zudem Bildung und Wissen seit jeher hoch geschätzt, weshalb damals viele Bibliotheken und Universitäten gegründet wurden, in denen antike Werke aufbewahrt und studiert wurden. Auch dies trug dazu bei, dass das Wissen der Antike erhalten blieb. Denn Wissenserwerb und die Gelehrsamkeit sind wichtige Bestandteile des Glaubens und wir Gläubigen werden ermutigt, Wissen zu erlangen und zu verbreiten. Lest hierzu Sure 58:11: “Allah erhöht jene von euch, die glauben und jenen, denen Wissen gegeben wurde, in Rangstufen.” Und Sure 2:269: “Allah gibt Weisheit, wem Er will. Und wer Weisheit erhalten hat, dem wurde viel Gutes gegeben. Doch nur die Verständigen lassen sich ermahnen.” Sowie Sure 39: 9 “Sprich: ‘Könnten die Wissenden und die Unwissenden etwa gleich sein?’ Nur die Verständigen lassen sich ermahnen.” Sie betont die Bedeutung des Wissens und der Bildung und macht deutlich wie diejenigen, die Wissen erlangen, sich von den Unwissenden unterscheiden. Und auch Sure 58:20: “Allah schenkt euch Seine Gunst, indem Er euch von Seinem Wissen gibt. Und Allah umfasst alles Wissen.” Dieser Vers verdeutlicht, dass Gott (Allah) den Gläubigen Sein Wissen schenkt und dass Er allumfassendes Wissen besitzt. Auch dies soll uns Gläubige dazu ermutigen, nach Wissen zu streben und uns weiterzubilden.

      Zudem wurden im islamischen Goldenen Zeitalter (8. bis 14. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung) viele wissenschaftliche und philosophische Werke verfasst, die auf den Erkenntnissen der Vorjahrhunderte aufbauten. Dadurch wurde das Wissen weiterentwickelt und teilweise auch kritisch hinterfragt, was zu neuen Erkenntnissen führte. Denkt an Mathematiker und Gelehrte wie Alhacen, Albatanius, Algorismi, oder Thebit!

      Der Abstieg der Islamischen Reiche lag nicht an der Kultur des Islam. Hier irrt Bruder Wolfgang. Wie viele Reiche (ob auf ihrem Höhepunkt oder davor) wurden auch die islamischen von inneren Konflikten, Gier und Machtkämpfen geprägt, die zu Instabilität und Schwächung der Herrschaft führten. Dies führte zu einer Fragmentierung der Reiche und machte sie anfällig für Angriffe von außen (Mongolensturm). Dahinter steckt Schaitans Werk, der die Herzen der gläubigen wie ungläubigen Bewohner der Reiche verwirrte und ihnen Laster einflößte, sodass sie sich in Härte und Zorn statt in Eintracht und Liebe gegenüberstanden.

      Im Heiligen Koran werden wir Gläubigen dagegen explizit vor diesen Entwicklungen gewarnt. Lest Sure 3:103: “Und haltet fest zusammen an dem Seil Allahs und zerspaltet euch nicht; und gedenkt der Wohltat Allahs euch gegenüber, als ihr Feinde wart, und Er eure Herzen miteinander vereinte, so wurdet ihr durch Seine Gnade Brüder; und ihr wart am Rande eines Feuergrabens und Er rettete euch davor. So macht Allah Seine Zeichen klar für euch, auf dass ihr rechtgeleitet werdet.” Sure 8:46: “Und gehorcht Allah und Seinem Gesandten, und zankt nicht miteinander, so verliert ihr den Mut und eure Kraft entfällt euch. Und seid standhaft, wahrlich, Allah ist mit den Standhaften.” Sowie Sure 49:10: “Die Gläubigen sind Geschwister; so stiftet Frieden zwischen euren Brüdern, und fürchtet Allah, auf dass Er euch Barmherzigkeit erweise.” Diese Verse betonen die Wichtigkeit von Eintracht, Zusammenhalt und Liebe unter uns Gläubigen und rufen dazu auf, Streitigkeiten zu vermeiden und sich gegenseitig zu respektieren und zu unterstützen. Wie auch der Prophet Mohammed (Friede sei mit ihm!) sagte: “Ein Gläubiger zu einem anderen Gläubigen ist wie ein Bau, dessen Teile sich gegenseitig stützen.” Wie die Teile eines Gebäudes sich gegenseitig stützen, sollen auch die Gläubigen einander unterstützen und zusammenhalten, um eine starke und harmonische Gemeinschaft zu bilden. Darin haben die Gläubigen damals leider versagt!

      Auch der stärkere Handel war nicht von Dauer. Viele islamische Reiche litten unter wirtschaftlichen Problemen, wie etwa sinkenden Handelsrouten, Missernten oder hohen Schulden. Dies führte zu einem Rückgang der Wirtschaftskraft und einer Verschlechterung der Lebensbedingungen für die Bevölkerung. Aber auch dies kennt man von anderen Großreichen.

      Vor allem aber spielte seit der frühen Neuzeit der westliche Kolonialismus eine maßgebliche Rolle beim Abstieg der islamischen Reiche. Durch die Kolonialisierung wurden die islamischen Reiche militärisch, wirtschaftlich und politisch unterdrückt und ausgebeutet. Dies führte zu einem Verlust an Macht und Einfluss der islamischen Reiche und letztendlich zu ihrem Untergang.

      Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Kombination aus inneren Schwächen, wirtschaftlichen Problemen und dem Einfluss des westlichen Kolonialismus zum Abstieg der islamischen Reiche beitrug. Der Kolonialismus spielte dabei eine entscheidende Rolle, indem er die islamischen Reiche schwächte und ihre Unabhängigkeit und Souveränität untergrub.

      Friede sei mit euch!

      1. “islamischen Goldenen Zeitalter (8. bis 14. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung) viele wissenschaftliche und philosophische Werke verfasst”

        Das ist genau das, was Dein Vorredner schrieb: Während der Islamischen Expansion == des Islamischen Goldenen Zeitalters gab es Wissenszuwachs. Exemplarisch Deine Liste von Gelehrten: Die wurden alle während der Islamisierung geboren. Wo sind die islamischen Beiträge zur Wissenschaft nach dem 14. Jahrhundert?

        “westliche Kolonialismus”. Nenne mir mal Beispiele für westlichen Kolonialismus islamischer/arabischer Staaten. Insbesondere in der frühen Neuzeit. Das 13. bis 15. Jahrhundert war immer noch die Zeit der islamischen Expansion. Es war die Zeit der islamischen Expansion. Immerhin kam die Expansion zu ihrem Ende und damit kam auch der Wissens- und Vermögenszuwachs an sein Ende. Aber wo sind die originär islamischen Beiträge nach der Zerstörung alter Kulturräume?

        Der einzige, tatsächliche islamische Kulturraum war übrigens die arabische Halbinsel. Und die war niemals westliche Kolonie.

        1. @ Tuka Ram

          Tach,

          erlaube mir mal reinzugrätschen. Da ich zu faul bin ein Literaturverzeichnis zu erstellen bitte ich die Historiker und Islamgelehrten im Forum um etwaige Nachreichungen und Korrekturen.

          Wo sind die islamischen Beiträge zur Wissenschaft nach dem 14. Jahrhundert?

          Im Internet? Im Museum? Auf Ihrem Schreibtisch? Unten sind ein paar Seiten verlinkt, deshalb später mehr…

          Nenne mir mal Beispiele für westlichen Kolonialismus islamischer/arabischer Staaten.

          * Syria, Iraq, Egypt and others have entered the chat*

          Der Libanon existiert ja heute nur, weil die Franzosen ihn aus Syrien rausgeschnitten haben. Den Irak hat Gertrude Bell erfunden. Ansonsten gibt’s weiter unten noch mehr Beispiele. Und für eine allgemeine, strukturelle Erörterung von Orientalismus und der Durchdringung jener Region empfiehlt das Hause Ruber bspw. Eduard Saids „Orientalism“ sowie Pankraj Mishras „From the ruins of Empire“.

          Insbesondere in der frühen Neuzeit.

          Eroberung von Melilla 1497. Nach dem Fall Granadas 1492 stieg das spanische Interesse an nordafrikanischen Besitzungen. Man plante die Expansion in jenes Gebiet, auch Portugal besaß Interessen in der Region. Die „Entdeckung“ Amerikas führte dann gleichwohl gerade im Falle Spaniens zu einer Umlenkung und Änderung der Expansionspolitik nach Übersee. Das wiederum begünstige den Aufstieg der Barbaresken. Und als die irgendwann den Amis und Franzosen auf den Sack gingen, haben die sich des Problems im 19. Jahrhunderts angenommen. Bis dato war die Barbaresken-Küste (Maghreb-Küste) ein Tummelplatz für Outlaws, Piraten / Freibeuter aller Länder, Sklaven, Abenteurer…

          Die Portugiesen wiederum kontrollierten von ca. 1507 bis 1650 den Persischen Golf. Moneyquote:

          The Portuguese decided shortly after their arrival in the Eastern Seas to prevent the Arabs’ trade by the conquest of Ormuz.

          Das war wohl bloß die seinerzeitige Ausgabe der Operation „Prosperity Guardian“, ne?

          Immerhin kam die Expansion zu ihrem Ende und damit kam auch der Wissens- und Vermögenszuwachs an sein Ende.

