Länder des Globalen Südens wollen sich BRICS anschließen

Bild:BRICSza

Eine Erweiterung der BRICS, bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, rückt mit Blick auf das kommende Gipfeltreffen der Vereinigung im August zunehmend in den Vordergrund. Insbesondere gilt das für die Länder des Globalen Südens, wo sich die BRICS einer wachsenden Beliebtheit erfreuen. Die Aufnahme neuer Länder könnte die Staatengruppe als Gegengewicht zum kollektiven Westen noch stärker machen.

Die BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika sind ungeachtet der vielen Turbulenzen auf der internationalen Bühne weiter im Aufwind. Angesichts der Spannungen um die Ukraine und Taiwan sowie der Diskussion um die zunehmende De-Dollarisierung wird auch immer mehr deutlich, dass die Staatenvereinigungüber die ausreichende wirtschaftliche und politische Kraft verfügt, um die eigene Souveränität hochzuhalten, eine unabhängige Politik zu verfolgen und sich nicht durch andere Allianzen oder Staaten einschränken zu lassen.

Vor allem im Hinblick auf die Schaffung einer neuen und gerechteren Weltordnung spielt BRICS eine zentrale Rolle. Die Vereinigung konstatierte diesbezüglich schon vor langer Zeit, dass das derzeitige internationale System in puncto Machtverteilung nicht nur ungerecht sei, sondern angesichts von aktuellen Herausforderungen, wie etwa globalen geopolitischen Konflikten oder dem drohenden Zusammenbruch der Weltwirtschaft, schlicht versagt und deshalb durch ein neue, multipolare Alternative abgelöst werden muss. Von entscheidender Bedeutung dabei ist das Bestreben der BRICS, eine Alternative zum US-Dollar-basierten Finanzsystem zu schaffen und eine neue Leit- und Reservewährung einzuführen.

Ungeachtet des offenen Konflikts zwischen dem kollektiven Westen und Russland respektive China begrüßen inzwischen zahlreiche Mitglieder der Weltgemeinschaft die Haltung der BRICS, wobei auch zunehmend mehr Staaten ihr Interesse bekunden, der Vereinigung beizutreten. Mit Argentinien und dem Iran haben im vergangenen Jahr zwei Kandidaten einen Aufnahmeantrag bei BRICS eingereicht. Bislang sind sie aber die einzigen, die der Gemeinschaft offiziell beitreten wollen.

Doch im Vorfeld des anstehenden jährlichen Gipfeltreffens der BRICS-Staaten, das im August im südafrikanischen Durban stattfinden soll, rückt auch das Thema der möglichen Erweiterung der Staatengruppe stärker in den Vordergrund. Die Rede ist mittlerweile von fast 30 Ländern, die BRICS beitreten wollen.

Länder, die Interesse an BRICS bekunden

Diesbezüglich berichtete die Agentur Bloomberg bereits im April unter Verweis auf Südafrikas Botschafter bei der Gruppe, Anil Sooklal, dass insgesamt 19 Länder ihr Interesse an einem Beitritt zu BRICS bekundet hätten. Dabei sollen Algerien, Ägypten, Bahrain, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate offiziell einen Antrag zum Beitritt in diese Gruppe gestellt haben.

Anderen Medien zufolge hat Sooklal vor Kurzem angedeutet, dass inzwischen sogar mehr als 30 Länder eine Aufnahme in die BRICS-Gruppe anstreben würden. Neben den fünf bereits genannten Staaten sind es unter anderem Afghanistan, Bangladesch, Indonesien, Kasachstan, Mexiko, Nicaragua, Nigeria, Pakistan, Senegal, Simbabwe, Sudan, Syrien, Thailand, Tunesien, Türkei, Uruguay, Venezuela, Weißrussland.

Wie die Zeitung The Japan Times schreibt, sollen bei dem Gipfel in Kapstadt sowohl die formellen als auch informellen Beitrittsanträge von mindestens 20 Ländern sowie die Modalitäten für die künftige Erweiterung erörtert werden.

