Der brasilianische Präsident will gemeinsame Währungen für BRICS und MERCOSUR einführen und für Abwicklung von internationalen Handelsgeschäften die Ablösung vom Dollar beschleunigen.
Das Zeitalter der westlich dominierten Weltordnung, die sich in hohem Maße auf die Vorrangstellung des US-Dollars im Weltfinanzsystem stützt, steht womöglich vor großen Umbrüchen. Denn der Dollar wird als globale Leitwährung in vielen Teilen der Welt inzwischen regelrecht in Frage gestellt. Immer mehr Länder wollen ihre Transaktionen bei dem internationalen Handel zukünftig ohne die US-amerikanische Währung abwickeln. So planen etwa die BRICS-Staaten – Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – , die zusammen knapp 40 Prozent der Weltbevölkerung und 25 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts ausmachen, eine alternative Währung zu etablieren und den Dollar damit als Leitwährung abzulösen.
Dass der Dollar auf der Weltbühne langsam aber sicher an Boden verliert, zeigt neuerdings auch die Entwicklung in Südamerika. Dort plädieren die beiden größten Staaten des Kontinents – Brasilien und Argentinien – lautstark dafür, die Abkehr der Weltwirtschaft von Dollar und Euro zu beschleunigen. Bei dem am Montag abgehaltenen Treffen zwischen dem brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva und seinem argentinischen Amtskollegen Alberto Fernández wurde offiziell die Möglichkeit der Schaffung einer gemeinsamen Währung für den Handel zwischen den beiden Nachbarländern erörtert.
Brasiliens Staatschef “Lula” hat der Agentur TASS zufolge eine Initiative zur Schaffung einer eigenen BRICS-Währung vorgebracht und außerdem vorgeschlagen, die Schaffung einer gemeinsamen Währung für die südamerikanische Ländervereinigung MERCOSUR (Mercado Común del Sur, Gemeinsamer Südamerikanischer Markt) in Angriff zu nehmen. Denn neben dem BRICS-Mitglied Russland gibt es auch diverse MERCOSUR-Staaten, die den Dollar aufgrund von westlichen Sanktionen nicht mehr verwenden können.
“Wenn es nach mir ginge, dann würden wir mit anderen Ländern immer in nationalen Währungen handeln, um nicht vom Dollar abhängig zu sein. Warum nicht den Versuch unternehmen, eine gemeinsame Währung für die MERCOSUR-Länder oder für die BRICS-Länder zu schaffen?”, sagte Lula da Silva. Zudem würde der Übergang zu einer neuen einheitlichen Währung den regionalen Volkswirtschaften einen qualitativen Sprung ermöglichen, heißt es.
Dass Brasilien seine Währung vom Dollar entkoppeln und sich damit unabhängiger von Wechselkursschwankungen machen will, verdeutlichen insbesondere die Gespräche mit Argentinien, das im vergangenen Juni einen Antrag für den Beitritt zur BRICS-Gruppe gestellt hatte. Wie Medien bestätigten, würden Argentinien und Brasilien die Möglichkeit der Schaffung einer gemeinsamen Währung prüfen, die den Namen “Sur” (“Süden”) tragen soll. “Wir haben beschlossen, die Gespräche über eine gemeinsame südamerikanische Währung voranzutreiben”, erklärten Lula da Silva und Fernández in einem gemeinsamen Artikel für die argentinische Wochenzeitung “Perfil”. Laut “Financial Times” soll die zunächst als bilaterales Projekt gestartete Initiative später auf andere lateinamerikanische Länder ausgeweitet werden.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters diesbezüglich anführt, streben Argentinien und Brasilien schon seit langer Zeit eine stärkere wirtschaftliche Integration an und wollen darum auch eine Gemeinschaftswährung für bestimmte Transaktionen auf den Weg bringen. Dennoch sei kein baldiges Ende des argentinischen Pesos und des brasilianischen Reals in Sicht. Von einer gemeinsamen Werteinheit wäre lediglich der bilaterale Handel zwischen den beiden Staaten betroffen.
“Diese Währung würde weder in Brasilien noch in Argentinien zirkulieren. Sie soll speziell ein gemeinsamer Nenner für den Handelsaustausch sein”, sagte Fabio Terra, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Bundesuniversität in São Paulo, gegenüber Reuters. Das ist ein großer Unterschied zum Euro, der für alle Arten von Transaktionen innerhalb der EU verwendet wird.