          Definieren Sie „Wissens- und Vermögenszuwachs“. In welchen Bereichen versiegte der? Im Militär? Da lachen ja die Hühner. Medizin? Astronomie? Technik? Oh, die Osmanen und Araber haben in der Tat einige Entwicklungen verschlafen. Andere nicht. Für wieder andere Bereiche interessierten sie sich schlicht nicht.

          Es stimmt sicherlich auch allgemein, dass in einigen Bereichen, beispielsweise jenem der Erotikliteratur, seit Beginn der Neuzeit – und insbesondere unter dem Einfluss des westlichen Puritanismus – ein empfindlicher Rückgang zu verzeichnen war. Dabei gibt es so schöne Werke wie das aus dem 15. Jahrhundert stammende arabische Werk „Der parfümierte Garten“ (vulgo gerne als arabisches Pendant zum Kamasutra und Eheratgebern bezeichnet)… *gacker*

          Aber wo sind die originär islamischen Beiträge nach der Zerstörung alter Kulturräume?

          Ja, was ist denn „originär islamisch“? Das wissen vermutlich nicht mal die Muslime selbst (nicht böse sein @ Areion und Co.). Ich wüsste ja nicht mal was „originär deutsch“ ist. War Einstein ein deutscher Erfinder? Oder war er Einstein? Ist Altlandrebell ein deutscher Schreiber? Oder bloß Altlandrebell? Fragen über Fragen!

          Dann: Was meinen Sie bitte mit „Beiträgen“? Ich liste einfach auch mal ein paar Herren aus diversen Gebieten auf: Wie wäre es mit Kâtib Çelebi – osmanischer Universalgelehrter des 17. Jahrhunderts? Verfasste insbesondere wichtige Schriften zu Biografien, Geschichte und gerade auch Geografie. Oder Şerefeddin Sabuncuoğlu – osmanischer Chirurg des 15. Jahrhunderts. Dann Uluğ Bey – Timuridenfürst und Astronom, ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammend. Osman Hamdi Bey – osmanischer Archäologe des 19. Jahrhunderts. Und last but not least Hezârfen Ahmed Çelebi – osmanischer Flugpionier des 17. Jahrhunderts. Alle vergessen, alle nicht weiter von Belang? Na, dann suchen Sie sich von mir aus mit einer Suchmaschine Ihrer Wahl passende Alternativen. Ich habe Ihnen nur ein paar genannt. Schauen sie hier oder hier oder ganz woanders…

          Und die war niemals westliche Kolonie.

          Definieren Sie „Kolonie“. Definieren Sie „arabische Halbinsel“. Oben habe ich bereits die Portugiesen am Golf erwähnt. Dann hätten wir da die britische Kronkolonie Aden (falls jemand Lust hat sich mit der so faszinierenden wie tragischen Geschichte von Arabia felix auseinanderzusetzen). Weil’s den Briten so gut in der Region gefiel, haben sie sich 1891 den Oman als Protektorat einverleibt, Kuwait folgte 1899 und zuvor wurden bereits Verträge mit der Seeräuberküste <A HREF="hat
          “>erzwungen. Zwar hat der Oman „never formally constituted part of the British Empire, yet the extreme dependency of the Omani regime enabled the British to exert economic and political control of Oman, similar to colonial levels“.

          Unser stolzes Deutsches Reich wollte ja auch mitmischen (Kaiser in Jerusalem, Bagdadbahn, geplante Durchdringung des Osmanischen Reichs). Leider gab’s dann den Dolchstoß und wir wurden unglücklicherweise nur Sieger der Herzen im Ersten Weltkrieg. Sad. So sad.

          1. Hier die Vorgeschichte: https://de.wikipedia.org/wiki/Reconquista. Es war keine Eroberung, keine Kolonisation, sondern eine Rückeroberung und Befreiung.

            Die Rückeroberung und der Schutz Europas zog sich bis ungefähr 1850 (Seeschlacht Algier) hin, als die islamischen Piraten und Sklavenjäger endgültig geschlagen wurden. Erst im 19. Jahrhundert kam es zu ernsthaften Kolonialisierungen Afrikas durch westliche Staaten, also mehr als 1000 Jahren nach der Islamischen Expansion.

            Und nein, unter meinem Schreibtisch finden sich keine islamischen Erfindungen und Entdeckungen. Elektrizität und Papierkorb sind keine islamischen Ideen, sondern westlich.

            Die Spezialität des Islams ist Krieg. Das gesamte Konzept des Korans ist die Idee einer auf Krieg ausgerichteten Kultur.

          2. @ Tuka Ram

            Es war keine Eroberung, keine Kolonisation, sondern eine Rückeroberung und Befreiung.

            Wenn Sie das so bewerten – nun Ihre Meinung sei Ihnen unbelassen. Einig werden wir uns bei diesem Thema sicher nicht. Von etwas überzeugen oder zu etwas bekehren möchte ich Sie aber sicher auch nicht. Auf ein paar Punkte erlaube ich mir zugleich einzugehen, weil es vielleicht ein paar Mitleser gibt, die meine Meinung interessiert.

            Rückeroberung und der Schutz Europas

            Welches Europa bitte? Zählen Sie zu denen, die glauben bei Poitiers wurde die „Islamisierung“ Europas gestoppt? Dann hat wohl auch die Varusschlacht (von der man noch immer nicht weiß wie, wo und in welcher Form sie ablief – same here für Tours und Poitiers) die „Romanisierung“ Germaniens gestoppt?

            Oder meinen Sie das „Europa“, das mit den Osmanen kooperierte und gar nicht genug davon bekommen konnten, dass „der Türcke“ ihm gegen die Habsburger half?

            Oder meinen Sie den großen „Europäer“, der den Großen Türkenkrieg Kaiser Leopolds I. nutzte, um seine „Reunionspolitik“ auf Reichsboden voranzutreiben? Ihm verdanken wir auch so hübsche Ruinen wie die des Heidelberger Schlosses. (Altlandrebell verspricht hier hoch und heilig als deutscher Kanzler alles wieder originalgetreu aufzubauen – and France is gonna pay for it!)

            Wenn es so um „Rückeroberung“ und „Schutz“ ging – warum haben Louis und Poldi eigentlich keinen gemeinsamen Kreuzzug gestattet? Waren doch so fein katholisch, die beiden holden Christenbrüder? Oder könnte es sein, dass wir es bei all den Geschichten bestenfalls mit religiös verbrämten Macht- und Interessenskonflikten zu tun haben? Und „Europa“ eine Chimäre ist – genauso wie das ominöse „Abendland“?

            Oder finden Sie eigentlich, dass der Maghreb zum Abendland gehört? Zum Westen? Da wollten die Iberer sich ja hin ausdehnen, bevor sie in Amerika einfacher abzuschlachtende Völkerschaften fanden. Und das wäre übrigens sehr stimmig den Maghreb als Teil des Westens und „Europas“ aufzufassen, denn auf Arabisch heißt das Wort nichts anderes als – genau: Westen. Man hätte die Marokkaner doch in die EU lassen sollen, als sie 1987 um Beitritt ersuchten…

            islamischen Piraten und Sklavenjäger

            Meinen Sie so Typen wie Jan Janszoon? Der hat u.a. ein paar Mal Island geplündert. Erst als Holländer, dann – nachdem er „Türcke“ geworden war – als Barbareske. Solche Konversionen waren damals nicht sonderlich selten. Und die Verlockung von „fame and riches“ hat so manchen weißen „Europäer“ an die Barbareskenküste geführt – sogar ganz ohne Zwang. Andererseits war die Sklaverei damals überall im Mittelmeerraum so normal, dass man die Barbareskenüberfälle bloß – wie ein Autor es mal beschrieb – als „such minor thuggery“ bezeichnete.

            ernsthaften Kolonialisierungen Afrikas

            „Ernsthafte Kolonisierungen“ – alles klar. Vorher war gewaltloses Hauen, ne? Gold- und Sklavenküsten sind aber schon ein Begriff? Die Ausrottung der Altkanarier auch? Ach, deren Insel gehören ja heute zu Spanien, also Europa.

            Und nein, unter meinem Schreibtisch finden sich keine islamischen Erfindungen und Entdeckungen.

            Jeder wie er möchte.

            Nur wie kam – Stichwort Papierkorb – eigentlich das Papier einst nach Europa?

            Es ist übrigens immer noch umstritten, ob die Technik der Papierherstellung von den Arabern aus dem angenommenen Erstentwicklerland China übernommen und weiterentwickelt wurde oder Leute in den muslimischen Breiten eigenständig darauf kamen. Wäre nicht das erste Mal, dass Menschen an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten denselben Einfall hatten.

            Die Spezialität des Islams ist Krieg. Das gesamte Konzept des Korans ist die Idee einer auf Krieg ausgerichteten Kultur.

            Äh ja. Gut, dass wir das jetzt geklärt haben. Wenn Sie „Islam“ durch „hiesiges System“ und „Koran“ durch „Nationalismus bzw. sonstige -ismen“ ersetzen könnten, würde ich es sogar fast schon unterschreiben.

            Nun ja, die einen fürchten sich vor dem „Islam“, die anderen vor „Klima“, die dritten vor „Putin“, die nächsten vor „Crash“, „Querdenkern“, „Nazis“ oder was sonst gerade im Supermarkt der Angst im Sonderangebot ist. Nur vor dem herrschenden System, das all diese Ängste produziert und zwecks divide et impera platziert, hat wohl keiner Angst.