„Dies sind positive Nachrichten für den Block, da sie das Vertrauen des Globalen Südens in die Führung unserer Gruppe demonstrieren“, sagt Sooklal. Ihm zufolge sind die meisten Länder des Globalen Südens – etwa 100 Staaten – in Bezug auf die globale Entscheidungsfindung immer noch weitgehend marginalisiert, weshalb BRICS versucht, eine „integrative“ internationale Ordnung zu schaffen, die „die bestehenden Bruchlinien in der globalen, geopolitischen, geoökonomischen und finanziellen Architektur“ angeht.

„Was Sie hier sehen, ist, dass diese Länder ein größeres Mitspracherecht bei der sich entwickelnden globalen Architektur haben wollen. […] Sie möchten eine multipolare, multikulturelle und multikulturelle Welt sehen, die nicht von einer oder zwei Hegemonen dominiert wird und in der sie mehr Unabhängigkeit und Wahlmöglichkeiten haben, um zu bestimmen, was in ihrem besten Interesse ist“, so der Südafrikaner.

Es ist in der Tat so, dass sich die BRICS insbesondere in den Ländern des Globalen Südens einer wachsenden Beliebtheit erfreuen. Für BRICS hingegen ist der Globale Süden, dem zahlreiche Schwellenländer angehören, mit Blick auf eine Erweiterung der Gemeinschaft immens wichtig. Denn durch die Aufnahme von weiteren Ländern könnte die Staatengruppe als Gegengewicht zum kollektiven Westen noch stärker werden, der im Gegenzug an Einfluss in der Welt verlieren könnte.

Die Red.: Südafrike gewährt allen BRICS-Regierungschefs Immunität, daher auch dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, um am Gipfeltreffen teilnehmen zu können. Da Südafrika Mitglied des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) ist, wäre das Land eigentlich verpflichtet, Putin festzunehmen, da im März vom ICC ein Haftbefehl wegen der „unrechtmäßigen Deportation und Verbringung ukrainischer Kinder aus den besetzten Gebieten der Ukraine in die Russische Föderation“ erlassen wurde. Die Immunität, so begründete das südafrikanische Außenministerium die Nichtbeachtung des Haftbefehls, gelte für die gesamte Konferenz, nicht für einzelne Teilnehmer. Das mache Südafrika bei allen Konferenzen und Gipfeltreffen so. Ob Putin an dem Gipfeltreffen teilnehmen wird, ist noch ungewiss. Aus dem Kreml heißt es, Russland werde angemessen vertreten sein.

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18 Kommentare

  1. „Sie möchten eine multipolare, multikulturelle und multikulturelle Welt sehen, “ Also eigentlich eine multikulturelle Welt, die das Multikulturelle nicht herabsetzt, indem sie ihr multikulturelles Erbe pflegt und sich vor allem für multikulturelle Gleichbehandlung einsetzt.

    Bitte einmal „multikulturell“ streichen und diesen meinen Beitrag dann gerne auch.

  2. „Fake News“ können passieren, klar, aber eine Gewährung diplomatischer Immunität für Putin mit Verweis auf einen Artikel zu behaupten, in dessen Schlussabsatz – nach wortreichem Hin und Her über juristische Spitzfindingkeiten – klipp und klar zu lesen ist:

    „The government notice about immunity, which was gazetted on Monday, was routine protocol to protect the conference, the foreign ministry said, adding: “These immunities do not override any warrant that may have been issued by any international tribunal against any attendee of the conference.”

    Das ist schon eine „Nummer für sich“.

    1. Ja toll das du das weißt.
      Ist der Westen nicht selbst sehr aktiv die oder ihre Rechtsprechung so auszulegen wie es ihnen passt?
      Warum sollten andere etwas anderes tun?