Laut Günther Maihold, dem Lateinamerika-Experten bei der deutschen “Stiftung Wissenschaft und Politik” (SWP), scheiterten die Pläne für eine brasilianisch-argentinische Währungsunion bisher daran, dass das wirtschaftliche Krisenland Argentinien nicht eben als verlässlichster Partner schien. Hohe Inflationsraten, Verschuldung und Zahlungsunfähigkeit – in Brasilien fürchtet man, dass diese Risiken überschwappen könnten.
Argentinien seinerseits erhoffe sich von einer Gemeinschaftswährung eine “externe Stabilisierung”, so Maihold. “Durch eine Assoziierung mit dem deutlich größeren Partner Brasilien würde man sehr viel gewinnen. Gleichzeitig hätte man Spielraum gegenüber internationalen Organisationen, die angesichts der Verschuldung klare Massnahmen von Argentinien erwarten.”
Der Artikel ist zuerst auf EuroBRICS.de erschienen.
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Gleichzeitig macht Scholz wieder seine Tournee nach Südamerika, um die dortigen Regierungen im Interesse der USA zu bearbeiten. Hoffentlich weisen sie ihm die Tür. Ich habe den Mann nicht gewählt und nichts von dem, was er tut, ist in meinem Interesse. Als Kriegskanzler sollte er sowieso zu Hause bleiben und sich möglichst in der Nähe der Front aufhalten.
Was die BRICS-Währung betrifft: es wäre natürlich eine gute Sache. Aber davon wird schon seit Jahren geredet, wirklich passiert ist bisher nichts.
Heute war zu lesen, dass Lula sich für die Belange von Indigenen einsetzt, auf deren Stammesgebiet Goldschürfer und Verbrecher rücksichtslos ihren “Geschäften” nachgehen und dabei das Land verwüsten. Weiter so!
Als junger Mensch habe ich Eduardo Galeanos Buch“Die offenen Adern Lateinamerikas“gelesen.
Die Europäer(und ihre exportierten Kriminellen) haben diese Verbrechen verdrängt und gerieren sich als moralische Herrenmenschen.Die Völker Lateinamerikas haben aber nichts vergessen.
Sie werden ihre Zukunft gemeinsam gestalten-ohne die Bevormundung aus USA und Westeuropa…je eher die EU und die USA begreifen,dass ihr Imperialismus vorbei ist,um so eher können sie die Weichen für Kooperation stellen…ansonsten haben sie keine Zukunft mehr und stehen vor dem Untergang!
Ich mache mir Sorgen um Lula.
Gaddafi wollte eine gemeinsame Währung für Afrika schaffen und wurde umgebracht.
Warum musste Gaddafi sterben ?
https://www.rubikon.news/artikel/warum-musste-gaddafi-sterben
Ich hoffe das es moeglichst Friedlich ablaufen werden wird, der Wandel der Welt.
Ich lese gerade das Buch https://www.buchkomplizen.de/buecher/buecher-von-fifty-fifty/illegale-kriege.html?noloc=1
und habe herausgelesen das es im Nachhinein Menschen gab in der CIA etc die nach ihren Handlungen fuer das Imperium, geheime Angriffe auf Staaten etc, vorher schon ihr Gewissen und Bewustsein Hinterfragen bevor es zu Gewisslosen Handlungen / Aktionen kommt.
Ich denke das es wichtig ist Nuechtern zu bleiben und dafuer zu sorgen sich selbst in keinster Wweise, sei es im taeglichen Verhalten etc da mit hineinziehen zu lassen.
Politik ist immer eine Grauzone……. .
Der amerikanische Hinterhof wird rebellisch. Offenbar soll die OAS abserviert werden und China ist eingeladen um sich zu beteiligen:
https://amerika21.de/2023/01/262399/lateinamerika-celac-gipfel-buenos-aires
Vielleicht nehmen sich die europäischen Vasallen ein Beispiel daran?
Deine Hoffnung in Ehren, aber ich glaube nicht daran. Siehe meinen Post oben.
Ich glaube, du meinst jetzt diesen Satz: “Was die BRICS-Währung betrifft: es wäre natürlich eine gute Sache. Aber davon wird schon seit Jahren geredet, wirklich passiert ist bisher nichts.”