            Und für alle an etwas Einführungsliteratur zu dem Themengroßkomplex interessierten Mitleser, hält das Hause Ruber zu früher Stunde bereit:

            – Bauer, Thomas (2020): Warum es kein islamisches Mittelalter gab

            – Berger, Lutz (2016): Die Entstehung des Islam

            – Bowersock, G.W. (2019): The Crucible of Islam

            – De Bellaigue, Christopher (2018): The Islamic Enlightenment: The Modern Struggle Between Faith and Reason

            – Finkel, Caroline (2005): Osmans Dream

            – Krämer, Gudrun (2005): Geschichte des Islam

            – Lewis, David (2018): God’s Crucible: Islam and the Making of Europe, 570-1215

            – Nagel, Tilman (1998): Die islamische Welt bis 1500

            – Schulze, Reinhard (2016): Geschichte der Islamischen Welt: Von 1900 bis zur Gegenwart

            [Medienkompetenz und Quellenkritik wird wie üblich vorausgesetzt]

            1. Ein Besuch beim overton-magazin ist wie eine Party mit lauter interessanten Leuten, leider halt nicht live und in Farbe. Dafür hat man die Ausführungen schwarz auf weiß. Ich werde mir das noch mal in Ruhen anschauen. Ich würde den Faden gerne weiterspinnen, aber ich muss jetzt noch schnell die Welt retten, ein bisschen Geld verdienen und das tun was sonst noch so ansteht. Vielleicht ein anderes Mal.

    7. Oh, ein neues Sternchen am “Gefälligst-Richtige-Haltung-Einnehmen”-Himmel:

      Flugzeugkatastrophe von Ramstein oder: Das durchstoßene Herz
      13. März 2024
      Stefan Nold

      Statt Baer, Bock und Zimmermann: Ein Königreich für einen Genschman!
      8. März 2024
      Stefan Nold

      “Die Nettoreproduktionsrate (Töchter pro Frau) ist mit Ausnahme von Afghanistan und einigen Ländern Afrikas rückläufig und liegt unter 1,”

      Bruhahaha. mag ja sein. Aber selbst wenn es so wäre (übrigens muss diese “Nettoreproduktionsrate” für die Töchter nicht auch gelten), wieso soll das ein Grund sein, dass die alle hierher zu uns kommen sollen dürfen?

      “aber wir können die natürliche Bewegung nicht aufhalten” Was für eine “natürliche Bewegung” denn? An der Bewegung ist nur eines “natürlich”: dass wenn man das Leben der Menschen an einem Ort zur Hölle macht (Wirtschafts- und andere Kriege), die Menschen da weg wollen und dass wenn es irgendwohin keine Hindernisse gibt sondern sogar Anreize gibt, natürlich der Hauptstrom dahin geht.

      Punkt A): das Leben dort zur Hölle machen nicht wir hier sondern die Vielzureichen und Vielzumächtigen der Welt.
      Punkt B): auch die Anreize hierher zu kommen machen die Vielzureichen und Vielzumächtigen der Welt mittels derer “Politiker” in den Ländern und in der EU.

      Weil das alles deren Agenda dient, die da heißt: Profit, Profit, Profit!

      Nee ehrlich, mit sowas halbblinden Bessermenschischem sich auseinanderzusetzen ist fürchte ich sinnlos.

  5. In ihren Augen ist jeder ein Nazi, der für seine Leute einsteht und Vorteile für sie erstreiten will, weil es ihrer linken Gleichmacherei im Weg steht. Es ist auch jeder ein Nazi, der das Fremde nicht als das neue Normal akzeptieren will. Es ist auch jeder ein Nazi, wer es anspricht, das eine Umvolkung stattfindet, obwohl es in einigen Regionen bereits Schulen gibt, wo kein einziger ursprünglicher Beheimateter mehr anzutreffen ist. Deutlicher geht es eigentlich nicht mehr, aber wer das anspricht, ist ein Nazi.

    Was aber bereits in sich schwachsinnig ist, da Konservative bewahren wollen und dabei in der Regel keine Sozialisten sind. Der Nationalsozialismus war aber eine linke Bewegung, mehr oder weniger ein nationaler Kommunismus, das hat mit einem konservativen Weltbild überhaupt nichts zu tun. Das Gegenteil ist der Fall, weil die moderne konservative patriotische Einstellung eine Selbstverwaltung anstrebt, die mit einer linken Gleichschaltung nicht zu vereinbaren ist. Daher ist der Nazi Vorwurf in sich schon komplett falsch. Was man ihm vorwerfen könnte, das er antidemokratische Bestrebungen haben kann, da ein konservativer Flügel eine Tendenz zur Monarchie hat, aber der überwiegende Rest strebt eine basisdemokratische Zukunft an. Außerdem finde ich den versteckten Nationalsozialismus, der von sich behauptet Anti-Faschist zu sein, nicht nur wesentlich gefährlicher, sondern, aufgrund seiner Aktivitäten wesentlich katastrophaler, weil dieser die gesellschaftliche Struktur nicht nur für immer verändert, es soll auch für immer eine gesellschaftliche Gemeinsamkeit verhindert werden, da sich die Bevölkerung aus so vielen Facetten zusammensetzen soll, das die zukünftige Gesellschaft nur noch aus vielen Konflikten besteht. Also gerade die, die von sich behaupten für das Neue zu sein, zerstören damit die Zukunft, weil so eine Gesellschaft nur mit Gewalt und Druck zusammengehalten werden kann, was wiederrum bedeutet, dass diese Gesellschaft niemals frei, im Sinne von selbstbestimmt, sein kann.

    Und genau das ist gewollt, sie benutzen die Neubürger, um die finanziellen Möglichkeiten der westlichen Gesellschaften auszubluten. Sobald der Staat kein Geld mehr hat, werden nicht die Ausgaben reduziert, stattdessen werden die Steuern und Abgaben erhöht, bis die Bürger nichts mehr haben. Diese sind dann gezwungen jede gesellschaftliche Änderung zu akzeptieren. Ihnen wird nichts gehören und sie werden glücklich sein. Dafür muss man ihnen aber erst einmal alles wegnehmen. Sie nutzen also die neue Zusammensetzung der Bevölkerung, neben dem Klimathema und Krieg, um dieses Ziel zu erreichen und es wird jeder zum Nazi gemacht, der sich dagegen auflehnt und das von den eigentlichen Nazis, denn ihr geistiger Vater wurde unter ihnen sozialisiert.

    1. Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.

      Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler.

      Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.

      Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.

      – Martin Niemöller

    2. Der Nationalsozialismus war aber eine linke Bewegung, mehr oder weniger ein nationaler Kommunismus

      Was für ein irrlichternder Blödsinn. Das war eine zutiefst elitistische Veranstaltung, die ebenfalls erwähnte Gleichschaltung galt ausschließlich für die ‘dumme Masse’, als Basis für verschärfte Ausbeutung und Unterdrückung. Nichts daran war links oder gar kommunistisch, trotz des – absichtlich – irreführenden ‘Sozialismus’ im Namen.

    3. “Es gab keine guten oder schlechten Nationalsozialisten. Sie allesamt waren Nazis, die von menschenfeindlichen Motiven getrieben worden, sie einte der Haß auf Demokratie und fremde “Rassen”, auf Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma, Kommunisten und Sozialdemokraten. Sie wollten eine Welt bauen die auf der Ideologie einer Herrenrasse gründete, in der kein Platz war für Kranke und Schwache, Nonkonformisten und Querdenker (sic!)
      Der einzige Unterschied zwischen den Baumeistern bestand wohl in der Wahl der Instrumente. Die einen bevorzugten Zyklon B und den kürzesten weg die anderen wollten es weniger ruhiger und weniger blutig angehen. Sie waren deshalb aber deshalb nicht humaner. ” Gregor Gysi Vorwort zu “Die Strasser Legende von Kurt Gossweiler” S. 1 Edition Ost 1994

    4. “Der Nationalsozialismus war aber eine linke Bewegung, mehr oder weniger ein nationaler Kommunismus,”

      Sie sollten doch langsam lernen dass nicht immer drin ist was drauf steht…..Und wenn die Nazis Kommunisten waren, dann ist die Erde flach und der Mond aus Quark !

    5. “Es ist auch jeder ein Nazi, wer es anspricht, das eine Umvolkung stattfindet, obwohl es in einigen Regionen bereits Schulen gibt, wo kein einziger ursprünglicher Beheimateter mehr anzutreffen ist.”

      Es wundert mich immer sehr, wie man so einen hanebüchenen Quatsch von der “Umvolkung”, also Bevölkerungsaustausch, glauben kann. Wenn die deutsche Bevölkerung durch Austausch ersetzt wird, wo ist sie denn dann jetzt? Nach Siebenbürgen ausgewandert bzw. zwangsumgesiedelt? Nicht, dass es das nicht schon gab, aber das sah dann so aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Bevölkerungsaustausch_zwischen_Griechenland_und_der_Türkei
      Es wird ja niemand behaupten wollen, dass mit Umvolkung sowas gemeint ist bzw. tatsächlich stattfindet.

      Die Schulen wo es wenige mit deutschem Migrationshintergrund gibt, liegen halt einfach in Ausländer/Armenvierteln. Wo die Mietpreise entsprechend niedriger sind als anderswo.