    2. ich will ja nicht pingelich sein, aber es gab ja kein „internationales Tribunal“.

      Putin könnte ohne Probleme in Südafrika einreisen und ihm würde dort ohne jeden Zweifel wie immer der Rote Teppich ausgerollt werden.

      1. Lügen und Halbwahrheiten, wie meistens.
        Südafrika hat das Rome Statute ratifiziert. Das Außenministerium tönte kürzlich, man beabsichtige, „auszutreten“, nur, um sich umgehend vom Präsidentenbüro korrigieren zu lassen.
        Damit war eine Einreise Putins vom Tisch. Info von RIA, gestern.

        Nicht, daß eine Einreise beabsichtigt gewesen wäre … Aber die kindische Sehnsucht der Imperiumsbürger nach „Bestrafung“ der Herrschaften, mit denen sie sich ihr Lebtag arrangiert hatten, ist einmal mehr düpiert.

        1. Tom Gard – Die Amis haben diesem Haufen was sich IStGH nennt schon gedroht, meinen sie
          Putin hätte nicht minder so viel Macht ???
          Nur Dumme Menschen haben noch dümmere als Vorbilder.
          Die BRICS-Staaten werden ihr eigenes TRIBUNAL errichten – und dann ????

          Also müssen wir solche DUMMEN ausmerzen – um in Frieden leben zu können.

        2. Lügen und Halbwahrheiten, wie meistens.

          Ich bin bereit zu wetten, dass Südafrika für Putin wie immer den roten Teppich ausrollt und wenn es auf den Saftladen in den Haag wie alle anderen Souveränen Staaten einfach scheißen muss.

          Südafrika hat das Rome Statute ratifiziert.

          Na und? Scheiß drauf. Oder sonst was?

          Das Strafgerichtshof hat 52 Haftbefehle ausgestellt, 48 davon gegen Afrikaner und 4 gegen Russen. Jedoch nicht gegen George Bush oder Tony Blair. Es hat sich selbst als Instrument des westlichen Neokolonialismus deligitimiert.

  3. Im Grunde wird die multikulturelle Ideologie weiterhin betrieben, ob nu die WEF oder eben multipolar.
    Der einzige Unterschied liegt darin, wie sich jeder Block dazu entscheidet!
    St. Corona leistet seine Arbeit und die verbesserte Welt wird trotzdem viel Elend bringen.
    Die Digitalisierung wird global aufgeteilt, aber im Endeffekt wird das Ergebnis aus dem ‚Wettbewerb‘ das gleiche hervorbringen.

    1. Es gibt im Westen keine multikulturelle Welt. Die Kultur westlicher Länder soll komplett ausgelöscht werden. Deshalb werden in großem Maßstab kulturfremde und bildungsferne Menschen importiert und gleichzeitig die eigene Kultur verächtlich gemacht.

      Eine echter Multikulti erlaubt jeder Kultur so zu sein wie sie ist. Deutschland den Deutschen, Frankreich den Franken und Russland den Russen.

  4. „Von entscheidender Bedeutung dabei ist das Bestreben der BRICS, eine Alternative zum US-Dollar-basierten Finanzsystem zu schaffen und eine neue Leit- und Reservewährung einzuführen.“

    Entscheidend dabei ist, dass die New Development Bank die Schaffung einer eigenen, multinational gestützten Reservewährung anstrebt, die sich im Gegensatz zum Dollar nicht zum schlichten erpressen anderer Staaten einsetzen lässt.
    Diesen grundsätzlichen Unterschied zu erwähnen wird gern ‚vergessen‘, wahrscheinlich, weil diese Unverschämtheit, die Vergabe von Entwicklungskrediten von politischem Wohlverhalten abhängig zu machen, auch innerhalb des Murksprojektes ‚EU‘, garnicht mehr als solche wahrgenommen wird.