Es gibt nun aber ein Momentum genau dies zu tun und die Auseinandersetzung mit dem Imperium zu wagen, da
– das Imperium schwächelt
– das Imperium klar gemacht hat, dass jeder der die Währung des Imperiums nutzt, im Zweifelsfall alle Guthaben verliert, es also nicht ratsam ist, Guthaben in der Währung des Imperiums zu halten
Wie die Auseinandersetzung dann ausgeht, ist noch was anderes.
Nein. Es war mein Hinweis darauf, dass Scholz zZt da drüben rumtourt, um die Interessen der USA zu vertreten. Was ist von so einem Vasall zu erwarten.
In Argentinien hat er übrigens schon eine Abfuhr bekommen. In Chile und Brasili3n wird es nicht anders sein. Also: außer Spesen nichts gewesen. Das hat er mit Baerbock gemein, die ja auch ständig unterwegs ist, um irgendwem mit ihrem Geschwätz auf den Nerv zu gehen.
Einfach nur “Währung”? Das bringt nicht viel! Der Südamerikanische Deutschstämmige “Silvio Gesell” hat dafür die Lösung gefunden, ein umlaufgesichertes Vollgeld, was von Außen nicht gestört werden kann und frei von Defaltion und Inflation gehalten werden kann. http://freigeldpraktiker.de/weltenaufgang/blog/article/nur-zwei-buecher
Deutschland möchte Panzermunition für Ukraine aus Brasilien zurückkaufen. Versuchen kann man´s ja …
https://amerika21.de/2023/01/262444/brasilien-keine-munition-ukraine
“Lula da Silva hatte, damals noch als Präsidentschaftskandidat, scharfe Kritik an der Europäischen Union, den USA und an dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geübt und ihnen eine Mitverantwortung am Krieg vorgeworfen. US-Präsident Joe Biden habe, “nichts getan, um den Krieg zu verhindern”. Russland hätte nicht in die Ukraine einmarschieren dürfen, betonte Lula, “aber es ist nicht nur Putin, der schuldig ist. Die USA und die EU tragen ebenfalls Schuld”: Sie hätten der russischen Regierung zusichern müssen, dass die Ukraine nicht der Nato beitreten werde, “das hätte das Problem gelöst”, sagte der PT-Politiker im Gespräch mit dem US-Wochenmagazin “Time” im Mai 2022. Selenskyj warf er vor, er habe “den Krieg gewollt”, sonst hätte er “mehr verhandelt” und vorgeschlagen, “über die Nato- und EU-Mitgliedschaft weiter zu diskutieren”.
Die Sanktionen gegen Russland lehnte Lula ab, sie beeinträchtigten auch die Wirtschaft anderer Regionen. “Jetzt müssen wir die Rechnung für den Krieg bezahlen. Auch Argentinien und Bolivien werden zahlen müssen. Sie bestrafen nicht Putin. Sie bestrafen viele verschiedene Länder, sie bestrafen die Menschheit.”
Er hatte zudem vorgeschlagen, dass die Brics-Gruppe eine Rolle bei der Suche nach einer Verhandlungslösung spielen soll. Er sei bereit, als Unterhändler zu fungieren (amerika21 berichtete). Der Frieden könne “am Tisch in einer Bar” erreicht werden, zeigte Lula sich überzeugt.”
Der letzte Satz zeigt, wie Lula ist: liebenswert. Das habe ich schon damals so empfunden.
Leider wird das mit der Bar (an der Copacabana?) nicht klappen, weil ein Teil der Anwesenden kranke Fanatiker, Psycho- und Soziopathen sein würden.
Hallo Julia,
“Deutschland möchte Panzermunition für Ukraine aus Brasilien zurückkaufen. Versuchen kann man´s ja …”
nicht nur Brasilien wird bearbeitet, sondern auch andere lateinamerikanische Staaten:
“Der zweite Hauptgegner sei Russland. Es gebe die Beziehungen zu Kuba, Nicaragua und Venezuela, zudem hätten sechs weitere Länder russische militärische Ausrüstung, “und wir arbeiten daran, diese durch US-Ausrüstung zu ersetzen, wenn diese Länder sie für die Ukraine spenden”, sagte sie, ohne Namen zu nennen. ”
https://amerika21.de/2023/01/262358/usa-china-russland-lateinamerika
Das muss man sich mal vorstellen, die AAs sämtlicher NATO-Staaten suchen emsig in aller Welt Waffen für die Ukraine. Was für ein Versagen, was für eine jämmerliche Planung.