      1. @ Krim

        Ich hatte Ihnen das doch vor ein paar Wochen schon mal erklärt.
        Haben Sie es vergessen?

        Nun wiederholen Sie fast wortwörtlich die gleiche falsche Interpretation des Begriffs “„Umvolkung“ erneut. Das mag bei Kindern funktionieren, aber nicht bei Erwachsenen.

        1. Der übliche Versuch in seiner Blase zu bleiben und der Diskussion aus dem Weg zu gehen.
          Man könnte am Ende noch etwas Neues erfahren, das ist aber nicht gewünscht.

  6. Was um Himmels Willen ist „rechts“ daran, die vielfältigen Probleme, die mit der Einwanderung verbunden sind, zur Kenntnis zu nehmen und an Lösungen zu arbeiten?

    rechts daran ist, daß es “das deutsche” ist, was das “problem” lösen will…
    also alles nichtprogressive, nichtintellektuelle, nichtaufgeklärte, nichtlinke, nichtemanzipative und nichtantikapitalistische

    der ober “identitäre” sellner, bzw. seine bewegung “die identitären”, ist jeder person, die sich mit antifaschismus, rassismus und nazis beschäftigt hat schon lange, mindestens 10 jahre, ein begriff. anscheined rennen hier nur begriffslose rechte in den kommentarbereichen ohne jegliches hintergrund wissen herum…

    der versuch den braunen kameraden sellner und sein geseiere auf dem niveau von “mein kampf”, also nullniveau, per begriffshyperbolisierung weiß zu waschen, dürfte diesem magazin nicht besonders gut bekommen. das stinkt hier alles zunemhemd nach deutschnationalistischem. es wird langsam zeit diese gegend hier zu verlassen…

    1. “der versuch den braunen kameraden sellner ….per begriffshyperbolisierung weiß zu waschen, ”

      Wer den Artikel gelesen und verstanden hat, wird mit Sicherheit nicht von “weißwaschen” reden, es sei denn er würde die faschistischen Strukturen gutheißen, die derzeit in diesem Land etabliert werden sollen. Womit er auf dem gleichen Niveau wäre wie Sellner. Nur halt gewissermaßen am anderen Ende….

    2. Wenn Sie die Regeln der deutschen Rechtschreibung anwenden würden, könnte man sie leichter lesen und besser verstehen, was Sie meinen.

    1. Hitler soll Vegetarier gewesen sein. Also Frage zu dem wahrscheinlich irgendwie als subversiv oder aufklärend geltenden Spruch: Ja und?

      Wir werden wirklich nur noch durch Trigger gesteuert. Eigenes Denken? Eigenes Wollen? Eigenes Handeln? Fehlanzeige!

  7. “Nazi” ist das Lieblingswort aller degenerierten Dummköpfe. Der Mensch kann von Geburt an drei Dinge: Saufen, schreien und scheißen – bei den meisten wird es auch nicht mehr – außer vielleicht das Wort “Nazi” lernen.

  8. Es gibt Menschen mit anderer Meinung. Das haben wir einfach verlernt.
    Intellektuelle waren traditionell links. Warum soll es keine rechten geben?

    1. Nun die Intellektuellen sind ja heute noch links man betrachte doch einfach die Regierungsriege mit Baerbock, Habeck, Faser oder Lang nur als kleinen Auszug.

  9. Es ist weltweit eine ökonomische und ökologische Frage, ob die Menschen in ihrem Leben umherwandern oder ob sie in aller Regel bleiben, wo sie geboren sind. Massenmigration – noch dazu in nur eine Richtung und noch dazu von vorwiegend jungen Männern kann nicht gut gehen, egal wie man zu Begriffen wie “Volk” usw. steht.

  10. Der Artikel war durchaus interessant.

    Was für meine Begriffe aber zu kurz kommt, das ist die bei Sellner höchstwahrscheinlich im Buch vorgetragene Begründung, zu welchen Problemen und Nachteilen die massive Zuwanderung führt. Ich kann mir schwer vorstellen, dass er eine relative(!) ethnische und homogene Homogenität allein als Selbstzweck propagiert.

    Weit wahrscheinlicher ist es, dass er sie deshalb vertritt, weil er auf diese Weise bestimmte Probleme vermeiden will.
    Geht es ihm “nur” um das Sich-fremd-fühlen im eigenen Land oder führt er weitere Probleme an? Etwa die Kriminalität und innere Sicherheit, den Niedergang im Hinblick auf die traditierten Kulturgüter, die Bildungserfolge der Schulen, die Stellung der Frau in der Gesellschaft, die Transferkosten für beruflich erfolglose Einwanderer, die Festigung von Parallelgesellschaften mit alternativer Werteordnung, die leichtere Bildung eines europäischen Superstaates usw.

    Herr Waldrich fragt sich:
    “Es existiere [bei Sellner] nur ein einziges Hauptziel des rechten Spektrums: nämlich den Bevölkerungsaustausch wieder rückgängig zu machen.
    Ich bin überrascht:  Schicksalsfragen, wenn überhaupt, sehe ich ganz woanders.
    Wie erhalten wir den Frieden, retten das Klima und vor allem: Wie ist es möglich, jene Demokratie, die nach dem Deutschen Grundgesetz möglich wäre, nicht nur zu bewahren, sondern sie zuerst einmal umfassend zu etablieren?”

    Ich vermute, Sellner würde erwidern, dass ohne die Lösung der einen Frage (Bevölkerungszusammensetzung) auch die andere Frage, also jene im Hinblick auf die Verteidigung der Demokratie, nur noch sehr schwer lösbar wäre.

    Da er schon an anderer Stelle, wie Herr Waldrich ausführt, von “Demokratiesimulation” geschrieben hat, würde Sellner vermutlich sagen, dass die immer heterogenere Bevölkerung dazu beiträgt, dass das aktuelle Muster des “Teile und herrsche” noch besser praktiziert werden kann und dass damit die Demokratiesimulation ungemein erleichtert wird. Das ist kaum zu widerlegen.

    1. “Sich-fremd-fühlen im eigenen Land oder führt er weitere Probleme an”

      Sich im eigenem Land fremd fühlen, ist das nicht schon schlimm genug?

      Etwa um 2050 werden Muslime in Deutschland die Bevölkerungsmehrheit stellen und sind dann in der Lage das Grundgesetz abzuschaffen und durch die Sharia zu ersetzen. Eine Demokratie gibt es dann nicht mehr, Politik wird unter islamischen Klerikern ausgemacht und wir werden so leben, wie die Menschen in islamischen Ländern halt leben. Ist das gut oder schlecht?

      1. Es wurde auch schonmal befürchtet, durch Einwanderung und stärkere Vermehrung würden Katholiken die Mehrheit stellen und das Land ins Mittelalter zurückführen.

        All das ist blöd und absurd und typisch für deutschnationale Rassisten und Faschisten. Ich lebe in einem Gebiet mit vielen Muslimen und sehe die Unterschiede, etwa zwischen Türken, Libanesen, Syrern, Afghanen, Iranern.

        Die Vorstellung, dass die sich alle zusammentun und ein deutsches Kalifat schaffen, ist mega absurd. Auf sowas kommen Pegidioten und in ihre Schwanzspitze verliebte Egomanen wie Hüllebeck (das Buch ist trotzdem ganz lustig). Der Islam kennt keine religiöse Zentralgewalt, die Geistlichen sind viel abhängiger von ihren Gläubigen als christliche Pfaffen, und sind entsprechend vielfältig in Ansichten und Strömungen.

        Bevor Deutschland und die USA und andere Komplizen Syrien überfallen haben, haben dort über Jahrhunderte Christen, Muslime verschiedener Richtungen, Juden und andere (meiner Erinnerung nach gab es noch Zoroastrianer) zusammengelebt ohne Religionskriege, wie sie das “Abendland” der Pegidioten gepflegt hat.

        Von allen Religionen ist das Christentum die toxischste. Übertroffen wird es nur noch von “aufgeklärten” und “wissenschaftlichen” Rassisten.

        P.S.: Zur “Ehrenrettung” von Soumission muss angemerkt werden, dass die französische Banlieue in der Tat homogener ist als Berlin oder Dortmund. Trotzdem ist auch da die Vorstellung einer Moslempartei Schwachsinn.

      2. @ Tuka Ram

        “Sich im eigenem Land fremd fühlen, ist das nicht schon schlimm genug?”

        Ja, das ist es.

        Die anderen Probleme, die ich oben erwähnte, sind Folgeprobleme dieses einen Problems.

        Das können nur deutschfeindliche Rassisten und neoliberale oder links-totaliäre Antidemokraten übersehen.

        1. Erklärt mir bitte mal, wieso die Klassenkameraden meiner Kinder, in Deutschland geboren, weniger “im eigenen Land” sind als andere, die sich als “Biodeutsche” empfinden, weil ihre Eltern Türken, Polen, Koreaner sind. Erklärt mir, wieso eine promovierte Veterinärmedizinerin, deutsche Staatsbürgerin von Geburt, mit afrikanischem Vater (Ingenieur, deutscher Staatsbürger) und “biodeutscher” Mutter, weniger “im eigenen Land” ist als Pegida-Anhänger?