    Die BRICS sehen sich Hauptsächlich als Bund zur gegenseitigen wirtschaftlichen Entwicklung, was ein wesentlicher, aber eben nur ein Bestandteil von geopolitischen Bestrebungen, ist. Selbstverständlich ‚könnte‘ es in diesem Kontext ‚möglicherweise‘ geschehen, das eine Regierung in Süd zu den an einen IWF-Kredit geknüpften Bedingungen sagt „Nä, nich son Scheiß schonwieder, lass mal bei NDB fragen was geht“. Da ‚könnte‘ durchaus die Möglichkeit bestehen, das der politische Einfluss der $isten und €kraten zurück geht. Sicher, ist reine Spekulation, weshalb an der Stelle
    „Denn durch die Aufnahme von weiteren Ländern könnte die Staatengruppe als Gegengewicht zum kollektiven Westen noch stärker werden, der im Gegenzug an Einfluss in der Welt verlieren könnte.“
    das verwenden des Konjunktiv vollauf berechtigt ist.

    MfG

    Edit Formatierungszeichen entfernt

  5. Soll doch bitte der Westen und seine Anhänger der Mehrheit der Menschheit selbst überlassen, wie diese die neue Weltordnung nennt. Bisher hat der Nichtwesten, also die freien Nationen, die neue Weltordnung multipolar genannt. Das soll ausdrücken, in der neuen Weltordnung gibt es kein Zentrum, keinen Hegemonen, sondern viele verschiedene Zentren mit ganz unterschiedlichen Interessen. Diese verständigen sich auf Augenhöhe ganz im Sinne der Gleichheit der Nationen.

    Das westliche, eurozentrische Denken kann diesen Ansatz nicht verstehen, denn bisher war es der Westen gewohnt, selbstherrlich zu bestimmen wie die Welt auszusehen habe. Diese menschliche Minderheit hat bisher auf Kosten Mehrheit der Menschheit ein gutes Leben führen können, auch die unteren westlichen Schichten lebten bisher auf Kosten der Mehrheit. Das nennt man imperiale Lebensweise. Aber damit wird bald Schluß sein…

    1. Der Westen (oder bzw die Mehrheit daraus) muss sich definieren, der Rest ist schon lange dort.
      Vor über zehn Jahre wurde mir im fernen Ausland mitgeteilt, wo der exzeptionilismus stehen wird.
      2 Staaten unter den ersten Zehn, der Rest ist unter ferner liefen…
      Jetzt versuche dir mal vorzustellen, was die neue austeritäts Politik erreichen möchte??
      Die Exzeptionalisten stehen im Tal der Idioten, denn, ihre Politik fällt ins grenzenlose…

      1. Deutschland ist ein relativ kleines Land mit weniger Einwohnern als die KP Chinas Mitglieder hat. Das allein drückt die Größenordnung aus!
        Deutschlands Bevölkerung geht zurück, die Chinas auch, aber das ist erwünscht. In Deutschland herrscht eine pessimistische Stimmung, die Leute haben Angst die Verlieren im NATO-Krieg gegen Russland zu sein. Dahingegen herrscht in ganz Asien, das über eine junge Bevölkerung verfügt, eine optimistische Stimmung. Allein aufgrund dieser wenigen Fakten, wem wird die Zukunft gehören?

        1. Den Ameisen natürlich! Denn das sind 10.000 Billionen weltweit.
          Da können die Chinesen nicht mithalten. Und die Stimmung im Ameisenhügel
          ist wahrscheinlich auch viel optimistischer, weil die Ameisen viel jünger sind im Schnitt als die Chinesen. Aufgrund dieser wenigen Fakten, kann man zweifelsfrei schließen, dass die Zukunft den Ameisen gehört.

  6. Mittlerweile weiß ich, wenn ich Alexander Männer und BRICS lese, was ich zu erwarten habe und schaue gleich, ob einer der Kommentatoren mehr als Bautz’ner Senf dazuzugeben hat. Leider heute auch nicht. Zum Glück lebt TomGard noch.

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