Die Arroganz der USA ist nicht zu übertreffen und das Gehabe der deutschen Regierung gleicht sich dem immer mehr an. Wie López und Ñáñez es am Schluss treffend beschreiben:
`Venezuelas Verteidigungsminister Vladímir Padrino López kommentierte Richardsons Ausführungen via Twitter: “Das Imperium hat Recht, was die Menge an strategischen Ressourcen in dieser Region angeht. Aber Lateinamerika ist nicht länger ein Stück Land, das man ausplündern kann.”… …”Kommunikationsminister Freddy Ñáñez kritisierte, die USA sprächen nicht nur “schamlos” über ihre Ansprüche auf Südamerika und seine natürlichen Reichtümer, sondern gingen wie selbstverständlich davon aus, “dass es hier keine souveränen Regierungen oder Völker gibt, die sie verteidigen.”´
Unverständlich auch der Umgang mit Honduras und Privatstädten ZEDE … dazu die US-Botschafterin, man solle sich nicht in die Angelegenheiten der USA mischen.
Wozu braucht man überhaupt eine Währung im Außenhandel?
https://www.nachdenkseiten.de/?p=92712
Was für einen Vorteil böte Sur?
Der Jens hat neulich auch das TOT vergessen. Da hat er uns einen Bären von einer angeblich zu ignorierenden Lohn-Preis-Spirale aufgebunden und vergisst das TOT.
Au Backe !
Da hat ihm der Heiner aber mal den Hosenboden stramm gezogen !
Russland hat seinen westlichen Handelspartnern aufgezwungen, Öl- und Gasrechnungen in Rubel zu bezahlen um die Nachfrage nach Rubeln zu erhöhen, damit stieg der Preis des Rubels, was seinen Wechselkurs stabilisierte. Der Rubel war durch die Sanktionen stark abgestürzt, hat sich aber nach dieser Maßnahme wieder gefangen.
Die Transferwährung hat keine Auswirkung auf irgendwas, nä ?
Jens Berger unterbreitet eine etwas verengte (links)keynesianische Sicht der internationalen Zahlungsbeziehungen. Er hat insoweit Recht, als auch eine radikale Abkehr aller Länder ausserhalb des kollektiven Westens von dessen Währungen nicht zum “Zusammenbruch des Dollar” führen würde. Da übertreiben manche Kritiker in der Tat.
Andererseits besteht die Dollar- und die davon abhängige Euro- und Yen-Hegemonie der Währungen des kollektiven Westens nicht bloss darin, dass die Anderen Reserven in deren Währungen halten, sondern in der Kontrolle des internationalen Finanzsystems. Schon bei den Reserven hat sich ja gezeigt, wie leicht der kollektive Westen diese bei Bedarf stehlen kann, bei Venezuela, Afghanistan, Russland. Es geht auch um den ganzen Komplex der Finanztransaktionen und -dienstleistungen wie Verrechnung, Kreditgewährung, Versicherungen etc.
Die Kontrolle über Handels- und Zahlungsströme über “neutrale” (lol) Institutionen wie IMF, BIS, SWIFT etc., über die Reservehaltung sowieso, ist Teil der imperialistischen Herrschaftsmechanismen. Bi- und multilaterale eingene Verrechnungs- und Transaktionsmechanismen, Kreditlinien etwa der AIIB hebeln das zunehmend aus. In dem Zusammenhang steht auch die steigende Attraktivität von BRICS, SCO und BRI.
In allen diesen Fällen spielen natürlich die Währungsbeziehungen eine bedeutende Rolle. Vielleicht sollte man da eher bei Marxisten wie Hudson vorbeischauen als bei Keynesianern wie Berger und Flassbeck, so interessant und lesenswert vieles von denen auch ist.
dpa Meldung:
“Ukraine: Brasiliens Präsident will zusammen mit China im Krieg vermitteln – Lula da Silva will eine Gruppe von Ländern bilden, die stark genug ist, um die beiden Kriegsparteien an den Verhandlungstisch zu bringen.”
https://www.berliner-zeitung.de/news/brasiliens-lula-will-zusammen-mit-china-im-ukraine-krieg-vermitteln-li.312553
letzter Satz ist drollig:
“Es sei unverantwortlich von westlichen führenden Politikern, Selenskyj zu feiern, statt sich auf Verhandlungen hinter verschlossenen Türen zu konzentrieren. „Wir ermutigen diesen Typen – und dann denkt er, er sei das Sahnehäubchen.“
Lula hat das Rückgrat, welches diesem Karnevalverein in unserer Regierung fehlt.