          Bin ich eigentlich “richtiger Deutscher”, mit Vorfahren in Russland (Shitomir), Polen und Frankreich? Richtig bio ist das ja auch nicht, wobei ich die Sprache (neben anderen) wohl besser beherrsche und würdige als die Mehrzahl der “Biodeutschen”.

          Die Probleme, die wir haben, sind solche der neoliberalen Politik, und der damit zusammenhängenden Verbrechen im Wohnungsbau und im Schulwesen. Unter anderem.

          1. @ aquadraht

            Okay, Sie haben hier ausnahmsweise mal ganz umgänglich und höflich geschrieben, sodass ich doch antworten möchte.

            Die biologische Abstammung ist gar nicht der zentrale Punkt. Das war im NS-Staat für spinnerte Rassentheoretiker ein Thema, aber es heute kein Thema. Auch ich habe beispielsweise Vorfahren aus Frankreich (Hugenotten).
            Für die AfD ist die Abstammung ebenfalls keineswegs der Kernpunkt, obwohl kenntnisarme Beobachter ihr das gerne unterstellen. Übrigens spüren das auch so manche Zuwanderer, nicht nur Akif Pirincci, und sind angesichts der konservativen Positionen der AfD zunehmend bereit, diese Partei zu wählen. Können Sie alles googeln. Aber zurück zum Thema.

            Der Kernpunkt ist das Spüren von Ähnlichkeit. Das ist etwas zutiefst Menschliches. Man spürt Ähnlichkeit und Nähe anhand der Wahrnehmung des Äußeren des anderen Menschen und des erkennbaren Verhaltens.
            Das Verhalten wiederum äußert sich in Form der Sprache, der Denkweise, des Wertesystems, oft auch der Religion, der Sitten und Gebräuche usw.

            Sind diese Dinge ähnlich, so sind ein Gemeinschaftsempfinden und Kooperation seeehr viel leichter möglich.

            Aus dem Erfahren von Nichtähnlichkeit entstehen praktisch automatisch diverse Folgeprobleme.

            Sie besitzen anscheinend in gewisser Weise keine Identität, fühlen sich lediglich als Mensch. Okay, das können Sie machen.

            Allerdings bedeutet das auch eine Atomisierung: der Mensch an sich, klein, vereinzelt, ohne nationale und kulturelle Wurzeln, eine Monade im neoliberalen Sturmwind unserer Zeit.
            Wollen Sie das wirklich?

            Ihr Problem ist außerdem, dass zwar SIE so denken, aber nicht die übergroße Mehrheit der anderen Menschen in unserem Lande und auf der Welt. Und so wird es auch bleiben. Und Sie können nicht erwarten oder gar erzwingen, dass die anderen Menschen Ihre Sicht übernehmen.

            Das eigene Land, das ist logischerweise natürlich immer das Land derer, die dort schon lange leben. Das ist doch klar und wird überall auf der Welt so gesehen!!!

            1. Es gibt einen tieferen Grund.

              Jeder Mensch ist Rassist. Diejenigen, die es nicht waren, konnten nicht unsere Vorfahren sein. Aber kulturell ist dieses Gefühl so verpönt wie früher Homosexualität. Und so äußert es sich halt anders, nämlich als “die” und “wir”. Man mag es Sublimierung nennen. Man schreibt dann so wie viele Kommentatoren hier, wie auch aquadraht.

              Man gibt vor zu glauben, dass alle Menschen bis auf die Hautfarbe gleich sind, gleich fühlen und denken, und verleugnet damit die Evolution samt der gesamten Biologie. Intelligent Design lässt grüßen. Und das tief drinnen sitzende schlechte Gewissen lässt sich, wie früher die Sexualität vorzüglich zur Lenkung der Menschen benutzen.

              Es ist ganz natürlich, dass sich ab einer bestimmten Dichte die Ethnien zusammenfinden und zusammenhalten. Das haben die Russlanddeutschen und die Siebenbürgen damals genau so gemacht wie die Türken heute. Allen anderen Völkern gestehen wir das Recht zu, unter sich bleiben zu wollen und Kolonisten abzuweisen. Nur uns Deutschen soll das nicht zustehen?

              Und wenn diese Leute unter sich bleiben wollen, ihre Kultur pflegen, so ist das gut und richtig. Aber warum müssen sie das in einem bereits überbevölkerten Land tun? Warum kümmern sie sich nicht um ihr Herkunftsland, bauen es auf und verbessern es? Nun, sie sind hier, weil die Herrscher der Welt genau dieses Gegeneinander – verstärkt durch die Religionen, die Assimilation verhindern – benötigen, damit sich nicht “die da unten” gegen “die da oben” verbünden. Und diese “Sublimierung” des angeborenen Rassismus ermöglicht es, dass sich die Einheimischen gegen ihre Entmachtung nicht wehren.

              Triumph der Sozialingenieure.

              1. @ etwasvernunft

                [+++]
                Brillanter Kommentar!

                Zu Ihrem letzten Absatz:
                Ich nehme an, dass Sie das Buch von Friederike Beck kennen:
                “Die geheime Migrationsagenda. Wie elitäre Netzwerke mithilfe von EU, UNO, superreichen Stiftungen und NGOs Europa zerstören wollen” (2016).
                Wenn nicht – es lohnt sich.

              2. “Man gibt vor zu glauben, dass alle Menschen bis auf die Hautfarbe gleich sind, gleich fühlen und denken, und verleugnet damit die Evolution samt der gesamten Biologie.”

                1. gibt es da noch Anderes was durch Gene definiert wird als die Hautfarbe und niemand wird das bestreiten und 2. doch genau so ist es: Fühlen und Denken sind von der Biologie her identisch und haben aufgrund von Kultur einfach andere Inhalte, die aber mit Biologie nichts zu tun haben. Sie können ja gerne das Gegenteil beweisen mit einer Ableitung: Wenn die Biologie so und so ist, dann MUSS Gedanken und Fühlen so und so sein. Und dann wirds halt amüsant, weil jeder erkennt dann sofort den Rassisten, weil es halt seeeeeehr weit her geholt ist. Oder man könnte die Biologen fragen, Sie sind per Zufall Experte auf dem Gebiet? Vielleicht ein Biologie Studium gemacht und dabei.. überraschende Entdeckungen? Ok genug über einen Rassisten gelacht..

                1. Sie haben also Biologie und Genetik studiert und wissen es genau. Dann könnten Sie wahrscheinlich Ihre Position mit empirischen Daten unterlegen.

                  Aber unterziehen Sie sich nicht der Mühe, denn ich finde es blöd, jemand anderer Meinung nach Belegen zu fragen. Und Ihre Sublimation Ihres ganz persönlichen Rassismus haben Sie ja belegt.

                  Q. e. d.

                  1. Sie sind ja hier mit einer steilen These aufgefallen, nicht ich. Also können sie einen einzigen kleinen Zusammenhang nennen, oder ihre Meinung weiter wertschätzen gehen.. Wie soll ich denn belegen, dass KEIN Zusammenhang da ist? Für alle möglichen Gen-Kombinationen alle möglichen Denkweisen und Gefühle statistisch erfassen? Sind Sie überhaupt schon aus der Schule raus?

                    1. Sie haben insoweit recht, als es prinzipiell unmöglich ist, das nicht-vorhanden- sein von etwas zu beweisen.

                      Auch ich bin Laie aber verstehe etwas von Evolution, da ich deren Prinzipien vor langer Zeit in technischen Zusammenhängen benutzt habe. Wenn Sie also davon ausgehen, dass die Evolution in der Menschheitsentwicklung zu einer Anpassung an die Umwelt geführt hat, dürfen sie die Verhaltensweisen natürlich nicht außer acht lassen.

                      Interessant ist, dass in Gefangenschaft geborene Raubtiere beim Auswildern die Reaktionen zeigen, die für deren üblichen Beutetiere optimal sind. Daraus folgt, dass auch Verhaltensweisen vererbbar sind. Welche guten Gründe hätten Sie denn, dass das beim Menschen nicht so ist?

                      Selbstverständlich ist das Verhalten von Menschen hochgradig durch Kultur und Erziehung veränderbar. Und es gehört m. E. zu den völlig unterbelichteten Aspekten psychologisch/neurologischer Forschung, die Verhaltensprägung im frühesten Kindesalter zu untersuchen.

            2. Sie sehen das aus Ihrer AfD-Sicht natürlich falsch. Ich sehe mich als Kommunist, und als deutscher Kommunist. Die deutsche Sprache ist mir dabei wichtig (das ist auf der Rechten, und bei den Grünen eher unterentwickelt) und die deutsche Literatur.

              Ich halte die Panik der Pegidioten für gnadenlos dumm und obszön. Mir ist durchaus bewusst, dass die AfD, als eine CDU-FDP-Ausgründung, mit diesen Panikern und Krawallbrüdern nicht identisch ist. Ich halte sie auch nicht für eine neue NSDAP, aber sehr wohl für politische Gegner mit inakzeptablen Werthaltungen und verantwortungsloser und opportunistischer Nutzung rechtsextremer Tendenzen. Sie reitet gern auf der braunen Welle, was für alle riskant sein kann.

              Der Sellner ist im Übrigen eher ein Unter- als ein Obernazi, ihn überhaupt als Nazi zu bezeichnen, ist Stuss. Das macht seinen völkischen Brunst nicht weniger abstossend.

              1. @ aquadraht

                Ziemlich mutig und für mich völlig unverständlich, wie Sie sich als anscheinend intelligenter Mensch noch Jahrzehnte nach den Desastern und Mordorgien des Kommunismus allen ernstes noch trauen, sich als Kommunisten zu bezeichnenen.
                Aber das nur am Rande.

                Sie schreiben:
                “Sie sehen das aus Ihrer AfD-Sicht natürlich falsch. ”

                Der Satz ist falsch, denn Sichtweisen und Meinungen können per definitionem gar nicht falsch sein, weil es ja um Meinungen und nicht um Tatsachen geht.

                Ich registriere mit Genugtuung, dass Sie doch zwischen “Nazis” und Konservativen unterscheiden.

                Außerdem: Es gibt heute keine “braune Welle”. Nirgends.
                Allenfalls vielleicht vor Jahren oder Jahrzehnten bei der ehemaligen NPD, doch ist diese “Welle” ja längst bedeutungslos geworden.

                Ist Ihnen aber bewusst, dass Sie in Ihrer Antwort eigentlich irgendwo meine Argumentation aufgegriffen haben?

                Dann habe ich es wohl umsonst geschrieben … ? Oder ist Ihre Formulierung, dass meine Gedanken als “AfD-Sicht” zu bezeichnen wären, als inhaltliche Antwort zu verstehen?! Mag sein.
                Eine bloße Eintütung als AfD-nah bedeutet allerdings keine inhaltliche Widerlegung.

  11. “Geht es ihm „nur“ um das Sich-fremd-fühlen im eigenen Land oder führt er weitere Probleme an? Etwa die Kriminalität und innere Sicherheit, den Niedergang im Hinblick auf die tradierten Kulturgüter, die Bildungserfolge der Schulen, die Stellung der Frau in der Gesellschaft, die Transferkosten für beruflich erfolglose Einwanderer, die Festigung von Parallelgesellschaften mit alternativer Werteordnung, die leichtere Bildung eines europäischen Superstaates usw.”

    Wenn es ihm nur um Problemlösung ginge, dann bräuchte er die deutsche Identität gar nicht. Es ist umgekehrt. Die Probleme bebildern nur die diagnostizierte Überfremdung des Deutschen.

    “würde Sellner vermutlich sagen, dass die immer heterogenere Bevölkerung dazu beiträgt, dass das aktuelle Muster des „Teile und herrsche“ noch besser praktiziert werden kann und dass damit die Demokratiesimulation ungemein erleichtert wird.”

    Wieso soll eine heterogenere Bevölkerung die Demokratiesimulation erleichtern? Die Simulation kann weniger komplex sein, wenn es sich um eine homogen deutsche Bevölkerung handelt. Also kommt die homogene Bevölkerung der Simulation entgegen.

    1. @ Krim

      Nur kurz aus Zeitmangel:
      Sie fragen:

      “Wieso soll eine heterogenere Bevölkerung die Demokratiesimulation erleichtern?”
      Das ist doch offensichtlich.
      Eine sehr heterogene Bevölkerung ist sehr viel schwerer, im Grunde fast nie, dazu in der Lage, geschlossen und mit einheirtlichen Forderungen gegenüber den Machteliten aufzutreten.
      Deswegen wird ja die Mthode “Teile und herrsche” seit Jahrhunderten praktiziert.

      Außerdem: Fast alle erfolgreichen Protestbewegungen oder Revolutionen gegen eine unbeliebte und anmaßende Regierung erfolgten in Ländern mit einer recht großen ethnisch-kulturellen Homogenität. Insbesondere im 19. Jahrhundert waren nahezu alle linken Revolutionsbewegungen zugleich auch national. Im 20. Jahrhundert hat sich das nur unwesentlich geändert.
      Lediglich die russische Revolution stellt eine gewisse Ausnahme dar, obwohl man natürlich darauf verweisen kann, dass im russischen Zarenreich trotz der vielen Völkerschaften ja um 1917 eine ganz eindeutig russische Leitkultur herrschte, in die sich auch die Bolschewiki, die ja unterschiedliche Herkünfte hatten, einfügten.

      “Wenn es ihm nur um Problemlösung ginge, dann bräuchte er die deutsche Identität gar nicht. Es ist umgekehrt. Die Probleme bebildern nur die diagnostizierte Überfremdung des Deutschen.”

      Ohne die Identität sind die Probleme erst recht unlösbar.
      Ihrem zweiten Satz kann ich zustimmen.

        1. Das war jetzt der Versuch eine De-Railings, oder? Sowohl in Russland als auch China gibt es eine klar dominierende Leitkultur. Und eben diese Leitkultur wird im Westen zerstört und durch Multi-Kulti ersetzt.

            1. Man kann auch in Zweifel ziehen, wie weit unsere Staaten des kollektiven Westens, die angelsächsischen besonders, im Sinne der Volkssouveränität, also im Sinne Kants, demokratische Staaten sind.

              Ich empfehle zum Einstieg Ingeborg Maus. Über Volkssouveränität. Elemente einer Demokratietheorie, dieselbe: Menschenrechte, Demokratie und Frieden. Perspektiven globaler Organisation. und zur Verselbständigung der Justiz: Justiz als gesellschaftliches Über-Ich. Zur Position der Rechtsprechung in der Demokratie.

              In vieler Hinsicht sind Russland und China demokratischer. Und meistern auch – wenn auch nicht problemlos – das Zusammenleben vieler Ethnien und die Koexistenz sehr unterschiedlicher Kulturen. Nicht ideal, aber wir wären die letzten, die sich darüber erheben können.

          1. Die “Leitkultur” Chinas ist das Konzept von TIanxia 天下, das eben keine dominierende “Leitkultur” kennt. Das sind europäische Vorurteile. Russland definiert sich als multiethnischer, multireligiöser und multikultureller Staat.

            Aber Du sprichst oder verstehst weder die eine noch die andere Sprache, noch kennst Du die Literatur, Kultur und Philosophie, aber Deine Vorurteile projizieren ist ja einfach.

          2. Der Westen hat sich seit den Kreuzzügen nicht so gross geändert, überfallen, überwältigen, ausbeuten, ausrotten. Das hat schon lange mit Kapitalismus zu tun, ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das als Erklärung reicht.

            Die westlich-christliche “Zivilisation” war bereits (in Süd- und Mittelamerika, siehe de las Casas) genozidal, ehe sie kapitalistisch war. Die ursprüngliche Akkumulation des Kapitals speiste sich aus Massenausrottungen, die sich hinter den späteren der Nazis nicht verstecken mussten.

            Die Deportation der Afrikaner über den Atlantik, 15-20 Millionen Menschen bei fünf bis zehnmal so hoher Todesrate vom Einfangen über die Verschiffungslager bis zur Auktion, kann man bereits als marktwirtschaftliche “Grosstat” werten.

            Über die verschiedenen “Kolonialreiche” will ich mich nicht ausführlich verbreiten, aber allein die “Zivilisierung” der alten Zivilisation Indien hat in einer einzigartigen Folge von Hungersnöten über 170 Jahre eine dreistellige Millionenzahl von Menschenleben gekostet. Die Episoden Ende des 19. Jahrhunderts charakterisiert ein Historiker als “late victorian holocausts”. Vor der Eroberung und Plünderung durch Grossbritannien 1780, die das Land vor dem Staatsbankrott und vermutlich einer Revolution wie auf dem Kontinent bewahrte, war der Lebensstandard in Indien höher als in Grossbritannien.

            Die alten Imperien waren “multi kulti” und sind damit teilweise zwei Jahrtausende nicht so schlecht gefahren.

            1. @ Aquadraht

              JEDE überlegene Macht auf der Erde handelt und handelte imperial und gewalttätig. Die Römer, die Inkas und Atzteken ebenso wie die Araber des Mittelalters, die Osmanen der frühen Neuzeit usw. Dieses Verhalten liegt leider in der unvollkommenen Natur des Menschen begründet.
              Natürlich haben auch die Europäer – erleichtert durch technische und militärische Überlegenheit – auf schlimme Weise auf der Welt gehaust. Da fallen mir etwa die Geschehnisse im belgischen Kongo ein und anderes mehr. Das ist unbestritten.

              Zum Sklavenhandel:
              Der arabische Handel mit schwarzen Sklaven erstreckte sich über einen weitaus längeren Zeitraum als der europäische Sklavenhandel. Aber auch gefangene Europäer wurden in großer Zahl auf den arabischen Sklavenmärkten gehandelt.
              https://de.wikipedia.org/wiki/Ostafrikanischer_Sklavenhandel
              und
              https://de.wikipedia.org/wiki/Sklaverei_im_Islam#Sklavenhaltung_in_der_islamischen_Geschichte
              Es handelt sich also um kein Alleinstellungsmerkmal der Europäer.

              1. China war fast 2000 Jahre “überlegene Macht” und hat keine mit der europäischen vergleichbare Ausrottungskampagne geführt. Auch die anderen alten Imperien strebten eher zum Ausgleich. In den arabischen und später osmanischen Herrschaftsbereichen koexistierten sehr verschiedene Kulturen, Religionen und Ethnien, mehr noch in Indien und Russland.

                Sklaven hat es in verschiedenen Gesellschaften und Epochen gegeben. Der arabische und innerafrikanische Sklavenhandel hat über lange Zeiträume die umliegenden Gesellschaften nicht nennenswert destabilisiert.

                Das geschah erst mit dem Aufkommen des transatlantischen Sklavenhandels, einem Mammutunternehmen. Erst war die indianische Bevölkerung teils ganz (Karibik), teils zu grossen Teilen ausgerottet worden, dann wurden die Afrikaner verschleppt. Das monströse Ausmass der Deportationen führte zum Kollaps teilweise recht hoch entwickelter Gemeinwesen und zu nachhaltigen Bevölkerungsverlusten.

                Schon der antike römische Sklavenhandel hat ganze Regionen entvölkert, auch das Imperium Romanum hat, wenn auch auf bescheidenerer Ebene, ganze Völker ausgelöscht.

                Ich bin mir über die Ursachen nicht ganz im Klaren, bestimmt kein Europäer- oder weisses “Mordgen”, aber das “Abendland” sticht auffallend und unbestreitbar heraus an Barbarei, nicht dass die anderen Imperien friedlich oder freundlich waren.

                Kapitalismus, auch in der frühen handelskapitalistischen Form, ist natürlich eine der wesentlichen Ursachen, mit seinem immerwährenden Wachstumszwang und seiner Grenzen- und Masslosigkeit.

                Eine Rolle dürfte das im gesamten Westen vorherrschende römische Recht gespielt haben, dass “Jubeljahre” abschaffte und Schuldverhältnisse verewigte. Christlicher Manichäismus, später auch in seiner säkularen Form etwa bei Schmitt, Strauss oder Huntington, verwob sich damit zu den “passenden” Religionen und Ideologien mit ihren schroffen Dichotomien von Gut und Böse.

                Wie gesagt, habe ich da keine abschliessende Meinung, aber “die anderen auch” ist so nicht wahr, wäre auch keine Entschuldigung, selbst wenn. Und “menschliche Natur”, ist, sorry, billig.

                1. @ aquadraht

                  Wir müssen das jetzt auch nicht zu sehr vertiefen, zumal wir beide nur spekulieren können.

                  Ich stimme Ihnen zu, dass Europa im Hinblick auf destruktiven Imperialismus heraussticht.

                  Meine persönliche Vermutung ist, dass nur Europa es schaffte, mittels Aufklärung, Rationalität, Individualismus, Innovationsbereitschaft, unternehmungsfreudigem Bürgertum, Naturwissenschaft und Technik sowie eines Produktivkapitalismus´ eine wirklich drastische Überlegenheit gegenüber dem Test der Welt zu erlangen.
                  Frühere und andere Imperialmächte (z.B. Römer, Inkas, Mongolen, Araber) gelangten nie auch nur annähernd zu dieser besonderen technischen und militärischen Überlegenheit.
                  Hätten sie diese Überlegenheit besessen, so hätten sie sie vermutlich auch bedenkenlos eingesetzt.
                  Anders gesagt:
                  Die besondere Mentalität der Europäer. Ihre Hinweise auf das römische Recht und ein manichäisches Denken sind interessant.
                  Allerdings hat der Islam ja auch manichäische Züge (Gläubige vs. Ungläubige) und hat bei weitem nicht die Innovations- und Wirtschaftsleistung ermöglicht, die im christlichen Europa des 18. und 19. Jahrhunderts möglich war.
                  Wieso sich gerade Europa wissenschaftlich und technisch so sehr entwickelt hat, das ist wirklich eine so komplexe und schwierige Frage, dass es hier den Rahmen sprengt. Man könnte auch noch Oswald Spengler anführen. Letztlich bleibt hier vieles spekulativ.

                  Ja, China – und übrigens auch Indien – ruhen in sich. Und vielleicht kann man das ein Stück weit auch von Russland sagen, obwohl das manch einer bestreiten wird.

      1. Ihrer Überlegung liegt ein schiefes Bild vom Verhältnis von Regierung und Untertanen/Bürgern zugrunde. Als ob das Volk ständig damit beschäftigt wäre gegen die Regierung zu rebellieren. Und die Regierung hauptsächlich die Aufgabe hätte Forderungen aus dem Volk klein zu halten, es zu unterdrücken. Wann war das in Deutschland je so, dass das Volk seine Stimme g e g e n die Regierung artikuliert hätte. Gerade in Zeiten der Demos gegen rechts gehen sie f ü r die Regierung auf die Straße.

        Eine sehr heterogene Bevölkerung ist sehr viel schwerer, im Grunde fast nie, dazu in der Lage, geschlossen und mit einheitlichen Forderungen gegenüber den Machteliten aufzutreten.

        Es ging ja um eine ethnisch heterogene Bevölkerung und da sehe ich nicht warum die Herkunft die ökonomische Lage der Bevölkerung und die daraus resultierende Einschätzung des Regierungshandeln beeinflussen sollte. Lohnabhängige haben unabhängig von ihrer Herkunft die gleichen Probleme. Ich sehe also nicht, warum da keine Einigkeit möglich sein sollte. Um die Herkunft relevant zu machen, müsste es schon um so etwas wie Vorrechte, oder Minderheitenrechte, Religionsausübung, Sprache für diese Gruppen gehen.

        Hätte die Regierung in Deutschland andauernd das Problem, wie sie mit einer aufmüpfigen Bevölkerung fertig werden sollte, wären die Eliten außerdem längst ganz andere.

        Ohne die Identität sind die Probleme erst recht unlösbar.

        Warum? Um die Flüchtlingsbewegungen, Einwanderung zu managen, ist die “Frucht vor Überfremdung” doch nur im Weg. Was soll das eigentlich sein, dieses “sich fremd fühlen im eigenen Land”? Ist das Urteil “eigenes” Land überhaupt korrekt? Der Deutsche ist nicht der Eigentümer seines Landes. Das ist sowas wie das Recht darauf die Sitten, Kultur und Umgangsformen der Nation bestimmen zu können, also sowas wie der ideelle Anspruch “Herr” im “eigenen” Land zu sein. Das ist aber sowieso nur eine Einbildung von Leuten, die sich eine deutsche Identität zuschreiben.

        1. @ Krim

          Sie schreiben:
          “Lohnabhängige haben unabhängig von ihrer Herkunft die gleichen Probleme. Ich sehe also nicht, warum da keine Einigkeit möglich sein sollte. ”
          Ich weiß: Sie meinen, dass beispielsweise der deutschstämmige und der türkischstämmige Arbeitnehmer wegen ihrer sehr ähnlichen wirtschaftlichen und sozialen Position so viele Gemeinsamkeiten hätten, dass sie diese Gemeinsamkeiten auch spürten und dann gemeinsam handeln. Die Überschneidung ihrer Interessen als Angehörige einer sozialen Klasse.

          Ja, das kommt MANCHMAL vor. Die Frage ist aber, ob dieses kulturübergreifende Entstehen von Gemeinschaft häufig ist. Es ist eben nicht häufig, sondern eher die Ausnahme. Und wenn es doch dazu kommt (z.B. in einer Gewerkschaft), dann hat zuvor meistens bereits eine gelungene berufliche und kulturelle Integration, wenn nicht gar Assimilation des Einwanderers stattgefunden.

          Eben diese Integration gelingt aber immer weniger, denn die Integrationsleistungen der Gastarbeitergeneration und ihrer Nachkommen wiederholen sich bei den heutigen Einwanderern aus Schwarzafrika oder Afghanistan weitaus weniger.

          Nun zum KERNPUNKT:
          Ich denke, Sie unterschätzen die Eigenart der Menschen, sich mehr an ihnen kulturell(!) Nahestehende zu halten. Die Lebensweise, die Sitten und Gebräuche sowie das kulturelle Selbstverständnis wird von Linken (aber auch von Neoliberalen) gemeinhin unterschätzt. Es spielt aber eine große Rolle. Man sucht fast immer zuerst den Kontakt zu Menschen, die ähnlich “ticken” und ignoriert einem fremd erscheinende Menschen selbst dann, wenn es ähnliche Interessen gibt.
          Dass das bei Ihnen möglicherweise anders ist, bedeutet nicht, dass Sie das auf die anderen Menschen übertragen können.

          Ihr letzter Absatz erschreckt mich. Sie besitzen dann also in gewisser Weise keine Identität, fühlen sich lediglich als Mensch.
          Ihr Problem ist nun aber, dass zwar SIE so denken, aber nicht die übergroße Mehrheit der anderen Menschen in unserem Lande und auf der Welt. Und so wird es auch bleiben.

          1. Die Frage “Was ist Deutsch sein” beschäftigt auch wieder mal das Verfassungsgericht im Rahmen der Abklärungen wie die AFD zu bewerten ist:

            https://www.nzz.ch/international/streit-mit-dem-verfassungsschutz-was-meint-die-afd-wenn-sie-von-volk-spricht-ld.1821729

            Aber weist die deutsche Staatspraxis hier nicht einen Ausweg? So unterstützt die Bundesrepublik die Nachfahren von vor Jahrhunderten etwa ins heutige Rumänien ausgewanderten Deutschen darin, ihr ethnisch-kulturelles deutsches Volkstum zu erhalten.

            Tatsächlich unterstützt die Bundesrepublik jährlich mit Millionen Euro und wortwörtlich die «ethno-kulturelle Identität» auslandsdeutscher Volkszugehöriger. Das wiederum ergibt ja nur Sinn, wenn es so etwas wie ein deutsches Volk gibt, das nicht identisch ist mit der Summe der Staatsbürger. Wer aber dasselbe Ziel in der Bundesrepublik selbst verfolgt, wird wiederum per se als Verfassungsfeind klassifiziert. Damit erzeugt der Staat in seinem Handeln selbst diesen Widerspruch. Auch das ist eine Folge der rechtlichen Unklarheit in Sachen «ethnischer Volksbegriff».

            Wie lässt sich diese auflösen?

            Schwer zu sagen, die Lage ist ja letztlich schizophren. Aus meiner Sicht ist sie ein Kollateralschaden der Absicht, die AfD um jeden Preis an den Rand zu drängen. Man bezieht sich dafür auf das NPD-Urteil, weil man diesen Weg gegenüber dem Bundesverfassungsgericht für rechtssicher hält. Man merkt dabei aber nicht, dass man sich in Widerspruch zum eigenen Handeln setzt. Ich glaube nicht, dass diese Konfusion ohne das Bundesverfassungsgericht aufgelöst werden kann.

            Das Verfassungsgericht muss also erklären, was es 2017 sagen wollte?

            Ja. Es muss präzisieren, was wirklich gemeint war. Aus meiner Sicht und der einiger Staatsrechtler ist das schon jetzt klar. Andere sehen es hingegen anders. Diese Formulierung, dass das Grundgesetz einen «ausschliesslich an ethnischen Kategorien orientierten Begriff des Volkes» nicht kenne, schliesst aus meiner Sicht logisch ein, dass das deutsche Staatsvolk mit dem Begriff der Volkszugehörigen zum Teil eben doch auf «ethnischen Kategorien» basiert. Und was sollte sich in der Sache dahinter anderes verbergen als ein «ethnisch deutsches Volk» im kulturellen Sinne? Bereits die argumentative Verwendung eines «ethnischen Volksbegriffes» kann somit noch kein Anhaltspunkt für verfassungsfeindliches Denken sein.

            Das überzeugt nicht alle.

            Nein. Andere glauben, dass man letztlich das «deutsche Volk» und das deutsche Staatsvolk für stets miteinander identisch erklären muss, um kein Verfassungsfeind zu sein. Und diese Uminterpretation der Verfassungslage ist zur Grundlage auch für die gegenwärtige Rechtsprechung geworden. Damit ist die Konfusion perfekt. Ohne Karlsruhe kommen wir da nicht wieder hinaus. Dafür ist dieser Fall weltanschaulich und politisch zu vermint.

            1. [+++]

              Außerdem:
              “Man merkt dabei aber nicht, dass man sich in Widerspruch zum eigenen Handeln setzt.”

              Soviel zum Thema Rationalität und Selbstermächtigung.

  12. Identität entsteht durch Institutionalisierung, Habitualisierung und Internalisierung. Zuerst zwingt man das Kind mit Besteck zu essen, dann gewöhnt es sich daran, und danach ist es ihm irgendwann zuwider, mit den Händen zu essen. So erzeugt Gesellschaft Identität und Kultur. Deshalb kann man Völker nicht einfach vernichten. Man kann sie zerteilen, aber wie Würmer leben sie weiter. Es ist nicht die Rasse. Man denke an Jugoslawien, überhaupt den Balkan, und an den Kaukasus und die Steppen, wo sich nach tausend bis zweitausend Jahren wieder die Völker durchsetzten und blutig bekämpfen. In Westeuropa geschah es früher. Integration scheitert fast immer. Die einzigen Beispiele, in denen Integration weitgehend statt fand, waren rassisch bedingt. Z. B. fand zwischen den weißen Einwanderern in den USA eine weitgehende Integration statt. Das geht sogar recht schnell. Beispiel Trump. Im Mittelalter erzwang China eine Integration von Immigranten, indem diese nicht innerhalb ihrer Population heiraten durften, sondern die Ehe mit Chinesen eingehen mussten. Die großen Reiche waren weniger multikulturell im Sinne der Durchmischung der Kulturen, sondern vor allem multiethnisch. Daraus folgere ich, egal wie viele in die BRD einwandern, das Deutschtum wird sich nicht auflösen. Es wird immer Inseln genuiner Deutscher geben, wo das Deutschtum in regionaler Ausprägung gelebt wird, z. B. sächsisch oder bayrisch, so wie die Donauschwaben in Rumänien und die Wolgadeutschen in Russland.

    1. @ Torwächter

      Bravo, gut auf den Punkt gebracht!

      Zu den Vielvölkerstaaten der Vergangenheit:
      Sie haben auf etwas sehr Wichtiges hingewiesen: Wenn man das habsburgische Österreich-Ungarn, das Osmanische Reich, das russische Zarenreich oder auch das arabische Kalifenreich des Mittelalters betrachtet, dann wird man immer wieder sehen, dass die verschiedenen Ethnien bloß nebeneinander her lebten, sie mischten sich nicht wirklich und tolerierten sich bestenfalls. Gut ist das übrigens in der Jerusalemer Altstadt zu sehen, wo es rigoros getrennte Viertel gibt. Ähnliches gab auch in mittelalterlichen Städten. Gleichzeitig wurden diese Imperien mit ihren diversen Parallelgesellschaften aber durch die Leitkultur der herrschenden Gruppe bzw. Ethnie zusammengehalten.

      Die utopische Ideologie des multikulturellen Miteinander geht an der Realität des Menschen und seiner Wesensart vorbei und wird deshalb immer wieder scheitern – zumindest solange, wie gleichzeitig auf eine Leitkultur verzichtet wird. Es ist und bleibt ein naiver Traum, der dessen ungeachtet von seinen neoliberalen Nutznießern immer wieder aufgewärmt wird. Und einfältige Träumer fallen darauf herein.

      1. Diese alten Imperien haben das nicht gemacht, was die europäischen Eroberer getan haben. Sie haben keine Ureinwohner systematisch ausgerottet (was nicht heisst, dass sie keine gewalttätigen Perioden hatten). Im osmanischen Reich hat erst der Einfluss des europäischen Nationalismus unter den Jungtürken zu Genoziden und Massenvertreibungen geführt. Dagegen war die Entwicklung des modernen Weltsystems (Wallerstein) von Beginn an eine Geschichte der Ausrottungen und Unterwerfungen. Bis heute hat sich da wenig geändert, im Westen nichts Neues.

        Zhao Tingyang führt die Entwicklung von Imperialismus und Genoziden auf die christlichen Paradigmen von Gott und Satan, Gut und Böse, Himmel und Hölle zurück. ( https://www.suhrkamp.de/buch/zhao-tingyang-alles-unter-dem-himmel-t-9783518298824 ).

        Dass sich die verschiedenen Ethnien nicht vermischt hätten, ist im Übrigen Blödsinn. Wo Menschen nebeneinander leben, leben sie auch miteinander. In den vormodernen Gesellschaften waren der Beruf oder Stand prägender als die Ethnie, soweit die sich nicht überschnitten und verbanden.

      2. In der Spätantike und im Mittelalter war das katholische Christentum die Leitkultur, und zeitweise stand das Papsttum sogar über den Kaisern. Der letzte, der die Renovatio Imperii versuchte, war Karl V., dazu motiviert durch sein Erbe und die Wiederbelebung antiker Vorstellungen durch die Renaissance. In dieser Situation benutzten Nationalisten und Separatisten die Reformation, um sich von der Leitkultur abzuspalten und ihre Bestrebungen durchzusetzen, was die Bedeutung des Papsttums aufhob und das Ende des Heiligen Römischen Reichs einleitete.

  13. Vielleicht wäre Sellner als Führer ein guter Mensch.
    Jeden Nigerianer ders hierher schafft und das dann ohne Asylindustrie
    schenkt er eine neue S-Klasse und schickt ihn dann wieder zurück.
    Ich sag tschüss bei 85000 Euro und das selbst als Bio deutscher
    eigentlich.

  14. “Wie erhalten wir den Frieden, retten das Klima ”

    Frieden ERHALTEN? Klima RETTEN? Auf welchem Stern lebt denn dieser Autor?

    Wir SIND im Krieg, und beim Klima gibt es nichts zu retten, das ist, wie es ist.

    Und zu Sellner: das ist ein klassischer V-Mann und Agent Provokateuer, den schickt man dahin, wo man Aufregung erzeugen, das Spaltungstheater anheizen will. So wie ein Höcke und diese ganze V-Leute-Blase.

    Was wäre das Marionetten-Theater wenn es nicht ausgemachte Bösewichte und herausstechende miese Charakter, Hassfiguren, gäbe …
    Kein Kasperltheater ohne Räuber oder Krokodil. Sonst wären alle längst aus dem Theater ausgestiegen und hätten plötzlich die Realität gesehen: wir werden von denen die uns bedrücken und ausbeuten gegeneinander gehetzt, “links” gegen “rechts” und ähnlicher Schwachsinn – zu deren purem Vergnügen und zu deren Machterhalt. Jeder Protagonist und jeder Schreiberling über dieses Stück ist Teil dieses Theaters. Und damit Mit-Täter! Unverschwörter Mitverschwörer. Williger Depp fremder Interessen.

    1. @Albrecht Storz

      Sie schreiben:
      “Und zu Sellner: das ist ein klassischer V-Mann und Agent Provokateuer.”

      Entweder Sie legen Beweise vor oder ich betrachte diesen Satz als hanebüchenen Unsinn und Wunschvorstellung Ihrerseits.

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